Zinzendorf, Nikolaus von - Reden über den 2. Artikel - Die zweite Rede.

Zinzendorf, Nikolaus von - Reden über den 2. Artikel - Die zweite Rede.

Jesus.

Und ist kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen sie können selig werden. Apost. Gesch. 4, 12.

Er ist unser Schloß und Freistadt, dahin wir zur Errettung fliehen müssen. Sprüchw. 18, 10.
4 Mos. 35,15. 28.

Das verstehen gar wenig Menschen. Der Engel Gottes sagt's der Maria, was er zu bedeuten hat: Du sollst Seinen Namen Jesus heißen; denn Er wird Sein Volk selig machen (erretten) von ihren Sünden. Matth. 1, 21.

Es war die Deutung und Erklärung dieses Namens um zweier Ursachen willen nöthig, weil die Juden erstlich aus eigener Bewegung auf den Messiam als König hoffeten, und nur auf ihre äußere Noth, Druck und Plage sahen, wie die Menschen insgemein von Natur beschaffen sind, daß sie sonst von keiner Noth als von leiblichen Beschwerungen und Landplagen wissen, und schwer zu überzeugen sind, daß die Sünde die größte Noth sei, daß sich auch der Prophet wundert; was murren die Leute also? ein Jeglicher murre wider seine Sünde. Klagel. 3, 39.

Es war auch zweitens darum nöthig, weil sie sonst aus den alten Exempeln der göttlichen Errettungen hätten den Schluß machen können, ihr Schilo sei auch einer der alten Helfer, dergleichen ihnen Gott oft zugeschickt hatte, wenn sie in Noth waren, und Ihn darum baten; dergleichen die Richter waren, die sie von ihren Feinden erlöseten, und das abgegangene Regiment Gottes unter dem Volk immer wieder erneuerten; daher sie auch die Heilande des Volks genennet wurden.

Die Juden hätten also leicht eine solche Application auf das itzige Joch der Römer machen mögen.

Darum sagten die alten Propheten: Dein König kommt zu dir sanftmüthig; Zach. 9, 9. Da fielen die Gideons- und Samsons- und Jephthah- und Baracks-Ideen weg.

Darum ward Johannes gesandt, dem Volke klar zu machen, das versprochene Heil bestände in was ganz Anderm, nämlich in der Vergebung der Sünden. Luc. 1, 77.

Und aus dem Grunde bezeuget auch der Engel, daß der Heiland Sein Volk von der Sünden Noth, Regiment und Gewalt erlösen werde.

Er ist erschienen, daß Er unsere Sünde wegnehme. 1. Joh. 3, 5.

Wer ist aber das Volk, das Er erlösen soll? Da werden nun wohl eigentlich die Juden verstanden, zu denen Er sich hauptsächlich bekennete.

Ich hin nicht gesandt, als nur zu den verlornen Schafen von dem Hause Israel. Matth. 15, 24.

Er kam in Sein Eigenthum, zu Seinen Landsleuten. Joh. 1, 11.

Da aber Sein Amt nirgends weniger galt als in Seinem Vaterlande und bei den Seinigen, und die Juden Ihn nicht annahmen als ihren Messiam; denn sie wollten einen leiblichen König von Israel haben, der kein Flatteur des römischen Landpflegers wäre, wie die Vierfürsten, die sich mit List und Politik durchbringen mußten, sondern der sie durch ein behauptetes irdisches Reich glücklich machte; so wurden zu dem geistlichen Reiche die Heiden erwählet, ja die ganze Welt, und nun hat das Wort, Sein Volk, einen großen und weiten Umfang.

Ich habe noch andere Schafe, sagt unser Heiland, die sind nicht aus diesem Stalle, die muß ich auch herführen. Joh. 10, 16.

Wir sind nicht aus dem jüdischen Stamme und Stalle, sondern aus Gnaden dazu gekommen und sollen einigermaßen jener Stelle ersetzen.

Darum heißet es Matth. 28, 19: Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Creatur, doch hebet erst an zu Jerusalem; und Ap. Gesch. 1, 8. heißt's: Sie sollten predigen in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis ans Ende der Erden.

Das war des Heilandes Wünschen und Sehnen, weil Er kommen war, ein Feuer auf die Erde zu werfen, daß es bald anbrennen möchte.

Er ist ein Heiland aller Menschen, 1 Tim. 4, 10. Seine Gläubigen aber erfahrenen, genießen's und gebrauchen's.

Das Heil preisen die Apostel in allen ihren Reden und Schriften an, daß Jedweder dazu Recht und Hoffnung hätte, der es nur haben wollte.

Denn Jesus ist der allgemeine Erstatter des ganzen menschlichen Geschlechts, und eine Versöhnung nicht allein für unsere, sondern für der ganzen Welt Sünde. 1 Joh. 2, 2.

Der alte Zaun und Scheidewand ist niedergerissen, die Klüfte sind ausgefüllet, daß auch die ferne sein, nahe würden durchs Blut Christi.

Eph. 2, 14. 17.

Diesem nun stehet gar nicht entgegen, wenn es heißt Joh. 17, 2. und Ebr. 7, 25: daß Er nicht für die Welt bitte, sondern für Seine Gläubigen.

Denn das war damals ein Testament, da hatte Er nur mit Erben einsetzen und Vermächtniß machen zu thun.

Bald darauf am Kreuz aber dachte Er nicht nur der Seinigen, die in der Welt waren, die Er geliebet hatte bis ans Ende, sondern auch an die Kreuziger, an Seine Feinde, an die größten Sünder, an die Missethäter, und bat für sie.

Jes. 53, 12.

Die erste Probe der Erhörung zeigte sich an Seinem nächsten Nachbar, der durch Seine Fürbitte bekehret und Sein Freund ward.

Was ist denn aber die Sünde, davon Er uns erlösen soll? Daß die Sünde nicht was Gutes, noch ein Glück für die Menschen sei, weiß und fühlet ein Jeder: man hat sie also nicht erst nöthig, nach dem Gesetz zu beschreiben, aber nach dem Evangelio kann man sie kurz anzeigen, aus Joh. 16. Das nicht glauben an Jesum ist die Sünde, da man entweder den Heiland direct hasset, Joh. 15, 18. 19. oder wegen seines fleischlichen Sinnes doch kein Herz und Lust zu Ihm und Seiner Gemeinschaft hat, Röm. 8, 7.

Welche Feindschaft des Unglaubens so weit gehet, daß Kinder und Knechte Gottes, an denen man sonst nichts Auffallendes, ja wohl eher viel Liebenswürdiges gewahr wird, nur darum verhaßt werden, weil sie mit Ihm wohl stehen: wir können Ihn nicht vor unsern Augen leiden, Er rühmet sich Gottes Kind. Weish. 2, 12-16.

Ihr müsset gehasset werden von Jedermann um meines Namens willen. Matth. 10,22. Das hat Er gesagt.

Dieses ist nicht nur in der Heiden Zeit so gewesen, da es so hieß: Vir bonus; sed malus, quia Christianus. Es ist sonst ein wackerer Mann, wenn er nur kein Christianer wäre; sondern es hält sich noch eben so mitten in der Christenheit.

Da ist's bekanntermaßen keine sonderliche Merite und Qualität, für einen Nachfolger Jesu zu Buch zu stehen. Wie wenig Ehre ist bei dem Zeugniß von Christo zu holen? wie viel Schmach und Druck ist hingegen damit verknüpft?

Freilich kehren sich Zeugen Jesu nicht sehr daran, weil ihnen die Liebe zu Christi Kreuz und die Seligkeit bei ihrem Herrn lieber ist als Alles; sie wissen, daß es Ihm selber nicht besser gegangen ist, daß Er zuerst und am meisten verfolget worden, Joh. 15, 18. und daß ihre Schmach gegen der Verachtung, die Er in Seinem Lehen erfahren mußte (wir haben Ihn nichts geachtet) spricht Jesaias im Namen der Juden, Er war der Allerverachteste und Unwertheste, Cap. 53, 3.), gegen der Schmach, die Er noch täglich von der Welt leiden muß, für nichts zu achten. Und wenn Paulus sagt 2 Cor. 12, 15: Ich liebe viel, und werde doch wenig geliebet; so trifft solches bei unserm Herrn gewiß vielfach zu, der wie in allen Dingen, also auch im Leiden den Vorgang hat.

Denn man bedenke nur den miserablen Sinn, Achtung und Opinion, die wir selber von Kind auf gegen Ihn und von Ihm gehabt; was für schlechte Beugung des Herzens, was für ein Undank gegen Sein Verdienst, was für Entfremdung von Seiner Nachfolge, was für eine heimliche Furcht vor Seinen Leuten bei Vielen gewesen, da wir Alle doch Christen hießen, und auf Seinen Namen waren getauft worden.

