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Kolosser, Kapitel 2

Kolosser, Kapitel 2

2:1 Ich lasse euch aber wissen, welch einen Kampf ich habe um euch und um die zu Laodizea und alle, die meine Person im Fleisch nicht gesehen haben,

2:2 auf daß ihre Herzen ermahnt und zusammengefaßt werden in der Liebe und zu allem Reichtum des gewissen Verständnisses, zu erkennen das Geheimnis Gottes, des Vaters und Christi,

2:3 in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
Aller Quellen und Flüsse Ursprung ist das Meer, aller Güte und Erkenntniß unser Herr Jesus Christus.' Keuschheit des Fleisches, Liebe des Herzens, Geradheit des Willens entspringen aus diesem Quell, und wenn Jemand durch Geistesgaben sich auszeichnet, durch Beredtsamkeit glänzt, durch Eitlen gefällt, so hat er es eben daher. Wie nun die Wasserströme in geheimen und unterirdischen Gängen immer wieder in's Meer zurückeilen, um von da in beständiger Regelmäßigkeit neu hevorzubrechen, warum sollen nicht auch die geistlichen Bäche, damit sie den Herzensacker zu erquicken nicht aufhören, ohne Unterlaß in ihre ursprüngliche Quelle zurückgeleitet werden? Von wo sie ausgegangen, die Gnadenströme, dahin sollen sie zurückgehen, um neu zu stießen. Wie geschieht das? sprichst du. Der Apostel antwortet: Seid dankbar in allen Dingen! Was du also an Weisheit, was du an Tugend zu haben meinst, das schreibe nicht deiner, sondern Gottes Kraft und Weisheit, Christo, zu und danke ihm. Und das sei kein verstellter Dank, wie er von Heuchlern, auch kein Dank blos äußerlicher Gewohnheit, wie er von Weltmenschen gebracht wird, auch kein gezwungener, wie man Thiere zum Lasttragen nöthig, sondern er komme, wie es sich für lebendige Glieder Christi ziemt, aus lauterer Gesinnung, ernster Andacht und wahrer Freudigkeit. (Christian Wilhelm Spieker)

2:4 Ich sage aber davon, auf daß euch niemand betrüge mit unvernünftigen Reden.

2:5 Denn ob ich wohl nach dem Fleisch nicht da bin, so bin ich doch im Geist bei euch, freue mich und sehe eure Ordnung und euren festen Glauben an Christum.

2:6 Wie ihr nun angenommen habt den HERRN Christus Jesus, so wandelt in ihm
Das Leben des Glaubens wird als ein Annehmen dargestellt; und das ist eine Tätigkeit, die das gerade Gegenteil in sich schließt von allem, was von ferne einem Verdienst gleich sieht. Es ist einzig und allein die Empfangnahme einer Gabe. Gleichwie die Erde den Regen trinkt, wie das Meer die Ströme aufnimmt, wie die Nacht das Licht der strahlenden Sterne empfängt, so haben wir, die wir nichts zu geben vermögen, freien Anteil an der Gnade Gottes. Die Vorstellung, dass wir etwas empfangen, erweckt den Gedanken an eine Verwirklichung; die Sache, an die wir denken, wird uns dadurch zur Wahrheit. Man kann nicht wohl einen Schatten empfangen; wir empfangen das, was wirklichen Bestand hat: so verhält sich‘s im Glaubensleben: Christus wird uns zu einer Wirklichkeit und Wahrheit. So lange wir ohne Glauben sind, bleibt uns Jesus ein bloßer Name, ein Mensch, der vor langer Zeit einmal lebte, vor so langer Zeit, dass sein Leben für uns nur geschichtlichen Wert hat. Durch den Glauben wird uns der Herr Jesus im Gemüt zu einer wirklichen Person, an der unser Herz Anteil hat. Aber das Annehmen bedeutet zugleich ein Ergreifen, ein Besitznehmen. Die Sache, die ich annehme, wird mein Eigentum; ich eigne mir an, was mir gegeben wird. Wenn ich Jesum annehme, so wird Er mein Heiland, so mein eigen, dass weder Leben noch Tod Ihn mir wieder entreißen können. Das alles heißt, Christum annehmen, Ihn empfangen als eine freie Gabe Gottes; Ihn meinem Herzen zur Wahrheit machen, und Ihn mir aneignen. Das Heil kann angesehen werden als das Gesicht, das der Blinde empfängt, als das Gehör, das dem Tauben geschenkt wird, als das Leben, das dem Toten gegeben wird; aber wir haben nicht allein diese Gaben empfangen, sondern wir haben den Herrn Christum Jesum selbst angenommen. Es ist wahr, Er hat uns das Leben gegeben vom Tode; Er hat uns Vergebung der Sünde geschenkt; Er hat uns seine Gerechtigkeit zugerechnet. Das alles sind köstliche Dinge; aber wir begnügen uns nicht damit; wir haben Christum selber angenommen. Der Sohn Gottes ist in uns ausgegossen, und wir haben Ihn empfangen und angenommen. Wie voll muss doch unser Herz von Jesu werden; denn der Himmel und aller Himmel Himmel können Ihn nicht fassen. (Charles Haddon Spurgeon)


