Zwingli, Huldrych - Von der freien Gnade.

Zwingli, Huldrych - Von der freien Gnade.

In Gottes Eigenschaften ist keine Trennung; und da Gott ein einfaches Wesen ist: so kann nichts von ihm geschehen, ohne daß dieselben alle in gleichem Grade dazu mitwirken. Doch wird der einen Eigenschaft etwas zugeschrieben, was das Werk Aller ist. So wird dem Willen zugeschrieben die Erwählung und Vorherbestimmung zum seligen Leben, obgleich Weisheit und Vorsehung eben so gut mitwirken. Es ist nämlich bei der Bestimmung der Menschen zur Seligkeit der Wille die Hauptkraft, dem die Weisheit, Güte, Gerechtigkeit und übrige Eigenschaften dienen. Daher wird die Erwählung dem Willen und nicht der Weisheit zugeschrieben, denn sonst würde Gottes Gabe und Bestimmung von unserm Handeln abhängen. Nicht der Gerechtigkeit: denn sonst würde wiederum die ewige Seligkeit von der Gerechtigkeit der Werke und nicht von der göttlichen Huld herzuleiten sein.

2. Buch Mose 33,19. spricht Gott zu Moses: „Ich erbarme mich, wessen ich will, und bin gnädig, wem ich will.“ Was heißt dieß anders, als nach der Art Herrscher bestimmen und sich äußern: Ich ertheile Erbarmen nach meinem Gefallen, nicht bewogen durch die Gebete, oder das Elend derer, die mich darum anflehen; sondern aus freiem Gnadengeschenk der Erwählung. Denn auch die Gottlosen flehen zuweilen um Hülfe. Diese Meinung wird noch klarer und verständlicher, wenn wir die worte des Herrn selbst erwägen, die er zu Moses sprach, um ihm Muth zu machen: „Ich will das Herz Pharao’s verhärten, damit ich meine Wunder und Zeichen mehr ein Egypten. Dennoch wird Pharao euch nicht gehorchen.“ Und diese Worte wiederholte er öfters, nicht hyperbolisch, als Drohung, sondern als eigentliche Warnung und Offenbarung des Geheimnisses seiner Selbstbestimmung, zufolge welcher er beschlossen hatte, Pharaos Verwerfung und Verdammung durch dessen Widerspenstigkeit und Treulosigkeit der Welt zu offenbaren, wie er sie schon vor Erschaffung der Welt bei sich beschlossen hatte. Denn er setzt noch hinzu: „Dazu habe ich dich Pharao erhoben und verhärtet, damit ich meine Kraft an dir offenbar mache, und mein Name gepriesen werde auf der ganzen Erde.“ Hieraus kann man klar erkennen, daß Gott an solchen Beispielen der Verwegenheit und Hartnäckigkeit der Welt seine Macht sowohl, als seine Gerechtigkeit zeigt. Denn wenn er die Menschen verhärtet, daß sie widerstreben: so leidet es keinen Zweifel, daß er dieß aus keiner andern Ursache thut, als um sie der Welt als Exempel der Gerechtigkeit aufzustellen. Daraus folgt auch umgekehrt, wenn er Moses zum Führer des Volks macht, und David zum Könige; wenn er sich des am Kreuze sterbenden Schächers, und des ihn nicht nur in der Gefahr im Stich lassenden, sondern selbst noch frech verläugnenden Petrus erbarmt; daß er an ihnen Exempel seiner Güte aufstellt. Darauf deutet auch der heilige Paulus hin, wenn er spricht: Röm. 9,18. „Er erbarmt sich wessen er will, und verstockt wen er will.“ Was will er damit anders sagen, als: die Erwählung und Verwerfung sei ein Werk des freien Willens. Diese ersten Zeugnisse der Schrift bestätigen den zweiten Theil unserer Erklärung von der Erwählung: daß nämlich die Selbstbestimmung der Wahl das Werk des göttlichen Willens sei. – Am gleichen Orte sagt Paulus auch folgendes: „als Rebekka von unserm Vater Isaak schwanger ging, ehe noch die Zwillinge geboren waren, geschweige daß sie etwas Gutes oder Böses gethan hatten (damit nämlich der Vorsatz der göttlichen Erwählung unverletzt bleibe, die nicht aus den Werken, sondern von dem Rufenden kommt), ward ihr gesagt, der Aeltere werde dem Jüngern dienen. Mit diesen Worten sagt Paulus offenbar, daß die Erwählung auf unsern Entschluß oder unsere Beschaffenheit so wenig Rücksicht nehme, daß die Zwillinge der Rebekka, ehe sie geboren, ja ehe sie empfangen waren, selbst ehe noch die Welt geschaffen ward, seien erwählt worden durch Gottes unveränderlichen Rathschluß. Daraus lernen wir, daß die göttliche Selbstbestimmung frei ist, und von keiner Rücksicht oder Mittelursache abhänge. Und dieß machte den andern Theil unserer Erklärung aus.“ Die Erwählung schließt alles eigene Verdienst aus. –