Die Sünde stehet also im Unglauben, und äußert sich entweder in einer Gleichgültigkeit, Entfremdung, Entfernung und Kaltsinnigkeit gegen den Herrn, oder in einer offenbaren Feindschaft und Rebellion wider Ihn.

Der Ausbruch der Thaten (von dem Gewissen oder vom Gesetz bestrafet) sind nur Früchte und Zeugnisse des innern Verderbens und bösen Grundes des Herzens, in welchem die Sünde zu suchen ist, und nach welchem die Menschen zweierlei Gattung sind, erstlich ganz todte, zweitens zum Leben erweckte.

Diejenigen, die bei ihrem Verderben ganz todt und unempfindlich, das ist, ruhig sind, werden zum Theil für seine, ehrbare, stille, ja gar fromme und gottesfürchtige Leute gehalten, als die noch ein Gefühl von Gott und Gewissen hätten. Aber sie sind ohne Gefühl vom Heiland, und gegen das wahre Gute unempfindlich und kaltsinnig; in Ansehung Seiner sind sie ohne Ihn, das ist, ohne Gott.

Dabei können sie es zwar oft gut meinen, viel Gutes beäugen im Verstande und Gemüth, durch Vorstellungen göttlichen Wortes und die Kraft der vorlaufenden Gnade oder auch zuweilen durch solide Schlüsse und Überlegungen aufgereget sein, es geht aber nicht weiter als in der Phantasie oder Vernunft, vergehet wieder, und kann die Zeugung aus Gott nicht sein, weil es nicht bleibend ist.

(Wäre es sein Same gewesen, er wäre in ihm gehlieben. 1 Joh. 3, 6. 9.)

Es trifft sich wohl gar, daß dergleichen Leute dem Reiche Christi nicht feind und hinderlich, ja nützlich und förderlich sein, und das Gute lieben, aber das Herz bleibt Stein.

Sie können auch begreifen, daß sie nichts taugen und elend sind, aber es sind nur fliegende Gedanken, dabei sie träge, nachlässig und sorglos bleiben, und können sich nicht recht raffen, haben keine Kraft sich selber zu helfen, sondern bleiben im Tode liegen.

Doch bleiben sie dem Guten gewogen, und ihr Herz ist ein zartes Object des Heilandes, so daß ihnen, wenn Er Seine Zeit ersiehet, und sie auf die Spuren der Gnade zu dringen sind, bald geholfen werden kann; es wäre dann, daß sie sich in ihrem Zustande zu wohl gefielen, und dadurch jämmerlich verdürben.

Solche todte Leute sind entweder tugendhaft, die es in der falschen und vom Satan zugelassenen Frömmigkeit und Besserung endlich so weit bringen können, daß sie in Geistlichkeit der Engel einher gehen; oder sie sind lasterhaft. Diese, ob sie gleich in allen Sünden leben, lästern sie doch nicht, sondern lassen das Gute stehen, wie Felix: denn sie sind den geistlichen Dingen todt, und es hat mit denselbigen Leuten, wenn sie nicht auf einer sehr sensibeln Ecke getroffen werden (und alsdann läuft es schon auf eine Art von Leben hinaus), fast gleiche Bewandtniß.

Andere von der Art der Ungläubigen sind nicht todt, sondern lebendig und geschäftig genug, von dem Geist der Welt belebet, und von der Hölle entzündet. Jac. 3, 6.

Sie tragen das Bild des Teufels an sich, und sind deklarierte, offenbare, angerichtete, ja recht erkaufte Feinde des Reiches Christi, suchen es mit Fleiß auf allerhand Art und Weise zu hindern, und machen sich daraus eine besondere Merite und Religionspflicht, sich wider das Werk und die Knechte Gottes, als Instrumente brauchen zu lassen; sie haben oft keinen Ruhm und Nutzen, sondern Schande und Schaden davon, und thun's doch.

Solche sind recht gefährliche Sünder und Werkzeuge des Satans, und werden wohl gar seine Märtyrer: sie sind fast unüberwindlich; und weil sie wegen festgesetzter Gründe ihres Irrsals schwer, ja fast ohnmöglich zu überzeugen sind, so muß sich der Herr zu ihrer Errettung ganz ungewöhnlicher Mittel bedienen, wenn es jemalen dazu kommen soll.