Sobald wir den Herrn Jesum selber im Innersten unsers Herzens angenommen haben, offenbart unser neues Leben seine nahe Verwandtschaft mit Ihm durch einen Wandel des Glaubens an Ihm. Der Wandel schließt eine Tätigkeit in sich. Unsre Gottesfurcht darf sich nicht bloß auf unser Kämmerlein beschränken; wir müssen das, was wir glauben, in einem tätigen Leben verwirklichen. Wenn ein Mensch in Christo wandelt, dann handelt er so, wie Christus handeln würde; denn wenn Christus in ihm seine Hoffnung, seine Liebe, seine Freude, sein Leben ist, so ist er das Abbild vom Bild Jesu; und die Leute sagen von diesem Menschen: „Er ist wie sein Meister; er lebt wie Jesus Christus.“ Wandel bedeutet Fortschritt. „So wandelt in Ihm;“ schreitet von Gnade zu Gnade; eilet vorwärts, bis dass ihr zur letzten Stufe in der Erkenntnis des geliebten Freundes kommt, die ein Mensch je erreichen kann. Wandel bedeutet Beharrlichkeit. Ihr müsst unaufhörlich in Christo bleiben. Wie viele Christen gibt‘s nicht, die da meinen, sie müssten Sonntags sich dem Umgang mit Christo widmen und müssten die Werktage für sich und ihre Arbeit verwenden; oder solche, die sich einbilden, wenn sie morgens und abends die Gemeinschaft mit dem Herrn suchen, so gehöre der ganze übrige Tag der Welt? O, welch ein armseliges Leben; wir müssen stets an Ihm bleiben, in seiner Nähe unabtreiblich beharren, in seinen Fußstapfen gehen, seinen Willen erfüllen. Wandel schließt die Bedeutung einer Gewohnheit in sich. Wenn wir von eines Menschen Handel und Wandel reden, so meinen wir damit seine Gewohnheiten, seine Lebensweise. Wenn wir aber zuweilen Christum genießen und Ihn dann wieder vergessen; Ihn manchmal den unsrigen nennen, und Ihn bald wieder fahren lassen, so ist das keine Gewohnheit; dann wandeln wir nicht in Ihm. Wir müssen uns zu Ihm halten, uns an Ihn klammern, Ihn nie fahren lassen, sondern in Ihm leben und weben. „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Jesum Christum, so wandelt in Ihm;“ beharret auf dem Wege, in welchem ihr angefangen habt, und war der Herr Jesus Christus am Anfang eures Glaubens Zuversicht, eures Lebens Quelle, eures Handelns Richtschnur und eures Geistes Freude, so bleibe Er‘s bis an euer Lebensende, bleibe es, wenn ihr wandelt durch das finstre Tal der Todesschatten und eingehet zur ewigen Freude und Ruhe des Volkes Gottes. (Charles Haddon Spurgeon)


Der Friede Gottes erfüllt dich, wenn du dich dem Herrn ergeben und Ihn ergriffen hast. Ein neuer Weg dehnt sich jetzt vor dir aus, und du darfst dich auf ihm wie ein hochbeglücktes Kind weiterbewegen. Durch das Wandeln vor dem Herrn erstarkt der Gläubiggewordene, zugleich macht er auch Erfahrungen, die mit seiner neuen Stellung zusammenhängen. Ob die Übergabe an Christus wirklich geschehen, und ob du Ihn wirklich erfasst hast, erweist sich nun am schlagendsten aus deinem nunmehrigen Leben. Es erwachsen uns selige Verpflichtungen aus unserer Verbindung mit Jesus; Liebe, Gehorsam, Treue verlangt er. Aber auch Ihm erwachsen Verpflichtungen aus diesem Bunde. Sein Verhältnis zu uns hängt stets sehr eng zusammen mit unserem jeweiligen Verhältnis zu Ihm. Viele Seiner Gnaden kann Er uns nicht geben, weil wir die entsprechenden Bedingungen nicht erfüllen. Klebt unser Herz an der „Welt“, so kann es der Herr nicht mit geistlichen und himmlischen Segnungen erfreuen. Sind wir zerstreut, so kann Jesus nicht mit uns verkehren; sind wir eigensinnig, so kann Er uns nicht leiten. Auch kann der himmlische Vater ein trotziges, ungehorsames Kind nicht mit Wohltaten überschütten. Wir hindern den Herrn vielfach, Seine herrlichen Verheißungen an uns zu erfüllen. Ernste Selbstprüfung ist deshalb immer wieder erforderlich für alle, die sich Ihm ergeben haben. Manche innere Dürre wäre nicht eingetreten, wären wir unter Jesu Führung geblieben. (Markus Hauser)

