Wimmer, Gottlieb August - Das Elend der Verstockten.

Wimmer, Gottlieb August - Das Elend der Verstockten.

Predigt am Sonntage nach Neujahr über Matth. 2, 13 - 23

Seele, hast du Seelenfrieden?
Kannst du Trotz dem Teufel bieten?
Bist du deines Heils gewiß?
Hast du Ruh von deinen Sunden?
Darfst du keine Angst empfinden?
Stirbst du ohne Kümmerniß?
Hilf, Herr Jesu, allen Seelen,
Die des Heiles Weg verfehlen
Und verstocket stille stehn.
Suche was verirrt, verloren,
Laß sie werden neugeboren,
Laß sie Friedenswege gehn! Amen!

Heute so ihr Gottes Stimme höret, verstocket eure Herzen nicht! Ps. 95, 8. Wenn uns zum Beginn des neuen Jahrs die freundliche Gestalt des Heilandes in ihrer tröstenden Lieblichkeit entgegenkommt, und uns durch neue Güte und neue Verheißungen zur Buße leckt, so will er uns zugleich in heiligem Ernste erschüttern durch das schreckliche Beispiel der Gottverlassenheit der verirrten, verstockten Sünder, das uns aus dem heutigen Evangelio entgegentritt. Laßt auch euch, Geliebte, Gottes Güte, Langmuth, Treue, Geduld und Freundlichkeit, womit er Sünder trägt, nicht verleiten, eure Buße aufzuschieben; ich müßte euch sonst an das ernste Wort erinnern, welches der Apostel Paulus den Römern im 2. Cap. im 4 bis 6. Verse schreibt: Verachtest du also den Reichthum seiner Güte, Geduld, Langmuth? Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet? Du aber nach deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufest dir selbst den Zorn auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes. Meine Brüder! Gott wolle durch Jesum Christum alle Welt vor der Drohung dieser heiligen Worte behüten und in Gnaden von uns das Elend abwenden, welches dieser Ausspruch des Apostels verkündiget. Es ist schrecklich zu denken, daß ein Mensch den Zorn des lebendigen Gottes durch Mißbrauch, Verachtung und Verschmähung der Langmuth, Güte und Geduld Gottes auf sich lade.

Und doch können wir es nicht verbergen, müssen es mit dem Apostel weinend gestehn, Phil. 3, 18., daß Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi, welcher Ende ist die Verdammniß. Man erkennt sie daran, daß der Bauch ihr Gott ist, und sie irdisch gesinnt sind; ach, sie haben verlassen die vorige Liebe, sind entfallen dem Glauben, verblendet von der Welt, untreu dem Evangelio, fühllos gegen seine Verheißungen, gleichgültig gegen seine Drohungen und verhärtet gegen seine Warnungen.

Wir müssen aber nicht glauben, daß dieses von ohngefähr, oder aus ganz eignem Willen also geschehe. Nein, meine Theuersten, wir haben hinlängliche Ursache, solche unglückliche, verstockte Seelen anzusehn als die unter der Strafe Gottes, unter der Last seiner Verwerfung liegen. Ich sage Strafe Gottes, denn es ist nicht anders, als daß Gott von denen, die sich durch seine Langmuth und Gnade nicht zur Buße, zur Demuth, zur Erkenntniß leiten lassen, endlich seine Hand, seinen Schutz, seinen Gnadenblick hinwegzieht. Mit solchen Bösen wird es dann je länger, je ärger. 2. Tim. 3, 13. Ist nun das Abziehen der Hand Gottes eine unverkennbar gerechte Strafe Gottes, so ist offenbar das Zunehmen der Sünde, die Gleichgültigkeit gegen die Gnade, die allmähliche Verhärtung und endliche gänzliche Verstockung, als nothwendige Folge der Verwerfung, billig für eine der größten und härtesten Strafen Gottes zu achten. Darum hatten unsere Altvordern in ihrem von unserer aufgeklärten Zeit so oft verlachten Christusglauben vollkommen recht, wenn sie auf alle Zeichen der Zeit achteten, beständig des wiederkommenden Christus harrten, und in allen Drangsalen des Einzelnen, wie des Ganzen, eben so viele Bußprediger erblickten. Sie ließen sich Gottes Liebe und Züchtigung zur Buße leiten. Sie verachteten nicht die Langmuth Gottes und häuften nicht Zorn auf den Tag des Zorns. Ebenso dankt der Gläubige und noch unverlorne Christ auch für Trübsal und Heimsuchung, greift zu Zeiten der Noth, in Unglück und Elend, zuerst zu den Bußpsalmen, zum Bußgebete, sucht vor allem die Versöhnung mit Gott durch Jesum Christum, wohl fühlend, daß auch Trübsale Lockstimmen dessen sind, der uns wie eine Henne ihre Küchlein unter seine Gnadenflügel lockt. Wo Gott der Herr es nicht mehr der Mühe werth findet, uns in die Kreuzschule zu führen, der wir immer gern entlaufen möchten, da steht es nicht gut; und käme kein Kreuz, keine Mühe mehr über uns, so wäre gewiß Gottes Zorn entbrannt, und sein Angesicht von uns gewendet.

Das also ist der Fluch der Sünde, daß sie uns aus dem Angesichte Gottes verbannt. So floh Adam vor dem Herrn und versteckte sich, war aber noch nicht verstockt. So floh Kain aus dem Lande, war aber schon verstockt; denn Adam und Eva gingen, weinend die ersten Bußthränen, aus dem Paradiese; Kain aber floh mit innerem Trotze in ein fernes Land, wo er zwar der Gnade, nicht aber dem Gerichte Gottes entfloh.

Diese schreckliche Strafe der Sünde wird aber als solche noch deutlicher ausgesprochen, wenn der Herr 1. Mos. 6,3. spricht: Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht mehr strafen lassen. Ferner wenn es von Pharao heißt: daß Gott der Herr sein Herz verhärte und verstocke. Dieß wollte unsern Vernünftlern anstößig sein, da doch bei ein wenig Vernunft die Sache ganz natürlich erscheint. Pharao fragt bei der ersten Botschaft des Herrn, 2. Mos. 5, 3.: Wer ist Gott der Herr, deß Stimme ich hören müsse? Ich weiß nichts von dem Herrn. Nach solcher Versuchung Gottes ist es doch gewiß eine gerechte Strafe, daß ihn Gott auch verwirft. Der Herr greift nach den Ruthen, aber keine wirkt Reue, keine wirkt Buße, keine Erkenntniß. Nur um Abwendung der Strafe, nur um Aufhören der Züchtigung wird gefleht. Ist es nun nicht eine gerechte Folge, daß nach jeder Züchtigung, die ungenutzt vorübergeht, das Herz verstockt und immer mehr bis zum endlichen Untergange verstockt wird. Dasselbe finden wir bei Saul, 1. Sam. 15,23.: Weil du des Herrn Wort verworfen hast, hat dich der Herr auch verworfen. David sündigte auch viel, aber er that allezeit herzliche Buße, darum verstockte sich sein Herz nicht. Dagegen sehen wir einen Judas sich verstecken und untergehen. Hieraus erhellt sattsam: daß die Sünde selbst Schuld und Strafe und die Verstockung, der Unglaube und endliche geistige Untergang, die schreckliche, aber gerechte Strafe der Sünde sei.

Möge uns der Herr doch vor solchem Elende bewahren und besonders in dieser Gnadenzeit seiner Heimsuchung uns seine Freundlichkeit recht vor Augen stellen, wie auch das Sündenelend der Verstockten recht erkennen lassen; damit wir in Zeiten Buße thun, vor Abwegen uns hüten, die Lockungen des Teufels und der Welt verachten und das Kommen des Herrn mit erhabenem Haupte in Demuth erwarten. Ja komm, Herr Jesu! in dessen Namen wir um die Gabe des heiligen Geistes also beten wollen: Vater unser u. s. w.

Text: Evang. Matth. 2, 13-23.

„Da sie aber hinweg gezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum, und sprach: Stehe auf, und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir, und fliehe in Egyptenland, und bleib allda , bis ich dir sage; denn es ist vorhanden, daß Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen. Und er stand auf, und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich, bei der Nacht, und entwich in Egyptenland: und blieb allda, bis nach dem Tode Herodis. Auf daß erfüllet würde, das der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Aus Egypten habe ich meinen Sohn gerufen. Da Herodes nun sahe, daß er von den Weisen betrogen war: ward er sehr zornig, und schickte aus, und ließ alle Kinder zu Bethlehem tödten, und an ihren ganzen Grenzen, die da zweijährig und drunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erlernet hatte. Da ist erfüllet, das gesagt ist von dem Propheten Jeremia, der da spricht: Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret, viel Klagens, Weinens und Heulens; Rahel beweinete ihre Kinder, und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen. Da aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum in Egyptenland, und sprach: Stehe auf, und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir, und ziehe hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben standen. Und er stand auf, und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich, und kam in das Land Israel. Da er aber hörete, daß Archelaus im jüdischen Lande König war, anstatt seines Vaters Herodes: fürchtete er sich dahin zu kommen. Und im Traum empfing er Befehl von Gott, und zog in die Oerter des galiläischen Landes. Und kam, und wohnete in der Stadt, die da heißet Nazareth. Auf daß erfüllet würde, das da gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazarenus heißen.“

Wenn unser lieber Heiland sagt, Joh. 3,18.: Wer an ihn glaubet, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubet, der ist schon gerichtet, denn er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes: so spricht er damit das ganze Geheimniß seiner Weltregierung und Menschenführung aus. Jeder ist sein eigener Richter, der sich selbst nach den ewigen Gesetzen der Gerechtigkeit Gottes verurtheilt. Auch kann der Mensch seinem Gerichte nur dadurch entgehen, daß er sich, schaudernd vor dem verdienten Gerichte, dem er sich selbst verfallen erkennt, in die Arme Jesu wirft, das ist, daß er glaubet. Ich glaube, daß ich ein Sünder, der Gerichte Gottes würdig und der Verdammniß verfallen bin: Ich spreche. mir selbst das Urtheil, daß ich meinem eigenen Urtheile nur in den Armen Jesu entfliehen kann, dessen genugthuendes Verdienst für alle Sünden derer bezahlt hat, die zu ihm ihre Zuflucht nehmen.

Der Ungläubige aber kann nicht selig werden. Er verdammt sich selbst, glaubt nicht an Jesu Verdienst, nicht an seine genugthuende Liebe, an seine Wunderkraft, an seines Todes gerichtüberwindende Gewalt. Wo soll er Ruhe finden für seine Seele, da er Christum verwirft? Er flieht vergebens in sein eigen Herz, denn hier brennt ihm eine Hölle voll Angst; er flieht vergebens zu der Welt, die ruft ihm höhnend entgegen: Da siehe du zu; er flieht vergebens zu Gott, denn wer im Herzen Gottes Feind ist, wie sollte der vor ihm bleiben! Er flieht vor sich, vor der Welt, vor Gott! Was bleibt ihm übrig, als zurufen: Berge fallet auf mich, Hügel decket mich! Er sucht endlich, Sünden auf Sünden, Verbrechen auf Verbrechen häufend, Trost in der Verzweiflung, in der Hölle, deren Schauder in dem Gedanken liegt: ist gerichtet! und kann sich nicht vernichten!

Schreckliches Elend des Unglaubens, der Betäubung seiner selbst, der Verstockung. Nicht leicht tritt uns dieses furchtbare Elend des Ungläubigen schauderhafter entgegen, als in unserm heutigen Evangelio. Herodes im Kriege gegen Jesum Christum! Der Unglaube kämpfend gegen die Erlösung; die Verstockung in ihrem Wahnsinne und in ihrem Elende zugleich. Der Name des Messias, des Erlösers Jesu Christi, den er zuerst von den Weisen Matth. 2, 2. hörte, machte ihn und seine Rotte, seine verderbte Stadt zittern. Um ihm entgegenzugehn, seines Heils sich theilhaftig zu machen, dazu gehöret Glaube. Dieser ist längst erstorben! Wozu nimmt also Herodes und seines Gleichen Zuflucht? Zur Heuchelei, zum Betrug, zu Gräuelthaten, zur Empörung wider Gott selbst, zur Verzweiflung! O du verblendete Zeit, in der wir leben und predigen, siehe an dein Schicksal, abgespiegelt in einer Herodes-Seele, schau her, bete, erzittere! Ich will dir zeigen: Das Elend der Verstockten!

Es ist schrecklich und offenbart sich:

I. In ihrer Angst im Leben,
II. in ihrer Thorheit in Rathschlägen,
III. in ihrer Verzweiflung im Tode.

Herr Jesu, hüte unsere Seelen,
Daß sie des Zieles nicht verfehlen,
Erbarme dich unser! Amen.

I.

1. Das Elend der Verstockung erhellt sehr deutlich aus unserm heutigen Evangelio, das wir mit dem Beistande Jesu Christi näher erörtern wollen. Möge jeder von uns sich dabei recht und ohne Heuchelei prüfen und wahrnehmen, ob er von allen Herodes- und Hohenpriestertücken so ganz frei sei. Herodes ist nächst dem Kinde Christi die Hauptperson in dem evangelischen, Abschnitte. Die Geschichte lehrt uns, daß Herodes mit Hülfe der heidnischen Römer und durch mancherlei Künste, durch Trug und Gewalt, durch Heuchelei und Arglist sich die Herrschaft über einen Theil des jüdischen Volkes und die Stadt Jerusalem erworben habe. Um sich die Juden, welche damals noch ein mächtiges Volk waren, und denen nur der Glaube und gottesfürchtige Geist Samuels, Davids und anderer frommen Vorfahren fehlte, um wieder das freie und glückliche Volk Gottes zu sein; um sich, sage ich, die Juden geneigt zu machen, heuchelte er große Anhänglichkeit an ihre Sitten, Gebräuche, Religion und Gesetze. Darum richtete er ihren Gottesdienst wieder ein und zeigte sich ihrer Lehre geneigt. Uebrigens war er ein Mensch von allen Lastern befleckt, an dessen Händen das unschuldige Blut vieler Tausenden klebte; ohne Religion, ohne Scheu vor Gott und den Menschen, ohne Glauben und Gottesfurcht. Mit Verbrechen hatte er sich seinen Thron erbaut, mit Blut hatte er ihn befestigt, durch Schalkheit und Verbrechen suchte er ihn zu behaupten. Ein Elender, dessen innern Jammer der äußere Glanz der Königskrone kaum zu verhüllen vermochte.

Darum erfüllte ihn Angst und Zittern bei der Kunde, daß der König der Juden, der Messias, geboren sei. Herodes erschrak, mit ihm das ganze Jerusalem. Was den Hirten Freude brachte, was aller Welt Heil war, was die Heiden aus dem fernen Morgenlande zum Gebet und zur Verehrung herbeizog, war für die entarteten Priester, für den verstockten Herodes ein Schreck. Die Engel neigen sich frohlockend zur Erde nieder, Himmel und Erde wird Ein Lobgesang, Friede und Freude kehrt in die Herzen der Greise Simeon und Hanna ein; - aber der verstockte Unglaube bebt. Hatten denn Jerusalem und sein Herodes nicht Mosen und die Propheten? War es ihm denn nicht bewußt, daß es der Rathschluß eines liebenden Gottes sei, der zum Heil und Segen der Menschen jetzt in Erfüllung gehe? O ja! denn als man mit Fleiß forschte, wo und wann der Messias sollte geboren werden, so wußte man gleich die danielischen Wochen und den Ort der Geburt Jesu zu erforschen. Was wäre nun natürlicher gewesen, als in allem diesem den Finger Gottes zu erkennen, ihm die Ehre zu geben, und den nun erfüllten Worten der Propheten freudig beizupflichten? Allein so gewiß ist es, daß der Glaube eine Gabe des heil. Geistes und sein Werk ist, daß in einer verstockten Seele, selbst wenn die in unsern Tagen hochgepriesene Vernunft überzeugt ist, dennoch kein Glaube erwacht. Herodes erkannte die Wahrheit, er war überführt, glaubte er? Nein, sein ungeheiligtes, verstocktes Gemüth wurde nicht von Glauben, sondern von Angst ergriffen! Auf daß erfüllet werde das Wort Jesu Christi Luc. 16,31.: Glauben sie Mosen und den Propheten nicht, führen sie diese nicht zum Glauben, so werden sie auch nicht glauben, ob Jemand von den Todten auferstünde. Damit sie es nach Luc. 8, 10. nicht sehn, ob sie es schon sehen! Und nun frage ich euch, meine lieben Mitchristen, ist es nicht schrecklich, selbst aus der vollkommenen Ueberzeugung und Ueberführung der heilbringendsten, freudenreichsten Wahrheit nur Angst, Schrecken, Furcht, Zittern, aber keinen Glauben zu erlangen?

Das ist das Elend der Verstockung auch in unserer Zeit! Die ungläubigen in Sünden so sehr versunkenen Menschen, daß vor ihren Gräueln die Gesetze verstummen müssen, schreien nach Ueberzeugung und Vernunft. Kühn freveln sie gegen Gott und seinen Geist; fordern Beweise, Thatsachen; wollen ihre Finger in die Seite legen, schwatzen beständig von Forschen! Wenn aber, ihr unglücklichen, ihr nicht redlichen, sondern muthwilligen verstockten Zweifler und Läugner, wenn nun der Augenblick käme, daß „der da kommt“ erschiene in himmlischer Pracht, und endlich der Tag, dessen die Gläubigen in Sehnsucht harren, anbräche: was würdet ihr thun? Würdet ihr nach der Palme greifen und Hosianna anstimmen, oder Wehe rufen: Berge fallet auf uns? Noch ist es Zeit, nehmt doch um eurer Seligkeit willen die Frage in reife Ueberlegung, wie ihr zu Christo, euerm Herrn, steht! Es kann ja nicht anders sein! Angst und Schreck der Verzweiflung muß den ergreifen, der den Kommenden verachtete; Freude und Hosianna ist nur das Gefühl der gläubigen Seelen. O ihr unglücklichen Christushasser, noch ist es Zeit, füllet eure Lampen!

2. Herodes hatte Angst! Aber wohin trieb sie ihn? Vielleicht kehrte er in sich ein, dachte auf Mittel, sich mit dem neugebornen Messias zu versöhnen? Vielleicht rührte die Gewißheit und Wahrheit des Wortes und der Thaten Gottes sein Herz, daß er sich auf Gnade und Ungnade Jesu zu Füßen warf? Das thut der arme bußfertige Sünder, der sich von Gottes Barmherzigkeit noch suchen läßt. So that David, als ihm Nathan die bekannte Bußpredigt hielt; so Petrus, als ihn der Blick des Herrn traf; so Thomas, als er die Thorheit seines Vernunftglaubens einsah; aber so handelt kein Saul, den Gott verworfen, kein Herodes, auf dem der Fluch der Verstockung lastet. Furchtbare Unruhe martert seine Seele, die Flamme der Hölle lodert in seinem Herzen auf. Der ewigen Verdammniß hatte er sich verschrieben, um ein Knecht des Kaisers Augustus und König Jerusalems zu werden. Jetzt erscheint der verheißene rechtmäßige Erbe seines Raubes und er soll nun den Preis verlieren, für den er sich der Hölle ergeben hat. O gräßlicher Betrug, den der Teufel seinen Anhängern spielt, schreckliches Elend der verstockten Herzen! Vor der Ewigkeit lebt ihre Seele in Angst, und um den Irdischen Preis ihrer Verdammniß werden sie betrogen. So verliert Judas den Preis des Verrathes, so die Hohenpriester den Zweck ihres Christusmordes! So schwebt ein Herodes in Angst und Unruhe Tag und Nacht. O Christenseele schaudere, kehre um, der du auf dem Wege der Verstockung bist, Wache auf, der du schläfst und stehe auf von den Todten, so wird dich Christus erleuchten! Eph. 5, V. 14.

3. Selig sind aber die, so die Angst ihres Herzens zur Buße treibt. Auch Maria und Joseph hatten ja Christum verloren, da sie in Jerusalem waren, wo er so leicht zu verlieren war. Sie kehrten aber um, machten Tagereisen, bis sie ihn wiederfanden; ihre ängstliche Unruhe führte sie auf den rechten Weg. So führt auch Angst und Unruhe den Sünder auf den Weg der Buße; aber ein verstockter Herodes wird nicht zur Buße, sondern zum Aerger, zur Wuth geängstet. Gottes Wort bleibt bei ihm ohne Wirkung. Auf den Gläubigen wie auf den Ungläubigen, auf den Empfänglichen wie auf den Verstockten wirkt die Wahrheit Gottes mit unwiderstehlicher Kraft. Nur ist die Wirkung verschieden. Einer erkennt eine Kraft Gottes, selig zu machen; es ist ihm Geist und Leben! Du hast Worte des ewigen Lebens, - sagt der gläubige Petrus. Aber geängstet von der Wahrheit, verstockt gegen die Leutseligkeit und Freundlichkeit Jesu Christi, hoben hier die Juden Steine auf gegen Jesum, und dort knirschen die Glieder des hohen Raths mit den Zähnen, als ihnen die Wahrheit durchs Herz ging. (Apstg. 7, V. 54.) So bricht auch die Angst eines Herodes in Aerger, Verbitterung und Wuth aus; wie wir dieses in unserm Evangelio, im sechszehnten Verse lesen. O elender Herodes, o armer Christ, in dessen verhärtetem Gewissen die göttliche Wahrheit nur Wuth, Aerger und Schreck, nicht aber Buße, Sehnsucht und Versöhnung erregt! .

4. Dieser Aerger über Gottes heilige Allmacht, die Kraft der Wahrheit und der Himmelsglanz seines Wortes steigert seine Angst bis zur Verwegenheit. So muß aber der Satan sein Werk vollenden. Wer sich der Hand des Heilandes nicht anvertrauen will, daß seine Seele wiedergeboren, und von dem schrecklichen, giftigen Sündenfalle Gott wieder angebildet werde, der fällt in die Hand des Satans. Die Angst vor dem verworfenen Heilande treibt ihn, wie den Geist Luc. 11, V. 24., durch dürre Städte, wo er Ruhe sucht und sie nicht findet. Er entbrennt vor Zorn über seine Ohnmacht und faßt in dieser Verbitterung gegen Gott und sein Wort, wie einst Satan, als er fiel, - den Entschluß verwegener Empörung. So wird der Verstockte immer mehr seinen: Meister ähnlich, dessen Natur er endlich ganz annimmt: - ja er wetteifert mit ihm, denn dieser zittert (Jac. 2, V. 19.) vor dem Herrn. Der Verstockte zittert nicht mehr, auf offnen Kampf gegen seinen Schöpfer zu sinnen! So beschließt Herodes Alles zu wagen, wie V. 13. unsers Evangeliums steht: es ist vorhanden, daß Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen! - Entsetzlicher Fluch der Verstockung! Die Kreatur wüthet gegen ihren Schöpfer! Ihr Tugendhelden, die ihr die Verderbtheit der menschlichen Natur leugnet, des Sündenfalles spottet, in eitler Selbstgefälligkeit auf eure Tugend und Kraft zur Tugend pocht, tretet hieher und zittert! Schaut den Wurm, der sich gegen seinen Schöpfer auflehnt, und leugnet nun den Schlangensamen, das Schlangengift, welches des Menschen Natur durch und durch vergiftet hat. Saget nicht: ich bin nicht Herodes! Greift in die eigene Brust, prüfet euer Leben und fallet reuig Jesu zu Füßen, bringet rechtschaffene Früchte der Buße, damit ihr dem ewigen Verderben entrinnt; denn die Axt ist gelegt an die Wurzel. Matth. 3, V. 8 - 10.

Und nun, meine geliebten Miterlösten, urtheilt selbst, ob es ein schrecklicheres Elend, als das der Verstockung geben kann? Irret euch nicht, Gott läßt sein nicht spotten, Gal. 6, V. 7. Verwirfst du Gott, verwirft er dich auch! Nicht umsonst ruft Jesaja 4, V. 21.: Wehe denen, die bei sich selbst weise sind und halten sich selbst für klug, sie sinken immer tiefer in das Elend der Verstockung. Jesus ist ihnen dann ein Schreck und der Name Gottes eine Angst. Diese Angst wird sie nicht ruhen lassen. Die Wahrheit Gottes selbst wird sie nicht trösten, sondern ärgern, und die Predigt treuer Lehrer und Seelsorger wird sie verbittern, bis sie wie Trunkene ihren Arm gegen den Herrn vermessen erheben, um im Abgrunde der ewigen Angst zu verzweifeln. Ach verstocket eure Herzen nicht, damit nicht der Wurm, der nie stirbt, euch erwecke! viel lieblicher ist es, durch die süße Stimme des Heilandes und seine freundliche Hand zum Leben geleitet werden!

Das Elend der Verstockten erhellt aber nicht nur aus ihrer Angst, die sie bis zur Vermessenheit treibt, sondern auch noch aus ihrer Thorheit! Ein wenig Nachdenken hätte den auf seine Weisheit so stolzen Herodes, der sich den Großen nannte, belehren können, daß er an dem Eckstein, der zum Falle für Viele gesetzt war (Luc. L, 34.) nothwendig selbst fallen und zerschellen werde. Allein Ps. III, 10.: heißt es: Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang, und außer dieser ist alles Thorheit. Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden (Röm. 1, 22.) und haben Gottes Wahrheit in Lügen verwandelt, (V. 25.) Darum ist das Schicksal und der Rath verstockter Sünder elende Thorheit!

II.

Herodes, welcher sich stolz brüstete, sein Königreich seiner eigenen Kraft und Klugheit zu verdanken, geräth immer tiefer in das Elend. Vor Angst

1. verliert er alle Besinnung und greift zu solchen Mitteln, die statt ihn zu retten, nur ihm schaden. Was war thörichter, als sein Sinnen auf den Mord eines Kindes? War das Kind wirklich der verheißene Messias, der, der er war und den die Propheten vor Jahrtausenden im Geiste vorhersahen; so war es verzweifelte Thorheit eines verhärteten Herzens, sich gegen ein Gottkind aufzulehnen und zu glauben, daß es seinem Trotze gelingen werde, Gottes Rathschluß zu nichts zu machen. War es nur ein Menschenkind: welche Thorheit, vor demselben auf einem Throne, durch Söldlinge stark bewacht, zu zittern? Siehe, der Thor, welcher vor keinem Verbrechen erzittert, erbebt vor einem Kinde in Windeln. So wird der Menschen Weisheit zur Thorheit ohne Gott! In dieser Thorheit

2. wühlt sich der Verstockte immer tiefer in die Sünde hinein. Schrecklich ist der Blutbefehl, den wir Vers 16 -18. unsers Evangeliums lesen. Ja mit dem Bösen wird es je länger, je ärger! Der Unschuld heiliges Blut, der Kinder heiliges Leben, der Mutterherzen heilige Klage, die wider ihn zu Gott schreien, erschüttern den verstockten Thoren nicht. Er will Gott morden!! Indem er nun in Gottes Schöpfung rast, sendet er dem Himmel Engel, von denen vielleicht mancher, ja die bald folgende Zeit rechtfertigt die Vermuthung, die vielleicht alle in der schrecklichen Zeit der Zerstörung Jerusalems verloren gegangen wären. Herodes ist daher hier ein blindes, thörichtes Werkzeug Gottes, die Unschuld vor der verderbten Welt in Sicherheit zu bringen. Einst wird es klar werden: daß der verstockte Thor, ein Werkzeug zur Verherrlichung Gottes war! Dies wird seine eigene Verdammniß noch erhöhen, indem er sehen wird, daß er wider seinen Willen dem von ihm gehaßten Reiche Gottes eine heilige Erndte eingebracht habe!

3. Die Thorheit verstockter Sünder wird also ein neues Werkzeug, ihr Elend zu vollenden. Sie verfehlen alle ihre Zwecke, befördern die Absichten Gottes, die sie zu verhindern trachten, und sehen am Ende sich dem Hohne ihrer eigenen Bosheit preis gegeben. Die heilige Schrift, meine Gel., ist voll von Beispielen verstockter Thorheit, die sich selbst betrog. Darum sagt Jesaias (6, 9.) Gehe hin und sprich zu diesem Volke: Höre es, und verstehe es nicht, seht es und merket es nicht. Verstocke das Herz dieses Volkes und laß ihre Ohren dicke sein. Und 8, 9. Seid böse ihr Völker und gebet doch die Flucht. Beschließet einen Rath, und werde nichts daraus. Beredet euch und es bestehe nicht, denn hier ist Immanuel! Ja hört es ihr Sünder, hört es sichre Sünder, die ihr euch verführen laßt durch Thorheit und Laster, Immanuel wacht! Ihr könnt ihn wie dort Herodes von euch eine Zeitlang nach Aegypten vertreiben, - aber nur, damit auch dadurch die Schrift erfüllet werde: aus Aegypten habe ich meinen Sohn gerufen. Hosea 11, 1. Herodes der Thor sucht in seiner Wuth mit blindem Eifer Jesum zu tödten; um seinen Zweck zu erreichen, bietet er seine ganze Macht auf, begeht Gräuel, vor dem jedes nicht ganz verstockte Herz schaudert, und was thut Gott dagegen? Der Herr läßt durch einen Traumengel den Joseph warnen, und gerettet ist das Heilige und der Welt Heil. Und Herodes? Dieser hat die Blutschuld auf dem Gewissen, die Angst im Herzen, und das Brandmal eines thörichten Widersachers Gottes in der Seele. O laßt euch dieses Beispiel warnen! Verstocke armes Volk nicht dein Herz gegen deinen Heiland und Herrn! Siehe ein Wink der Allmacht verkehrt deinen Trotz in Angst, deinen Rathschluß in Thorheit, und gebraucht deine Bosheit als Werkzeug ihrer heiligen Absichten. So reinigt die Flucht eines Kain das Land der Kinder Gottes auf lange Zeit von Verbrechen. So gründet die Verstocktheit eines Pharao den Tempel auf Zion. So wird der Brüder Bosheit das Mittel zu Josephs Erhöhung, so Judas Verrath das Werkzeug zur Erlösung der Welt, so des Herodes Thorheit

4. der heiligen Propheten Erfüllung. Der Evangelist Matthäus beruft sich ausdrücklich auf die Propheten und gebraucht die in solchen Fällen in der heil. Schrift üblichen Worte: da ist erfüllet, das gesagt ist durch den Propheten Jeremia; und V. 23. auf daß erfüllet würde, das da gesagt ist durch den Propheten 5 Mose 33, 11. Jes. 11, 1 u. s. w. Zacharia 6, 13. Ja, der Wunderrath der Liebe, den Gott in Christo beschlossen hatte, wird vollständig und ungestört erfüllt, es geschieht so zuverlässig, was zuvor geschrieben war, als ob nie ein Herodes gelebt und gewüthet hätte. Was schadete es der großen Gottessache, daß der Thor in seinem stolzen Herzen spricht: Es ist kein Gott! Ps. 14,1. daß das Wort der Propheten ihm ein Spott ist, daß er in seiner Verzweiflung die Erfüllung, die er nicht glaubt, und die ihn doch ängstigt, zu zerstören sich fruchtlos bemüht. Ihm bleibt nur die Blutschuld als Frucht seiner lästerlichen Rathschlüsse zurück, während Jesus der Weltheiland nach Aegypten gerettet, schon in irdischer Schwachheit die ganze Bosheit des Herodes und seines Rathes überwindet, und dann hinausführt, wozu er gekommen, und durch Leiden des Todes mit Preis und Ehre gekrönt, zur Rechten seines Vaters harrt, bis alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße liegen. Ach! vielleicht hat mancher unter uns, schon den ersten Schritt auf dem Wege des Unglaubens gethan; vielleicht nagt der Zweifel schon heimlich an deinem Glauben; vielleicht lockt dich Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Wesen, das nicht vom Vater ist Joh. 2, 1-6. Blicke auf das Elend der verstockten Thorheit, blicke auf die Verzweiflung eines Herodes und laß dich warnen. Wir bitten an Christi statt, lasset euch versöhnen mit Gott! 2. Cor. 5,20. Sehet auf der andern Seite einen Joseph, der sich im Glauben dem wunderbaren Rath Gottes Jes. 28, 23. überläßt, er ist sicher in böser Zeit; während der verstockte Thor in den Früchten seiner Thorheit untergeht. Laßt immerhin die Welt der gläubigen Einfalt spotten, und ihres Witzes, womit sie Gottes Rath und Jesu That spottet und mustert, sich rühmen: der unmündigen Einfalt hat Gott nach seinem väterlichen Wohlgefallen das Reich gegeben Luc. 10, 20.

III.

Wir haben das Elend der Verstockung nach unserm Evangelio in der Angst und Thorheit des Herodes und seiner Miterschrockenen geschaut, so wie sich uns auch in der wunderbaren Rettung Jesu die Herrlichkeit Gottes geoffenbaret hat. Es bleibt uns noch übrig, auf der Verstockten elendes verzweiflungsvolles Ende zu blicken.

Unser heiliges Evangelium berichtet uns mit großer Sorgfalt des Herodes Zorn, seine Wuth, Grausamkeit und die Rettung des Heilandes. Beiläufig gesagt, erhellt auch die Weisheit Gottes in dem, daß er einen Zimmermann zum Pflegevater unsers lieben Heilandes erkoren hat. Wie hätte ein großer reicher Herr der Verfolgung eines Herodes entrinnen mögen. Womit hätte ein anderer als ein Handwerker, das Jesuskind und seine Mutter im fremden Lande ernährt? Ein Zimmermann nahm seine Axt mit nach Aegypten und aß hier mit Ehre in stiller Verborgenheit sein täglich Brod. Selig ist, der sich nicht an mir ärgert. Matth. 11, 6.

Nicht lange durfte der Heiland in Aegypten bleiben, Herodes endete bald. Der heilige Geschichtsschreiber berichtet uns zwar im 19. Verse nur, daß Herodes gestorben sei, und der Engel des Herrn Joseph wieder nach Nazareth geführt habe, auf daß die Schrift erfüllet würde. Indessen ist uns so viel durch die Geschichtsschreiber aufbehalten, daß Herodes seit dem Morde der Kinder Bethlehems weder Ruhe noch Rast hatte. Er fuhr fort mit Grausamkeit und Blutvergießen, schonte seines eigenen Hauses nicht mehr. Der Haß des Volkes nahm mit seinen Sünden zu, seine Kinder empörten sich gegen ihn. Auf das Alles aber bekehrte er sich nicht zu Gott! Da schlug ihn der Herr mit schwerer ekelhafter Krankheit am ganzen Leibe. Geschwüre brachen in seinen Eingeweiden aus, um das Alles bekehrte er sich nicht zu Gott, sondern fuhr fort als eine Zuchtruthe des Herrn die zu morden, welche früher die eifrigsten Werkzeuge seiner Sünden waren. Endlich kam ekelhaftes Ungeziefer aus seinen Wunden, Schmerz und Elend ließen ihn selbst seinen nahen schaudervollen Tod ahnen. Aber um das Alles bekehrte er sich nicht zu Gott, sondern wollte, daß bei seinem Tode alle Vornehmsten in Israel, die er zu dem Ende zusammenkommen und einsperren ließ, ermordet würden, damit sein Tod beklagt werde. Da durchzuckte Todesschmerz seine Glieder, der Geruch seiner Geschwüre vertrieb selbst seine standhaftesten Diener von seinem Krankenlager; knirschend vor Wuth ließ er seinen Sohn, den. Erben seines Thrones im Gefängnisse ermorden und endet dann in Verzweiflung; fährt wüthend in die Hölle! - Schreckliches Gericht Gottes, furchtbares Ende! Er, der Jesum, den Sohn Gottes morden will, der der unschuldigen Kindlein nicht schonte, muß sterben in entsetzlicher Verzweiflung; nachdem er sterbend noch der Mörder seines eigenen Sohnes geworden ist.

Herodes ist nicht das einzige Beispiel so schrecklichen Ausganges in der heiligen Schrift. Das Ende eines Pharao, eines Dathan und Abiram, das Ende eines Ahas und Jerobeam, das Ende Antiochus des Mörders der Mutter mit ihren frommen Söhnen, eines Judas u. s. w. stehen uns lebendig vor Augen. Und Christen! wer weiß nicht von dem Ende sterbender Freigeister, Heuchler und Gottesfeinde zu erzählen? Gott sei uns gnädig und barmherzig, und. bewahre uns vor dem Wohlgefallen an der Sünde als welches der erste Schritt zur Verstockung und ihrem gräulichen Ende ist!

So sind alle Feinde Jesu dahin gegangen. Nicht als ob sie Jesu Zorn und Rache gerichtet hätte; ach nein, er kam nicht zu richten, sondern selig zu machen, für seine Feinde zu beten, ihnen das Paradies auch noch in der letzten Stunde zu öffnen! Sie sind sich selbst das Gericht. Luc. 9, 56. Wer nicht glaubet, ist schon gerichtet. Er hat Niemand, der für ihn genugthut, er glaubt nicht an den eingebornen Sohn Gottes, und ist der Verzweiflung Raub.

Mehr als in jeder andern Zeit thut es uns Noch, meine Lieben, uns gegen die Seuche des Unglaubens zu waffnen, da in unsern Tagen erfüllt zu werden scheint, was Jesus der Herr selbst verkündet hat. Es ist dieses seine Zukunft, welcher der Abfall vorhergehen muß. Luc. 10, 40. 2 Thess. 2, 4. ff. Der Unglaube hat sich in das blendende Gewand des geistlichen Hochmuths, der menschlichen Klugheit gehüllt. Die Thaten Herodes wiederholen sich, und die Verführung ist groß, so daß verführt würden in den Irrthum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten. Wie zu Herodes Zeit, wird die Bibel durchforscht, aber nicht um sich von dem theuern Worte Gottes leiten zu lassen, sondern um seine Aussprüche zu vereiteln. Man läßt mit Fleiß nach Christo forschen, und gibt vor, den Tugendmann auch zu verehren und anzubeten, aber nur, um ihn in den Herzen der Gläubigen zu morden, oder wenigstens aus dem Lande zu treiben. Herodes mit seinen Weisen und Schriftforschern lebt noch, und seines Unglaubens Geschrei geht durch die Lande, und die Schwären seiner Gewissenswunden und Laster verpesten die Erde. Kindermord, gräulicher als der, welchen Herodes, der nur den Leib tödtete, beging, wird in Schulen, Anstalten und Familien durch Lehrer des Unglaubens, durch, Heuchler und Christusfeinde begangen! Ach wie viele Mütter beweinen ihre Kinder, die in der Raserei unserer Zeit untergegangen, durch das Gift des Unglaubens und der Gottverlassenheit geistig gemordet sind, und mit welchem Troste soll man sie trösten?

Und empfangen wohl in unsern Tagen, noch wie in alter Zeit die Säuglinge schon an der Mutterbrust die Keime des Evangeliums? Werden sie noch jetzt wie sonst von früh an durch das Gebet frommer, dem Herrn aufrichtig ergebenen Eltern zu Christo geführt? Ach die Zeiten Herodes sind in manche Familie wiedergekehrt, und wir in Gefahr, wenn der Herr wiederkommen sollte, so zu erbeben wie Herodes und das ganze Jerusalem.

Selig, wer sich, so wie Maria und Joseph, von der Stimme des Herrn leiten läßt; wer den mahnenden, warnenden, führenden Engel nicht verkennt. Selig sind die reines, weichen, nach der Gerechtigkeit und Wahrheit hungernden und dürstenden Herzens sind, sie sollen satt, gelabt und getröstet werden, und einst in der Herrlichkeit des Glaubens Gott schauen! Matth. 5.

So sei denn der Väter gläubiges Harren, des Josephs Gehorsam, der Maria lobsingendes Herz, und unseres liebenden Heilandes ergebene Demuth und Niedrigkeit unser Theil, dann sind wir sicher vor den Pfeilen des Unglaubens. Unser gläubiges Herz wird sich dann der Erscheinung Jesu im Glauben und Hoffen trösten; sein Kommen wird uns Freude sein, seine Nähe wird uns zu seinen Füßen ziehen, wir werden mit dem Geiste der Anbetung erfüllet werden, welcher das Gift des Unglaubens, der Heuchelei von uns ferne halten, und uns vor dem Fluche der Verstockung bewahren wird.

Ja lieber Herr Jesu! wir werfen uns in deine Arme, durchglühe uns mit dem Feuer deiner Liebe, und wehre mit deinem Erbarmen der Welt, des Teufels und unsers eigenen Fleisches bösen Sinn ab, damit, wenn du kommst, wir dir als deine Freunde und Auserwählten, mit Psalmen und Hosianna entgegengehn! Herr Jesu! komme bald. Amen!

Quelle: Fliedner, Theodor - Ein Herr, ein Glaube

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