Torrey, Reuben Archer - Über den Heiligen Geist

Torrey, Reuben Archer - Über den Heiligen Geist

„… Es ist sehr gut möglich, etwas, ja sogar viel von der Gegenwart und dem Wirken des Geistes im Herzen zu haben und doch nicht die besondere Fülle und das Wirken zu kennen, das in der Bibel als Taufe oder Erfüllung mit dem Heiligen Geist bezeichnet wird.“

Vorwort

Die Kapitel in diesem Buch sind Ansprachen über den Heiligen Geist, die ich in den verschiedenen Städten hielt, in denen ich während der letzten fünfundzwanzig Jahre Versammlungen hatte. Natürlich reiften diese Ansprachen, als ich so von Stadt zu Stadt zog, und wurden abgeändert. Gott hat sie gebraucht und viele Gläubige dadurch in ein reicheres Christenleben geführt. Viele wurden zu direktem oder indirektem Dienst aufgerufen und ausgerüstet, und eine große Schar Menschen in Japan, China, Australien, Indien, England, Schottland, Irland, Deutschland und den Vereinigten Staaten kamen zum Glauben. Nachdem Moody die Predigten in ihrer früheren Abfassung gehört hatte, bestand er darauf, daß ich sie an jedem Ort, den ich besuchte, halten sollte. Der Wunsch nach ihrer Veröffentlichung wurde mit den Jahren ständig größer. Ich hoffe, daß Gott sie in gedruckter Form in solch wunderbarer Weise gebraucht wie in gesprochener Form.

I Die Persönlichkeit des Heiligen Geistes

Wir beginnen hier mit einer Serie von Betrachtungen über die Person und das Werk des Heiligen Geistes. Wir beginnen damit, indem wir betrachten, was die Bibel über den Heiligen Geist als Person sagt. Es ist unmöglich, das Wirken des Heiligen Geistes recht zu verstehen oder in das richtige Verhältnis zu dem Heiligen Geist zu kommen und somit ein segensreiches Werk an unserer eigenen Seele zu erkennen, ohne zuvor den Heiligen Geist als eine Person kennenzulernen. Eine ergiebige Quelle des Irrtums und Mißverständnisses, des ungesunden Enthusiasmus, falschen Feuers und Fanatismus ist die, daß wir versuchen, das Werk des Heiligen Geistes kennenzulernen, ehe wir den Heiligen Geist selbst kennen. Darum lautet mein Thema heute: die Persönlichkeit des Heiligen Geistes. Zweifellos wird das vielen von euch als ein ziemlich abstraktes, schwer verständliches und unpraktisches Thema vor einer solchen Zuhörerschaft erscheinen. Ich mache euch keinen Vorwurf, wenn ihr so denkt, denn ich kann mich noch sehr genau an die Zeit erinnern, als ich selbst so dachte. Ich entsinne mich noch der ersten öffentlichen Ansprache, die ich je über das Thema der Persönlichkeit des Heiligen Geistes hörte. Sie wurde von dem verstorbenen Bibellehrer Dr. James H. Brooks von St. Louis gehalten, und zwar in St. Paul im Staate Minnesota. Wie ich sagte, war es die erste öffentliche Ansprache, die ich über dieses Thema hörte. Natürlich hatte ich im theologischen Seminar schon Vorlesungen darüber gehört, aber dies war eine Ansprache vor der Öffentlichkeit. Als Dr. Brooks mit seiner Predigt zu Ende war, sagte ich mir: „nun, Dr. Brooks hat seine Behauptung bewiesen; der Heilige Geist ist gewiß eine Person. Aber was macht es eigentlich aus, ob der Heilige Geist eine göttliche Person oder ein göttlicher Einfluß ist, den Gott der Vater, der zweifellos eine Person ist, in unsere Herzen senkt? Jedenfalls ist Er göttlich.“ Aber später erkannte ich, daß das ein riesengroßer Unterschied ist. Durch das Studieren des Wortes Gottes, auf Grund meiner eigenen Erfahrung und der Erfahrungen anderer stellte ich fest, daß die Lehre von der Persönlichkeit des Heiligen Geistes nicht nur grundlegend, sondern auch äußerst wichtig und praktisch ist. Wer den Heiligen Geist nicht als eine Person kennt, ist noch nicht zu einer vollkommenen und abgerundeten christlichen Erfahrung hindurchgedrungen. Wer Gott den Vater und Gott den Sohn kennt, aber Gott den Heiligen Geist nicht kennt, hat noch nicht die rechte Vorstellung von Gott.

I. Die Bedeutung der Lehre von der Persönlichkeit des Heiligen Geistes

1. Zuerst einmal ist die Lehre von der Persönlichkeit des Heiligen Geistes vom Standpunkt der Anbetung aus von größter Bedeutung. Der Heilige Geist ist eine Person der Gottheit. Viele erkennen Ihn nicht als solche an. Sie halten Ihn nur für einen unpersönlichen Einfluß oder für eine Kraft. Aber dann berauben wir eine Person der Gottheit der Anbetung, die ihr gebührt, der Liebe, des Glaubens, des Vertrauens, der Hingabe und des Gehorsams, der ihr gebührt. Darf ich gerade hier jeden einzelnen fragen: „Bringst du dem Heiligen Geist Anbetung dar?“ theoretisch tun wir es alle jedesmal, wenn wir singen: Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Aber es besteht ein großer Unterschied darin, ob wir etwas theoretisch tun oder ob wir es tatsächlich tun. Es ist ein Unterschied, ob wir nur Worte singen oder ob wir die Bedeutung und die Kraft der gesungenen Worte erkennen. Vor einigen Jahren erlebte ich ein sehr treffendes Beispiel für diese Sache. Ich besuchte eine Bibelkonferenz im Staate New York. Dabei mußte ich durch eine Stadt fahren, die vier Meilen von dem Konferenzgelände entfernt lag. In jener Stadt wohnte eine Verwandte von mir. Ich besuchte sie, und sie kam auch mit zur Konferenz. Diese Verwandte war eine Christin. Sie war viel älter als ich, war schon viel länger gläubig als ich. Sie gehörte der presbyterianischen Kirche an, war mit dem kleinen Katechismus aufgewachsen und durch und durch orthodox. Ich sprach an jenem Morgen über die Persönlichkeit des Heiligen Geistes. Nach der Ansprache, als wir auf der Veranda des Hotels auf den Autobus warteten, der uns zur Stadt zurückbringen sollte, sagte meine Verwandte zu mir: „Archie, ich dachte nie darüber nach, daß der Heilige Geist eine Person sei.“ Nun, ich dankte Gott, daß ich Ihn als Person kennengelernt hatte. 2. Zum zweiten ist es vom praktischen Standpunkt aus gesehen von größter Wichtigkeit, daß wir den Heiligen Geist als Person kennen. Wenn du dir den Heiligen Geist, wie so viele Christen es tun, nur als Einfluß oder Kraft vorstellst, wirst du dich ständig fragen: „Wie kann ich den Heiligen Geist bekommen und Gebrauch von Ihm machen?“; aber wenn deine Vorstellung von Ihm der Bibel entspricht, wenn du in Ihm eine Person göttlicher Majestät und Herrlichkeit siehst, wird deine Frage lauten: „Wie kann der Heilige Geist mich bekommen und gebrauchen?“ Besteht kein Unterschied zwischen dem Denken des Menschen, des Wurmes, der Gott gebrauchen will, um den Berg zu zerschmettern, und Gott, der den Menschen, den Wurm, benutzt, um den Berg zu zerschmettern? Die erste Auffassung, die Auffassung des Menschen, der sich Gottes bedient, um den Berg zu sprengen, ist heidnisch. Sie unterscheidet sich im wesentlichen nicht von dem afrikanischen Fetischanbeter, der sich seines Gottes bedient. Die letztere Vorstellung, der Gedanke, daß Gott der Heilige Geist von uns Besitz ergreift und uns gebraucht, ist erhaben und wahrhaft christlich. Ferner, wenn wir uns den Heiligen Geist nur als Einfluß oder Kraft vorstellen, die wir bekommen und deren wir uns bedienen können, denken wir naturgemäß: „Wie kann ich mehr von dem Heiligen Geist bekommen?“ Aber wenn wir uns Ihn der Bibel gemäß als eine Person vorstellen, werden wir fragen: „Wie kann der Heilige Geist mehr von mir bekommen?“ Die erste Vorstellung, daß der Heilige Geist nur ein Einfluß oder eine Kraft ist, die wir empfangen und deren wir uns bedienen müssen, führt unvermeidlich zu Selbstvertrauen, Selbsterhebung und einer ganzen Parade des Ich. Wenn du den Heiligen Geist für einen Einfluß oder eine Kraft hältst, über die du verfügen kannst, und dir dann einbildest, du habest den Heiligen Geist empfangen, wird die unvermeidliche Folge davon sein, daß du umherstolzierst, als ob du zu einer höheren Kategorie von Christen gehörtest. Wir sehen sehr viele von dieser Art. Ich denke an eine Frau, die nach Beendigung einer Ansprache anläßlich einer Bibelkonferenz in Northfield zu mir kam und sagte: „Bruder Torrey, ich möchte Sie etwas fragen. Aber vorher möchte ich Sie wissen lassen, daß ich eine Frau voll Heiligen Geistes bin.“ Du liebe Zeit, das ließ mich erschauern. Mich überlief es ganz kalt. Es klang gar nicht so. Wenn wir andererseits in biblischer Weise über den Heiligen Geist nachdenken, Ihn uns als Person der Gottheit voll unendlicher Majestät vorstellen, die in unseren Herzen Wohnung macht und uns gebraucht, wie Er will, und nicht, wie wir wollen, führt uns das zur Entsagung an das Ich, zur Selbstverleugnung und Demut. Ich weiß von keinem Gedanken, der geeigneter wäre, einen Menschen in den Staub zu beugen und ihn dort zu lassen, als diese große biblische Wahrheit über die Person des Heiligen Geistes. Er ist eine Person der Gottheit, die in unseren Herzen Wohnung macht und von unserem Leben Besitz ergreift und uns so gebraucht, wie es ihr in ihrer unendlichen Weisheit für geeignet erscheint. 3. Die Lehre von der Persönlichkeit des Heiligen Geistes ist vom Standpunkt der Erfahrung aus gesehen von größter Bedeutung. Tausende und Zehntausende gläubiger Männer und Frauen können eine völlige Umwandlung ihrer Erfahrung und ihres Dienstes bezeugen, nachdem sie den Heiligen Geist als eine Person kennengelernt haben. Diese Ansprache über die Persönlichkeit des Heiligen Geistes, die ich im wesentlichen in fast jeder Stadt hielt, in der ich je eine Versammlungsreihe durchführte, scheint eines der am schwersten verständlichen Themen zu behandeln, die ich vor der Öffentlichkeit anzupacken versuche. Doch nach Schluß dieser Botschaft kommen mehr Menschen zu mir oder schreiben mir später und berichten über persönlich empfangenen Segen als nach irgendeiner anderen Botschaft, die Gott mir jemals zu predigen erlaubt hat.

II. Vier Beweise für die Persönlichkeit des Heiligen Geistes

Es gibt vier verschiedene und deutliche Kennzeichen, die die Persönlichkeit des Heiligen Geistes beweisen. 1. Der erste Beweis für die Persönlichkeit des Heiligen Geistes ist folgendes: In der Bibel werden dem Heiligen Geist alle deutlichen Kennzeichen oder Merkmale einer Persönlichkeit zugeschrieben. Welches sind die deutlichen Kennzeichen oder Merkmale einer Person? Wissen, Gefühl und Wille. Jedes Wesen, welches weiß, fühlt und will, ist eine Person. Wenn man sagt, daß der Heilige Geist eine Person ist, verstehen die Menschen oft darunter, daß der Heilige Geist Hände, Füße, Finger, Zehen, Augen, Ohren, Nase, Mund usw. hat. Nein, das sind nicht die Merkmale einer Persönlichkeit, sondern die Merkmale der Körperlichkeit. Die Merkmale einer Persönlichkeit sind Wissen, Fühlen und Wollen. Jedes Lebewesen, welches weiß, fühlt und will, ist eine Person, ob es einen Körper hat oder nicht. Wenn unser irdisches Leben zu Ende ist, ehe der Herr wiederkommt, werden wir vorübergehend keinen Körper mehr haben; wir werden „außer dem Leibe und daheim bei dem Herrn“ sein (2. Kor. 5, 8). Aber wir werden nicht aufhören, als Personen zu existieren; wir werden noch immer Personen sein, auch wenn wir keinen Körper haben. Ich wiederhole: die Merkmale einer Persönlichkeit sind Wissen, Gefühl und Wille. Jedes Lebewesen, welches weiß, fühlt und will, ist eine Person. Und nun werden in der Bibel alle diese Merkmale, die Merkmale einer Persönlichkeit, dem Heiligen Geist zugeschrieben. a) Schlagen wir in der Bibel 1. Korinther 2, 11 auf: „Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.“ Hier wird dem Heiligen Geist Wissen zugeschrieben. In andern Worten, der Heilige Geist ist nicht nur eine Erleuchtung, die unsere Sinne erleuchtet und stärkt, damit wir die Wahrheit sehen, die wir sonst nicht entdecken würden. Nein, der Heilige Geist ist eine Person. Er weiß um die Belange Gottes und offenbart uns, was Er selbst weiß. b) Wenden wir uns nun 1. Korinther 12, 11 zu: „Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen das Seine zu, wie er will.“ Hier sehen wir, daß der Heilige Geist nicht eine göttliche Kraft ist, deren wir habhaft werden und über die wir nach unserem Willen verfügen, sondern daß der Heilige Geist eine göttliche Person ist und unser habhaft wird und über uns verfügt, wie Er will. Das ist eine der grundlegendsten Wahrheiten bezüglich des Heiligen Geistes. Daran müssen wir immer denken, wenn wir in das rechte Verhältnis zu Ihm kommen und im rechten Verhältnis zu Ihm bleiben wollen. Unzählige ernstmeinende Christen gehen an diesem Punkt fehl. Sie versuchen, irgendeine göttliche Kraft zu empfangen, die sie nach ihrem Willen gebrauchen können. Ich danke Gott aus tiefstem Herzen, daß es keine göttliche Kraft gibt, die ich ergreifen und nach meinem Willen gebrauchen kann. Was könnte ich in meiner Torheit und Unwissenheit mit einer göttlichen Kraft tun! Welches Unheil könnte ich anrichten! Aber während ich Gott dafür danke, daß es keine göttliche Kraft gibt, über die ich in meiner Torheit und Unwissenheit nach meinem Willen verfügen kann, bin ich noch glücklicher darüber, daß es eine göttliche Person gibt, die mich erfassen und nach ihrem unendlich weisen und liebenden Willen gebrauchen kann. c) Nun schlagen wir Römer 8, 27 auf: „Der aber die Herzen erforscht, der weiß, was des Geistes Sinn sei; denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefällt.“ hier möchte ich den Ausdruck „des Geistes Sinn“ hervorheben. Das griechische Wort, das hier mit „Sinn“ übersetzt wurde, heißt „phronema“. Es ist ein umfassendes Wort, das Denken, Fühlen und Wollen einschließt. Es handelt sich um das gleiche Wort, welches im siebten Vers dieses Kapitels gebraucht wird, wo wir lesen: „Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott“, womit besagt wird, daß nicht nur der fleischliche Gedanke Feindschaft gegen Gott ist, sondern das gesamte moralische und intellektuelle Leben des Fleisches. d) Jetzt wenden wir uns einer sehr beachtenswerten Stelle zu, Römer 15, 30: „ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch unsern Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, daß ihr mir helfet kämpfen mit Beten für mich zu Gott.“ In diesem Vers möchte ich besonders die vier Worte, „die Liebe des Geistes“ hervorheben. Es ist ein wunderbarer Gedanke. Er lehrt uns, daß der Heilige Geist kein blinder Einfluß und keine blinde Macht ist, die sich, wenn auch in wohltätiger Weise, auf unser Herz und Leben auswirkt, sondern daß Er eine göttliche Person ist und uns mit zartester Liebe liebt. Ich möchte gern wissen, wie viele von uns sich schon viel bei den Worten „die Liebe des Geistes“ gedacht haben. Mich würde es interessieren, wie viele hier gegenwärtigen Prediger schon eine Predigt über „die Liebe des Geistes“ gehalten haben. Ich möchte wissen, wie viele schon dem Heiligen Geist für Seine Liebe gedankt haben. Jeden Tag deines Lebens kniest du vor Gott dem Vater, wenigstens hoffe ich das, und sagst: „Vater im Himmel, ich danke dir für deine große Liebe, die dich dazu trieb, deinen Sohn Jesus Christus auf diese sündige Welt zu schicken, um Ihn an meiner Statt am Kreuz von Golgatha sterben zu lassen.“ Jeden Tag kniest du nieder und schaust in das Angesicht Jesu Christi, des Sohnes Gottes, und sagst: „Du gelobter Sohn Gottes, ich danke dir für deine große Liebe, die dich im Gehorsam zum Vater auf diese Welt trieb, um an meiner Statt am Kreuz von Golgatha zu Sterben.“ aber kniest du jemals im Aufblick zum Heiligen Geist nieder und sprichst : „Heiliger Geist, ich danke dir für deine große Liebe zu mir!“? Und doch verdanken wir unsere Errettung genauso der Liebe des Geistes wie der Liebe des Vaters und des Sohnes. Hätte Gott der Vater in Seiner Liebe nicht auf meine Verlorenheit herabgeschaut, hätte Er nicht meinen Fall und mein Verderben vorausgesehen und Seinen eigenen Sohn auf diese Welt gesandt, um an meiner Stelle am Kreuz zu sterben, wäre ich heute verloren. Wäre nicht Jesus Christus, der Sohn, in Seiner Liebe im Gehorsam zum Vater auf diese Welt gekommen, um Sein Leben als vollkommenes Sühnopfer am Kreuz von Golgatha für mich zu lassen, wäre ich heute verloren. Und wäre nicht der Heilige Geist in Seiner Liebe im Gehorsam zum Vater und zum Sohn auf diese Welt gekommen, um mich in meiner Verlorenheit aufzusuchen, mir Tag um Tag, Woche um Woche, Monat um Monat und Jahr um Jahr zu folgen, wäre Er mir nicht gefolgt, obgleich ich nicht auf Ihn hören wollte, obgleich ich Ihm den Rücken zuwandte, wenn ich Ihn beleidigte, - wäre Er mir nicht an Orte gefolgt, wo es Ihm, dem Heiligen, eine Qual war, hinzugehen, wäre Er mir nicht Tag um Tag, Woche um Woche, Monat um Monat, Jahr um Jahr gefolgt, bis Er mich schließlich zur Vernunft bringen konnte, daß ich meine völlige Verlorenheit einsah, und bis Er den Herrn Jesus mir als genau den Heiland zeigte, den ich brauchte, und mich befähigte, den Herrn Jesus als meinen Heiland und Herrn anzunehmen, - wäre diese geduldige, langmütige, nie wankende Liebe des Geistes Gottes zu mir nicht dagewesen, wäre ich heute ein verlorener Mensch. Wenn du heute nichts anderes von dieser Botschaft mitnimmst, dann laß doch diese Worte in Herz und Sinn eindringen: „Die Liebe des Geistes“. e) Als nächstes schlagen wir eine Stelle aus dem Alten Testament, Nehemia 9, 20, auf : „Und du gabst ihnen deinen guten Geist, sie zu unterweisen; und dein Manna wandtest du nicht von ihrem Munde, und gabst ihnen Wasser, da sie dürstete.“ Hier werden sowohl Intelligenz als auch Güte dem Heiligen Geist zugeschrieben. Diese Stelle fügt den bisher gebrachten Gedanken nichts hinzu; ich habe sie nur erwähnt, weil sie aus dem Alten Testament ist. Es gibt Leute, welche behaupten, daß die Lehre von der Persönlichkeit des Heiligen Geistes zwar im Neuen Testament, aber nicht im Alten Testament zu finden sei; doch hier finden wir sie genauso klar im Alten wie im Neuen Testament. Natürlich finden wir sie im Alten Testament nicht so häufig wie im Neuen, da jetzt das Zeitalter des Heiligen Geistes anfängt; aber die Lehre von der Persönlichkeit des Heiligen Geistes ist im Alten Testament vorhanden. Viele behaupten auch, die Lehre von der Dreieinigkeit sei zwar im Neuen, aber nicht im Alten Testament enthalten. Doch die Lehre von der Dreieinigkeit finden wir schon im ersten Kapitel der Bibel. In 1. Mose 1, 26 lesen wir: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich Sei.“ hier wird klar von einer Mehrzahl der Personen der Gottheit gesprochen. Gott sagte nicht: „ich will“ oder „Laßt mich Menschen machen, ein Bild, das mir gleich sei.“ Nein, Er sagte: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ Wir finden die drei Personen der Gottheit in den ersten drei Versen der Bibel: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ - hier haben wir Gott den Vater. „und die Erde was wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser“ - hier haben wir den Heiligen Geist. „und Gott sprach“, - hier haben wir das Wort - : „Es werde Licht; und es ward Licht.“ so haben wir die drei Personen der Dreieinigkeit in den ersten drei Versen der Bibel. Wir finden tatsächlich die Lehre von der Dreieinigkeit mehrere hundert Male im Alten Testament. In der hebräischen Bibel steht an den meisten Stellen, an denen wir das Wort „Gott“ in unserer Bibel haben, ein Substantiv in Pluralform. Buchstäblich übersetzt hieße es „Götter“ und Nicht „Gott“. Gerade in dem Vers, worauf sich die Unitarier und die Juden, die die Gottheit Christi ablehnen, berufen als auf den Beweis, daß Christus nicht Gott sein kann, nämlich 5. Mose 6, 4, finden wir genau die Lehre, die sie als nicht existierend beweisen wollen; denn 5. Mose 6, 4 hieße buchstäblich übersetzt: „Höre, Israel, Jehova unsere Götter ist nur ein Jehova.“ Warum verwendeten die Hebräer mit ihrem erklärten Monotheismus eine Pluralform für den Namen Gottes? Diese Frage verwirrte die hebräischen Grammatiker und Lexikographen der Vergangenheit. Die beste Erklärung, die sie schließlich fanden, war die, daß die hier für Gott angewandte Pluralform die „pluralis majestatis“ bedeute, d. h. die Pluralform, die für Majestät verwendet wird. Aber diese Erklärung ist völlig unzulänglich, ganz zu schweigen davon, daß die „pluralis majestatis“ im Alten Testament möglicherweise gar nicht vorkommt. Ich habe jedenfalls noch keine Stelle im Alten Testament finden können, woraus klar hervorgeht, daß die „pluralis majestatis“ verwendet wurde. Aber selbst wenn sie im Alten Testament vorkäme, so liegt doch eine andere Erklärung für den Gebrauch eines Pluralnamens Gottes näher und ist auch viel befriedigender: Die hebräischen inspirierten Schreiber wandten für Gott die Pluralform an, und zwar trotz ihres erklärten Monotheismus - weil die Gottheit mehrere Personen umfaßt. f) Nun wenden wir uns Eph. 4, 30 zu: „Und betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.“ Hier wird gesagt, daß man den Heiligen Geist betrüben kann. In andern Worten, der Heilige Geist ist nicht ein blinder, unpersönlicher Einfluß oder eine Kraft, die in unser Herz kommt. Nein, Er ist eine Person, eine Person, die uns liebt, die heilig und sehr empfindsam in Bezug auf die feinste Form der Sünde ist, nicht wie die heiligste Frau auf Erden, Eva, die nicht vor der Sünde in ihrer gröbsten Form zurückschreckte. Und Er sieht, was wir tun, und hört, was wir sagen. Er sieht jeden unsrer Gedanken. Nicht einmal unsere Phantasie kann einen Augenblick Seinem Blick entgehen. Wenn in unserem Denken, Reden oder Tun etwas unrein, unheilig, unanständig, lieblos, unwahr, falsch, kritisch, bitter oder irgendwie unchristlich ist, so ist Er sehr betrübt. Das ist ein wunderbarer Gedanke und für mich der größte Ansporn zu einem vorsichtigen Wandel, einem Wandel, der diesem innewohnenden Heiligen in jedem Wort, Gedanken und Tun gefällt. Wie oft wird ein junger Mann vor etwas, was er sonst tun würde, dadurch bewahrt, daß er sich vorstellt, wie traurig seine Mutter darüber wäre, wenn sie davon hörte. Wie manch ein junger Mann, der im letzten Krieg in Frankreich von vielen Versuchungen umgeben war, stand an der Tür eines Hauses, das kein ehrbarer Mann je betreten sollte, hatte die Hand schon auf der Türklinke und wollte gerade die Tür öffnen, als ihm der Gedanke kam: „Wenn ich hier hineinginge, und meine Mutter sollte davon hören, würde es sie fast umbringen.“ So wandte er sich ab und trat nicht in das Haus. Aber höre zu: es gibt Einen, der heiliger ist als die heiligste Mutter, die du oder ich je kannten. Es gibt Einen, der uns zärtlicher liebt als unsere eigene Mutter, und Er sieht alles, was wir tun, nicht nur bei Tageslicht, sondern auch in der Dunkelheit der Nacht. Er hört jedes Wort, das wir aussprechen, jedes unvorsichtige Wort, das unseren Lippen entschlüpft. Er sieht jeden Gedanken, dem wir uns hingeben, ja, jede flüchtige Phantasie, die wir auch nur einen Augenblick beherbergen. Wenn in unserem Tun, Reden oder Denken etwas unheilig, unrein, unanständig, lieblos, unwahr, unfreundlich, hart, bitter, kritisch oder in irgendeiner Weise unchristlich ist, so sieht Er es und ist über die Maßen betrübt. Ach, wie oft schon kam mir ein Gedanke oder eine Vorstellung in den Sinn, aus welcher Quelle weiß ich nicht, aber ein Gedanke, dem ich keinen Raum geben sollte. Und gerade, wenn ich ihm Raum geben wollte, wurde mir deutlich: „der Heilige Geist sieht es und wird dadurch betrübt sein“, und der Gedanke war weg. Wenn wir diesen Gedanken an den Heiligen Geist in unserem Sinn behalten, wird uns das eine Hilfe sein in den Fragen, die den jungen Gläubigen unsrer Zeit verwirren. Nehmen wir z. B. die Frage: „Darf ich als Christ ins Theater oder ins Kino gehen?“ Nun, wenn du gehst, wird der Heilige Geist auch mitgehen, denn Er wohnt im Herzen eines jeden Gläubigen und geht mit, wo immer der Gläubige hingeht. Warst du jemals in einem Theaterstück oder Film, wovon du dachtest, daß die Atmosphäre dem Heiligen Geist zusagen würde? Wenn nicht, dann gehe nicht hin. Darf ich als Christ tanzen? Auch hier ist es wieder so: wenn du gehst, geht der Heilige Geist gewiß mit. Warst du schon jemals in deinem Leben beim Tanz und hast wirklich geglaubt, daß der Heilige Geist sich in dieser Atmosphäre wohl fühlen würde? Darf ich als Christ Karten spielen? Warst du schon einmal beim Kartenspiel, selbst im auserwähltesten kleinen Nachbarschaftskreis, oder hast du zu Hause schon Karten gespielt und dabei gedacht, daß der Heilige Geist sich in dieser Atmosphäre wohl fühlen würde? Wenn nicht, dann spiele nicht. So ist es mit allen Fragen, die sich ergeben und die für manche so schwer zu entscheiden sind. Dieser Gedanke an den Heiligen Geist wird dir helfen, sie zu entscheiden, und zwar richtig, wenn du wirklich richtig entscheiden willst und nicht einfach tun willst, was dir gefällt, und wenn es auch den Heiligen Geist betrübt. 2. Der zweite Beweis für die Persönlichkeit des Heiligen Geistes besteht darin: Viele Taten werden dem Heiligen Geist zugeschrieben, die nur eine Person vollbringen kann. Dazu gibt es viele Illustrationen in der Bibel, aber ich möchte unsere Betrachtung auf drei Beispiele beschränken. a) Schlagen wir das zweite Kapitel des 2. Korintherbriefes auf, so lesen wir im zehnten Vers: „uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“ hier wird von dem Heiligen Geist ausgesagt, daß Er die Tiefen Gottes erforscht. In anderen Worten, wie wir bereits unter der vorhergehenden Überschrift gesagt haben: der Heilige Geist ist nicht nur eine Erleuchtung, wodurch unser Sinn erleuchtet und gestärkt wird, eine Wahrheit zu begreifen, die er sonst nicht fassen könnte, sondern der Heilige Geist ist eine Person, erforscht selbst die Tiefen Gottes und offenbart uns, was Er erforscht. Solche Worte können natürlich nur von einer Person ausgesagt werden. b) Wenden wir uns nun Römer 8, 26 zu: „Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen.“ Hier wird vom Heiligen Geist gesagt, daß Er etwas tut, was nur eine Person tun kann, nämlich beten. Der Heilige Geist ist nicht nur ein Einfluß, der über uns kommt und uns drängt, zu beten, auch nicht bloß eine Führung im Darbringen unserer Gebete. Nein, nein. Er ist eine Person, die selbst betet. Jeder an Christus Gläubige hat zwei göttliche Personen, die täglich für ihn beten: erstens, den Sohn, unseren „Fürsprecher bei dem Vater“, der “lebt immerdar und bittet für sie“ dort oben, zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit (1. Johannes 2, 1 und Hebr. 7, 25); zweitens, den Heiligen Geist, der durch uns hier auf Erden betet. Welch ein wunderbarer Gedanke, daß jeder an Christus Gläubige zwei göttliche Personen hat, die täglich für ihn beten. Welch ein Gefühl der Sicherheit gibt uns das, - ich glaube nicht, daß der Teufel uns jemals bekommt. Als ich 1901 begann, um die Welt zu reisen, verschickte ich fünftausend Briefe an Menschen, von denen ich wußte, daß sie beten konnten, und bat sie, täglich für Herrn Alexander und für mich zu beten, während wir in verschiedenen Teilen der Welt Dienst taten. Eine der schwersten Aufgaben meines Lebens war das Unterschreiben dieser Briefe. Fünftausendmal mußte ich meinen Namen schreiben. Doch es lohnte sich, denn bald kamen Tausende von Briefen dieser Menschen, die mir versicherten, daß sie täglich für uns beten wollten. Zu der Zeit, als Herr Alexander und ich nach Melbourne (Australien) kamen, hatten sich zehntausend Menschen bereit erklärt, jeden Tag für uns zu beten, und als wir England erreichten, waren es nicht weniger als vierzigtausend Menschen, die täglich für uns beteten. Wer könnte unter solchen Umständen nicht predigen? Ist es da ein Wunder, daß solche erstaunliche Ergebnisse folgten? Ich wünschte, daß diese Menschen noch immer für mich beteten. Aber wenn ich mich auch freuen würde, wenn diese vierzigtausend Menschen täglich für mich beteten, - wenn ich zwischen vierzigtausend der gottesfürchtigsten Menschen auf Erden und den zwei Personen, Christus, unserem Fürsprecher beim Vater, und dem Heiligen Geist, unserem Tröster, zu wählen hätte, würde ich mich lieber für die zwei als für die vierzigtausend entscheiden. c) Nun wenden wir uns zwei eng miteinander verbundenen Schriftstellen zu: Johannes 14, 26: „aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt Habe.“ hier wird vom Heiligen Geist gesagt, daß Er etwas tut, was nur eine Person tun kann, nämlich lehren. In Johannes 16, 12-14 finden wir denselben Gedanken Wieder: „ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch Verkündigen.“ hier wiederum ist der Heilige Geist dargestellt als ein lebendiger, persönlicher Lehrer. Es ist heute unser besonderes Vorrecht, daß wir den Heiligen Geist als lebende Person, als unseren Lehrer, haben. Jedesmal, wenn wir unsere Bibel lesen, können wir diese Person der Gottheit, den Verfasser des Buches, bei uns haben, damit Er es uns erklärt und uns die wirkliche und tiefste Bedeutung des Wortes lehrt. Das ist ein kostbarer Gedanke. Wie oft dachten wir, wenn wir einen großen Lehrer hörten, durch den uns Gott besonders Segnete: „wenn ich diesen Mann doch nur jeden Tag hören könnte, dann würde ich in meinem Glaubensleben Fortschritte Machen.“ aber höre zu, wir können täglich einen weitaus fähigeren Lehrer haben als den größten menschlichen Lehrer, der je auf Erden sprach: dieser unvergleichliche Lehrer ist der Heilige Geist. 3. Der dritte Beweis für die Persönlichkeit des Heiligen Geistes ist folgender: Dem Heiligen Geist wird ein Amt zugeschrieben, das nur einer Person zugeschrieben werden kann. In Johannes 14, 16-17 lesen wir zum Beispiel: „und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen anderen Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich, den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfangen, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennt ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch Sein.“ hier wird der Heilige Geist als ein anderer Tröster dargestellt, der gekommen ist, um die Stelle unseres Herrn Jesus einzunehmen. Bis zu dieser Zeit war unser Herr Jesus immer als Freund zur Hand, um in jedem Notfall zu helfen. Aber jetzt verließ Er seine Jünger, und ihre Herzen waren bestürzt. Doch Er sagte ihnen, wenn Er ginge, komme ein anderer, um Seinen Platz einzunehmen. Kannst du dir auch nur für einen Augenblick vorstellen, daß unser Herr Jesus dies sagen würde, wenn der andere, der kommen soll, Seinen Platz einzunehmen, nur ein unpersönlicher Einfluß oder eine Kraft wäre? Wir lesen in Johannes 16, 7: „aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch Senden.“ kannst du dir vorstellen, daß unser Herr Jesus das sagen würde, wenn der, welcher an Seiner Statt kommen sollte, keine Person, sondern ein bloßer Einfluß oder eine Kraft wäre? Ist es in diesem Fall für einen Augenblick denkbar, daß unser Herr sagen konnte, es sei gut, daß Er, eine göttliche Person, gehe und einem bloßen Einfluß oder einer Kraft - wenn auch göttlich - Platz mache? Nein, nein! Unser Herr sagte, daß er, eine göttliche Person, ginge, aber daß eine andere ebenso göttliche Person wie er käme, um seinen Platz auszufüllen. Diese Verheißung ist mir eine der kostbarsten Verheißungen in dem ganzen Wort Gottes für dieses gegenwärtige Zeitalter, - der Gedanke, daß während der Abwesenheit unseres Herrn bis zu jenem frohen Tag, an dem Er wiederkommen wird, eine ebenso göttliche Person, genauso liebevoll und zart und mächtig zu helfen, stets an meiner Seite ist, ja, in meinem Herzen wohnt, um jeden Augenblick Gemeinschaft mit mir zu haben und mir in jeder Notlage zu helfen. Ich nehme an, es ist bekannt, daß das griechische Wort, welches hier mit “Tröster“ übersetzt ist, weit mehr als nur Tröster bedeutet. Das griechische Wort ist “parakletos“. Dieses Wort setzt sich zusammen aus dem Wort “para“, welches “Seite an Seite“ bedeutet, und “kletos“, d. h.“ einer, der gerufen wurde“. So bedeutet das ganze Wort: „einer, der gerufen wurde, um an der Seite eines anderen zu stehen“, einer, der gerufen wurde, einem anderen beizustehen und in jeder Notlage zu helfen. Es ist das gleiche Wort, das in 1. Johannes 2, 1 mit „Fürsprecher“ übersetzt Ist: „ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher (Parakleton) bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht Ist.“ aber das Wort “Fürsprecher“ enthält nicht die ganze Kraft des Wortes. Dem Stamme nach bedeutet das Wort Fürsprecher (Advokat) ungefähr dasselbe wie das Wort “parakletos“. Advokat ist lateinisch und zusammengesetzt aus zwei Worten, aus dem Wort “ad“ - „ zu“ - und „vocatus“ - „ einer, der gerufen wurde“; das heißt, daß ein Advokat einer ist, der zu einem anderen gerufen wird, um ihn zu vertreten oder ihm zu helfen. Aber in unserem Sprachgebrauch hat das Wort eine engere und mehr beschränkte Bedeutung. Das griechische Wort bedeutet, wie bereits gesagt: „einer, der an die Seite eines anderen gerufen wurde“, und hat die Bedeutung eines Helfers, der immer zur Stelle ist mit seinem Rat, seiner Kraft und Hilfe jeder Art. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Herr Jesus selbst ihr Paraklet, ihr Freund, der jederzeit zu helfen bereit war. Immer, wenn sie in Schwierigkeiten gerieten, wandten sie sich einfach an Ihn. Einmal zum Beispiel waren sie sich über das Beten im unklaren und sagten zum Herrn: „Herr, lehre uns beten“, und Er lehrte sie beten. Ein andermal, als Jesus übers Wasser zu ihnen kam, als ihre erste Furcht verschwunden war und Er gesagt Hatte: „seid getrost, ich bin's, fürchtet euch nicht!“, sagte Petrus zu Ihm: „Herr, bist du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser.“ und der Herr Sprach: „komm her!“ da kletterte Petrus über den Rand des Fischerbootes und begann auf dem Wasser zu gehen, Jesus entgegen. Für einige Augenblicke ging es gut, und wahrscheinlich drehte er sich um zu seinen Kameraden, zu sehen, ob sie auch sahen, wie gut er es konnte. Damit wandte er seine Augen vom Herrn ab und sah den Wind und die Wellen. Und als er seinen Blick vom Herrn abwandte, begann er zu sinken und Rief: „Herr, hilf mir!“ da streckte Jesus Seine Hand aus und hielt ihn. So wandten sich die Jünger, wenn sie in eine Notlage kamen, einfach an den Herrn, und Er befreite sie. Aber jetzt verließ Er sie, und ihre Herzen waren bekümmert. Doch der Herr tröstete Sie: „ja, ich gehe, aber ein anderer, ebenso göttlicher Natur wie ich, ebenso liebevoll und besorgt wie ich, ebenso fähig, in jeder Notlage zu helfen, kommt, um meinen Platz auszufüllen“, und dieser andere Paraklet ist bei uns, wohin wir auch gehen, jede Stunde, Tag und Nacht. Er ist uns immer zur Seite. Ein kostbarer und wunderbarer Gedanke! Wenn dieser Gedanke in dein Herz eindringt und dort bleibt, wirst du dein Leben lang keine Furcht mehr haben. Wie können wir überhaupt Angst haben, wenn wir wirklich glauben, daß Er uns zur Seite steht? Du magst von einer heulenden Menge umgeben sein; mir erging es so, in Irland und in China, - aber was tut es, wenn Er zwischen dir und der wütenden Menge geht? Dieser Gedanke wird alle Furcht verbannen. Vor einigen Jahren hatte ich diesbezüglich ein unvergeßliches Erlebnis. Ich sprach auf einer Bibelkonferenz an einem See im Staate New York. Vier Meilen von dort entfernt wohnte ein Vetter von mir, und ich ging dorthin, um meinen Ruhetag bei ihm zu verbringen. Am nächsten Tag brachte er mich mit seinem Motorboot zum Kai, wo die Konferenz stattfand. Als ich aus dem Motorboot stieg, sagte Er: „komm heute Abend wieder, Archie, und übernachte bei uns.“ ich versprach es ihm. Aber ich war mir nicht klar darüber, was ich versprach. Als ich meine Ansprache am Abend hinter mir hatte, verließ ich das Hotel und machte mich auf den Weg. Ich stellte fest, daß ich eine große Verpflichtung eingegangen war. Das Landhaus lag vier Meilen entfernt, aber vier Meilen oder auch acht Meilen zu laufen machte mir unter normalen Umständen gar nichts aus. Doch ein Sturm zog herauf, und der ganze Himmel verdunkelte sich. Außerdem führte der Weg über ein steiles Felsenufer, das sich den See entlang streckte, und der Pfad führte am Rande der Felsen her. Manchmal lag der See vielleicht nicht tiefer als zehn oder zwölf Fuß darunter, aber bisweilen vielleicht 30 oder 40 Fuß tief. Ich war diesen Weg noch nie zuvor gegangen und stellte fest, daß er genau am Felsenrand entlangführte. Es leuchtete auch kein Stern, und ich konnte den Weg überhaupt nicht sehen. Ein Unwetter war bereits vorausgegangen, das tiefe Rinnen über den Weg gezogen hatte, in die man fallen und sein Bein brechen konnte. Ich konnte diese Rinnen nicht sehen, es sei denn, daß gerade ein Blitzstrahl darauf fiel. Aber dann wurde es nur wieder um so dunkler und ich blinder als zuvor. Während ich diesen Weg entlangging, so nahe am Abgrund, merkte ich, daß diese Wanderung gefährlich wurde, und dachte daran, umzukehren. Aber wiederum dachte ich Auch: „du hast versprochen, heute Abend zu kommen, und sie bleiben vielleicht deinetwegen auf und Warten.“ so hatte ich den Eindruck, daß ich weitergehen müsse. Aber es war unheimlich und nicht geheuer, auf einem so unsicheren Pfad, den ich nicht sehen konnte, am Felsenrand entlangzugehen. Nur das Seufzen, Ächzen und Stöhnen des Sees, der durch das schnell heraufziehende Unwetter bewegt war, drang zu mir herauf. Doch gerade da kam mir der Gedanke: „was hast du den Leuten auf der Konferenz über den Heiligen Geist gesagt, der eine Person ist und stets an unsrer Seite geht? Ist Er dir nicht auch jetzt zur Seite?“ dann ging mir plötzlich auf, daß der Heilige Geist zwischen mir und dem Abgrund ging, und jene vier Meilen durch das Dunkel waren vier Meilen ohne Furcht, eine frohe statt einer furchterfüllten Wanderung. Einmal brachte ich diesen Gedanken in der Royal Albert Hall in London zum Ausdruck. Es war ein trüber Nachmittag. Unter den Zuhörern saß eine junge Dame, die eine abnorme Furcht vor dem Dunkeln hatte. Es erschien ihr einfach unmöglich, allein in einen dunklen Raum zu gehen. Nach der Versammlung eilte sie nach Hause zu ihrer Mutter und rief: „0 Mutter, heute Nachmittag hörte ich die schönste Ansprache meines Lebens, daß der Heilige Geist immer an unsrer Seite geht als unser stets gegenwärtiger Helfer und Beschützer. Mutter, ich werde mich nie mehr vor der Dunkelheit fürchten.“ Aber ihre Mutter war eine praktische englische Frau und Sagte: „nun, wir wollen mal sehen, ob das wirklich so ist. Gehe mal die Treppe hinauf in das dunkle Zimmer unterm Dach, schließe die Tür und bleibe allein im Dunkeln.“ am nächsten Tag schrieb mir die Tochter: „ich eilte die Stufen hinauf, ging in das dunkle Zimmer, schloß die Tür, und es war stockfinster. Es war ganz dunkel, aber durch die Gegenwart des Heiligen Geistes war der Raum hell und herrlich.“ In diesem Gedanken, daß der Heilige Geist als eine Person immer bei uns ist, liegt auch Heilung für Schlaflosigkeit. Litt unter euch schon jemand unter Schlaflosigkeit? Ich litt sehr darunter, zwei schreckliche Jahre lang. Jeden Abend ging ich fast todmüde ins Bett und dachte, ich wurde gewiß schlafen, da ich mich kaum wach halten konnte. Aber kaum hatte mein Kopf das Kissen berührt, so wußte ich, daß ich nicht schlafen würde. Ich hörte die Uhr zwölf, eins, zwei, drei, vier, fünf und sechs schlagen, und dann war es Zeit zum Aufstehen. Es schien mir, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen. Doch gewiß muß ich geschlafen haben; denn ich glaube, daß die Menschen, die unter Schlaflosigkeit leiden, weit mehr schlafen als sie meinen; sonst würden wir ja wahnsinnig oder müßten sterben; aber mir schien es, als ob ich überhaupt nicht geschlafen hätte. So ging es zwei Jahre lang, bis ich dachte, daß ich meinen Verstand verlieren würde, wenn ich nicht schlafen könnte. Dann wurde ich frei. Jahrelang konnte ich nun gleich schlafen, sobald mein Kopf das Kissen berührte. Doch eines Abends - ich hielt mich gerade im Bibelinstitut in Chicago auf - ging ich zu Bett und erwartete, wieder gleich einzuschlafen, wie ich es gewohnt war. Aber kaum hatte mein Kopf das Kissen berührt, wußte ich schon, daß ich nicht einschlafen würde. Die Schlaflosigkeit war wieder da. Wenn man einmal darunter gelitten hat, wird man sie immer wiedererkennen. Es schien mir, als ob sie am Fuße meines Bettes säße, mich wie ein Kobold anschaute, grinste und Sagte: „ich bin wieder für zwei Jahre da.“ „Ach, zwei Jahre diese schreckliche Schlaflosigkeit“, dachte ich. Aber gerade an diesem Morgen hatte ich im Hörsaal in dem unteren Stockwerk zu den Studenten über die Persönlichkeit des Heiligen Geistes gesprochen, und ziemlich bald kam mir der Gedanke: „was hast du den Studenten dort unten heute morgen über den Heiligen Geist erzählt, der als eine Person immer bei uns Ist?“ und ich sagte Mir: „warum praktizierst du nicht, was du Predigst?“ gleich schaute ich auf und sagte: „0 du gesegneter Geist Gottes, du bist hier; wenn du mir etwas zu sagen hast, will ich Hören.“ und Er schloß mir wunderbare Dinge über Jesus Christus auf, die wir im Wort Gottes finden, und erfüllte meine Seele mit Ruhe, Frieden und Freude. Danach schlief ich ein, und das nächste, was mir bewußt wurde, war der nächste Morgen. Wenn seither die Schlaflosigkeit noch einmal zurück kam und sich ans Bett setzte, so tat ich das gleiche, und es hatte immer seine Wirkung. In diesem Gedanken, daß der Heilige Geist als persönlicher Freund immer bei uns ist, finden wir auch Heilung von aller Einsamkeit. Wenn der Gedanke, daß der Heilige Geist ein stets gegenwärtiger Freund ist, einmal in dein Herz eindringt und darin bleibt, wirst du, solange du lebst, keinen einsamen Augenblick mehr haben. Während der letzten fünfundzwanzig Jahre war mein Leben zum großen Teil einsam. Oft war ich monatelang von meiner Familie getrennt, manchmal sah ich meine Frau zwei oder drei Monate lang nicht, und achtzehn Monate lang sah ich außer meiner Frau keinen Angehörigen meiner Familie. Eines Abends ging ich in der Südsee zwischen Neuseeland und Tasmanien auf dem Deck eines Dampfers spazieren. Es war eine stürmische Nacht. Die meisten Passagiere befanden sich unten, waren seekrank, und keiner der Offiziere oder Matrosen konnte mit mir gehen, denn sie hatten alle Hände voll zu tun. Meine vier Kinder befanden sich auf der anderen Erdhälfte, siebzehntausend Meilen entfernt, und das einzige Familienglied, das näher war, war an jenem Abend nicht bei mir. Als ich so ganz allein auf dem Deck spazierenging, dachte ich an meine vier Kinder, die siebzehntausend Meilen entfernt waren, und wollte mich gerade einsam fühlen. Doch da kam mir der Gedanke an den Heiligen Geist, der bei mir war, und als ich so auf dem Deck im Sturm auf und ab ging, begleitete Er mich, und alle Einsamkeit war verschwunden. Vor einigen Jahren brachte ich diesen Gedanken in der Stadt St. Paul zum Ausdruck. Nach der Versammlung kam ein Arzt zu mir und Sagte: „ich möchte Ihnen für diesen Gedanken danken. Ich werde oft nachts gerufen und muß allein in Sturm und Dunkelheit aufs Land gehen. Ich war oft sehr einsam, aber ich werde jetzt nicht mehr einsam sein, denn ich weiß, daß der Heilige Geist auf Schritt und Tritt bei mir ist.“ In dieser gleichen kostbaren Wahrheit, daß der Heilige Geist als ein persönlicher Freund uns stets zur Seite steht, liegt auch Heilung für ein zerbrochenes Herz. Wie viele Menschen gibt es doch in der Welt, die ein zerbrochenes Herz haben! Viele haben geliebte. Angehörige verloren; doch wir brauchen keinen Augenblick lang Kummer zu haben, wenn wir nur“ die Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ kennen. Vielleicht ist heute eine Frau hier, die vor einem Jahr oder auch erst vor einigen Monaten oder Wochen, vielleicht auch erst vor einigen Tagen einen Mann an ihrer Seite hatte, den sie sehr liebte, der stark und klug war, so daß sie aller Verantwortung und Sorge enthoben war, weil er die Verantwortung trug. Wie hell und glücklich waren die Tage der Gemeinschaft! Aber dann kam jener dunkle Tag, wo der Geliebte hinweggenommen wurde. Wie einsam, arm und leer und voller Last und Sorge ist das Leben heute. Höre, liebe Frau, da ist Einer, der an deiner Seite geht, der viel klüger und stärker, liebevoller und ein weit besserer Führer und Helfer ist als der klügste, stärkste und liebevollste Mann der Erde. Er ist bereit, alle Lasten und alle Verantwortung des Lebens für dich zu tragen. Ja, Er ist bereit, -weit mehr zu tun. Er ist bereit, in dein Herz zu kommen, darin zu wohnen und jeden Winkel deines leeren, schmerzenden Herzens auszufüllen und somit alle Einsamkeit und alles Herzeleid für immer hinwegzunehmen. Das sagte ich eines Nachmittags in der St.-Andrews-Halle in Glasgow. Nach der Versammlung ging ich ins Sprechzimmer. Eine Dame, die hinausgeeilt war, um mich zu sprechen, kam herein. Sie trug einen Witwenschleier. Ihr Gesicht war von tiefem Kummer gezeichnet; doch jetzt zeigte sich ein glücklicher Ausdruck darauf. Sie eilte auf mich zu und Sagte: „Herr Dr. Torrey, heute ist der Todestag meines Mannes (ihr Mann war einer der meistgeschätzten und geachteten Christen in Glasgow). Ich kam heute in die St.-Andrews-Halle und sagte mir: Dr. Torrey wird etwas zu sagen haben, was mir hilft. Ach, Sie haben genau das rechte Wort gesagt. Ich werde nie mehr einsam sein, nie mehr ein Herzeleid haben. Ich will den Heiligen Geist einlassen, damit Er jeden schmerzenden Winkel meines Herzens Ausfüllt.“ achtzehn Monate vergingen. Ich war wieder einmal in Schottland und machte kurzen Urlaub auf der Privatjacht eines Freundes an den Seen des Clyde Flusses. Eines Tages, als wir an einer Stelle anhielten, näherte sich ein kleines Boot unserem Motorboot, und wer zuerst über die Reeling und an Deck kletterte, war diese Witwe. Als sie mich an Deck stehen sah, eilte sie herüber, nahm meine Hand in ihre Hände und sagte mit strahlendem Lächeln: „0 Dr. Torrey, der Gedanke, den Sie mir an jenem Nachmittag in der St.-Andrews-Halle mitgaben, bewegt mich noch immer, und ich hatte seit jenem Tag keine einsame oder traurige Stunde mehr.“ Doch der Gedanke bedeutet die größte Kraft und Hilfe für uns in der Arbeit für den Herrn. Nehmen wir nur meine eigene Erfahrung: Ich wurde nur ein Diener des Evangeliums, weil ich mußte oder sonst für immer verloren gewesen wäre. Ich meine damit nicht, daß ich durch das Predigen des Evangeliums errettet bin, - ich bin einfach auf Grund des sühnenden Blutes Jesu Christi errettet. Aber mein Christwerden hatte zur Folge, daß ich das Evangelium predige. Mehrere Jahre lang weigerte ich mich, mich öffentlich als ein Christ zu bekennen, denn ich wollte nicht predigen. Ich wußte, wenn ich ein Christ würde, müßte ich predigen. An dem Abend, als ich mich Gott auslieferte, sagte ich Nicht: „ich will Christus aufnehmen“, Oder: „ich will meine Sünden aufgeben“, sondern ich Sagte: „ich will predigen.“ Wenn es jemals einen Mann gab, der durch sein natürliches Temperament zum Predigen gänzlich ungeeignet war, so war ich es. Ich war ein ungewöhnlich schüchterner Junge, und es kam kaum vor, daß ein Fremder mit mir sprach, ohne daß ich bis zu den Haarwurzeln errötete. Wenn ich mit anderen Familiengliedern auf Besuch ging, konnte ich mich bei Tisch nicht satt essen, da ich unter Fremden immer schüchtern war. Von allen Qualen, die ich in der Schule erduldete, war die größte das Vortragen eines Stückes. Ich konnte es fast nicht ertragen, auf dem Podium zu stehen, wo mich alle Schüler anstarrten. Und selbst wenn ich zu Hause vor Vater und Mutter das Stück vortragen sollte, ehe ich zur Schule ging, so konnte ich es einfach vor meinen eigenen Eltern nicht aufsagen. Stellt euch so einen Mann als Prediger vor. Sogar noch, als ich im Yale-College studierte und in den Ferien nach Hause kam, meine Mutter Besuch hatte und mich ins Zimmer rufen ließ, konnte ich kein Wort sagen. Wenn der Besuch dann weg war, fragte mich meine Mutter: „ Archie, warum hast du nichts zu Frau 5. oder Frau D. gesagt?“ Ich antwortete dann: „Mutter, ich habe doch etwas gesagt“, worauf sie erwiderte: „Du hast nicht einen Laut von dir Gegeben.“ ich dachte, ich hätte gesprochen, aber das Wort blieb mir im Halse stecken. Ich war so schüchtern, daß ich nicht einmal in einer Gebetsstunde den Mund auftat, bis ich dann ins theologische Seminar eintrat. Dann dachte ich, wenn ich Prediger werden wollte, müßte ich wenigstens in meiner eigenen Kirche in der Gebetsstunde sprechen können. Ich entschloß mich, es zu tun. Ich lernte ein Stück auswendig. Aber ich glaube, ich vergaß einen Teil davon, als ich an jenem Abend aufstand, um zu sprechen. Sobald die Versammlung eröffnet wurde, hielt ich mich an dem Sitz vor mir fest, zog mich daran hoch und klammerte mich daran, um nicht umzufallen. Ein Schauer nach dem andern überlief mich, und ich zitierte zitternd so viel von meinem kleinen Vers, wie ich davon behalten hatte, und ließ mich dann auf meinen Sitz fallen. Nach der Versammlung kam ein liebes altes Fräulein zu mir und sagte: „0 Herr Torrey, ich möchte Ihnen danken für das, was Sie heute Abend sagten. Es tat mir so gut. Sie sprachen mit so viel Gefühl.“ Gefühl? Das einzige Gefühl, das ich hatte, war dies, daß ich mich beinahe zu Tode fürchtete. Stellt euch solch einen Mann als Prediger vor. Meine ersten Jahre im Amt waren eine Qual. Ich predigte dreimal an einem Tag. Ich lernte meine Predigten auswendig, stand auf und drehte so lange am obersten Knopf meines Jacketts, bis ich die Predigt herausgedreht hatte. Nach der dritten Predigt sank ich mit großer Erleichterung auf den Roßhaarsitz hinter dem Podium zurück, froh, daß das wieder für eine Woche überstanden war. Aber dann kam sofort der schreckliche Gedanke: „nun, morgen mußt du wieder mit der Vorbereitung für nächsten Sonntag Anfangen.“ welch eine Qual war das Leben! Doch es kam ein glücklicher Tag, ein Tag, an dem der Gedanke, den ich euch klarzumachen versuche, Besitz von mir ergriff. Nämlich dies: Wenn ich aufstehe, um zu predigen, steht ein anderer bei mir, den die Leute nicht sehen. Er steht neben mir, und alle Verantwortung trägt Er, und ich brauche nur so weit wie möglich zurückzutreten und Ihn predigen zu lassen. Von diesem Tage an war das Predigen die Freude meines Lebens. Ich würde lieber predigen als essen. Manchmal, wenn ich zum Predigen aufstehe, ist mein Herz, ehe ich noch ein Wort sage, so erfüllt von dem Gedanken, daß Er bei mir steht, fähig und bereit, die ganze Versammlung in die Hand zu nehmen und zu tun, was getan werden muß, daß ich es kaum unterlassen kann, laut zu jubeln. Genauso ist es beim Unterrichten in der Sonntagsschule. Manche von euch machen sich Sorgen um die Sonntagsschulklasse und haben Angst, sie würden etwas sagen, was sie nicht sollten, oder etwas versäumen, was sie sagen sollten. Der Gedanke an die Last und Verantwortung erdrückt euch fast. Hört zu: Denkt immer daran, wenn ihr eure Klasse unterrichtet: Neben euch steht Einer, der genau weiß, was gesagt und getan werden muß. Statt daß ihr selbst die Verantwortung für die Klasse tragt, laß es Ihn doch tun. Überlaßt Ihm das Lehren. Eines Montagmorgens traf ich einen der treuesten Laien, die ich kenne, einen sehr begabten Bibellehrer. An jenem Montag, als ich ihn in seinem Geschäft aufsuchte, war er sehr niedergeschlagen über das Versagen in seiner Sonntagsschulklasse. Er jedenfalls sah es als Versagen an. Er schüttete mir sein Herz aus, und ich hörte zu. Als er fertig war, sagte ich: „Herr Dyer, haben Sie nicht Gott um Weisheit gebeten, ehe Sie vor die Klasse Traten?“ „doch“, sagte er. Dann fragte Ich: „haben Sie nicht erwartet, daß Er sie Ihnen geben Würde?“ „doch“, erwiderte er. Darauf sagte Ich: „welches Recht haben Sie nun, daran zu zweifeln, daß Er es auch Tat?“ „daran habe ich noch nicht gedacht“, antwortete Er.“ ich will mir nie mehr Sorgen machen um meine Klasse.“ Genauso ist es beim Sprechen mit einzelnen Menschen. Wenn ich oder sonst jemand dich bittet, am Schluß der Versammlung mit einem Menschen zu sprechen, - wie oft möchtest du gern hingehen, aber du rührst dich nicht. Du denkst Dir: „ich sage vielleicht etwas Falsches. Ich richte vielleicht mehr Unheil an als Gutes.“ nun, du wirst gewiß etwas Falsches sagen, wenn du es selbst sagst. Aber vertraue dem Heiligen Geist, so wird Er das Rechte durch dich sagen. Überlaß Ihm deine Lippen, damit Er reden kann. Wenn es auch im Augenblick nicht das Rechte zu sein scheint, so wirst du später einmal feststellen, daß es doch das Richtige war. Eines Abends, als ich von einer Versammlung in Launceston, Tasmanien, nach Hause ging, sagte meine Frau: „Archie, ich vergeudete den ganzen Abend. Ich sprach mit dem leichtsinnigsten Mädchen, das du je gesehen hast. Ich glaube nicht, daß sie einen einzigen ernsthaften Gedanken im Kopf hatte, und ich verbrachte den ganzen Abend mit Ihr.“ ich entgegnete: „Clara, wie kannst du wissen, daß du den ganzen Abend vergeudet hast? Hast du Gott nicht um Führung gebeten?“ „Doch.“ „und hast du nicht erwartet, daß Er dich führt?“ „Doch.“ „nun, dann überlaß es Ihm.“ schon am nächsten Abend nach Schluß der Versammlung kam dieses anscheinend ganz leichtsinnige junge Mädchen zu meiner Frau, führte ihre Mutter an der Hand und Sagte: „Frau Torrey, würden Sie nicht mit meiner Mutter sprechen? Gestern Abend haben Sie mich zu Christus geführt, bitte führen Sie nun meine Mutter zu Christus.“ Aber ich muß schließen. Es gibt noch einen weiteren Beweis für die Persönlichkeit des Heiligen Geistes, aber wir haben keine Zeit, näher darauf einzugehen. Zusammenfassend möchte ich sagen: Der Heilige Geist ist eine Person. Theoretisch haben wir das alle wahrscheinlich schon vorher geglaubt, aber behandeln wir Ihn in unserem tatsächlichen Denken, in unserem praktischen Verhalten Ihm gegenüber als eine Person? Betrachtest du den Heiligen Geist als eine ebenso wirkliche Person wie Jesus Christus, ebenso liebevoll, ebenso weise, ebenso zartfühlend, ebenso stark, ebenso treu, unseres Vertrauens, unserer Liebe und Hingabe ebenso würdig wie Er? Betrachtest du Ihn als eine göttliche Person, die dir immer zur Seite steht? Der Heilige Geist wurde vom Vater in diese Welt gesandt, um den Jüngern unseres Herrn, um dir und mir in diesem gegenwärtigen Zeitalter nach der Himmelfahrt des Herrn bis zu Seiner Wiederkunft das zu sein, was Jesus Christus Seinen Jüngern in den Tagen Seiner persönlichen Gemeinschaft mit ihnen auf Erden war. Ist Er dir das? Kennst du die Gemeinschaft des Heiligen Geistes“? Kennst du die Kameradschaft, die Partnerschaft des Heiligen Geistes? Um es in einem einzigen Wort auszudrücken - ich sage es ehrfürchtig - :das ganze Ziel dieser Botschaft ist es, dich mit meinem Freund, dem Heiligen Geist, bekannt zu machen.