2:7 und seid gewurzelt und erbaut in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in demselben reichlich dankbar.
Es war schon zu der Apostel Zeit sehr nöthig, im Glauben fest zu werden, weil neben den Leiden, welche auf die Glaubigen zustürmten, auch viele Verführer und Betrüger in der Welt waren, welche unbefestigte Seelen verwirren und von der erkannten Wahrheit abführen konnten, wie in den Briefen der Apostel mehrmals angezeigt wird. Aber auch nach dem Tod der Apostel und bisher, vorzüglich aber auch zu der jetzigen Zeit, da der Abfall von der christlichen Religion sehr überhand nimmt, ist die apostolische Ermahnung: seid fest im Glauben, wie ihr gelehret seid, allen wahren Christen sehr nöthig. Wie kann man aber im Glauben fest werden? Soll ein jeder Christ alle weither geholten Beweise von der Wahrheit des Evangeliums, welche die Gelehrten gesammelt haben, sich bekannt machen? Soll ein jeder alle Einwendungen der Feinde der Wahrheit wissen und widerlegen können? Dieses Alles ist den allermeisten Christen unmöglich. Der treue und barmherzige Gott, dem di Seele des Ungelehrten so lieb ist, als die Seele des Gelehrten, muß einen näheren Weg zur Festigkeit im Glauben in Seinem Wort gezeigt haben. Dieser Weg ist der Weg des Gehorsams, denn Christus sagt Joh. 7,17.: so Jemand will den Willen dessen thun, der Mich gesandt hat (so weit ihm derselbe Wille bekannt ist), der wird inne werden, ob Meine Lehre von Gott sei. Er ist ferner ein Weg der erbetenen Erleuchtung. So Jemand Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältiglich Jedermann u.s.w. Jak. 1,5. Der himmlische Vater offenbart Seinen Sohn in der Seele durch den Heiligen Geist, und der Sohn offenbart den Vater durch den Heiligen Geist; Christus erleuchtet die Seele als das Licht der Welt, Er öffnet das Verständniß, und gibt erleuchtete Augen des Verständnisses durch den Geist der Weisheit und der Offenbarung; dadurch entstehen helle, gewisse, kräftige Einsichten, bei welchen man bleibet, die Welt mag nebenher erdenken und plaudern, was sie will. Es ist ferner ein Weg der geistlichen Empfindung. Das Evangelium ist eine Kraft Gottes zur Seligkeit; die Wahrheit macht von der Sünde frei; man wird in der Wahrheit geheiligt; sie erquickt und tröstet die Seele gründlich; und aus diesen Wirkungen, welche man in sich selbst empfindet, wird sie als Wahrheit erkannt. Es ist ferner ein Weg der Prüfung, welche auch einem Einfältigen möglich ist. Man betrachte die Beschaffenheit der Personen, welche glauben, und nicht glauben, und bedenke, daß nur die wahre Lehre ein guter Samen sei, der gute Früchte hervorbringe, folglich von guten Früchten auf eine gute Lehre geschlossen werden könne. Es ist endlich ein Weg der Anbetung Gottes und der Geduld. Wird je die Seele eines Christen durch Zweifel oder neue Meinungen beunruhiget, so soll er nur nicht schnell zufahren, sondern still stehen, beten, und mit Geduld warten, bis seine Seele genug Licht empfangen hat, Alles zu prüfen. Auf diesem Weg, welcher ein einiger, heiliger und gebahnter Weg ist, worauf auch die Thoren nicht irren können, mache mich, o treuer und wahrhaftiger Gott, im Glauben immer fester.(Magnus Friedrich Roos)


Die sichern falschen Christen, die viel vom Glauben rühmen, mögen zusehen, daß sie sich nicht betrieben mit solchem falschen eiteln Ruhm: Ich bin getaufft und ein Christ, darum darff ich nichts mehr rc. Sondern mögeen darnach trachten, daß ihr Glaube recht gewurtzelt und gegründet sey, und sich so versuche und beweise, daß er vest stehe, und die Stösse und Wetter des Schreckens überwinden könne. Sonst wird sich dein Ruhm und Sicherheit bald legen, und vergehen, wie der Rauch in der Lufft, und wird nicht gelten, daß du dich wilt darauf verlassen und dencken, wenn du nur ein Füncklein der Gnaden und Glaubens habest, das sey gnug zur Seeligkeit, sondern siehe dich wol für, wenn du nicht mehr denn solch Füncklein hast, und dasselbe so lässest in der Asche liegen, daß nicht der Teuffel da sey, und einen Kübel voll Wasser darein giesse, daß dir der Glaube und alles verlösche. (Martin Luther)


Das ist ein stiller Vorgang, wovon man an der Oberfläche nichts merkt: aus Hunger nach neuer Nahrung streckt der Baum die feinsten Ausläufer seiner Wurzeln weiter in den Boden, in dem er wächst, hinein. Hier gehen sie um einen Stein herum, weil die drunter liegende Feuchtigkeit sie anlockt, bis sie ihn umklammert haben; dort dringen sie durch eine Ritze im Felsen ein, weil es drinnen sickernde Tropfen aufzufangen gilt. Die Wurzeln, die so in der Erde neue Nahrung suchen, denken nicht daran, daß sie damit das Wachstum des Baumes draußen im Sonnenlicht möglich machen. Ebensowenig haben sie eine Ahnung davon, daß sie durch solche Vertiefung dem Baum eine verstärkte Festigkeit gegen den rüttelnden Anprall des Sturmes geben. Und dabei tun sie es doch! Nun übersetze dir dieses Bild in seinen einzelnen Zügen auf dein Liebesleben mit Christo. In hungrigem Verlangen nach seinen Geheimnissen betest du, liest du sein Wort, versenkst du dich in stillen Stunden in seine Art. Und ohne daß du daran gedacht hast, wird die Doppelwirkung eintreten: Deines Glaubens Baum setzt neue Zweige an und streckt sich höher ins Licht, und zu gleicher Zeit bist du für kommende Anfechtung tiefer verankert in Jesus.
Schenk uns, Herr Jesus, solche Vertiefung in dein Wesen. Wir sind schon belohnt, wenn unser Suchen neue sickernde Tropfen des Lebens auffand und in sich aufnahm. Was das später für Segen offenbaren soll, ist unsere geringste Sorge. Gib dich uns zu schmecken, so genügt uns das. Amen. (Samuel Keller)

