Otto Stockmaeyer - Johannes Kapitel 2

Otto Stockmaeyer - Johannes Kapitel 2

Wir kommen nun zu der Hochzeit zu Kana, zu der auch Jesus und seine Jünger eingeladen waren. Wohl den Brautleuten, denen Jesus nicht zu viel ist beim Hochzeitsmahle, sondern Ihn zuerst einladen und sich mit Ihm darüber verständigen und zwar mit der ganzen Fülle göttlichen Segens.

Das dann Jesus das entscheidende Wort in allem hatte, das war Maria selbstverständlich. Darum wendet sie sich zuerst an Ihn, als es an Wein gebricht „Sie haben keine Wein…“, sagt sie. Es genügt, dass wir vor dem Herrn ausbreiten, wo es an irgend etwas fehlt, wo es etwas mangelt im Charakter, Temperament oder Willen, wo noch Gebundenheiten sind. Wenn wir das erkennen, können wir allen Schwierigkeiten, allen Lebensverhältnissen gegenüber, die uns ein Hindernis in der Nachfolge Jesu sein können, die richtige Stellung einnehmen, wir können sie vor Jesus ausbreiten und wenn die Hilfe auch nicht über Nacht kommt, so geht sie um so tiefer und der Herr kann uns immer wieder zeigen, wo etwas nicht stimmt. Nur vergessen wir nicht Ihn zuerst einzuladen und alle anderen Einladungen von Ihm abhängig zu machen! Unsere Entscheidungen müssen von Ihm abhängig sein und wenn wir unseren eigenen Willen drangeben, werden wir erkennen, was Jesus will. Alle Quellen unseres Lebens müssen zurück in die Hand dessen, der uns das Leben gegeben hat.

Die ersten Tage des Zusammenseins mit Jesus waren für die Jünger tiefbedeutsam, wie ja alles in der Heiligen Schrift von tiefer Bedeutung ist. Es ist sehr beachtenswert, dass die erste Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn bei einer Hochzeit stattfand und zwar dass es sich um etwas handelte, was wohl zu einer Hochzeit gehörte, aber durchaus nicht nötig war.

Der Herr geht auf alle menschlichen Verhältnisse ein und heiligt sie, legt Ewigkeit und Herrlichkeit hinein. Wo der Herr zugegen ist und Raum gewinnt, bekommt das Leben Ewigkeitsgehalt. Er gibt nicht nur das tägliche Brot, sondern auch Dinge, die nicht zum Lebensunterhalt nötig sind.

Was die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu betraf, durfte Maria keine Mutterrechte geltend machen. Es gilt da nur der Glaube. Die natürliche Verwandtschaft muss ganz und gar zurücktreten und der Glaubensstellung Raum machen.

„Weib, was habe ich mit dir zu schaffen, meine Stund ist noch nicht gekommen.“ (Weib, war damals eine sehr höfliche, respektvolle Anrede.) Maria lässt sich aber durch die scheinbar harten Worte nicht irre machen und von dem Augenblick an, wo sie die Glaubensstellung einnimmt, anstatt sich abweisen zu lassen, wird Raum gemacht für das Eingreifen Jesu, wie dies immer der Fall ist, wo jemand den Glaubensboden betritt und das Fremde, dass sich etwa eingenistet hat, ausscheidet. Die Grundlage ist der nackte Glaubensboden, das Wort Gottes. Wahrer Glaube betätigt sich immer am Wort Gottes und am Willen Gottes.

Mit den Worten: „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?“ stellt nur Maria zurück, nicht die Sache selbst. Es ist der Geist der die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu nach des Vaters Zeit und Stunde ordnet. Zeit und Stunde aber kamen in diesem Fall mit dem Augenblick, da Maria sich beugte, anstatt aufzubegehren. War sie doch überzeugt, dass der Herr sich nicht ungeoffenbart werde, und dass Mangel nicht Jesu letztes Wort sein kann, sondern dass es sich nur darum handelt, dass der Mensch gebeugt werde und alles aus seiner Hand in Jesu Hand übergebe. Mehr verlangt Gott auch von uns nicht und weniger kann er nicht verlangen, welches auch der Mangel oder die Schwierigkeit sei, um die es sich handelt.

Vers 5+6: „Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was auch immer er euch sagt, das tut. Es waren aber da sechs steinerne Wasserkrüge, gesetzt nach der Weise der jüdischen Reinigung und gingen in je einen zwei oder drei Mass:“ Leere Gefässe will der Herr haben. Oh lassen wir uns immer mehr ausleeren von allem Eigenen, damit wir immer freier werden für Göttliches! (Leere Gefässe, die nicht angefüllt sind mit eigenen Werken und Selbstgefälligkeit)

Vers 7: „Jesus spricht zu den Dienern: Füllet diese Krüge mit Wasser…und se füllten sie bis oben an.“ Des Herrn Kraftwirkung erstreckt sich soweit, wie man Ihm Raum macht, aber wie viel Mühe kostet es den Herrn, Menschenkinder soweit zu bringen, dass sie Ihm Raum machen! Da geht es durch Mancherlei Demütigungen hindurch.