Sie sind abermals entweder tugendhaft, wie Saulus, der auch sehr wüthete, und meinete, er müßte dem Namen Jesu viel zuwider thun, dabei aber unsträflich und gesetzlich fromm war; oder lasterhaft, die über ihren groben Versündigungen gelegentlich Spötter und Feinde der Wahrheit worden sind, und denen die Knechte und Mägde Christi, weil sie ihr Thun strafen, auch nicht leidlich sind anzusehen, wie sich die Sache im Buch der Weisheit ausgedruckt befindet, und die Herodias davon ein biblisch Exempel ist. Marc. 6, 18. 19.

Alle diese Arten sind unselig und verloren, und brauchten einen Erretter, der ihnen heraushülfe, wenn sie endlich sollten und wollten selig werden.

Was heißt aber errettet werden? Es heißte der Obrigkeit der Finsterniß entrissen und ins Reich Jesu versetzet werden.

Er will den Todten aus ihrem Tode helfen, die Sklaven des Satans zur Freiheit bringen, die Feindschaft und den Unglauben wegnehmen, und Glauben und Liebe dafür schenken.

Den Anfang zu einer solchen Errettung muß der Heiland selbst machen, denn das fordert kein Zeuge Jesu von denen Menschen, daß sie sollen anfangen und sich selber helfen, sondern der Heiland hat gesagt: Ich will sie Alle zu mir ziehen, sie sollen sich nur erretten und versöhnen lassen.

Er will durch Seinen Geist Alles thun, das Feuer auf die Erde werfen, und Seine Liebe ausgießen in Aller Herzen, ja die Todten mit dem Athem des Lebens anwehen; da muß man nur stille sein, warten und Acht geben auf des Herrn Stimme, wenn Er mit Seiner Kraft, Seinem Feuer, Seinem Zuge und Seinem Geiste ans Herz kommt, und alsdann sich nicht mit Fleisch und Blut besprechen, sondern der himmlischen Erscheinung bald gehorsam sein.

Gott sieht dabei nach Seiner Weisheit, wie Er einer jeden Seele am besten beikommen kann.

Es sind die Arten, Gelegenheiten und Stunden ungleich, daß man sie nicht determinieren kann.

Den einen ergreift der Herr in der Predigt, den andern in seinem Hause, einen dritten auf der Gasse, wieder sonst einen aus dem Felde, und einen fünften mitten in seinen Sünden.

Daher ist es nicht evangelisch, gewisse Regeln vorzuschreiben, oder Methoden und Raffungen zu fordern, darin die Seelen vorher stehen müssen, oder bei der Herumholung der Seelen einerlei Behandlungsart zu erwarten.

Man muß es der freien Gnade und Erkenntniß des Heilandes überlassen, wie Er den Seelen beikommen kann und will.

Indem aber Er so bereit ist, allen Seelen mit Seiner vorlaufenden Gnade zu begegnen, so ist es eine unverantwortliche, ja eine himmelschreiende Sünde, wenn man sich dem heiligen Geiste, zu der Zeit, da Er mit göttlicher Kraft an die Seele kommt, zu entziehen sucht, oder doch leichtsinnig und nachlässig bei Seiner Herannahung ist.

Da kann man oft einen Moment versäumen, daran viel Gnade und Heil hing, einen Moment, den man in Jahren und Tagen nicht wieder einbringen kann, und so lange vergeblich wieder suchet, bis der heilige Geist, der inzwischen wieder an Seinen Ort gegangen, Hosea 5, 15. in Gnaden zurückkommt.

Drum muß man Alles stehen und liegen lassen, wenn solche Gnadenzeit und Zug kommt, weil Alles (auch das wichtigste Geschäft von der Welt) eher wieder eingebracht werden kann, als dergleichen Besuch.

Ja, wenn man in der Kirche wäre, und man fühlte in seinem Herzen, daß der heilige Geist zu predigen anfängt, so soll man, nach Dr. Luther' s Rath, den Prediger, den man siehet, nur fort predigen lassen, und lieber der Gnadenregung Deß, den man nicht siehet, im Herzen nachgehen.

Das ist ja wohl zu merken, damit man Gottes Werk nicht verderbe, hindere und aufhalte, sondern es lieber mit Gebet und Flehen fest mache.

Das kann gar kurz im Herzen geschehen, wenn man keine andere Gelegenheit hat, mit einem: Herr, erbarme Dich! Herr, sei mir Sünder gnädig! Welches eben so viel vor Gott gilt, als wenn man noch so viel Worte machte; denn Moses sagte kein Wort, 2 Mos. 14, 15. doch heißt's, er habe geschrieen.