2:8 Sehet zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen, und nicht nach Christo.

2:9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig,
der Herr fort, sich uns zu schenken. Wir begehen da leicht den Fehler, uns mit eben Empfangenem zu begnügen und dann gleichgültiger, oberflächlicher zu werden. Würden wir statt dessen immer kindlicher und kühner glauben, um ein immer reineres Herz bitten und ohne Unterlass auf den Herrn blicken, so stünde Christi Fülle uns immerfort offen. Sie würde uns stets erfüllen, und immer mächtigere Geistesströme, Ströme lebendigen Wassers konnten von unseren Leibern fließen. Ach, schließen wir uns nicht ab gegen den Herrn! Unendlich viel ist verlorengegangen durch jenen Gott betrübenden Jubel: Ich bin nun reich und habe gar satt, ich bedarf jetzt nichts mehr! Sind wir wachend, glaubend, betend, so kann des Herrn Geist in und an uns Sein Werk fortsetzen, Er kann uns der Vollendung entgegenführen. Beugen wir unseren Willen Seinem Willen. Dies ist unser Vorteil. Unsere Verherrlichung wird dann nicht unterbrochen. Unser Heil besteht darin, dass Gott Sein Bild wieder in uns herstellt, dass wir nach dem inneren und nach dem äußeren Leben die Würde und Hoheit wiedergewinnen, die wir durch den Sündenfall verloren haben. Wer seines Lebens Ziel darein setzt, in das Bild Gottes verklärt zu werden, der darf sich die hohe Wahrheit als süßen Trost aneignen, dass es wirklich Gottes Absicht, Lust und Freude ist, uns wieder in Sein Bild umzugestalten. (Markus Hauser)

2:10 und ihr seid vollkommen in ihm, welcher ist das Haupt aller Fürstentümer und Obrigkeiten;
Alle Eigenschaften Christi, seine göttlichen wie seine menschlichen, sind uns zum Dienst geschenkt. Die ganze Fülle der Gottheit, wie weit dieser wunderbare Ausdruck nur immer mag gefasst werden, gehört uns zu, um uns vollkommen zu machen. Er kann uns nicht ausstatten mit dem Wesen der Gottheit; was Er aber tun kann, das hat Er alles getan, denn Er hat seine göttliche Macht und Würde um unsrer Erlösung willen uns zum Dienste dargeboten. Seine Allmacht, seine Allwissenheit, seine Allgegenwart, seine Unwandelbarkeit und Unfehlbarkeit, alles muss zu unserem Heil zusammenwirken. Auf, gläubige Seele, und betrachte, wie der Herr Jesus seine ganze erhabene Gottesnatur an den Siegeswagen der Erlösung ins Joch spannt. Wie unbegrenzt ist seine Gnade, wie fest seine Treue, wie unerschütterlich seine Unwandelbarkeit, wie unermesslich seine Macht, wie endlos seine Weisheit! Sie alle hat der Herr Jesus zu Pfeilern im Tempel der Erlösung gemacht; und sie sind uns alle ohne Beeinträchtigung ihrer Unendlichkeit zum ewigen Erbteil zugesichert. Die unergründliche Liebe des Heilandsherzens ist in jedem ihrer Tropfen unser eigen; jeder Nerv im Arm der Allmacht, jedes Juwel in der Krone der Majestät, die Unermesslichkeit der göttlichen Erkenntnis und die Strenge der göttlichen Gerechtigkeit: alles gehört uns und wird zu unserem Besten verwendet. Alles, was in und an Christo ist, alles in seinem anbetungswürdigen Wesen als Sohn Gottes hat Er selbst uns übermacht, um uns aufs reichste zu erfreuen. Seine Weisheit ist unsre Leitung, seine Erkenntnis unsre Lehre, seine Macht unser Schutz, seine Gerechtigkeit unsre Bürgschaft, seine Liebe unser Trost, seine Gnade unsre Erquickung, und seine Unwandelbarkeit unsre feste Burg. Bei Ihm ist kein Rückhalt, sondern Er öffnet uns die geheimen Kammern des Berges Gottes und heißt uns in seinen Schachten graben nach den verborgenen Schätzen. „Alles, alles, alles ist euer,“ spricht Er, „ihr sollt Gutes die Fülle haben und voll werden der Gnade des Herrn.“ O, wie lieblich ist‘s doch, Jesum anzuschauen, und sich auf Ihn zu verlassen mit der gewissen Zuversicht, dass, wenn wir die Vermittelung seiner Liebe und Macht bedürfen, wir nichts andres verlangen, als was Er uns schon in seiner Treue verheißen hat. (Charles Haddon Spurgeon)


