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1. Thessalonicherbrief

1. Thessalonicherbrief

Kapitel 1

1:1 Paulus und Silvanus und Timotheus: der Gemeinde zu Thessalonich, in GOtt dem Vater und dem HErrn JEsu Christo. Gnade sei mit euch und Friede von GOtt, unserm Vater, und dem HErrn JEsu Christo!

1:2 Wir danken GOtt allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet ohne Unterlaß.

1:3 Und denken an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung, welche ist unser HErr JEsus Christus vor GOtt und unserm Vater.

1:4 Denn, liebe Brüder, von GOtt geliebet, wir wissen, wie ihr auserwählet seid,

1:5 daß unser Evangelium ist bei euch gewesen nicht allein im Wort, sondern beide, in der Kraft und in dem Heiligen Geist und in großer Gewißheit; wie ihr wisset, welcherlei wir gewesen sind unter euch um euretwillen.

1:6 Und ihr seid unsere Nachfolger worden und des HErrn und habt das Wort aufgenommen unter vielen Trübsalen mit Freuden im Heiligen Geist,

1:7 also daß ihr worden seid ein Vorbild allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja.

1:8 Denn von euch ist auserschollen das Wort des HErrn nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist auch euer Glaube an GOtt ausgebrochen, also daß nicht not ist, euch etwas zu sagen.

1:9 Denn sie selbst verkündigen von euch, was für einen Eingang wir zu euch gehabt haben, und wie ihr bekehret seid zu GOtt von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren GOtt

1:10 und zu warten seines Sohns vom Himmel, welchen er auferwecket hat von den Toten, JEsum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöset hat.
Die Gemeinde zu Thessalonich war von Paulus gegründet worden; durch Timotheus hatte er Nachrichten über sie erhalten, die Ihn bewogen, diesen Brief zu schreiben. Er lobt ihren Zustand im Allgemeinen, erachtet aber bei Einzelnen ernstliche Erinnerungen vor Unkeuschheit, Ungerechtigkeit und unordentlichem Wesen für nöthig. Seine Worte gelten noch immer für alle Christen. – Die drei Hauptstücke im christlichen Leben: Glaube, Liebe, Hoffnung, stellt Paulus in diesem Kapitel zusammen. Er spricht zuerst vom Werk des Glaubens, damit anzudeuten, daß derselbe nicht ein bloßer müßiger Gedanke, eine todte Speculation sein dürfe, sondern ein mächtig, geschäftig und gewaltig Ding sein müsse, das den ganzen Menschen wandelt und neugebiert. Dann redet er von der Arbeit, der Liebe; damit will er sagen, daß die Liebe nicht bloße Empfindung, Liebhaben mit der Zunge, sondern ein Leben mit der That sei, wobei man keine Arbeit, Mühe und Aufopferung scheuen dürfe; er selbst hatte in seiner Liebe zu den Thessalonichern ihnen ein Muster der wahren Liebe gegeben. Endlich redet er von der Geduld in der Hoffnung, anzuzeigen, daß die wahre, von Gott gewirkte Hoffnung nicht eine leere Einbildung, ein Gebilde der Phantasie ist, sondern eine Kraft Gottes, die in der Zeit der Noth uns stark macht zu dulden, zu leiden und durch Geduld und Stille sein zu überwinden. – Nachher rühmt er an den Thessalonichern drei Stücke, daß nämlich das Evangelium bei ihnen gewesen sei in Kraft – im heiligen Geist – und in großer Gewißheit. So leuchteten sie als lebendiges Denkmal der Gnade, als Lichter mitten in der Heidenwelt. Die Apostel standen nicht allein; ganze Gemeinden predigten mit; darum konnte sich damals das Evangelium so schnell ausbreiten. O daß Paulus, wenn er erschiene, daß vor allem Christus auch an uns etwas zu rühmen wüßte am Tage seiner großen Zukunft! Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 2

2:1 Denn auch ihr wisset, liebe Brüder, von unserm Eingange zu euch, daß er nicht vergeblich gewesen ist,

2:2 sondern als wir zuvor gelitten hatten und geschmähet gewesen waren zu Philippi, wie ihr wisset, waren wir dennoch freudig in unserm GOtt, bei euch zu sagen das Evangelium GOttes mit großem Kämpfen.

2:3 Denn unsere Ermahnung ist nicht gewesen zu Irrtum noch zu Unreinigkeit noch mit List,

2:4 sondern wie wir von GOtt bewähret sind, daß uns das Evangelium vertrauet ist zu predigen, also reden wir, nicht als wollten wir den Menschen gefallen, sondern GOtt, der unser Herz prüfet.

2:5 Denn wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen, wie ihr wisset, noch dem Geiz gestellet, GOtt ist des Zeuge.

2:6 Haben auch nicht Ehre gesucht von den Leuten, weder von euch noch von andern.

2:7 Hätten euch auch mögen schwer sein als Christi Apostel; sondern wir sind mütterlich gewesen bei euch, gleichwie eine Amme ihrer Kinder pfleget.

2:8 Also hatten wir Herzenslust an euch und waren willig, euch mitzuteilen nicht allein das Evangelium GOttes, sondern auch unser Leben, darum daß wir euch liebgewonnen haben.

2:9 Ihr seid wohl eingedenk, liebe Brüder, unserer Arbeit und unserer Mühe; denn Tag und Nacht arbeiteten wir, daß wir niemand unter euch beschwerlich wären, und predigten unter euch das Evangelium GOttes.

2:10 Des seid ihr Zeugen und GOtt, wie heilig und gerecht und unsträflich wir bei euch, die ihr gläubig waret, gewesen sind.

2:11 Wie ihr denn wisset, daß wir, als ein Vater seine Kinder, einen jeglichen unter euch ermahnet und getröstet

2:12 und bezeuget haben, daß ihr wandeln solltet würdiglich vor GOtt, der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit.
Nicht nur eine gute Gesinnung sollen wir haben, sondern auch einen würdigen Wandel unter denen, mit welchen wir leben. Diese freilich kennzeichnen sich nicht immer als berufene Reichsgenossen. Sie erscheinen oft als Leute, die keinen Gott und Heiland haben; wenigstens tun sie, wie wenn sie nach keinem Gott und Heiland fragen würden - obgleich es ihnen nicht immer gerade ernst damit ist. Seien diese aber, wer sie wollen, miß dich, lieber Christ, an ihnen: Willst du's geradeso machen wie diese? Willst du etwa denken: Man braucht's nicht immer zu zeigen, wer man ist, man kann seine Sachen auch für sich (im verborgenen) haben - wie viele denken!?
Heißt das aber vor Gott würdig wandeln? Ihnen gegenüber besinne und prüfe dich, ob dein Wandel würdig sei. Wenn man's an dir sieht, daß du's geradeso kannst wie diese, und wenn man sich an dir ebenso ärgern muß, wie man sich an diesen ärgert: dann ist nicht viel an dir und deinem Christentum! Sieht man an dir den Zornigen, den Eigennützigen, den Hitzigen, den Stolzen, den Verdrossenen, den Harten, wie an den andern, so könnte man von dir sagen: „Der kennt auch seinen Heiland noch nicht!“ Da ist's aber doch klar, daß du nicht würdig vor Gott wandelst, wenn die Leute denken müssen, du stündest dem Heiland ferne. Man sollte denken, du könntest selbst auch die Art der“ Welt“ beurteilen, und es müßte diese dir von selbst leicht als eine unrichtige bemerklich werden! Drum miß dich an ihr, ob du nicht auch so bist - und schäme dich, wenn du nicht einen Unterschied findest zwischen dir und ihr in deinem eigenen Wandel und Verkehr. Denn dann wandelst du sicher nicht richtig vor Gott!
Wir sind zum Reiche Gottes berufen und zu Seiner Herrlichkeit, d. h. wir sollen unter denen sein, die Sein eigen sind und unter denen Er einmal wohnen will. Diesem unserm Beruf muß doch wohl jetzt schon unser Wandel und Wesen entsprechend sein. Wird man etwa einmal im Reiche Gottes oder gar in Seiner Herrlichkeit hadern und streiten, neiden und geizig sein, hochmütig und anmaßend, mürrisch und verdrossen, hart und unbarmherzig? „Doch nein“, wirst du sagen, „das wäre übel!“ Schickt sich's aber nun für dich, geradeso zu sein, wie es im Reiche Gottes und in der Versammlung der Gerechten nicht sein soll? Hieße das würdig wandeln vor dem Gott, der zu so Großem berufen hat? Sollte dich's nicht an- treiben, dich möglichst als den zu zeigen, der das schon hat, was er erst noch hofft? Oder willst du unter denen sein, die überall eben das sind, was die andern auch sind: die also im Wald mit den Wölfen heulen - aber im Himmel dann mit den Engeln singen wollen? Wahrlich, da bist du ein Heuchler, wenn du deine böse Art nicht schon jetzt umwandeln magst in die göttliche Art, die allein ein Recht hat in der Herrlichkeit Gottes!
Deine Hoffnung und dein Wandel sollte also zusammenstimmen, so daß man es dir in jedem Worte, in jeder Handlung, in jeder Bewegung ansieht, daß du daran denkst, wozu du berufen bist. So ist's würdiglich vor Gott.
0 lernten wir's allezeit treffen, wie's unsrem Glauben und Hoffen ansteht! (Christoph Blumhardt)

2:13 Darum auch wir ohne Unterlaß GOtt danken, daß ihr, da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, nahmet ihr's auf nicht als Menschenwort, sondern (wie es denn wahrhaftig ist) als GOttes Wort; welcher auch wirket in euch, die ihr glaubet.

2:14 Denn ihr seid Nachfolger worden, liebe Brüder, der Gemeinden GOttes in Judäa in Christo JEsu, daß ihr ebendasselbige erlitten habt von euren Blutsfreunden, das jene von den Juden,

2:15 welche auch den HErrn JEsum getötet haben und ihre eigenen Propheten und haben uns verfolget und gefallen GOtt nicht und sind allen Menschen wider,

2:16 wehren uns, zu sagen den Heiden, damit sie selig würden, auf daß sie ihre Sünden erfüllen allewege; denn der Zorn ist schon endlich über sie kommen.

2:17 Wir aber, liebe Brüder, nachdem wir euer eine Weile beraubet gewesen sind nach dem Angesichte, nicht nach dem Herzen, haben wir desto mehr geeilet,euer Angesicht zu sehen, mit großem Verlangen.

2:18 Darum haben wir wollen zu euch kommen (ich, Paulus) zweimal; und Satanas hat uns verhindert.

2:19 Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhms? Seid nicht auch ihr's vor unserm HErrn JEsu Christo zu seiner Zukunft?

2:20 Ihr seid ja unsere Ehre und Freude.
In diesem Kapitel erinnert Paulus zuerst an seinen ächtapostolisches Benehmen in Thessalonich und an die erwünschte Frucht seiner Arbeit unter ihnen; zum Schluß drückt er sein Verlangen aus, sie wiederzusehen. Er kann gar nicht genug rühmen, daß die Thessalonicher so willig das Evangelium aufgenommen haben und sich durch die Schmach, die ihm in Philippi widerfahren war, nicht hatten daran hindern lassen. Freilich hatte er auch so zu ihnen gesprochen, daß sie bald inne wurden, er sei weder ein Betrogener noch ein Betrüger, er rede in göttlicher Wahrhaftigkeit als aus Gott und vor Gott, der ihn als seinen Apostel bewähre durch Zeichen und Wunder. Er ließ sie nicht die Macht seines apostolischen Ansehns fühlen, wie er wohl hätte thun können, sondern behandelte sie so mütterlich wie eine Amme, und theilte ihnen nicht nur die Milch, das Evangelium, mit, er wollte ihnen auch das Leben mittheilen; dann ermahnte er sie wieder so ernst wie ein Vater, und nahm die Stellung eines musterhaften Seelsorgers bei ihnen ein, der dreierlei an ihnen that: sie ermahnte, auf’s ernstlichste ihnen den Willen Gottes vorstellete und in sie drang, demselben Folge zu leisten; sie tröstete und wieder aufrichtete, wenn sie vor Gott sich beugten und ihren Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit kund gaben; und bezeugte, auf den Herrn hinwies, in dessen Namen er ermahnen, bitten, strafen, trösten sollte. Weil der Apostel aber war gezwungen worden, eilend und in der Nacht Thessalonich zu verlassen, darum verlangte ihn so sehr seine geliebten Kinder daselbst wieder zu sehen. Welch ein liebliches Gemälde der apostolischen Thätigkeit und des apostolischen Herzens! An ihm sieht man, was aus einem Menschen werden kann, wenn Gott der Herr ihn beruft zu seinem Reiche und er dem Rufe nicht widerstrebt, sondern Folge leistet. O Herr, mache auch aus mir etwas für Dein Reich zum Ruhme Deiner Herrlichkeit! Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 3

3:1 Darum haben wir's nicht weiter wollen vertragen und haben uns lassen wohlgefallen, daß wir zu Athen allein gelassen würden,

3:2 und haben Timotheus gesandt, unsern Bruder und Diener GOttes und unsern Gehilfen am Evangelium Christi, euch zu stärken und zu ermahnen in eurem Glauben,

3:3 daß nicht jemand weich würde in diesen Trübsalen; denn ihr wisset, daß wir dazu gesetzt sind.

3:4 Und da wir bei euch waren, sagten wir's euch zuvor, wir würden Trübsal haben müssen; wie denn auch geschehen ist, und ihr wisset.

3:5 Darum ich's auch nicht länger vertragen, hab' ich ausgesandt, daß ich erführe euren Glauben, auf daß nicht euch vielleicht versucht hätte der Versucher, und unsere Arbeit vergeblich würde.

3:6 Nun aber, so Timotheus zu uns von euch kommen ist und uns verkündiget hat euren Glauben und Liebe, und daß ihr unser gedenket allezeit zum besten und verlanget nach uns zu sehen, wie denn auch uns nach euch,

3:7 da sind wir, liebe Brüder, getröstet worden an euch in aller unserer Trübsal und Not durch euren Glauben.

3:8 Denn nun sind wir lebendig, dieweil ihr stehet in dem HErrn.

3:9 Denn was für einen Dank können wir GOtt vergelten um euch für alle diese Freude, die wir haben von euch vor unserm GOtt?

3:10 Wir bitten Tag und Nacht fast sehr, daß wir sehen mögen euer Angesicht und erstatten, so etwas mangelt an eurem Glauben.

3:11 Er aber, GOtt, unser Vater, und unser HErr JEsus Christus schicke unsern Weg zu euch.

3:12 Euch aber vermehre der HErr und lasse die Liebe völlig werden untereinander und gegen jedermann (wie denn auch wir sind gegen euch),

3:13 daß eure Herzen, gestärket, unsträflich seien in der Heiligkeit vor GOtt und unserm Vater auf die Zukunft unsers HErrn JEsu Christi samt allen seinen Heiligen.
Aus den ersten Versen sehen wir, wie schwer es dem Apostel wurde, in dem abgöttischen Athen, wo das Evangelium so wenig Eingang fand, allein gelassen zu werden. Alle jene herrlichen Werke der Kunst waren nicht im Stande, ihm den Jammer und das Elend Derer zu verbergen, die ohne Christum und ohne Hoffnung und ohne Gott waren in dieser Welt. Wir, die wir mitten in der Christenheit leben, haben keinen Begriff davon, wie einsam und verlassen die Boten Gottes sich oft mitten in den heidnischen Städten fanden und noch finden. – Paulus trug die zärtlichste Sorge, daß das Werk Gottes in den Herzen der Thessalonicher ja nicht in’s Stocken gerathe. Denn wenn auch unser Wissen hienieden Stückwerk ist und bleibt, unser Glaube soll nicht Stückwerk, sondern etwas Ganzes sein, den ganzen Christus, das ganze Evangelium ergreifen, es soll jeder darnach ringen, daß er vollkommen in Christo sich darstelle. Je völliger der Glaube in uns wird, je mehr er fortschreitet, desto reicher und voller entfaltet sich auch die brüderliche Liebe unter einander und gegen jedermann die Unsträflichkeit in der Heiligung und die Zubereitung auf das große Ziel aller Gläubigen, den Tag der Zukunft unseres Herrn Jesu Christi. Es ist daher alles Gerede von Unsterblichkeit, alle Ausmalungen und Beschreibungen vom Himmel und Wiedersehen, das wir bei denen finden, die Christum nicht haben, ein leeres Geschwätz oder höchstens ein ungewisses Umhertappen, ein Dämmern der Ahnung, wie wir es bei edlen Heiden auch finden; aber keine lebendige und gewisse Hoffnung, wie sie nur der auf dem göttlichen Worte gegründete Glaube an Christum zu erzeugen vermag. Welche Verkehrtheit, diese verlassen und einem elenden Brette sich anvertrauen durch das ungestüme Meer des Lebens und die Abgründe des Todes! Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 4

4:1 Weiter, liebe Brüder, bitten wir euch und ermahnen in dem HErrn JEsu (nachdem ihr von uns empfangen habt, wie ihr sollet wandeln und GOtt gefallen), daß ihr immer völliger werdet.

4:2 Denn ihr wisset, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den HErrn JEsum.

4:3 Denn das ist der Wille GOttes, eure Heiligung, daß ihr meidet die Hurerei,

4:4 und ein jeglicher unter euch wisse sein Faß zu behalten in Heiligung und Ehren,

4:5 nicht in der Lustseuche wie die Heiden, die von GOtt nichts wissen;

4:6 und daß niemand zu weit greife noch übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der HErr ist der Rächer über das alles, wie wir euch zuvor gesagt und bezeuget haben.

4:7 Denn GOtt hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Heiligung.

4:8 Wer nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern GOtt, der seinen Heiligen Geist gegeben hat in euch.

4:9 Von der brüderlichen Liebe aber ist nicht not, euch zu schreiben; denn ihr seid selbst von GOtt gelehret euch untereinander zu lieben.

4:10 Und das tut ihr auch an allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder, daß ihr noch völliger werdet.

4:11 Und ringet danach, daß ihr stille seid und das Eure schaffet und arbeitet mit euren eigenen Händen, wie wir euch geboten haben,

4:12 auf daß ihr ehrbarlich wandelt gegen die, die draußen sind, und ihrer keines bedürfet.

4:13 Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht verhalten von denen, die da schlafen, auf daß ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.

4:14 Denn so wir glauben, daß JEsus gestorben und auferstanden ist, also wird GOtt auch, die da entschlafen sind durch JEsum, mit ihm führen.

4:15 Denn das sagen wir euch als ein Wort des HErrn, daß wir, die wir leben und überbleiben in der Zukunft des HErrn, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen.

4:16 Denn er selbst, der HErr, wird mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels und mit der Posaune GOttes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst.

4:17 Danach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselbigen hingerückt werden in den Wolken dem HErrn entgegen in der Luft; und werden also bei dem HErrn sein allezeit.
Bei diesen Worten des Paulus ist zu bemerken, daß er von der Wiederkunft Christi redet: Da werden dann die Toten in Christus zuerst auferstehen und mit dem HErrn kommen, und die Seinen auf Erden, die noch leben, werden verwandelt und Ihm entgegengerückt werden in der Luft. Diese beiden wird der HErr mit sich führen, um sie dann allezeit bei Sich sein zu lassen. Drum sagt der Apostel am Schluß: „Wir werden bei dem HErrn sein allezeit.“
Das „Sein bei dem HErrn“ geht in seiner vollen Wirklichkeit erst dann an, wenn der HErr erschienen sein wird. Den Entschlafenen, sofern sie in dem HErrn entschlafen sind, wird's bis dahin schon wohl gehen. Sie bedürfen keines Trostes mehr. Sie werden getröstet wie Lazarus in Abrahams Schoß. Wir aber bedürfen des Trostes unter den schweren Kämpfen und Anfechtungen, die wir in dieser Welt durchzumachen haben. Da, so meint nun Paulus, sollten wir uns untereinander trösten.
Die Thessalonicher übrigens bedurften zunächst um der Entschlafenen willen eines Trostes; denn sie meinten, diese werden - weil sie vor der Zukunft Christi gestorben seien - bei Seiner Wiederkehr zu kurz kommen. Das machte sie um so trauriger, weil sie denken konnten, sie müßten etwa auch noch sterben, ehe der HErr käme; und dann würden sie in gleicher Weise Schaden leiden! Statt dessen spricht Paulus ein tröstliches Wort sowohl mit Bezug auf die Verstorbenen als mit Bezug auf die Lebenden: der HErr werde auf gleiche Weise für beide sorgen, damit sie's ohne Unterschied erlangen würden, bei Ihm zu sein allezeit.
Unterdessen hat sich freilich die Zukunft des HErrn verzogen; und wir sind nicht mehr in solcher Weise um unsre Verstorbenen bekümmert - wenn wir diese nur im HErrn gestorben wissen! Aber des Trostes bedürfen wir doch noch zu sehr, unsretwegen. Und wie wir uns trösten sollen, das sagt Paulus auf eine jetzt noch gültige Weise.
Wir sollen uns nämlich, das liegt in den Worten des Paulus, gegenseitig unsre Hoffnungen vorhalten: Wir sollen uns die großen Dinge, die geschehen werden zur endlichen Erlösung aller Kreatur, vergegenwärtigen und unter den Mühen dieses Lebens uns miteinander in die freudige Zeit versetzen, da wir ausgeweint haben und bei dem HErrn allezeit und unverrückt sein werden. Es genügt nicht, wenn wir uns nur so im Allgemeinen die himmlische Seligkeit vergegenwärtigen, ohne uns dabei die Art, wie sich diese endlich gestaltet, vorzustellen. Wir können uns viel besser trösten, wenn wir's uns recht deutlich sagen: wie unser lieber HErr Jesus Christus wiederkommen werde vom Himmel und wie Er dann zuerst die Entschlafenen - soweit sie in Christus sind - aus den Gräbern holen werde; wie er hierauf auch uns, falls wir noch leben würden, rufen werde als solche, die Er nun nicht mehr von Seiner Seite lassen wolle!
Ach, lernten wir uns so miteinander trösten! Wie würde uns dies auch zu einer Ermunterung dienen, um das Kommen des HErrn, das zur Vollendung des Ganzen so nötig ist, zu bitten! Es würde uns stärken, auszuharren in Geduld und Glauben, wenn namentlich die entscheidenden Zeiten näher rücken! (Christoph Blumhardt)

4:18 So tröstet euch nun mit diesen Worten untereinander!
Nach den einzelnen Ermahnungen zur Keuschheit, Gerechtigkeit, Bruderliebe und stillen Thätigkeit, macht der Apostel Eröffnungen über das Schicksal der Gläubigen bei der Auferstehung, und schreibt: „So wir glauben, aß Jesus gestorben und auferstanden ist, so glauben wir auch, daß Gott, die da entschlafen sind, durch Jesum und im Glauben an Ihn, mit Ihm in den Himmel führen werde; gleich wie Jesus bei seiner Himmelfahrt diejenigen, welche bei seiner Auferstehung die Gräber verließen und Vielen in Jerusalem erschienen, mit sich geführt und mit ihnen seinen herrlichen Einzug in den Himmel gehalten hat. Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, (als eine bisher verborgene Offenbarung, die Paulus unmittelbar von Christo empfangen), daß die, die da leben und überbleiben, mögen nun wir es sein oder Andere, bei der Wiederkunft des Herrn werden denen nicht zuvorkommen, die schon vorher gestorben sind, nicht vor ihnen zur Herrlichkeit erhoben werden, in dieser Beziehung keinen Vorzug vor ihnen haben; denn bei der großartigen Wiederkunft des Herrn werden zuerst die bereits Verstorbenen auferweckt werden, und unmittelbar darauf die übriggebliebenen Lebenden, verwandelt und verklärt ihrem Leibe nach, dem von einer gewissen Erhöhung über die Erde sich offenbarenden und Lebende und Auferstandene zu sich erhebenden Herrn entgegengerückt werden, und dann werden die Auferstandenen wie die Verwandelten bei dem Herrn allezeit und ohne Unterbrechung selig mit Ihm leben.“ Dieser Antheil an der Herrlichkeit Christi ist das Ziel und die Vollendung; alle Verwandlungen sind nur die Mittel und Wege dahin. Wohl jedem, der zu diesem Ziele gelangt! Wohl uns, wenn die Hoffnung der zukünftigen fröhlichen Auferstehung in uns fest gegründet ist, und diese Hoffnung uns sowohl tröstet bei allen Betrübnissen und Verlusten dieser Zeitlichkeit, als auch ermuntert und stärkt, durch Buße, Glauben und Heiligung zu wachsen bis ans Ende! Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 5

5:1 Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist nicht not, euch zu schreiben.

5:2 Denn ihr selbst wisset gewiß, daß der Tag des HErrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht.

5:3 Denn wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr! so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleich wie der Schmerz ein schwanger Weib, und werden nicht entfliehen.

5:4 Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife.

5:5 Ihr seid allzumal Kinder des Lichts und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.

5:6 So lasset uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein.
Ein erweckter Christ, auch der eifrigste, hat sich vor nichts mehr zu fürchten als vor dem Einschlafen. Je höher die Flamme der Inbrunst steigt, desto tiefer sinkt sie herab. Je schneller das Feuer auflodert, desto schneller erlischt es wieder, wenn nicht immer Reiser zugelegt werden. Wer schläft, dem scheint die Sonne nicht. Wer nicht erwacht oder sich nicht losreißt von Trägheit, nicht sein Auge erhebt, den erleuchtet Christus, das Licht, nicht. Wachsamkeit, Nüchternheit muß täglich erneuert werden, sonst werden wir den andern Todten in dieser Welt, die nie vom Schlafe oder Tode erwachten, gleich werden und gleichen Lohn empfangen, wenn wir mit ihnen im Schlafe gefunden werden, von dem, der wie ein Dieb in der Nacht kommt. Paulus schrieb obige Worte auch an erweckte, begnadigte Christen zu Ephesus und Thessalonich, die er übrigens sehr lobte. Aber auch in der besten Gemeinde, unter den Eifrigsten giebt es doch immer Einige, die sich zum Schlafen sehr hinneigen, die immer des Weckens bedürfen, wenn sie nicht im Tode entschlafen sollen. Manche träumen im Schlafe so lebhaft, daß sie sich für wachend und lebendig halten. Sie zürnen, wenn man sie wecken will. Diese haben den stärksten Schlaf, die nur Gott mit einer starken Weckstimme, oder mit tüchtigen Schlägen und Stößen wecken kann. Der Herr wolle durch seine Gnade uns Alle wecken, wir mögen sanft oder stark schlafen. Denn die schlafenden Jungfrauen verschlafen die Hochzeit, und übersehen den Bräutigam. Sie kommen zu spät - nach der Thorsperre. (Johannes Gossner)

5:7 Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da trunken sind, die sind des Nachts trunken.

5:8 Wir aber, die wir des Tages sind, sollen nüchtern sein, angetan mit dem Krebs des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit.

5:9 Denn GOtt hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern HErrn JEsum Christum,

5:10 der für uns gestorben ist, auf daß, wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben sollen.

5:11 Darum ermahnet euch untereinander und bauet einer den andern, wie ihr denn tut.

5:12 Wir bitten euch aber, liebe Brüder, daß ihr erkennet, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dem HErrn und euch vermahnen.

5:13 Habt sie desto lieber um ihres Werks willen und seid friedsam mit ihnen.

5:14 Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder, vermahnet die Ungezogenen, tröstet die Kleinmütigen, traget die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.

5:15 Sehet zu, daß niemand Böses mit Bösem jemand vergelte, sondern allezeit jaget dem Guten nach, beide, untereinander und gegen jedermann.

5:16 Seid allezeit fröhlich!

5:17 Betet ohne Unterlaß!

5:18 Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille GOttes in Christo JEsu an euch.

5:19 Den Geist dämpfet nicht!

5:20 Die Weissagung verachtet nicht!

5:21 prüfet aber alles und das Gute behaltet!

5:22 Meidet allen bösen Schein!

5:23 Er aber, der GOtt des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt der Seele und Leib müsse behalten werden unsträflich auf die Zukunft unsers HErrn JEsu Christi.

5:24 Getreu ist er, der euch rufet, welcher wird's auch tun.
Wenn der HErr ruft, so ist's mit der bestimmten Absicht, mit dem bestimmten Vorsatz, daß Er's auch tun (d.h. Seine Pläne durchführen) wolle und werde. Gott kann nicht mit halbem Sinn rufen; sondern wenn Er einmal ruft, so ruft Er mit ganzem Herzen. Den Menschen, den Er ruft, den will Er haben, dem will Er alles geben und an ihm alles ausführen, was Er sich vorgenommen hat und wozu Er ruft.
Solche Absicht hat Er nicht etwa heute, um sie morgen wieder fallen zu lassen. Er bleibt dabei; und das ist's, wenn es im Spruch heißt: „Treu ist Er.“
Viele scheinen sich freilich Gott als einen wankelmütigen Gott vorzustellen, der heute so, morgen so wolle - oder gar heute selig mache, morgen verdamme. Lernen wir doch an Seine Treue glauben! Und hören wir auf zu zweifeln, wenn Er gerufen hat - als ob's dem lieben Gott nicht recht ernst wäre, wenn Er rufe, oder als ob Er Seinen Sinn ändern würde! Alles ist uns gegeben und zugesichert, wenn wir einmal Seinen Ruf vernehmen; und wir dürfen's nehmen, wie wenn wir alles schon hätten, sobald wir uns haben gleichsam bei unsrem Namen rufen hören.
Tun also will Er's, wenn Er ruft. Aber freilich, oft will Er wohl; aber dich muß Er auch dabei haben! Dir muß es auch aufrichtig um Ihn zu tun sein. Du mußt folgen, kommen, wenn Er ruft. Du mußt Ihm mit völligem Herzen untertan sein, darfst nicht dreinreden und es nicht nach deinem Kopf haben wollen. Du darfst nicht mit halbem Sinn kommen. Du darfst nicht, mit einem Wort, der sein, wofür du Ihn oft hältst: der heute Ja sagt und morgen Nein und immer zwischen Ja und Nein steht!
Ist's recht bei dir und deiner Gesinnung, so bringt's Gott sicher mit dir zum Ziel. Wankelmütige, Unredliche, Unaufrichtige lassen gleichsam den lieben Gott im Stich, wenn Er ihnen helfen und Gutes tun will. Dann kann Er's nicht mit ihnen fertigbringen. Gott aber wird's tun, solange du dem Herzen nach treu bist. Es kann nicht fehlen, denn Er ist treu! Auch auf dein Gefühl darfst du nicht achten.
So tun's zwar viele, da sie sagen, sie empfinden ja nichts von dem Frieden in sich, von der Gewißheit der Vergebung der Sünden und ihrer Seligkeit! Gefühl her und hin: Er hat dich gerufen, und Er ist treu, und Er tut's, wenn nur dein Herz Ihm anhangt!
Am meisten in Zweifel bringen können uns Fehler, die wir machen, Torheiten und Sünden, in die wir unwissentlich - freilich leider oft auch wissentlich hineingeraten. Allerdings erschweren wir damit dem lieben Gott Sein Werk an uns. Aber verhindern kann's Ihn nicht, solange auf deiner Seite das gerade, offene, aufrichtige, immer wieder sich schuldig gebende und immer wieder es neu anfassende Herz ist. Auch bei Schwachheiten, über die du nicht Meister wirst - wie man denn in manchem zeitlebens mit sich zu kämpfen hat und immer wieder zu Fall kommt - darfst du nicht zweifeln. Der HErr wird nicht dein Unvermögen - ~ das Er ja vorher wußte -, sondern nur deinen Willen ansehen, deine Sorge, deine Bekümmernis, deinen Eifer, deinen Ernst, deine Aufrichtigkeit. An uns, das will der Spruch sagen, liegt's einzig und allein, wenn's nicht gehen will: weil wir's nicht gläubig erfassen und weil wir keine (ganzen) Herzen für Ihn haben.
Glaub's dem Apostel: Er, der gerufen hat, ist treu und tut's bei aller deiner Schwachheit! Geht's etwa nicht, so darfst du die Schuld nicht auf Ihn schieben!
Zusatz: Zu 1. Thessalonicher 5,24 Zweifel an der Treue Gottes
Manche werden in Angst gebracht, wenn sie etwa einen Judas ansehen, der auch gerufen war - und doch verloren ging! Sie fragen, warum es doch der HErr mit diesem Judas nicht habe zuwege bringen können, daß er sein Bistum (Amt) bewahrt hätte? Und so denken sie weiter: Wenn's bei ihm fehlte - wie leicht könnte es auch bei ihnen fehlen!
Aber wenn doch nur einmal Judas ähnlich gedacht hätte, wie diese da sagen: daß er auch Angst bekommen hätte, ob's auch mit ihm gut hinausliefe?! Er wäre sicherlich nicht verloren gegangen. Denn die Angst und Sorge um sein Seelenheil ist bei einem Menschen der Ausdruck der Aufrichtigkeit.
Wer aber bei bösen Neigungen, bei wirklichen Untreuen - wie sie sich Judas als Träger des Beutels und sonst erlaubte -, bei Regungen des Stolzes, der Eigenliebe und Empfindlichkeit sicher bleibt; wer ferner bei freundlichen Warnungen und Mahnungen ärgerlich und zornig wird, als tue man ihm Unrecht oder als beehre man ihn nicht genug; und wer niemals Miene macht, daß er sich demütigen und ändern wollte: der mag es bei solchem störrigen Sinn - welcher sich auch ins äußerlich-fromme Leben hereinschleichen kann - so weit bringen, daß auch der liebe Gott es nicht mehr über ihn gewinnt!
Für einen Petrus kann der HErr schon noch wirksam beten wie auch für die andern (Jünger), daß doch ihr Glauben nicht aufhöre, da Satan sie sichten wollte; denn sie selbst kamen für sich in Sorge und Angst, erkannten also aufrichtig und redlich ihre Schwachheit. Gaben es ja doch die Jünger mit ihrem: „HErr, bin ich's?“ deutlich zu erkennen, wie sie sich selbst wenig zutrauten und wie sie über die Befürchtung noch nicht hinübergekommen waren, etwa gar auch noch Verräter werden zu können; denn es schien in ihnen aus Anregung des Satans gekämpft zu haben. Solchen Seelen kann der HErr helfen.
Aber bei selbstsüchtigen, geistlich hoch stehenden (hochfahrenden, hochmütigen), dem Geiz ergebenen, geheim-tückischen Christen - wie man sie je und je trifft -, mag's allerdings auch dem lieben Gott schwer werden, es mit ihnen hinauszubringen (zur Rettung). Aber zugedacht hat's ihnen der HErr mit festem Willen - wiewohl Er nur einladen und rufen, aber niemandem sich aufdringen kann. Wer ernstlich will, daß es Gott an ihm tue: Wahrlich, an dem tut Er's auch!
Manchmal ist's übrigens bei gewissen Leuten ein bißchen Unart, wenn sie dem lieben Heiland gleichsam vorhalten wollen: „Es hat doch auch beim Judas und sonst gefehlt - und so könnte mir's auch fehlen oder könntest Du mich gleichermaßen aufgeben!“ Denn das sieht einem Widerspruch gleich, als wollten sie sagen: „Man darf eben doch Deinem Wort nicht ganz trauen!“
Wer so denkt und wer überhaupt alles und alles so auf den Heiland werfen und Dem immer nur die Schuld geben will, wenn er selbst, wie er sagt, nicht besser sei: der steht gefährlich! Hüte Dich vor solchem unkindlichen, Ihm gewiß sehr unliebsamen Wesen! Du aber (d. h. vielmehr) rege dich und traue und glaube! Und „schaffe nur deine Seligkeit mit Furcht und Zittern“, daß du nicht ein Dieb werdest wie Judas oder ein Betrüger wie Ananias und Sapphira oder ein Weltling wie Demas oder ein Fresser und Säufer und Mißhandler deines Gesindes und anderer wie jene Knechte, die der HErr „zerscheitern wird an Seinem Tage“, oder überhaupt ein Übeltäter, den der HErr „einst nicht kennt“! Nur solcherlei Leuten kann's mißlingen.
Hast du aber noch Furcht Gottes in dir, daß du nicht so sein willst, so tut der HErr das Seine. Er läßt dich nicht im Stich - wenn du nicht durch Mißtrauen, durch Ausweichen und Weglaufen Ihn im Stich lässest! (Christoph Blumhardt)

5:25 Liebe Brüder, betet für uns!

5:26 Grüßet alle Brüder mit dem heiligen Kuß.

5:27 Ich beschwöre euch bei dem HErrn, daß ihr diesen Brief lesen lasset allen heiligen Brüdern.

5:28 Die Gnade unsers HErrn JEsu Christi sei mit euch! Amen.
Paulus hat Recht, wenn er bei der Unbekanntschaft mit der Zeit der Zukunft Christi uns auffordert, zu wachen und gerüstet zu sein. Hätte er die Worte 4,15: „wir, die wir leben und überbleiben“ so gemeint, als erwarte er selbst noch zu seinen Lebzeiten die Wiederkunft des Herrn, so hätte er ja allerdings von den Zeiten und Stunden geschrieben, was er hier V. 1. verneint; es hätte dann nur höchstens vierzig Jahre mit der Wiederkunft Christi anstehen können. Aber er läßt sie ausdrücklich unbestimmt, um desto nachhaltiger zur Wachsamkeit die Kinder des Lichts zu ermahnen. Denn die Kinder der Welt wachen nicht, sie liegen im tiefen Schlafe. Und wenn auch der Herr einhertritt wie die Wetter vom Mittag, wenn auch seine Pfeile ausfahren wie ein Blitz, so vernehmen die Schlaftrunkenen von dem Allen nichts, schlafen ihren Todesschlaf fort, und so sie auch einmal einen Augenblick aufgerüttelt werden durch die Schrecken ihrer Schicksale, so kommt es doch nicht zum Nüchternwerden; mit allerlei klugen Deutungen und Ausreden wiegen sie sich wieder in den Schlummer. Ein Mensch, der im Herrn lebt, verhält sich daher zu einem natürlichen Menschen wie ein Wachender zu einem Schnarchenden im tiefen Schlaf, zu einem Träumenden oder Mundsüchtigen. Um sich desto mehr an die Nothwendigkeit des Wachens zu erinnern, gebrauchten die Christen in den ersten Jahrhunderten oft den Namen Gregorius, d.h. ein Wachender. Diese Wachsamkeit ist die nothwendige Folge des Lichts, das den Gläubigen aufgegangen ist und scheint: am hellen Tage ist es schwer, zu schlafen oder nicht zu sehen. Diese Wachsamkeit ist die treuste Hüterin der Gnade; weil der Christ kein Nachtschwärmer ist, weiß er auch, was am Tage zu thun ist; er kennt die Zeit und weiß sie recht zu benutzen, er durchblickt die Gefahren und überwindet sie mit den Waffen des Lichts, er flieht die Finsterniß und sucht das Licht, bis er es ganz ertragen kann in dem ewigem Erbe. Herr, mache auch mich je länger je mehr zu einem solchen Freunde und Kinde Deines göttlichen Lichts und Lebens! Amen. (Friedrich Arndt)

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