Unbekannt - Hie folget Eine Vermahnung (Die sehr lieblich und tröstlich ist)

Unbekannt - Hie folget Eine Vermahnung (Die sehr lieblich und tröstlich ist)

Im Jahr 56, der mindern Zahl - Ganz brüderlich geschrieben.

Allen auserwählten Kindern Gottes, hin und wieder zerstreuet, den Geheiligten in Christo Jesu, mir nach dem Fleisch unbekannt, meinen sehr geliebten Brüdern und Mitgenossen am Glauben, Reich und Gedult Christi, Gnade und Friede.

Herzgründliche lieben Brüder und Schwestern in Christo Jesu, ich laß euch mit vollen Freuden issen, daß mir von glaubwürdigen Brüdern geschrieben und gesagt wird, wie euch der barmherzige treue Vater mit den himmlischen Gaben seiner göttlichen Erkenntniß also begabt, und mit seinem heiligen Geist also erleuchtet, daß euer Glaube durch die Liebe thätig, eure Hoffnung lebendig, eure Einigkeit unter einander christlich, und der Friede sehr lieblich ist, und daß die Gemeine des Herrn noch alle Tage in grosser Kraft und Herrlichkeit durch Gottes Gnade sich mehret und ausbreitet, dafür ich seiner väterlichen Güte mit fröhlichem Herzen danke, und seine Gnade bitte, sintemal er euch zu der Gemeinschaft seines lieben Sohns, und zu dem unvergänglichen ewigen Reich seiner Ehren, durch sein heilig Evangelium also berufen hat, daß er auch euch nun forthin mit der starken Kraft seines göttlichen Arms, in eurem angefangenen Glauben, Liebe, Lehre, Verstand, Wahrheit und Leben, heilsam und ohne alle Aergerniß bis an das Ende bewahre. Getreu ist er, der euch berufen hat, 1. Thes. 5, er wirds auch ohne allen Zweifel wohl thun, so ihr nur feurig im Gebät und unveränderlich in eurem Fürnehmen bleibt, nie schläfrig und faul werdet, und also zum letzten wiederum mit dem widerspenstigen ungehorsamen Israel nach den Fleischtöpfen in Egypten sehet, 4. Mos. 11, dafür uns der grosse Herr ewig und gnädiglich bewahre.

Sintemal ihr dann (sag ich) zu solcher hohen und herrlichen Gnade berufen seyd, wie erzehlt ist, und wir ungezweifelt wohl wissen, mit welch schwachen schnöden Fleisch wir arme Kinder behenkt sind, und wie die sündliche böse Art Adams in unser Mark und Adern eingedrungen ist, unser Herz und ganzes Leben verunreiniget; auch darneben aus der Schrift vermerken, wie unsere Widerparthey der Teufel ringsweiß um uns geht wie ein reissender Löwe, hat weder Rast noch Ruh, sondern suchet und wachet auf seine Zeit, daß er uns verschlinge. 1. Pet. 5.

Ist darum meine treue Vermahnung an euch, als meine gleiche Mitstreiter in dem boshaftigen Fleisch, und Hütten des Todes, daß ihr doch ein fleißig Aufmerken, beyde inwendig und auswendig möget haben auf euch selber, daß ihr eure Herzen mit Gottes Geist und Wort beschneidet, lehret, reiniget, 5. Mos. 10,30. vermahnet und züchtiget, eure Gedanken in dem Zaum haltet, eure unreine böse Lust in der Furcht eure Gottes dämpfet und auslöschet; dann selig seynd die, die rein von Herzen seynd. Wandelt würdiglich dem Herrn und seinem Evangelio, dazu ihr kommen seyd. Thut alles was euch Gott befohlen hat, ohne allen Zank und Murren, Jer. 4. Röm. 2. Pr. Sal. 23. Matth. 5. Phil. 1. haltet und schicket euch also, daß niemand mit Wahrheit über euch zu Klagen habe. Phil. 1. Aufrechte Kinder Gottes, unsträflich mitten unter dem argen und verkehrten Geschlecht, und gleich wie die schönen klaren Fackeln leuchten in der dunkeln finstern Nacht dieser gegenwärtigen bösen Welt. Phil 2.