So etwas hört mancher gern: vollkommen, ohne Sünde, ein ganz reines Herz - das läßt man sich gefallen! Unser Wort heißt nach dem Grundtext:„In ihm seid ihr Erfüllte.“ Wenn man die Gläubigen selbst ansieht, sind sie noch lange nicht mit der Fülle der Gottheit Erfüllte (Eph. 3,19), sondern sie stehen im Kampfe zwischen Fleisch und Geist, und wenn sie die Sünde auch jetzt hassen und meiden, so sind sie wohl die Herrschaft der Sünde, aber nicht ihr Ankleben los. Der treueste Christ leidet unter seiner Sünde und unter der Ausstrahlung fremder Sünde. Darum sehnt er sich nach der Kindschaft und des Leibes Erlösung. Gerade, wer in der Rechtfertigung etwas von der wahren sittlichen Vollkommenheit verspürt hat, möchte das gern für alle Gebiete seines Lebens und für alle Stunden des Kampfes und der Versuchung haben: er sehnt sich nach der Vollkommenheit. In Jesu ist aber seine Gemeinde heute schon vollkommen. Er deckt sie mit seiner Fülle! Vor Gott, der keinen Wechsel der Zeit hat, sind wir jetzt schon angesehen als die Herrlichgemachten, als die am Ziel mit Glanz Erfüllten.
Zeige uns, Herr, von ferne, wie du in Jesus uns ansiehst, damit wir von solchem Zukunftsbild angezogen, treuer und besser uns sehnen nach dem vorgesteckten Ziel. Wir sehnen uns nach der Gottesfülle. Herr, hilf du uns durch deinen Geist! Amen. (Samuel Keller)

2:11 in welchem ihr auch beschnitten seid mit der Beschneidung ohne Hände, durch Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch, nämlich mit der Beschneidung Christi,

2:12 indem ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe; in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den Gott wirkt, welcher ihn auferweckt hat von den Toten.1)
Die Juden prangten mit ihrer Beschneidung am Fleisch, und meinten, dadurch als das Volk Gottes vor allen Völkern ausgezeichnet zu sein. Sie mußte auch ehemals am Fleisch geschehen, und war ein Zeichen des Bundes, den Gott mit Abraham gemacht hatte. Es hat aber Paulus schon Röm. 2, 28.29. geschrieben: der ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, auch ist das nicht eine Beschneidung, die auswendig im Fleisch geschieht, sondern das ist ein Jude, der inwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht: welches Lob ist nicht aus Menschen, sondern aus Gott. Kol. 2,11.12. aber erklärt er diese Herzens-Beschneidung noch weiter, und sagt, sie geschehe ohne Hände, und bestehe in der Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch. Er nennt sie eine Beschneidung Christi, und sagt, sie sei bei den Kolossern schon damals geschehen, da sie mit Christo durch die Taufe begraben worden seien. Der sündliche Leib im Fleisch ist das System oder der Zusammenhang der herrschenden Sünden. Gleichwie an einem Leib, der etwas Einiges und Ganzes ist, alle Glieder aneinander hangen, also schließt die Verderbniß der Seele viele sündliche Neigungen in sich, die aneinander hangen, und mit einander gleichsam einen Leib ausmachen. Dieser Leib muß nun abgelegt werden; die Herrschaft der Sünde muß gebrochen werden; der Zusammenhang der bösen Lüste muß aufgelöst werden: und dieses ist die Herzens-Beschneidung, die im Geist geschieht. Wer dieselbe nicht erfahren hat, wird von Gott für unbeschnitten, das ist für einen unreinen Heiden gehalten, ob er schon am Fleisch beschnitten wäre, s. Ap. Gesch. 7,51. Röm. 2,25. Wenn nun ein Kind oder ein erwachsener Mensch getauft wird, und die Kraft der heiligen Taufe erfährt, so wird er dieser Herzens-Beschneidung theilhaftig, weil er durch die Taufe so gewiß mit Christo begraben wird, so gewiß er mit Wasser übergossen oder bedeckt wird. Er bekommt nämlich einen Antheil an dem Tod Jesu. Er stirbt mit Christo, dem Gesetz und der Sünde. Wie Christus als ein Todter im Grab lag: so wird der Täufling todt gegen die Sünde, und von derselben so geschieden, wie ein Todter von seinem vorigen Herrn geschieden ist. Paulus konnte die Kolosser mit dieser Herzens-Beschneidung, welche sie durch ihre Taufe empfangen hatten, trösten, weil sie dieselbe nachher nie wieder verloren hatten: jetzt muß man aber die allermeisten Christen an ihre Taufgnade als an ein verlornes Kleinod, das man aber durch die Bekehrung wieder suchen und finden soll, mahnen. So beschneide denn der HErr Jesus unsere und der Unserigen Herzen, und lasse uns die Kraft Seines Todes zur Ertödtung der Sünde immer völliger erfahren. Niemals müsse der Leib der Sünde im Fleisch, wenn er einmal seine tödtliche Wunde durch den Glauben an den gekreuzigten Jesum bekommen hat, wieder genesen und erstarken: niemals müsse er wieder angezogen werden, wenn er einmal abgelegt ist, und die sich immer noch regenden Glieder derselben müssen bei dem Wachsthum in der Heiligung immer mehr getödtet werden. Es geschehe also!(Magnus Friedrich Roos)

2:13 Und er hat euch auch mit ihm lebendig gemacht, da ihr tot waret in den Sünden und in eurem unbeschnittenen Fleisch; und hat uns geschenkt alle Sünden 2)

2:14 und ausgetilgt die Handschrift, so wider uns war, welche durch Satzungen entstand und uns entgegen war, und hat sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet;

2:15 und hat ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen und sie schaugetragen öffentlich und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst.
In diesem Spruch ist gewiß von unsichtbaren Fürstenthümern und Gewaltigen die Rede, denn die sichtbaren hat Gott durch Christum nicht ausgezogen oder von ihrer Gewalt entblößt, sondern vielmehr durch Seinen Knecht Paulus Röm. 3,. gebieten lassen: Jedermann sei unterthan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Daß es aber in der unsichtbaren Welt feindselige Fürstenthümer und Gewaltige gebe, erhellt daraus, daß der Satan oder Beelzebub der Dämonen Oberster genannt und ihm ein Reich zugeschrieben wird, Luk. 11,15.18., und daß Paulus Eph. 6,12., nachdem er vorher von den listigen Anläufen des Teufels geredet hatte, der Fürsten und Gewaltigen Meldung thut, mit denen man zu kämpfen habe, und die er von Fleisch und Blut, das ist von Menschen, unterscheidet und Weltbeherrscher nennet, die in der Finsterniß dieser Welt herrschen. Es ist auch fast keine Nation auf der Erde, welche nicht von bösen Geistern einen Begriff hätte und sie fürchtete. Paulus sagt aber Kol. 2,15.: Fürstenthümer sind die Obersten einer Klasse. Wenn nun diese ausgezogen sind, so sind auch ihre Untergebenen ausgezogen. Gewaltige sind starke Geister, welche sich über gewisse Sachen eine Gewalt anmaßen. Was hat ihnen aber Gott ausgezogen? Ihren Harnisch oder ihre Waffenrüstung, wie Luk. 11,22. gesagt wird. Was aber diese Waffenrüstung bedeutet, ist schwer zu sagen. Eph. 6,13. uff. wird die göttliche Waffenrüstung beschrieben, welche die Glaubigen ergreifen sollen. Im Gegensatz gegen dieselbe kann man sagen, daß Gott die stolzen und mächtigen Dämonen ausgezogen habe, da Er ihre Lügen, welche bei dem Götzendienst und bei falschen Wundern und Weissagungen, ja auch bei falschen Lehren einen Schein der Wahrheit hatten, durch das Licht des Evangeliums entdeckte, und da er ihre scheinbare Gerechtigkeit, welche sie als Ueberwinder der Menschen, 2 Petr. 2,19., zu haben meinten, und worauf sie mit einer stolzen Zuversicht sehr trotzten, weil sie die Menschen als Rebellen wider Gott ansahen, mit denen sie handeln dürfen, wie sie wollen, zu nichte machte, und durch das wahre und hohe Recht, welches Christus an die Menschen als Seine Erlösten hat, gänzlich aufhob. Indem Gott die Fürstenthümer und Gewaltigen von ihrer Waffenrüstung so entblößte, trug Er sie öffentlich oder freimüthig zur Schau, indem Er einen Triumph aus ihnen machte. Dieses mag bei der Himmelfahrt Christi in der unsichtbaren Welt mit einem besondern Gepränge geschehen sein, aber auch in der sichtbaren Welt that Er’s und thut Er’s noch immer, indem der Götzendienst fiel, die Orakel und Zaubereien in Verruf gebracht und die eigentlichen Diener der Dämonen, wie Elymas, von Gott und von Menschen gestraft werden. Dieses Alles thut Gott durch Christum, denn Seine Erlösung ist der Grund von diesem Allem. Wir haben also nicht nöthig, böse Geister zu verehren, damit sie uns nicht schaden, oder wider sie abergläubische Mittel zu brauchen, oder auch sie ängstlich zu fürchten. Der Glaubensgedanke: ich bin Gottes durch Christum, Christus hat mich mit Seinem Blut erkauft, ich stehe unter dem Schutz eines Königs, der größer als Alles ist, ich gehöre demjenigen an, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnet – dieser Glaubensgedanke macht getrost, und schützt wider alle Dämonen, sie mögen sein, wie sie wollen.(Magnus Friedrich Roos)

2:16 So lasset nun niemand euch Gewissen machen über Speise oder über Trank oder über bestimmte Feiertage oder Neumonde oder Sabbate;

2:17 welches ist der Schatten von dem, das zukünftig war; aber der Körper selbst ist in Christo.3)