Vers 11: „Das ist das erste Zeichen tat, geschehen zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit.“

Man sieht auch hier wieder: es geht aus Glauben in Glauben aus Gnade zu Gnade, von Offenbarung zu Offenbarung. Hätten die Jünger nicht schon einen Blick in die Herrlichkeit gehabt, hätten sie nicht alles verlassen und wären Ihm nachgefolgt. Der Geist Gottes hatte sie gezogen und wenn man dem Geist Gottes folgt, kommt man immer weiter, als man anfänglich dachte. Was auf uns an Offenbarung göttlicher Herrlichkeit wartet, ahnen wir gar nicht, wenn wir uns aufmachen um zu Jesus zu gehen, so wenig wir ahnen, was wir versäumen, wenn wir dem Zuge Seines Geistes nicht folgen. Es gilt dem Geiste Gottes im Glauben zu folgen und alles dahinten lassen: Verwandtschaft, Geschäft, die bisherigen Lebenshoffnungen, um uns ganz Christus hinzugeben, damit unser Herz und die Fäden unseres Tuns und Lassens in die Hand bekomme, um alles nach Seinem Willen gebrauchen und regieren können.

„Und Seine Jünger glaubten an Ihn.“ Sie hatten ja schon vorher an Ihn geglaubt, sonst wären sie Ihm wohl nicht nachgefolgt, sonst hätten sie nicht seinetwegen alles verlassen, aber es gibt der Stufen im Glaubensleben viele. Alles Göttliche hat Samen und der wahre Glauben ist zugleich eine Schöpfung Gottes, eine Begegnung Gottes mit dem Menschen und des Menschen mit Gott, in welcher Gott Seine Herrlichkeit offenbart und der Mensch sich derselben öffnet.

Vers 13f: „Ausgerüstet mit Macht von oben, ging Jesus in den Tempel und fand, dass sich allerlei Unfug dort eingenistet hatte. Es wurde alles mögliche im Heiligtum getrieben. Opfertiere, Schafe, Tauben wurden feil gehalten, kurz, es fanden sich alle möglichen Dinge vor, die nicht ins Heiligtum gehörten. Da offenbarte der Meister Seine Herrlichkeit noch in ganz anderer Weise als in Kana. Er tritt auf in der Machvollkommenheit Seines Vaters und macht dem Unfug ein Ende, indem er rücksichtslos die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenkrämer umwirft. Nur die Stühle wirft er um, den Tauben tut er kein Leid. Nur gegen das, was den Tempel verunreinigte ging Er rücksichtslos vor, nimmt aber selbst im Gericht Rücksicht auf das Kleine und Elende. Es war nicht Leidenschaft, nicht blinder, sondern heiliger Eifer, der Ihn trieb. Die erste Regung des Eifers mag gut sein, wenn wir uns aber darin gehen lassen, kann er leicht zur Leidenschaftlichkeit werden. Oh, wie leicht überschreiten wir die gottgewollten Linien und verderben damit alles!

Wie viel Geduld muss der Herr an uns aufwenden, bis Er uns endlich gebrauchen kann! Und wie wenige gibt es verhältnismässig, die nicht über die göttlichen Linien hinausgehen, aber auch nicht dahinten bleiben! Der Tempel war des Vaters Haus, darum sollten keine Geschäfte darin gemacht werden.

Vers 17: „Später gedachten Seine Jünger daran, was Jesus damals gesagt hatte und das geschrieben steht: Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.“ Wie manches Gotteswort schliesst sich erst später in seiner ganzen Fülle und Tragweite auf, erst bei diesem oder jenem Ereignis unseres Lebens! Damit, dass wir heute etwas nicht verstehen, ist nicht gesagt, dass wir es nie verstehen werden. Jedes verwertete Gotteswort macht Raum für weiteren Aufschluss. Aus Gnade zu Gnade, das ist das Gesetz der Entwicklung, ein schon in der Natur niedergelegtes Gesetz, dass uns die Gnadenwelt erschliesst. Nicht für die eigene Ehre, sondern für die Ehre Seines Vaters tritt Jesus ein. Da wollen aber die Juden ein Zeichen von Ihm sehen als Ausweis Seiner göttlichen Autorität. In Vers 18 fragen sie: „was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du solches tun mögest?“ Wie so oft, geht der Herr in Seiner Antwort nicht auf die Sache selbst ein, sondern Er geht weiter. Von dem sichtbaren Tempel geht Er auf den Tempel des Heiligen Geistes, Seinen Leib über, während die Juden kaum anders verstehen konnten, als das Er von dem sichtbaren Tempel sprach, den Er soeben gereinigt hatte. Trotz aller Seiner Herrlichkeit hatte dieser Tempel wenig Bedeutung im Vergleich zum Tempel des Leibes Christi. Nur der Geist Gottes kann uns lehren, unseren Leib als Tempel des Heiligen Geistes rein zu halten, ihn nicht zu ruinieren durch Selbstbefleckung, Unnüchternheit und dergleichen. Nur Er kann uns einfache, nüchterne Linien führen, wie sie der Apostel Paulus im Kolosserbrief mit den Worten niederlegt: „Alles was ihr tut mit Worten oder in Werken, dass tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott dabei und dem Vater durch Ihn.“ Die Danksagung heiligt alles. Dank sagen können wir aber nur, wenn wir in Einfalt und Selbstzucht vor dem Herrn bleiben und unseren Leib als Tempel Gottes ehren, anstatt ihn durch unmässiges Essen und Trinken zu ruinieren.

„Brechet diesen Tempel ab und am dritten Tag will ich ihn aufrichten.“ sagt Jesus in Vers 19.

„Da sprachen die Juden; dieser Tempel ist in 46 Jahren erbaut und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?“. Er gibt ihnen keine Erklärung und sagte auch nicht, dass Er vom Tempel seines Leibes sprach.

Vers 22: „Da er nun auferstanden war von den Toten, gedachten Seine Jünger daran, dass Er das gesagt hatte. Auch in unserem Leben legt Gott dann und wann Worte nieder, die auf eine spätere Zeit warten, um sich uns aufzuschliessen. Wohl uns, wenn unser Herz und Leben eine Stätte ist, wo Gott Dinge nieder legen kann, von denen wir später sagen: „Ach jetzt geht mir ein Licht auf über dem was der Herr mir damals sagen wollte, jetzt verstehe ich es. Das Wort Gottes schliesst uns unser Leben auf und unsere Lebenserfahrungen führen uns tiefer in Gottes Wort ein.

Vers 23: „Als Er aber zu Jerusalem war während des Passafestes, glaubten viele an Ihn, weil sie die Zeichen, die er tat. Er vertraute sich ihnen aber nicht an, denn er kannte sie alle. Er glaubte nicht an ihren Glauben. Ein Glaube, der sich auf äussere Zeichen gründet, ist nur ein Anfangsglaube und muss den Ausgangspunkt bilden für die Lebensverbindung mit dem Herrn, für den Glauben, der uns zu einer Pflanze mit Christus macht, der uns in Ihm und in Seine Auferstehung einpflanzt. Solange es mit uns nicht soweit gekommen ist, kann sich der Herr uns auch nicht anvertrauen, uns nicht tiefere Geheimnisse offenbaren, uns nicht tiefer ins Heiligtum einführen.

Die Herrlichkeit des Herrn kann sich nur soweit in uns offenbaren, als wir uns durch Demut und Gehorsam für neue Mitteilungen Seiner Gnade und Herrlichkeit zubereiten lassen. Jeder wirkliche Glaube ist ein „sich dem Herrn anvertrauen.“ Wahrhaft Glaubende haben Ihm ihre Schwierigkeiten anvertraut, Ihm die Quellen ihres Daseins geöffnet, Ihm die Zügel ihres äusseren und die Fäden ihres inneren Lebens ausgeliefert und gehen damit immer tiefer ins Glaubens- und Vertrauensleben ein.

Wir wissen nicht, was im Menschen ist, am allerwenigsten aber wissen wir, was in uns selbst ist. Wir kennen uns nur soweit, wie der Herr uns Licht gibt über uns selbst und alles in uns in Sein Licht stellt. „In deinem Lichte sehen wir das Licht.“ Je völliger wir uns selber kennen lernen im Lichte des Wortes und des Geistes Gottes, umso mehr drängt es uns, uns selbst zu ignorieren. „Ich kenne diesen Menschen nicht“, sagte Petrus, als er seinen Meister verleugnete. Wir müssen dahin kommen, dass wir die Bekanntschaft mit uns selbst, aufgeben, uns selbst verleugnen. In Bezug auf uns selbst sagen: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“ Wir müssen dahin kommen, dass wir uns rückhaltlos in die Hand des Herrn ausliefern, um aus Seiner Gnade zu nehmen, was uns die Menschen Gutes oder Böses tun und aus allem lernen.

Das will erfahren und durchgemacht werden. Schon ein heidnischer Lehrer hat seinen Jüngern einmal zugerufen: „Lerne dich selbst erkennen!“ „Ihn kennen, den Vater und den Sohn, das ist ewiges Leben“, und Seine Erkenntnis führt in die Selbsterkenntnis und in die Preisgabe des eigenen Lebens. Je mehr man sich selbst erkennt, umso mehr wird man willig, sich selbst aufzugeben und sich dem Herrn zu überlassen, damit Er uns erneuere durch die Macht Seiner Gnade und Seines Geistes. Geben wir uns in Seine Hand, so geht er allem Übel auf den Grund und erneuert den Menschen von innen heraus. Allmählich erneuern sich dann auch unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen, unseren Familien und zu den Gemeindegliedern. Da erfüllt sich das Wort: „Siehe ich mache alles neu!“

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autoren/s/stockmayer/buecher/stockmayer_johannes_evangelium_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
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