Durch jene Worte des Paulus wird nun auch aller Streit über das Verdienst unserer Werke gehoben. Denn er sagt eben so klar, daß die Erwählung nicht komme aus den Werken, sondern von dem Rufenden. Damit fällt das Verdienst unserer Werke hin. Entweder muß nämlich die Erwählung aus freier Gnade hinfallen, oder unser Verdienst. Denn wenn die Seligkeit durch die Werke erworben wird, so wird sie nicht umsonst geschenkt; wird sie hingegen dieß, so ist sie kein Lohn unseres Werks; wie auch Paulus dieß aufs klarste entwickelt, Röm. 11. Da aber nichts destoweniger die Heilige Schrift so oft unsern Werken die Seligkeit als Lohn verheißt: so verfallen die Ungeübten in Zank; daher jener Streit über den freien Willen und das Verdienst, der ehemals entstand und jetzt noch fortdauert, indem der eine Theil die stärkern Gründe für die Vorsehung und die freie Wahl der Gnade streiten sieht, der andere die Meinung von dem freien Willen und dem Lohne der Werke hegt. Dieser Streit würde sich aber bald legen, wenn sie zur Betrachtung der Gottheit, als zu der sichersten Burg der Religion ihre Zuflucht nähmen. – Daß übrigens die H. Schrift unsern Werken Lohn verheißt, darf uns nicht irre machen, da wir schon gehört haben, daß Gottes Güte sich nach menschlicher Gewohnheit richtet, so daß dem Werkzeug zugeschrieben wird, was doch im Grunde Sache des Urhebers und Künstlers ist. Wenn also den Werken das als Lohn verheissen wird, was die göttliche Güte aus freier Gnade schenkt, so ist der Grund hiervon nicht in der Natur der Sache, sondern in der göttlichen Güte zu suchen, welche sich herabläßt, uns zuzueignen, was doch allein ihre Sache ist. Unserm Verdienste wird also zugeschrieben, was wir allein der göttlichen Huld zu danken haben.

Wie kommt es aber, daß die Befreiung von Sünden und ewige Seligkeit in so vielen Stellen der H. Schrift dem Glauben zugeschrieben wird? Laßt uns sehen, wem der Glaube, dieß freie Geschenk Gottes, gegeben werde. Der Glaube wird denen gegeben, die zum ewigen Leben erwählt und bestimmt sind; jedoch so, daß die Erwählung vorhergeht, und der Glaube derselben als Wahrzeichen (symbolum) nachfolge. Denn so sagt Paulus, Röm. 8.: „Welche er vorher bestimmt oder geordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht oder frei gesprochen; welche er aber gerecht gesprochen, die hat er auch herrlich gemacht.“ Dieser Ausspruch des Paulus erklärt unsere Meinung vortrefflich. Er will nämlich zeigen, daß die Vorherbestimmung und Wahl Gottes der Grund und die Ursache sei, daß wir mit ewiger Herrlichkeit begabt werden. Sei diese Bestimmung und Erwählung beschlossen, so werde der Mensch von Gott berufen, nicht bloß vermittelst jener allgemeinen Berufung, welche in der äußern Predigt der Apostel besteht, sondern auch noch so, daß der Geist den Erwählten das Ohr öffne, daß sie begierig werden, dem zu gehorchen, was Gott gebeut oder verheißt. Die, welche nun Gott so beruft, die spricht er auch gerecht, d.i. macht sie frei von Sünden. Kann es also eine andere Rechtfertigung geben, als die des Glaubens? Denn darauf zielt die ganze Lehre Christi und der Apostel hin, zu erweisen, es gebe keine andere Lossprechung oder Rechtfertigung, als die des Glaubens. Die aber, welche den Glauben haben, sind auch Erben ewiger Herrlichkeit. Aus welchem allem wir lernen, daß denjenigen, welche erwählt sind, der Glaube gegeben werde. Die nun den Glauben haben, sind gerecht, d.i. frei gesprochen, so daß nichts Verdammliches mehr an ihnen ist. Nicht als ob der Glaube ein Werk sei, dem Vergebung der Sünden gebühre; sondern weil die, welche Glauben an Gott haben, ohne allen Zweifel wissen, daß Gott ihnen durch seinen Sohn versöhnt, und die Handschrift der Sündenschuld zernichtet sei. Denn nur die Sünde ist es, die uns von der Besitznehmung des Erbes ausschließt und abhält. Ist sie weggenommen, so vereinigen wir uns wieder mit Gott, gerade so, wie zwei Gewässer zusammen fliessen, nachdem der Damm oder die Scheidewände weggehoben worden. Welche dieß Licht und diese Kraft des Glaubens haben, die sind gewiß, daß weder Tod noch Leben ihnen diesen Schatz rauben können, den sie sich mit Aufgebung aller Andern erworben haben. Diese also sind so erwählt, daß ihre Erwählung nicht Gott allein nur bekannt ist, sondern auch ihnen, den Erwählten selbst. Ein anderes Zeugniß, aus welchem wir lernen, daß der Glaube allein den Erwählten gegeben werde, ist folgendes: In den Geschichten der Apostel steht geschrieben (Cap. 13.): “Und es glaubten, so viele ihrer verordnet waren zum ewigen Leben.“ Siehe da, die, welche zum ewigen Leben bestimmt und verordnet waren, die glaubten. Es ist also ausgemacht, daß die, welche glauben, wissen, daß sie erwählt sein; denn welche glauben, die sind erwählt.

Wenn also dem Glauben der Gewinn des ewigen Lebens zugeschrieben wird, so wird hier dem Spätern, das nur zum Siegel dient, beigelegt, was eigentlich dem Frühern, als dem Mittel, zukommt. Der Glaube ist das Zeichen der Erwählung, durch die wir wahrhaftig selig werden. Wäre die Erwählung nicht als Blüthe vorangegangen, so würde der Glaube niemals gefolgt sein. Eben so wird auch den Werken ein Verdienst beigemessen, die, wiewohl sie aus dem Glauben herkommen, wie z.B. Abrahams Werke, doch die Seligkeit nicht verdienen. Wenn aber die Schrift sagt: “Thu das, so wirst du leben.“ Und: “Willst du zum ewigen Leben eingehen, so halte die Gebote!“ so müssen wir wissen, daß diese und ähnliche Aussprüche nur die Folge ausdrücken. So wie nämlich dem Glauben Gerechtmachung und Seligkeit beigelegt wird, da doch dieselbe nur aus der Erwählung und göttlicher Güte herkommt, der Glaube aber auf die Erwählung so folgt, daß, wer ihn hat, es weiß – gleichsam durch Siegel und Pfand dessen versichert – daß er erwählt sei; eben so geben die, welche Werke des Glaubens thun – insofern sie aus freier Liebe zu Gott und dem Nächsten, und nicht aus eitler Ruhmsucht handeln – damit sowohl sich selbst als Andern einen Beweis, daß sie Gott ehren, d.h. daß sie den Glauben haben. Denn es ist so gewiß, daß wo Glaube ist, da auch gute Werke folgen, als es gewiß ist, daß der Ofen Wärme verbreitet, wenn Feuer in ihm angezündet ist.

Bei dem von Gott Verworfenen gehen alle seine Anschläge dahin, Reichthümer und Sinneslust sich zu verschaffen; und da er den Namen eines braven Mannes zu erwerben sucht, oder ihn beizubehalten sich Mühe gibt, so verbirgt er alle seine Laster durch Heuchelei, oder sucht sie durch Verfälschung und Ausschmückung für Tugenden auszugeben. – Wer wird nun solche Anschläge für gering achten, da sie die Thaten selbst gerade um so viel an Wichtigkeit übertreffen, als die Ursache wichtiger als das Werk ist? Denn gehen keine Anschläge vorher, so erfolgen auch keine Thaten. Und wenn Jemand ohne Wissen oder Vorsatz etwas thut, so wird es ihm nicht zugerechnet: so viel höher wird der Anschlag gewerthet, als die That selbst. Sollten wir nun zugeben, daß die Handlungen des Gottlosen und des Frommen von der Vorsehung geleitet werden, aber dieß von seinen Anschlägen und Ueberlegungen läugnen? Wenn wir es aber in Hinsicht auf diese zugeben, müssen wir denn nicht mit gleichem Recht dieß auch auf alles das ausdehnen, was mit demselben in Verbindung steht? – Der von Gott Erwählte richtet sein ganzes Bestreben dahin, daß er die wahre, nicht erheuchelte Tugend sich eigen mache, nicht um seinetwillen, sondern zur Ehre Gottes und zum Nutzen des Nächsten. Denn ihnen widmet er sein Thun, für sie geschieht es, nicht für ihn. Denn ihm ist’s höchstes Vergnügen, Gott verherrlicht, oder das Wohl des Nächsten befördert zu haben. Was er also höret, denkt, unternimmt, das behandelt er geschickt und würdig; er läßt sich nicht schrecken, tritt nicht zurück; sondern was immer sich zuträgt, erkennt er als etwas, das so habe geschehen müssen, und daß dadurch das Ziel erreicht werde, nach welchem er strebt. Wer wollte leugnen, daß die gesamten Anschläge, Gedanken und Unternehmungen eines solches, der die Gottheit in Allem bemerkt und ehrt, von Gott seien? Und dieß in dem Maße, daß er, wenn er aus Schwachheit sündigt, selbst seine Sünde auf die Ehre Gottes bezieht, wie sich dieß an Davids Beispiel zeigt. Durch bloßen Zufall scheint Bathseba ins Bad gegangen zu sein, und David dorthin geblickt zu haben: aber wenn wir den Ausgang dieser Trauergeschichte hören, welch ein Schauer der Verwunderung ergreift uns! David hatte das Weib seines treuesten Streiters geschändet, und da er durch diese That seine Begierde mehr entzündet als gestillet hatte, faßt er den verbrecherischen Anschlag, den unschuldigen, auf keine Rache denkenden Gatten aus dem Wege zu räumen, um sich des Weibes zu versichern. Alles gelingt nach Wunsch, so daß der Prophet die Größe des Verbrechens, die keine noch so reiche und kräftige Rede hinreichend hätte schildern können, in die zwei Worte zusammenfaßte: Du hast geraubt und gemordet! Da ging David in sich selbst, und demüthigte sich so sehr, daß dieser schwere Fall ihm bis an’s Ende zur Verwahrung gegen jede Selbsterhebung diente. David war ein Erwählter Gottes, ein Mann nach seinem Herzen, darum gedieh ihm die schwere Sünde zum Besten. (Hier erinnern wir aber an das Wort: So wir muthwillig sündigen, nachdem etc. Ebr. 10,26.27.- - )

Darum darf aber Niemand sagen: „Wohlan, so will ich thun, was mich gelüstet. Denn ich bin erwählt, so werde ich selig, ich mag leben, wie ich will.“ Wer so spricht, der legt damit das Zeugniß ab, entweder daß er kein Erwählter sei, oder daß er den Glauben und die Erkenntniß Gottes noch nicht habe. Denn wer Gott erkennt, der weiß, daß man das Leben nach Gottes Willen einrichten soll; und wer den Glauben hat, der weiß, daß er erwählt ist. Die Erwählten aber, die dieß wissen, die müssen nothwendig einsehen, daß sie sich vor allem dem zu hüten haben, was das Gesetz verbietet.

Die Erwählung Gottes will weder Böses, noch lehrt sie Böses. Niemand sage also: „Wenn ich erwählt bin, so kann ich sündigen, wie jener Schächer, und werde dennoch selig, wie er.“ Oder umgekehrt: „Wenn ich nicht erwählt bin, mag ich noch so viel Gutes thun, es wird mir doch nichts nützen; ich werde sterben und verdammt werden; denn alles hängt von der Erwählung Gottes ab. Will er mir das ewige Leben geben, so werde ich’s erhalten, wenn ich auch noch so gottlos bin: bin ich nicht erwählt, so sind alle meine guten Werke umsonst. ich mag also Buße thun oder nicht, ich mag gut oder böse sein, es wird immer Eins sein.“ Wer solche gottlose Reden ausstößt, der kommt zuletzt so weit, daß er Gott zum Urheber der Sünde macht, und laut klagt, er habe ihn unrecht verdammt: „Warum,“ heißt es dann bei solchen, „warum verdammt mich Gott, da ich doch nicht anders handeln konnte? Denn alles hängt ja von seiner Vorsehung und Erwählung ab, und niemand kann seinem Willen widerstehen.“ Ich antworte darauf: Wie Gott voraus sah, daß jener Schächer oder ein Anderer sündigen werde; so sah und bestimmte er auch dessen Strafe zum voraus: Dieß hätte Gott aber nicht gethan, wenn er das Böse gewollt hätte. Da also Gott die Strafe für die Lasterhaften zum voraus bestimmt hat, so ist dieß ein Beweis, daß Gott keine Freude noch Wohlgefallen an der Sünde habe, daß sie ihm vielmehr mißfalle. Auch hört die Vorsehung ja nicht auf, thätig zu sein, wenn der Gottlose die böse That nun vollbringt, sondern sie fährt weiter fort, und bestimmt dem Sünder zum voraus die Strafe. Darum gab Gott jenes Gesetz: Thut das Böse aus eurer Mitte hinweg! und darum sind auch im göttlichen Gesetze beinahe für jede einzelne Vergebung besondere Strafen verordnet; denn Gott will, daß die Lasterhaften den Uebrigen zum Exempel dienen.

Daß aber die H. Schrift noch unsern Werken Lohn verheißt, darf uns nicht irre machen, da wir bereits gehört haben, daß die göttliche Güte dort sich nach menschlicher Gewohnheit richtet, und so dem Werkzeuge zuschreibt, was eigentlich des Urhebers und Künstlers ist. So wird die Sündenvergebung den Aposteln, welche sie nur verkündigten, zugeschrieben, da doch Gott allein es ist, der nicht nur die Sünden vergibt, sondern auch durch seinen Geist das Gewissen der erlangten Vergebung versichert. Da also die Schrift den Aposteln die Verzeihung der Sünden und die Gabe, Wunder zu thun, beilegt, was doch einzig Wirkung der göttlichen Kraft sein kann, so ist es nicht zu verwundern, wenn sie den guten Werken gleichsam einen Lohn verheißt, was doch nur Gottes Majestät und Glanz ist, weil er selbst nicht allein zur Thätigkeit antreibt, sondern auch das leben nicht nur gibt, sondern erhält. Damit das menschliche Gemüth sich desto stärker erweckt fühle, ihn zu lieben, macht er uns so zu Theilhabern und Erben seiner Güter, daß er uns nicht nur bereichert, sondern sogar noch ehrt, indem er das unsern guten Werken zusichert, was er uns aus freier Güte schenkt. man kann also, der Sache nach, nicht von einem freien Rathschlage oder vom Verdienst reden, obschon sich die Namen hievon unläugbar in der H. Schrift finden, aber wahrhaftig nur als Namen von Dingen, die Gott allein zugehören, ja als freundliche und vertrauliche Anbequemungen (accommodationes) und gleichsam Leibgeschenke, und hauptsächlich darum ertheilt, weil Alles ihm gehört, Alles auf ihn zurückgeht (denn nichts kann ihm abhanden gehen), und weil die Gläubigen aus dieser Mittheilung von seiner Seite, mehr die Güte Gottes, als ihre eigene erkennen lernen.

Quelle: Krummacher, Emil Wilhelm - Goldene Worte über die theure Lehre von der freien Gnade
Elberfeld 1832. Bei Wilhelm Hassel

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