2:18 Laßt euch niemand das Ziel verrücken, der nach eigener Wahl einhergeht in Demut und Geistlichkeit der Engel, davon er nie etwas gesehen hat, und ist ohne Ursache aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn
Die Heiligen des Höchsten haben ein bewusstes, bestimmtes Ziel vor Augen, eine glücklich machende Glaubenszuversicht und eine unverrückbare Hoffnung. Das Ziel ist dasjenige, das Jesus uns gestellt, nämlich einst da zu sein, wo Er ist. Als Er von den Toten auferstanden und gen Himmel gefahren war, gab Er Seinem Jünger Johannes eine klare Offenbarung unseres Zieles. Großartig und wunderherrlich ist die verklärte Welt, die unsere Hoffnung ist. Einst Jesus in Seiner Herrlichkeit zu sehen, als Verklärte von Angesicht zu Angesicht mit dem Könige aller Könige zu verkehren, einst auf ewig nur noch mit solchen zusammenzuwohnen, die in der Liebe Gottes und in der Erfüllung des göttlichen Willens ihre höchste Seligkeit finden, das ist unser Ziel. Aber auch für die Tage irdischer Wallfahrt haben wir ein klares Ziel. Wir verweisen den, der Glück und Seligkeit sucht, nicht nur auf das Jenseits. Hier in diesem Leben schon gibt es eine Gnadenstellung, in der der Mensch vollkommene Freude genießt. Wer in kindlichem Glaubensgehorsam Jesum, den Sohn Gottes, als seinen Erretter ergriffen hat, wer von den Banden des Teufels, der Welt und der Sünde frei und mit dem Blute Jesu Christi reingewaschen worden ist, wer eine Taufe mit Heiligem Geiste empfangen und nun weiß, dass der dreieinige Gott ihn durchdringt und durchwohnt, der ruht im Frieden Gottes, ist fröhlich und glücklich und besitzt eine Freude, die niemand von ihm nehmen kann. Es ist unser tägliches Ziel, den Herrn zu ehren und zu verherrlichen, ja, unbefleckt und untadelhaft, wachend und betend erfunden zu werden. Wenn der Herr heute oder morgen käme, soll Er uns bereitfinden. (Markus Hauser)

2:19 und hält sich nicht an dem Haupt, aus welchem der ganze Leib durch Gelenke und Fugen Handreichung empfängt und zusammengehalten wird und also wächst zur göttlichen Größe.
Es gab zu Kolossä oder in der Gegend dieser Stadt Leute, welche andere Christen richteten, V. 16., ihre Meister und Führer sein, V. 18., und sie lehren wollten, V. 20. Ob sie schon ihrem Leib hart waren, V. 23., so waren sie doch eigenwillige Leute, und übten auch die unordentliche Strenge gegen ihren Leib ohne Gottes Gebot nach eigener Wahl aus, V. 18. Sie gingen in einer scheinbaren Demuth einher, und waren doch aufgeblasen in ihrem fleischlichen Sinn. Sie verehrten die Engel auf eine aberglaubige Weise, und hielten sich nicht an dem Haupt Christo. Sie ließen sich mit ihren Gemüthern in Dinge ein, welche sie nicht gesehen hatten, und sich doch lebhaft vorstellten; da sie dann zum Erstaunen ungeübter Leute Wunderdinge davon erzählten, und hiemit das geistliche Wachsthum bei Andern zu befördern meinten. Solcherlei Leute hat es zu allen Zeiten gegeben, und wahre Christen haben immer nöthig gehabt, einerseits die grobe Welt, welche mit nichts als mit ihrer Vernunft prangt, und andrerseits die falsch geistlichen Menschen, die sich eine Meisterschaft über Andere anmaßen, durch den Glauben, der sich an das wahrhaftige Wort Gottes und nach demselben an Christum hält, zu überwinden. Nicht ein Jeder, der demüthig redet, ist demüthig, nicht Alles, was geistlich zu sein scheint, ist geistlich. Auch der fleischliche Sinn kann mit himmlischen und unsichtbaren Dingen umgehen, sich dieselben so und so vorstellen, aus den Vorstellungen Schlüsse machen, und so eine ganze Lehrform ausbilden. Es kann auch dieser fleischliche Sinn Gebote erdenken, durch welche des Leibes nicht geschont wird. Daß aber der fleischliche Sinn dieses Alles thue, läßt sich daraus erkennen, weil seine Ausgeburten mit Stolz vermengt, kraftlos und ungewiß sind, und Christus dabei nicht als das einige Haupt der Kirche geehrt wird. Sie sind mit Stolz vermengt, weil solche Leute Andere, welche besser als sie sind, richten, meistern und lehren wollen. Sie sind kraftlos, denn sie sind Einbildungen, und insofern sie in leiblichen Uebungen bestehen, Schatten und vergängliche Dinge. Sie sind ungewiß, denn wenn man nach dem Grund fragt, so merkt man, daß solche Leute etwas glauben, weil sie es glauben wollen, und etwas gebieten oder verbieten, weil sie sich oder Andern solche Schranken machen wollen. Nun ist freilich eine jede Religion, die auf dem veränderlichen und ungültigen Willen der Menschen gebaut ist, ungewiß. Zwar wollen solche Leute zur Bestätigung dessen, was ihr eigener Wille schon vorher ausgeboren hatte, die heilige Schrift anführen: es gilt aber von ihnen, was Paulus 1 Tim. 1,7. geschrieben hat: sie wollen der Schrift Meister sein, und wissen nicht, was sie sagen oder was sie setzen. Das Wichtigste aber, wornach alle Religionsirrungen vornehmlich zu prüfen sind, ist dieses, daß die Irrgeister sich nicht an Christum als das Haupt halten. Er ist der Eckstein der Kirche. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. In Ihm ist ein Christ vollkommen, das ist, er hat und genießt Alles, was zur Seligkeit nöthig ist. Was sollen also die seltsamen Geisterlehren und äußerlichen Satzungen helfen? Sie sind Holz, Heu und Stoppeln. (Magnus Friedrich Roos)

