Zuletzt angesehen: unbekannt - In Kriegszeiten

unbekannt - In Kriegszeiten

unbekannt - In Kriegszeiten

Matth. 24, 6.

Meine Geliebten in Christo! Von allen Seiten drohen schwere Kriege, das liegt für mich und euch zu Tage, das macht mich und euch seufzen. Zwar sind die Kriegsleiden noch nicht da, aber ich beseufze die, so da kommen werden. So sind wir schon vor der Zeit unglücklich und es hat uns darum ein weiser Mann ein weichliches, beweinens- und beklagenswerthes Geschlecht genannt Denn es sollte uns genügen, daß jeder Tag seine eigene Plage hat.

In den beiden Punkten sind wir Alle unter einander eins: zuerst darin, daß wir alle Sünder sind; sodann darin, daß unter den Ruthen, mit denen Gott die Sünder straft, eine der schärfsten der Krieg ist. Gegen das abtrünnige Volk Israel spricht im Namen (Gottes Moses, der Prophet des Herrn, die Drohung aus: „der Herr wird dich und deinen König unter ein Volk treiben, das du nicht kennest, noch deine Väter, und wirst verflucht ein zu einem Sprüchworte und Gespötte unter allen Völkern, da dich der Herr hingetrieben hat.“ Und wenige Verse später: „Der Herr wird ein Volk über dich schicken von ferne, von der Welt Ende, wie ein Adler flieget, der Sprache du nicht verstehet, ein frech Volk, das nicht ansiehet die Person des Alten, noch schonet der Jünglinge, und wird verzehren die Frucht deines Viehes und die Frucht deines Landes.“ Und durch den Propheten Jeremias spricht der Herr „Ich will euer Gut und Schätze in die Rappuse geben ohne Vergeltung; und das um aller eurer Sünden willen, die ihr in allen euren Grenzen begangen habt, denn es ist das Feuer in meinem Zorn über euch angegangen.“

Wir Alle wissen, daß diese Drohungen sich nachmals voll ständig erfüllt haben. Denn warum wurde Israel in die Hand Cusans des Königs von Mesopotamien verkauft, daß sie ihm acht Jahre dienen mußten? Darum, daß die Uebels gethan hatten vor dem Herrn. Warum fielen sie in die Hände Jadins, des Cananiter-Königs, der sie zwanzig Jahre mit Gewalt zwang? Darum, daß sie ihre Missethat häuften vor dem Angesichte des Herrn. Warum wurden sie sieben Jahre in die Hand der Midianiter gegeben und waren schwer bedrückt? Warum wurden sie von den Philistern und Ammonitern erst achtzehn, dann vierzig Jahre heftig bedrängt? Darum, daß sie zu den alten Sünden neue fügten und übel thaten vor dem Herrn. Aber ich will über eine Sache, die an sich klar ist, nicht zu viel Worte machen. Die heiligen Geschichtsbücher sind voller Beweise für meine Behauptung.

Nun denn, meine geliebten Brüder, wir erkennen und bekennen, daß wir mit unsern Sünden Gottes Zorn verdient haben, warum sollten wir nicht auch den Zorn des Herrn tragen, wie Micha, der Prophet, der da spricht: „Ich will des Herrn Zorn tragen, denn ich habe wider ihn gesündigt.“ Auch wir haben gesündigt; und wir sollten uns weigern den Lohn unserer Sünden zu empfangen? Aber wir wollen von der Ruthe Gottes nicht gezüchtigt werden, sondern möchten ihr ausweichen und entschlüpfen, ja, wir sind so unsinnig sie zerbrechen zu wollen.

In seinen stillen Gedanken antwortet mir vielleicht. Einer: Ruthe des Herrn ist nicht allein der Krieg, sondern auch der Hunger, die Pestilenz, die Ueberschwemmung der Länder mit schädlichen Thieren. So darf ich also, weil mich die Unfruchtbarkeit der Erde beharrlich mit dem Hungertode bedroht, dieselbe nicht bebauen und um Stillung meines Hungers besorgt sein, damit es nicht scheine, als wollte ich die Ruthe des Herrn zurückstoßen? So ist es nicht erlaubt mit geeigneten Mitteln der Pest entgegenzuwirken? So ist es nicht verstattet den Bären oder Löwen zu tödten, der mich überfällt und zerfleischen will, sondern ich muß dieser Ruthe des Herrn Rücken und Nacken darhalten?