II Der Heilige Geist überführt die Menschen von ihrer Sünde

Wir beschäftigten uns bereits mit der Person des Heiligen Geistes, mit dem Heiligen Geist selbst. Heute beginnen wir mit einem Studium über das Werk des Heiligen Geistes, und zwar werden wir zunächst da beginnen, wo Er Sein Werk in den meisten von uns anfängt. Wir nehmen unsere Bibel zur Hand und schlagen Johannes 16, Vers 7-11 auf: „Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn derselbe kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: daß sie nicht glauben an mich; über die Gerechtigkeit: daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht sehet; über das Gericht: daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ In diesen Versen wird uns gesagt, daß es das Werk des Heiligen Geistes ist, die Welt in Bezug auf die Sünde, auf die Gerechtigkeit und auf das Gericht zu überführen.

I. Der Heilige Geist überführt die Welt in Bezug auf die Sünde

Zuallererst ist es das Werk des Heiligen Geistes, die Menschen von ihrer Sünde zu überführen. Die Aufgabe des Heiligen Geistes ist also, den Menschen die Augen zu öffnen über ihren Irrtum, was die Sünde anbetrifft, und das in einer solchen Weise, daß der Mensch ein tiefes Bewußtsein seiner Sündhaftigkeit bekommt. Hier beginnt das Werk der Errettung in den meisten Menschen. Sie werden zur Sündenerkenntnis geführt und zur Erkenntnis, daß sie einen Erlöser brauchen. Dann sind sie ohne viel Drängen bereit, Jesus Christus als ihren Heiland anzunehmen, der ihnen als ihr Erlöser gezeigt wird, den sie so nötig brauchen. In unserer Zeit fehlt es sehr an Sündenerkenntnis. Der Durchschnittsmensch hat weder eine Vorstellung von der Schrecklichkeit der Sünde, noch von der Tatsache, daß er selbst vor Gott ein großer Sünder ist. Wenn die Menschen dazu gebracht werden können, daß sie sehen, welch große Sünder sie vor Gott sind, werden ihre Zweifel an der Gottheit Christi und der Lehre der Versöhnung durch das vergossene Blut Jesu Christi von selbst beseitigt; denn nur ein göttlicher Erlöser, der sie durch Sein Blut erkauft hat, um damit die Strafe für ihre Sünden zu bezahlen, wird das Verlangen ihres Herzens stillen. Das ist einer der größten Mängel in unserer evangelistischen Arbeit heute, der Mangel eines tiefen Sündenbewußtseins auf Seiten derer, die zu Jesus Christus kommen oder zu kommen vorgeben. Nun ist es das Werk des Heiligen Geistes, die Menschen von ihrer Sünde zu überführen, d. h. ihnen Erkenntnis über ihre Sündhaftigkeit und Verlorenheit und ihre große Schuld vor Gott zu schenken. Du und ich, wir können niemand von seiner Sünde überzeugen. Wie wir später sehen werden, gebraucht uns der Heilige Geist, dieses Werk zu tun, das heißt, Er tut es durch uns, aber wir von uns aus können es nicht. Er muß es tun. Das Herz des Menschen ist “arglistig, mehr als alles, und verderbt“(Jer. 17, 9), und jeder von uns ist blind für seine eigene Sündhaftigkeit. Wir sind sehr scharfsichtig in Bezug auf die Sünden und Fehler anderer, aber blind für unsere eigenen. Und die Welt ist so blind für ihre Sünde, daß niemand außer dem Heiligen Geist sie jemals von ihrer Sünde überführen und ihr die Augen dafür öffnen kann. Wie groß auch unsere natürliche Überzeugungskraft und Überredungskunst sein mag, so können wir doch mit all unseren Argumenten und ergreifenden Geschichtchen keine wirkliche Sündenerkenntnis bewirken. Wir können Menschen durch ergreifende Geschichten zu Tränen rühren (auch durch das Singen ergreifender Lieder). Aber lediglich Tränenvergießen über rührende Geschichten und ergreifende Lieder ist noch keine Sündenerkenntnis. Wahre Sündenerkenntnis kann nur durch den Heiligen Geist hervorgerufen werden! An diesem Punkt begehen viele von uns den größten Fehler, sowohl im Predigen als auch in der Seelsorge. Wir versuchen, die Menschen von ihrer Sünde zu überführen. Wir versuchen, die Arbeit des Heiligen Geistes zu tun. Wir versuchen, zu tun, was nur Er tun kann, und natürlich versagen wir. Vor einigen Jahren erlebte ich eine sehr treffende Illustration dazu in unsrer eigenen Kirche in Chicago. Eines Abends kam eine unsrer besten Mitarbeiterinnen in der Nachversammlung zu mir und Sagte: „ich habe einen Mann hier, einen Lokomotivführer der Panhandle-Eisenbahn. Ich hätte gern, daß Sie mit ihm sprechen. Ich habe zwei Stunden lang mit ihm geredet und nichts erreicht. Möchten Sie nicht mit ihm sprechen?“ Ich ging hin, und sie machte mich mit dem Mann bekannt. Ich setzte mich neben ihn und fing an, Gottes Wort reden zu lassen, damit er zur Sündenerkenntnis käme. Die ganze Zeit über schaute ich auf zum Heiligen Geist, daß Er doch Sein Wort bekräftigen möchte. Ich hatte noch keine zehn Minuten mit dem Mann gesprochen, da war er schon von seiner Sünde überführt und kniete nieder, um Gott um Gnade anzuflehen. Während ich mit ihm sprach, hatte diese Dame, die vorher zwei Stunden lang mit ihm geredet hatte, zugehört. In der Regel ist es sehr unklug, wenn ein Seelsorgehelfer zuhört, während ein anderer mit einem Suchenden spricht; denn die Menschen öffnen ihr Herz nicht und bekommen auch nicht die nötige Hilfe, wenn eine dritte Person zuhört. Aber diese Frau hatte einen Grund, weshalb sie es tat, und in diesem Fall war es in Ordnung. Als der Mann gegangen war, kam sie zu mir und Sagte: „Herr Torrey, das ist sehr Merkwürdig.“ „was ist merkwürdig?“ fragte ich. Sie erwiderte: „Wissen Sie, daß Sie genau die gleichen Schriftstellen gebraucht haben wie ich? Zwei Stunden sprach ich mit ihm, ohne etwas zu erreichen, und Sie sprachen nicht länger als zehn Minuten mit ihm, da war er schon von seiner Sünde überführt und rief Gott um Gnade an.“ Nun, eigentlich war gar nichts Mysteriöses, Seltsames an der Sache. Wie konnte man das erklären? Ich glaube, es lag daran, daß diese Mitarbeiterin hier einen Fehler begangen hatte, den sie selten machte, nämlich, daß sie versuchte, die Arbeit des Heiligen Geistes zu tun, den Mann von seiner Sünde zu überführen. Und als sie zu mir kam und Sagte: „ich habe zwei Stunden lang mit diesem Mann gesprochen und nichts erreicht“, dachte ich Gleich: „wenn Fräulein W., eine meiner besten Mitarbeiterinnen, zwei Stunden mit diesem Mann gesprochen und nichts erreicht hat, was für einen Zweck hat es dann, wenn ich es versuche?“ und in dem Bewußtsein völliger Hilflosigkeit hatte ich mich auf Gott, auf den Heiligen Geist verlassen, daß Er das Werk tun würde, und Er hat es getan. Laßt uns nie vergessen, daß es uns unmöglich ist, irgendeinen Menschen von seiner Sünde zu überführen. Möchten wir uns in all unserem Predigen und in all unserer Seelsorgearbeit ständig auf den Heiligen Geist verlassen, daß Er durch uns wirkt. Dabei sollten wir auch gewiß sein, daß wir so vor Gott stehen, daß der Heilige Geist Sein Werk durch uns tun kann. Während wir die Menschen nicht von ihrer Sünde überführen können, während uns das völlig unmöglich ist, dürfen wir Gott danken, daß der Heilige Geist es tun kann. Und wenn wir uns dem Heiligen Geist zur Verfügung stellen würden, damit Er uns nach Seinem Willen gebrauchen kann, wenn wir uns auf den Heiligen Geist verlassen würden, daß Er durch uns Menschen von ihrer Sünde überführt, und wenn wir mehr darauf bedacht wären, so vor Gott zu stehen, daß der Heilige Geist durch uns wirken kann, würden wir weit mehr Sündenerkenntnis sehen als jetzt. Als ich Pastor an der Moody-Kirche in Chicago war, hatten wir einen Ausschuß, bestehend aus etwa 25 Mitgliedern, Ältesten, Diakonen und anderen kirchlichen Angestellten. Jeden Freitagabend kamen sie zum Essen zusammen und besprachen hinterher Anliegen in Bezug auf die einzelnen Gemeindeglieder sowie geschäftliche Dinge. Nachdem wir an einem dieser Freitagabende verschiedene wichtige Dinge besprochen hatten, sagte einer unserer Kirchenältesten: „Brüder, ich bin überhaupt nicht zufrieden mit der Situation in unsrer Kirche. Wir haben viele, die sich bekehrt nennen, und wir haben viele neue Kircheneintritte zu verzeichnen, aber ich sehe nicht die Sündenerkenntnis, die ich gern sehen möchte. Ich schlage daher vor, daß wir, statt weiter geschäftliche Angelegenheiten zu besprechen, die Zeit heute Abend im Gebet verbringen und auch an anderen Abenden zusammenkommen und Gott anrufen, daß Er Seinen Geist in überführender Kraft unter uns senden Möchte.“ der ganze Ausschuß erkannte die Weisheit, die in diesem Vorschlag lag, und nahm ihn sofort an. Wir verbrachten die restliche Zeit im Gebet, und mehrere Abende hindurch beteten wir zusammen und beteten klar um die überführende Kraft des Heiligen Geistes im Dienst der Gemeinde. Nicht lange danach stieg ich eines Sonntagabends auf die Kanzel, schaute mich um und sah zu meiner Linken vorn unter der Empore neben einem meiner Diakone einen großen, gutgekleideten Herrn sitzen. Er war fast übertrieben angezogen, auf seinem Hemd leuchtete ein großer Diamant. Aus der äußeren Erscheinung dieses Mannes schloß ich, daß er wahrscheinlich ein Lebemann war, was sich auch später herausstellte. Seine Mutter hatte ein Vergnügungshaus in Omaha, und er selbst war zu dieser Zeit in Chicago und spielte. Als ich ihn so neben Diakon Young sitzen sah, dachte ich Mir: „Diakon Young hat heute gefischt.“ - Es ist etwas Großes, Diakone in der Kirche zu haben, die am Sonntag fischen gehen, Menschen fischen. - Während der Predigt schaute ich ab und zu nach diesem Mann. Seine Augen waren auf mich gerichtet. Offensichtlich war er sehr interessiert. Als ich zur Nachversammlung hinunterging, bemerkte ich, daß Diakon Young ihn zur Aussprache mitgebracht hatte, und als ich in einen Nebenraum ging, der zum näheren Gespräch mit einzelnen diente, sah ich, daß Diakon Young ihn auch dort hingeführt hatte. An jenem Abend hatten wir lange Aussprachen, und gegen elf Uhr war ich gerade mit der letzten zu Ende, als Diakon Young zu mir kam und Sagte: „ich habe einen Mann hier und hätte gern, daß Sie mit ihm sprechen.“ Ich ging hin; es war dieser große Lebemann. Er war sehr erregt. Als Diakon Young mich mit ihm bekannt machte, seufzte Er: „ach, ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich fühle mich furchtbar elend.“ Dann erzählte er mir seine Geschichte.“ meine Mutter hat ein Vergnügungshaus in Omaha“, begann er, „und ich spiele zur Zeit hier in Chicago. Dies ist der erste evangelische Gottesdienst, den ich in meinem ganzen Leben besuchte. Ich ging heute Nachmittag zur Cottage-Grove-Allee hinunter, um dort einige Freunde zu treffen und den Nachmittag über zu spielen. Aber als ich über den Washington-Platz ging, hielten einige junge Männer Ihrer Kirche eine Straßenversammlung. Unter ihnen sah ich einen Mann namens Forbes, von dem ich wußte, daß er ein sündiges Leben führte. Ich fragte mich, was Forbes in einer solchen Versammlung suchte, und ich wollte mal hören, was er zu sagen hatte. Ich war nicht sonderlich beeindruckt und setzte meinen Weg fort. Ich war etwa zwei Häuserblocks weiter gegangen, wurde dann aber wie durch eine mysteriöse Macht zur Versammlung zurückgetrieben. Als die Versammlung vorüber war, kam dieser Herr (er deutete auf Diakon Young) auf mich zu und nahm mich mit zum Abendessen und dann zu der Versammlung oben, und anschließend brachte er mich hier nach Unten.“ er seufzte Wieder: „ach, ich weiß nicht, was mit mir los ist. So war mir noch nie zumute. Ich fühle mich Schrecklich.“ dabei zitterte er wie Espenlaub und Stöhnte.“ ich will Ihnen erzählen, was mit Ihnen los ist“, sagte Ich.“ der Heilige Geist öffnet Ihnen die Augen für die Sünde.“ Und der kräftige Mann, vor tiefer Erregung zitternd, der Mann, der nie zuvor in einem evangelischen Gottesdienst war, kniete nieder, rief Gott um Gnade an und ging dann in der frohen Gewißheit weg, daß alle seine Sünden vergeben waren. So etwas möchten wir in unseren Versammlungen sehen. Wir dürfen es auch erleben, wenn wir nur unsere völlige Unfähigkeit erkennen, Menschen von ihrer Sünde zu überführen, wenn wir an die Kraft des Heiligen Geistes glauben und von Ihm erwarten, daß Er es tut, und wenn wir uns auf Ihn verlassen und so vor Gott stehen, daß Er es durch uns tun kann. Noch ein anderes Beispiel von der überführenden Macht des Heiligen Geistes möchte ich euch bringen. Es war an einem anderen Sonntagabend. Ich hatte in der Moody-Kirche zu predigen, und als ich auf die Empore zu meiner Linken sah, saß fast genau über der Stelle, auf der jener Mann gesessen hatte, wieder ein sehr auffallend angezogener Herr. Auch von seinem Hemd funkelte ein Diamant, und ich Dachte.“ aha, wieder ein Lebemann.“ es stellte sich heraus, daß er ein Reisender war; auch er war vergnügungssüchtig. Während ich predigte, hörte er mit gespanntester Aufmerksamkeit zu und rückte immer weiter auf die Ecke seines Sitzes, seine Augen auf mich heftend. Mitten in meiner Predigt, ohne Absicht, das Netz jetzt schon einzuziehen, nur um etwas klarzumachen, fragte Ich: „wer will Jesus Christus jetzt annehmen?“ die Worte waren kaum meinen Lippen entschlüpft, so sprang er auch schon auf und sagte mit lauter Stimme, die wie ein Pistolenschuß durch die Kirche Tönte: „ich.“ ich hörte sofort auf zu predigen, denn schließlich war ich nicht da, um Predigten zu retten, sondern um Seelen zu retten, und ich forderte alle diejenigen auf, die Jesus Christus als ihren Heiland aufnehmen wollten, sich zu erheben, und überall standen Männer, Frauen und Jugendliche auf. Ich erinnere mich noch besonders an einen Mann, einen alten Oberst von New York, dessen Familie ihn nach Chicago geschickt hatte, um sich zu Tode zu trinken. So zog er in ein Hotel Chicagos. Er war auch an jenem Abend in unserem Gottesdienst, ein Mann über siebzig Jahre. Er erhob sich als einer der ersten, während Tränen seine zerfurchten Wangen hinunterliefen, und er nahm an jenem Abend Christus an. Aber der Heilige Geist hat nicht nur Macht, Menschen, die in der Gottesferne leben, von ihrer Sünde zu überführen. Er hat auch Macht, tiefste Sündenerkenntnis in moralisch hochstehenden Menschen zu wirken. Eines Tages saß ich in meinem Büro im Bibelinstitut von Chicago und wartete darauf, daß die Essensglocke läutete. Da klopfte es an meine Tür.“ herein“, sagte ich, worauf ein feiner, alter schottischer Herr eintrat. Er war schon über achtzig Jahre alt. Ich bot ihm einen Platz an, und bald darauf brach er in Tränen aus. Dann sagte Er: „sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie. Ich komme stets, Sie predigen zu hören, und ich bin heute zu Ihnen gekommen, um zu fragen, ob Sie meinen, daß es noch Hoffnung gibt für einen Menschen, der so gesündigt hat und so lange in Sünde lebte wie Ich.“ ich habe selten einen Menschen mit größerer Sündenerkenntnis gesehen, als dieser alte Herr sie hatte, der immer ein anständiges Leben geführt hatte, aber ohne Christus. Ich nahm die Bibel zur Hand und zeigte ihm, was sie über seine große Sündhaftigkeit und andererseits über den Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, sagte, der auf diese Welt gekommen war, um ihn zu erretten, und auf den alle seine Sünden gelegt worden waren. Ich erklärte ihm, daß er in Seinem Blut Vergebung finden könnte und Er wieder auferstanden war und jetzt ein lebendiger Heiland sei, der jeden, der durch Ihn zu Gott kommt, völlig erretten kann. Und dieser feine alte schottische Herr kniete mit mir nieder zum Gebet und nahm den Herrn Jesus als seinen persönlichen Heiland auf. Er verließ mein Büro in der frohen Gewißheit, daß alle seine Sünden vergeben waren. Vor einigen Jahren besuchte ich eine Bibelkonferenz in Atlanta. Es war in einer Baptistenkapelle. Am Schluß einer meiner Ansprachen kam ein angesehener Baptistenprediger auf mich zu, ein sehr gebildeter Mann, und bat um eine private Unterredung mit mir. Dieser Prediger hatte eine der führenden Universitäten der Südstaaten absolviert. Danach hatte er das theologische Seminar in Louisville besucht und anschließend zu weiterem Studium die Universität in Chicago. Dort hatte er eine so feine Arbeit geleistet, daß er nach Deutschland geschickt worden war, um die Universität dort zu vertreten. Nun war er Pastor einer führenden Baptistengemeinde in Georgia. Er sagte zu Mir: „ich habe ein schwieriges Problem und hätte gern Ihren Rat. Ich bin Pastor an einer Kirche in einer Universitätsstadt. Meine Gemeinde setzt sich zum großen Teil aus Universitätsprofessoren, deren Familien und Studenten zusammen. Sie sind reizende Leute. Manche beschämen mich durch ihr auffallend sauberes Leben. Wenn ich eine Gemeinde hätte, wie es in Chicago welche gibt, eine Gemeinde von verkrachten Existenzen und Faulenzern und ähnlichen Menschen, wäre es leicht, ihnen die Augen für ihre Sünde zu öffnen (und hierin hatte er unrecht), aber mein Problem ist, wie ich solche moralisch hochstehende Menschen, aus denen sich meine Zuhörerschaft zusammensetzt, von Sünde überführen kann.“ „Sie können es nicht“, erwiderte ich, „aber der Heilige Geist kann es.“ Müssen wir dies nicht in unseren Versammlungen erkennen? Müssen wir nicht gerade das in unseren regelmäßigen Gottesdiensten erleben? Fehlt uns das nicht am allermeisten in unseren Bemühungen, die Menschen überall zu einem besseren Leben zu führen, - tiefe, durch die Kraft des Heiligen Geistes gewirkte Sündenerkenntnis? Nun, Er kann es tun, und Er allein. Er kann es heute genauso tun wie früher, und Er wird es auch tun, wenn wir zu Ihm aufschauen. Er tat es zu Pfingsten, als dreitausend Menschen in ihrem Herzen erschüttert wurden und laut Riefen: „ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir jetzt tun?“ hätte Petrus dieselbe Predigt vor Pfingsten gehalten, einen Tag, ehe der Heilige Geist kam, wäre das Ergebnis anders verlaufen. Aber jetzt, da er und die hundertzwanzig „alle mit dem Heiligen Geist erfüllt“ wurden (Apg. 2,4) und er predigte und die andern in der Kraft des Geistes Gottes mit einzelnen Menschen sprachen, jetzt folgte diese wunderbare Frucht. Wir müssen heute an den Heiligen Geist glauben und an Seine Macht, Menschen von ihrer Sünde zu überführen. Wir müssen unsere völlige Abhängigkeit von Ihm einsehen und uns auf Ihn verlassen, daß Er Sein herrliches Werk tut. Dann wird Er es gewiß tun. Wir wollen nun beachten, welche Sünde es ist, von der der Heilige Geist die Menschen überführt. Ich lese es noch einmal: „Und wenn derselbe kommt, wird Er der Welt die Augen auftun über die Sünde…; über die Sünde: daß sie nicht glauben an mich.“ Die Sünde, von welcher der Heilige Geist die Menschen überführt, ist die Sünde des Unglaubens in Bezug auf Jesus Christus; nicht die Sünde der Trunkenheit, nicht die Sünde des Stehlens, nicht die Sünde des Ehebruchs, nicht die Sünde des Mordes oder irgendwelcher unmoralischer Tat oder eines Verbrechens, sondern einfach die Sünde, daß sie nicht an den Sohn Gottes, Jesus Christus, glauben. Von dieser Sünde überführte der Heilige Geist die dreitausend Menschen zu Pfingsten. Der Apostel Petrus hatte gerade in Apg. 2, 36 Gesagt: „so wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zu einem Herrn und Christus gemacht Hat.“ dann lesen wir im 37. Vers: „da sie aber das hörten (nämlich, daß der, den sie verworfen hatten, sowohl Herr als auch Christus war), ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ Ja, das ist die Sünde, von welcher der Heilige Geist auch heute Menschen überführt, - die schreckliche Sünde, daß sie den ablehnen und nicht an Ihn glauben, den Gott zu unserem göttlichen “Herrn und Christus“ gemacht hat. Das gerade ist die Sünde, von der man die Menschen am schwersten überführen kann. Der durchschnittliche Ungläubige erkennt seinen Unglauben an Jesus Christus überhaupt nicht als Sünde an. Oft ist er noch stolz darauf, statt sich dessen zu schämen. Er brüstet sich und Sagt: „ich bin ein Agnostiker“ oder: „ich bin Unitarier“ oder: „ich bin ein Skeptiker“ Oder: „ich bin Atheist.“ oft ist er nur um so stolzer auf seinen Unglauben, weil er ihn als Zeichen seiner intellektuellen Überlegenheit betrachtet. Wenn es nicht ganz so schlimm ist und Menschen nicht auf ihren Unglauben stolz sind, so bezeichnen sie es schlimmstenfalls als bloßes Mißgeschick und Sagen: „ich kann einfach nicht glauben. Ich wünschte, ich könnte glauben, aber ich kann nicht. Haben Sie kein Verständnis für mich, weil ich nicht glauben kann?“ aber wenn der Geist Gottes über einen Menschen kommt, dann sieht er den Unglauben in Bezug auf Jesus Christus nicht als Zeichen seiner Überlegenheit an, auch nicht als bloßes Mißgeschick, sondern er sieht klar, daß der Unglaube die schlimmste, die ausschlaggebende, die verwegenste und verurteilungswürdigste aller Sünden ist. Während er seine Unehrlichkeit oder Unreinheit oder was für einer Sünde er sich schuldig gemacht hat, bitter bereut, so erkennt er doch als schrecklichste Sünde an, den herrlichen Gottessohn abgelehnt zu haben. Er sieht ein, daß keine Sünde, die er gegen einen Mitmenschen begehen mag, so schwerwiegend sein kann wie die, den zurückzuweisen, den Gott so klar durch die Auferweckung von den Toten als Seinen eigenen Sohn bestätigt hat, - den zurückzuweisen, der den Himmel und all seine Herrlichkeit verließ, um auf die Erde mit all ihrer Schande zu kommen und unsere Sünden auf Seinem eigenen Leibe an das Kreuz zu tragen. Aber du und ich, wir können den Menschen das nicht klarmachen. Doch der Heilige Geist kann es, und das ist die Sünde, von welcher der Heilige Geist die Menschen überführt: die Sünde des Unglaubens an Jesus Christus.

II. Der Heilige Geist überführt die Welt von der Gerechtigkeit

Der Heilige Geist überführt den Menschen nicht nur von seiner Sünde, sondern Er wird auch “der Welt die Augen auftun …über die Gerechtigkeit“, nicht über unsere Gerechtigkeit, denn wir haben keine, sondern über die Gerechtigkeit Jesu Christi, die durch Seine Auferstehung von den Toten und Seine Auffahrt zum Vater bestätigt wurde, und die Gerechtigkeit, die Gott in Jesus Christus für uns bereitet hat. Jeder Mensch braucht nur zweierlei zu erkennen, um gerettet zu werden: Erstens muß er seine eigene Sünde und die sich daraus ergebende Not sehen, und zweitens muß er die Gerechtigkeit Jesu Christi erkennen und die Gerechtigkeit, die Gott für ihn in Christus bereitet hat. Beides muß der Heilige Geist dem Menschen zeigen. Eine der bemerkenswertesten Erweckungen in der Geschichte der Gemeinde Jesu, eine Erweckung, in welcher das Wirken des Heiligen Geistes besonders klar und auf wunderbare Weise zum Ausdruck kam, war die Erweckung von Ulster (Nordirland) in den Jahren 1859 - 60. Pastor William Gibson, der Vorsitzende der Generalversammlung der reformierten Kirche von Irland im Jahre 1860, schrieb einen umfassenden Bericht von jener Erweckung und berichtete darin viele Bekehrungsbeispiele. Sie waren alle typisch: Menschen wurden von einer überwältigenden Sündenerkenntnis erfaßt; manchmal dauerte diese Überführung von Sünde tagelang (das wäre natürlich nicht nötig gewesen, wenn man Christus gleich richtig verkündigt hätte). Dann - nach Tagen tiefer und erschreckender Sündenerkenntnis - brach das Licht hindurch, und die Menschen bekamen eine wunderbare Schau von Jesus Christus, erfaßten Ihn im Glauben und erfuhren klar die Vergebung ihrer Sünde und die herrliche Freude im Herrn. Es war einfach der Heilige Geist, der die Menschen von ihrer Sünde und dann auch von der Gerechtigkeit überführt hatte. Vor einigen Jahren war ich in Pittsburgh bei einer Versammlung der Bruderschaft der Vereinigten Presbyterianischen Kirche von Amerika. Ich sprach über das Gebet und verwendete in meiner Ansprache als Beispiel die Erweckung von Ulster. Ein Herr, Mitglied der Gemeinde, in der die Versammlungen stattfanden, hatte mich mit seinem Wagen vom Hotel abholen lassen. Er war nicht selbst gekommen, sondern hatte seinen Chauffeur geschickt. Als ich an jenem Nachmittag die Versammlung verließ, um zu einer anderen Versammlung zu eilen, war dieser Herr selbst an der Tür und Sagte: „ich werde mit Ihnen Zurückfahren.“ wir saßen kaum im Auto, da wandte er sich zu mir und Sagte: „ich wurde in jener Erweckung von Ulster, von welcher Sie sprachen, bekehrt. Ich war noch ein junger Bursche. Ich befand mich draußen auf dem Feld und spottete über die Erweckung. Plötzlich fiel ich zu Boden und wälzte mich in der Furche. Ein tiefes Bewußtsein meiner Sünde erfaßte mich. Und als ich mich so in der Ackerfurche wälzte, erhielt ich dann eine wunderbare Schau, wie Jesus Christus für meine Sünden starb. Ich glaubte an Ihn und war gerettet, ehe ich von der Furche aufstand.“ Das ist es, was wir hier in diesen Versammlungen brauchen, daß der Heilige Geist Menschen gründlich von ihrer Sünde überführt, daß der Heilige Geist ihnen dann Christus offenbart und sie von der Gerechtigkeit überzeugt, der Gerechtigkeit Christi und der Gerechtigkeit, die Gott in Jesus Christus für uns bereitet hat. Es wird eine Geschichte erzählt von einem treuen schottischen Prediger, der durch Schottland reiste und eines Abends an einem Gasthaus anhielt. Der Besitzer kam auf ihn zu und bat ihn, eine Familienandacht zu halten. Der Prediger sagte zu unter der Bedingung, daß der Gasthausbesitzer alle Gäste im Haus und alle Bediensteten zu der Andacht herbeiholen würde. Der Gasthausbesitzer ging darauf ein. Als sie in dem großen Raum zur Andacht versammelt waren, wandte der Prediger sich an den Gastwirt und Fragte: „sind alle Angestellten Hier?“ „Ja“, lautete die Antwort. “Alle?“ beharrte der Prediger.“ nun, nicht alle. Alle bis auf eine. Unten in der Küche arbeitet ein Mädchen. Sie wäscht die Töpfe und Kessel und ist so schmutzig, daß sie nicht in die Versammlung paßt.“ Der Prediger Erwiderte: „wir werden nicht anfangen, bis sie kommt“, und er bestand darauf, bis der Gastwirt das Mädchen holte. Der treue Gottesmann interessierte sich sehr für das arme, vernachlässigte Geschöpf, und während die anderen den Raum verließen, fragte er sie, ob sie nicht noch ein paar Minuten bleiben wollte. Als alle gegangen waren, sagte er zu Ihr: „ich möchte dich ein Gebet lehren: Herr, zeige mir mich selbst. Willst du es jeden Tag beten?“ Sie bejahte es. Am nächsten Tag reiste der Prediger ab, kam jedoch nach kurzer Zeit wieder und fragte den Gasthausbesitzer nach diesem Mädchen. Dieser entgegnete: „Sie ist unbrauchbar. Sie taugt überhaupt nichts. Sie weint die ganze Zeit, weint Tag und Nacht und kann kaum ihre Arbeit Verrichten.“ der Prediger bat, sie sehen zu dürfen, und als sie kam, sagte Er: „nun möchte ich dich ein anderes Gebet lehren: Herr, zeige mir dich. Bete dieses Gebet nun jeden Tag.“ Der Prediger ging wieder. Ein paar Jahre später predigte er eines Sonntagmorgens in einer Kirche in Glasgow. Nach dem Gottesdienst kam eine sauber und ordentlich aussehende junge Frau auf ihn zu und Sagte: „kennen Sie mich noch?“ „Nein, ich kenne Sie nicht“, erwiderte Er.“ erinnern Sie sich noch an eine Andacht, die Sie in einem Gasthaus hielten, und daß Sie nachher zu einem der Mädchen sprachen und sie das Gebet: Herr, zeige mir mich selbst beten lehrten und später das andere Gebet: Herr, zeige mir dich ?“„0 ja, ich erinnere mich noch daran“, sagte Er.“ ich bin dieses Mädchen“, sagte Sie.“ und als Sie mich jenes erste Gebet lehrten und weggingen, bat ich Gott, mir mich selbst zu zeigen. Er ließ mich einen solchen Blick in mein schmutziges Wesen und meine Sünde tun, daß ich vor Kummer kaum nachts schlafen und tagsüber arbeiten konnte, weil ich immer an meine Sünden dachte. Als Sie dann zurückkamen und mich das zweite Gebet lehrten: Herr, zeige mir Dich , schenkte Gott mir eine solche Schau von Ihm selber, Seiner Liebe und von Jesus Christus, wie Er am Kreuz für mich starb, daß die ganze Last meiner Sünde abrollte und ich ein fröhlicher Christ Wurde.“ ja, das muß jeder von uns erkennen - seine eigene Sünde. Es ist das Werk des Heiligen Geistes, uns diese zu zeigen, und die Gerechtigkeit Christi und die Gerechtigkeit, die Gott für dich und mich in Jesus Christus bereithält. Und das zeigt uns der Heilige Geist.

III. Der Heilige Geist überführt die Welt vom Gericht

Es gibt noch ein drittes, wovon der Heilige Geist die Menschen überführt, und das ist das Gericht. Das bestätigt das Gericht über den Fürsten dieser Welt, den Teufel. Vielleicht hat es nie eine Zeit gegeben in der ganzen Geschichte der Gemeinde Jesu Christi auf Erden, in der die Welt mehr vom Gericht überführt werden mußte als heute. Der Durchschnittsmensch glaubt wenig daran, daß es ein künftiges Gericht gibt. In der Tat, eine große Anzahl Glieder unserer Gemeinden und sogar der Prediger haben das Wissen um ein zukünftiges Gericht und eine schreckliche Hölle verloren. Viele unserer Kirchen und nicht wenige unserer oberflächlich-orthodoxen Prediger haben tatsächlich allen Glauben an eine solche Hölle, wie Jesus Christus und die Bibel sie lehren, aufgegeben. Selbst die Prediger, die noch theoretisch daran glauben, predigen selten, wenn überhaupt, darüber. Als die Frage erörtert wurde, ob man mich nach D. einladen sollte, sagte der CVJM-Sekretär dieser Stadt: „wir wünschen nicht, daß Dr. Torrey Evangelisationsversammlungen in D. hält, denn er wird über die Hölle predigen, und wir wünschen nicht, daß hier in D. über die Hölle gepredigt Wird.“ er hat es genau erfaßt. Ich würde gewiß über die Hölle predigen, denn Jesus Christus predigte darüber, und Gott segnet heute wie zu allen Zeiten das Predigen Seiner Wahrheit. Ich muß noch hinzufügen, daß dieser Sekretär mich, als ich dann doch in diese Stadt kam, mit am treuesten von allen unterstützte. Aber diese Bemerkung zeigt nur die Einstellung, die viele Menschen heute in Bezug auf dieses Thema haben. Viele denken, wenn auch die Lehre von der ewigen Strafe wahr sei, sollte sie doch nicht verkündigt werden, weil das die Menschen von heute nicht gerne hören, - als ob die Menschen nur hören sollten, was sie gern hören wollen! Vielfach brauchen die Menschen die Wahrheit am nötigsten, die sie am wenigsten hören wollen. Als ich in der Stadt Philadelphia Versammlungen hielt, predigte ich zweimal über die Hölle. Ein paar Abende später sah ich, als ich zum Wagen ging, um nach Hause zu fahren, einen reformierten Pfarrer, dessen Kirche in der Nähe meiner Wohnung lag, und ich lud ihn ein, mit meiner Tochter und mir im Wagen Platz zu nehmen. Nachdem wir eine Zeitlang gefahren waren, wandte sich dieser Pfarrer zu mir und Sagte: „Herr Dr. Torrey, einer meiner Kirchenältesten fragte mich kürzlich, ob ich an die Hölle glaube, so wie Sie es predigen. Haben Sie einen Grund, anzunehmen, daß ich es nicht tue? fragte ich ihn. Nein , antwortete er, ich habe keinen Grund dazu, aber glauben Sie so? Ja , erwiderte ich. Ich glaube jedes Wort, das Dr. Torrey über dieses Thema gepredigt hat. Daraufhin sagte er: Warum predigen Sie es dann nicht? „ - Ja, warum predigen wir es nicht? Wir müssen es jedenfalls predigen. Die Welt muß es hören, und Gott segnet uns, wenn wir es predigen. Wenn der Heilige Geist in den Menschen wirkt, glauben sie an ein Gericht. Ich bezweifle, ob je ein Prediger mehr als ich mit der Lehre der künftigen Strafe, wie die Bibel sie bringt, zu kämpfen hatte. Ich stieß immer wieder auf diese Lehre und scheute jedesmal wieder davor zurück. In meinen Anfangsjahren des Dienstes gelang es mir, mich selbst davon zu überzeugen, daß die Bibel keine ewige Verdammnis lehrte; daß sie wohl lehrte, daß es eine Hölle gäbe, eine furchtbare Hölle, eine Hölle, die Jahrhunderte- oder sogar jahrtausendelang währte, daß aber zuletzt, „irgendwie, irgendwo, irgendwann“ alle Menschen und sogar der Teufel zur Buße geführt würden und die Hölle aufhören würde zu bestehen. So glaubte ich, und so lehrte ich. Aber dann kam die Zeit, in der ich nicht länger die Lehren der Bibel mit dieser Haltung in Einklang bringen konnte. Darum gab ich es auf, und theoretisch glaubte ich nun an eine ewige Hölle. Doch selbst danach scheute ich jedesmal, wenn ich an diesen Punkt kam, davor zurück, es zu predigen. Aber eines Abends, nachdem ich nach Chicago gezogen war, harrte ich auf Gott, um den Heiligen Geist in vollerem Maße als bisher zu erfahren, um “mit dem Heiligen Geist getauft zu werden“, und zwar in einer gründlicheren Weise als bisher. Und in jener Nacht hörte Gott mein Gebet, und ich wurde in solchem Maße mit dem Heiligen Geist erfüllt und in Besitz genommen, wie ich es zuvor nie gekannt hatte. Und mit dieser neuen Erfüllung mit dem Heiligen Geist empfing ich eine solche Offenbarung von der unendlichen Majestät und Herrlichkeit Jesu Christi, dem wunderbaren Gottessohn, und solch eine Offenbarung von der Furchtbarkeit der Sünde, einen so herrlichen Heiland abzulehnen, daß ich mit einemmal erkannte: Die schrecklichsten Aussagen in Gottes Wort in Bezug auf die ewige Bestimmung derer, die Jesus Christus zurückwiesen, sind hier angebracht. Von diesem Tage an bis zum heutigen hatte ich nicht die geringste Anfechtung in Bezug auf die Lehre der künftigen Strafe, wie die Bibel sie uns verkündet. Der Heilige Geist selbst hatte mich vom Gericht überführt. Gebe Gott, daß Er auch dich überführen möchte. ====IV. Der Heilige Geist überführt die Welt nur durch Menschen, die an Jesus Christus==== glauben Zusammenfassend möchte ich sagen: Es ist das Werk des Heiligen Geistes, die Menschen von ihrer Sünde, von der Gerechtigkeit und vom Gericht zu überführen. Es ist nicht unser, sondern Sein Werk. Aber beachten wir bitte genau: Obwohl der Heilige Geist die Menschen von ihrer Sünde, von der Gerechtigkeit und vom Gericht überführt, tut Er es doch durch uns, d. h. durch diejenigen, die bereits an Jesus Christus glauben. Dieser Gedanke kommt im siebten und achten Vers unseres Abschnittes zum Ausdruck: „aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch (d. h., zu den Gläubigen) senden. Und wenn derselbe kommt (zu euch, zu den Gläubigen), wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht.“ damit wird ausgedrückt, daß der Heilige Geist zu dem Gläubigen kommt und durch den Gläubigen, zu dem er kommt, die Ungläubigen überführt. Soweit uns in der Bibel berichtet wird, hat der Heilige Geist keine andere Möglichkeit, zu den Ungeretteten zu gelangen als durch den Kanal derer, die bereits gerettet sind. Er kommt zu dem Gläubigen und überführt durch den Gläubigen die Ungeretteten von ihrer Sünde. Welch ein ernster Gedanke ist das. Wenn wir erkennen würden, daß der Heilige Geist die Ungläubigen nur durch uns erreichen kann, durch uns, die wir bereits gerettet sind, wären wir dann nicht mehr darauf bedacht, dem Heiligen Geist einen offenen Kanal bereitzuhalten, durch den Er wirken kann? Jede Bekehrung, von der uns in der Apostelgeschichte berichtet wird, geschah durch menschliche Mithilfe. Wir lesen von keiner einzigen Bekehrung, wobei nicht ein Mensch das Werkzeug gewesen wäre. Nehmen wir zum Beispiel die Bekehrung des Kornelius. Wenn es je eine mit Wundern verbundene Bekehrung gab, so war es diese. Im zehnten Kapitel der Apostelgeschichte wird uns berichtet, daß ein Engel dem Kornelius erschien und mit ihm sprach. Aber der Engel sagte Kornelius nicht, was er tun mußte, um gerettet zu werden. Im Gegenteil, der Engel sagte Ihm: „sende Männer gen Joppe und laß fordern den Simon, mit dem Zunamen Petrus; der wird dir Worte sagen, dadurch du selig werdest und dein ganzes Haus“ (Apg. 11, 13-14). In anderen Worten, nicht einmal ein Engel konnte ihm den Weg des Lebens zeigen; es mußte ein geretteter Mitmensch sein, und ein geisterfüllter Mitmensch. Oder nehmen wir die Bekehrung des Saulus von Tarsus. Wenn es je eine Wunderbekehrung gab, war es gewiß diese: Als der auferstandene und erhöhte Herr Jesus ihm persönlich erschien, sah er tatsächlich Jesus in der Herrlichkeit. Doch der Herr Jesus sagte ihm nicht, was er tun mußte, um gerettet zu werden. Paulus Rief: „Herr, was soll ich Tun?“(Apg. 22, 10). Und der Herr antwortete Ihm: „stehe auf und gehe gen Damaskus; da wird man dir sagen von allem, was dir zu tun verordnet ist.“ Ein gewisser Mann “mit Namen Ananias“ mußte zuerst in Erscheinung treten, und Ananias sagte ihm dann, was er tun Sollte: „stehe auf und laß dich taufen und abwaschen deine Sünden und rufe an den Namen des Herrn“ (Apg. 9, 10; 22, 16). Soweit Gott uns in Seinem Wort sagt, hat der Heilige Geist keine Möglichkeit, die ungläubige Welt zu erreichen, außer durch uns, die wir bereits gerettet sind. Das ist überaus ernst. Wenn wir das nur erkennen würden, wären wir dann nicht mehr darauf bedacht, dem Heiligen Geist einen offenen Kanal bereitzuhalten, durch den Er wirken kann?! Geht dir das ein? Bist auch du damit gemeint? Ihr Frauen, die ihr ungläubige Männer habt, ihr betet für ihre Bekehrung. Ihr betet, daß Gott Seinen Heiligen Geist sendet, um sie von ihrer Sünde zu überführen und ihnen zu zeigen, daß sie Christus brauchen. Aber der Heilige Geist kann sie nur durch einen gläubigen Menschen erreichen, und sehr wahrscheinlich nur durch euch, denn ihr seid ihnen die Nächsten. Und viele, viele Männer sind verloren, weil ihre Frauen solch verstopfte Kanäle sind, daß der Heilige Geist nicht durch sie wirken kann, und auf diese Weise sind die Männer für immer verloren. Als Moody in Philadelphia predigte, kam einmal eine Dame zu ihm und bat ihn, für ihren Mann zu beten. Er erwiderte: „Nein, ich werde nicht für Ihren Mann Beten.“ „was!“ sagte sie, „Sie wollen nicht für meinen Mann beten? Beten Sie nicht für die Ungläubigen?“ „Doch, aber ich werde nicht für Ihren Mann Beten.“ „warum nicht?“ wollte sie wissen. Moody antwortete: „Weil ich glaube, daß Sie selbst das größte Hindernis sind zur Bekehrung Ihres Mannes.“ die Frau war eingeschnappt, ging nach Hause zu ihrem Mann und Sagte: „Herr Moody hat mich heute Nachmittag Beleidigt.“ „wie bitte?“ fragte der Mann, „Moody hat dich beleidigt? Ich dachte, Moody sei ein Gentleman. Ich hätte nicht gedacht, daß er eine Dame beleidigen Würde.“ „doch“, erwiderte sie, „Herr Moody hat mich heute Beleidigt.“ „was sagte er denn zu dir?“ fragte der Mann.“ er sagte, ich sei das größte Hindernis zu deiner Bekehrung.“ „nun, stimmt das nicht?“ fragte der Mann. Auch heute sind Frauen hier, die versuchen, Leute zu gewinnen, die für die Bekehrung ihres Mannes beten. Ihr, die ihr so besorgt seid um die Bekehrung eures Mannes, seid ihr nicht selbst das größte Hindernis? Der Heilige Geist hat keine andere Möglichkeit, euren Mann zu erreichen, außer durch euch, und wenn ihr nicht gründlich mit Gott ins reine kommt und ein unblockierter Kanal werdet, durch den der Heilige Geist wirken kann, wird euer Mann wahrscheinlich für immer verloren sein. Als ich im Staate Nebraska predigte, wurde der Pastor der führenden Methodistengemeinde einer Stadt sehr besorgt um die Errettung eines einflußreichen Mannes in seinem Bezirk. Er besuchte diesen Geschäftsmann in seinem Laden. Der Mann lud Dr. S. in sein Privatbüro ein, und Dr. S. begann, mit ihm über seine Seele zu sprechen. Der Mann hörte zu und sagte Dann: „Herr Dr. S., wie wollen Sie, daß ich werden soll? Soll ich wie meine Frau werden? Sie ist ja ein Glied Ihrer Gemeinde. Soll ich wie sie werden? Ich habe erlebt, wie begeistert sie beim Kartenspiel war. Ich habe sie nie auch nur annähernd so begeistert über eine Gebetsstunde erlebt wie über das Kartenspielen. Möchten Sie, daß ich so werde wie sie?“ Aber es gibt viele unter uns, die sich nicht dem Heiligen Geist als Werkzeug hingeben wollen, damit Er durch sie wirken kann. Ach, wie viele Christen gibt es heute, die dem Heiligen Geist ihre Lippen vorenthalten, daß Er nicht von ihnen Gebrauch machen kann. Er versucht, jemand durch dich zu erreichen, aber du läßt Ihn nicht gewähren. Du läßt Ihn nicht gewähren, durch dich zu reden. Ich las einmal von einem jungen Mädchen, das in New York starb. Ein reformierter Pastor wurde gebeten, die Beerdigungsfeier zu halten. Er war nicht ihr eigener Pfarrer. Ich weiß nicht, warum man diesen nicht einlud. Der Pastor, der die Feier hielt, ging zuerst zu ihrem eigenen Pastor und Fragte: „war Mary eine Christin?“ ihr Pastor erwiderte: „ich weiß nicht. Vor drei Wochen hatte ich sehr stark den Eindruck, daß ich mit Mary über ihre Seele sprechen sollte, aber ich schob es auf. Ich sagte mir, Mary ist jeden Sonntag in meiner Gemeinde, und ich kann immer noch mit ihr reden, wann ich will. So schob ich es auf. Nun ist Mary tot, und ich weiß nicht, ob Sie gläubig war oder nicht.“ als nächstes suchte er ihren Sonntagsschullehrer auf und fragte Ihn: „war Mary gläubig?“ Der Sonntagsschullehrer Erwiderte: „ich weiß nicht. Vor zwei Wochen hatte ich den bestimmten Eindruck, daß ich mit Mary über ihre Seele sprechen sollte, aber ich schob es auf. Ich sagte mir: Mary ist jeden Sonntag in meiner Gruppe, und ich kann immer noch mit ihr sprechen, wann ich will. So schob ich es auf. Jetzt ist Mary tot, und ich weiß nicht, ob sie gläubig war oder Nicht.“ dann ging der Pastor zu Marys Mutter und fragte Sie: „war Mary gläubig?“ „Ich weiß nicht. Vor einer Woche hatte ich den bestimmten Eindruck, daß ich mit Mary über ihre Seele sprechen sollte, aber ich schob es auf. Ich sagte: Mary ist immer bei mir im Haus. Ich sehe sie dreimal am Tag bei Tisch. Ich kann immer noch mit ihr sprechen, wann ich will. So schob ich es auf. Nun ist Mary tot, und ich weiß nicht, ob sie gläubig war oder nicht.“ Der Heilige Geist hatte versucht, drei Lippenpaare zu gebrauchen, Lippen von Menschen, von denen man denken würde, daß sie Ihm zur Verfügung stünden: die Lippen von Marys Pastor, von ihrem Sonntagsschullehrer und von ihrer Mutter. Doch keiner von den dreien war bereit, seine Lippen vom Heiligen Geist gebrauchen zu lassen, und Mary starb ungerettet. Als ich von einer Weltreise zurückkehrte und einen Monat bei meiner Gemeinde in Chicago verbrachte, erzählte ich eines Sonntagmorgens diesen Vorfall. Unter meinen Zuhörern befand sich eine junge Frau, die eine Mädchengruppe leitete. Ihre Mädchen waren 14 Jahre und darüber. Was ich sagte, beeindruckte sie tief, und als sie am Nachmittag vor ihrer Gruppe stand, sprach sie mit jedem Mädchen darüber, daß sie Christus annehmen sollten. Unter denen, die Christus aufnahmen, war ein vierzehnjähriges Mädchen, welches, soweit ich mich erinnern kann, völlig gesund und kräftig war. Noch ehe der nächste Sonntag herankam, lag der Körper dieses Mädchens auf dem Friedhof. Welch ein Segen, daß jene junge Frau an dem Morgen ihre Lippen dem Herrn Jesus Christus übergab. Hast du Ihm deine Lippen schon übergeben? Achtest du auf den Wink des Heiligen Geistes, der dir zeigt, zu wem du gehen sollst? Verläßt du dich auf den Heiligen Geist, daß Er durch dich wirkt? Bist du ein offener Kanal? Ich möchte jeden einzelnen von euch ermahnen, der bekennt, ein Christ zu sein: Stelle heute deine Lippen dem Heiligen Geist zur Verfügung, damit Er durch dich von Sünde, von Gerechtigkeit und Gericht überführen kann, wen Er will. Vergewissere dich, ob du Gott völlig ausgeliefert bist und alles aus deinem Leben hinweggeräumt hast, was den Heiligen Geist daran hindert, durch dich zu wirken, ob du ein offener Kanal bist, durch den Er wirken kann, und lausche aufmerksam und genau auf die Anweisungen des Heiligen Geistes, zu wem du sprechen sollst. Als Bruder Alexander und ich in der großen Kathedrale zu Brighton (England) predigten, geschah folgendes: Einer unserer Mitarbeiter ging nach der Nachmittagsversammlung in ein Restaurant zum Tee. Zur Abendversammlung wollte er wieder zurück sein. Als er dort in diesem Restaurant saß, hatte er den starken Eindruck, er solle mit dem Kellner, der ihn bediente, über seine Seele sprechen. Er schob den Gedanken jedoch beiseite, da es ihm zu merkwürdig war, mit einem Kellner über seine Entscheidung für Christus zu sprechen. Doch der Gedanke, daß er mit ihm sprechen sollte, ließ ihn nicht los. Nach Beendigung seiner Mahlzeit hielt er sich noch einige Zeit vor dem Restaurant auf und wartete auf den Kellner in der Absicht, dann mit ihm zu sprechen. Schließlich kam der Besitzer des Restaurants heraus und begann die Läden zu schließen. Er fragte den Mann, worauf er Warte.“ ich warte auf den Kellner, der mich am Tisch bediente“, erwiderte dieser. Der Besitzer Sagte: „mit diesem Mann werden Sie nie mehr sprechen. Gleich nachdem er Sie bedient hatte, ging er auf sein Zimmer und hauchte seinen Geist aus.“ - Wir leben in einer tragischen Welt, und wir müssen aufpassen, wie wir wandeln. Wir müssen bereit sein, uns jeden Augenblick von Gott gebrauchen zu lassen und Seinem Ruf zu folgen. Nur der Heilige Geist kann Menschen von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht überführen, aber er tut es durch uns - möchten wir das nie vergessen.

III Das Werk des Heiligen Geistes bei der Wiedergeburt

Gestern betrachteten wir das Werk des Heiligen Geistes in der Überführung von Sünde. Wir sahen, daß es das Werk des Heiligen Geistes ist, Menschen von ihrer Sünde, von Gerechtigkeit und vom Gericht zu überführen. Heute werden wir das Wirken des Heiligen Geistes weiter betrachten.

I. Der Heilige Geist zeugt von der Wahrheit im Blick auf Jesus Christus

Schlagen wir zuerst Joh. 15, 26 und 27 Auf: „wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir. Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang bei mir Gewesen.“ hier sehen wir, daß es das Werk des Heiligen Geistes ist, von Jesus Christus zu zeugen. Das ganze Werk des Heiligen Geistes konzentriert sich auf Jesus Christus. Es ist das Werk des Geistes, uns Christus zu verklären, Christus zu verherrlichen, indem Er etwas von Christus nimmt und es uns verkündigt (Kap. 16, 14). Nur durch das direkte Zeugnis des Heiligen Geistes im Herzen des einzelnen kann ein Mensch zu einer wahren, lebendigen und rettenden Erkenntnis Jesu Christi kommen (1. Kor. 12, 3). Wie viele Zeugnisse von Menschen über Jesus Christus jemand auch hören mag, wie lange er auch studieren mag, was die Heilige Schrift über Christus sagt, - das wird ihn doch nicht zu einer wahren, lebendigen und rettenden Erkenntnis Jesu Christi bringen, wenn der Heilige Geist, der lebendige Geist Gottes, nicht das Zeugnis der Menschen oder das Zeugnis des geschriebenen Wortes nimmt und direkt in unsere Herzen überträgt. Wir finden das Zeugnis des Heiligen Geistes über Jesus Christus zwar in der Bibel. In der Tat, die ganze Bibel ist das Zeugnis des Heiligen Geistes über Jesus Christus. Das ganze Zeugnis des Buches dreht sich um Jesus Christus. In Off. 19, 10 lesen Wir: „das Zeugnis Jesu aber ist der Geist der Weissagung.“ Aber wenn dies auch so ist, so wird der Mensch doch nicht eher zur wahren, lebendigen und rettenden Erkenntnis Jesu Christi kommen, als bis der Heilige Geist, der heute lebt und wirkt, Sein eigenes Zeugnis, wie es in der Bibel, dem geschriebenen Wort, steht, gebraucht und es direkt in das Herz des einzelnen überträgt und dort lebendig macht. Wenn du also den Wunsch hast, daß die Menschen einen richtigen Blick von Jesus Christus bekommen, solch einen Blick, daß sie an Ihn glauben und gerettet werden, mußt du für sie das Zeugnis des Heiligen Geistes suchen und mußt so vor Gott stehen, daß der Heilige Geist Sein Zeugnis durch dich weitergeben kann. Keine Beweisführung und Überredungskunst deinerseits wird jemals einen Menschen zur lebendigen Erkenntnis Jesu Christi bringen. Und wenn du selbst zu einer wahren Erkenntnis Jesu Christi kommen möchtest, genügt es nicht, daß du das Wort studierst und das, was der Geist Gottes über Jesus Christus darin gesagt hat; du mußt selbst nach dem Zeugnis des Geistes Gottes trachten: Er muß durch Sein Wort direkt zu deinem Herzen sprechen, und du mußt so vor Gott stehen, daß der Heilige Geist Sein Zeugnis direkt in dein Herz senken kann. Dies erfordert, daß du dich völlig dem Willen Gottes hingibst. Petrus sagt in Apg. 5, 32: „wir sind Zeugen dieser Geschichten und der Heilige Geist, welchen Gott gegeben hat denen, die ihm Gehorchen.“ und in Joh. 7, 17 lesen wir die Worte unseres Herrn Jesus: „wenn jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede.“ Hier haben wir die Erklärung dafür, wie es möglich ist, daß jemand immer wieder das Johannesevangelium liest, ohne zur rettenden Erkenntnis Jesu Christi zu kommen, obgleich dieses Evangelium zu dem besonderen Zweck geschrieben wurde, daß Menschen dadurch Jesus Christus als ihren Erretter kennenlernen. Der Schreiber selbst sagt uns in Kapitel 20, Vers 31: „diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.“ aber wenn derselbe Mensch seinen Willen Gott ausliefert, ehe er anfängt, das Evangelium zu lesen, und wenn er Gott jedesmal beim Lesen bittet, Seinen Heiligen Geist zu senden, damit Er das Gelesene auslegt, kann er das Evangelium auch nicht ein einziges Mal durchlesen, ohne zu der Überzeugung zu kommen, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und daß er durch den Glauben das Leben hat in Seinem Namen. Ich habe viele Beispiele dazu erlebt. An einem Sonntagabend, als ich aus der Nachversammlung in der Moody-Kirche kam, wartete im Vorraum ein junger Mann auf mich. Ich denke, er war bereits ein Mitglied der Gemeinde. Er Sagte: „Herr Torrey, ich glaube überhaupt nichts. Können Sie mir sagen, wie man glauben kann?“ „Sie glauben überhaupt nichts? Glauben Sie nicht, daß es einen Gott gibt?“ „Doch“, antwortete er, „ich glaube, daß es einen Gott gibt, aber ich zweifle an allem anderen.“ „Nun gut“, sagte ich, „wenn Sie glauben, daß es einen Gott gibt, sollten Sie Ihren Willen Gott ausliefern und anfangen, im ersten Kapitel des Johannesevangeliums zu lesen, zuerst nur ein paar Verse, nicht zu viele. Achten Sie genau auf das, was Sie lesen, und beten Sie jedesmal vor dem Lesen: 0 Gott, zeige mir, was für eine Wahrheit in diesen Versen liegt, die ich hier lese. Ich verspreche, zu dem zu stehen, was Du mir als wahr zeigst. Lesen Sie dann weiter, jeden Tag etwas, bis Sie zu Ende damit sind. Wollen Sie das tun?“ „Ja, das will ich“, antwortete Er.“ und noch etwas, wenn Sie fertig sind, kommen Sie und berichten Mir.“ nach etwa zwei Wochen traf ich ihn eines Abends nach der Gebetsstunde wieder in der Vorhalle.“ ich komme, um zu berichten“, sagte Er.“ und was haben Sie zu berichten?“ fragte Ich.“ wissen Sie es nicht?“ „Doch“, erwiderte ich, „ich denke Schon.“ „nun, meine Zweifel sind alle weg. Ich glaube, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist, und ich glaube, daß die Bibel Gottes Wort ist.“ Warum glaubte er jetzt, da er doch zuvor nicht glaubte, obgleich er dasselbe Buch wiederholt gelesen hatte? Er glaubte jetzt, weil er in solch ein Verhältnis zu Gott gekommen war, daß der Heilige Geist durch Sein Wort Zeugnis ablegen konnte. Damit wird auch erklärt, wie es kommt, daß ein Mensch, der lange über Jesus Christus im unklaren war, so schnell die Wahrheit erkennt, wenn er seinen Willen Gott ausliefert. Es erklärt auch eine Erfahrung, die beinahe jeder Seelsorger machte, wenn er es ernst nahm: Man sitzt neben einem Suchenden, der wirklich die Wahrheit wissen und gerettet werden will, nimmt seine Bibel zur 1-land und zeigt ihm anhand einiger klarer Bibelstellen, was er tun muß, um gerettet zu werden, nämlich, an Jesus Christus glauben. Man zeigt ihm mit Hilfe der klarsten Bibelstellen die Wahrheit über den Sühnetod Jesu Christi, über Seine Auferstehung und Seine Befreiung von der Macht der Sünde. Man macht ihm den Weg des Lebens so klar wie möglich und wiederholt ihn mehrmals, aber der Suchende sieht die Tatsachen nicht, sondern sitzt stumm und verwirrt dabei und sagt vielleicht Noch: „ich verstehe das Nicht.“ doch hat man es ihm so klargemacht wie nur möglich. Das heißt, einem selbst ist es klar, aber ihm noch nicht, und man ist versucht zu denken, daß er dumm ist. Aber in anderen Dingen sieht er völlig klar. Dann versucht man es wieder und wieder, bis ihm plötzlich ein Licht aufgeht und er Sagt: „jetzt verstehe ich es!“ Und er glaubt an Jesus Christus und ist gerettet. Was ist geschehen? Einfach dies: der Heilige Geist hat Sein Zeugnis direkt in das Herz des Suchenden gesenkt. Darum müssen wir in unseren Gesprächen mit den Suchenden nicht nur darauf achten, daß wir ihnen die richtigen Bibelstellen zeigen, damit sie sehen, daß sie einen Erlöser brauchen und daß Jesus Christus dieser Erlöser ist, sondern wir müssen auch darauf achten, daß wir von Gottes Geist erwarten, daß Er durch uns Sein Zeugnis von Jesus Christus weitergibt und daß wir so vor Gott stehen, daß der Heilige Geist durch uns von Jesus Christus zeugen kann. Betrachten wir, was zu Pfingsten geschah. Der Apostel Petrus zeugte von Jesus Christus und zitierte das Zeugnis des Alten Testamentes, und der Heilige Geist zeugte durch das Zeugnis von Petrus und das Zeugnis des Alten Testamentes von Jesus Christus. Die Menschen sahen und glaubten “und wurden hinzugetan an dem Tage bei dreitausend Seelen“. Wenn der Apostel Petrus dasselbe Zeugnis am Tage vorher gegeben und dabei die gleichen Bibelstellen zitiert hätte (d. h. am Tag vor Pfingsten, ehe der Heilige Geist gegeben worden war), hätte es nicht solche Folgen gehabt. Aber die Zeit war gekommen, in der der Heilige Geist wirkte, und Petrus war “erfüllt mit dem Heiligen Geist“, „als der Tag der Pfingsten erfüllt war“. Jetzt gab nicht nur Petrus sein Zeugnis, sondern der lebendige Geist Gottes, der von Petrus Besitz ergriffen hatte, gab Sein Zeugnis, und die Menschen sahen und glaubten. Moody machte das gewöhnlich folgendermaßen deutlich: „Petrus sagte: So wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat (Apg. 2, 36). Der Heilige Geist sagte: Amen , und die Menschen erkannten es und glaubten.“ Zu der Zeit, als ich die Aufsicht über das Bibelinstitut in Chicago hatte, wohnte ich auch im Bibelinstitut, und ich versuchte, jeden Abend von meinen eigenen Versammlungen nach Hause zu kommen, ehe die Schüler von den verschiedenen Orten, wo sie mithelfen, heimkamen. Ich traf sie dann auf der Treppe, und wir sprachen zusammen über die Erlebnisse des Abends. Eines Abends kam eine große Gruppe voller Begeisterung und Freude von der Pacific-Garden-Mission Zurück.“ Herr Torrey“, sagten sie, „wir erlebten heute Abend in „der Pacific-Garden-Mission Wunderbares. Scharen von Menschen kamen nach vorn, Trinker und Ausgestoßene aller Art, und wurden Gerettet.“ am nächsten Tag traf ich Harry Monroe, der zu jener Zeit die Verantwortung für die Pacific-Garden-Mission trug. Ich Sagte: „Harry, die Jungen sagten mir, ihr hättet gestern Abend Wunderbares Erlebt.“ „Herr Torrey“, antwortete er, „möchten Sie das Geheimnis wissen? Ich hielt einfach Jesus Christus hoch, und es gefiel dem Heiligen Geist, das Gesicht Jesu zu erleuchten, und die Menschen sahen und glaubten. Ich fand das sehr fein gesagt. Wenn wir predigen, Seelsorge üben oder lehren, sollten wir in gleicher Weise Jesus Christus hochhalten, wie Er uns in der Bibel gezeigt wird. Dann sollten wir zum Heiligen Geist aufschauen und erwarten, daß Er das Gesicht Jesu erleuchtet. Wir sollten so vor Gott stehen, so abhängig vom Heiligen Geist sein und so mit Seinem Wirken rechnen, daß Er wirken kann und daß Menschen sehen und glauben. Ich wiederhole, damit wir es auch wirklich verstehen: Wenn du willst, daß Menschen die Wahrheit über Jesus Christus sehen, dann verlaß dich nicht auf deine Ausdrucks- oder Überredungskunst, auf deine Bibelkenntnis und -Anwendung, sondern wirf dich auf den Heiligen Geist in dem Bewußtsein deiner völligen Hilflosigkeit. Schau zu Ihm auf und erwarte von Ihm, daß Er von Jesus Christus zeugt, und achte darauf, daß auch die, mit denen du sprichst, so vor Gott stehen, daß der Heilige Geist sich ihnen bezeugen kann. Achte auch darauf, daß du so vor Gott stehst, Ihm so völlig hingegeben bist, von aller Sünde getrennt, die Sein Wirken daran hindert, Sein Zeugnis durch dich weiterzugeben. Im Zeugnis des Heiligen Geistes von Jesus Christus liegt das Heilmittel für alle Unwissenheit über Christus und für allen Zweifel.

II. Der Heilige Geist bewirkt die Wiedergeburt im Menschen

Nun möchte ich eure Aufmerksamkeit auf ein weiteres wunderbares Werk des Heiligen Geistes lenken. In Joh. 3, 3-5 lesen Wir: „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem (oder: von oben) geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Hier wird uns gesagt, daß die Menschen aus dem Geist geboren oder durch die Kraft des Heiligen Geistes von neuem geboren werden. Die gleiche Wahrheit, vielleicht für manche etwas verständlicher ausgedrückt, finden wir in Titus 3, 5: „nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.“ hier werden wir gelehrt, daß es das Werk des Heiligen Geistes ist, die Menschen zu erneuern oder (um den geläufigen Ausdruck zu gebrauchen) die Wiedergeburt im Menschen zu wirken. Was bedeutet Wiedergeburt? In der Bibel gibt es zwei Definitionen für den Begriff “Wiedergeburt“ oder “neue Geburt“. Die erste Bezeichnung finden wir in Eph. 2, 1: „und euch, die ihr tot wart durch eure Übertretungen und eure Sünden, hat Gott mit Christus lebendig Gemacht.“ die Wiedergeburt ist also Lebensvermittlung an Menschen, die moralisch und geistlich tot sind um ihrer Übertretungen und Sünden willen. Jeder Mensch, ganz gleich, wie ausgezeichnet sein Charakter ist oder wie religiös seine Eltern sein mochten, wurde geistlich tot in diese Welt hineingeboren. Wir sind von Natur aus geistliche Leichen. Durch die Wiedergeburt werden wir lebendig. Gott läßt uns an Seinem eigenen Leben teilhaben. Durch den Heiligen Geist teilt Er uns dieses Leben mit. Die Wiedergeburt ist Sein Werk. Natürlich ist Gottes Wort das Werkzeug, dessen sich der Heilige Geist bedient, um uns das Leben zu vermitteln. Das lesen wir in 1. Petr. 1‚23: „als die da wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich. aus dem lebendigen Wort Gottes, das da Bleibt.“ das gleiche wird uns in Jak. 1, 18 Gesagt: „nach seinem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gleichsam Erstlinge seiner Geschöpfe Wären.“ in beiden Versen „sehen wir klar, daß das Wort der Wahrheit, das Wort Gottes, das Wort der Bibel, das Werkzeug ist, dessen sich der Heilige Geist in der Wiedergeburt bedient. Aber nur, wenn der Heilige Geist sich des Wortes bedient, folgt die Wiedergeburt. Das geschriebene Wort allein bewirkt noch nicht die neue Geburt - wird es auch noch so treu gepredigt oder in der persönlichen Seelsorge weitergegeben - wenn der lebendige Geist Gottes es nicht in den Herzen derer lebendig macht, zu denen wir sprechen. Das geht sehr klar aus einer anderen Aussage des Apostels Paulus in 2. Kor. 3, 6 Hervor: „denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht Lebendig.“ was bedeutet das? In unsrer Zeit oberflächlichen Denkens und Bibelstudiums wird es oft auf die buchstäbliche Interpretation der Schrift (was diese Menschen mit “Buchstaben“ bezeichnen) angewandt, d. h. man meint, die Schrift so zu nehmen, wie es dasteht, töte. Darum müsse man einen geistlichen Sinn herauslesen, etwas, wodurch das Wort eine andere Bedeutung erhält als die ursprüngliche, damit es lebe. Das ist einer der beliebten Tricks, die die Menschen anwenden, die die Schrift verfälschen. Sie nennen alle, die die Bibel wörtlich nehmen, „„tote Buchstabenprediger“. Doch das ist eine grobe Mißdeutung der Worte des Apostels Paulus. Er dachte nicht im entferntesten daran, so etwas zu lehren. Wenn es je einen “toten Buchstabenprediger“ gab (wenn die Buchstabenpredigt wirklich tot ist), war es der Mann, der diese Worte schrieb. Paulus beharrte immer genau auf der Kraft eines jeden angewandten Wortes. Paulus würde eine ganze Diskussion um eines Wortes oder eines Wortteiles oder der Zeitform eines Verbs willen anfangen. Was meinte er also dann? Nun, wenn man erfahren will, was ein Mensch wirklich meint mit dem, was er sagt oder schreibt, dann liest man das, was er sagt oder schreibt, in seinem Zusammenhang. In diesem Fall läßt der Zusammenhang keinen Zweifel darüber, was Paulus meinte. Im dritten Vers desselben Kapitels stellt Paulus das auf Pergament oder Papier mit Feder und Tinte geschriebene oder wie im Fall der Zehn Gebote in Stein gemeißelte Wort Gottes dem Wort Gottes gegenüber, „geschrieben nickt mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht in steinerne Tafeln, sondern in fleischerne Tafeln des Herzens“. Paulus meint darum, daß der bloße „Buchstabe“ des Wortes, in ein Buch gedruckt oder geschrieben, tötet, d. h. Verdammnis und Tod bringt, aber daß das Wort Gottes, vom Geist des lebendigen Gottes in unsere Herzen geschrieben, Leben bringt. In anderen Worten, wie wir bereits sagten: Nur wenn der lebendige Heilige Geist das Wort Gottes heute auf das Herz des einzelnen Menschen schreibt, werden Menschen lebendig oder wiedergeboren. Wie oft wir auch das geschriebene Wort in der Predigt oder Seelsorge oder im Unterricht weitergeben, wird es doch keinen Menschen zur Wiedergeburt fuhren. Wenn wir erleben möchten, daß Menschen durch unser Predigen oder unser persönliches Gespräch wiedergeboren werden, müssen wir unsere Abhängigkeit vom Heiligen Geist erkennen und zu Ihm aufschauen und mit Ihm rechnen, daß Er das, was wir predigen, lehren oder in persönlichem Gespräch weitergeben, in das Herz des Menschen schreibt. Dann müssen wir auch darauf achten, daß wir so vor Gott stehen, daß der Heilige Geist dieses Werk der Wiedergeburt durch uns schenken kann. In 2. Petr. 1, 3-4 haben wir eine zweite von Gott gegebene Definition der Wiedergeburt: „alles, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, auf daß ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Lust in der Welt.“ Gottes Definition der Wiedergeburt ist das Verleihen einer neuen Natur, der “göttlichen Natur“. Wir sind alle mit einer verdorbenen Natur geboren, verdorben in Gedanken, Neigungen und Willen. 1. Zunächst ist jeder von uns, wie angesehen unsere Vorfahren und wie fromm unsere Eltern auch sein mögen, mit einem „Sinn geboren, der für die Wahrheit Gottes blind ist. Paulus drückt es in 1. Kor. 2, 14 wie folgt Aus: „der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich verstanden sein.“ 2. Wir sind alle mit verderblichen Neigungen in diese Welt hineingeboren, d. h. wir hängen an Dingen, die Gott mißfallen. Wir lieben, was wir hassen sollten, und wir hassen, was wir lieben sollten. 3. Wir sind alle mit einem falsch ausgerichteten Willen geboren. Paulus schreibt in Röm. 8, 7: „denn fleischlich gesinnt sein (d. h. die Gesinnung des natürlichen und unwiedergeborenen Menschen) ist Feindschaft wider Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch Nicht.“ wir sind alle mit einem falsch ausgerichteten Willen geboren, einem Willen, der sich selbst gefallen will und nicht Gott. Was uns selbst gefällt, braucht nicht unbedingt etwas Schlechtes, Verbrecherisches oder Unmoralisches zu sein. Was uns gefällt, kann etwas Verfeinertes, etwas Wertvolles sein. Es braucht nicht Trinken, Stehlen, Lügen, Ehebruch oder sonst etwas Schlechtes zu sein; es kann Bildung, Musik, Kunst oder sonst etwas Hochstehendes sein; aber sich selbst zu gefallen ist das Wesentliche an der Sünde, ob nun das, was uns gefällt, etwas Hohes oder Niedriges ist. Und der Wille des Menschen, der darauf aus ist, sich selbst zu gefallen, befindet sich in „Auflehnung gegen Gott, in „Feindschaft gegen Gott“. Es gibt nur eine richtige Haltung für den Willen des Menschen, und das ist eine Haltung absoluter Auslieferung an Gott. Das Ziel des Lebens sollte nicht darin bestehen, dem Ich zu gefallen, sondern Gott in allen Dingen zu gefallen. So sind wir alle in die Welt hineingeboren mit dieser Natur, die in jeder Hinsicht verdorben ist. Was geschieht nun in der neuen Geburt? Wir erhalten eine neue Natur. 1. Wir erhalten einen neuen Sinn, einen Sinn, der nicht mehr blind für die göttliche Wahrheit ist, sondern der offene Augen dafür bat. Wie oft habe ich das erlebt. Ich habe gesehen, wie ein völlig ungläubiger Mensch in eine Versammlung kam. Ich denke da an einen Mann, der die Kirche 14 Jahre lang nicht von innen gesehen hatte und sehr hartnäckig in seinem Unglauben verharrte. Aber dieser Mann wurde überredet zu kommen und mich predigen zu hören. Der Geist Gottes wirkte an jenem Abend durch mich und durch einen Seelsorgehelfer, der in der Nachversammlung mit ihm sprach, und der Mann wurde an Ort und Stelle wiedergeboren. Sein verfinsterter Sinn wurde augenblicklich erleuchtet, und die geistlichen Dinge waren ihm nun nicht mehr “Torheit“, sondern wurden ihm ganz klar. Innerhalb einer Woche brachte er schon andere zur Erkenntnis der Wahrheit. Am folgenden Sonntagabend brachte er seine Frau mit in die Versammlung und führte sie zum Licht; und nach einem Jahr predigte er das Evangelium. 2. Wir erhalten nicht nur einen neuen Geist oder Sinn, sondern wir erhalten auch eine neue Natur im Blick auf unsere Neigungen. Wir bekommen einen neuen Geschmack und eine neue Liebe. Wir lieben nun nicht mehr, was Gott mißfällt, sondern woran Er Wohlgefallen hat. Was wir einst haßten, lieben wir jetzt, und was wir einst liebten, hassen wir. Das habe ich selbst so klar erlebt. Wenn ich auf mein Leben vor meiner Wiedergeburt zurückschaue, kann ich kaum glauben, was mir damals lieb und wert war und was mir andererseits verhaßt war. Damals haßte ich die Bibel. Ich las sie jeden Tag, aber sie war für mich beinahe das dümmste Buch, das ich las. Ich hätte lieber täglich in einem Jahrbuch gelesen als in der Bibel. Aber als ich wiedergeboren war, bekam ich eine solche Liebe zur Bibel, und heute würde ich lieber die Bibel lesen als irgendein anderes Buch oder alle Bücher zusammengenommen. Ich liebe sie so sehr, daß ich manchmal kein anderes Buch außer der Bibel lesen möchte. Ehe ich wiedergeboren war, liebte ich das Kartenspiel, das Theater, das Tanzen, Pferderennen, Festgelage, und ich haßte die Gebetsstunden und Gottesdienste. Heute hasse ich das Tanzen, Kartenspielen, Theater und Pferderennen, und ich liebe die Versammlungen der Kinder Gottes und die Gottesdienste am Sonntag. Es ist genauso, wie Paulus es in 2. Kor. 5, 17 Ausdrückt: „ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“ 3. Aber in der neuen Geburt erhalten wir nicht nur einen neuen Sinn und neue Neigungen, sondern auch einen neuen „Willen. Wenn ein Mensch wiedergeboren ist, so ist sein Wille nicht mehr darauf gerichtet, sich selbst zu gefallen, sondern darauf, Gott zu gefallen. An nichts anderem hat er eine solche Freude wie an dem Willen Gottes. Was er selbst wünscht, ist „ihm nicht wichtig; was Gott gefällt, bedeutet ihm alles. Wir sehen daraus, daß die neue Geburt die Mitteilung einer neuen Natur - Gottes eigener Natur - an den Menschen ist, der tot ist in Sünden und Übertretungen. Der Heilige Geist vermittelt diese neue Natur. Wie wir bereits sagten, ist das Wort Gottes das Werkzeug des Heiligen Geistes zur Mitteilung dieser neuen Natur. Das geht aus dem Vers hervor, den wir bereits als Gottes Definition der neuen Geburt zitierten, 2. Petr. 1, 4: „durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, auf daß ihr dadurch (d. h. durch Seine teuren und allergrößten Verheißungen, d. h. durch das geschriebene Wort) teilhaftig werdet der göttlichen Natur.“ Ja, das geschriebene Wort ist immer das Werkzeug, durch das die neue Natur in den Menschen hineingepflanzt wird. Aber nur wenn der Heilige Geist sich dieses Werkzeugs, des geschriebenen Wortes, bedient, folgt die Vermittlung der neuen Natur. Es genügt also nicht, die Bibel zu lesen, um wiedergeboren zu werden, obgleich sie das Werkzeug ist, welches der Heilige Geist in der Wiedergeburt benutzt. Wir müssen selbst so vor Gott stehen durch Auslieferung unseres Willens an Ihn, daß der Heilige Geist das geschriebene Wort gebrauchen und in unseren Herzen lebendig machen und damit Gottes Natur in uns einpflanzen kann. Auf diese Weise können wir dann wiedergeboren werden. Wenn wir andere durch unser Predigen oder durch persönliches Gespräch zur Wiedergeburt führen wollen, müssen wir darauf achten, daß wir ihnen nicht nur die richtigen Stellen aus dem geschriebenen Wort zeigen, sondern daß wir so vor Gott stehen und so vom Heiligen Geist abhängig sind, daß Er das Werk der Wiedergeburt durch uns tun kann. Der bloße Buchstabe des Evangeliums bringt nur Verdammnis und Tod, wenn er nicht von der Kraft des Heiligen Geistes begleitet ist. Der Dienst manch eines rechtgläubigen Predigers oder Lehrers wirkt nur Tod, weil er das Wort “mit überredenden Worten menschlicher Weisheit“ und nicht “in Erweisung des Geistes und der Kraft“(1. Kor. 2, 4) weitergibt. Kein Predigen, wie genau und richtig es auch sein mag, kein bloßes Studieren des Wortes kann eine Wiedergeburt bewirken, wenn der Heilige Geist nicht wirkt. Er allein schafft eine neue Kreatur. Aber Gott sei Dank, Er ist immer bereit, es zu tun, wenn wir den Bedingungen nachkommen, die erfüllt werden müssen, wenn Er wirken soll. Wir sind alle von Ihm abhängig, wenn wirklich Frucht entstehen, wenn echte Wiedergeburt gewirkt werden soll. Genauso, wie wir völlig abhängig sind von dem Werk Christi für uns in der Rechtfertigung, so sind wir völlig abhängig vom Werk des Heiligen Geistes in uns in der Wiedergeburt. Das ganze Werk der Wiedergeburt kann man wie folgt beschreiben: Das Herz des Menschen ist der Boden, das Wort Gottes der Same, und wir Prediger, Lehrer und Seelsorger sind die Säeleute. Wir gehen zum Kornspeicher der Bibel und nehmen so viel Saat, wie wir säen wollen. Wir predigen sie, lehren sie oder gebrauchen sie in der Einzelseelsorge. Aber wenn die Arbeit damit aufhören würde, brächte sie keine wahre Frucht, gäbe es keine neue Geburt. Schauen wir jedoch beim Predigen, Lehren oder in der Seelsorge zum Heiligen Geist auf und erwarten, daß Er Sein Werk tut, so wird Er die Saat, die wir säen, lebendig machen. Sie wird in den Herzen derer, zu denen wir reden, Wurzel fassen, das Herz wird sie mit Glauben umschließen, und eine neue Schöpfung wird die Folge sein. Ich werde oft gefragt, ob ich glaube, daß eine plötzliche Bekehrung möglich ist. Ich glaube an etwas noch viel Größeres als plötzliche Bekehrung. Ich glaube an augenblickliche Wiedergeburt. Bekehrung ist etwas Äußeres; es bedeutet lediglich Umkehr: Der Mensch befindet sich auf dem Weg von Gott weg; er dreht sich um, schaut in die andere Richtung - und geht zu Gott hin. Das ist Bekehrung. Aber die Wiedergeburt erfaßt die Tiefen des menschlichen Herzens und Geistes. Sie ist eine radikale Umwandlung des innersten Menschen, eine Vermittlung von Leben, das Einpflanzen einer neuen Natur. Eine äußerliche Bekehrung muß, um echt und bleibend zu sein, die Folge einer inneren Wiedergeburt sein. Ein Mensch kann sich hundertmal bekehrt haben, aber er kann nur einmal die Wiedergeburt erlebt haben; denn wenn jemand wiedergeboren ist, wenn Gott einem Menschen Seine eigene Natur schenkt, bleibt er wiedergeboren, wie Johannes es ausdrückt in 1. Joh. 3, 9: „wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn was er von Gott empfangen hat, das bleibt in ihm (Gottes eigene Natur); und er kann nicht sündigen (d. h. gewohnheitsmäßig in Sünde leben), denn er ist von Gott geboren.“ Ja, ich glaube an augenblickliche Wiedergeburt, eine plötzliche, gründliche Umwandlung des innersten Menschen. Warum glaube ich das? Weil die Bibel es lehrt und weil ich es immer wieder erlebt habe. Wie könnte ich daran zweifeln, wenn Woche um Woche und Jahr um Jahr auf dem Podium der Moody-Kirche in Chicago neben mir als mein assistierender Pastor ein Mann saß, der bis zum Alter von 42 Jahren einer der unverbesserlichsten und berüchtigtsten Sünder war, ein Mann, der mit neun Jahren schon ein Trinker und während seiner ganzen Schulzeit ein hoffnungsloser Fall war. Im Alter von 15 Jahren ging er zur Marine, machte den Bürgerkrieg mit und lernte all die Laster der Marine. Nach Beendigung des Krieges ging er zur Armee und lernte all die Laster der Armee. Er verbrachte einen großen Teil seiner Zeit im Arrestlokal zu Fort Leavenworth und wurde dort zum Leiter einer Gangsterbande gewählt, die zu jener Zeit in Arrest war. Er wurde vom Bürgermeister und Polizeichef aus der Stadt Omaha verwiesen, weil er in einem Streit fast den Maulhelden von Omaha umgebracht hätte. Er fuhr in einer Kutsche durch die Straßen von Omaha und hatte in jeder Hand einen Revolver, mit dem er durch das Fenster auf die Straße schoß. Trotz des Geldes, das er von seinem Vater geerbt hatte, wurde er von der Stadt in Iowa, in der er wohnte, geächtet. Aber eines Abends kam er wieder in dieselbe Stadt zurück, besuchte eine evangelistische Versammlung und nahm „Jesus Christus an. Er wurde umgewandelt und wurde der beste Freund, den ich je hatte, ein Mann, den ich liebte wie keinen andern, ein Mann, von dem ich, wenn ich nach dem christusähnlichsten Menschen, dem ich je begegnete, gefragt würde, ohne Zögern antworten könnte: „Rev. William S. Jacoby“ - der liebste Mann, den ich kannte. Jetzt ist er bei Christus in der Herrlichkeit. Ja, ich glaube, daß eine augenblickliche Wiedergeburt möglich ist. Wenn ich nicht daran glaubte, würde ich aufhören zu predigen, denn was hätte dann alles für einen Wert? Was für einen Wert hätte zum Beispiel mein Predigen vor einer solchen Gemeinde, wie ich sie jeden Sonntagabend in der Moody-Kirche in Chicago vor mir hatte? Da waren einige der feinsten Christen von Chicago zugegen, Studenten, Rechtsanwälte, Ärzte, bekannte Geschäftsleute und ernste gläubige Männer und Frauen, aber auch “Gefängnisvögel“, Kriminelle, die gerade aus dem Staatsgefängnis entlassen waren, Gottlose, Geächtete, verkommene Menschen von beinahe jedem Land der Erde. Was würde es nützen, einer solchen Versammlung zu predigen, wenn der Heilige Geist keine Wiedergeburt wirken könnte? Aber weil ich an dieses Werk des Heiligen Geistes glaubte, war ich immer zum Predigen bereit mit einem Herzen voller Hoffnung und Erwartung; denn ich wußte nie, wo der Heilige Geist, Gottes heilige Taube, sich niederlassen würde. Nehmen wir zum Beispiel einen bestimmten Sonntagabend. Lange vor Beginn der Versammlung kam ein Mann herein, der so betrunken war, daß er, sobald er saß, einschlief. Er wurde nicht hinausgeschickt, denn wir hatten unsere Ordner angewiesen, nie einen Mann hinauszuschicken, wie betrunken er auch sein mochte, wenn er nicht gerade andauernd störte. Und sollten sie gezwungen sein, ihn hinauszuschicken, so sollten sie ihm folgen und mit ihm sprechen und, wenn möglich, ihn zu Christus führen. Dieser Mann störte nicht, nur schnarchte er vielleicht ein wenig. Als ich mich an jenem Abend erhob, um zu predigen, betete ich vorher, wie gewöhnlich; aber ich betete etwas anderes als sonst, und auch später sprach ich dasselbe Gebet nur noch einmal (und das war, als dieser Mann mich bat, es noch einmal zu tun). Ich bin gewiß, daß Gott es mir an jenem Abend auf die Lippen legte; denn ich wußte nichts über diesen Mann. Ich betete: „0 Gott, wenn heute Abend hier in der Kirche ein Mann ist, der von New York oder irgendeiner anderen Stadt aus den Oststaaten weggelaufen ist, seine Frau und Kinder im Stich gelassen hat und sich hier in Chicago zu Tode trinkt, dann rette diesen Mann heute Abend.“ obgleich ich nie vorher von diesem Mann gehört hatte, so beschrieb ich mit diesem Gebet genau seine Lage. Er war nicht nur aus einer Stadt der Oststaaten, er kam aus New York und hatte seine Frau und Kinder dort im Stich gelassen und trank sich in Chicago bald tot. Gerade als ich betete, erwachte er aus seinem Dämmerzustand. Er hörte meine Worte, und sie drangen in sein Herz ein. Als er das Gebäude verließ, konnte er an nichts anderes mehr denken. Wie er mir und anderen später erzählte, weinte er in jener Nacht sein Kissen naß, und Gott errettete ihn. Er stand als wiedergeborener Mensch auf. Wie gut kann ich mich noch an ihn erinnern! Ich sehe sein Gesicht noch vor mir. Am gleichen Abend saß ein Mann zu meiner Linken auf der Empore, ein Lokomotivführer, der jedoch auf der schwarzen Liste stand um seiner unbeherrschten Leidenschaften willen. Als ich an jenem Abend predigte, trafen meine Worte das Herz dieses Mannes, und er glaubte an Jesus Christus, wurde gerettet und wiedergeboren. Als ich zu Ende war mit meiner Predigt, trat einer meiner Gemeindeältesten zu ihm und fragte Ihn: „sind Sie errettet?“ Der Mann bejahte Es.“ wann ist das geschehen?“ „Vor etwa fünf Minuten, als dieser Mann predigte.“ Am nächsten Tag ging der Mann ins Büro des stellvertretenden Direktors der Eisenbahngesellschaft. Wie ein Lokomotivführer, der auf der schwarzen Liste stand, überhaupt in dieses Büro kam, weiß ich nicht; aber er kam hin. Er sagte zum stellvertretenden Direktor: „ich bin Lokomotivführer, aber ich komme jedesmal, wenn der Zug nach Chicago fährt, auf die schwarze Liste wegen Trunkenheit. Doch gestern Abend habe ich mich in der Moody-Kirche Bekehrt.“ der stellvertretende Direktor sprang auf, ging an die Tür, schloß sie zu und Sagte: „ich glaube an so etwas, lassen Sie uns beten.“ Und so knieten der stellvertretende Direktor der Eisenbahn und der Lokomotivführer, der auf der schwarzen Liste stand, nieder und beteten zusammen. Als sie sich erhoben, sagte der stellvertretende Direktor: „alles, was ich in dieser Abteilung sage, gilt. Ich werde Ihnen ein Schreiben an den Aufseher in Danville geben. Er wird Ihnen eine Lokomotive zuteilen.“ O ja, ich glaube, daß es sofortige Wiedergeburt gibt, und weil ich an die Kraft des Heiligen Geistes durch das geschriebene Wort glaube und weiß, daß Er Macht hat, den ausgestreuten Samen in Menschenherzen aufgehen zu lassen, gebe ich für keinen Menschen auf Erden die Hoffnung auf. Ich möchte daher das mächtige Wort Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes weiter predigen und lehren, solange ich genug Kraft habe, um auf meinen Füßen zu stehen und zu predigen. Ja, wenn Gott es für richtig hält, mich aufs Krankenbett zu legen, ehe ich in die Ewigkeit eingehe oder ehe der Herr wiederkommt, dann erwarte ich, am Krankenbett den Menschen in der Kraft des Heiligen Geistes Jesus Christus zu predigen, und ich rechne damit, daß Männer, Frauen und Kinder wiedergeboren werden. Ist es zu verwundern, daß ich das Predigen des Evangeliums nicht aufgeben würde, und sei es, um Präsident der Vereinigten Staaten zu werden oder sonst einen Thron der Erde zu besitzen? Diese Lehre von der neuen Geburt ist eine wunderbare Lehre. Es stimmt, sie macht alle falschen Hoffnungen zunichte. Sie sagt dem Menschen, der auf sein anständiges Leben vertraut: „Moral ist nicht genug. Du mußt von Neuem geboren werden.“ dem Mann, der auf Reformen vertraut und einen neuen Anfang machen will, sagt Sie: „Reform genügt nicht, wie gründlich sie auch sein mag. Du mußt von Neuem geboren werden.“ dem Menschen, der auf Seinen liebenswürdigen Charakter vertraut, auf seine Freundlichkeit und Großzügigkeit im Geben, sagt Sie: „liebenswürdiges Wesen, Freundlichkeit und großzügiges Geben genügt nicht. Du mußt von Neuem geboren werden.“ dem Menschen, der auf die äußeren Erscheinungsformen der Religion vertraut, daß er regelmäßig zur Kirche geht, getauft und konfirmiert ist, am Abendmahl teilnimmt und regelmäßig die Bibel liest und betet, sagt sie: „All die äußeren Formen der Religion genügen nicht. Du mußt von Neuem geboren werden.“ Ja, die Lehre von der Wiedergeburt wirft alle falschen Hoffnungen über den Haufen, die viele von euch haben, und zeigt euch einen besseren Weg, den einzigen Weg. Sie macht die falschen Hoffnungen zunichte und bringt eine neue, bessere, lebendige Hoffnung. Sie sagt jedem Einzelnen: „ Du darfst von Neuem geboren werden.“ sie sagt dem Menschen, der kein Gefühl für göttliche Dinge hat und darum meint, es gäbe keine Hoffnung für Ihn: „Du darfst von Neuem geboren werden.“ sie kommt zu dem, der in Sünde lebt, der vergebens kämpft und ringt, um von der Sünde frei zu werden, und sagt: „Du kannst von neuem geboren werden und all deine Liebe zur Sünde verlieren, wodurch die Macht der Sünde völlig gebrochen Wird.“ sie kommt zu dem in der Gottesferne lebenden Menschen, der so viel Sünden begangen hat, daß er keine Hoffnung mehr sieht, sondern nur eine ewige Hölle, einst nach dem Tode und hier schon, eine Hölle, die täglich schlimmer wird und zur Verzweiflung führt, und sagt: „Du kannst von Neuem geboren werden, du kannst völlig neu werden, du kannst ein Kind Gottes werden und an seiner heiligen und herrlichen Natur teilhaben.“ halleluja! Bist du wiedergeboren? Ich frage nicht, ob du zu einer Kirche gehörst. Ich frage nicht, ob du getauft bist. Ich frage nicht, ob du regelmäßig zum Abendmahl gehst. Ich frage nicht, ob du so viel von deinem Einkommen der Gemeinde und den Armen gibst, wie du geben solltest. Ich frage nicht, ob du regelmäßig zur Gebetsstunde gehst und jeden Abend betest und regelmäßig in deiner Bibel liest. Ich frage dich: Bist du von Neuem geboren? Bist du ein Teilhaber der göttlichen Natur geworden? Wenn nicht, kannst du es heute werden. Der Geist Gottes ist fähig und bereit, dich völlig neu zu machen, Gottes Wesen in dich einzupflanzen durch sein Wort, wenn du es ihn nur tun läßt.

IV Wie man ganz und für immer befriedigt wird

Unser Herr Jesus Christus selbst sagt uns, wie jeder einzelne ganz und für immer befriedigt wird. In Joh. 4, 14 lesen wir: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben Quillt.“ in diesen Worten liegt eine unvergleichliche Musik. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich als Junge, noch ehe ich daran dachte, Christ zu werden, immer wieder auf diesen Vers zurückkam und ihn durchlas. Diese Worte faszinierten mich wie kaum ein anderer Ausspruch unseres Herrn. Ich verstand ihre Bedeutung überhaupt nicht, aber sie klangen für mich wie wunderbare Musik aus einer weit entfernten, himmlischen Welt. Als ich aber dann ihre Bedeutung verstehen lernte und selbst die große Wahrheit erfuhr, die darin zum Ausdruck kommt, wurden sie mir so kostbar, daß ich keine Worte dafür finde. Wir erinnern uns an die Umstände, unter welchen diese Worte gesprochen wurden. Unser Herr Jesus hatte eine lange, ermüdende Wanderung hinter sich. Er hatte sich frühmorgens mit Seinen Jüngern auf den Weg gemacht, und sie waren den ganzen Tag über gewandert, offenbar ohne etwas zu essen, und gegen Sonnenuntergang waren sie in die Nähe des Dorfes Sichar gekommen. Früher dachte man, die “sechste Stunde“ sei die Mittagsstunde, aber später entdeckte man, daß in Ephesus, wo Johannes dieses Evangelium schrieb, die Zeit gerechnet wurde wie bei uns heute - von Mitternacht bis Mittag und von Mittag bis Mitternacht, - und die “sechste Stunde“ war daher sechs Uhr nachmittags. Unser Herr war wahrhaftiger Mensch, wie Er auch wahrhaftiger Gott war. Staubig, müde, hungrig, durstig sank Er auf den Brunnenrand. Die Jünger gingen in die nahegelegene Ortschaft, um etwas zu essen zu holen, aber offensichtlich war Er zu müde, um sie zu begleiten. Bald darauf, während Er so auf dem Brunnenrand saß und auf die Straße schaute, sah Er eine Frau von schlechtem Ruf zum Brunnen kommen, um Wasser zu schöpfen. Augenblicklich bemächtigte sich Seiner ein neuer Durst - nicht ein Durst nach Wasser für Seinen Leib, sondern ein Durst nach der Errettung dieser ausgestoßenen Seele. Sobald die Frau in Hörweite war, suchte Jesus einen Anknüpfungspunkt und sagte zu Ihr: „gib mir zu Trinken.“ er war dabei nicht so sehr interessiert, Wasser für Seinen durstigen Leib zu erhalten (obgleich Er das sehr nötig brauchte), Sondern wollte diese Frau von ihren Sünden weg und zum Besitz ewigen Lebens leiten, was nur Er geben konnte. Statt den Krug in den Brunnen hinabzulassen, um Wasser zu schöpfen, sagte sie Geringschätzig: „wie bittest du von mir zu trinken, der du ein Jude bist, und ich ein samaritisch Weib?“ Unser Herr beachtete diese Beleidigung nicht, sondern erwiderte: „Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.“ darauf sagte die Frau: „Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser?“ Jesus deutete hinunter in den Brunnen, an dem so viele Generationen den Durst von Mensch und Vieh gestillt hatten, und erwiderte: „Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten.“ Wie zutreffend ist das für alle irdischen Quellen der Befriedigung oder Freude. Wie tiefe Züge man auch trinken mag, man bekommt bald wieder Durst. Trinkt man beispielsweise noch so viel aus dem Brunnen des Reichtums, ist man doch nicht lange zufrieden, sondern dürstet bald nach mehr. Trinkt man von dem Brunnen weltlichen Ruhmes, weltlicher Ehre oder Macht - wie lange wird man zufrieden sein? Bald hat man wieder Durst. Du kannst noch so tief aus dem Brunnen weltlichen Vergnügens trinken; bald hast du wieder Durst. Du kannst noch so tiefe Züge aus dem Brunnen menschlicher Erkenntnis, aus dem Brunnen der Wissenschaft, Philosophie, Literatur, Musik oder Kunst trinken, - dich wird bald wieder dürsten. Keiner dieser Brunnen befriedigt ganz oder auch nur für längere Zeit. Dann fügte unser Herr die wunderbaren Worte unseres Textes hinzu: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben Quillt.“ ich wünschte, daß jeder von uns in aller Stille über diese Worte nachdenken würde, bis ihre volle Bedeutung und Kraft von unseren Herzen und Sinnen Besitz ergriffen. Trinke und trinke beständig von dem Wasser, das der Herr Jesus gibt, so wirst du ganz und für immer befriedigt sein. Aber was ist das Wasser, welches unser Herr Jesus gibt? Wenn man die Kommentare über Joh. 4, 14 liest, findet man viele ganz verschiedene Antworten auf diese Frage. Aber die Bibel selbst beantwortet die Frage und sagt uns ganz klar, was dieses Wasser ist, welches der Herr Jesus gibt. Wir finden diese Antwort in Joh. 7, 37 - 39: „aber am letzten Tage des Festes, welcher der höchste war, trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ Hier wird uns gesagt, daß das Wasser, welches Jesus Christus gibt, der Heilige Geist ist, den Er denen gibt, die an Ihn glauben und Ihn um diese Gabe bitten (s. V. 10). Jeder, der wirklich vom Heiligen Geist erfüllt ist und in dem Er wohnt, wird ganz und für immer befriedigt sein. Es ist etwas Großes, wenn du die Quelle der Freude in dir selbst hast, wenn du deine Freude nicht in deiner Umgebung, nicht in den Verhältnissen, nicht in deinem Besitz, sondern den Brunnen der Freude in deinem eigenen Herzen hast. Wenn unsere Freude durch unsere Umgebung oder unseren Besitz bestimmt wird, können wir einfach nicht immer glücklich sein; denn manchmal ist unsere Umgebung so, wie wir Sie uns wünschen, und manchmal ist sie einfach nicht so. Wenn unsere Umgebung angenehm ist, sind wir glücklich, und wenn sie unangenehm ist, geht es uns schlecht. Wenn unsere Freude von unserem Besitz - von unserem Besitz außerhalb von uns selbst - bestimmt wird, können wir keinesfalls immer glücklich sein, denn manchmal haben wir Besitz, und manchmal verlieren wir ihn. Wenn wir etwas haben, sind wir glücklich, aber wenn wir es verlieren, geht es uns jämmerlich. Wir sind glücklich, wenn wir reich sind, aber unglücklich, wenn wir arm sind. Wir sind glücklich, wenn es uns gut geht, und unglücklich, wenn wir krank sind. Wir sind glücklich, wenn die Menschen gut von uns reden, aber unglücklich, wenn sie uns Böses nachsagen. Wir sind glücklich, wenn wir unsere Freunde bei uns haben, aber tieftraurig und verzweifelt, wenn Sie uns durch den Tod entrissen werden. Aber wenn die Quelle unserer Freude in unserem eigenen Herzen ist, ein Brunnen, der in uns fließt, dann sind wir völlig unabhängig von unserer Umgebung, von den Umständen, Besitztümern oder dem Mangel an Besitz. Wir freuen uns, wenn wir reich sind, und sind genauso fröhlich, wenn wir arm sind. Wir sind fröhlich, wenn alles in Ordnung geht, sind aber auch fröhlich, wenn es “schiefgeht“. Wir sind fröhlich, wenn wir gesund sind, aber genauso fröhlich, wenn wir krank sind; wir sind fröhlich, wenn Menschen Gutes von uns reden, aber ebenso fröhlich, wenn sie allerlei Übles von uns reden. Wir sind voll Freude, wenn unsere Lieben bei uns sind, aber ebenso voll Freude, wenn der liebste Freund, den wir auf Erden hatten, von uns genommen ist. In der Tat, die Freude des innewohnenden Geistes Gottes scheint oft mit noch größerer Kraft in uns aufzuquellen, wenn wir einen lieben Menschen verloren haben. In jener dunklen Stunde, die jeder von uns früher oder später erleben wird, wenn wir zum letztenmal in das Gesicht eines geliebten Menschen sehen, der nun kalt und still daliegt, - was für einen Trost kann die Welt dann geben? Kann in einer solchen Stunde unser Schmerz durch Theater, Oper, Kartenspiel oder Tanz gestillt werden? Nein, unser Schmerz würde dadurch nur größer. Wir denken gar nicht an so etwas. Aber aus diesem Brunnen, der in uns ist, zu dem der innewohnende Geist uns geworden ist, quillt zu einer solchen Zeit jene “unaussprechliche, herrliche Freude“. Ich erinnere mich noch gut an eine solche Erfahrung zu einer Zeit großen Schmerzes, die meine Frau und ich vor Jahren durchlebten. Wir hatten eine kleine neunjährige Tochter, ein äußerst gewinnendes Kind. Eines Samstagnachmittags kam Herr Jacoby, von dein ich schon erzählte, in unser Haus, wie er jeden Samstagnachmittag zu kommen pflegte, um die Kinder in den Lincoln-Park mitzunehmen. Als sie an jenem Abend etwa um sechs Uhr nach Hause kamen, sagte unsere kleine Elisabeth: „heute möchte ich kein Abendbrot essen; ich fühle mich nicht Wohl.“ wir machten uns wenig Gedanken darüber und meinten, es komme von der Galle. Aber am nächsten Morgen, als sie zum Frühstück herunterkam, sagte sie: glaube, ich gehe heute morgen nicht zur Kirche, ich habe solche Kopfschmerzen.“ wir dachten immer noch, es komme bloß von der Galle. Aber am Montagmorgen, als sie zum Frühstückstisch kam, sagte Sie: „ich fühle mich gar nicht wohl. Ich möchte lieber nicht zur Schule Gehen.“ es schien ziemlich lange für eine Gallenkolik bei einem Kind, und doch schien es nichts Ernstliches zu sein. Die Kleine blieb den Tag über im Haus, fühlte sich nicht wohl, aber war auch nicht direkt krank. Als sie am Dienstagmorgen aufstand, sagte Sie: „heute geht es mir gut, und ich gehe zur Schule.“ aber dann fügte sie Hinzu: „ich habe ein sonderbares Gefühl in meinem Hals.“ Die Mutter schaute ihr in den Hals und sah den verräterischen weißen Flecken. Natürlich ließen wir sofort den Arzt holen. Als er kam und das Kind sorgfältig untersuchte, sagte er: besteht kein Grund zur Beunruhigung. Es ist keine Diphtherie, nur eine Mandelentzündung. Aber ich will sie genau im Auge Behalten.“ am nächsten Morgen kam er wieder, untersuchte sie und Sagte: „es ist doch Diphtherie, aber kein ernster Fall. Es besteht kein Grund zur Besorgnis.“ Die anderen Kinder wurden von zu Hause weggebracht, damit sie nicht angesteckt würden. Unserer Elisabeth schien es an diesem Tage besser zu gehen. Ich schlief in der Nacht unten, um die Menschen, denen ich am nächsten Tag begegnen würde, nicht anzustecken, und meine Frau schlief oben bei der Kleinen. Am nächsten Morgen ganz früh rief meine Frau von oben Runter: „Archie, komm herauf, schnell!“ Ich eilte die Treppe hinauf und sah, wie das Kind würgte. Sofort holte ich den Arzt. Er kam mit, aber Elisabeth ging es offensichtlich viel besser. Das Würgen war vorbei; sie schien auf dem Weg der Besserung zu sein. Der Arzt Sagte: „ich möchte nicht gern Antitoxin verschreiben; aber beobachten Sie sie genau, und wenn es schlimmer wird, rufen Sie mich im Medizinischen College an. Ich werde dann gleich Kommen.“ aber ihr Zustand schien sich schnell zu bessern statt zu verschlimmern. Sie sagte sogar zu meiner Frau: „Mutter, es geht mir gut. Ich möchte aufstehen und mich Anziehen.“ inzwischen war eine Krankenschwester gekommen, und meine Frau kam nach unten, um mit mir zu sprechen. Wir freuten uns sehr, daß unser kleines Mädchen uns erhalten geblieben war, und ich hatte schon Briefe an Moody und andere Freunde geschrieben, um ihnen mitzuteilen, daß die Krise überstanden und Elisabeth auf dem Weg der Besserung sei. Mitten im Gespräch wurden wir plötzlich unterbrochen. Die Schwester rief von Oben: „kommen Sie schnell herauf!“ Wir eilten hinauf. Elisabeths Augen waren geschlossen. Sie atmete schnell, nicht würgend, aber das kleine Herz setzte langsam aus. Es war keine Zeit mehr, den Arzt zu holen. Ich fiel auf meine Knie, um zu beten. Ich hatte kaum Zeit, anzufangen, als der Geist unserer Kleinen dem sterblichen Leibe entwich. Es war so plötzlich, so unerwartet, fast erdrückend. Die Gesundheitsbehörde kam und ordnete an, daß wir das Kind sofort beerdigen sollten. Natürlich durfte niemand zur Beerdigung kommen. Wir mußten die Trauerfeier ganz allein halten mit Ausnahme von Herrn Jacoby, der darauf bestand, zu kommen und uns ans Grab zu begleiten. Selbst die Geschwister durften nur auf der anderen Straßenseite stehen und zu unserem Haus herüberschauen, wo der Leib ihrer Schwester lag, die sie bis zur Auferstehung nie wiedersehen würden. Wir trugen den kleinen Körper auf den Friedhof. Es regnete erbarmungslos, und als der kleine Körper ins Grab gesenkt wurde und der Regen auf den Sarg herunterströmte, schaute meine Frau mich an und Sagte: „Archie, ich bin so froh, daß Elisabeth nicht in diesem Kasten ist!“ Als wir nach Hause kamen, ordnete die Gesundheitsbehörde sehr weise an, daß wir nach der Desinfizierung ihnen das Haus überlassen und über Nacht in ein fremdes Hotel gehen sollten. In jener Nacht hatten wir das längste Gewitter, das ich mit Ausnahme von einem je erlebt hatte. Unaufhörlich zuckten Blitze, gefolgt von Donnerschlägen, und wir konnten nicht schlafen. Am nächsten Morgen ging ich völlig erschöpft in das Bibelinstitut, um zu unterrichten. Als ich um die Ecke von der Chestnut Street und La Salle Avenue ging, konnte ich meinen Schmerz nicht länger zurückhalten. Es war niemand auf der Straße, und ich rief laut: „O Elisabeth! Elisabeth!“ und gerade dann brach dieser Brunnen, den ich in meinem Herzen hatte, mit solcher Gewalt auf, wie ich es wohl nie zuvor erlebt hatte, und es war der freudigste Augenblick, den ich je in meinem Leben kannte! Wie wunderbar ist die Freude des Heiligen Geistes! Es ist etwas unaussprechlich Herrliches, wenn du deine Freude nicht von dem Geschehen um dich her, nicht einmal von den liebsten Menschen bestimmen läßt, sondern wenn du einen Brunnen in dir hast, aus dem ständig Freude quillt, 365 Tage im Jahr, - ein Brunnen, der in das ewige Leben quillt. Es ist auch etwas Großes, daß du einen Brunnen haben kannst, den du mitnehmen kannst, wohin du auch gehst. Vor vielen Jahren ging ich einmal mit dem Evangelisten Georg Needham die Winchesterstraße entlang. Wir überschritten die Staatengrenze nach New Hampshire. Auf unserem Rückweg kamen wir an einem Hügel vorbei. Needham sagte zu mir: „Torrey, ich glaube, wenn wir auf die Spitze des Hügels gehen, haben wir eine schöne Aussicht.“ so gingen wir hinauf, und es war wirklich ein herrlicher Blick! Zu unseren Füßen lag das Gelände des Northfield-Seminars. Jenseits der Straße lagen die Wiesen, die sich bis zum Connecticut-Fluß hinziehen. Der Fluß zog sich wie ein breites Silberband zwischen den grünen Berghängen entlang. Dann eine Reihe von Bergen, dann eine andere etwas höher, dann wieder eine, und wieder eine - fünf, sechs, sieben Bergketten, die in der Ferne in den Grünen Bergen endeten, und alle im goldenen Licht der untergehenden Sonne gebadet! Es war ein herrlicher Anblick. Ich wandte mich um zu Needham und Sagte: „ich werde mir diese Anhöhe kaufen und gerade hier, wo wir stehen, ein Haus bauen.“ Am nächsten Tag ging ich zu dem Besitzer des Grundstücks. Er nannte den Preis, und ich kaufte das Land. Im folgenden Frühjahr begann ich mit dem Bau des Hauses. Meine Freunde, die am Fuße der Anhöhe vorbeifuhren, statteten mir einen Besuch ab und Fragten: „warum baust du denn da oben?“ Ich pflegte zu Antworten: „weil ich eine gute Aussicht haben Möchte.“ „aber du wirst da oben kein Wasser haben“, meinten sie. Doch sie waren im Irrtum; denn ehe ein Spatenstich gemacht wurde, um das Fundament zu graben, bemerkte ich bei einer Besichtigung mit dem Farmer, von dem ich es erworben hatte, eine kleine Vertiefung im Boden, vielleicht zwanzig Meter von der Stelle entfernt, wo ich das Haus hinstellen wollte. Ich wandte mich an den Farmer: „ich denke, wenn wir hier graben würden, könnten wir auf Wasser Treffen.“ er meinte: „Ich weiß nicht; es könnte möglich Sein.“ ich ließ einen Brunnengräber holen. Er grub ein Loch, etwa 1,50 Meter breit und 2,50 Meter tief - und das Wasser sprudelte hinein. Und was für Wasser! Klar wie Kristall - so klar, daß, selbst wenn 1,50 Meter hoch Wasser darin war, man manchmal meinte, es wäre gar nichts drin. So klar und durchsichtig war das Wasser. Und es war weich und kalt und rein und versiegte nie! Wir hatten manche Trockenzeiten, und manch ein anderer Brunnen versiegte, doch nicht unser Brunnen oben auf der Anhöhe. Es war immer genügend Wasser da, und viele kamen, um davon zu trinken. Aber jener Brunnen hatte einen großen Fehler - ich konnte ihn nicht mitnehmen, wenn der Ruf an mich erging, anderswohin zu gehen. Während des spanisch-amerikanischen Krieges war ich bei den Soldaten im Chickamauga-Park, und wir hatten eine lange Trockenheit. Wochenlang regnete es nicht, und bei sechzigtausend Mann, die auf und ab marschierten, und bei Artilleriewagen, die über das Feld fuhren, erfüllte der Staub Tag und Nacht die Luft - etwa zehn Meter hoch! Wir aßen Staub, wir tranken Staub, wir schliefen in Staub und wir träumten von Staub! Und nirgends Trinkwasser. Es gab einen Brunnen, zu dem die Offiziere des Generalmajors Zugang hatten, und er sah gut aus, und das Wasser schmeckte gut, aber hätte man es getrunken, so hätte man binnen kurzem flach auf dem Rücken gelegen. Ach, ich hatte solchen Durst und dachte so oft an meinen Brunnen auf der Anhöhe von Northfield! Aber er half mir nichts, denn er war Hunderte von Meilen entfernt. Dann wurde ich nach China gerufen, und wir entschlossen uns, während dieser Zeit Kanton zu besuchen. In Kanton wütete gerade die Cholera. Die Menschen flüchteten aus der Stadt. Als wir in Hongkong das Schiff bestiegen, sagte man Uns: „trinkt auf keinen Fall Wasser auf dem Schiff. Ein Mitglied der französischen Gesandtschaft trank letzte Woche Wasser auf dem Schiff. Beim Frühstück war er noch bei seiner Familie, und vor dem Mittagessen war er schon an Cholera gestorben.“ Ich dachte an die Warnung, aber nachdem wir einige Tage in Kanton verbracht hatten und auf dem Dampfer zurückfuhren, las ich beim Abendessen auf der Speisekarte: „Corned Beef und Weißkohl.“ das war etwas für einen Amerikaner, der die ganze Zeit über allerlei ausländisches Zeug hatte essen müssen. Ohne darüber nachzudenken, welche Folgen das für mich haben könnte, bestellte ich Corned Beef und Weißkohl. Aber bald merkte ich, was das für mich bedeutete! Ich bekam großen Durst und wollte schon zum Wasser gehen, als mir die Warnung Einfiel: „trinkt auf keinen Fall Wasser auf dem Schiff…“ So trank ich etwas von dem weichen Gebräu dort und litt dann die ganze Nacht über unter schrecklichem Durst und dachte an den Brunnen auf der Anhöhe von Northfield, der so viele tausend Meilen entfernt war. Aber ich wußte um einen anderen Brunnen, den ich mitgebracht hatte, und während mein Körper dürstete, war meine Seele zufrieden: der Heilige Geist in mir sprudelte immerwährend in das ewige Leben und gab mir Freude. Beachten wir noch ein weiteres: Wenn ein Mensch diese Quelle der Zufriedenheit und Freude in sich hat, ist er ganz unabhängig von den Freudenquellen der Welt. Was kümmert ihn das Tanzen, Kartenspielen, das Theater oder irdische Befriedigung anderer Art? Wer ginge zu einem alten grünen, schmutzigen Teich, um zu trinken, wenn er eine kristallklare Quelle vor sich hat? Die Welt mit ihren Verlockungen hat keine Macht über den Menschen, der diesen Brunnen in seinem Inneren hat! Ich denke oft, daß es wenig nützt, wenn wir jungen Christen sagen: Du darfst nicht tanzen; du darfst nicht Karten spielen; du darfst nicht ins Theater gehen; du darfst dieses oder jenes nicht tun. Es gibt einen viel besseren Weg: Sieh zu, daß sie den Heiligen Geist empfangen, und laß Ihm volle Freiheit in ihrem Leben, so werden sie kein Verlangen nach solchen Dingen haben. Sie werden dem Kino und dem Tanz und anderen Vergnügungen fernbleiben, nicht nur, weil sie es sollten, sondern weil sie kein Verlangen danach haben. Welcher Mensch, der einen kristallklaren Brunnen kennt, wird lieber aus einem schmutzigen, grünen Teich trinken? Als Moody in Philadelphia predigte, kam eines Tages nach Schluß der Versammlung eine Dame zu ihm und Sagte: „Herr Moody, ich mag Sie nicht!“ „Warum?“ fragte er. “Weil Sie so eng sind.“ „Ich dachte nicht, daß ich eng sei“, erwiderte Moody, „Warum meinen Sie das?“ „Weil Sie nicht für das Tanzen, das Kartenspiel, das Theater und überhaupt nicht für etwas Schönes Sind.“ „ich möchte Ihnen etwas sagen“, entgegnete er, „ich gehe ins Theater, wann ich will.“ „Was!“ rief sie, „Sie gehen ins Theater, wann Sie wollen? Ach, Sie gefallen mir, Herr Moody! Sie sind viel weiter, als ich dachte.“ „ja“, sagte er, „ich gehe ins Theater, wann ich will, doch ich will nicht!“ Einige Tage danach kam eine andere Dame zu ihm und sagte: „Herr Moody, ich habe nicht verstanden, was Sie meinten, als Sie sagten, Sie gingen ins Theater, wann Sie wollten, aber jetzt verstehe ich es. Ich kam in Ihren Versammlungen zum Glauben, und vor einigen Tagen - schon nach meiner Bekehrung - bat mein Mann mich, mit ihm ins Theater zu gehen. Ich hatte keine Lust zu gehen, ging jedoch ihm zu Gefallen. Wir hatten kaum unsere Plätze eingenommen, als der Vorhang aufging und kurz danach etwas gesagt wurde auf der Bühne, das diesem neuen Leben weh tat, das ich in meinem Herzen hatte. Ich flüsterte meinem Mann zu: Ich kann das nicht aushalten! Er erwiderte: Bleibe doch diesmal, dann werde ich dich nie wieder fragen. Ich richtete mich auf. Das Spiel ging weiter, und bald wurde auf der Bühne wieder etwas gesagt oder getan, was dieses neue Leben in meinem Herzen verletzte. Wieder wandte ich mich an meinen Mann und flüsterte: Ich kann das wirklich nicht ertragen. Ich muß gehen! Mein Mann sagte: Mach keine Szene daraus. Bleibe diesmal noch, und ich werde dich nie wieder bitten, mitzukommen. Wieder setzte ich mich. aufrecht hin und versuchte, auszuhalten. Aber bald wurde wieder etwas gesagt oder getan, das diesem neuen Leben in mir wehe tat, und ich sagte zu meinem Mann: Ich kann es wirklich nicht länger ertragen! Er erwiderte: Sei doch nicht dumm! Ich sagte: Mann, ich war dreißig Jahre lang dumm, und ich lasse mich nicht länger dumm machen! Dann stand ich auf und ging.“ Wenn du diesen Brunnen in dir hast, brauchst du diese Dinge nicht mehr. Die kristallklare Quelle des Heiligen Geistes im Herzen wird es dir unmöglich machen, zu versuchen, deinen Durst an den grünen, schmutzigen Tümpeln dieser Welt zu stillen. Aber vielleicht fragt jemand: Wie kommt es denn, daß so viele Christen diesen Dingen nachlaufen? Die Antwort ist sehr einfach: Entweder daher, daß sie nie den Heiligen Geist als einen innewohnenden Lebensquell der Freude und Befriedigung angenommen haben, was ohne Zweifel bei vielen, die sich Christen nennen, der Fall ist; oder aber der Brunnen ist verstopft. Wie du weißt, ist es sehr gut möglich, einen Brunnen zu verstopfen. Ich bin in der Stadt geboren und aufgewachsen. Gelegentlich verbrachte unsere Familie die Sommerferien auf dem Land. Aber wir lebten im Herzen der Großstadt. Als ich zehn Jahre alt war, war ich es gründlich müde, in der Stadt zu leben. Meine beiden älteren Brüder waren auch des Stadtlebens überdrüssig. So gingen wir zu unserem Vater und Sagten: „Vater, kaufe doch ein Haus auf dem Land.“ er war auf dem Land geboren, und ich nehme an, daß er das Stadtleben noch mehr satt hatte als wir. Obgleich er erst dreiundvierzig Jahre alt war, entschloß er sich, aus dem Geschäftsleben auszuscheiden und ein Haus auf dem Lande zu kaufen. Er ging nach Geneva im Staate New York, etwa zwanzig Meilen von seinem Geburtsort entfernt. Als junger Mann hatte er oft einen schönen Platz am Seneca-See bemerkt und gedacht, dort wollte er wohnen, wenn er einmal genug Geld hätte und es sich leisten könnte. Dieser Platz lag außerhalb von Geneva, jenseits des Sees, und das Grundstück führte zum See hinab. Aber als er nach Geneva kam, stellte sich heraus, daß der Besitzer das Land nicht verkaufen wollte. Mein Vater suchte einen alten Freund auf, einen Ältesten der Reformierten Kirchen, Kapitän Joe Lewis, und Sagte: „Joe, ich wollte das Schwanengrundstück kaufen, aber sie wollen es nicht hergeben. Ich bin ganz enttäuscht!“ „Reuben“, erwiderte der Freund, „ich glaube, ich kenne einen Platz, der dir gefallen würde, - das Grundstück von Oberst Sherrill. Der Oberst fiel im Krieg, und seine Frau möchte das Anwesen Verkaufen.“ er führte meinen Vater dorthin, und bald war man sich über den Kaufpreis einig. Mein Vater kaufte das Anwesen. Geneva ist eine sehr schöne Stadt am Fuß des Seneca-Sees, der einer der schönsten langgestreckten Seen in der Welt ist, zweiundvierzig Meilen lang und von zwei bis zu fünf Meilen breit. Der Mann, der ursprünglich dieses Anwesen erbauen ließ, hatte viel dafür bezahlt. Der Platz lag etwa eine halbe Meile vom See entfernt, und ein Teil der Stadt lag zwischen dem Anwesen und dem See. Der Mann wollte jedoch eine Aussicht auf den See haben. So ließ er mehrere Wochen lang eine große Anzahl Leute angestrengt arbeiten, um einen künstlichen Berg aufzuschichten, damit er eine gute Aussicht auf den See hatte. Dann legte er Rasenflächen und Gärten an und bestellte große Bäume aus verschiedenen Teilen des Landes und, soweit ich weiß, auch aus England. Aber als die Bäume gepflanzt und Haus und Scheunen und Ställe gebaut und die Obstgärten angelegt waren, war er noch immer nicht zufrieden; es fehlte an Wasser. Es gab eine gute Quelle, aber die war zu weit weg vom Haus, und er wollte einen Brunnen haben, der ganz nahe am Haus war. So ließ er Brunnengräber kommen und nicht weit vom Haus entfernt graben. Sie gruben und gruben; es schien, als ob sie nicht mehr auf Wasser stoßen würden. Aber eines Tages hatten sie Wasser, und zwar gleich zuviel. Sie trafen eine Springquelle, und das Wasser schoß herein, bis sie fürchteten, daß es das Fundament des Hauses unterspülen würde. Der Mann ließ die Feuerwehr holen und den Brunnen auspumpen, und man ließ einen Mann mit einem Lappen in der Hand in einem Korb in den Brunnen hinab. Er entdeckte die große Öffnung, von der das Wasser hereinströmte, und stopfte sie mit dem Lappen zu. Dann wurden wieder Steine darauf gelegt, so daß der Brunnen völlig sicher war. Aber er war auch völlig nutzlos. Als der Mann eines Tages vor diesem teuren Loch stand, sagte er Sich: „ich habe eine Menge Geld in dieses Loch gesteckt, und ich will das Wasser haben!“ Man nahm die dicken Steine wieder heraus, faßte den Brunnen von unten bis oben mit Steinen ein und holte dann wieder die Feuerwehr. Wieder wurde der Mann in den Brunnen hinuntergelassen. In der einen Hand hielt er eine Schnur, durch die er an einer Klingel ziehen sollte, sobald er den Lappen hatte. Er faßte den Lappen mit der einen Hand und gab mit der anderen das Signal. Darauf zogen sie ihn wieder heraus mitsamt dem Lappen. Das Wasser floß wieder in den Brunnen, und jetzt war es ganz sicher. Jahrelang tranken wir aus diesem Brunnen, und es war köstliches Wasser. Später starben dann meine Eltern, und das Anwesen ging in andere Hände über. Nach der Beerdigung meines Vaters besuchte ich es zweiundzwanzig Jahre lang nicht mehr. Ich wollte es nicht sehen. Aber einmal mußte ich durch Geneva fahren, um zur Cornell-Universität zu gelangen, wo ich bei einer Versammlung sprechen sollte. Auf dem Rückweg wollte ich das alte Anwesen wieder einmal aufsuchen. Die Bahnstation -war dicht dabei, etwa eine Viertelmeile von der Stelle entfernt, wo das Haus einst stand. Eine Straßenbahn fuhr genau über den Platz. Ich stieg aus und wollte sehen, ob ich noch etwas finden könnte, was mich an das alte Zuhause erinnerte. Das Haus war abgerissen, viele schöne Bäume waren umgehauen. Die Rasen- und Gartenanlagen waren zu städtischen Bauplätzen geworden. Zuerst dachte ich, daß ich gar nichts mehr finden würde, was zu dem alten Haus gehörte. Aber als ich dann an einem Haus vorüberging, bemerkte ich vor der Eingangshalle einen Brunnen. Ich dachte: „Was für ein merkwürdiger Platz für einen Brunnen, direkt vor dem Hauseingang“, - und plötzlich ging mir auf, daß das unser alter Brunnen war! Schließlich verließ ich die alte Heimat und ging in die Stadt. Der reformierte Pfarrer begegnete mir auf der Straße und Fragte: „waren Sie dort oben an dem alten Platz?“ „Ja“, erwiderte ich.“ Sie haben wohl nichts mehr von früher gefunden?“ „Doch“, sagte ich, „etwas noch - den alten Brunnen. Aber was für ein merkwürdiger Platz für einen Brunnen, direkt vor dem Eingang! Ich würde denken, sie sollten ihn Auffüllen.“ „diesen Brunnen werden sie nie auffüllen“, sagte er, „es ist das beste Wasser in Geneva!“ - Verstehst du, was ich damit sagen will? Das beste Wasser in Geneva, und doch war der Brunnen lange Zeit mit einem alten Lappen verstopft! Wenn du den Heiligen Geist als innewohnende Quelle der Freude empfangen hast, so hast du nicht “das beste Wasser in Geneva“, sondern das beste Wasser, das es auf der ganzen Welt gibt. Und in vielen ist der Brunnen mit irgendeinem alten Lappen der Weltförmigkeit verstopft. Laßt uns heute die alten Lappen herausziehen! Was meint ihr dazu? Als ich eine Versammlungsreihe in Melbourne durchführte, gebrauchte ich dieses Beispiel eines Tages in einer Veranstaltung für Geschäftsleute in der Stadthalle. Unter meinen Zuhörern befand sich ein Geistlicher der anglikanischen Kirche, der in früheren Jahren, als er noch in England war, die Freude des Heiligen Geistes erfahren hatte. Als er dann nach Australien kam, war der Brunnen verstopft worden. Während er mir nun zuhörte, kam eine große Unruhe in sein Herz; er sehnte sich nach der alten Freude. Er verbrachte den ganzen Nachmittag in der Kathedrale beim Gebet (die Kathedrale war den ganzen Tag über zum Beten geöffnet). Aber als der Abend kam, hatte er immer noch nicht den alten Lappen herausgezogen. Er besuchte Vater Kent, einen feinen anglikanischen Geistlichen, und sagte ihm von seiner Not. Vater Kent half ihm den alten Lappen herausziehen, und er wurde von noch größerer Freude erfüllt als früher. Am nächsten Tag kam er zu mir und berichtete von seinem Erlebnis. Als wir später nach Geelong kamen, um dort Versammlungen durchzuführen, brachte dieser Mann, dessen Gemeinde fünfzehn Meilen von Geelong entfernt lag, jeden Abend einen ganzen Wagen voll Menschen mit. Er war der fruchtbarste Mitarbeiter, den wir in Geelong hatten. Wenn du diese Freude schon-einmal hattest und sie verloren hast, so forsche noch heute nach, was den Brunnen verstopft, und ziehe es heraus, so wird deine Freude nicht nur wieder genauso groß sein, sondern sehr wahrscheinlich noch größer als früher. Als ich in England war und in Bristol sprach, behandelte ich an einem Nachmittag das gleiche Thema. Nach der Versammlung, als ich in meinen Wagen stieg, der mich zu meinem Hotel bringen sollte, kam wieder ein anglikanischer Geistlicher auf mich zu und Sagte: „ich fahre mit zu Ihrem Hotel.“ Wir waren noch nicht weit gefahren, da sagte Er: „ich kannte diese Freude einst, von der Sie heute sprachen, aber der Brunnen ist nun verstopft, und ich weiß auch, wodurch - durch das Rauchen! Ich gebe es heute noch auf!“ Was verstopft den Brunnen in deinem Herzen? Weißt du es? Wenn ja, dann nimm es heute heraus. Aber vielleicht weißt du nicht, was es ist. Du weißt, daß du einmal Freude hattest und daß du sie jetzt verloren hast. Nun, du kannst es erfahren. Bitte Gott, dir zu zeigen, was den Brunnen verstopft hat, und versprich Ihm, daß du es aufgeben wirst, wenn Er es dir zeigt. Er wird es dir zeigen, wenn du wirklich aufrichtig bist. Aber vielleicht gibt es einige, die die Freude des Heiligen Geistes nie kannten. Du kannst diese wunderbare Freude heute erleben. Der Herr Jesus steht heute hier, unsichtbar, aber dennoch gegenwärtig. Er hält dir den goldenen Kelch mit dem Lebenswasser hin und Sagt: „wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben Quillt.“ willst du trinken? In Vers 10 des gleichen Kapitels sagt der Herr Jesus: „wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.“ bitte einfach den Herrn Jesus, vorausgesetzt, du meinst es wirklich ernst und sehnst dich um jeden Preis nach dem Heiligen Geist und dein Wille ist Gott völlig hingegeben; denn Er gibt den Heiligen Geist “denen, die Ihm gehorchen“(Apg. 5, 32).

V Die Taufe mit dem Heiligen Geist: Ihr Wesen und ihre Wirkung

Die Botschaft dieses Nachmittags und die Botschaften der nächsten Tage sind das Resultat einer Erfahrung, und diese Erfahrung war das Resultat eines Studiums des Wortes Gottes. Nachdem ich einige Jahre lang Christ war und auch schon einige Jahre im Dienst des Herrn stand, wurde meine Aufmerksamkeit in besonderem Maße auf gewisse Ausdrucksweisen in den Evangelien und der Apostelgeschichte wie auch in den Briefen gelenkt, wie z. B.“ mit dem Heiligen Geist getauft“, „voll Geistes“, „der Heilige Geist fiel auf sie“, „die Gabe des Heiligen Geistes“, „angetan mit Kraft aus der Höhe“ und anderen damit verbundenen Aussagen. Als ich diese verschiedenen Formulierungen in ihrem Zusammenhang näher betrachtete, wurde mir klar, daß sie alle dem Wesen nach dasselbe bedeuteten. Es wurde mir auch klar, daß Gott für jedes Seiner Kinder in diesem gegenwärtigen Zeitalter Vorkehrungen getroffen hat, daß sie “mit dem Geist getauft“ oder „mit dem Geist erfüllt“ werden sollten. Als ich mich noch weiter mit diesem Thema beschäftigte, wurde ich davon überzeugt, daß diese Aussagen der Schrift eine Erfahrung beschreiben, die ich selbst nicht hatte, und ich trachtete danach, das Beschriebene selbst zu erleben. Ernstlich trachtete ich danach, „mit dem Heiligen Geist getauft zu werden“. Aber ich ging sehr unwissend vor. Oft habe ich mich gefragt, ob jemals ein Mensch unwissender daranging als ich. Aber ich war ganz aufrichtig und ernsthaft, und Gott begegnete mir, wie Er immer ehrlichen und aufrichtigen Seelen begegnet, gleichgültig, wie unwissend sie auch sein mögen. Gott gab mir, wonach ich suchte: Ich wurde “mit dem Heiligen Geist getauft“. Die Folge davon war ein umgewandeltes Christenleben und ein umgewandelter Dienst. Dann begann ich anderen davon zu sagen, was ich im Worte Gottes gefunden hatte, zuerst in ganz kleinen Kreisen, dann in immer größeren Kreisen, bis es schließlich mein Vorrecht wurde, auf der ganzen Welt davon zu erzählen. Im Zusammenhang mit meinem eigenen Erleben dachte ich oft an die Verheißung unseres Herrn an die Apostel, wie wir sie in Apg. 1, 8 Finden: „aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch kommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde“ - denn es war mein Vorrecht, die Wahrheit im entferntesten bewohnten Flecken der Erde zu erzählen, von dem Ort aus gesehen, wo ich selbst “mit dem Heiligen Geist getauft“ worden war. Das Wesentliche dessen, was ich heute zu sagen habe, finden wir in drei Versen der Bibel, Apg. i, 4. 5 und 8: „und als er mit ihnen zusammen war, gebot er ihnen, von Jerusalem nicht zu weichen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten, die ihr, sprach er, von mir gehört habt. Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. … Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch kommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“ ich möchte besonders auf die Worte “mit dem Heiligen Geist getauft“ hinweisen. Was für ein eigenartiger Ausdruck! Was bedeutet das? Wir alle wissen, was es bedeutet, mit Wasser getauft zu werden. Wir haben gesehen, wie Menschen getauft wurden. Aber was bedeutet “mit dem Heiligen Geist getauft“? Ich werde das, was ich über das allgemeine Thema der Taufe mit dem Heiligen Geist zu sagen habe, in fünf Punkte gliedern: Erstens: Das Wesen der Taufe mit dem Heiligen Geist. Zweitens: Die Folgen der Taufe mit dem Heiligen Geist. Drittens: Die Notwendigkeit der Taufe mit dem Heiligen Geist, oder: Wer braucht die Taufe mit dem Heiligen Geist? Viertens: Die Möglichkeit der Taufe mit dem Heiligen Geist, oder: Wer kann mit dem Heiligen Geist getauft werden? Fünftens: Wie kann man die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen?

I. Was ist die Taufe mit dem Heiligen Geist?

Als erstes sollten wir also Fragen: „was ist die Taufe mit dem Heiligen Geist?“ Die Bibel macht es sehr klar, wenn wir die verschiedenen Abschnitte, in denen davon die Rede ist, in ihrem Zusammenhang betrachten. 1. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist eine bestimmte Erfahrung, von der man weiß, ob man sie empfangen hat oder nicht. Das geht klar aus Apg. 1, 4 und 5 Hervor: „und als er mit ihnen zusammen war, gebot er ihnen, von Jerusalem nicht zu weichen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten, die ihr, sprach er, von mir gehört habt. Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.“ aus diesen Versen geht ganz klar hervor, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist ein bestimmtes Erlebnis ist und daß man wissen kann, ob man es hatte oder nicht. Wenn nicht, wie konnten dann die Jünger wissen, wann die Tage des Wartens vorüber waren und die Tage ihres Dienstes begannen? Dasselbe geht klar aus Apg. 19, 2 hervor, wo Paulus fragte: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“ Sie sprachen zu Ihm: „wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da Ist.“ Paulus war nach Ephesus gekommen und hatte dort eine kleine Gruppe von Jüngern gefunden, zwölf an der Zahl. Etwas befriedigte Paulus nicht an diesen Jüngern. Wir wissen nicht, was es war. Vielleicht fehlte ihnen die überströmende Freude, die man in geisterfüllten Christen erwartet. Oder vielleicht war Paulus darum bekümmert, weil es nur zwölf waren, und dachte, wenn sie geisterfüllt wären, so wären es gewiß jetzt schon mehr. Doch was immer es auch sein mochte, das Paulus störte, - er ging der Sache sofort auf den Grund und Fragte: „habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“ Offensichtlich erwartete Paulus ein Klares “ja“ oder “nein“. Und er bekam ein Klares “nein“. Sie sagten: „wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da Ist.“ sie sagten nicht, wie wir in der Luther-Übersetzung lesen: „wir haben noch nie gehört, daß ein Heiliger Geist Ist.“ ich glaube, es gibt heute Christen, die sogar so unwissend sind, daß sie nicht einmal wissen, daß es eine solche Person wie den Heiligen Geist gibt. Doch diese Jünger wußten, daß es einen Heiligen Geist gab. Weiterhin wußten sie, daß es eine klare Verheißung für die Taufe mit dem Heiligen Geist gab. Aber sie wußten nicht, daß diese Verheißung schon erfüllt war. Paulus versicherte ihnen, daß es so war, und es war ihm wichtig, daß sie, noch bevor die Versammlung zu Ende war, die Schritte taten, wodurch sie alle an Ort und Stelle mit dem Heiligen Geist getauft wurden - ohne Irgendwelche “Warteversammlungen“ oder dergleichen. Es wird in unserer Zeit viel über die Taufe mit dem Heiligen Geist geredet und viel um die Geistestaufe gebetet, doch ist alles so verschwommen und unbestimmt. Man kann in eine Versammlung gehen und sehen, wie Menschen aufstehen und darum beten, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden. Doch würde man nach der Versammlung zu ihnen gehen und sie Fragen: „hast du bekommen, was du erbeten hast? Wurdest du mit dem Heiligen Geist getauft?“, würden sie sehr wahrscheinlich zögernd, wenn nicht sogar stammelnd Sagen: „nun, ich Hoffe.“ aber so etwas Unbestimmtes gibt es in der Bibel nicht. Die Bibel ist das klarste Buch, das je geschrieben wurde. Das ist einer der Gründe, weshalb ich sie so liebe. Die Bibel spricht bestimmt und klar über die Erlösung - so bestimmt, daß ein Mensch, wenn er gerettet ist und seine Bibel kennt und gefragt Wird: „bist du gerettet?“, in aller Demut und doch mit Vertrauen und Bestimmtheit antworten Wird: „ja, Gott hat in Seiner unendlichen Barmherzigkeit und Herablassung auch mich Errettet.“ die Bibel ist genauso klar über die Taufe mit dem Heiligen Geist, so klar, daß ein Mensch, der mit dem Heiligen Geist getauft ist und seine Bibel kennt, wenn er gefragt Wird: „bist du mit dem Heiligen Geist getauft?“, in aller Demut und doch mit Zuversicht und Bestimmtheit antworten Wird: „ja, Gott hat mich in Seiner unendlichen Barmherzigkeit und Herablassung für würdig geachtet, mich mit Seinem Heiligen Geist zu taufen.“ Natürlich ist es sehr wohl möglich, daß ein Mensch gerettet ist und doch aus Mangel an Bibelkenntnis keine Heilsgewißheit hat, d. h. er weiß nicht, daß er gerettet ist. Wir alle kennen viele solcher Menschen. Aber es ist ihr Vorrecht, es zu wissen (1. Joh. 5, 13). Ebenso ist es gut möglich, daß jemand „mit dem Heiligen Geist getauft“ ist und doch durch Unkenntnis der Bibel nicht den Namen für das Erlebnis weiß, das ihm geschenkt wurde. Ich habe solche Menschen kennengelernt. Ich denke dabei an einen Mann, der einst bei einer internationalen Reichsgottesarbeiter-Konferenz in Washington zu mir kam. Er war ein bekannter Mann. Ich nehme an, daß jeder von euch ihn wenigstens dem Namen nach kennt. Im Anschluß an eine Ansprache, die ich über “die Taufe mit dem Heiligen Geist“ hielt, kam dieser Mann zu mir und Sagte: „so nennen Sie das, die Taufe mit dem Heiligen Geist? Ich hörte diesen Ausdruck nie zuvor, aber ich habe empfangen, wovon Sie sprachen, und ich kann Ihnen genau sagen, wo ich es empfangen Habe.“ doch es ist möglich, zu wissen, ob wir mit dem Heiligen Geist getauft wurden oder nicht. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist ein bestimmtes Erlebnis, von dem man weiß, ob man es gehabt hat oder nicht. 2. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist ein Werk des Heiligen Geistes, das sich klar von Seinem Werk der Wiedergeburt unterscheidet. In andern Worten, vom Heiligen Geist wiedergeboren und vom Heiligen Geist getauft zu sein, ist nicht dasselbe. Das geht aus Apg. 1, 5 klar hervor: „… ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.“ aus diesen Worten ist ersichtlich, daß die Apostel noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft waren, sondern es “nicht lange nach diesen Tagen“ werden sollten. Aber die Menschen, zu denen unser Herr Jesus Christus diese Worte sprach, waren bereits wiedergeboren. Wir wissen, daß sie wiedergeboren waren, denn unser Herr Jesus Christus selbst hat sie als Wiedergeborene erklärt. In Joh. 15, 3 hatte unser Herr zu denselben Männern Gesagt: „ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet Habe.“ was bedeutet denn “rein um des Wortes willen“? Die Antwort darauf finden wir in 1. Petr. 1, 23: „als die da wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da Bleibt.“ aus diesen Worten geht klar hervor, daß “rein durch das Wort“ (oder “um des Wortes willen“) “wiedergeboren aus dem Wort“ bedeutet. Somit waren diese Männer bereits wiedergeboren, aber sie waren noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft. Sie sollten “nicht lange nach diesen Tagen“ mit dem Heiligen Geist getauft werden. Dasselbe geht aus Apg. 8, 12-16 hervor. In Vers 12 lesen Wir: „da sie aber glaubten den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi, ließen sich taufen Männer und Frauen.“ nun waren gewiß in jener großen Gruppe von getauften Gläubigen, die “glaubten den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi“ und die “auf den Namen des Herrn Jesus“(v. 16) getauft worden waren, wenigstens einige Männer und Frauen, die wiedergeboren waren. Welche Art der Taufe nun auch die richtige sein mag - durch Besprengung, Untertauchen oder Übergießen - ‚diese Jünger waren zweifellos in der rechten Weise getauft worden, denn Philippus, ein offiziell verordneter Diener der Gemeinde, hatte sie getauft, und wie ich sagte, ist es klar, daß wenigstens einige aus dieser Gruppe wiedergeboren waren. Aber wenn wir an die Verse 15 und 16 kommen, lesen Wir: „Petrus und Johannes kamen hinab und beteten für sie, daß sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus.“ daraus ersehen wir, daß diese wiedergeborenen Menschen noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft waren, obgleich sie “auf den Namen des Herrn Jesus“ getauft waren. Sie waren wiedergeboren, aber sie waren nicht mit dem Heiligen Geist getauft. Hier wird also so eindeutig wie möglich gesagt, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist nicht dasselbe ist wie die Wiedergeburt, sondern etwas Zusätzliches. Es ist darum klar und unleugbar, daß man wiedergeboren sein kann und doch nicht mit dem Heiligen Geist getauft. Wir wollen uns der klaren Lehre des Wortes Gottes beugen, selbst wenn sie nicht mit unseren vorgefaßten Meinungen übereinstimmt. Wenn ein Mensch wiedergeboren ist, so ist er gerettet. Hier handelt es sich nun nicht um Erlösung. Wenn ein Wiedergeborener stirbt, kommt er in den Himmel. Aber obgleich ein Mensch gerettet ist, so ist er doch noch nicht zum Dienst Gottes geeignet. Er hat noch nicht alles, was er haben kann und haben sollte. Weiterhin möchte ich klarlegen, daß jeder Gläubige in gewisser Hinsicht den Heiligen Geist hat. Der Heilige Geist wohnt in jedem wiedergeborenen Menschen. Das geht deutlich aus Röm. 8, 9 wie auch aus vielen anderen Schriftstellen hervor. In Römer 8, 9 lesen Wir: „wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein.“ die Worte „Christi Geist“ bedeuten hier nicht einen christusähnlichen Geist, sondern sind eine Bezeichnung für den Heiligen Geist. Das ist aus dem Zusammenhang klar ersichtlich. Es wird uns hier gesagt, daß ein Mensch, der den Heiligen Geist nicht hat (der hier der Geist Christi genannt wird), nicht zu Ihm gehört. Somit wird deutlich, daß jeder Wiedergeborene den Heiligen Geist hat. Aber in vielen Gläubigen wohnt der Heilige Geist irgendwo in einem verborgenen Heiligtum ihres Wesens, weit weg von ihrem bewußten Erleben. Es ist ein Unterschied, ob du einen Gast in deinem Hause hast, der im äußersten Winkel des Hauses wohnt, wo du kaum merkst, daß er da ist, oder ob dieser Gast ganz Besitz nimmt von dem Haus. So besteht auch ein Unterschied, ob der Heilige Geist dir unbewußt in einem verborgenen Heiligtum deines Wesens wohnt, oder ob du Ihn das ganze Haus besitzen läßt. Mit anderen Worten: Es ist ein Unterschied, ob der Heilige Geist nur in uns wohnt, wir uns aber Seines Innewohnens nicht bewußt sind, oder ob wir mit dem Heiligen Geist erfüllt oder getauft sind. So können wir es folgendermaßen ausdrücken: Jeder Wiedergeborene hat den Heiligen Geist, aber nicht jeder Wiedergeborene hat das, was die Bibel „die Gabe des Heiligen Geistes“ oder „die Taufe mit dem Heiligen Geist“ oder “die Verheißung des Vaters“ nennt. Ich möchte auch noch hinzufügen, daß man zur gleichen Stunde der Wiedergeburt mit dem Heiligen Geist getauft werden kann. Das geschah bei Kornelius und seinem Hause. Kornelius hörte mit seiner Familie und seinen Freunden zum erstenmal in seinem Leben das Evangelium. Als Petrus am Höhepunkt seiner Botschaft angelangt war und Sagte: „von diesem (dem Herrn Jesus) zeugen alle Propheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen Sollen“(Apg. 10, 43), da glaubten alle an den Herrn Jesus und wurden wiedergeboren. Noch ehe Petrus mit seiner Predigt zu Ende war, so lesen Wir: „da Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten. Und die Gläubigen aus den Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, daß auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen ward; denn sie hörten, daß sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen.“ So sehen wir, daß sie im gleichen Augenblick, in dem sie glaubten und wiedergeboren wurden, mit dem Heiligen Geist getauft wurden. Das wäre nun das Normale in einem geordneten Gemeindeleben. Aber ach! Das Gemeindeleben ist heute nicht so normal und geordnet. Ein großer Prozentsatz der Gemeinde Jesu Christi befindet sich heute genau da, wo die Gläubigen in Samaria sich befanden, ehe Petrus und Johannes kamen und für sie beteten, damit sie den Heiligen Geist empfingen, denn “er war noch auf keinen von ihnen gefallen“. Sie befinden sich da, wo die zwölf Jünger in Ephesus standen, ehe Paulus nach Ephesus kam. Sie waren mit der Taufe der Buße getauft, hatten Vergebung der Sünden und waren errettet, aber noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist das Vorrecht und Geburtsrecht jedes Gläubigen - durch den gekreuzigten, auferstandenen und erhöhten Heiland. Als Jesus Christus erhöht wurde, betete Er für Seine Gemeinde (Joh. 14, 15-17), d. h. für die Gesamtheit aller Gläubigen, und empfing für sie, wie uns in Apg. 2, 33 berichtet wird, „die Verheißung des Heiligen Geistes“. Er goß den Heiligen Geist über Seine Gemeinde als Leib aus. Aber viele Glieder der wahren Gemeinde, das heißt, viele Gläubige haben ihr Geburtsrecht noch nicht in Anspruch genommen. Während die Taufe mit dem Heiligen Geist ihnen gehört, haben sie sie noch nicht als persönliche Erfahrung erlebt. Wir können ferner sagen, daß durch die “Taufe mit dem Heiligen Geist“ der einzelne Gläubige, wie uns in 1. Kor. 12, 13 gesagt wird, „zu einem Leibe getauft“ wird, in den Leib Jesu hinein als ein lebendiges, aktives, taugliches Glied dieses Leibes. Aber viele Gläubige haben Diese “Taufe mit dem Heiligen Geist“ noch nicht beansprucht. Darum besitzen sie noch nicht jene Gaben (siehe 1. Kor. 12, 4-11), die sie dazu befähigen, Glieder des Leibes zu sein in dem Sinne, in dem Paulus den Leib im zwölften Kapitel des ersten Korintherbriefes beschreibt. Sie sind schon der Anlage nach (potentiell) mit dem Heiligen Geist getauft, aber noch nicht der Erfahrung nach. Jedoch sie können die Taufe mit dem Heiligen Geist sofort empfangen. Es gibt Christen, die sich unter das Wort Gottes, nicht über das Wort stellen. Sie möchten nur eins wissen: was Gottes Wort lehrt. Daher sind sie keine Sklaven einer Theorie. Solchen Gläubigen machen die Schriftstellen, die wir gelesen haben, und viele andere, die wir noch lesen könnten, klar, daß man wiedergeboren und doch nicht mit dem Heiligen Geist getauft sein kann. Aus der Apostelgeschichte und den Briefen ersehen wir, daß zur Zeit der Bibel die Taufe mit dem Heiligen Geist etwas Bestimmtes bedeutete. Aber heute müssen wir aus eigener Beobachtung und Erfahrung feststellen, daß sehr viele Menschen in der Gemeinde von heute zweifellos wiedergeboren und damit gerettet, aber noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft sind. 3. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist ein Werk des Heiligen Geistes, das immer mit Zeugnis und Dienst verbunden ist. Das geht aus der Schriftstelle hervor, in welcher der Herr Jesus die ursprüngliche Verheißung der Taufe mit dem Heiligen Geist gab, Apg. 1, 8: „ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch kommt, und meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“ dasselbe ersehen wir aus dem zwölften Kapitel des ersten Korintherbriefes, wo das ganze Thema der Taufe mit dem Heiligen Geist eingehend behandelt wird. Wir wollen uns jetzt nicht die Zeit nehmen, diesen Abschnitt zu lesen, obwohl wir später noch viel davon lesen werden. Es gibt nicht ein einziges Beispiel in der Bibel, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, wo die Taufe mit dem Heiligen Geist erwähnt wird und wo sie nicht mit dem Zeugnis oder Dienst verbunden wäre. Ich stellte vor Jahren diese Behauptung einmal vor einer großen Gruppe Theologiestudenten auf. Nach der Vorlesung kamen zwei Studenten zu mir und Sagten: „haben wir Sie recht verstanden, daß es nicht eine einzige Stelle in der Bibel geben soll, wo die Taufe mit dem Heiligen Geist erwähnt ist und nicht gleichzeitig mit Zeugnis oder Dienst verbunden ist?“ „Ja“, antwortete ich, „genau das habe ich Gesagt.“ „nun, wir bezweifeln es“, wandten sie Ein.“ es ist Ihr gutes Recht, es zu bezweifeln“, erwiderte Ich.“ forschen Sie nur in der Bibel nach und bringen Sie mir, wenn Sie können, eine einzige Bibelstelle, wo die Taufe mit dem Heiligen Geist erwähnt wird und nicht mit einem Zeugnis oder Dienst in Zusammenhang Steht.“ sie machten sich an die Arbeit und suchten nach einer Stelle. Vielleicht suchen sie immer noch danach, denn sie haben mir noch keine gezeigt und werden mir auch keine zeigen, denn sie ist nirgends in der Bibel zu finden. Seit ich jene Bemerkung den Studenten gegenüber machte, habe ich immer wieder daraufhin meine Bibel durchsucht. Ich wiederhole ohne die geringste Angst vor berechtigtem Widerspruch die Behauptung, daß es keine einzige Stelle gibt, weder im Alten noch im Neuen Testament, an welcher von der Taufe mit dem Heiligen Geist gesprochen wird, ohne daß diese in Verbindung mit dem Zeugnis oder Dienst stünde. Die Taufe mit dem Heiligen Geist dient nicht in erster Linie dem Zweck, uns als einzelne Gläubige zu heiligen. Achte bitte genau auf meine Worte und verstehe, was ich sage. Ich sage nicht, es sei nicht das Werk des Heiligen Geistes, uns zu heiligen, denn das ist Sein Werk, und nur durch Sein Werk können wir geheiligt werden. Ich sage aber, daß es nicht der primäre Zweck der Taufe mit dem Heiligen Geist ist, uns zu heiligen. Die Taufe mit dem Heiligen Geist dient in erster Linie dazu, uns für den Dienst auszurüsten und zu befähigen. Das wird uns noch klarer werden, wenn wir den nächsten Teil unseres Themas betrachten: die Folgen der Taufe mit dem Heiligen Geist. Es ist auch nicht der primäre Zweck der Taufe mit dem Heiligen Geist, uns persönlich glücklich zu machen. Achte wieder genau auf das, was ich sage. Ich sage nicht, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist uns nicht glücklich macht, wenn wir sie empfangen. Ich habe nie jemanden getroffen, der mit dem Heiligen Geist getauft worden war und in dessen Herz nicht eine neue und herrlichere Freude eingezogen wäre. Aber ich sage, daß das nicht der primäre Zweck der Taufe mit dem Heiligen Geist ist. Der primäre Zweck der Taufe mit dem Heiligen Geist besteht nicht darin, uns glücklich zu machen, sondern uns brauchbar zu machen für Gott. Ich bin froh, daß das so ist. Gegen ekstatische Gefühle, wo sie hingehören, ist nichts einzuwenden. Ich kenne sie auch aus meiner eigenen Erfahrung. Doch in einer solchen Welt, in der wir leben, in der ein so großer Strom von Menschen ungerettet auf eine hoffnungslose Ewigkeit zusteuert, möchte ich lieber ohne ein einziges ekstatisches Gefühl durch mein ganzes Leben gehen, aber dabei die Kraft haben, meinen Teil am Aufhalten dieses furchtbaren Stromes beizutragen. Lieber möchte ich wenigstens einige retten, als jeden Tag meines Lebens unbeschreibliche Verzückungen haben und keine Kraft, die Verlorenen zu retten. Ich möchte mich an diesem Punkt ganz klar und deutlich ausdrücken; denn gerade hier gehen sehr viele Menschen in unseren Tagen irre. Viele Christen besuchen Bibelkonferenzen, „Versammlungen zur Vertiefung geistlichen Lebens“, „Warteversammlungen“ und anderes dieser Art und kommen zurück und erzählen, was für eine wunderbare Erfahrung sie hatten, wie begeistert sie waren und wie sie “mit dem Heiligen Geist getauft“ worden seien. Ich habe viele dieser Leute genau beobachtet, und eine ganze Anzahl von ihnen nützen ihrem Pastor oder ihrer Gemeinde nicht mehr als zuvor. Einige sind noch weniger brauchbar, als sie es zuvor waren, und manche geradezu ein Ärgernis. Sie haben nicht mehr Liebe zu den Menschen als vorher, kümmern sich nicht mehr um die Errettung der Verlorenen als zuvor und gewinnen auch nicht mehr Seelen für Christus als zuvor. Ich bin darum überzeugt, was für ein Erlebnis sie auch hatten - es war nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist, wie sie uns so klar im Worte Gottes aufgezeigt ist. Darum wiederhole ich: Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist immer mit Zeugnis und Dienst verbunden und in erster Linie zu diesem Zweck gegeben. Sie soll uns nicht nur glücklich, sondern brauchbar machen für Gott zur Errettung verlorener Menschen.

II. Die Folgen der Taufe mit dem Heiligen Geist

Wir kommen nun zur zweiten Frage: Welches sind die Folgen der Taufe mit dem Heiligen Geist? Die Folgen der Taufe mit dem Heiligen Geist, wie sie uns im Worte Gottes aufgezeigt werden, sind vielfältig. Aber sie können alle in einem Wort zusammengefaßt werden, und dieses Wort lautet Kraft. Das geht aus der bereits angeführten Stelle hervor, Apg. 1, 8: „ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch kommt, und meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“ So gewiß, wie ein Mensch mit dem Heiligen Geist getauft ist, wird er Kraft haben, Kraft für das Werk, wozu Gott ihn berufen hat. So gewiß, wie jemand heute Nachmittag hier die Bedingungen der Taufe mit dem Heiligen Geist erfüllt und darum “mit dem Heiligen Geist getauft“ wird, wird auch eine neue Kraft in seinem Leben und Dienst zur Auswirkung kommen. An diesem Punkt muß jedoch ein Wort der Vorsicht gesagt werden, und nicht nur gesagt, sondern klar und deutlich betont werden: Diese Kraft äußert sich nicht in jedem einzelnen auf dieselbe Weise. Darüber lesen wir ausführlich in 1. Kor. 12, dem klassischen Schriftabschnitt über das Thema der Taufe mit dem Heiligen Geist. In Vers 4-13 lesen Wir: „es sind mancherlei Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind mancherlei Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind mancherlei Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirket alles in allen. In einem jeglichen offenbaren sich die Gaben des Geistes zu gemeinem Nutzen. Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit; dem andern wird gegeben, zu reden von der Erkenntnis, nach demselben Geist; einem andern der Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun, einem andern Weissagung; einem andern, Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern, die Zungen auszulegen. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen das Seine zu, wie er will. Denn gleichwie ein Leib ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder aber des Leibes, wiewohl ihrer viele sind, doch ein Leib sind; so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Unfreie oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.“ Was uns nun dabei auffällt oder besonders auffallen sollte, ist das Wort “mancherlei“ und auch die Worte “einem andern“, die so oft wiederholt werden. Damit wird klar und deutlich ausgedrückt, daß es nur “eine Taufe mit dem Heiligen Geist“ gibt, diese Taufe aber verschiedene Auswirkungen hat. Durch die Taufe mit dem Heiligen Geist hat der eine eine Gabe, die in Verbindung mit dem Dienst steht, zu dem er berufen wurde. Ein anderer hat eine ganz andere Gabe dem Dienste gemäß, zu dem er berufen ist. Nun sind wir an dem Punkt, an dem sehr, sehr viele fehlgehen. Sie hören von einem Menschen, der mit dem Heiligen Geist getauft wurde, und der Heilige Geist teilte aus Seiner weisen Absicht heraus diesem Menschen eine besondere Gabe zu für den besonderen Dienst, wozu er berufen wurde. Nun meinen diese Menschen, wenn sie mit dem Heiligen Geist getauft würden, so müßten sie genau die gleiche Gabe erhalten, die jener Bruder empfing. Aber das ist, wie wir sehen, völlig unbiblisch; es steht sogar im Gegensatz zu der Schrift. An diesem Punkt war auch ich versucht, fehlzugehen, als ich vor Jahren begann, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Ich bemerkte, daß im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte sowie auch im zehnten und neunzehnten Kapitel die Menschen, die mit dem Heiligen Geist getauft wurden, „in anderen Lungen redeten“, und ich fragte mich nun, ob nicht jeder, der mit dem Heiligen Geist getauft würde, mit Zungen spreche. Und da ich heute niemand in Zungen reden hörte, fragte ich mich, ob diese Gabe nicht auf das apostolische Zeitalter beschränkt sei. Aber eines Tages wurde meine Aufmerksamkeit auf das zwölfte Kapitel des ersten Korintherbriefes gelenkt, und ich las die Verse, die wir gerade jetzt lasen. Ich stellte fest, daß es zwar nur “eine Taufe mit dem Heiligen Geist“, aber viele Auswirkungen dieser einen Taufe gab. Deutlich wurde gesagt, daß dem einen “mancherlei Zungenrede“ gegeben wurde, einem andern dagegen eine völlig andere Gabe. Ich entdeckte auch, daß das Zungenreden ganz unten auf der Liste stand. Dann wurde ich auf die Schlußverse des Kapitels, die Verse 28 bis 31, Aufmerksam: „und Gott hat gesetzt in der Gemeinde aufs erste Apostel, aufs andere Propheten, aufs dritte Lehrer, danach Wundertäter, danach Gaben, gesund zu machen, Helfer, Regierer, mancherlei Zungen.“ hier steht wiederum das Zungenreden am Ende der Liste. Dann las ich Weiter: „sind sie alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Sind sie alle Lehrer? Sind sie alle Wundertäter? Haben sie alle Gaben, gesund zu machen? Reden sie alle in Zungen?“ Paulus lehrt hier klar, daß es unter den Gläubigen in dieser reich mit Gaben ausgerüsteten Gemeinde, von der im 13. Vers klar steht, daß jeder mit dem Heiligen Geist getauft war, wenigstens einige gab, die nicht in Zungen redeten. Die Lehre, daß das Zungenreden die unweigerliche Folge der Taufe mit dem Heiligen Geist sei und daß jeder, der nicht in Zungen redet, nicht geistgetauft sei, ist völlig unbiblisch, ja sogar gegen die Schrift. Aber dann war ich versucht, einem anderen Irrtum zum Opfer zu fallen. Ich hatte das Zeugnis von John Wesley, von Charles G. Finney, Dwight L. Moody und anderen gelesen. All diese Männer wurden mit dem Heiligen Geist getauft und empfingen die Gabe eines Evangelisten. Nach dieser Feststellung war ich versucht zu denken, daß jeder, der mit dem Heiligen Geist getauft ist, die Gabe eines Evangelisten bekommt. Doch das ist genauso unbiblisch, wie zu behaupten, daß jeder, der mit dem Heiligen Geist getauft ist, in Zungen redet. Wenn Gott einen Menschen zum Evangelisten berufen hat, und wenn dieser Mensch mit dem Heiligen Geist getauft ist, wird er zweifellos die Gabe eines Evangelisten haben. Aber wenn Gott ihn zu einer anderen Aufgabe berufen hat, wird er eine andere Kraft oder Gabe empfangen, die ihn für die Arbeit ausrüstet, zu der Gott ihn berufen hat. Dieser Irrtum, daß jeder, der mit dem Heiligen Geist getauft ist, die Vollmacht eines Evangelisten hat, führt zu drei großen Übeln. Das erste ist die Enttäuschung, manchmal sogar Verzweiflung. Mancher hat eine Ansprache über die Taufe mit dem Heiligen Geist gehört, die aber an diesem Punkt nicht ganz klar war. Er hat nun den Eindruck, daß die unweigerliche und unveränderliche Folge der Taufe mit dem Heiligen Geist die Gabe eines Evangelisten ist. Dann trachtet dieser Mann nach der Taufe mit dem Heiligen Geist, erfüllt die Bedingungen, wird wirklich mit dem Heiligen Geist getauft, aber Gott hat ihn nicht zum Evangelisten berufen und bevollmächtigt ihn darum natürlich auch nicht mit der Gabe eines Evangelisten. Der Mann ist nun verwirrt und zuweilen fast verzweifelt und fragt sich, ob er wirklich mit dem Heiligen Geist getauft worden ist. Ich erinnere mich an ein treffendes Beispiel dazu. Ein Schotte, ein Schiffsplattierer, der in Schottland gut verdiente, hörte eine Ansprache über die Taufe mit dem Heiligen Geist. Er gewann den Eindruck, daß die Folge der Taufe mit dem Heiligen Geist in jedem Fall die Vollmacht zum Evangelisieren sei. So trachtete er nach der Geistestaufe und empfing sie auch. Dann hörte er davon, daß es im Nordwesten Amerikas geistlich bedürftige Gebiete gäbe, und entschloß sich, dorthin zu gehen und das Evangelium zu verkündigen. Unter großen finanziellen Opfern verkaufte er alles und reiste nach Minnesota. Aber Gott hatte ihn nicht zum Evangelisten berufen. Daher fand er keine offenen Türen und war fast am Verzweifeln. Er stellte nicht nur seine Geistestaufe in Frage, sondern zweifelte sogar an seiner Errettung. In dieser unglücklichen inneren Verfassung kam er in die Kirche zu Minneapolis, an welcher ich zu jener Zeit Pastor war. An jenem Morgen predigte ich gerade über die Taufe mit dem Heiligen Geist und machte klar, was ich euch heute klarzulegen versuchte: Es gibt zwar “eine Taufe“ mit dem Heiligen Geist, aber sie äußert sich auf mancherlei Weise. Die Gabe eines Evangelisten ist keineswegs die unabänderliche Folge dieser Taufe. Der Schotte erkannte diese Wahrheit und legte sich in Gottes Hand, damit Gott für ihn das Aufgabengebiet wählen und ihn zu dem Dienst ausrüsten möchte, zu dem Er ihn berufen hatte. Sehr bald öffnete sich ihm eine Tür zu missionarischer Sonntagsschularbeit in notleidenden Gegenden Wisconsins. Er ging hin, und etwas Großes geschah. Er hatte es aufgegeben, dem Heiligen Geist vorzuschreiben, welche Gabe Er ihm zuteilen sollte. Er überließ die Entscheidung dem souveränen Willen des Heiligen Geistes. Als er hinging, um die Arbeit zu tun, die Gott für ihn hatte, empfing er genau die Gabe, nach der er zuvor getrachtet hatte. Er empfing die Gabe eines Evangelisten und erfuhr, wie eine Stadt nach der andern durch seine Predigt des Evangeliums umgewandelt wurde. Das zweite Übel, das von dem Irrtum herrührt, die Taufe mit dem Heiligen Geist habe immer die Kraft zum Evangelisieren zur Folge, ist die Anmaßung. Mancher hat eine Botschaft über die Taufe mit dem Heiligen Geist gehört, die aber an diesem Punkt nicht klar war. Er hat den Eindruck bekommen, daß ein unabänderliches Resultat der Geistestaufe die Kraft zum Evangelisieren sei. Er sagt sich Darum: „wenn ich Evangelist werden will, brauche ich nur die Taufe mit dem Heiligen Geist zu Empfangen.“ nun, dem ist nicht so. Um ein Evangelist zu werden, braucht ein Mensch in erster Linie einen Ruf von Gott zu diesem besonderen Dienst. Wenn Gott in Seiner unendlichen Weisheit einen Menschen nicht zu diesem Dienst berufen, sondern für eine andere Aufgabe bestimmt hat, dann wird dieser Mann gewiß nicht die Vollmacht eines Evangelisten empfangen, selbst wenn er mit dem Heiligen Geist getauft ist. An zweiter Stelle braucht ein Evangelist eine gute Kenntnis des Wortes Gottes, damit er etwas zu predigen hat, das des Zuhörens wert ist. Wenn ein Mann von Gott zum Dienst eines Evangelisten berufen ist und sich eine solche Kenntnis des Wortes Gottes angeeignet hat, daß er predigen kann, was des Zuhörens wert ist, - wenn er dann die Taufe mit dem Heiligen Geist empfängt, wird er Vollmacht als Evangelist haben. Aber andernfalls wird er keine Vollmacht dazu haben. Es ist eine Tragik in der evangelistischen Arbeit unserer Zeit, daß so viele Menschen in diesen Dienst gegangen sind, die Gott nie dazu berufen hat und die keine Botschaft haben, die des Zuhörens wert ist. Das dritte Übel, das von diesem Mißverständnis herrührt, ist das schlimmste, und das ist die Gleichgültigkeit. Mancher kommt in eine Versammlung wie diese und hört eine Botschaft über die Taufe mit dem Heiligen Geist und gewinnt den Eindruck, daß die Folge der Geistestaufe die Gabe eines Evangelisten ist. Nun weiß dieser Mensch jedoch, daß Gott ihn nicht zum Werk eines Evangelisten berufen hat. Nehmen wir beispielsweise eine Hausfrau, Mutter von sechs oder mehr Kindern. Nun, diese Frau weiß oder man nimmt wenigstens an, daß sie es wissen sollte, obgleich manche es nicht wissen, daß Gott sie nicht zum Dienst eines Evangelisten berufen hat, daß ihr Arbeitsplatz zu Hause bei ihren Kindern ist. Wenn sie nun diese Botschaft hört, sagt sie Sich: „mein Pfarrer braucht vielleicht die Taufe mit dem Heiligen Geist, der Evangelist braucht sie vielleicht oder auch der CVJM-Sekretär. Aber ich brauche sie nicht, denn Gott hat mich nicht zum Evangelisieren berufen. Meine Aufgabe ist zu Hause bei meinen eigenen Kindern.“ aber wenn eine Mutter die rechte Vorstellung, die biblische Vorstellung von der Taufe mit dem Heiligen Geist hat, nämlich, daß sie die an Jesus Christus Gläubigen nicht nur zum Dienst eines Evangelisten ausrüstet, sondern auch für irgendeine andere Funktion, wozu Gott uns in Seiner Gemeinde rufen mag, und daß es keine andere Funktion in der Gemeinde gibt, die Gott mehr geehrt hat als die Funktion der geheiligten Mutterschaft, dann wird diese Frau Sagen: „Evangelisten mögen die Taufe mit dem Heiligen Geist brauchen, unser Pfarrer mag sie brauchen, aber ich brauche sie, damit ich die Kraft habe, meine Kinder in der Zucht und Vermahnung zum Herrn zu erziehen.“ Ehe ich diesen Teil meines Themas abschließe, möchte ich eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken und es betonen, daß der Heilige Geist selbst entscheidet, welche besondere Gabe er im einzelnen Fall zuteilt. Das ersehen wir klar aus 1. Kor. 12, 11: „dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen das Seine zu, wie Er Will.“ hier werden wir klar gelehrt, daß es uns nicht zusteht, uns eine Gabe auszusuchen, noch vom Heiligen Geist zu erwarten, daß Er uns diese selbstgewählte Gabe zuteilt. Es ist nicht unsere Sache, uns einen Aufgabenbereich auszusuchen, um dann vom Heiligen Geist zu erwarten, daß Er uns für diesen Dienst ausrüstet, den wir uns selbst erwählt haben. Nein, und abermals nein! Wir müssen uns dem Heiligen Geist ganz zur Verfügung stellen und es Ihm überlassen; die Gabe zu bestimmen und uns mit der Gabe Seiner Wahl auszurüsten, das Aufgabengebiet auszuwählen und uns zu dem Dienst Seiner Wahl auszurüsten. Wie viele gehen an diesem Punkt fehl! Sie haben sich eine besondere Gabe ausgesucht, vielleicht Zungenreden oder die Gabe eines Evangelisten oder irgendeine andere Gabe. Sie erfüllen die Bedingungen zur Taufe mit dem Heiligen Geist und dann, obgleich sie sich dessen vielleicht gar nicht bewußt sind, versuchen sie, dem Heiligen Geist zu diktieren, was für eine Gabe Er ihnen zuteilen soll. Ich kenne Menschen, die Wochen oder Monate, manchmal sogar Jahre auf ihre selbstgewählte Gabe des Zungenredens warteten. Ich denke an einen Mann in Chicago, den ich gut kannte und der in seiner Gemeinde sehr tüchtig war und begabt zum Beten. Während ich auf Reisen war, um das Evangelium zu verkündigen, geriet dieser Mann unter den Einfluß solcher Menschen, die das Zungenreden überbetonen. Er gab seine ganze Arbeit auf und verbrachte seine ganze freie Zeit damit, „auf sein Pfingsten zu warten“. Damit meinte er, zu warten, bis er vom Geist befähigt würde, in Zungen zu reden. Nach zwei langen Jahren des Wartens war das letzte, was ich von ihm weiß, daß er noch immer absolut unbrauchbar war und „auf sein Pfingsten“ wartete. Nein, nein, der Heilige Geist ist souverän (1. Kor. 12, 11), und es ist nicht deine oder meine Sache, Ihm vorzuschreiben, was für eine Gabe Er uns zuteilen soll, wenn wir mit dem Heiligen Geist getauft werden. Das müssen wir Ihm völlig überlassen und uns einfach uneingeschränkt Ihm zur Verfügung stellen. Er wählt den Dienst für uns aus und rüstet uns zu diesem Dienst aus. Er gibt uns die Gabe, die uns für diese Arbeit befähigt - sei es nun Zungenreden oder eine völlig andere, die nach der wiederholten Lehre der Schrift weit wichtiger ist als die am wenigsten begehrenswerte aller Gaben, das Zungenreden. Aber nach diesem Wort der Vorsicht möchte ich noch einmal wiederholen, daß so gewiß wie heute jemand mit dem Heiligen Geist getauft wird, er auch eine Kraft zu seinem Dienst bekommt, die er vorher nie hatte; er wird Kraft für die Aufgabe empfangen, zu der Gott ihn berufen hat. Ich könnte stundenlang Beispiele weitergeben, die ich persönlich erlebte, wie Menschen mit dem Heiligen Geist getauft wurden und wirklich „Kraft empfingen“. Laßt mich drei Illustrationen aus dem Leben berichten, die ich für hilfreich erachte. Zuerst möchte ich von einem Prediger erzählen, der, soweit mir bekannt ist, der erste ist, dem ich zu einer ähnlichen Erfahrung wie der meinen helfen durfte. Ich war von Chicago nach New Britain im Staate Connecticut gereist, um nur eine einzige Ansprache zu halten. Tausend Meilen hin und zurück sind ein langer Weg, wenn es nur um eine Ansprache geht, und doch bereue ich es nicht, die zweitausend Meilen zurückgelegt zu haben. Es war eine Tagung des Jugendbundes für Entschiedenes Christentum. Etwa dreitausend junge Menschen und einige ältere waren anwesend. Ich sprach über die Evangelisation von Mann zu Mann und sagte am Schluß zusammenfassend: „Um in der Evangelisation von Mann zu Mann fruchtbar zu sein, muß man mit dem Heiligen Geist getauft Sein.“ dann erklärte ich noch kurz, was ich unter “mit dem Heiligen Geist getauft“ verstehe. Nach der Tagung kam ein Pastor zu mir und Sagte: „ich habe nicht diese Kraft, von der Sie heute Abend gesprochen haben, aber ich möchte sie haben. Wollen Sie für mich beten?“ Ich antwortete: „wollen wir nicht gleich niederknien und gerade hier beten?“ Es ist allerhand verlangt von einem kongregationalistischen Pastor in Neu-England, wo die Kongregationalisten sich rühmen, die Universitätsdenomination zu sein. Es ist viel verlangt von einem Pastor, der dieser Gemeinde angehört, während dreitausend junge Menschen den Saal verlassen, vorn am Podium niederzuknien, um eine Segnung von Gott zu erflehen - wie ein Sünder, der zur Zeit der ersten Methodisten zur Bußbank kam. Doch dieser Pastor meinte es ernst und sagte ja dazu. Wir stellten zwei Stühle nebeneinander in eine Ecke des Podiums, wo wir vermutlich nicht beobachtet wurden, und knieten zum Gebet nieder. Zuerst betete ich, dann er, daß er mit dem Heiligen Geist getauft werden möchte. Dann standen wir auf und mußten uns kurz darauf verabschieden, denn jeder mußte zu seinem Zug eilen. Einige Zeit später besuchte ich eine Reichsgottesarbeiter-Konferenz in Washington. Ich war gerade angekommen und stand in der Empfangshalle des Hotels, in dem ich übernachtete. Da sah mich ein Pastor einer kongregationalistischen Gemeinde in Hartford, eilte auf mich zu und Fragte: „erinnern Sie sich noch an den Pastor, für den Sie gebetet haben?“ Ich bejahte, worauf er fragte: „Haben Sie seitdem von ihm gehört?“ „Nein“, sagte ich. “Dann will ich Ihnen von ihm erzählen“, fuhr er fort.“ Er ging als veränderter Mann in seine Gemeinde zurück. Er ist Pastor einer großen Landgemeinde in Connecticut, und seit jenem Abend, an dem Sie für ihn beteten, ist bei seinen Abendgottesdiensten die Kirche voll, was in einer Landgemeinde in Connecticut etwas sehr Ungewöhnliches ist. Aber das ist noch nicht das Beste dabei. Bei jedem Gottesdienst bekehren sich Menschen, und viele davon sind junge Männer der Gemeinde.“ ist das nicht genau das, was wir wollen? Nicht das Herbeiholen eines Evangelisten, der in großen Abständen kommt und die Gemeinde in Bewegung setzt, sondern die Kraft Gottes in den zuständigen Pfarrern und Predigern unserer Gemeinden, damit sie jeden Sonntag in der Kraft des Heiligen Geistes predigen und Bekehrungen wirken? Nun, wir können es erleben. - Das Geheimnis liegt in der Taufe mit dem Heiligen Geist. Es vergingen einige Jahre. An einem heißen Sommernachmittag sprach ich auf Moodys Konferenz in Northfield über Psalm 62, 12: „eines hat Gott geredet, zwei Dinge sind's, die ich gehört: daß Gottes die Macht Ist.“ als ich vom Podium herunterstieg, scharten sich mehrere Methodistenprediger von Alabama um mich. Sie Fragten: „verstanden wir Sie recht, daß Sie sagten, wenn ein Prediger keine Kraft und keine Frucht in seinem Dienst habe, sei es seine eigene Schuld?“ „Nun, Brüder, ich bin nicht sicher, daß ich das genau so gesagt habe, aber das ist in etwa, was ich glaube“, erwiderte ich. „Doch wenn der ganze Vorstand gegen Sie ist, was können Sie dann tun?“ wandte einer von ihnen ein. Pastor G. von der Gemeinde in Hartford war wieder da und schaltete sich ein: „Herr Torrey, darf ich etwas sagen?“ „Gewiß“, erwiderte ich. „Erinnern Sie sich noch an den Pastor, mit dem Sie in New Britain gebetet haben?“ „Ja“, erwiderte ich, „noch gut.“ „Wußten Sie, daß er jetzt an einer anderen Gemeinde ist?“ „Nein, das wußte ich Nicht.“ „ja“, sagte er, „seit letzten Februar“ (Wir hatten nun August.)“er folgte dem Ruf einer Gemeinde in einem Vorort von Boston. All seine geistlich gesinnten Freunde rieten ihm davon ab, denn sämtliche einflußreichen Leute der neuen Gemeinde waren gegen aggressive evangelistische Bemühungen. Trotz allen Abratens seiner geistlich gesinnten Freunde sah er sich jedoch geführt, den Ruf anzunehmen, und begann im Februar in der neuen Gemeinde. Sie haben dort nun bereits neunundfünfzig Bekehrungen, und achtunddreißig davon sind Geschäftsleute der Gemeinde.“ 0 Brüder, ist das nicht genau, was wir wollen? Nun, wir können es erleben. Das Geheimnis liegt darin, „mit dem Heiligen Geist getauft“ zu sein. Ein zweites Beispiel. Ich besuchte eine CVJM-Konferenz in Montreal. In meiner letzten Ansprache hatte ich die Taufe mit dem Heiligen Geist zum Thema. Nach Chicago zurückgekehrt, erhielt ich einige Zeit danach einen Brief von einem jungen Mann, einem Mitglied einer der Kirchen in Montreal. Er schrieb: „Lieber Herr Torrey! Ich besuchte Ihre letzte Versammlung bei der CVJM-Konferenz in Montreal und hörte Sie über die Taufe mit dem Heiligen Geist sprechen. Ich ging heim, betete um diese Taufe für mich persönlich und empfing sie auch. Ich bin Vorsitzender des Einladungsausschusses des Jugendbundes für Entschiedenes Christentum in unsrer Gemeinde. Ich kam mit den anderen Komiteemitgliedern zusammen und stellte fest, daß zwei andere in der gleichen Versammlung gewesen waren und bereits die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen hatten. Dann beteten wir für die übrigen Komiteemitglieder, und auch sie wurden mit dem Heiligen Geist getauft. Nun gehen wir zu den anderen jungen Leuten der Gemeinde, und sie kommen zu Christus.“ Brüder, wollen wir es nicht so haben? Ist das nicht gerade, was wir in unseren Jugendgruppen brauchen? Nicht das ewige Aufstehen und papageienähnliche Nachplappern einer Schriftstelle, nicht das ständige Aufstehen bei den monatlichen „Weihestunden“ mit dem Bekennen, Gott völlig hingegeben zu sein, wenn man weiß, man ist es nicht - sondern mit dem Heiligen Geist getaufte junge Menschen unsrer Gemeinden brauchen wir, die zu den anderen Jugendlichen der Gemeinden ihrer Stadt gehen und sie zu Christus führen. Wir können es erleben. Das ganze Geheimnis besteht darin, daß unsere Jugend mit dem Heiligen Geist getauft wird. Nun noch ein weiteres Beispiel, für mich in gewisser Hinsicht das beste von allen. In Syracuse im Staat New York nahm ich an einer Bezirkskonferenz des CVJM teil. Ich sprach gerade in der Versammlung der “Frauenhilfe“. Als ich hinausging, wartete ein Ehepaar auf mich. Sie Fragten: „gehen Sie hinüber zur Hauptversammlung?“ Ich bejahte.“ Gehen Sie zu Fuß?“ Wieder bejahte Ich.“ können wir Sie begleiten?“ „Ja“, sagte ich, „wenn Sie schnell gehen.“ Als wir die Treppe hinuntergingen, fingen sie gleich an zu erzählen, daß sie mich nie vorher gehört, aber den Bericht über eine Botschaft über die Taufe mit dem Heiligen Geist gelesen hätten. Sie sagten: „Wir sind mit dem Heiligen Geist getauft worden.“ dann berichtete der Mann weiter. Er war Leiter einer Sonntagsschule, und seit er mit dem Heiligen Geist getauft war, hatte Gott die Sonntagsschule umgewandelt. Ich hörte aus anderen Quellen, daß selbst der Pastor der Gemeinde umgewandelt worden sei. Als er fertig erzählt hatte, was die Taufe mit dem Heiligen Geist ihm bedeutet hatte (und auch einer umgewandelten Gemeinde bedeutet hatte), fiel seine Frau ein und Sagte: „und Herr Torrey, das Beste daran ist, daß ich nun die Herzen meiner eigenen Kinder erreichen kann, was ich vorher nie konnte.“ O Brüder, wollen wir nicht genau das? Brauchen wir das nicht? Die Kraft, die Herzen der eigenen Kinder zu erreichen und sie zu Christus zu führen? Für mich ist eine der traurigsten Tatsachen in der Gemeinde Jesu Christi von heute, zu sehen, wie junge Männer und junge Mädchen, deren gläubige Eltern Säulen in der Gemeinde sind, nicht in den Fußspuren ihrer Eltern folgen, sondern manchmal ganz gottlos heranwachsen. Sie sind am Sonntag nicht im Gottesdienst, nicht in der Sonntagsschule, sondern beim Fußball- oder Tennisspielen oder Wandern anzutreffen. Ach, der Zustand der Kinder ernster, gottesfürchtiger und aktiver Christen ist erschreckend! Was wir als Väter und Mütter zuallererst brauchen, ist Vollmacht, die Herzen unsrer eigenen Kinder zu erreichen. Und diese Vollmacht, diese Kraft können wir empfangen. In Apg. 1,8 lesen wir, wie das Geschieht: „ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch kommt.“ O ihr Männer und Frauen und ihr Jugendlichen, die ihr Christus gehört! Haben wir in unserem Dienst für Christus die Kraft, die wir haben könnten und sollten? Wir leben in einer Welt, von allen Seiten umgeben von Männern, Frauen und Kindern, die dem Verderben zueilen. Auf jedem von uns liegt eine ernste Verantwortung, alles zu tun, was in unsrer Macht steht, damit um jeden Preis diese Menschen gerettet werden. Und es gibt eine Möglichkeit, wie wir alle die Kraft für diese Aufgabe empfangen können. Die Möglichkeit besteht darin, klar mit dem Heiligen Geist getauft zu werden. Wollen wir uns nicht heute dazu entschließen, koste es, was es wolle, den Preis dieser Taufe zu bezahlen und sie zu empfangen?