2:20 So ihr denn nun abgestorben seid mit Christo den Satzungen der Welt, was lasset ihr euch denn fangen mit Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt?

2:21 „Du sollst“, sagen sie, „das nicht angreifen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren “,
Dergleichen Gesetzliche gibt's auch heute in christlichen Kreisen genug. Vielfach nennen sie sich „die Entschiedenen“, weil ihr ganzes Christentum in dem äußeren Bruch mit den paar Weltstücklein besteht (die ein anderer am Ende ohne Schaden kosten kann!) und in dem schroffen Richten über andere. Tue dich von solchen. Sie werden dein Seelenleben nicht fördern, sondern, wenn du ihrem Drohen nachgibst, nicht ruhen, bis sie dich in ihre Schablone hineingezwängt haben. Die Erde ist des Herrn, und was ich mit Danksagung genießen kann, ist nicht darum verboten, weil Menschen sich darin irren. Entschiedenheit in der Stellung zum Herrn ist die Frucht einer echten Entscheidung, und die kann nur gefällt werden, wenn wir säuberlich unterscheiden, was wirklich der bösen, gottfeindlichen Gesinnung entspringt, und was dem Antrieb des Heiligen Geistes folgt. Der Entschiedenste nach dem Herzen der Asketen ist Diogenes gewesen, der in einer Tonne lebte, und das war ein fauler, selbstsüchtiger Heide, der am liebsten in der Sonne lag und schlief! Jesu Art ist anders: er schickt uns in die Welt, um alle ihre Gebiete für ihn zu erobern.
Herr, hilf mir alle Tage zu der bewußten Entscheidung meines Herzens für dich! Wenn es da drinnen klar und entschieden ist, dann laß mich unverwirrt durch das Gerede einer falschen Frömmigkeit meinen Weg ziehen. Mir kommt's auf dich an! Amen. (Samuel Keller)

2:22 was sich doch alles unter den Händen verzehrt; es sind der Menschen Gebote und Lehren,

2:23 welche haben einen Schein der Weisheit durch selbst erwählte Geistlichkeit und Demut und dadurch, daß sie des Leibes nicht schonen und dem Fleisch nicht seine Ehre tun zu seiner Notdurft.
Paulus warnt die Colosser vor den falschen Lehrern, welche Christum nicht als Grund aller Weisheit und Seligkeit anerkannten, und er mahnt sie darauf zum Festhalten der erkannten Wahrheit und zu einem derselben gemäßen Sinn und Wandel. Er bittet sie, sich ja nicht das Ziel des himmlischen Kleinods verrücken zu lassen und den falschen Weg jener Irrlehre zu betreten, den Weg einer mit heuchlerischer Demuth verbundenen Engelverehrung und einer völlig verkehrten Enthaltsamkeit. Ohne Christum kommt Niemand zum Vater; aber Christus reicht auch aus als Mittler, und der Mensch bedarf dazu nicht noch der Engel; es ist eine Verleugnung Christi, worauf jeder Engeldienst beruht. Wie eng auch die Engel im Himmel mit uns verbunden und für uns thätig sind zu unserm Heil: unsere Mittler sind sie in keiner Weise, und unsere Kniee sollen wir nicht vor ihnen beugen. Christus ist und bleibt unser einiger Mittler, durch den wir einen freudigen Zugang zu Gott haben, den wir uns auch bewahren wollen bis an unser Ende. – Ebenso wenig vermögen die verkehrten Enthaltsamkeitsregeln, die Entziehung gewisser Speisen, die Ehelosigkeit, die Klostergelübde uns zu rechtfertigen, noch uns innerlich zu fördern; sie sind vielmehr unverträglich mit dem Stande und der Hoffnung eines gläubigen Christen, der den alttestamentlichen Satzungen abgestorben und der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes ist theilhaftig geworden. Solche Enthaltsamkeit ist nichts als eine selbsterwählte Geistlichkeit oder Dienst, befördert nur den Hochmuth, versündigt sich an dem Leibe, der ein Tempel Gottes ist, und nährt erst recht die böse Lust und das Fleisch. Wie kann die Seele noch rüstig sein zum Kampfe, wenn sie mit dem leidenden Körper leiden muß? wie kann es heißen, das Fleisch kreuzigen, wenn man durch selbsterwählte Werke den Hochmuth mehrt? Wachen und beten, mäßig und nüchtern sein, das ist die rechte Kreuzigung des Fleisches. Herr, ich danke Dir für diese Aufschlüsse; laß sie in mir Licht und Leben werden. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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