Und doch verbarg sich auch der Herr Christus, und seinen Aposteln gebot er von einer Stadt in die andere zu fliehen. Darum darfst auch du unzweifelhaft dich verbergen, das sei meine Antwort auf die zuletzt erhobene Streitfrage. Denn auch Salomo gibt uns die Anweisung, dem Zorne seines Nächsten soll man ausweichen, und es fehlen gegen diesen guten Rath Alle, die gröblich, die ohne Beruf hiezu, also thörichter, ja gottloser Weise dem Feinde gegenüber Widerstand zu leisten, Böses mit Bösem zu vergelten, und zu dem Ende Waffen zu erlangen suchen. Und wie viel ziemlicher würden sie handeln, wenn sie, die ihnen fluchen, segnen, wenn sie mit freundlichen Worten sich vom Tode los bitten, oder wenigstens eine mildere und schnellere Todesart zu erlangen suchen wollten. Aber vor lauter Seelengröße können sie dem Feinde nicht weichen, sondern ihr Sinn steht nur darauf, ihn zu Boden zu schlagen. Wahrscheinlich wissen diese guten Leute nicht, daß nach der Lehre des seligen Thomas die tapferste That der Tapferkeit darin besteht, um der Tugend willen zu leiden; in ihrer Furchtlosigkeit denken sie gar nicht daran, daß die heiligen Märtyrer nicht um ihrer Kriege, sondern um ihres Duldens willen Tapfere genannt werden, wie denn der Hebräerbrief von ihnen sagt: „Sie sind stark geworden im Streit.“ Gleichermaßen steht auch von Joseph, der viele Uebel nicht anrichtete, sondern ertrug, nichts desto weniger geschrieben: „Gott gab ihm Sieg im starken Kampf, daß er erführe, wie Gottseligkeit mächtiger ist, denn alle Dinge.“

Daher kommt es, daß die Tapferkeit der Christen, die der Römer und anderer heidnischer Völker unsäglich weit übertrifft. Jene mögen sich rühmen ihrer Fabier, Meteller, Scipionen, Cäsaren; die Griechen mögen sich ihrer Feldherrn rühmen, unter denen einige die Tapferkeit so hoch stellten, daß sie um ihrer Niederlage willen Hand an sich selbst legten. Von solchen Selbstmorde erweist der heilige Augustinus in geistreicher Weise, daß er viel mehr aus Furcht, als aus Seelengröße hervorging. Wir aber wollen uns rühmen Christi, unseres Herrn, des heiligen Stephanus und der Märtyrer alle, die durch Dulden, nicht durch schaurige Gewaltthaten ihren Adel bewiesen. Auf diese tapferen Thaten und Helden sollen die schauen, denen immer gleich die Hand juckt auf den Feind loszuschlagen.

Sie sollen bedenken, auf wen das Wort des Propheten geht: „Ich hielt meinen Rücken dar denen, die mich schlugen.“ Er wollte um deinetwillen die Qual des Kreuzes erleiden; und du wolltest davor zurückschrecken, um seinet- und der Wahrheit willen auch nur das Geringste zu erleiden?

Aber auch die Lehre Christi begünstigt eben nicht sonderlich die oben ausgesprochenen klugen Gedanken. Allerdings hieß er die Apostel und die Siebenzig von einer Stadt in die andere fliehen, weil sie die Ersten waren, die das Evangelium verkündigen sollten; diese Verkündigung wäre verhindert oder doch verzögert worden, wenn sie ihren Feinden und Widersachern sofort den Nacken zum Todesstreiche dargeboten hätten. Für uns aber ist das kein Grund zur Flucht, denn uns ist kein solcher Auftrag anvertraut.

Wie nun? Sollten wir nicht auch den andern Ruthen und Heimsuchungen, der Pestilenz, dem Hunger, den reißenden Thieren, keinen Widerstand, sondern nur den Rücken entgegenstellen? Ich antworte, mit nichten; so viel ich mich besinnen kann spricht die Heilige Schrift nirgends davon, daß es Gottes Mißfallen errege, wenn Kranke gegen ihre Krankheit Medizin anwenden, wenn Hungrige gegen den Hungertod Vorkehrungen treffen, wenn von wilden Thieren Angegriffene sich wehren, aber davon steht geschrieben, daß Gott die Flucht in Kriegsläuften mißbilligt. Erinnert euch daran, was der Prophet Jeremias vom Geschicke des Königs Zedekia erzählt: er ward vom Heere der Chaldäer gefangen genommen, ja auch des Lichtes seiner Augen beraubt. Und warum? Als die Fürsten Babylons anrückten, wollte er nicht bleiben, wo er war, wie ihm der Prophet gerathen hatte, sondern er ging aus seiner Stadt und floh. Wäre er darin geblieben, so hätte er sich und zugleich die gerettet, die bei ihm waren.

Und fürwahr, wenn Gott der Herr beschlossen hat uns zu erfassen, wer will seinen Händen entgehen? Gedenket daran, was Gott nach dem Hingange des Josua für ein Gericht über sein Volk hielt. Der Herr wollte sie trafen; sie aber wollten der strafenden Ruthe entschlüpfen. Aber was sagt die Schrift? „Sie konnten nicht mehr ihren Feinden widerstehen. Sondern wo sie hinaus wollten, so war des Herrn Hand wider die zum Unglück, wie denn der Herr ihnen gesagt und geschworen hatte.“

Es ist wohl klar, meine Lieben, daß die Flucht Gott nicht gefiel und darum den Fliehenden nichts nützte, weil in seinem heiligen Rathe beschlossen war, daß sie die gerechte Strafe für ihre Sünden ereilen sollte.

Gott der Herr will, daß wir in solchen Drangsalszeiten unser Leben bessern und sonderlich mit Gebet ihn ehren sollen, wir aber merken, daß es an einem der beiden Stücke uns meist bis zur Stunde gefehlt hat. Die Richtigkeit meiner Behauptung ergibt sich daraus, daß wir, wenn wir im festen Glauben stünden, den vor Allem von Gott erwarten würden. Es ist ihm ja nicht schwer zu helfen, sei es nun mit wenig, oder mit viel. In seiner Kraft hat Abraham das Heer der vier Könige mit dreihundert achtzehn Knechten zu Boden geschlagen. Israel besiegte die Amalekiter, weil Moses seine Hände gen Himmel ausbreitete. Gideon hat mit seinen Dreihundert eine zahllose Menge der Feinde in Schrecken gejagt. Jonathan, der Sohn Sauls, er schlug allein mit seinem Waffenträger zwanzig Philister. König Asa vertilgte mit seinen 580.000 Streitern das Heer der Aethioper, das eine Million stark war. Stünde das Alles in rechtschaffenem Glauben und wahrer Hoffnung unserer Herzen recht fest, so würden wir nicht so erschrecken, wenn wir davon hören, daß in unsere Grenzen, in unsere Dörfer, in unser Lager ein Einfall gemacht worden ist. Hinwiederum auch würden unsere Herzen nicht mit so großer Freude erfüllt werden, wenn wir in Erfahrung bringen, daß unser Heer an Zahl den Heeren unserer Gegner überlegen ist, daß unsere Festungen verstärkt werden, daß bisher die feindlichen Angriffe zurückgeschlagen worden sind. Flüchten wir bald hier-, bald dahin, je heißt das nicht den Namen des Herrn anrufen, es heißt auf Rose und Wagen vertrauen, so lange die Schutz bieten, es heißt verzweifeln, wenn sie keinen mehr bieten.

Gewiß aber ist Hoffnung, die man siehet, nicht Hoffnung. Wenn unsere Hoffnung nur so lange dauert, als menschliche Hülfe vorhanden oder zu erlangen ist, so ist unser Glaube gar nichts oder so gut als nichts werth und Gott eine schlechte Ehre. Darum richtet auch Gott ein gerechtes Gericht, wenn er bis heute meist über uns kommen ließ und in Zukunft über uns kommen lassen wird gerade das, wovor wir uns fürchten. Warum das? Weil uns geschieht, wie wir glauben. „Dir geschehe, wie du geglaubt hat“, sagt Christus.

Dasselbe widerfuhr einst dem Volke Gottes, wie aus dem vorwurfsvollen Worte des Jesaias hervorgeht: „Wenn ihr stille bliebet, so würde euch geholfen; durch stille sein und hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht und sprechet: Nein, sondern auf Rosen wollen wir fliehen.“ Darum werdet ihr flüchtig sein. „Und auf Läufern wollen wir reiten.“ Darum werden euch eure Verfolger übereilen. Denn ein Mensch wird nicht errettet durch seine große Kraft, und der Herr hat nicht Lust an der Stärke des Rosses, noch Gefallen an. Jemandes Beinen. Aber er hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen.

Auf solche gewisse Verheißungen gestützt hat Josaphat den ruhmreichsten Triumph davongetragen, ist Hiskia vor der Wuth seiner Feinde bewahrt geblieben, haben die Makkabäer das Heer der Syrer vernichtet. Warum geschah das? Weil sie nicht auf ihre Kraft und Macht, nicht auf fleischlichen Arm ihr Vertrauen setzten, sondern auf Gott den Herrn, der sich auch ihnen als Helfer erwies und für sie stritt. Er ließ ihre Hoffnung nicht zu Schanden werden, da sie glaubten, der Sieg komme allein von ihm.

Wenn nun Einer von uns in der Ueberzeugung, daß Gott ganz gewiß gerade unser Land trafen will, darum alle Hoff nung aufgeben und den Ruf erheben wollte: Fliehet von hinnen, auf daß ein Jeder seine Seele rette! so müßte ich mit Seufzen meine Verwunderung aussprechen, daß der volle Born seiner Frömmigkeit so schnell vertrocknet ist, zugleich aber sagen, wer in Drangsalszeiten christliche Tröstungen verlacht oder verflucht, als wäre es nicht an der Zeit und thöricht sie darzubieten, da doch alles verloren sei, der ist kein wahrer, nur ein Schein-Christ.

Wenn es aber nun dennoch jenem vollkommen klar und gewiß wäre, daß Gott unser Land in sonderlicher Weise zu strafen gedächte, so möchte ich ihn doch gefragt haben, ob ihm gleichermaßen feststeht, daß er nicht zu denen gehört, um derer willen der Herr uns züchtigen und trafen will. Ist er allein ohne Schuld, Gott Lob, dann haben wir Einen, der uns mit Gott versöhnen könnte. Ist das aber nicht der Fall, so müßte er fürchten, daß Gott auch seiner Sünden gedenken wollte, und dürfte seinen Wohnort nicht verlassen. Hat er zur Zeit des Friedens in unserem Lande Gutes genossen, so mag er auch zur Zeit der Heimsuchung mit uns Heerlinge essen. Ward er mit den Segnungen des Landes erfüllt, so mag er auch an seinen schweren Verhängnissen Theil haben. Oder sind wir etwa, gleich den Heuschrecken, nur so in dieses Land hereingeflogen?

Indeß, vielleicht sagt. Einer: Keineswegs verschmähe ich geistlichen Zuspruch; Gottes Weisheit ist mir lieber als Menschenweisheit: jetzt aber ists um uns geschehen, jetzt gilt es die Waffen zu ergreifen, nicht die geistlichen, sondern die eisernen. Ich dagegen weiß von keiner Zeit, da alle Hoffnung aus und zu Ende wäre; stets kommt gerade zu rechter Zeit, was uns gerade gut ist. Vielmehr denke ich daran, wie oft Gott seine Auserwählten bis an das äußerste Ende der Hoffnungslosigkeit gelangen läßt, ehe er sie plötzlich errettet.

Wer hätte der Familie Loths Rettung zusagen mögen, als bereits das Feuer vom Himmel fiel, aber auch da noch wurde sie durch einen Engel ausgeführt. Wer hätte glauben können, daß die Kinder Israel bei ihrem Auszuge aus Aegypten glücklich entrinnen würden, als sie vor sich das weite breite Meer erblickten, hinter sich wüthende Feinde, die ihnen nacheilten? Wer hätte zu hoffen gewagt, daß David auch nur noch eine Viertelstunde leben würde, als die Höhle, in der er sich verborgen hatte, vom Könige Saul und seinen Kriegsleuten in festgeschlossenem Ringe umstellt war? Wenn wir die Geschichte der Heldin Esther erwägen, hat da nicht der Herr die rettungslose Ermordung der Juden bis zum aller äußersten Augenblicke zu verschieben und sie dann doch noch zu guterletzt auf wunderbare Weise vom Verderben zu erretten gewußt? Wie mag er nur die drei Männer, die mitten im feurigen Ofen lagen und zu Aller Erstaunen unversehrt blieben, wie mag er den Daniel in der Grube mitten unter den Zähnen der Löwen bewahrt haben?

Waren diese Alle, von denen wir redeten, nicht in die verzweifeltste Lage gerathen? Hätte nicht für unsinnig gelten müssen, wer auch nur mit dem geringsten Wörtlein von der Verlängerung ihres Lebens hätte reden können? Und dennoch wurden sie noch zur rechten Stunde errettet, zur Stunde, da sie klar erkennen und bekennen mußten, allein Gottes und keines Menschen Hülfe hat uns errettet.

Darum soll auch in den harten Bedrängnissen dieser Zeit Niemand anstehen von dem Reichthum der Erbarmungen und Macht unseres Gottes zu predigen und Niemand soll sich herausnehmen leise zu belächeln, die also predigen. Wir sollen glauben, daß wir Gott eben so lieb sind als jene und seine Vorsehung eben so über uns wacht, als über jene zu ihrer Zeit. Wie wird doch seine Vorsehung in dem Augenblicke ersichtlich, da Vater Abraham seinem einigen Sohne Isaak das Messer an die Kehle setzte! Plötzlich war wider alles. Erwarten ein Engel zur Hand und verhütete das Unheil. Wir sind auch Söhne Abrahams; es ist kein Zweifel, er wird auch uns zu Hülfe eilen.

Gott sei Dank haben wir noch nicht so große Trübsal erlitten, als der fromme König Hiskia, da Sanherib mit seinem Heere ihn bedrängte, oder als das Volk Bethulias, da Holophernes sie über fiel. Aber wenn wir auch von ganz denselben Gefahren umgeben wären, ziemte es doch zu bedenken, daß des allmächtigen Gottes Macht und Erbarmen heute gerade noch so groß ist, als damals.

So wollen wir denn das weniger vollkommene Gebet, das heiße Flehen um Befreiung von den Feinden, getrost den Weltkindern überlassen; wir aber, so wir anders Kinder sind, sollen kindlich darum bitten, daß in Zeit und Ewigkeit an uns nur und allein der stets gerechte und anzubetende Wille Gottes geschehe. Dann wird, wie auch endlich die Entscheidung fallen möge, der feste Glaube, sie fiel nach Gottes Willen, uns vor übermäßiger Betrübniß bewahren. „Denn ob wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. In allen Dingen lasset uns beweisen als die Diener Gottes, in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöthen, in Aengsten rc.“

Laßt nur unter euch nicht gehört werden Verkleinerungssucht und Eifersucht, laßt fern sein allen Hader und Neid, den selbst zu dieser betrübten Zeit einige Wenige festhalten, ja auffrischen. Darin erkenne ich die schlaue List des bösen Feindes, der auf euer gänzliches Verderben sinnt; da er euch das Leibesleben nicht zu nehmen vermag, möchte er der Seele das Leben rauben. Er will auch diese Gelegenheit zu ernten nicht vergeblich vorübergehen lassen, er will Früchte in seine Scheuer sammeln; aber wenn auch Gott ihm verstatten sollte eine gewaltthätige Hand nach euch auszustrecken, so vermöchte selbst euer Blut nicht der Seele die Flecken abzuwaschen, die erregte Leidenschaft ihr anheftete. Darum habt Frieden inwendig in euch, auf daß der Frieden unter euch zunehme und der Gott des Friedens euch würdige bei euch zu wohnen. Es thut nicht noth die Feinde mit neuen Sünden herbeizuholen, noch haben wir die alten nicht in rechtschaffener Buße ausgerottet.

Daß nicht vergebliche Unruhe eure Seelen erfülle, forscht nicht allzueifrig nach dem, was draußen beim Heere geschieht. Bleibt lieber auf den Knieen und bittet Gott ohn Unterlaß: Schone, schone deines Volkes, laß uns nicht zu Schanden werden, daß sich unsere Feinde nicht freuen über uns.

Meine Lieben, so laßt uns Trost suchen in dem Gedanken, daß auch die Väter versucht wurden, damit die Aufrichtigkeit ihrer Frömmigkeit bewährt würde. Abraham, Isaak, Jakob, Moses haben in viel Trübsal Glauben gehalten, gleichwie auch Alle, die Gott gefielen. Jene aber, so die Versuchung nicht in der Furcht Gottes bestanden und mit Ungeduld und Murren dem Herrn Schimpf und Schande anthaten, wurden ausgerottet von dem Verderben und von den Schlangen umgebracht. Darum wollen wir uns auch nicht rächen für die Leiden, die uns treffen, sondern fest glauben, daß alle diese Strafen, die um unserer Sünden willen über uns kommen, nur schwache Ruthenstreiche sind, mit denen der Herr seine Knechte schlägt, um sie zu bessern und nicht um sie zu verderben.

Und nun lese ein Jeder für sich 2. Chron. 20, Jesu Christo aber sei Lob und Preis in Ewigkeit. Amen.

Quellen: Kessler, Hermann/ Senf, Friedrich - Fromme Betrachtungen aus alten Tagen. Nach der Ordnung des Kirchenjahres

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/u/unbekannte_autoren/in_kriegszeiten.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain