Wyttenbach, Thomas - Recht-anbieten wegen seiner und seiner Mitbrüderen verehelichung

Wyttenbach, Thomas - Recht-anbieten wegen seiner und seiner Mitbrüderen verehelichung

Donstag vig. Jacobi (24. Heumonats) 1524

ES sagt, Günstige Liebe Herren, GOtt durch den Propheten Ezechiel: Ich hab dich gesetzt zu einem Aufseher/ verkünd Ihnen Ihre sünden, oder ich wird Ihr blut, von deiner hand forderen, und durch Esajam, Schrey, hör nicht auf, verkündig meinem volk Ihre sünden. Und Paulus: Wehe mir/ wo ich schweige: Mit diesen worten GOttes wird ig gezwungen und getrungen in vor augen schwäbendem handel als Euwer aufseher/ und Seelsorger/ Euch zumahnen und zu warnen/ nicht von wegen meines verlurst (wann ihr wollend/ lassend die andere meine Mitbrüder ledig/ weil ichs geprediget hab, mit den Gnaden GOttes bin ich bereit/ meine pfund zulassen/ meiner person halb, doch unverschuldt und wider alles Recht-bieten vor Euch) sonder um der Christlichen warheit willen und (hindersich treiben) verdunklung deß Worts GOttes/ und Unsers HErren JEsu CHristi/ Euch zuwarnen und fürzuchslachen/ gefährlichkeit gegen GOtt und seinem H. wort/ nachtheil und verdamnuß der Conscientzen/ so in disem handel wider GOtt und sein H. wort handlen werdind/ wie hernach folget.

  1. Ist der Christlich Glaub recht/ ist das wort GOttes Alten und Neuen Testaments wahr, darauf, deß Christen glaub gegründet ist, so mag ein Priester/ und sonderlich ein pfarrer/ der sich empfindt/ wie die Schrifft meldet, sich recht/ Christlich und Göttlich verehelichen.
  2. Ist GOtt über alle Creaturen/ ist sein wort von der Creatur nit zu verurtheilen, so mag sich ein priester und sonderlich ein Pfarrer/ ohn aller vätteren und gehaltenen Concilien, oder die auch noch künfftig möchten gehalten werden/ so er das H. wort doch heiter vor Ihm hat, gebrauchen, darnach leben/ verehelichen, oder in anderen weg darnach leben.
  3. Mag kein Creatur das unrecht machen, was GOtt für gut und recht haltet/ oder das verbieten und wehren, was GOtt gebietet und heisset/ oder das nothwendig machen/ was GOtt frey lasset. So mag kein Creatur, pabst/ Bischoff oder Concilium/ König oder Keiser erkennen/ daß der Priester Ehe nicht recht sey/ und sich gewalt nehmen die Ehe zu verbieten/ ohne GOttes zorn/ Antichristischer weis/ und gantz und gar unkräfftig.
  4. Mag man mit recht niemand straffen/ dann der da gesündiget hat/ und man die schirmen soll/ die nach Göttlichem willen leben und sein gebott wollen vollziehen; so mag niemand die Priester/ die sich verehelichend/ Ihrer güter/ noch Ihrer Pfründen/ mit Gott/ recht und ehren entsetzen und berauben.
  5. Ist niemand/ Oder noch Nider/ so gwaltig/ daß er den freyen möge/ vor dem oder deß/ das oder darinn GOtt Ihne pflichtig und schuldig haben will/ so ist ein jeder, der den anderen deß seinen wider GOtt und Recht entsetzet/ widerlegung schuldig.
  6. Ist Hurey von GOtt verbotten/ und der Priester-Ehe/ eben durch dieselbe Schrifft/ durch welche der gmeinen Christen-Ehe erlaubt ist, sie auch heiter nachgelassen, so müssen die gmeinen Christen entweder huren und im stand der verdamnuß seyn, oder der Priester Ehe ist als göttlich/ recht und ehrlich, als der gmeinen Christen, die man Leyen nennet.
  7. Wider GOtt setzen und ordnen( zwingen und tringen/ GOttes gsatz untertruken/ das übel frey lassen, das alles ghört keiner Christlichen oberkeit zu/ sonder denen/ die GOtt nicht erkennen, noch Er sie, und deß Antichristis gwalt handhaben, und Tyrannen und Todschläger der seelen sind.

Darum wöllend Euch/ Lieben Herren, wol fürsehen/ und die sach nit spahren biß an das Todbett/ so der HErr schreyen wird, gib rechnung von deiner Schaffnerey, meine jeder wird seine Burde tragen müssen/ da weder der heißer dem folger/ noch der folger dem heißer vorstahn mag.

Und ob jemand meinte, daß in dieser meiner warnung oder andderen meinen predigen ich euch unChristlich gelehrt, oder gelebt hätte, anders als ein Armer sünder/ oder sich vermuhte dieser meinung und warnung geletzt und geschmützt seyn/ dem biet ich recht auf Göttlich Schrifft und wort deß Herren für Euch, Günstig Liebe Herren selbst. Das wöllind im besten verstahn: Das GOtt zusamen gefügt/ soll der mensch nit scheiden. sagt Christus Matthäi 19.

Euwer underthäniger diener und Seelsorger Thomas Wittenbach.

Ich bitten Euch auch Liebe Herren/ ihr wollet diß mein warnung an dem ort hören und lesen lassen, da man andere Brieff auch verlist.

Quelle: Bernerisches Mausoleum
Getruckt zu Bern bey Wit. Bondelin
MDCCXL.

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