Aber es muß dabei nichts Gezwungenes und Affektiertes, sondern was freies und von der Gnade Gottes Gewirktes sein, weil man sonst sich und Andere aufhält; man muß der Gnade in ihrer Arbeit freien Lauf lassen, bis sich der Glaube mit dem Worte vereiniget hat. (Siehe Ebr. 4, 2. im Grundtext.)

Es kommt hierbei nicht auf viel Verstand, Geschick, Muth und Würdigkeit an, oder gar auf ein über die göttlichen Schranken hinweg fliegendes Genie, sondern auf die freie Erbarmung Gottes in ihrer Gnadenordnung.

Die Ursach aller Gnade ist allein zu suchen in dem Verdienst und Genugtuung Christi; der muß uns in Seiner blutigen Gestalt am Kreuz allein Alles gelten, und die einzige Ursache unsrer Seligkeit werden und bleiben.

Denn am Kreuz ist Er selbst mit der Bluttaufe getauft, und zum Heiland der Welt eingeweihet, da ist uns Sein Jesusname auf alle Ewigkeit versiegelt worden.

Darum wer das Geheimniß des Kreuzes und der Wunden Jesu versteht, der kann Trost und Rath haben, wenn er auch der größte Sünder wäre, weil Jesus für alle Sünden gebüßet, die geschehen sind und noch geschehen werden in Ewigkeit.

Er hat für die ganze Welt am Kreuze gebeichtet, da Er sagt: Vater, vergib ihnen! und da Er rief: Es ist vollbracht! sprach Er zugleich die Generalabsolution über alle Welt aus. Denn wer nun an Ihn glaubt, der wird nicht gerichtet. Joh. 3, 18.

Dabei hat man nicht zu sorgen, daß die Seelen etwa nicht genug gebeuget und wegen ihrer Sünden zerknirschet werden möchten.

Alle müssen bei der Gnade eine gewisse Art der Demüthigung erfahren, so viel als unter andern Ursachen der Heiland auch mit einem Jeden für nöthig erkennet, seinen Sinn zu brechen und zu verwandeln; „ja selbst das Schmecken vom kräftigen Versühnen, das muß zu wahrer Demüthigung dienen.“

Denn wie am Tage des Herrn diejenigen, die noch lebendig angetroffen werden, denen nicht werden zuvorkommen, so erst aus ihrer Verwesung auferstehen (was die Andern vom Tode langweilig und ungefühlig erfahren haben, das müssen die Lebendigen in einem Augenblick und vielleicht empfindlicher erfahren bei der Verwandlung ihrer Verweslichkeit in die Unverweslichkeit): eben so können Einige in einem Augenblick oder in etlichen Stunden das Alles erfahren, was Andere viele Tage und Jahre lang fühlen; weil die Umstände bei dergleichen Seelenführung unbegreiflich und die Hindernisse bei Einigen unüberwindlich scheinen.

Also kann man dem Heiland bei der armen Sünder Demüthigung und Begnadigung nichts vorschreiben, sondern man muß es Ihm und Seiner Weisheit und Treue allein überlassen, wie viel Er einem Jeden von der Angst erfahren zu lassen gut findet, und wie bald Er mit diesem und jenem fertig werden kann, ihn zu überzeugen und zu erhalten.

Seine Lust ist gewiß, zu erretten und zu helfen in einer Kürze.

Dein König kommt zu dir, ein Erretter und ein Helfer! Zach. 9, 9.

Die Weise des Heilandes ist's nicht, den Seelen lange Bußprozesse und Zubereitungen vorzuschreiben, sondern es erfordert oft nur ein wahres und herzliches Wort, so ist die Gnade da, und hat geholfen aus allen Sünden.

Und da eigentlich das größte Elend das ist, wenn man den Heiland nicht hat, und nicht lieb hat; wie im Gegentheil das der Himmel auf Erden ist, in der Gnade und Liebe des Heilandes leben, so ist's wohl ein Glück, daß Niemand mehr drauf erpicht ist, als Er, sich der Seele als Heiland zu erkennen zu gehen, daß Niemand lieber den Glauben schenket; denn gewiß Er träget uns die Seligkeit entgegen.

Da wir nun sonst gerne den Sachen nachzudenken pflegen, die etwas zu unserm Vortheil und Nutzen beitragen können, so ist's wohl billig, auch dieser Sache in der Stille nachzudenken, damit wir einmal aus unserer eignen Erfahrung sagen können: Er kann selig machen immerdar; „Er kann erretten Alle, die zu Ihm treten.“

Dann heißt's: Ich will erzählen, was Er an meiner Seele gethan hat. Ps. 66, 16.

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