VI Die Taufe mit dem Heiligen Geist: Wer sie braucht und wer sie empfangen kann

Gestern sahen wir, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist eine bestimmte Erfahrung ist, von der man wissen kann, ob man sie empfangen hat oder nicht. Zweitens sahen wir, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist ein Wirken des Heiligen Geistes ist, das sich von dem Werk des Geistes in der Wiedergeburt unterscheidet und zu diesem noch hinzukommt. Drittens stellten wir fest, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist immer mit dem Zweck des Zeugnisses und Dienstes verbunden und in erster Linie zu diesem Zweck gegeben ist. Viertens erkannten wir, daß die Folge der Taufe mit dem Heiligen Geist Kraft für die Aufgabe ist, zu welcher Gott jeden von uns ruft. Obgleich diese Kraft sich auf verschiedene Weise offenbart, je nach den verschiedenen Diensten, zu denen Gott uns berufen hat, ist doch immer die Kraft zum Dienst da, wenn ein Mensch mit dem Heiligen Geist getauft wurde. Heute kommen wir zu der sehr wichtigen Frage der Notwendigkeit und Möglichkeit der Taufe mit dem Heiligen Geist, oder, um es anders auszudrücken, zu der Frage, wer die Taufe mit dem Heiligen Geist braucht und wer sie empfangen kann.

I. Wer braucht die Taufe mit dem Heiligen Geist?

Die Bibel gibt darauf eine sehr klare Antwort. Schlagen wir zuerst einmal Lukas 24, 49 auf. Um den Zusammenhang zu sehen, beginnen wir beim 45. Vers: „da öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden, und sprach zu Ihnen: „also ist's geschrieben, daß Christus mußte leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und daß gepredigt werden muß in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Hebt an zu Jerusalem und seid des alles Zeugen. Und siehe, ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis daß ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“ Hier gibt der Herr denen, mit denen Er spricht, ein klares und deutliches Gebot, daß sie die Arbeit, wozu Er sie berufen hat, nicht beginnen sollten, bis sie die wichtigste Voraussetzung hätten, von der Er hier als “Verheißung meines Vaters“ und später “angetan mit Kraft aus der Höhe“ spricht. Und wenn wir Schriftstelle mit Schriftstelle vergleichen, stellen wir fest, daß diese “Verheißung des Vaters“ und das “Angetanwerden mit Kraft aus der Höhe“ die Taufe mit dem Heiligen Geist bedeuten. Zu wem wurden nun diese Worte gesprochen? Zu den elf Aposteln. Und wer waren jene Apostel? Oft wird gesagt, sie seien ungebildete Menschen gewesen, und von dieser Annahme her erbringt man den Beweis dafür, daß Prediger keine Ausbildung brauchen. Doch kein Beweis wäre mehr fehl am Platz als dieser, denn was immer die Apostel auch sein mochten, sie waren keine ungebildeten Menschen. Sie hatten über drei Jahre lang das beste theologische Seminar besucht, das es je auf Erden gab, in dem unser Herr Jesus Christus selbst der einzige, aber allen Anforderungen genügende Lehrer war. Sie waren Augenzeugen des Lebens unseres Herrn auf Erden, Augenzeugen Seiner Wunder, Augenzeugen Seines Todes, Augenzeugen Seiner Auferstehung von den Toten, und sie sollten bald Augenzeugen Seiner Himmelfahrt werden, bei welcher Er vor ihren Augen aufgehoben wurde gen Himmel, „und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg“. Was sollten sie tun? Einfach hingehen und einer dem Verderben zueilenden Welt erzählen, was sie mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren von den Lippen des Sohnes Gottes gehört hatten. Waren sie nicht schon vorbereitet zu gehen? Bei unseren heutigen Vorstellungen der Vorbereitung auf den Predigtdienst würden wir sagen, daß sie die am besten vorbereiteten und zugerüsteten Männer waren, die jemals den Dienst des Evangeliums taten. Aber unser Herr Jesus sagt durch diese Worte: Ihr seid noch gar nicht genügend vorbereitet. Es gibt noch eine andere Zurüstung, die so wichtig ist, daß ihr keinen Schritt wagen könnt, ehe ihr sie habt. Diese Zurüstung ist das Empfangen der “Verheißung des Vaters“, das “Angetanwerden mit Kraft aus der Höhe“, die Taufe mit dem Heiligen Geist. Und wagt nicht, euren Dienst zu tun, ehe ihr sie empfangen habt. Das Wort, das mit “bleiben“ übersetzt ist, bedeutet wörtlich “hinsetzen“: „setzt euch hin, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“ das ist äußerst ernst. Wenn unser Herr den Männern, die Er selbst auserwählt und für dieses Werk bestimmt hatte, nicht erlaubte, die Arbeit zu tun, bis sie zu diesem Dienst eine bestimmte Kraftausrüstung empfangen hatten, nämlich die Taufe mit dem Heiligen Geist, wie können dann gewöhnliche Sterbliche wie du und ich diesen Dienst tun, ehe wir mit dem Heiligen Geist getauft sind und es wissen? Das ist höchste Anmaßung. Einer der folgenschwersten Fehler der Gemeinde Jesu Christi heute ist die Art und Weise, wie wir Menschen für den Dienst des Evangeliums bestimmen. Wir nehmen einen Mann, der „religiös veranlagt“ ist, und senden ihn an die Universität oder ein theologisches Seminar. Wenn er dann sein Studium beendet und noch ein wenig Glauben übrigbehalten hat, legt man ihm die Hände auf und ordiniert ihn zu diesem heiligen Dienst. Aber ist er dazu gerüstet? Gewiß nicht, wenn das alles ist. Es wäre etwas Großes, wenn wir jedem Kandidaten vor der Ordination die Frage Stellten: „bist du sicher, daß du mit Kraft aus der Höhe angetan bist? Bist du gewiß, daß du mit dem Heiligen Geist getauft bist?“ und wenn er nicht sicher wäre, sollten wir ihm sagen: „Setz dich hin, bis du mit Kraft aus der Höhe angetan bist.“ Aber das ist nicht alles, auch nicht der wesentlichste Teil. In Apg. 10, 38 lesen Wir: „Gott hat diesen Jesus von Nazareth gesalbt mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat wohlgetan und gesund gemacht alle, die vom Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit Ihm.“ in welchem Bericht der Evangelien finden wir dieses klare Erlebnis Jesu? Schlagen wir Lukas 3, 21-22 auf, so finden wir die Antwort: „Und es begab sich, als sich alles Volk taufen ließ und Jesus auch getauft war und betete, da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder in leiblicher Gestalt auf ihn wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel, die sprach: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen. „nun lesen wir im nächsten, im vierten Kapitel im ersten Vers - nur das Geschlechtsregister Seiner Mutter wurde eingeschoben - : „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kam wieder von dem Jordan.“ und nun lesen wir in Vers 14 und den folgenden Versen - nur die Versuchungsgeschichte liegt dazwischen - : „Und Jesus kam in des Geistes Kraft wieder nach Galiläa, und die Kunde von ihm erscholl durch alle umliegenden Orte. Und er lehrte in ihren Synagogen und ward von jedermann gepriesen. Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen war, und ging in die Synagoge nach seiner Gewohnheit am Sabbattage und stand auf und wollte lesen. Da ward ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und da er das Buch auftat, fand er die Stelle, da geschrieben steht: Der Geist des Herrn ist bei mir, darum weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den Blinden, daß sie sehend werden, und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn. Und als er das Buch zutat, gab er's dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn.“ Aus diesen Versen lernen wir, daß unser Herr am Jordan mit Kraft aus der Höhe angetan, daß Er mit dem Heiligen Geist getauft wurde, und danach - nicht vorher - begann Er Seinen öffentlichen Dienst. Und wer war unser Herr? Er war “der eingeborene Sohn Gottes“. Er war Gott, im Fleisch geoffenbart. Er war auf übernatürliche Weise vom Heiligen Geist empfangen, aber Er war gleichzeitig Mensch. Als Mensch gab Er uns ein Beispiel, damit wir Seinen Fußtapfen folgen sollten. Er begann nicht Seinen öffentlichen Dienst, zu dem Er in diese Welt kam, ehe Er klar “mit Kraft aus der Höhe angetan“ war. Höre nun zu: Wenn unser Herr Jesus, obgleich Er auf übernatürliche Weise durch die Kraft des Heiligen Geistes gezeugt worden war, obgleich Er das fleischgewordene Wort war, obgleich Er Gott war (Joh. 1, 1), obgleich in Ihm “die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ wohnte (Kol. 2, 9), wenn Er sich nicht erlaubte, Seinen öffentlichen Dienst anzutreten, ehe Er klar “mit Kraft aus der Höhe angetan“ war, wie können wir gewöhnliche Sterbliche es wagen, unseren Dienst für Ihn anzutreten, ehe auch wir gleicherweise ausgerüstet sind und es auch wissen? Mir erschient dies als höchste Anmaßung,, ja noch mehr. Angesichts dessen, was der Herr von Seinen Aposteln verlangte, ja noch mehr im Blick auf das, was Er von sich selbst verlangte, wage ich es nicht, Ihm zu dienen, bis auch ich mit dem Heiligen Geist getauft bin und es weiß. Aber selbst das ist nicht alles. Wenn wir Apg. 8, 12-17 aufschlagen, sehen wir, daß die Apostel, wenn sie in eine neue Gemeinde kamen, die sich gerade erst gesammelt hatte, zuerst darauf sahen, daß alle Glieder dieser neuen Gemeinde “den Heiligen Geist empfingen“. Und wenn wir Apg. 19, 1-6 aufschlagen, stellen wir fest, daß der Apostel Paulus, wenn er in eine neue Gemeinde kam und etwas entdeckte, was ihn nicht zufriedenstellte, als erstes fragte, ob sie auch “den Heiligen Geist empfangen“ hätten. Angesichts all dieser Tatsachen sind wir voll berechtigt, zu sagen, daß jedes Gotteskind verpflichtet ist, dafür Sorge zu tragen, daß es klar den Heiligen Geist empfängt, nicht nur als eine Kraft zur Wiedergeburt und als innewohnende Gegenwart, sondern als eine deutliche Ausrüstung mit Kraft, ehe es irgendeinen Dienst für Gott in Angriff nimmt. Laßt mich weiterhin betonen: Der Christ, gleichgültig, wie klar er auch mit dem Heiligen Geist getauft worden sein mag, braucht für jeden neuen besonderen Fall im Dienst für den Herrn eine neue Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Von dem Apostel Petrus wird uns in Apg. 2, 4 berichtet, daß er zu Pfingsten deutlich mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde. Aber in Apg. 4, 8 lesen wir auch, daß Petrus von neuem “mit dem Heiligen Geist erfüllt“ wurde. Die Zeitform, in welcher das Verb im Urtext gebraucht ist, zeigt, daß die Erfüllung, von der hier die Rede ist, eine neue Erfüllung ist, die dort an Ort und Stelle stattfand. Dann lesen wir wieder in Apg. 4, 31: „und da sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, da sie versammelt waren; und sie wurden alle des Heiligen Geistes voll und redeten das Wort Gottes mit Freimut.“ auch hier wieder geht aus dem Urtext hervor, daß es sich um eine Erfüllung handelt, die dort an Ort und Stelle stattgefunden hat. Und es wird deutlich gesagt, daß Petrus unter die “alle“ fiel, die dort mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. So lesen wir hier von drei verschiedenen Zeitpunkten, an denen Petrus “mit dem Heiligen Geist erfüllt“ wurde. Es ist somit klar ersichtlich, daß ein Christ wiederholte Erfüllungen mit dem Heiligen Geist braucht, ganz gleich, wie deutlich und wunderbar er in der Vergangenheit mit dem Heiligen Geist getauft worden sein mag. Wir müssen immer wieder erfüllt werden, für jeden besonderen Fall im Dienst für den Herrn neu erfüllt. Oft werde ich gefragt, ob ich den “zweiten Segen“ empfangen habe. Ja, ganz bestimmt habe ich das, - und den dritten und den vierten und den fünften und den dreihundertsten und den dreihundertvierzigsten, und heute warte ich auf den dreihunderteinundvierzigsten. Einer der häufigsten Fehler, die wir heute begehen, ist der, daß viele Christen heute versuchen, in der Kraft einer Taufe mit dem Heiligen Geist zu wirken, die sie vor einem oder zwei oder fünf oder zehn Jahren empfangen haben. Begehe nicht diesen Fehler. Wie deutlich du auch in der Vergangenheit “mit dem Heiligen Geist getauft“ worden bist, du brauchst zu jedem besonderen Dienst eine neue Erfüllung. Und du mußt in der von Gott verordneten Weise danach trachten, nämlich durch das Gebet (Luk. 11,13), durch bestimmtes Gebet um einen bestimmten Segen. Vor einer Reihe von Jahren, als ich Vorsitzender der “internationalen Reichsgottesarbeiter-Konferenz“ war, hatten wir eine Tagung in Detroit. Ich hatte einen Freund, der durch einen bekannten Lehrer eine Erfüllung mit dem Heiligen Geist erlebte, wie er sie nie zuvor hatte. Er bat mich, diesen Lehrer bei der Tagung in Detroit auch sprechen zu lassen. Das tat ich auch. Doch zu meinem Schrecken stellte ich fest, daß er eine Zeitschrift verbreitete, in der er den Standpunkt vertrat, mit der Geistestaufe höre es auf. Mehr brauche man nicht zu suchen. Als er mit seiner Ansprache an die Reihe kam, war sein Reden völlig ohne Kraft. Er selbst hatte eine neue Erfüllung mit dem Heiligen Geist nötig. Während der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1893 ließ Moody einige der namhaftesten und fähigsten Bibellehrer und Evangeliumsverkündiger aus allen Teilen der Welt nach Chicago kommen. Er Sagte: „jahrelang ging ich in die Welt hinaus; jetzt kommt die Welt zu mir, und ich will zusehen, daß sie durch die besten Prediger in ihren verschiedenen Sprachen das Evangelium Hört.“ er ließ bekannte Männer aus England, Schottland, Irland, Frankreich, Deutschland, Österreich, Rußland und anderen Ländern kommen. Unter anderen war auch ein Mann, der in seinem eigenen Land in wunderbarer Weise vom Herrn gebraucht worden war. Diesen Mann brachte er zuerst nach Northfield, dann nach Chicago. Als er seine erste Vorlesung im Bibelinstitut in Chicago hielt, sagte Moody zu Mir: „ich möchte, daß du diesen Mann hörst und mir dann deine Meinung Sagst.“ als die Menge sich versammelt hatte, setzten wir uns ganz hinten hin, wo wir nicht gesehen wurden. Nachdem wir eine Weile zugehört hatten, schlich sich Moody wieder davon und bat mich, ihm zu folgen. Wir gingen in sein Büro und setzten uns. Moody fragte: „Was hältst du von diesem Mann? “ Ich entgegnete: „Ich möchte nichts dazu sagen.“ „Nun, ich möchte etwas dazu sagen“, erwiderte Moody.“ Ich würde jeden Pfennig, den es mich kostete, ihn herzubringen, darum geben, wenn er wieder zu Hause wäre. Er hat seine Salbung verloren!“ Es ist etwas Furchtbares, die Salbung zu verlieren! Moody pflegte zu sagen, daß er lieber sterben möchte, als die Kraft des Heiligen Geistes zu seiner Arbeit verlieren. Aber wir werden gewiß unsere Salbung verlieren, wenn wir nicht vor jeder neuen Aufgabe im Dienst für den Herrn nach einer neuen Erfüllung mit dem Heiligen Geist trachten. Ich werde häufig Gefragt: „würden Sie diese neuen Erfüllungen mit dem Heiligen Geist neue Taufen mit dem Heiligen Geist nennen?“ Nein, das würde ich nicht, und zwar aus zwei Gründen. Erstens, weil mit dem Wort “Taufe“ der Gedanke an etwas Erstmaliges verbunden ist, und zweitens, weil diese neuen Erfüllungen nirgends in der Bibel “taufen“ genannt werden. Es ist immer gut, wenn man sich an die biblische Ausdrucksweise hält. In der Bibel ist der Ausdruck „mit dem Heiligen Geist getauft“ immer auf die erste Erfahrung des einzelnen beschränkt. Aber es wäre mir lieber, wenn Menschen von “neuen Taufen mit dem Heiligen Geist“ sprechen und erkennen würden, daß man nicht in der Kraft einer früheren Taufe leben kann, sondern für jeden neuen Auftrag eine neue Erfüllung braucht, als wenn sie so pedantisch auf die genaue Ausdrucksweise achten und den Blick für die dringende Notwendigkeit neuer Erfüllungen mit dem Heiligen Geist verlieren. In andern Worten, ich bin mehr für die rechte Sache, auch wenn sie unter dem falschen Namen läuft, als für die falsche Sache unter dem richtigen Namen.

II. Wer kann die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen?

Nun kommen wir zu der sehr praktischen und unermeßlich wichtigen Frage: Wer kann die Taufe mit dem Heiligen Geist erleben? Vor einigen Jahren sprach ich auf einer Konferenz im Staate Kansas. Eine Frau, die eine leitende Stellung in der kirchlichen Arbeit und einen hohen Posten im staatlichen Erziehungswesen innehatte, schrieb mir einen kleinen Brief: „Sie haben über die Notwendigkeit geschrieben, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden. Wollen Sie mir bitte mitteilen, wer so getauft werden kann? Die Gemeinde, welcher ich angehöre, lehrt, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist auf die Tage der Apostel beschränkt War.“ ja, wer kann mit dem Heiligen Geist getauft werden? Wir werden nicht darüber im ungewissen gelassen. Gott selbst beantwortet die Frage so klar wie möglich. Wenn wir Apg. 2, 39 aufschlagen, finden wir Gottes eigene Antwort auf diese so wichtige Frage: „denn euer und eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.“ Welches ist die “Verheißung“, von welcher Petrus hier spricht? Zweifellos wissen viele von euch, daß es zwei verschiedene Auslegungen für diesen Vers gibt. Eine Auslegung ist die, daß die Verheißung in diesem Vers die Verheißung auf Errettung ist und der Vers darum das Bundesvorrecht der Gläubigen bedeutet, daß ihre Kinder errettet werden. Nun, niemand kann fester daran glauben, daß die Kinder gläubiger Eltern gerettet werden, als ich es glaube. Aber ist das die Bedeutung dieses Verses? Die andere Auslegung ist die, daß die “Verheißung“ dieses Verses die Verheißung oder “Gabe“(oder, um es anders auszudrücken, Die “Taufe“ des Heiligen Geistes ist. Welche dieser beiden Auslegungen ist nun die richtige? Es gibt zwei Regeln in der Auslegung, die von den Auslegern des Wortes Gottes allgemein anerkannt sind. Die erste Regel wird “die Regel des Usus loquendi“ genannt. Die andere Regel ist die Regel oder das Gesetz des Zusammenhanges. Die Regel des Usus loquendi (des Gebrauchs eines Wortes) besteht darin, daß man, wenn man ein Wort oder eine Ausdrucksweise in der Bibel findet und genau wissen will, was es bedeutet, nicht ein Lexikon zur Hand nimmt (denn das wurde nicht von Gelehrten der biblischen Wahrheit geschrieben), sondern daß man die Konkordanz zur Hand nimmt und jede Stelle in der Bibel aufschlägt, wo das Wort oder die Ausdrucksweise sonst noch vorkommt. Und je nachdem, wie das Wort in den anderen Schriftabschnitten gebraucht ist, deutet man es auch hier. Die exakte Bedeutung der Worte wird weit seltener durch die Wortableitung bestimmt als durch die Anwendung. Wie wird nun die Ausdrucksweise “die Verheißung“ in der Bibel gebraucht, und im besonderen, wie wird sie in diesem speziellen Buch der Bibel angewandt, in dem dieser Vers steht? Blättern wir zurück und lesen Apg. 1, 4-5: „und als er sie versammelt hatte, befahl er ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr, so sprach er, gehört habt von mir; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.“ Hier werden wir nicht im unklaren darüber gelassen, was „die Verheißung“ ist. Wir werden gelehrt, daß die Verheißung darin besteht, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden. Nun lesen wir in Apg. 2, 33: „nun er durch die Rechte Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er ausgegossen, was ihr hier sehet und Höret.“ auch hier lesen wir wieder, daß die Verheißung des Vaters der verheißene Heilige Geist ist, der am gleichen Tag ausgegossen wurde, an dem jeder aus dem Kreis der Apostel mit dem Heiligen Geist getauft worden war. In anderen Worten, der Ausdruck bedeutet hier genau dasselbe wie im ersten Kapitel. Sechs Verse später kommen wir dann an die Stelle, die wir jetzt betrachten. Kann mir irgend jemand eine vernünftige Regel der Auslegung nennen, durch die dieser spezielle Ausdruck in Apg. 1, 4 und 5 und Apg. 2, 33 etwas anderes bedeuten soll als sechs Verse später? Ohne jeden Zweifel bezieht sich der Ausdruck “die Verheißung des Vaters“ in Apg. 2, 39 auf die Taufe mit dem Heiligen Geist. Die Regel des Gebrauchs würde selbst dann, wenn sie allein maßgebend wäre, die Frage beantworten. Doch laßt uns jetzt das Gesetz des Zusammenhangs anwenden. Das besteht darin, daß man, wenn man eine Schriftstelle findet, bei welcher zwei oder mehr Auslegungen möglich sind, die Stelle im Zusammenhang mit dem vorausgehenden und folgenden Text liest. Manch eine Stelle in der Bibel könnte, würde sie allein stehen, zwei, drei, vier oder noch mehr Bedeutungen haben. Aber im Zusammenhang gesehen hat sie nur eine Bedeutung. Wir wollen diese Regel nun hier anwenden. In Vers 38, dem vorangehenden Vers, lesen Wir: „Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euer und eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen Wird.“ hier erklärt Petrus im vorangehenden Vers genau, auf welche Verheißung er sich bezieht. Er Sagt: „ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euer und eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen Wird.“ die Verheißung ist daher unmißverständlich die Verheißung der “Gabe des Heiligen Geistes“ (oder, um den gleichbedeutenden Ausdruck zu gebrauchen, der „Taufe mit dem Heiligen Geist“). Die zwei Regeln der Auslegung stimmen überein und besagen beide, daß die Verheißung in Apg. 2, 39 die Verheißung der Gabe des Geistes oder der Taufe mit dem Heiligen Geist ist. Laßt uns nun den Vers im Lichte dieser festgestellten Tatsache Lesen: „denn euer ist diese Verheißung“ - d. h. sie gehört den Menschen, an die sie gerichtet wird, die größtenteils Juden waren. Soweit liegt nichts darin für dich und mich, denn wir sind keine Juden. Aber Petrus macht hier nicht Schluß“…. und eurer Kinder“, das bedeutet, der nächsten Generation der Juden, oder wenn man will, allen zukünftigen Generationen der Juden, und auch damit sind nicht viele von uns eingeschlossen. Aber, Gott sei Dank, Petrus macht hier nicht Schluß, sondern fügt hinzu: „… und aller, die ferne Sind.“ damit sind auch wir gemeint, denn wir sind die Heiden, die “vormals ferne gewesen“ sind und jetzt “nahe geworden durch das Blut Christi“(Eph. 2, 13). Aber damit auch kein Zweifel bleibt, hält Petrus nicht einmal hier an, sondern fügt hinzu: „… so viele der Herr, unser Gott, herzurufen Wird.“ das bedeutet nicht nur den Ruf zum Dienst, sondern den Ruf zur Erlösung. Hier wird uns also klar und unmißverständlich gesagt, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist für jedes Gotteskind zu jeder Zeit der Kirchengeschichte da ist. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist das Geburtsrecht eines jeden an Jesus Christus Gläubigen. Zwar hat nicht jeder Gläubige sein Geburtsrecht in Anspruch genommen, aber dennoch ist es sein, verheißen und gesichert von Gott durch einen gekreuzigten, auferstandenen und erhöhten Heiland. Wenn du dein Geburtsrecht noch nicht in Anspruch genommen hast, ist es deine eigene Schuld. Du kannst es heute noch in Anspruch nehmen. Vor einigen Jahren hatten wir ein einmonatiges Seminar für Pastoren im Bibelinstitut in Chicago. Die Pastoren kamen von verschiedenen Staaten, und wir studierten einen Monat lang zusammen das Wort Gottes. In der Schlußversammlung sprach ich über die Taufe mit dem Heiligen Geist und betonte, wie notwendig sie sei, wenn wir Gott in rechter Weise dienen wollten. Nach der Versammlung kam ein Pastor von Texas zu mir und Sagte: „die Gemeinde, welcher ich angehöre, lehrt, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist nur für die Apostel war. Was meinen Sie?“ Ich antwortete: „ich kümmere mich nicht darum, was die Gemeinde lehrt, zu der Sie gehören, noch was die Gemeinde lehrt, der ich angehöre. Ich frage nur: Was lehrt das Wort Gottes?“ „Das ist richtig“, sagte Er. “nun, dann nehmen Sie es zur Hand und schauen Sie hinein.“ Ich gab ihm meine Bibel und schlug Apg. 2, 39 auf und bat ihn zu lesen. Und er Las: „denn euer und eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen Wird.“ ich Fragte: „hat Er Sie gerufen? Sind Sie erlöst?“ Er bejahte.“ ist die Verheißung dann für Sie?“ Er erwiderte: „sie muß es Sein.“ er nahm sie in Anspruch und ging als veränderter Mensch zurück in sein Pastorat nach Texas. Jahrelang erhielt ich Briefe von ihm, die davon zeugten, wie Gott ihn in seiner Arbeit segnete. Die Verheißung ist auch für dich da, wenn du sie in Anspruch nimmst und die Bedingungen zum Empfang erfüllst. Ich möchte noch ein weiteres Beispiel anführen. Ich besuchte eine der ersten CVJM-Konferenzen der Studenten von Universitäten der Südstaaten, die in Knoxville im Staate Tennessee abgehalten wurde. Ein sehr angesehener und beliebter Pfarrer der Protestantischen Episkopalkirche führte den Vorsitz. Am letzten Tag, Sonntagmorgen, sprach ich über die Taufe mit dem Heiligen Geist. Dieser Pfarrer der Episkopalkirche und ich bewohnten dasselbe Haus. An jenem heißen Julinachmittag holten wir uns Stühle und stellten sie vor das Haus, um dort miteinander zu sprechen. Er Sagte: „es hat mich sehr interessiert, was Sie heute morgen sagten, und wenn Ihre Auslegung von Apg. 2, 39 richtig ist, haben Sie ein gutes Argument. Aber ich bezweifle Ihre Auslegung von Apg. 2, 39. Lassen Sie uns einmal darüber Sprechen.“ wir taten es. Einige Jahre später besuchte ich die CVJM-Studentenkonferenz in Northfield im Staate Massachusetts, und dieser Pfarrer war wieder da. Eines Sonntagnachmittags ging ich durch die Hintertür in den Saal, wo die Versammlungen stattfanden, während dieser Pfarrer durch die Vordertür hineinging. Wir begegneten uns. Als er mich kommen sah, eilte er auf mich zu, streckte mir die Hand entgegen und Sagte: „sie hatten damals in Knoxville recht über Apg. 2, 39. Aber ich habe noch etwas Besseres als nur das zu sagen. Ich glaube, ich habe nun das Recht zu sagen, daß ich mit dem Heiligen Geist getauft worden Bin.“ ich danke Gott, daß ich recht hatte. Nicht daß es wichtig wäre, recht zu haben, sondern weil die Lehre so wunderbar ist. Oh, was ist es doch, um die Erde zu reisen und vor Tausenden von Amerikanern, Engländern, Schotten, Iren, Deutschen, Skandinaviern, Russen, Franzosen, Schweizern, Hindus, Japanern, Chinesen und anderen zu sprechen, wie ich es getan habe, und ihnen mit absoluter Gewißheit sagen zu dürfen, daß Gottes eigenes Wort mich bestätigt, wenn ich ihnen sage, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist für jeden einzelnen von ihnen da ist. Welche wunderbaren Dinge habe ich erlebt, als Gläubige in vielen Ländern diese Wahrheit sahen und für sich persönlich den herrlichen Segen der Taufe mit dem Heiligen Geist in Anspruch nahmen. Ja, und welch wunderbare Resultate folgten in vielen Ländern. Aber diese herrliche Wahrheit hat auch eine ernste Seite. Wenn jeder von uns mit dem Heiligen Geist getauft werden kann - und darüber besteht kein Zweifel - ‚dann haben wir die heilige Verpflichtung, auf diese Weise getauft zu werden. Es ist nicht nur ein Vorrecht, es ist auch eine heilige Pflicht. Wenn du und ich den Preis für diesen Segen bezahlen, wird er unser sein, und es werden Menschen für Christus gewonnen, die nicht gewonnen werden, wenn wir nicht den Preis bezahlen und folglich den Segen nicht empfangen. Wenn wir den Preis nicht bezahlen und folglich nicht den Segen empfangen, werden wir vor Gott verantwortlich Sein für jeden, der hätte gerettet werden können und nicht gerettet wurde, weil wir versagten. Meine lieben Brüder, ich zittere oft um mich selbst und um andere, die im Dienst des Herrn stehen. Damit meine ich nicht nur ordinierte Pastoren oder Prediger, sondern alle Gläubigen, denn wir sind alle in irgendeiner Weise berufen, am Evangelium zu dienen. Es muß nicht durch Predigen sein; es kann im stillen, schlichten, persönlichen Zeugendienst sein. Ich sage, ich zittere für mich selbst und für meine Brüder im Dienst des Herrn. Warum? Weil wir Irrtum predigen? 0 nein, das meine ich jetzt nicht. Zwar gibt es in diesen Tagen viele, die behaupten, die Wahrheit zu predigen, und in Wirklichkeit predigen sie den verderblichsten Irrtum. Ich zittere auch für sie. Ich möchte lieber als ein Betrüger vor den Richterstuhl Gottes treten als einer, der zur Verkündigung des Evangeliums berufen war, aber statt dessen Irrtum, verdammenswürdigen und zerstörenden Irrtum gepredigt hat. Doch das meine ich jetzt nicht. Will ich damit sagen, daß ich um diejenigen zittere, die nicht Irrtum, aber auch nicht die Wahrheit predigen? Denn ihr alle wißt, es ist sehr wohl möglich, daß ein Mensch nie ein Wort des Irrtums predigt und doch nicht die rettende Wahrheit verkündigt. Es gibt heute viele, viele Prediger, deren Lippen nie ein falsches Wort entschlüpft ist und die doch nicht die Wahrheit verkündigen. Sie predigen über allerlei unwesentliche und unwichtige Fragen. Nimm eine Tageszeitung zur Hand, die die Predigtthemen in irgendeiner großen Stadt ankündigt, und dein Herz wird gewiß traurig, wenn du überhaupt etwas dabei denkst. In einer unsrer amerikanischen Städte wurden vor einiger Zeit in der gleichen Zeitung von verschiedenen angesehenen Predigern diese drei Themen Angekündigt: „der Witz eines Iren“, „Das Fußballspiel“, „Meine Schwiegermutter“. Schrecklich! Da steht jemand auf der Kanzel, einem Ort so wunderbarer Möglichkeiten für die Kraft Gottes, und predigt über derartige Themen! Ja, ich zittere um diese treulosen und törichten Hirten. Aber das meine ich jetzt nicht. Ich meine vielmehr dies: Ich zittere um diejenigen, die das Evangelium predigen, die es in Einfalt, in Reinheit und in der ganzen Fülle predigen, aber „mit überredenden Worten menschlicher Weisheit“ und nicht „in Erweisung des Geistes und der Kraft“(1. Kor. 2, 4). Es kann jemand so gesund und rechtgläubig wie möglich predigen und doch seine Zuhörer direkt in die Hölle predigen! Das Schlimmste ist tote Rechtgläubigkeit! Es genügt nicht, daß wir das Evangelium predigen, daß wir es in Einfalt, in Reinheit und in seiner Fülle predigen, sondern wir müssen es in der Kraft des Heiligen Geistes verkündigen. Und wir können das nur tun, wenn wir klar mit dem Heiligen Geist getauft und für jeden neuen Dienst neu mit Seiner herrlichen Kraft erfüllt sind. Ich wiederhole noch einmal, wenn wir den Preis für diese Segnung bezahlen und darum mit dem Heiligen Geist getauft und immer wieder mit Seiner göttlichen Kraft erfüllt werden, so werden durch unseren Dienst Menschen für Christus gewonnen, sei es durch den Dienst öffentlichen Predigens oder durch persönlichen Zeugendienst, - Menschen, die nicht gewonnen werden, wenn wir nicht den Preis bezahlen und darum nicht den Segen empfangen. Wenn wir den Preis dieser Segnung nicht bezahlen und sie folglich nicht empfangen, werden wir vor Gott für jeden Verantwortung tragen, der sonst gerettet worden wäre - ‚es aber nicht wurde, weil wir nicht den Preis bezahlten. Wir müssen, wir MÜSSEN mit dem Heiligen Geist getauft werden. Wir werden noch über den Preis dieses Segens sprechen, oder in anderen Worten, wir werden zwei Fragen behandeln: Was muß der einzelne tun, um sicherzugehen, daß er mit dem Heiligen Geist getauft wird? Was müssen wir, die wir bereits mit dem Heiligen Geist getauft sind, tun, um von neuem und immer wieder mit Seiner herrlichen Gegenwart und Macht erfüllt zu werden?