Den Herrn Jesum Christum setzet euch zu einem Fürbild, und folget seinen Fußstapfen nach; wandelt gleichwie er gewandelt hat, dann darum haben geprediget Moses und alle Propheten, Matth. 11. Joh. 13. 1. Pet. 2. 1. Joh. 2. dazu ist der Sohn Gottes von den hohen Himmeln herab kommen, und die heiligen Apostel ausgesandt, Tauf und Nachtmahl aus des Herrn Mund verordnet, auf daß wir durch dieselben vermahnet werden aufzuwachen, Buße thun und ein unsträflich gottselig Leben, in der Gerechtigkeit führen sollen. Sey heilig (spricht der Herr, 3. Mos. 19), dann ich bin heilig. Ihr seyd (sagt Petrus, 2. Pet. 1, 2. Mos. 19, 1. Pet. 2.) ein auserwählt Geschlecht, ein königlich Priesterthum, ein heilig Volk, ein Volk das Gott gewonnen, auf daß ihr seine Tugenden sollt verkündigen; der euch aus der Finsterniß berufen hat zu seinem wunderbarlichen Licht. Joh. 3. Ihr seyd Gäste zu des Herrn Tisch berufen, und zu der Hochzeit des Lammes eingetreten, ja seine auserwählte Freundin und Braut seyd ihr worden, darum so höret auch seine Stimme williglich, Off. 19. und alles was ihm beliebt, das thut unterthäniglich. Zieret euch auf mit dem schönen glänzenden Kleid von reiner weißen Seiden, Off. 2, seyd ihm getreu bis in den Tod, und hütet euch für allen fremden Buhlern, Ezech. 16. gebt euch ihm ganz zu eigen, daß er euer Herr und Mann sey, der euch mit seinem heiligen Geist und Wort lehre, züchtige, regiere, und leite, und sein volles Werk in euch treibe, dann ihr seyd sein, und er hat euch durch seine Gnade angenommen und vermählet, mit seinem theuren Blut erkauft, seinen Vater vershnet, zu Priestern und Königen geheiliget, und zu Erbgenossen seines ewigen Reichs gemacht, 1. Cor. 6. Col. 1. Off. 1,3. so ist es je billig und recht, daß wir einem so gütigen Herrn und Mann für solche seine große Gaben danken, ihn hören, sein Wort wohl zu Herzen nehmen, und thun was ihm gefällig ist.

Liebe Kindlein, Fürchtet euch nicht, sondern seyd in dem Herrn wohl getrost, dann es ist ein solcher getreuer frommer König, dem ihr geschworen und eure Knie für ihm gebogen habet, eins von dem allerkleinsten Wort wird euch nicht an seiner Verheissung fehlen, er will unser Schild und sehr grosser Lohn seyn, 1. Mos. 15, darum so zweifelt nicht und wanket nicht, dann es ist eine kleine Sache daß wir jetzt den Brand der Sonnen, Hohel. 1. Trübsal, Angst, Kummer, Anfechtung, Beraubung, Verfolgung, Gefängniß und auch den Tod eine solche kurze Zeit leiden und tragen müssen. Ist doch schon der Bothe für der Thür der zu uns sagen wird: Kommt ihr Gebenedeyten, und geht ein in die Freude eures Herrn, Matth. 25. alsdann wird diese unsere kurze Traurigkeit in ein reines Lachen, und unsere zergängliche Pein in ein unaufhörliches Frohlocken verändert werden; die Tyrannen, mit ihren blutgierigen Mandaten werden alsdann ein Ende haben, und es wird mit allen unsern Verfolgern, Rachgierigen, Henkern und Peinigern, aus seyn; dem Lamm werden wir nachfolgen, mit schönen hellen Kleidern angethan, Off. 7. 4. Esr. 2. Palmenzweige in unsern Händen, und Kronen auf unsern Häuptern haben; keine Quaal, Schmerzen, noch Pein des Todes wird uns mehr anrühren, Weish. 3. sondern wir werden dem dienen, der auf dem Stuhl sitzt, und das Lamm in unaussprechlicher Freude und Herrlichkeit groß machen, preisen und danken ewiglich.

Sehet, meine lieben Kindlein, auf diese angezogene zukünftige Veränderung trösten sich alle rechtgläubige fromme Herzen, damit sie ihre Seelen in Gedult besitzen; wissen wohl daß ihr Lohn groß im Himmel ist. Luc. 21. Matth. 5. und daß dargegen wiederum aller Gottlosen Theil und Lohn das ewige unauslöschliche Feuer unter dem unerträglichen, erschrecklichen Urtheil Gottes, Weish. 3. in der Höllen Abgrund seyn wird, wo sie sich anders nicht bekehren und von ganzem Herzen Buße thun. O weh, weh des armen Volks, zu welch einem bösen Tag seynd sie geboren!

