Luther, Martin - Über den wahren seligmachenden Glauben

Luther, Martin - Über den wahren seligmachenden Glauben

(Aus der Vorrede zum Römerbrief)

Glaube ist nicht der menschliche Wahn und Traum, den Etliche für Glauben halten, und wenn sie sehen, daß keine Besserung des Lebens, noch gute Werke folgen, und doch vom Glauben viel hören und reden können, fallen sie in den Irrthum und sprechen: Der Glaube sey nicht genug, man müsse Werke thun, soll man fromm und selig werden. Das macht, wenn sie das Evangelium hören, so fallen sie daher, und machen ihnen aus eigenen Kräften einen Gedanken im Herzen, der spricht: Ich glaube; das halten sie dnan für einen rechten Glauben. Aber wie es ein menschlich Gedicht und Gedanken ist, den des Herens Grund nimmer erfähret, also thut er auch nichts, und folget keine Besserung hernach.

Aber der Glaube ist ein göttlich Werk in uns, das uns wandelt und neu gebieret aus Gott, Joh. 1,13. und tödtet den alten Adam, machet uns ganz andere Menschen von Herzen, Muth, Sinn und allen Kräften, und bringt den heiligen Geist mit sich. O es ist ein lebendig, geschäftig, thätig, mächtig Ding um den Glauben, daß unmöglich ist, daß er nicht ohne Unterlaß sollte Gutes wirken. Er fragt auch nicht, ob gute Werke zu thun sind? sondern ehe man fraget, hat er sie gethan, und ist immer im Thun. Wer aber nicht solche Werke thut, der ist ein glaubloser Mensch, tappet und siehet um sich nach dem Glauben und guten Werken, und weiß weder was Glaube noch gute Werke sind, wäschet und schwatzet doch viel Wort vom Glauben und guten Werken. Glaube ist eine lebendige, erwegende Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiß daß er tausendmal darüber stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntniß göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig und lustig gegen Gott und alle Kreaturen, welches der heilige Geist thut im Glauben. Daher der Mensch ohne Zwang willig und lustig wird, Jedermann Gut'S zu thun, Jedermann zu dienen, Allerlei zu leiden, Gott zu Lieb und Lob, der ihm solche Gnade gezeigt hat. Also daß unmöglich ist, Werk vom Glauben scheiden, ja so unmöglich, als Brennen und Leuchten vom Feuer mag geschieden werden. Darum siehe dich vor, vor deinen eigenen falschen Gedanken, und unnützen Schwätzern, die vom Glauben und guten Werken klug seyn wollen zu urtheilen, und sind die größten Narren. Bitte Gott, daß er den Glauben in dir wirke, sonst bleibest du wohl ewig ohne Glauben, du dichtest und thust, was du willt oder kannst.

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