VII Die Taufe mit dem Heiligen Geist, wie man sie empfangen kann

Wir haben gesehen, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist ein bestimmtes Erlebnis ist, von dem man weiß, ob man es hat oder nicht; daß es ein Werk des Heiligen Geistes ist, das sich von Seinem Werk in der Wiedergeburt unterscheidet; daß es immer mit dem Zweck des Zeugnisses und Dienstes verbunden und in erster Linie dafür bestimmt ist und daß die Folge vor allem Vollmacht in der Arbeit ist, zu der Gott uns berufen hat. Wir haben auch festgestellt, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist für den Dienst, der dem Herrn gefällt, und für fruchtbare Arbeit für Gott absolut notwendig ist. Wir sahen auch, daß es das Vorrecht jedes Gläubigen eines jeden Zeitalters ist, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden, und daß auf jedem eine ernste Verantwortung ruht, diese Taufe um jeden Preis zu empfangen. Wenn wir den Preis für diese Segnung bezahlen und sie darum empfangen, werden durch unsere Arbeit Menschen für Christus gewonnen, die andernfalls nicht gewonnen werden. Wenn wir diesen Preis nicht bezahlen und folglich den Segen nicht empfangen, werden wir für jeden vor Gott Rechenschaft ablegen müssen, der andernfalls hätte gewonnen werden können. Dies führt uns zur wichtigsten Frage: „was müssen wir tun, um die Taufe mit dem Heiligen Geist zu empfangen?“ Es ist eine Frage von schwerwiegender Bedeutung. Aber diese Frage ist sehr klar in Gottes Wort beantwortet. In der Bibel wird uns ein ganz einfacher Weg gezeigt, der nur aus ein paar einfachen Schritten besteht, die jeder tun kann, und es ist absolut sicher, daß jeder, der diese Schritte tut, mit dem Heiligen Geist getraut wird. Das ist eine sehr bestimmte Behauptung. Aber ich würde es nicht wagen, so bestimmt zu sein, wenn das Wort Gottes nicht so eindeutig klar wäre. Wenn das Wort Gottes klar und deutlich sagt, daß wir, wenn wir gewisse Dinge tun, ganz bestimmt gewisse Folgen sehen, - was für ein Recht haben wir dann, die Bestimmtheit des Wortes Gottes abzuschwächen und zu sagen, daß wir, wenn wir gewisse Dinge tun, „wahrscheinlich“ gewisse Folgen sehen? Wenn mich jemand fragen würde: „Können Sie mir sagen, was ich auf der Stelle tun muß, um gerettet zu werden, und können Sie mir garantieren, daß ich dann auch sofort gerettet werde?“, würde ich das ohne das geringste Zögern bejahen. Ich kann jedem sagen, was er zu tun hat, und ihm garantieren, daß er, wenn er es tut, auf der Stelle gerettet wird. Wenn ich das nicht tun könnte, wäre ich nicht tauglich, das Evangelium zu verkündigen. Käme in derselben Weise jemand zu mir und Fragte: „Herr Dr. Torrey, können Sie mir sagen, was ich jetzt tun muß, um den Heiligen Geist zu empfangen, und können Sie mir garantieren, wenn ich es tue, daß ich mit dem Heiligen Geist getauft werde?“, würde ich ebenfalls ohne das geringste Zögern mit Ja antworten. Ich kann es, weil die Bibel es uns so einfach wie möglich erklärt. Sie macht uns klar, daß wir, wenn wir gewisse Dinge tun, die deutlich in Gottes Wort definiert sind, „die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“. Was für ein Recht haben wir dann noch, Gottes Aussage einzuschränken und zu sagen, daß wir, wenn wir gewisse Dinge tun, wahrscheinlich die Gabe des Geistes (oder die Taufe mit dem Heiligen Geist) empfangen? Man sagt oft, ich sei ein sehr dogmatischer Prediger. Ich hoffe, daß dieser Vorwurf zu Recht besteht. Es ist meine Absicht, dogmatisch zu sein. Ich will genauso dogmatisch sein wie die Bibel. Ich denke nicht, daß ich schon soweit bin, aber das ist mein Ziel. Wenn die Heilige Schrift mit den bestimmtesten und dogmatischsten Worten behauptet, daß du, wenn du gewisse Dinge tust, mit dem Heiligen Geist erfüllt wirst, dann zögere ich nicht, ohne den geringsten Zweifel zu bekräftigen, daß jeder, der diese gewissen Schritte tut, sofort “mit dem Heiligen Geist getauft“ wird. der Weg ist klar, er besteht aus sieben einfachen Schritten, die jeder heute tun kann, und es ist absolut sicher, daß jeder, der sie tut, die Segnung empfängt. Wir finden alle sieben Schritte in Apg. 2, 38. Ich werde später auch andere Stellen anführen, die mehr Licht auf diese Stelle werfen und einige Schritte noch klarer machen. Aber in diesem Vers sind alle Schritte enthalten. „Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. „ Die Aussage des Petrus ist hier genauso bestimmt wie die meine. Er sagt, wenn wir gewisse Schritte tun, werden wir als Folge davon “empfangen die Gabe des Heiligen Geistes“. Was für ein Recht haben wir dann noch zu sagen, wenn wir diese Schritte tun, können wir vielleicht die Gabe des Heiligen Geistes empfangen? Da gibt es kein Vielleicht. Wir werden sie gewiß empfangen.

Erster Schritt

Die ersten beiden Schritte finden wir in dem Wort “tut Buße“. Was bedeutet Buße? Zweifellos haben viele immer wieder gehört, Buße bedeute Sinnesänderung. Wenn man euch das gesagt hat, hat man euch genau die Wahrheit gesagt. Aber Sinnesänderung in Bezug worauf? Eine dreifache Sinnesänderung - in Bezug auf Gott, in Bezug auf Jesus Christus und in Bezug auf die Sünde. Worauf es sich im Einzelfall bezieht, muß jeweils aus dem Zusammenhang ersehen werden. In diesem Fall geht aus dem Zusammenhang hervor, daß es sich in erster Linie um eine Sinnesänderung in Bezug auf Jesus Christus handelt. In Vers 36 lesen Wir: „so wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.“ Im folgenden Vers heißt Es: „als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sprachen zu Petrus und zu den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ Dann lesen wir in Vers 38: „Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße“ - das heißt, ändert euren Sinn über Jesus Christus, ändert eure Sinneshaltung, die Christus verwarf und kreuzigte. Nehmt meine Sinneshaltung an, die Jesus Christus als Heiland und Herrn anerkennt. Das ist also der erste Schritt, um die Taufe mit dem Heiligen Geist zu empfangen: Nimm Jesus Christus als Heiland und Herrn an. Nimm als erstes Jesus als Heiland oder Erlöser an. Hast du Ihn angenommen? Wenn ich von diesem Podium hinuntergehen und euch dort auf euren Stühlen nacheinander fragen würde: „Hast du Jesus Christus als deinen Erlöser angenommen?“, so glaube ich, daß die meisten es bejahen würden. Aber angenommen, ich würde eine zweite Frage Stellen: „worauf begründest du deine Annahme bei Gott?“ - so würden gewiß einige mir zur Antwort Geben: „ich gehe zur Kirche, ich lese meine Bibel, ich bin getauft (und konfirmiert, je nachdem), ich besuche regelmäßig den Gottesdienst, nehme am Abendmahl teil, gebe den Zehnten meines Einkommens der Kirche oder den Armen, und ich versuche, so gut zu leben, wie ich es Verstehe.“ nun, wenn du das als Grund für deine Erlösung ansiehst, bist du nicht gerettet. Das alles sind gute Werke. Gutestun gehört dazu, aber es sind alles deine eigenen Werke. Gott sagt uns klar in Seinem Wort (Röm. 3, 20), daß “kein Fleisch durch des Gesetzes Werke vor ihm gerecht sein kann“. Wenn du darum deine Annahme bei Gott mit solchen Dingen begründest, bist du nicht gerecht, bist du nicht gerettet. Aber wenn ich zu einigen anderen von euch ginge und fragte: „Bist du gerettet?“, würden sie sofort Antworten: „ja, das bin ich“, und wenn ich die zweite Frage stellen Würde: „worauf gründest du deine Erlösung?“, so lautete die Antwort etwa so: „Ich gründe meine Erlösung nicht auf etwas, was ich getan habe oder noch tue, sondern ich verlasse mich ganz auf das, was Jesus Christus tat, als Er meine Sünden an Seinem eigenen Leibe an das Kreuz Trug.“ wenn das wahr ist, dann bist du gerettet und hast den ersten Schritt getan, um die Taufe mit dem Heiligen Geist zu empfangen. Der erste Schritt zum Empfang der Taufe mit dem Heiligen Geist ist, daß wir uns völlig auf das vollbrachte Werk Jesu Christi am Kreuz von Golgatha verlassen. Sein Sühnetod ist für uns der einzige Grund für unsere Annahme bei Gott! Dieser Gedanke geht immer wieder klar aus der Bibel hervor. Wir finden ihn zum Beispiel sehr deutlich ausgedrückt in Gal. 3, 2. Hier sagt Paulus: „das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?“ Was meint Paulus damit? Einmal zog Paulus durch Galatien und wurde dort durch eine körperliche Schwachheit aufgehalten. Wir erfahren nicht, was es war; vermutlich hatte er etwas an den Augen. Jedenfalls war er nicht so krank, daß er nicht predigen konnte. Er predigte diesen Galatern folgendes: Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes erlöst, indem Er ein Fluch für uns wurde (Gal. 3, 13). Durch den schlichten Glauben an Ihn, der an ihrer Statt gestorben ist, werden ihnen all ihre Sünden vergeben, und sie sind von allem gerechtfertigt (2. Kor. 5, 21; Apg. 13, 38, 39). Die Galater glaubten dieser Verkündigung des Evangeliums und vertrauten dem Sühnetod Jesu Christi am Kreuz. Er war die Grundlage ihrer Annahme vor Gott, und Gott drückte sofort Sein Siegel auf ihren Glauben und gab ihnen den Heiligen Geist als einen bewußten, erfahrungsgemäßen Besitz. Aber nachdem Paulus weggegangen war, kamen gewisse Männer von Jerusalem, die das jüdische Gesetz mit der einfachen Evangeliumsbotschaft Christi vermischten. Sie sagten diesen Menschen, diesen Gläubigen von Galatien, daß an Jesus Christus glauben allein nicht genüge, sondern daß sie außerdem, um gerettet zu werden, nach dem mosaischen Gesetz beschnitten werden müßten. (Genau wie die Adventisten heutzutage kommen und jungen Gläubigen sagen, es genüge nicht, an den Herrn Jesus Christus zu glauben, sondern sie müßten noch zusätzlich den siebenten Tag als Sabbat feiern nach dem Gesetz Moses. Es ist dieselbe alte Streitfrage, nur über einen neuen Punkt.) Diese jungen Gläubigen in Galatien waren nun ganz verwirrt. Sie wußten nicht, ob sie gerettet (oder gerechtfertigt) waren oder nicht. Das kam dem Apostel Paulus zu Ohren, und er war sehr ungehalten. Durch nichts werden echte Seelsorger so ungehalten, mit Recht ungehalten, als wenn falsche Lehrer daherkommen und versuchen, die jungen Gläubigen zu verwirren. So schrieb er diese Epistel an die Galater, um den Gläubigen die Wahrheit zu zeigen und den Irrtum dieser Judaisten ans Licht zu bringen. Ich bin froh, daß diese Judaisten nach Galatien kamen, denn, obgleich sie die Gläubigen dort eine Zeitlang verwirrten, kam doch letzten Endes etwas Gutes dabei heraus. Es war nämlich der Grund des wunderbaren Briefes an die Galater, welcher die ausführlichste Erklärung der Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben enthält, die es in der Bibel gibt, - an diesem Punkt sogar noch ausführlicher als der Brief an die Römer. Zunächst lenkte Paulus die Aufmerksamkeit der jungen Gläubigen in Galatien auf die Tatsache, daß Abraham selbst gerechtfertigt war, ehe er beschnitten war, daß Abraham einfach Gott glaubte und daß ihm dieser einfache Glaube “zur Gerechtigkeit gerechnet“ wurde (Gal. 3, 6). Er zeigte ihnen, daß Abraham, nachdem er durch den einfachen Glauben gerechtfertigt worden war, beschnitten wurde, und nicht deshalb beschnitten wurde, um gerechtfertigt zu werden. Er erhielt die Beschneidung als „Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, welchen er hatte, als er noch nicht beschnitten war“(Röm. 4, 11). Dann bringt Paulus den Irrtum dieser Judaisten auf eine zweite Art und Weise ans Licht. Er richtet sich direkt an die Erfahrung der Gläubigen in Galatien. Er sagt ihnen in andern Worten: „ihr habt den Heiligen Geist ganz klar empfangen, nicht wahr?“„ Ja, Paulus, das haben wir.“ „nun, dann laßt mich eine Frage stellen: Wie habt ihr den Heiligen Geist empfangen, - durch des Gesetzes Werke (d. h. durch das Befolgen des mosaischen Gesetzes) oder durch die Predigt vom Glauben (d. h. indem sie einfach Gottes Zeugnis über Jesus Christus geglaubt haben, daß Er die Sünden an Seinem eigenen Leibe an das Kreuz getragen hat, und indem sie einfach ihr Vertrauen darauf setzten, daß Gott ihre Sünden vergibt, weil Jesus Christus an ihrer Statt gestorben War)?“und sie Erwiderten: „natürlich, Paulus, wir empfingen den Heiligen Geist durch die Predigt vom Glauben .“ und so muß auch jeder von uns Ihn empfangen. Das ist also der erste Schritt, der grundlegendste Schritt zum Empfang der Taufe mit dem Heiligen Geist: völlig auf dem vollbrachten Werk Jesu Christi am Kreuz zu ruhen als dem einzigen Grund unserer Annahme vor Gott. Wenn wir Jesus Christus auf diese Weise annehmen, wird die Taufe mit dem Heiligen Geist unser Geburtsrecht. Vor einigen Jahren bekehrte sich der Lokführer John Morrison in der Moody-Kirche in Chicago. Nicht lange danach kam ein bibelkundiger Mann aus der Gemeinde mit ihm zusammen. Er nahm ihn ein Stück auf einer Rangierlokomotive mit. Sie waren noch nicht weit gefahren, als der andere begann, den Jungbekehrten auszufragen. Nach einiger Zeit sagte Morrison in ruhigem Ton: „du hast eine andere Religion als ich.“ „Was, John, eine andere Religion?“ fragte Er.“ ich dachte, wir hätten dieselbe Religion.“ „nein, du hast eine andere Religion“, erwiderte Morrison.“ du hast eine Religion von drei Buchstaben. Meine Religion hat fünf Buchstaben.“ „was meinst du, John?“ fragte der Mann.“ deine Religion heißt TUN; du redest die ganze Zeit über das, was du tust. Meine Religion heißt GETAN. Ich traue auf das, was Jesus Christus getan hat, als Er meine Sünden in Seinem eigenen Leibe ans Kreuz trug.“ Ich wiederhole: Das ist der erste Schritt zur Taufe mit dem Heiligen Geist, daß wir völlig darauf vertrauen, nicht auf das, was wir tun, sondern auf das, was Jesus Christus bereits getan hat, als Er an unsrer Statt am Kreuz von Golgatha starb (Gal. 3, 13; 2. Kor. 5, 21).

Zweiter Schritt

Der zweite Schritt ist auch in dem Wort “Buße“ enthalten: eine Sinnesänderung in Bezug auf die Sünde, wobei die Liebe zur Sünde oder die Einwilligung in die Sünde zu einer Absage an die Sünde wird. Der zweite Schritt zur Taufe mit dem Heiligen Geist ist also, aller Sünde abzusagen. Auch hier berühren wir wieder einen der wichtigsten Punkte beim Empfang der Taufe mit dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist der Heilige Geist, und wir müssen eine klare Trennungslinie ziehen zwischen dem Heiligen Geist und der unheiligen Sünde. Wir können nicht beides haben. Dieser Punkt ist die Ursache dafür, daß viele Menschen diesen Segen nicht empfangen. Sie lesen Bücher über die Taufe mit dem Heiligen Geist, besuchen Konferenzen und hören verschiedene Redner, sie besuchen “Warteversammlungen“, sie beten nur um die Taufe mit dem Heiligen Geist, aber ohne Ergebnis. Warum dies? Weil sie an einer Sünde festhalten. Oft kommen Menschen zu mir und Sagen: „ich habe schon ein Jahr lang (oder zwei, drei oder fünf Jahre, je nachdem) um die Taufe mit dem Heiligen Geist Gebetet.“ eines Tages kam in einer reformierten Kirche in New York nach der Predigt ein Missionar zu mir und Sagte: „ich habe zwanzig Jahre lang um die Taufe mit dem Heiligen Geist gebetet. Ich bin seit zwanzig Jahren als Missionar in Persien, und es hat sich noch niemand Bekehrt.“ stellen wir uns das vor! Zwanzig Jahre lang Missionar, ohne daß sich jemand bekehrt hat! Dann fragte er: „Woran liegt Das?“ wenn jemand zu mir kommt und mir erzählt, daß er um die Taufe mit dem Heiligen Geist gebetet und keine Antwort bekommen hat, und mich fragt, woran das liegt, so schaue ich ihm gewöhnlich direkt in die Augen und Sage: „mein Bruder, da ist Sünde.“ auch euch, die ihr heute zuhört und die ihr schon lange um die Taufe mit dem Heiligen Geist gebetet und nichts empfangen habt, sage ich, daß euer Problem wahrscheinlich Sünde ist. Wenn ich jetzt in euer Herz sehen könnte, wie Gott jetzt in euer Herz sieht, könnte ich meinen Finger auf die besondere Sünde legen, die euch des Segens beraubt. Oft ist es etwas, was wir gern “eine kleine Sünde“ nennen. Aber sie hindert uns daran, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden. In Wirklichkeit gibt es keine kleinen Sünden. Es gibt Sünden in kleinen Dingen, aber jede Sünde ist ein Akt der Rebellion gegen Gott, gleichgültig, wie klein die Sache an und für sich ist. Keine Rebellion gegen Gott ist klein. Angenommen, dein Kind wirft in einem Anflug von Zorn ein Buch auf den Fußboden, und du Sagst: „hebe das Buch auf!“ das ist an und für sich gewiß etwas Kleines. Aber angenommen, das Kind Sagt: „nein!“ - Ist das nun eine kleine Sache? Und jede Sünde, wie klein sie auch an und für sich sein mag, ist ein “nein“ zu Gott. In diesem Licht gesehen, ist jede Sünde etwas Schreckliches. Finney berichtet von einer Frau im Staat New York, die sich sehr um die Taufe mit dem Heiligen Geist bemühte. Wenn die Versammlungen am Abend zu Ende waren, ging sie in ihr Zimmer und betete lange bis in die Nacht hinein, brachte sich um den notwendigen Schlaf, und ihre Freunde fürchteten, sie werde noch wahnsinnig. Aber ihre Gebete wurden nicht erhört. Eines Abends kam sie wieder von einer Versammlung und ging in ihr Zimmer. Als sie niederkniete und um die Taufe mit dem Heiligen Geist betete, fiel ihr ein kleiner Haarschmuck ein, etwas, das hier wohl niemanden beunruhigen würde, aber es stand zwischen ihr und Gott. Als sie so da kniete, faßte sie mit der Hand in ihr Haar, nahm die Nadeln heraus, warf sie auf den Fußboden und Sagte: „weg damit!“, und gleich darauf kam der Heilige Geist über sie. Was war es nun, das sie von dem Segen abhielt? Haarnadeln? Nein, etwas zwischen ihr und Gott - Sünde. Wenn es etwas in deinem Leben gibt, das immer wieder nach oben kommt, wenn du dich Gott nahst, dann mußt du diese Sache beseitigen. Viele von uns wissen um Dinge, die sie tun und von denen sie sich selbst einreden, daß sie richtig sind. Aber jedesmal, wenn sie Gott ganz nahe kommen, jedesmal in Zeiten besonderen geistlichen Interesses kommen diese Sachen wieder hoch, um das Gewissen zu beunruhigen. Wenn es in deinem Leben etwas Derartiges gibt, was dir immer dann, wenn du Gott am nächsten bist, in den Sinn kommt, dann mußt du damit aufräumen. Vor einigen Jahren besuchte ich eine Bibelkonferenz in Dr. Broughtons Kirche in Atlanta, Georgia. An einem Nachmittag, als ich über dieses Thema sprechen sollte, kam ein Pastor herein und setzte sich auf die rechte Seite. Während er seinen Platz einnahm, flüsterte Dr. Broughton mir Zu: „schauen Sie jetzt nicht hin, sonst meint er, wir reden über ihn, aber der Mann, der sich jetzt hinsetzt, ist der Papst unsrer Denomination in Nord-Georgia. Alles, was er sagt, wird getan, aber er teilt in dieser Sache absolut nicht unseren Standpunkt. Ich bin froh, daß er hier Ist.“ als ich an jenem Nachmittag sprach, sah ich gelegentlich zu diesem Mann hin. Er lauschte sehr aufmerksam. Als ich nach Schluß der Versammlung in die Vorhalle der Kirche kam, wartete dieser Mann. Er kam auf mich zu und Sagte: „ich stand nicht auf, als Sie die Leute baten, Aufzustehen.“ „das habe ich bemerkt“, antwortete Ich.“ ich dachte“, fuhr er fort, „daß nur die aufstehen sollten, die sagen konnten, daß sie Gott völlig hingegeben seien.“ „Das meinte ich auch“, antwortete Ich.“ nun, ich konnte das nicht sagen“, erwiderte Er.“ dann machten Sie es ganz richtig, indem Sie nicht aufgestanden sind. Ich möchte nicht, daß Sie Lügen.“ „wissen Sie“, fuhr er fort, „Sie haben mich heute Nachmittag ziemlich schwer Getroffen.“ „zu diesem Zweck bin ich hier“, antwortete Ich.“ sie sagten, wenn es etwas gäbe, was uns immer dann in den Sinn käme, wenn wir Gott am nächsten sind, dann sollten wir damit aufräumen. Nun, es gibt etwas, was mir bei solchen Gelegenheiten immer in den Sinn kommt. Ich werde Ihnen nicht sagen, was es ist. Ich denke, Sie wissen Es.“ „ich denke, ja - „‚sagte ich. Ich konnte es riechen. „Nun, ich wollte es Ihnen nur sagen, das ist alles“, erwiderte er. Das war an einem Freitag. Ich fuhr am gleichen Abend noch nach Augusta, Georgia. Am folgenden Dienstag kam ich auf meiner Rückreise nach Chicago wieder durch Atlanta. Der Zug hatte einige Minuten Aufenthalt, und ich stieg aus. Dr. Broughton erwartete mich am Bahnhof. Er Sagte: „ich wünschte, Sie hätten gestern morgen in unsrer Versammlung der Baptistenprediger sein können. Der Mann von Nord-Georgia kam auch, stand auf und sagte: Brüder, wir waren in dieser Sache alle im Unrecht. Er erzählte, was er getan hatte (er hatte seine Sünde abgelegt), und dann sagte er: Brüder, ich habe jetzt ein klareres Erlebnis als damals bei meiner Bekehrung. „ Ein klareres Erlebnis, als du bei deiner Bekehrung hattest, wartet heute auf dich, wenn du nur mit deiner Sünde aufräumst.

Dritter Schritt

Auch der dritte Schritt ist in diesem Vers enthalten: „… lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden.“ es ist ein offenes Bekenntnis vor der Welt nötig, daß wir der Sünde absagen und Jesus Christus annehmen. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist nicht etwas für den heimlichen Gläubigen, sondern für den, der offen ans Licht kommt und vor der Welt seine Absage an die Sünde und die Aufnahme Jesu Christi bekennt. Als Herr Alexander und ich um die Welt reisten, sahen wir Hunderte von Menschen, die versucht hatten, jahrelang heimliche Jünger zu sein, die aber in unseren Versammlungen hervortraten und sich öffentlich zu Christus bekannten und dadurch gesegnet wurden. Natürlich ist die Taufe der von Gott bestimmte Weg, wie wir öffentlich bekennen können, daß wir der Sünde absagen und Jesus Christus aufnehmen. Gerade in der Wassertaufe empfangen viele die Taufe mit dem Heiligen Geist, weil sie sich hier dazu bekennen, der Sünde abzusagen und Jesus Christus anzunehmen. Ich habe die Bedeutung der Taufe nie so deutlich erkannt wie in Indien. Ich habe festgestellt, daß es in Indien sehr viele Menschen gab, die an Jesus Christus glaubten. Sie zögerten nicht zu sagen, daß sie an Seine Gottheit und Seine Versöhnung glaubten, aber sie wollten sich nicht taufen lassen. Der Grund dafür war der, daß in Indien die Taufe für viele ein großer Verlust bedeutet. Zum Beispiel: Ein Student der Universität von Kalkutta kam während meiner dortigen Versammlungen zu mir. Er Sagte: „ich glaube alles, was Sie gepredigt Haben.“ ich fragte ihn Daraufhin: „warum treten Sie dann nicht hervor und bekennen Christus in der Taufe?“ Er Antwortete: „wenn ich das täte, würde es mich alles kosten, was ich in der Welt besitze. Ich bin Jurastudent an der hiesigen Universität. Ich stehe noch in der Ausbildung. Mein Vater ist ein reicher Mann in Südindien, und ich werde ein Vermögen erben. Aber wenn ich mich taufen ließe, würde mein Vater mich restlos enterben, und ich stände ohne jeden Pfennig da. Ich könnte nichts tun. Ich kann nicht arbeiten, denn ich gehöre zu der Brahmanenkaste. Ich kann meinen Beruf nicht ausüben, weil ich meine Ausbildung noch nicht beendet habe. Was soll ich tun?“ Ich Erwiderte: „tun Sie, was Gott Sie tun heißt: lassen Sie sich im Namen Jesu Christi Taufen.“ nach einigem Überlegen und einem kurzen Gespräch mit ihm sagte Er: „ich will es Tun.“ ich verließ Kalkutta und konnte ihn nicht mehr taufen. Aber er ging zu Dr. Charles Cuthbert Hall von Brooklyn, New York, der zu dieser Zeit in Indien Vorlesungen hielt, und bat ihn, er möchte ihn taufen. Dr. Hall erklärte sich dazu bereit. Der junge Mann teilte seinem Vater in Südindien mit, daß er sich taufen lassen wollte. Sein Vater kam, um an der Feier teilzunehmen, und sobald sein Sohn getauft war, enterbte er ihn. Ich sage euch, die Taufe bedeutet in Indien etwas. Sie bedeutet überall etwas. Wenn du noch nicht getauft bist, entweder als Kind oder als Erwachsener, dann laß dich taufen. Bekenne öffentlich deine Absage an die Sünde und deine Annahme Jesu Christi und deine Identifizierung mit Ihm in der von Gott verordneten Art und Weise. Aber selbst wenn du schon getauft bist, solltest du etwas Ähnliches tun wie das, wofür die Taufe ein Zeichen ist, nämlich öffentlich deiner Sünde absagen und dich zu Jesus Christus bekennen.

Vierter Schritt

In Apg. 5, 32 finden wir den vierten Schritt: „und wir sind Zeugen dieser Geschichten und der Heilige Geist, welchen Gott gegeben hat denen, die ihm Gehorchen.“ der vierte Schritt ist, wie wir aus diesem Vers sehen, Gehorsam. In diesem Vers wird uns gesagt, daß Gott den Heiligen Geist denen gibt, „die Ihm gehorchen“. Dieser Schritt ist auch in Apg. 2, 38 enthalten, denn, wie wir beim Studium dieses Verses sahen, müssen wir den Herrn Jesus nicht nur als unseren Heiland, sondern auch als unseren Herrn annehmen. Das schließt den Gehorsam mit ein. Aber ich habe euch auch den obigen Vers gezeigt, da er es für manche noch klarer macht. Ich wiederhole: der vierte Schritt ist Gehorsam. Aber was ist Gehorsam? Mancher wird sagen: das tun, was Gott dir sagt. Ja. Aber wieviel von dem, was Gott dir sagt? Eins, zwei, drei Dinge? Nein, alles! Es gibt eine Denomination, die besonders den Gehorsam betont. Das ist auch gut, denn er wird ständig durch die ganze Bibel hindurch betont. Aber bei dieser besonderen Richtung besteht der Gehorsam in einem bestimmten Stück, einem bestimmten Zeremoniell. Nein, das ist nicht der ganze Gehorsam. Gehorsam besteht nicht nur in ein, zwei oder drei Dingen, die Gott gebietet, sondern in allem, was Er sagt. Der Kern des Gehorsams liegt im Willen. Das ganze Wesen des Gehorchens ist die Hingabe an den Willen Gottes, daß wir zu Gott kommen und sagen: „0 Gott, hier bin ich. Du hast mich mit einem teuren Preis erkauft, und ich erkenne Dein Eigentumsrecht an. Schicke mich, wohin du willst, gebrauche mich, wie Du willst.“ Das ist eine der grundlegendsten Voraussetzungen für den Empfang der Taufe mit dem Heiligen Geist - bedingungslose Auslieferung des Willens an Gott. An diesem Punkt entscheidet es sich für viele, ob sie die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen oder nicht. Viele bringen große Opfer für Christus. Sie gehen sogar als Missionare hinaus, verlassen ihre Heimat, ihre Freunde und all die Annehmlichkeiten ihres Landes und opfern und leiden auf dem Missionsfeld. Doch sie machen halt vor einer völligen Auslieferung an Gott und damit halt vor dem Segen. In Indien traf ich Männer und Frauen, die weit gereist waren, sich in Gefahr und ein schwieriges Klima begeben hatten, Männer und Frauen, die ihre Heimat, ihre Freunde und ungezählte Annehmlichkeiten und fast alles, was uns teuer scheint, dahintengelassen hatten, um als Missionare hinauszugehen. Aber einer nach dem anderen - sie alle bezeugten mir, daß sie noch keine völlige Hingabe an Gott vollzogen hätten. Dem Herrn sei Dank, viele taten es dann und wurden darum an Ort und Stelle mit dem Heiligen Geist getauft. Es hat absolut keinen Zweck, um die Geistestaufe zu beten oder zu “Warteversammlungen“ oder irgendwelchen anderen Versammlungen zu gehen, solange du deinen Willen nicht Gott ausliefern willst, ohne etwas zurückzuhalten. Du wirst die Taufe mit dem Heiligen Geist nicht empfangen - und wenn du bis zum Posaunenstoß des Jüngsten Gerichtes betest - ‚solange du keine absolute Hingabe deines Willens an Gott vollziehst. Viele fürchten sich vor einer völligen Hingabe an Gott. Sie fürchten, daß Gott etwas Schweres oder gar Absurdes von ihnen verlangen würde, wenn sie sich Ihm ganz hingäben. Wer ist dann überhaupt dein Gott? Gewiß nicht der Gott der Bibel. Der Gott der Bibel ist Liebe.“ Gott ist Liebe.“ eine absolute Hingabe an Gott ist einfach eine absolute Hingabe an die ewige Liebe. Ist dabei etwas zu fürchten? Gottes Liebe ist nicht nur weiser als die irgendeines irdischen Vaters, sondern auch zärtlicher als die Liebe jeder irdischen Mutter. Vor einigen Jahren, anläßlich einer Konferenz in Northfield, kam ein Mann zu mir und Sagte: „sie müssen über das Thema völliger Hingabe sprechen. Viele der Leute von der Ost-Halle (einem Schulgebäude, in dem viele Konferenzbesucher untergebracht waren) sind sehr beunruhigt über dieses Thema. Sie fürchten, daß Gott etwas Schweres oder Absurdes von ihnen verlangen würde, wenn sie sich Ihm ganz auslieferten. Die Frauen fürchten, wenn sie Gott sagen würden, daß sie sich Ihm völlig ausliefern wollten, würde Er ihre Männer wegnehmen oder etwas anderes Schlimmes tun, und die Männer fürchten sich wiederum vor anderen Dingen.“ an jenem Nachmittag sprach ich über völlige Hingabe und wiederholte, was dieser Mann erzählt hatte. Dann sagte ich: „Wer ist denn eigentlich euer Gott, daß ihr euch so fürchtet, euch Ihm völlig auszuliefern? Gewiß ist er nicht der Gott der Bibel, denn der Name des Gottes der Bibel ist Liebe. Völlige Hingabe an Gott bedeutet einfach, euch in die Hände unendlicher Liebe zu begeben. Gottes Liebe ist nicht nur weiser als die irgendeines irdischen Vaters, sondern auch zärtlicher als die irgendeiner irdischen Mutter.“ Dann gebrauchte ich dieses Beispiel: „angenommen, wenn ich nach Chicago zurückkehre, kommt mein Sohn (der damals vielleicht zehn Jahre alt war) die Treppe heruntergelaufen und öffnet die Tür, wirft sich mir in die Arme und sagt: Vater, ich bin so froh, daß du wieder zu Hause bist. Wir haben dich so vermißt. Heute soll ein Feiertag sein, an dem wir dein Nachhausekommen feiern. Ich will heute keinen eigenen Willen haben. Ich will einfach jedesmal das tun, was du mir sagst. Setze dich hin, Vater, und mache ein Programm für den ganzen Tag. Sage mir einfach, was ich jede Stunde tun soll. Angenommen“, fuhr ich fort, „mein Junge würde das zu mir sagen. Was meint ihr, was ich tun würde? Meint ihr, daß ich meine Frau um ein Stück Papier bitten würde, mich dann hinsetzen und sie fragen würde: Clara, sage mir einiges, was Reuben absolut nicht gern tut , und daß ich dann ein Programm für den Tag aufstellen würde mit alledem, was er nicht gern tut? Meint ihr, daß ich das tun würde? Glaubt ihr nicht, daß ich diesen Tag zum schönsten Tag seines Lebens machen würde?“ Genauso ist es mit Gott. Wenn wir unseren Willen und alles, was wir haben, Ihm völlig übergeben, dann stellt Er uns all die Quellen unendlicher Weisheit, Gnade und Macht zur Verfügung, um unser Leben mit Sonnenschein zu erfüllen. Er mag uns wohl um Dinge bitten, die wir uns nicht erwählt hätten. Aber wenn Er das tut, dann werden diese Dinge die fröhlichsten Aufgaben sein, die wir zu erledigen haben. Ich scheute jahrelang vor einer völligen Hingabe an Gott zurück, ja überhaupt davor, ein Christ zu werden, weil ich fürchtete, Gott würde mir gebieten, das Evangelium zu predigen, und ich wollte gern Rechtsanwalt werden. Gott hat mich tatsächlich zum Verkündigen des Evangeliums berufen. Aber heute möchte ich lieber das Evangelium predigen, als irgend etwas anderes tun. Darum, wenn einige von euch noch zögern, - übergebt euren Willen völlig Gott, und Er wird euch all die Hilfsquellen unendlicher Weisheit, Liebe und Kraft zur Verfügung stellen, um euer Leben voll Sonnenschein zu machen. Wie dem auch sei, du wirst nicht mit dem Heiligen Geist getauft werden, bis du dich völlig Gott auslieferst, bis du zu Ihm kommst und aus der Tiefe deines Herzens sagst und es wirklich auch aufrichtig Meinst: „himmlischer Vater, hier bin ich. Ich bin dein Eigentum. Du hast mich mit einem Preis erkauft, und ich erkenne dein Eigentumsrecht an. Sende mich, wohin du willst, tue mit mir, was du willst, gebrauche mich, wie du Willst.“ darum, daß sie sich Gott nicht völlig ausliefern, empfangen Tausende heute nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist. Aber Tausende und Abertausende, die es getan haben, empfingen Segen. Vor einigen Jahren nahm ich an einer Bibelkonferenz in Grove City im Staate Pennsylvanien teil. Eines Tages kam ein reformierter Pfarrer zu mir und hat mich um eine private Unterredung. Ich vereinbarte einen Zeitpunkt mit ihm, und dann kamen wir zusammen. Dieser Mann war ein führender Pfarrer in diesem Bezirk, ein sehr geschätzter und beliebter Mann. Er erzählte mir folgende Begebenheit: „vor einiger Zeit besuchten drei junge Männer meiner Gemeinde eine Studentenkonferenz in Northfield. Sie hörten Sie über die Taufe mit dem Heiligen Geist sprechen. Als sie zurückkamen, besuchten sie mich und sagten: Herr Pfarrer, wir glauben, daß wir in Northfield etwas hörten, wovon Sie nichts wissen.“ Es erschien mir ziemlich anmaßend, daß junge Männer es wagten, das zu einem Pfarrer zu sagen. Aber dieser Mann handelte vorbildlich. Er Sagte: „ihr jungen Männer, wenn ihr etwas habt, was ich nicht habe, aber haben sollte, so möchte ich das wissen.“ Dann erzählten sie ihm, was sie in Northfield über die Taufe mit dem Heiligen Geist gehört Hatten.“ dann, als sie gegangen waren“, fuhr er fort, „nahm ich meinen Hut, ging in den Wald, setzte mich auf einen Baumstamm, schaute zum Herrn auf und sagte: 0 Gott, wenn diese jungen Männer etwas haben, was ich nicht habe, was ich aber haben sollte, dann möchte ich es gleich jetzt haben. Ich tue das Beste, was ich kann, und übergebe mich selbst und alles, was ich habe, völlig dir. Sofort überkam mich ein solches Bewußtsein des Friedens und der Freude, wie ich es nie zuvor gekannt hatte.“ Ach, eine Erfüllung mit dem Heiligen Geist bringt dir nicht nur nie gekannten Frieden und Freude, sondern auch eine Kraft im Dienste Gottes, wie du sie kaum für möglich gehalten hattest. Das alles erwartet dich, wenn du eine volle, uneingeschränkte, bedingungslose Hingabe alles dessen, was du hast und bist, an Gott vollziehst. Vor vielen Jahren sprach ich in Washington auf einer Internationalen Reichsgottesarbeiter-Konferenz über die Taufe mit dem Heiligen Geist. Gottes Gegenwart war an jenem Abend in besonderer Weise zu spüren. Als wir nach meiner Ansprache zusammen beteten, offenbarte sich der Heilige Geist in wunderbarer Weise. Als ich von der Kanzel stieg, kam der Senatsgeistliche auf mich zu und sagte: „so etwas habe ich noch nie erlebt. Es war mir so, als ob ich, wenn ich meine Augen aufgemacht hätte, heute Abend den Heiligen Geist an diesem Ort gesehen Hätte.“ aber obgleich viele des Segens teilhaftig geworden waren, waren einige andere es nicht. Wir sprachen noch etwa zwei Stunden mit denen, die Fragen hatten. Etwa um elf Uhr kam jemand zu mir und sagte: „ Sehen Sie dort rechts diese junge Frau, mit welcher Fräulein Bertha Wright von Ottawa spricht? Sie hat es sehr schwer. Fräulein Wright spricht nun schon zwei Stunden mit ihr. Möchten Sie nicht zu ihr gehen und mit ihr sprechen?“ Ich ging hin und trat in die Bankreihe hinter ihr, lehnte mich nach vorn und sagte: „Was macht Ihnen Schwierigkeiten?“ Sie antwortete: „ich kam aus einem einzigen Grund von Baltimore hierher. Ich möchte mit dem Heiligen Geist getauft werden, und ich kann nicht eher nach Baltimore zurückgehen, bis ich es Bin.“ „ist Ihr Wille völlig Gott hingegeben?“ „Ich glaube, nicht ganz.“ „Nun“, sagte ich, „dann wird es nichts nützen zu beten, bis Ihr Wille Gott völlig übergeben ist. Wollen Sie ihn nicht jetzt dem Herrn übergeben?“ „Ich kann nicht“, erwiderte Sie.“ sind Sie bereit, daß Gott es für Sie tut?“ „Ja“, antwortete sie. „Dann bitten Sie Ihn darum.“ Sie legte ihren Kopf auf die Lehne der vorderen Bank und betete: „0 Gott, entleere mich von meinem Eigenwillen. Bring mich zur vollen Hingabe an deinen Willen. Lege meinen Willen hin für mich. Ich bitte im Namen Jesu.“ dann fragte ich sie: „Ist es geschehen?“ „Es muß wohl“, sagte Sie.“ ich habe Gott um etwas nach Seinem Willen gebeten, und ich weiß, daß Er mich erhört hat und daß ich habe, worum ich gebeten habe (1. Joh. 5, 14-15). Ja, es ist geschehen, mein Wille liegt da. Dann sagte Ich: „bitten Sie Ihn nun um die Taufe mit dem Heiligen Geist.“ wieder beugte sie ihr Haupt und betete: „0 Gott, taufe mich doch gerade jetzt mit dem Heiligen Geist. Ich bitte im Namen Jesu.“ und es geschah augenblicklich, als sie ihren Willen dem Herrn hingelegt hatte. Gott wartet in diesem Augenblick darauf, jeden von euch, der noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft wurde, zu taufen. Er wartet darauf, euch, die ihr schon mit dem Heiligen Geist getauft worden seid, neu zu erfüllen, sobald ihr euren Willen Ihm hinlegt und zu Ihm aufschaut, daß Er euch mit dem Heiligen Geist tauft oder erfüllt. Geht auf euer Zimmer, geht in die Stille vor Gott und tut es gleich.

VIII Die Taufe mit dem Heiligen Geist - wie man sie jetzt empfangen kann.

Gestern sahen wir, daß es einen geraden Weg gibt, bestehend aus sieben Schritten, die jeder tun kann, und daß es absolut gewiß ist, daß jeder, der diese Schritte tut, den Segen empfängt. Gestern behandelten wir die ersten vier Schritte. Der erste Schritt war, auf dem vollbrachten Werk Christi als dem alleinigen Grund unsrer Annahme vor Gott zu ruhen. Der zweite Schritt bestand im Absagen an alle Sünde und im Ausmerzen jeder uns bewußten Sünde aus unserem Leben. Der dritte Schritt war ein offenes Bekenntnis vor der Welt von unsrer Absage an die Sünde und der Annahme Jesu Christi. Der vierte Schritt war absolute Hingabe an Gott, daß wir zu Gott kommen und von Herzen Sagen: „himmlischer Vater, hier bin ich. Du hast mich mit einem Preis erkauft. Ich erkenne dein Eigentumsrecht an. Sende mich nun, wohin du willst, tue mit mir, was du willst, und gebrauche mich, wie du willst.“ Mit diesem Punkt schlossen wir gestern ab.

I. Der fünfte Schritt

Den fünften Schritt finden wir in Joh. 7, 37-39: „aber am letzten Tage des Festes, welcher der höchste war, trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten.“ Hier haben wir wieder den ersten Schritt, von dem wir gestern sprachen, nämlich, Glauben an Jesus Christus: „wer an mich Glaubt.“ aber wir haben auch einen fünften Schritt in dem Wort “dürstet“: „wen da dürstet“. Unser Herr Jesus hatte bei diesen Worten zweifellos Jes. 44, 3 im Sinn: „denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre. Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen.“ beachten wir sorgfältig: „auf das Durstige“. Der fünfte Schritt ist also Durst. Weißt du, was es heißt, durstig zu sein? Warst du schon einmal wirklich durstig? Ich war es, als ich während des spanisch-amerikanischen Krieges bei den Truppen im Chickamauga-Park war, wo 60 000 Soldaten zusammen waren und es viele Tage lang nicht regnete. Die Luft war Tag und Nacht voller Staub. Wir aßen Staub und tranken Staub, schliefen in Staub und träumten von Staub, und es gab kein Trinkwasser. Da erlebte ich, was Durst bedeutet. Und als ich 1902 in Südchina war, brach die Cholera aus, und man mußte bezüglich des Trinkwassers äußerst vorsichtig sein. Da erfuhr ich, was es bedeutet, durstig zu sein. Wenn ein Mensch wirklich Durst hat, kommt es ihm vor, als ob jede Pore nur “Wasser, Wasser, Wasser!“ schreien würde. Wenden wir das nun auf unser Thema an. Wenn ein Mensch geistlichen Durst hat, schreit sein ganzes Wesen Nur: „der Heilige Geist, der Heilige Geist, der Heilige Geist, o Gott, gib mir den Heiligen Geist!“ Solange wir meinen, daß wir ohne die klare Taufe mit dem Heiligen Geist irgendwie zurechtkommen, werden wir sie nicht empfangen. Solange wir versuchen, durch neue Tricks der Redekunst oder durch einen geschickten Gebrauch der Worte oder durch allerlei psychologische oder andere Trickmethoden die Menschen zu beeinflussen, werden wir die Taufe mit dem Heiligen Geist nicht erleben. Aber wenn wir zu dem Punkt kommen, an dem wir erkennen, wie nötig wir die Taufe mit dem Heiligen Geist brauchen, wenn wir Gott wirksam dienen wollen, und wenn wir uns um jeden Preis danach sehnen, dann werden wir sie erfahren, vorher nicht. Ich möchte dies durch zwei Prediger veranschaulichen. Der eine hörte mich anläßlich der CVJM - Konferenz des Staates New York in Jamestown sprechen. Ich sprach über das gleiche Thema wie heute und sagte viel von dem, was ich jetzt sage und was ich gestern sagte. Dieser Prediger ging mit einem anderen zum Saal hinaus und sagte zu Ihm: „diese Lehre (wie ich sie gerade weitergab) führt entweder zu Fanatismus oder zur Verzweiflung.“ er fragte nicht danach, ob sie biblisch war oder nicht. Er konnte nicht leugnen, daß sie biblisch war, und er wurde durch sie innerlich getroffen. Aber er versuchte, dem Urteil seines eigenen Gewissens zu entgehen, indem er diese abfällige Bemerkung machte. Ein solcher Mann wird nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen. Aber nehmen wir einen anderen Prediger. Es war wieder in Northfield auf einer Konferenz von Moody. Ich hatte am Samstagabend über die “Taufe mit dem Heiligen Geist - ihr Wesen und ihre Wirkung - ihre Notwendigkeit - und wer sie empfangen kann“ gesprochen. Am Sonntagmorgen sollte ich über “die Taufe mit dem Heiligen Geist - wie man sie empfangen kann“ sprechen. Am frühen Morgen kam dieser Prediger zu dem Haus, in dem ich wohnte, und Sagte: „Herr Torrey, ich kam von…( er nannte eine Stadt in New Jersey, wo er Pastor war) nach Northfield aus einem bestimmten Grund, nämlich um mit dem Heiligen Geist getauft zu werden. Ich möchte lieber sterben, als ohne Ihn zu meiner Gemeinde Zurückkehren.“ ich sagte zu Ihm: „mein Bruder, Sie werden es Erleben.“ am folgenden Montagmorgen mußte er früh mit dem Zug wegfahren. Aber ehe er abfuhr, kam er zu mir und Sagte: „ich möchte Ihnen sagen, daß ich die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen habe.“ Hast du Durst? Sehnst du dich nach der Taufe mit dem Heiligen Geist, was immer auch damit verbunden sein mag und was es auch kostet? Es kann dich viel kosten. Es kann sein, daß du aus deiner schönen, gemütlichen Umgebung herausgerissen und nach China, Indien oder ins Herz Afrikas verpflanzt wirst. Vor einigen Jahren war ich auf einer Internationalen Reichsgottesarbeiter-Konferenz in Hartford, Connecticut. Nach einer meiner Ansprachen über dieses Thema kamen der Pastor und sein Stellvertreter zu mir und baten mich, mit ihnen zu beten, daß die Dame, die die Hausbesuche für die Gemeinde machte, mit dem Heiligen Geist getauft werden möchte. Ein Jahr später sagte einer der Pastoren zu Mir: „ich weiß nicht recht, ob wir Sie gebeten hätten Gott zu bitten, daß die Dame, die die Hausbesuche für unsere Gemeinde machte, mit dem Heiligen Geist getauft würde, wenn wir gewußt hätten, was das mit sich bringt; denn wir haben sie verloren. Sie ist in die Äußere Mission Gegangen.“ so kann es auch einigen von euch gehen, daß ihr, wenn ihr wirklich mit dem Heiligen Geist getauft seid, aus einer angenehmen und behaglichen Umgebung herausgerissen und an einen Platz gestellt werdet, wo es schwierig ist und Opfer kostet. Wollt ihr den Heiligen Geist um jeden Preis? Wenn nicht, dann hat all euer Beten um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist keinen Zweck, denn es wird nichts dabei herauskommen. Ehe ich diesen Teil unseres Themas abschließe, möchte ich noch sagen, daß das Verlangen nach der Taufe mit dem Heiligen Geist ein reines Verlangen sein muß. Du mußt diese Taufe mit dem Heiligen Geist zur Ehre Gottes und nicht zu deiner eigenen Ehre begehren. Du mußt sie begehren, damit du Gott mit wirksamerem Dienst ehren kannst, und nicht nur, damit du eine neue Kraft oder neuen Einfluß oder vielleicht ein höheres Gehalt bekommen kannst. Eine der ernstesten Stellen in der Bibel zu diesem Thema bringt dies sehr deutlich zum Ausdruck. Wir finden sie in Apg. 8, 20-22: „Petrus aber sprach zu ihm: Daß du verdammt werdest mitsamt deinem Gelde, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt. Du hast weder Teil noch Anrecht an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott. Darum tu Buße für diese deine Bosheit und bitte den Herrn, ob dir vergeben werden möchte die Tücke deines Herzens.“ Simon der Zauberer hatte die Kraft gesehen, die Petrus und Johannes darum hatten, daß sie mit dem Heiligen Geist getauft waren, und er begehrte eine ähnliche Kraft für sich selber. Er war bereit, viel Geld dafür zu bezahlen, und bot es an. Aber dieses unheilige Verlangen, sei es auch noch so stark, brachte nur Gericht, keinen Segen. Sei sehr vorsichtig in diesem Punkt. Gehe in die Stille und bitte Gott, dich zu erforschen und dir zu zeigen, ob dein Verlangen nach diesem wunderbaren Segen rein ist, damit du Gott ehren kannst, wie du es solltest, oder ob es ein selbstsüchtiges, unheiliges Verlangen ist, nur damit du größere Freude oder vermehrte Kraft für dich selbst empfängst.

II. Der sechste Schritt

Den sechsten Schritt finden wir in einem sehr vertrauten Schriftabschnitt, Luk. 11, 13: „so denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ Das ist der sechste Schritt, einfach ihn bitten! Das heißt, Gott klar um die deutliche Taufe mit dem Heiligen Geist bitten. der sechste Schritt ist das bestimmte Gebet um diesen bestimmten Segen. Es gibt in diesen Tagen viele, und oft sind es wohlbekannte Männer, auch hervorragende Menschen, die uns sagen, daß wir nicht um den Heiligen Geist beten sollten, und sie begründen es ganz blendend. Sie Sagen: „der Heilige Geist wurde der Gemeinde zu Pfingsten als bleibender Besitz gegeben“(das ist wahr), und dann fragen Sie: „warum sollen wir um etwas beten, was wir bereits haben?“ Auf diesen Einwand antwortete der verstorbene Dr. A. J. Gordon: „Jesus Christus wurde der Welt auf Golgatha als bleibende Gabe gegeben (das ist gewiß wahr, siehe Joh. 3, 16). Er wurde der Welt als einer Gesamtheit gegeben, aber jeder einzelne in der Welt muß diese Gabe für sich persönlich annehmen. Genauso wurde die Gabe des Heiligen Geistes zu Pfingsten der ganzen Gemeinde gegeben, aber sie wurde ihr als einer Gesamtheit gegeben, und jedes einzelne Glied der Gemeinde muß diese Gabe für sich selbst annehmen, und Gottes Weg der Aneignung ist das Gebet.“ Aber diese Brüder gehen oft noch weiter und sagen: „Jeder einzelne an Christus Gläubige hat den Heiligen Geist.“ auch das ist wahr, das sahen wir vor einigen Tagen. Es wird uns klar in Röm. 8, 9 Gesagt: „wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“(und der Geist Christi bedeutet hier nicht ein christusähnlicher Geist, wie so oft fälschlicherweise ausgelegt wird, sondern ist eine Bezeichnung für den Heiligen Geist). Somit ist es klar, daß jeder Gläubige in gewissem Sinne den Heiligen Geist hat. Aber diese Brüder gehen noch weiter und Sagen: „wenn nun jeder Gläubige bereits den Heiligen Geist hat, warum soll man da noch um Ihn beten?“ Als Antwort darauf genügt vollkommen, daß es zweierlei ist, ob der Heilige Geist in uns wohnt (wie es bei jedem Gläubigen der Fall ist), und zwar in einem verborgenen Winkel unseres Wesens, wo wir uns Seiner Gegenwart nicht deutlich bewußt sind, - oder ob dieser innewohnende Geist die ganze Herrschaft über das Haus, das Er bewohnt, übernommen hat, wie es geschieht, wenn jemand mit dem Heiligen Geist getauft (oder erfüllt) wird. Wie dem auch sei, wir stellen all diesen einleuchtenden Überlegungen die einfache, unzweifelhafte Aussage Jesu Christi in Luk. 11, 13 Gegenüber: „so denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“ Vor einigen Jahren hatte ich auf der Internationalen Reichsgottesarbeiter-Konferenz in Boston über die Taufe mit dem Heiligen Geist zu sprechen. Es war der letzte Abend der Konferenz. Einer der Männer, ein sehr feiner Bruder, kam um die Mittagszeit zu mir und Sagte: „wie ich sehe, stehen Sie für heute Abend auf dem Programm und werden über die Taufe mit dem Heiligen Geist Sprechen.“ ich bejahte. Darauf sagte Er: „ich denke, das ist das wichtigste Thema auf dem Programm.“ „Ich halte es für wichtig“, erwiderte Ich.“ aber sagen Sie den Leuten“, fuhr er fort, „daß sie nicht um den Heiligen Geist beten Sollen.“ „mein Bruder“, entgegnete ich, „ich werde ihnen sagen, daß sie genau das tun sollen, wovon Sie abraten, denn Gott hat gesagt: wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ „O ja“, sagte er, „aber das war vor Pfingsten.“ „gut“, sagte ich, „wie steht es aber um Apg. 4, 31, - war das vor oder nach Pfingsten?“ „Gewiß, nach Pfingsten“, antwortete Er.“ nun, dann lesen Sie es“, sagte Ich.“ und da sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, da sie versammelt waren; und sie wurden alle des Heiligen Geistes voll und redeten das Wort Gottes mit Freimut.“ „wie steht es mit Apg. 8, 15-16? War das vor oder nach Pfingsten?“ „Gewiß, nach Pfingsten“, sagte Er.“ dann lesen Sie Es.“ er Las: „Petrus und Johannes kamen hinab und beteten für sie, daß sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus.“ so können wir klare Aussagen und Beispiele in der ganzen Bibel finden, wie sowohl vor als auch nach Pfingsten Menschen mit dem Heiligen Geist “getauft“ oder “erfüllt“ wurden, wenn sie beteten. Doch für mich ist das nicht nur eine Sache der Auslegung. Wenn es so wäre, würde ich es glauben, ob ich es erlebt hätte oder nicht. Denn wenn ich etwas in der Bibel geschrieben finde, so glaube ich das, ob ich es erlebt habe oder nicht. Ich glaube nicht, daß wir versuchen sollten, die Bibel auf die Stufe unsrer Erfahrung herunterzuziehen, sondern vielmehr, unsere Erfahrung auf die Stufe der Bibel emporzuheben. Doch für mich ist das eine Sache deutlicher und absolut bestimmter Erfahrung. Ich weiß, daß Gott die Menschen mit dem Heiligen Geist tauft, wenn sie beten, und daß Er diejenigen, die schon mit dem Heiligen Geist getauft sind, neu erfüllt, wenn sie beten. Ich weiß es so genau wie die Tatsache, daß Wasser den Durst löscht und Nahrung den Hunger stillt. Ich weiß es aus meiner eigenen Erfahrung. Wie oft schon, wenn ich allein betete oder auch in Gemeinschaft mit gleichgesinnten Gläubigen, fiel der Heilige Geist auf uns, so bestimmt und deutlich, wie ich den Regen auf das Dach fallen höre und über meinen ganzen Körper strömen fühle. Hierzu wieder ein Beispiel. Vor einigen Jahren hielten die Pfarrer und Prediger von Chicago täglich Mittagsgebetsstunden im CVJM-Gebäude in Chicago ab zur Vorbereitung eines bevorstehenden Besuches von Moody. Ich hatte das Vorrecht, diese Gebetsstunden zu leiten. An einem Mittag sprang mitten in der Versammlung ein Baptistenprediger auf und sagte: „Bruder Torrey, was wir hier in Chicago brauchen, ist eine Gebetsnacht für Prediger.“ „gut“, erwiderte ich, „wenn die Pfarrer und Prediger von Chicago die ganze Nacht hindurch beten möchten, wenn sie nächsten Freitagabend um 22.00 Uhr in die Moody-Kirche kommen wollen, werden wir eine Gebetsversammlung haben. Wenn Gott uns die ganze Nacht über dableiben heißt, wollen wir die ganze Nacht bleiben. Wir wollen solange bleiben, wie der Herr uns dort Behält.“ an jenem Abend um 10.00 Uhr versammelten sich vielleicht sechs- oder siebenhundert Menschen im Gebetsraum der Moody-Kirche. Nicht alle waren Pfarrer oder Prediger. Es waren viele andere Mitarbeiter der Gemeinden wie auch einige gläubige Frauen zugegen. Warst du schon einmal in einer Versammlung, bei der der Teufel alles daransetzte, sie zu vereiteln? Nun, am Anfang hatten wir eine solche Versammlung. Zum Beispiel fingen drei Männer in der äußersten Ecke des Raumes an zu stampfen und zu schreien, - angeblich im Gebet. Als jemand sie zurechtwies und sagte, daß alles “ehrbar und ordentlich zugehen“ sollte, verfluchten sie den Mann, der sie zurechtwies. Kurze Zeit danach sprang zu meiner Linken ein Mann auf und verkündigte, er sei Elia. Man konnte es dem Mann nicht verübeln; er war geisteskrank. Es gab zu jener Zeit in den Vereinigten Staaten sieben Männer, von denen ich wußte, daß sie behaupteten, Elia zu sein, und er war einer der sieben. Einige der ängstlicheren Naturen Dachten: „wenn die Versammlung so aussieht, gehe ich nach Hause.“ aber die Mehrzahl von uns war da, um einen Segen zu empfangen, und wir waren entschlossen zu bleiben, bis wir ihn empfingen. Um Mitternacht gab Gott uns völligen Sieg. Alle Disharmonien wurden beseitigt, und von da an hatten wir eine wunderbare Gebetszeit bis kurz nach zwei Uhr morgens. Ich denke, ich habe nie zuvor solches Beten gehört und auch nur selten nachher. Um 2.15 Uhr (ich weiß noch die Zeit, denn ich hatte erst kurz vorher meine Uhr hervorgeholt) waren wir alle auf den Knien, und plötzlich fiel der Heilige Geist auf uns. Niemand konnte sprechen, niemand konnte beten, niemand konnte singen. Man konnte lediglich das unterdrückte Schluchzen unaussprechlicher und herrlicher Freude hören. Es kam mir vor, während ich dort kniete, als ob ich, hätte ich aufgeschaut, den Heiligen Geist hätte sehen können. Das war früh am Samstagmorgen. Am folgenden Morgen, am Sonntag nach meinem Morgengottesdienst, kam einer meiner Diakone zu mir. Er konnte kaum sprechen. Er ergriff meine Hand und Flüsterte: „Bruder Torrey, ich werde bis zum letzten Tag meines Lebens das Geschehen von gestern morgen nicht vergessen.“ Aber es war nicht nur eine Gefühlssache, nein, dem Herrn sei Dank. Die Menschen verließen die Versammlung in den frühen Morgenstunden und gingen in der Kraft Gottes an verschiedene Orte. Ein Geschäftsmann fuhr mit dem frühen Zug nach Missouri. Nachdem er seine Geschäfte getätigt hatte, fragte er den Besitzer des Hotels, ob in der betreffenden Stadt eine Versammlung Sei.“ ja, Bruder W.“ , erwiderte dieser, „in der Cumberland Presbyterian Church ist eine Versammlung.“ Der Mann gehörte selbst dieser Denomination an und ging in besagte Kirche. Als die Versammlung eröffnet worden war, stand er auf - er war in dieser Denomination gut bekannt - und fragte den Pfarrer, ob er ein paar Worte sagen könnte. „Gewiß, Bruder W.“ , antwortete der Pfarrer. Der Mann sagte, was ihm auf dem Herzen lag. Kurz danach hörte ich, daß sich, während er sprach, achtundfünfzig Menschen bekehrten. Ein anderer junger Mann, Emil Lindfield, der später als ein gesegneter Missionar in Südafrika starb, fuhr in den frühen Morgenstunden nach Baraboo (Wisconsin). Bald hörte ich von Baraboo, daß dort, während er sprach, sich achtunddreißig junge Männer und Knaben bekehrten. Etwas später erhielt ich einen Brief von einem Methodistenprediger aus Wisconsin, in der Nähe von Milwaukee, worin er mich fragte, ob wir einen jungen Mann namens Samuel J. in unserem Institut hätten. Er schrieb, daß ein junger Mann in seinem Kreis erschienen wäre, ein völlig Fremder, und gesagt habe, er sei Samuel J. und komme vom Bibelinstitut von Chicago, daß er in Schulen, in der Methodistenkirche und in einem Soldatenheim gesprochen habe, und daß überall, wo er sprach, sich Menschen bekehrten. Auch dieser Mann war früh an jenem Morgen hinausgegangen, und der Geist Gottes ruhte auf ihm. Als ich im Jahre 1902 und in den folgenden Jahren um die Welt reiste, traf ich fast in jedem Land, das ich besuchte, sei es Japan, China, Neuseeland, Australien, England, Schottland oder Irland wie auch andere Länder, Menschen, die in jener Versammlung mit der Kraft Gottes angetan worden waren. Ja, und auch heute können wir diese Versammlung verlassen und in der Kraft Gottes an die äußersten Enden der Erde gehen, um große Dinge für Ihn zu vollbringen. Ja, es besteht kein Zweifel darüber, Gott tauft Menschen mit dem Heiligen Geist und füllt diejenigen neu, die bereits getauft wurden, mit dem Heiligen Geist, wenn sie beten.

III. Der siebte Schritt

Wir kommen nun zum siebten und letzten Schritt, in gewisser Hinsicht dem leichtesten von allen. Doch für viele ist es der schwerste Schritt und auch der Punkt, an dem mehr Menschen des Segens verlustig gehen als anderswo. Wir finden diesen Schritt in den Worten Christi in Mark. 11, 24: „darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangt, so wird's euch Werden.“ der siebte Schritt ist Glaube. Erwarte einfach von Gott, um was du bittest: Die Taufe mit dem Heiligen Geist. Gleichgültig, wie bestimmt eine Verheißung des Wortes Gottes auch sein mag, - wir erfahren sie nie in unserem Leben, bis wir sie glauben. In Jak. 1, 5 wird uns zum Beispiel gesagt: „Wenn aber jemandem unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gern gibt jedermann und allen mit Güte begegnet, so wird ihm gegeben werden.“ Nun, das ist eine ganz sichere Verheißung. Aber Jakobus hielt hier nicht inne, sondern fuhr fort und Sagte: „er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleichwie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird. Solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen Werde.“ so ist es auch in dieser Sache. Gottes Verheißung ist klar genug. Aber wenn wir die Verheißung nicht glauben und nicht vertrauensvoll erwarten, daß Gott tut, was Er so klar versprochen hat, wird unser Gebet zu keinem Ergebnis führen. Das ist der Punkt, an dem ungezählte ernste Menschen scheitern, die nach der Taufe mit dem Heiligen Geist trachten - sie erwarten nicht vertrauensvoll. Sie erfüllen die anderen Bedingungen. Sie beten bestimmt und ernstlich, aber sie erwarten nicht vertrauensvoll, und darum empfangen sie nicht. Aber es gibt einen Glauben, der über das Erwarten hinausgeht. Es gibt einen Glauben, der seine Hand ausstreckt und auf der Stelle nimmt, worum er Gott bittet. Das geht aus einer anderen Übersetzung von Mark. 11, 24 klar hervor: „Darum sage ich euch: Alles, um was ihr betet und bittet, glaubet, daß ihr es empfangen habt, und es wird euch zuteil Werden.“ (so heißt es im Urtext, und wir sollten genau wissen, was Jesus Christus sagte.) Als ich einmal die zwei verschiedenen Bibelübersetzungen verglich, verstand ich das zuerst nicht. Aber einige Jahre Später sagte ich zu meinen Zuhörern in Minneapolis: „Ich nehme mit euch den ersten Johannesbrief Vers für Vers durch. Ich werde die Verse im Lauf der Woche genau betrachten und werde euch am Sonntag weitergeben, was ich die Woche über finde, und wenn ich im ersten Johannesbrief etwas finde, das mit meiner Theologie nicht übereinstimmt, werde ich an diesem Punkt meine Theologie Ändern.“ nun, ich kam sehr gut durch, bis ich an das letzte Kapitel kam, obgleich ich meine Theologie an einigen Punkten ändern mußte. Eines Tages kam ich in meinem Studierzimmer an 1. Joh. 5, 14 und 15: „und das ist die Freudigkeit, die wir haben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und so wir wissen, daß er uns hört, was wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten haben (oder empfangen haben), die wir von ihm gebeten Haben.“ dann verstand ich Mark. 11, 24. Erkennst du das? Einige werden es verstehen und einige nicht. Nun, ich werde es erklären, damit jedes Kind es verstehen kann. Wenn du zu Gott kommst im Gebet, fragst du als Erstes: „ist diese Bitte, die ich vor Gott brachte, nach Seinem Willen ?“wenn etwas klar in Seinem Wort verheißen ist, weißt du natürlich, daß es „nach Seinem Willen“ ist. Dann lies 1. Joh. 5, 14: „und das ist die Freudigkeit (oder Zuversicht), die wir haben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Sage dir nun Selbst: „ich betete um etwas ganz Bestimmtes. Ich weiß, es ist nach Gottes Willen, weil es klar in Seinem Wort verheißen ist. Darum weiß ich gemäß 1. Joh. 5, 14, daß Er mich gehört Hat.“ dann lies den 15. Vers: „und so wir wissen, daß er uns hört, was wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten haben, die wir von ihm gebeten Haben.“ nimm dies nun als dein eigen in Anspruch, nicht weil du es fühlst, sondern weil Gott es so klar in Seinem Wort sagt. Wende das nun auch auf die Taufe mit dem Heiligen Geist an. Du bist die anderen sechs Schritte gegangen, und du bist zu Gott gekommen und hast Ihn klar gebeten, dich mit dem Heiligen Geist zu taufen (oder zu erfüllen, wie es nun auch sein mag). Frage dich Dann: „ist meine Bitte nach Seinem Willen?“ Du weißt, daß sie das ist, denn in Apg. 2, 39 und Luk. 11, 13 lesen wir es. Als nächstes lies 1. Joh. 5, 14: „und das ist die Freudigkeit, die wir haben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er Uns.“ nun Sage: „ich habe um die Taufe mit dem Heiligen Geist gebeten. Ich weiß, daß das nach Seinem Willen ist, denn Gott sagt es in Luk. 11, 13 und Apg. 2, 39. Darum weiß ich, daß Er mich gehört Hat.“ lies nun den 15. Vers: „und so wir wissen, daß er uns hört, was wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten haben, die wir von ihm gebeten Haben.“ ich bat um die Taufe mit dem Heiligen Geist. Ich weiß, daß Er mich gehört hat. Ich weiß, daß ich habe, worum ich gebeten habe. Ich weiß, daß ich die Taufe mit dem Heiligen Geist habe, und was du so im nackten Vertrauen auf das Wort Gottes nimmst, wirst du hinterher erfahrungsgemäß besitzen. Ich möchte dazu ein konkretes Beispiel erwähnen. Prediger F. B. Meyer von London und ich nahmen zusammen an einer Studentenkonferenz am See Geneva in Wisconsin teil. Er sprach an jenem Abend über die Taufe mit dem Heiligen Geist. Als er schloß, sagte Er: „wenn jemand mit Herrn Torrey oder mit mir über diese Sache sprechen will, werden wir zurückbleiben und nach der Versammlung mit Ihnen darüber Sprechen.“ darauf kam ein junger Mann zu mir, der gerade das College von Illinois absolviert hatte. Er sagte: „Ich hörte vor einem Monat von diesem Segen, und ich habe seither immer darum gebetet, aber nichts empfangen. Was ist los?“ Ich fragte: „Ist Ihr Wille völlig Gott ausgeliefert?“ „Nein, ich glaube nicht“, sagte Er.“ nun, dann wird Ihr Beten nichts nützen, bis Ihr Wille dem Herrn hingelegt wurde. Möchten Sie das jetzt tun?“ „Ich kann nicht“, sagte Er.“ sind Sie bereit, daß Gott es für Sie tut?“ fragte ich.“ ja, ich bin bereit“, antwortete Er.“ dann wollen wir niederknien und Gott darum bitten“, schlug ich vor. Ich stellte zwei Stühle nebeneinander, und wir knieten nieder. Ich schlug meine Bibel auf bei 1. Joh. 5, 14 und 15 und legte sie vor den jungen Mann auf den Stuhl. „Bitten Sie nun Gott, Ihren Willen an Ihrer Statt hinzulegen.“ Er Betete: „himmlischer Vater, lege meinen Willen für mich hin, entleere mich von meinem Eigenwillen, bring meinen Willen zur absoluten Hingabe an Deinen Willen. Ich bete im Namen des Herrn Jesus.“ ich Fragte: „ist es nun geschehen?“ „Es muß so sein“, sagte er, „denn ich habe etwas nach Seinem Willen gebeten. Ich weiß, daß Er mich gehört hat, und ich weiß, daß Er getan hat, was ich von Ihm erbeten habe.“ „Gut“, sagte Ich.“ was wollen Sie nun?“ Er erwiderte: „ich möchte die Taufe mit dem Heiligen Geist Haben.“ „bitten Sie darum“, sagte ich. Wieder betete Er: „himmlischer Vater, taufe mich mit dem Heiligen Geist. Tu es jetzt. Ich bitte im Namen des Herrn Jesus.“ „ist es geschehen?“ fragte ich. “Ich fühle nichts“, sagte Er.“ das habe ich nicht gefragt. Lesen Sie noch einmal den Vers, der vor Ihnen liegt“, und er Las: „und das ist die Freudigkeit, die wir haben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er Uns.“ ich fragte: „War das, was Sie baten, etwas nach Seinem Willen?“ „Ja“, sagte er, „in Luk. 11, 13 und Apg. 2, 39 lesen wir es.“ Darauf fragte Ich: „was wissen Sie also?“ „Daß Er mich hört“, sagte Er.“ nun, dann den nächsten Vers“, und er las: „Und so wir wissen, daß er uns hört, was wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten haben, die wir von ihm gebeten Haben.“ „was wissen Sie?“ fragte ich.“ Daß ich die Bitte habe, die ich von Ihm gebeten Habe.“ „und welche Bitte haben Sie von Ihm gebeten?“ fragte ich.“ die Taufe mit dem Heiligen Geist.“ Ich fragte Weiter: „was wissen Sie nun?“ „Daß ich die Taufe mit dem Heiligen Geist habe“, antwortete Er.“ ich fühle es nicht, aber Gott sagt Es.“ wir standen auf. Ich sprach noch einige weitere Worte mit ihm, dann ging er zu seinem Zelt und ich zu dem meinen. Am nächsten Morgen mußte ich mit einem Frühzug nach Chicago fahren. Einige Tage später kam ich zurück. Ich sah den jungen Mann unter den Zuhörern. Vom Podium aus schaute ich zu ihm hinüber in dem großen Saal und fragte: „Haben Sie wirklich die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen?“ Er brauchte nicht zu antworten, sein Gesicht verriet, was los war. Aber er antwortete, daß er sie empfangen hatte. Zwei oder drei Jahre später erzählte ich diesen Vorfall bei einer Versammlung von Methodistenpredigern in Chicago. Ein neugieriger Bruder fragte Mich: „und was wurde aus dem jungen Mann?“ „Ich weiß nicht“, mußte ich erwidern. Aber zwei Wochen später, als ich in meinem Büro im Bibelinstitut von Chicago saß, klopfte es an die Tür.“ herein“, rief ich. Ein netter junger Mann kam Herein.“ kennen Sie mich noch?“ fragte er. „Ich weiß, ich habe Sie schon irgendwo gesehen, aber ich weiß nicht, wo ich Sie unterbringen soll“, antwortete ich. Es war jener junge Mann. Er war jetzt im theologischen Seminar in Chicago. Einige Tage darauf kamen mehrere Studenten des theologischen Seminars und luden mich ein, am Gebetstag an ihrem Seminar zu sprechen. Ich fragte sie, wie es dem jungen Mann gehe, und sie erzählten mir, daß er gute Fortschritte mache und daß man ihm, obgleich er noch nicht so lange da sei, schon eine Kirche in Wisconsin gegeben habe, was sehr ungewöhnlich sei. Aber sie sagten noch etwas Besseres: „es bekehren sich immer Menschen.“ Als der Gebetstag kam, ging ich ins Seminar und sprach über die Taufe mit dem Heiligen Geist, und Gottes Geist kam über sie. Als ich den Raum verlassen hatte, begannen sie in Englisch, Französisch, Norwegisch, Schwedisch, Dänisch und Deutsch zu beten - keine übernatürliche Gabe des Zungenredens, sondern das waren die Muttersprachen der einzelnen Studenten - , und Präsident Fiske, der derzeitige Präsident des Seminars, schrieb nach Boston, daß sie ein perfektes Pfingsten erlebt hätten. Das alles kam durch diesen jungen Mann, der im nackten Vertrauen auf das schlichte Wort Gottes die Taufe mit dem Heiligen Geist angenommen hatte. Und jeder, der mir heute morgen zuhört, kann sie auf dieselbe Weise gerade jetzt in Anspruch nehmen.

IV. Drei Fragen

Nun tauchen hier einige sehr wichtige Fragen auf, die manche mir gewiß gern stellen möchten. Ich werde sie nun selbst stellen. 1. Die erste Frage, die manche von euch gern beantwortet hätten, ist die: Müssen wir wissen, daß wir die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen haben, ehe wir unsere Arbeit beginnen? Ja, gewiß, wir sollten es wissen. Aber wie? Es gibt zweierlei Art und Weise, es zu wissen: erstens durch die klare Aussage des Wortes Gottes, und zweitens durch die Erfahrung. Doch es ist sicherer, es durch Gottes Wort zu wissen, als es durch die Erfahrung zu wissen. Unsere Erfahrungen, oder wenigstens unsere Gefühle, kommen und gehen, je nachdem, was wir essen oder wie wir uns gesundheitlich fühlen. Aber das Wort Gottes bleibt immer dasselbe. Wie wir gerade festgestellt haben, kannst du anhand des nackten Wortes Gottes wissen - heute noch wissen - ‚daß du die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen hast. Ob du es fühlst oder nicht, du kannst sie im schlichten Vertrauen auf das unfehlbare, inspirierte Wort Gottes in Anspruch nehmen. 2. Aber andere möchten vielleicht eine zweite Frage stellen: Müssen wir nicht eine gewisse Zeit lang auf die Taufe mit dem Heiligen Geist warten, wie die Apostel zehn Tage warten mußten von dem Tag an, wo der Herr Jesus ihnen die Verheißung gab, bis Pfingsten? Darauf möchte ich eine Gegenfrage Steilen: „habt ihr nie bemerkt, daß die Bibel uns genau sagt, warum die Jünger zehn Tage warten mußten?“ Wenn wir Apg. 2, 1 und 2 lesen, werden wir feststellen, warum die Jünger zehn Tage warten Mußten: „und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle einmütig beieinander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel wie eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen.“ In andern Worten, der Heilige Geist konnte nicht zu ihnen kommen, bis der Tag der Pfingsten erfüllt war. Weit zurück zur Zeit des Alten Testamentes, ja, noch früher, schon im ewigen Ratschluß Gottes, wurde der Tag der Pfingsten festgelegt für die Verleihung der Gabe des Heiligen Geistes und die Sammlung der Gemeinde. Darum ist der Geist nicht gegeben worden, bis der Tag der Pfingsten erfüllt war. Aber jetzt ist der Tag der Pfingsten erfüllt, Und jetzt ist kein Warten mehr nötig. War nach Pfingsten noch ein Warten nötig? In Apg. 4, 31 lesen Wir: „und da sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, da sie versammelt waren; und sie wurden alle des Heiligen Geistes voll: „ War für das Haus des Kornelius ein Warten nötig? Sie hörten der ersten Evangeliumspredigt ihres Lebens zu, und Petrus erreichte gerade den Höhepunkt seiner Predigt, Apg. 10, 43: „Von diesem (d. h. von Jesus) zeugen alle Propheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen Sollen.“ augenblicklich glaubten alle, und sofort fiel der Heilige Geist auf sie, gerade, wo sie waren. War im Falle des Saulus von Tarsus ein Warten nötig? In Apg. 9, 17 lesen Wir: „und Ananias ging hin und kam in das Haus (das Haus, in dem Saulus von Tarsus während seiner Blindheit wartete) und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf dem Wege, da du herkamst; du sollst wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. „ Und er nahm ihn, taufte ihn und betete mit ihm, und sofort wurde er mit dem Heiligen Geist erfüllt, mit dem Heiligen Geist getauft; und zwei Verse weiter lesen Wir: „und alsbald predigte er in den Synagogen von Jesus, daß dieser Gottes Sohn sei. Sie entsetzten sich aber alle, die es hörten, und sprachen: Ist das nicht, der zu Jerusalem die vertilgt hat, die diesen Namen anrufen…? Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die- Juden in die Enge, die zu Damaskus wohnten, und bewies, daß dieser ist der Christus.“ In Ephesus mußten sie warten, aber einfach, weil der Fehler bei ihnen selbst lag. Sie wußten nicht, daß der Heilige Geist schon gegeben war. Aber als Paulus ihnen sagte, daß Er gegeben worden war, und sie die nötigen Schritte taten, wurden sie alle mit dem Heiligen Geist getauft, an Ort und Stelle noch ehe die Versammlung zu Ende war. Es ist also möglich daß du warten mußt, aber dann liegt der Grund nicht bei Gott, sondern bei dir selbst. Es ist der Wille Gottes, daß jedes Seiner Kinder, das noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft ist, es heute werden soll. Aber du kannst den Segen hinauszögern, indem du nicht auf dem vollbrachten Werk Christi als dem alleinigen Grund deiner Annahme vor Gott ruhst, oder indem du nicht jede dir bewußte Sünde ablegst, oder indem du nicht offen vor der Welt deine Absage an die Sünde bekennst und die Tatsache, daß du Christus angenommen hast, oder indem du dich Gott nicht ganz auslieferst, oder indem du den Segen nicht um jeden Preis begehrst, oder indem du nicht bestimmt betest, oder indem du die Taufe mit dem Heiligen Geist nicht jetzt erwartest und in Anspruch nimmst. Aber wenn du zehn Tage oder auch nur zehn Minuten warten mußt, liegt der Grund dafür ganz bei dir und nicht bei Gott. Jeder von euch kann mit dem Heiligen Geist getauft werden, noch ehe er dieses Gebäude verläßt, oder wenn du bereits getauft bist, kannst du von neuem erfüllt werden. 3. Es gibt aber noch eine dritte Frage, die manche vielleicht haben, und zwar eine sehr wichtige: Wird die Taufe mit dem Heiligen Geist sich nicht irgendwie äußern? Wird alles genauso bleiben, wie es vorher war? Wenn dem so ist, was nützt sie dann? Ja, in der Tat, sie wird sich äußern. Aber bitte beachte zwei Dinge: erstens die Art der Äußerung; zweitens die Zeit der Äußerung. Laßt uns zuerst die Art der Äußerung betrachten, oder in andern Worten, wie die Taufe mit dem Heiligen Geist sich in deinem Fall auswirken wird. Einige von euch erwarten möglicherweise die Äußerung in Form des “Zungenredens“ und erwarten keine andere Äußerung. Aber wie wir schon sahen, ist eine solche Erwartung völlig unbiblisch. Solches Diktieren dem Heiligen Geist gegenüber steht im Widerspruch zur klaren Lehre des Wortes Gottes. Manche werden wiederum eine ganz andere Äußerung erwarten. Sehr wahrscheinlich habt ihr die Erfahrungen von John Wesley, Charles Finney und D. L. Moody gelesen. Diese alle berichten ungefähr dieselbe Geschichte. Finney drückt es so aus: Als er mit dem Heiligen Geist getauft wurde, gingen mächtige Wellen wie Elektrizität über ihn, und er mußte Gott bitten. Seine Hand zurückzuhalten, damit er nicht auf der Stelle sterbe. Moody hatte, obgleich er es selten erzählte, ein ähnliches Erlebnis. Manche erwarten nun ein derartiges Erlebnis. Ich leugne nicht die Realität solcher Erfahrungen. Dem Wort von Männern wie Charles Finney und Moody ist Glauben zu schenken. Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb ich diese Erfahrungen nicht ableugne, den ich wahrscheinlich lieber nicht erwähnen sollte. Aber ich möchte jeden bitten, mir irgendwo in der Bibel einen einzigen Bericht eines solchen Erlebnisses zu zeigen. Ich bin geneigt zu denken, daß die Apostel sie hatten; aber wenn sie sie hatten, behielten sie sie für sich, und ich bin froh darüber, denn wenn jeder von ihnen ein solches Erlebnis beschrieben hätte, dann würden wir alle darauf warten. Welcher Art war die Äußerung in jedem Fall, der uns in der Bibel berichtet wird? Neue Kraft im Dienst. Am Pfingsttag sprachen sie die Sprachen der verschiedenen Völker, die vertreten waren, und “redeten die großen Taten Gottes“ in diesen Sprachen (Apg. 2, 6. 8. 11). Sie wurden von Ausländern verstanden, die zugegen waren, wodurch eine große Anzahl klarer Bekehrungen erfolgte von Menschen, die sie in ihrer Muttersprache reden hörten. Das “in-andern-Zungen-Reden“ bei diesem Anlaß hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem “Zungenreden“, dessen sich heute einige rühmen. Im Falle des Saulus von Tarsus wird zu jener Zeit überhaupt nichts von seinem Zungenreden berichtet, obgleich wir wissen, daß Paulus manchmal allein für sich in Zungen redete. Aber er erklärte in Bezug auf öffentliche Versammlungen: „ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit verständlichem Sinn, auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen“(1. Kor. 14, 19). Welches war die Auswirkung im Falle des Paulus? In Apg. 9, 17-22 lesen wir einfach, daß er mit unwiderstehlicher Kraft Jesus als den Christus verkündigte. Das wird Das Wesentliche der Äußerung in Deinem Fall sein: Neue Kraft in der Arbeit, zu der Gott dich berufen hat. Laßt uns nun einen Blick auf die Zeit der Äußerung werfen. Wann wird es sich äußern? Nachdem wir die Taufe mit dem Geist in einfachem Glauben an das nackte Wort Gottes nehmen. Gottes Ordnung ist: erstens Gottes Wort, Gottes Verheißung; zweitens unser Glaube an das Wort Gottes, einfach weil Gott es sagt; drittens die Erfahrung. Das menschliche Herz versucht, die Ordnung Gottes umzukehren und als erstes das Wort, die Verheißung Gottes, als zweites die Erfahrung und dann als drittes den Glauben zu nehmen. Aber das ist kein Glaube. Nehmen wir Abraham zum Beispiel. Gott sagte Abraham, daß er ein Vater vieler Völker werden sollte. Abraham hatte nichts anderes, woran er sich hätte klammern können, als das Wort Gottes. Menschlich war die Lage aussichtslos. Er war 100 Jahre alt und seine Frau auch kaum jünger. Sie waren beide über das Alter hinaus, Kinder zu haben. Aber es wird uns Berichtet: „Abraham glaubte Gott“ und Gott “rechnete“ Abrahams einfachen Glauben an das noch unbewiesene Wort Gottes (einfach, weil Gott es sagte) ihm “zur Gerechtigkeit“. Abraham hatte keine Gefühlsaufwallungen. Nein, nur Gottes Wort, und das allein. Er hatte Gefühlserregungen genug, als das Kind geboren war und er Isaak mit eigenen Augen sah, weil er Gottes nacktem Wort vertraut hatte. Gott verlangt eines, nämlich, dass die Menschen glauben, was er sagt, einfach, weil er es sagt. Das ist Glaube. Wenn du ein bestimmtes Gefühl oder ein Erlebnis erwartest, ehe du Gottes Wort glaubst, machst du Gott zum Lügner. Nehmen wir mein eigenes Erlebnis. Ich verkündigte schon einige Jahre das Evangelium, ehe ich erkannte, daß ich kein Recht hatte zu predigen, bevor ich klar mit dem Heiligen Geist getauft war. Ich ging zu einem Geschäftsfreund und sagte insgeheim zu Ihm: „ich besteige nicht eher wieder die Kanzel, bis ich mit dem Heiligen Geist getauft bin und es weiß, oder bis Gott mir auf irgendeine Weise sagt, daß ich predigen soll.“ Dann zog ich mich, soweit es mir möglich war, in mein Studierzimmer zurück und verbrachte die Zeit ständig auf meinen Knien im Gebet zu Gott, Er möge mich mit dem Heiligen Geist taufen. Als die Tage verstrichen, versuchte mich der Teufel und Sagte: „angenommen, der Sonntag kommt, und du bist noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft, was dann?“ Ich Antwortete: „was auch kommen mag, ich werde meine Kanzel nicht besteigen und predigen, bis ich mit dem Heiligen Geist getauft bin und es weiß oder Gott mir auf irgendeine Weise zeigt, daß ich gehen soll, selbst wenn ich meiner Gemeinde sagen muß, daß ich nie zum Predigen tauglich war.“ Aber ehe der Sonntag kam, war der Segen da. Ich hatte eine mehr oder weniger klare Vorstellung von dem, was geschehen würde. Aber es kam nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich kann mich noch genau an den Platz in meinem Studierzimmer erinnern, wo ich zum Gebet niederkniete. Es war ein sehr stiller Augenblick, einer der stillsten Augenblicke, die ich je kannte. Das war wohl auch ein Grund dafür, weshalb ich so lange warten mußte: es dauerte so lange, bis meine Seele vor Gott still wurde. Dann sagte Gott einfach zu mir, nicht irgendwie hörbar, sondern in meinem Herzen: „es ist dein. Nun gehe hin und Predige.“ oh, hätte ich nur meine Bibel besser gekannt! Er hatte es mir bereits in Seinem Wort in 1. Joh. 5, 14 und 15 gesagt; aber damals kannte ich meine Bibel noch nicht so gut wie heute. Gott hatte Mitleid mit meiner Unwissenheit und sagte es direkt zu meiner Seele. Du hast es nicht nötig, daß es direkt zu deiner Seele gesagt wird; denn ich habe es dir heute morgen anhand Seines Wortes gezeigt. Ich ging hin und predigte, und von jenem Tag an war ich ein neuer Prediger. Damals war ich Pfarrer einer sehr kleinen und unbekannten Kirche, obgleich ich an der Yale-Universität zwei akademische Grade erworben und an zwei deutschen Universitäten studiert hatte. Aber von dieser Zeit an erweiterte sich mein Aufgabenbereich ständig, bis ich schließlich das Evangelium in der ganzen Welt verkündigte und erlebte, wie wohl Hunderttausende sich zu Christus bekehrten. Es war einige Zeit nach diesem Erleben (ich weiß nicht mehr genau, wie lange danach). Ich saß in meinem Zimmer, demselben Zimmer. Ich kann mich noch genau erinnern, wo ich saß - vor meinem drehbaren Bücherschrank. Ich weiß nicht mehr, ob ich überhaupt an dieses Thema dachte. Aber plötzlich - ich erzähle es, soweit ich es beschreiben kann, obgleich es sich nicht genau beschreiben läßt - wurde ich von meinem Stuhl zu Boden gestoßen, und ich rief laut (ich war nicht dazu erzogen worden, zu schreien, und ich habe auch sonst kein lautes Temperament, aber ich rief wie der am lautesten schreiende Methodist): „gelobt sei Gott, gelobt sei Gott, gelobt sei Gott“, und ich konnte nicht innehalten. Ich versuchte aufzuhören, aber es war als ob eine andere Macht meinen Mund bewegte. Als ich mich endlich wieder sammeln konnte, ging ich nach unten und erzählte meiner Frau, was geschehen war. Aber das war nicht die Geistestaufe. Ich wurde mit dem Heiligen Geist getauft, als ich Ihn damals in schlichtem Glauben an das nackte Wort Gottes annahm, und jeder kann heute auf diese Weise getauft werden. Ja, du kannst auf diese Weise getauft werden, ehe du heute Nachmittag dieses Gebäude verläßt. Gott gebe es. Was ich vor allem haben möchte, ist dies, daß du Gottes Wort glaubst, ohne irgendwelche andere Garantie zu haben, und daß du die Taufe mit dem Heiligen Geist im schlichten Glauben an Gottes Wort annimmst. Ehe ich schließe, möchte ich noch ein Beispiel bringen. Am 8. Juli 1894 war ich auf einer Studentenkonferenz in Northfield. Am vorhergehenden Abend hatte ich in einem Saal über die “Taufe mit dem Heiligen Geist, ihr Wesen und ihre Wirkung, wer sie braucht und wer sie empfangen kann“ gesprochen. Am Sonntagmorgen wurde nun der Schlußgottesdienst gehalten, und ich sprach über “Die Taufe mit dem Heiligen Geist - wie man sie empfangen kann“. Ich habe ziemlich dasselbe gesagt, was ich heute und gestern Nachmittag zu euch sagte. Zum Schluß nahm ich meine Uhr hervor und sah, daß es genau zwölf Uhr war. Ich wandte mich an die große Studentenschar und Sagte: „Herr Moody hat uns eingeladen, heute Nachmittag um drei Uhr auf den Berg zu gehen, um zu beten, daß wir den Heiligen Geist empfangen. Jetzt ist es genau zwölf Uhr. Es sind noch drei Stunden bis drei Uhr. Einige von euch können nicht drei Stunden warten und brauchen es auch nicht. Geht in euer Hotelzimmer oder wo ihr wohnt, geht in euer Zelt, geht in den Wald oder sonst irgendwohin, wo ihr mit Gott allein sein könnt, und bringt diese Sache vor Gott.“ Um drei Uhr nachmittags trafen wir uns alle vor dem Haus von Moodys Mutter, die damals noch lebte. Wir gingen den Weg hinunter und durch das Tor. Wir waren zusammen 456, Paul Moody zählte uns, als wir durch das Tor gingen. 456 Männer aus Yale, Harvard, Amherst, Dartmouth und von anderen Universitäten der Oststaaten gingen den Berg hinauf. Nachdem wir eine Weile gegangen waren, sagte Moody: „ich glaube, wir brauchen nicht weiter zu gehen. Laßt uns Hierbleiben.“ er setzte sich auf einen Baumstumpf, andere setzten sich auf Baumstämme oder auf den Boden. Moody Sagte: „ehe wir beten, möchte ich fragen, ob noch jemand von euch etwas zu sagen Hat.“ einer nach dem andern stand auf, vielleicht insgesamt 75 Männer, und sagte dem Inhalt Nach: „Herr Moody, ich konnte nicht bis drei Uhr warten. Ich wurde stille vor Gott, und ich glaube, ich bin mit dem Heiligen Geist getauft Worden.“ als diese Zeugnisse zu Ende waren, sagte Moody: „ich sehe keinen Grund, warum wir uns nicht gerade jetzt hinknien und Gott bitten sollten, daß der Heilige Geist so klar auf uns kommt wie damals zu Pfingsten auf die Apostel. Laßt uns Beten.“ wir knieten zum Gebet, einige lagen auf dem Boden (es waren keine Frauen zugegen, nur Männer), und wir begannen zu beten. Als wir den Berg hinauf gegangen waren, hatten sich Wolken über dem Berg zusammengezogen, und als wir anfingen zu beten, brachen die Wolken auf, und die Regentropfen fielen auf uns nieder durch die über uns hängenden Kiefernnadeln. Aber es hatte sich noch eine andere Wolke über Northfield zusammengezogen, eine Wolke voller Gnade und Kraft Gottes. Als wir anfingen zu beten, schienen unsere Gebete diese Wolke zu durchbrechen, und der Heilige Geist fiel auf uns. Liebe Freunde, wenn ich recht beurteile, hat sich seit einigen Tagen auch über diesem Gebäude eine Wolke gebildet, eine Wolke voll der Gnade und Kraft Gottes. Wollen wir nicht diese Wolke gerade jetzt mit unseren Gebeten durchstoßen?

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