Meine Kindlein, seyd freymüthig in Christo, und verzaget nicht, Luc. 21. Matth. 5. dann so lang wir Gott mit vollem Ernst meynen, ihn suchen, fürchten, lieben, ehren und dienen, und mit einem aufrechten reinen Eifer in der Wahrheit wandeln, Off. 21.22. kann uns weder Welt noch Fleisch, weder Tyranney noch Teufel, weder Sünde, Hölle, noch Tod verhindern, sondern die Ueberwindung so mit einem festen Glauben in Christi Blut geschiehet, wird durch Gottes Gnade unverhindert an unserer Seiten stehn, und solches durch den Geist Christi der in uns wohnet. Durch meinen Gott, (sagt David Ps. 18) will ich über die Mauern springen. Paulus sagt, Phil. 4. Ich habe die Welt überwunden. Also überwinden auch alle die, so bey Christo bleiben, wie man nicht allein an den Propheten und Aposteln, sondern auch an so viel frommen Herzen nun zu unsern Zeiten in so grosser Kraft und Klarheit spüren und sehen mag.

Nun nichts sonderlichts mehr, dann sehet zu, daß ihr weißlich und fürsichtig wandelt, Eph. 2. Matth. 22. 25. euer angezogen hochzeitlich Kleid wohl bewahret, allzeit Oel in euren Lampen habt, auf daß euch der Herr nicht zur Unzeit komme, unbereitet und nackend euch finde, und also ausserhalb der Thüren schliesse, oder in die tiefste Finsterniß hin stosse.

Mit ungefälschter wahrhaftiger brüderlicher Liebe, aus reinem Herzen habt einander herzlich lieb, als die wiedergeborenen seynd nicht aus einem verderblichen sondern aus dem unverderblichen Saame, aus dem Wort des lebendigen Gottes, das da bleibt in Ewigkeit, 1. Pet. 1, dann die Liebe ist aus Gott, und göttlicher Art, 1. Joh. 4. sie handelt beyde für Gott und den Menschen aufrecht; sie ist langmüthig, mitleidig und friedsam; sie thut niemand ungleiches. 1. Cor. 13. Röm. 13. Summa, die Liebe ist unsträflich und gebiert ihre Frucht christlich; sie ist der geistliche gestickte Gürtel Aarons und seiner Söhnen, 3. Mos. 28. Col. 3. der Gürtel der Vollkommenheit, und das schöne Band des Friedens, Eph. 4. O wie ganz selig ist der, so mit diesem Band umgürtet ist, dann er ist aus Gott geboren; er ist in Gott, und Gott ist in ihm; ja wo diese Liebe ist, da ist ein wahrhaftiger ungefälschter und frommer Christ. Darum so nehmet doch dieses Bands wohl wahr 1. Joh. 1, dann so ihr das verlieret, so verlieret ihr Christum Jesum, und das ewige Leben.

Hütet euch für aller falschen Lehre, für aller Uneinigkeit, Zank und Zwietracht, und haltet euch ohne alles Wanken an Christi Geist, Wort und Fürbild, so ihr anderst wollt unbetrogen seyn; dann ein jeglicher Geist, der sich mit Christi Geist, Wort und Fürbild nicht genügen läßt, und sich in seiner Schwachheit darnach nicht schickt, der ist nicht aus Gott, sondern er ist der Geist des Antichrists, der euch und alle Frommen gern wiederum von dem theuren Licht der offenbaren Wahrheit (das uns armen Kindern nun in dieser greulichen letzten Zeit so gnädiglich erschienen ist) berauben, und also auf dem verkehrten krummen Weg des Todes unter einem guten Schein der Schrift führen und leiten wollte.

Meine Kindlein in Christo, seynd gewarnet, aus teuer brüderlicher Liebe schreibe ich euch; der barmherzige gnädige Herr gönne euch, daß ihr es mit solchem Herzen möchtet lesen, hören und verstehen, daß es viel Frucht unter euch bringe, und eure Früchte bleiben mögen ins ewige Leben. Bittet für euren armen unbekannten Bruder, der euch lieb hat in der Wahrheit. Wer vollständig bleibt bis an das Ende, soll selig werde. Die seligmachende Kraft und Frucht des rosenfarben Bluts Christi sey mit euch, und mit allen meinen auserwählten lieben Brüdern und Schwestern, in Ewigkeit, Amen.

Aus dem Original abgeschrieben.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/u/unbekannte_autoren/eine_liebliche_vermahnung.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain