Roos, M. Magnus Friedrich - Christliches Hausbuch - März

Inhaltsverzeichnis

Roos, M. Magnus Friedrich - Christliches Hausbuch - März

1. März. Morgen-Andacht.

Was ihr den Vater bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich thun.
Joh. 14,13.

Mit dem hohen und erhabenen Gott als bittend, lobend und dankend reden dürfen, ist eine große Gnade und Ehre für die Menschen. Sich bei diesem Bitten Gott als einen Vater glaubig vorstellen, folglich mit einem kindlichen Geist bitten, ist noch mehr. Und im Namen Jesu Christi bitten, heißt vollends bitten, wie es dem Inhalt des Neuen Testaments gemäß ist. Zur Zeit des Alten Testaments riefen glaubige Israeliten den Jehovah an, und hatten neben dem allgemeinen Vertrauen, das man zu Seiner wesentlichen Gütigkeit hegen darf, auch diesen besondern Grund ihrer Zuversicht, daß Jehovah ihr Gott war, und einen Bund, worein viele Verheißungen eingeflochten waren, mit ihren Vätern gemacht hatte. Hernach redete Jesus in den Tagen Seines Fleisches viel von Gott als Seinem Vater, und als dem Vater der Glaubigen, und sagte Joh. 17,6. zu diesem Seinem Vater: Er habe Seinen Namen den Menschen kund gethan, die Er ihm von der Welt gegeben habe. Er sagte auch Seinen Jüngern eine Gebetsformel vor, bei deren Anfang sie sogleich zu Gott sagen sollten: unser Vater, der Du bist im Himmel. Man darf auch nicht zweifeln, daß die Jünger und Jüngerinnen Jesu damals auch in ihren andern Gebeten den Vatersnamen gegen Gott werden gebraucht haben. Ungeachtet sie nun hiedurch in ihrem Glauben ein wenig weiter fortgerückt waren, als die Glaubigen unter dem Alten Testament: so waren sie doch nicht in die ganze Klarheit des Neuen Testaments hineingedrungen: denn der Heiland konnte noch Joh. 16,24. zu ihnen sagen: bisher habt ihr nichts gebeten in Meinem Namen. Dieses war also ein neuer Aufschluß, eine neue Stufe, zu welcher der Heiland ihnen verhalf, daß sie den Vater in Seinem Namen bitten sollten. Sie sollten nämlich erkennen, daß nur Sein Verdienst sie und ihr Gebet dem Vater angenehm mache, daß sie nur durch Ihn zum Vater einen Zugang im Geist haben, daß sie Ihn nur um Seinetwillen ihren Vater nennen dürfen, daß die Kindschaft Gottes nur von Ihm als dem eingebornen Sohn Gottes durch den Glauben auf sie fließe u.s.w. Kurz zu sagen, sie sollten sich bei ihrem Bitten auf Ihn, als ihren Erlöser, verlassen und berufen.

Das Bitten im Namen Jesu erfordert also eine von dem Heiligen Geist gewirkte Erkenntniß Jesu Christi, als des Erlösers und Fürsprechers der Menschen, diese setzt aber eine gründliche Ueberzeugung von der eigenen Verderbniß, Sündenschuld und Unwürdigkeit voraus. Da nun die aufgedeckte Verderbniß und Sündenschuld von dem heiligen Gott und Vater zurückschrecken könnte, so neigt hingegen der Name Jesu das Herz des Betenden zu ihm hin, und verschafft dem Sünder die Gewährung seiner Bitte. Der HErr Jesus will thun, was man den Vater in Seinem Namen bittet. Man bittet aber den Vater um eine Gnade, und um die thätige Erweisung derselben: der HErr Jesus will aber thun, was man den Vater bittet, folglich ist Seine Gnade eine göttliche Gnade, und Seine Werke sind göttliche Werke. Der Vater will aber Alles auch geben und thun durch den Heiligen Geist; denn Er und der Sohn sind Eins.

Mel.: Jesus meine Zuversicht.

1.
Seele, freu’ dich, du darfst nun In dem Namen Jesu beten;
Er heißt selbst dich solches thun, Und als Kind zum Vater treten.
Fasse Ihn bei Seinem Wort, Glaube, bete, danke fort.

2.
O der fühlt schon ein Gericht, Wer nicht darf zum Vater gehen;
In der Hölle darf man nicht Um ein Tröpflein Wasser flehen;
Und wer nicht glaubt an den Sohn, Hat kein Recht zum Gnadenthron.

3.
Was auf Dich gebetet ist, Kann der Vater nicht versagen,
Weil Du, Jesu, bei Ihm bist, Und Dein Blut hast eingetragen;
Ja Du legst Dein Vorwort ein, Weil Du unser, und wir Dein.

4.
Jesu, dafür danke ich, Daß ich darf mein Herz ausschütten,
Und um alles Heil für mich Dein’ und meinen Vater bitten.
Bring’ mich zu Dir, wo ich dann Statt des Flehens loben kann.

1. März. Abend-Andacht.

Selig ist, der sich nicht an Mir ärgert.
Matth. 11,6.

Von dem HErrn Jesu wird niemals in der Bibel gesagt, daß Er sich an etwas geärgert habe, ob Er gleich viel Böses unter den Menschen gesehen und gehört hat: denn nur derjenige ärgert sich, dessen Glaube, oder Liebe, oder Hoffnung durch dasjenige, was er sieht oder hört, geschwächt, oder der durch das Gehörte und Gesehene in die Gottlosigkeit, worin er schon steckt, noch weiter hineingetrieben wird. Wer aber das Böse, das er sieht und hört, in dem göttlichen Licht weislich beurtheilen, und Gottes Zulassung dabei preisen kann, ärgert sich nicht; wer aber in der Finsterniß wandelt, stößt oder ärgert sich leicht, ja er ärgert sich an Vielem, das heilig und gut ist. Es ist wunderbar, daß sich Viele auch an dem HErrn Jesu, der das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes war, geärgert haben, so lange Er auf Erden war, und Er deßwegen denjenigen selig gepriesen, der sich damals nicht an Ihm ärgerte. Es hat aber schon Jesaias Kap. 8,14.15. und Kap. 52,14. 53,23.3.4 von diesem Aergerniß geweissagt. Man ärgerte sich an Jesu wegen Seiner armen Mutter und Anverwandten, wegen Seines unansehnlichen Aufzuges, wegen Seiner Lehre, in welcher Er von Gott als Seinem Vater redete, und unter Anderem auch sagte: was zum Munde eingehe, verunreinige den Menschen nicht. Auch ärgerte man sich an Seiner Leutseligkeit, nach welcher Er mit den Leuten aß und trank, und insonderheit Sich zu Zöllnern und Sündern freundlich neigte, und nannte Ihn deßwegen einen Fresser und Weinsäufer, einen Zöllner- und Sündergesellen. Man ärgerte sich auch, weil Er den Sabbath nicht auf eine so abgeschmackte und übertriebene Weise hielt, wie die Juden nach der Anleitung ihrer blinden Lehrer zu thun gewohnt waren, und z.B. an demselben Kranke gesund machte. Vielleicht ärgerten sich auch Einige daran, daß Er dem Täufer Johannes nicht durch ein Wunder aus dem Gefängniß half. Man ärgerte sich auch an dem geringen Stand Seiner Anhänger; am allermeisten aber an Seinem letzten Leiden, und an Seinem Kreuzestod. Die Ursache dieses Aergernisses war diese, daß die Juden sich von dem Messias und von der Heiligkeit falsche Begriffe gemacht hatten, und lieber Jesum und Seine Lehre und Werke verwarfen, als daß sie von ihren eigenen Vorstellungen etwas abgegeben hätten. Heut zu Tage ist unter den Christen das Aergerniß an der Vorsehung Gotte, und an Seinen Kindern sehr gemein. Der Weg, demselben zu entgehen, ist dieser: haltet euch nicht selbst für klug; bleibet immer Schüler der Weisheit, und redet nie, als ob ihr Meister wäret; Gott ist allein weise, Alles, was Er thut, das ist recht; lasset euren Augen Seine Wege wohlgefallen; wandelt im Licht und in der Liebe; sehet auf euch selbst, und ziehet die Balken aus euren Augen; richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Kein Licht auf der Erde ist ohne Schatten, keine Heiligkeit ohne Mängel. Auch sind mancherlei geistliche Stufen und Gaben, und der HErr führt Seine Heiligen wunderlich. Endlich wird ein Jeder für sich selbst Rechenschaft geben müssen. Auch du, der du immer richtest, und dich ärgerst, und nirgends keine frommen Leute nach deiner Vorstellung finden kannst, wirst endlich Rechenschaft geben müssen, warum du nicht fromm, ja nicht frömmer als Andere, die du richtest, worden seiest.

Mel.: Meinen Jesum laß ich nicht.

1.
Selig, wer kein Aergerniß Sich von Christo lässet trennen!
Uns, ihr Seelen, uns gilt dieß, Die wir uns von Christo nennen;
Wer da selig sucht zu sein, Hang’ an Jesu ganz allein.

2.
Wenn der Witz der Welt sich stößt An der Krippe, Kreuz und Throne,
Scheint’s ihm Thorheit: Gott erlöst Uns mit Blut von Seinem Sohne:
Bleibt doch Er zum Seligsein Meine Weisheit ganz allein.

3.
Hält ein ehrbares Geschlecht Dieß für eine falsche Sache,
Daß Gott Sünder stets gerecht Nur durch Blut und Glauben mache:
Wil ich doch durch Ihn allein Recht gerecht und selig sein.

4.
Schilt die Tugend das als Wahn, Daß uns Gott den Geist soll geben,
Und nicht heilig leben kann, Wer nicht mag in Christo leben:
Will ich doch in Ihm allein Heilig und auch selig sein.

5.
Träumt dem Fleisch, als ob es nicht Den Erlöser nöthig hätte,
Der vom Zorn und vom Gericht Und von Tod und Hölle rette:
O so soll mir doch allein Jesus zur Erlösung sein!

2. März. Morgen-Andacht.

Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach Seiner Barmherzigkeit macht uns Gott selig.
Tit. 3,5.

Paulus redet Tit. 3,5. von der Wiedergeburt, da er sagt: Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach Seiner Barmherzigkeit hat Er uns selig gemacht, oder Heil widerfahren lassen, durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes. Ehe Paulus und Titus getauft worden sind, haben sie keine wahrhaftig guten Werke gethan. Sie haben wohl nach dem Trieb ihres Gewissens zuweilen gethan, was ihnen unter den Menschen das Lob ehrlicher oder gerechter Männer erwerben konnte: allein diese Werke der bürgerlichen Gerechtigkeit thaten sie sich selber zu Gefallen, und nicht Gott. Und dabei sündigten sie in der Unwissenheit und Unglauben schwer und mannigfaltig, s. Tit. 3,3. Sie waren also nach dem Urtheil Gottes gottlose Leute, bis ihnen Heil von Gott widerfuhr durch die Taufe. Zwar haben sie vor ihrer Taufe ohne Zweifel eine Zeit lang unter der Wirkung des Heiligen Geistes sich ihrer vorigen groben Sünden enthalten und ernstlich gebetet: allein damals fing das Heil schon an, zu ihnen zu nahen, und überdieß ist jene Enthaltung und jenes Beten kein Werk, um deßwillen ihnen Gott etwas schuldig worden wäre, denn ihre Sündenschuld überwog dieses Alles weit; und wer will sagen, daß derjenige etwas verdiene, der den andern gröblich beleidiget, und seit etlichen Tagen aufgehört hat, es nach der vorigen Weise zu thun? Wer wird das Bitten für ein Verdienst halten? Bittet man denn nicht selber um Gnade? Nun ist aber die Gnade dem Verdienst der Werke geradezu entgegen gesetzt, Röm. 11,6. Paulus und Titus wurden also bei ihrer Taufe als Sünder, welche der Herrlichkeit Gottes mangelten, gerechtfertigt, und zwar aus der Gnade Gottes durch die Erlösung, die durch Christum geschehen ist. Röm. 3, 23.24. Sie glaubten an Denjenigen, der die Gottlosen gerecht macht (folglich auch sie als gewesene Gottlose rechtfertigen wollte), und so wurde ihnen ihr Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet, Röm. 4,5. Der Heilige Geist wurde reichlich über sie ausgegossen, und sie wurden dadurch erneuert oder zu neuen Menschen gemacht, ohne daß sie es verdient hätten. Gott machte sie also selig, errettete sie von ihrem elenden und verdammlichen Zustand, und ließ ihnen Heil widerfahren nach Seiner Barmherzigkeit, und that es nicht um der Werke der bürgerlichen Gerechtigkeit willen, die Paulus und Titus vorher gethan hatten.

Was Paulus hier geschrieben hat, gilt auch mir und Allen, die zu allen Zeiten selig werden. Es ist Barmherzigkeit, wenn uns Heil widerfährt. Man wird aus Seiner Gnade gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens, Tit. 3,7. Gott sieht dabei auf das Verdienst Seines Sohnes, und nicht auf unser Verdienst. Er thut es zur Ehre Seines Sohnes, wenn Er Gottlose rechtfertigt, und Gerechtfertigten das himmlische Erbe gibt. Er sieht auch nicht auf eine künftige Vergeltung, die wir Ihm leisten könnten; denn wer will Ihm etwas vergelten? Wer will Ihm einen Nutzen verschaffen? Danken sollen wir Ihm. Loben sollen wir Ihn. Ihm sollen wir dienen. Ihm leben und sterben. Hievon ist aber der Nutzen wieder unser. Er wird uns ewiglich Gutes thun, weil Er Liebe ist.

Mel.: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende.

1.
Dich sollen alle Sünder loben, Du Vater der Barmherzigkeit,
Du hast nicht nach der Werke Proben Das Seligwerden uns bereit’t.
Geschenkt nehm’ ich den Himmel an,
Den ich mir nicht erwerben kann.

2.
Wenn ich den Himmel müßt’ verdienen, So wär’ die Hölle mir gewiß;
Weil ich erst Sünde müßt versühnen, Eh’ noch ein Werk verdienstlich hieß’.
Der Gnade Werk rühm’ ich allein,
Daß wir noch dürfen selig sein.

3.
Ich glaube; nimm dann Deine Ehre, Gott, mein Erbarmer, auch von mir,
Weil Gnade sonst nicht Gnade wäre; Ich geb’ Gott nichts als Dank dafür,
Und endlich preis’ ich nach der Zeit,
Als selig die Barmherzigkeit!

2. März. Abend-Andacht.

Wenn der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?
1 Petr. 4,18.

Petrus schrieb 1 Petr. 4,16.: leidet Jemand als ein Christ, so schäme er sich nicht, er ehre aber Gott in solchem Fall. Er setzt aber alsbald hinzu: denn es ist Zeit, daß anfahe das Gericht an dem Hause Gottes: so aber erst an uns, was will’s für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelio Gottes nicht glauben! Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? Derjenige leidet als ein Christ, den die Welt nicht wegen begangener Uebelthaten (vor welchen Petrus V. 15 warnt), sondern wegen seines christlichen Glaubens und Wandels haßt und plagt. Eben dasselbe Leiden kann aber auch ein Gericht genannt werden, wenn man es so ansieht, wie es von Gott verhängt wird. Gott verhängt dieses Gericht über die Gerechten wegen der Trägheit, die etwa bei ihnen eingerissen ist, wegen des Mißbrauchs Seiner Gnade und Gnadenmittel, oder auch wegen anderer Unordnungen und Abweichungen, welche, wenn ihnen nicht gesteuert würde, einen völligen Rückfall aus der Gnade nach sich zögen. Petrus, der in seinem Alter die mannigfaltigen Mängel der Christen bemerkte, sagte: es sei Zeit, daß das Gericht am Hause Gottes anfahe, und deutete damit vermuthlich auf eine Verfolgung, die entweder schon angefangen hatte, oder nahe bevorstund. Das Haus Gottes ist die Kirche. Hier fängt das Gericht Gottes an, hier braucht Gott die Gottlosen als Leute Seiner Hand, oder als Seinen Stecken, mit denen Er Seine Kinder stäupet. Das Wort Gericht zeigt eine liebreiche Strenge und heilsame Schärfe an. Gott nimmt’s bei den Seinigen genau. Es dürfen nicht eben die groben Laster, die Petrus 1 Petr. 4,15. rügt, sondern nur läßige Hände und müde Kniee bei ihnen anzutreffen sein: so hat Gott schon eine Ursache, ein Gericht über sie ergehen zu lassen. So aber an uns, - sagt Petrus, der sich selbst nach der Weise der alten Propheten auch unter die unartigen Kinder, die scharf gezüchtigt werden, rechnet - , - sagt Petrus, der sich selbst nach der Weise der alten Propheten auch unter die unartigen Kinder, die scharf gezüchtigt werden, rechnet – was will’s für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelio Gottes nicht glauben? – wenn nämlich Gott Sein heiliges und gerechtes Gericht über diese ausbrechen lassen wird. Bei diesen Leuten ist gar keine Gerechtigkeit, weil sie dem Evangelio Gottes nicht glauben. Das göttliche Gericht trifft also nicht nur ihre Fehler, sondern ihre Personen. Das Feuer läutert sie nicht, sondern verzehrt sie gar. Ihr Ende ist das Verderben. Denn so der Gerechte, wenn ein göttliches Gericht über ihn ergeht, kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder bleiben? Der Glaubensmuth geht nämlich bei einem solchen Christen sehr nahe zusammen. Seine Seele ist nahe bei der Hölle. Er muß sich jetzt von dem HErrn schelten lassen, dessen Freundlichkeit er vorher geschmeckt hatte. Doch wird er erhalten, weil noch ein zappelnder Glaube in ihm ist, mit dem er Christum ergreift, und sich an Ihn hält. Aber da es ihm so hart geht, und er kaum erhalten wird, wo will der Gottlose erscheinen, der keine Ehrfurcht vor Gott hat, und der Sünder, der in seinem ganzen Leben des rechten Zweckes verfehlt? Dieser bleibt nicht im Gericht, er besteht nicht vor dem heiligen Gott. Ihm ist Gott ein verzehrendes Feuer.

Mel.: Wer nur den lieben Gott etc.

1.
Wird der Gerechte kaum erhalten, Wo wollen dann die Sünder hin,
Die in Gottlosigkeit veralten Und sterben in verstocktem Sinn,
Wenn sie des Richters Zorn erschreckt, Daß sie kein Berg und Hügel deckt?

2.
Gott, gib mir in dem Lauf der Erden, Daß dieß mir eine Warnung sei,
Damit ich mög’ erhalten werden Durch Deine Macht und Deine Treu’;
Mach’ mich durch Christi Blut gerecht, Und dann zu Christi treuem Knecht.

3.
Und wenn ich muß die Stäupe fühlen, So sei es eine Kinderzucht,
Die laß auf mein Erhalten zielen, So wirkt sie eine gute Frucht;
Gerichte brechen insgemein Zuerst am Hause Gottes ein.

4.
Gib, daß ich Dir nur meine Seele, Wenn mir Dein Wille Leiden schickt,
Dem treuen Schöpfer anbefehle, Denn Deine Treu bleibt unverrückt;
In Deinem Willen laß mich ruh’n, Und leidend immer Gutes thun.

5.
Mein Gott, so magst Du mit mir walten, Wie mir es ewig heilsam ist!
Wenn nur die Seele wird erhalten, Wenn nur noch Du mein Vater bist\\, Wenn nur mich Christi Wunde deckt, So kommt kein Tag, der mich erschreckt!

3. März. Morgen-Andacht.

Ich hielte mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.
1 Kor. 2,2.

Die christlichen Völker haben viele Wissenschaften unter sich, welche zur guten Einrichtung des bürgerlichen und häuslichen Lebens, oder zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit dienen: diese Wissenschaften aber machen ihre Religion nicht aus, und wer sie gelernt hat, weiß wohl, daß er noch eine andere Weisheit zur Beruhigung der Seele und zur Erlangung des ewigen Lebens nöthig habe. Was ist es denn für eine Weisheit? Diejenige ist’s, die man durch die heilige Schrift erlangt, von welcher Paulus 2 Tim. 3,15. sagt: daß sie den Menschen zur Seligkeit weise mache. Wie aber? wenn ich weiß und für wahr halte, was die heilige Schrift von der Schöpfung, vom Sündenfall, von den Eigenschaften, Wegen und Gerichten Gottes, von den guten und bösen Engeln, von den Geboten Gottes, und von dem Tod, jüngsten Gericht und Ende der Welt lehrt; wenn ich dieses Alles weiß und für wahr halte, und nichts Weiteres mit meiner Erkenntniß fasse: werde ich wohl beruhigt, geheiligt und selig werden? Nein, alsdann wird dies geschehen, wenn ich dieses Alles in der Verbindung mit Christo dem Gekreuzigten fasse und glaube. Er ist derjenige, um deßwillen ich der Schöpfung froh werde. Um Seinetwillen sind mir die Eigenschaften, Wege und Gerichte Gottes nicht schrecklich, sondern tröstlich und heilsam. Darum liegen und schützen mich die guten Engel, weil Er mein Erlöser und Fürsprecher ist: und von der Gewalt der bösen Engel macht Er allein frei. Um Seiner Erlösung und Fürsprache willen empfängt ein glaubiger Christ den Heiligen Geist, der ihn zur Haltung der Gebote Gottes tüchtig macht. Er macht denen, die an Ihn glauben, den Tod zu einem Gewinn, das jüngste Gericht zu einer öffentlichen Ehrenerklärung, und das Ende der Welt zu einem Anfang seliger Ewigkeiten. Darum nannte Paulus seine ganze lehre eine Predigt von Christo, und sagte 1 Kor. 23.: er predige den gekreuzigten Christum, ja er habe bei den Korinthern nicht dafür gehalten, daß er etwas wüßte, ohne allein Jesum Christum, und zwar den Gekreuzigten. Er hatte zwar den Korinthern, da er bei ihnen war, auch die Auferstehung Christi, die Auferstehung der Todten, das letzte Gericht, und alle übrigen Glaubensartikel vorgetragen, wie er es auch in seinen Briefen zu thun gewohnt war; da er dann diejenigen, an die er schrieb, durch die Redensart: wisset ihr nicht? an dasjenige, was er ihnen mündlich gesagt hatte, mahnte: allein er konnte doch sagen, daß er nichts als Christum den Gekreuzigten gepredigt habe; weil er alle Artikel in der Verbindung mit Christo vortrug, oder weil Christus der Gekreuzigte in alle Artikel einfloß; weßwegen er auch 2 Tim. 3,15. von der heiligen Schrift sagt, daß sie durch den Glauben an Christo Jesu zur Seligkeit weise mache. Wenn also dieser Glaube nicht entstünde, so erreichte die heilige Schrift ihren Zweck nicht. Gleichwie in der Bibel alles Gute von Christo hergeleitet wird, also fließt aus dem Glauben an Ihn die Rechtfertigung vor Gott, der Friede mit Gott, das Wachsthum in der Heiligung, und die Vollendung derselben. In diesem Glauben befestige und erhalte uns der heilige Geist bis an unser Ende.

Mel.: Allein Gott in der Höh’ etc.

1.
Nur Jesum den Gekreuzigten, Und sonst nichts will ich wissen.
Auf diesen soll mein Glaube seh’n, Wenn sich die Augen schließen.
Da fing sich unser Segen an, Wo Er die Sünde abgethan,
Und als ein Fluch gehangen.

2.
Ich glaube das, und glaub’ es kaum, Doch glaub’ ich’s nicht vergebens.
Sein Kreuzholz ist ein Wunderbaum, Es ist ein Baum des Lebens.
Ich war verflucht; am Marterstamm Hing Gottes mir geschlachtet’s Lamm,
Das aller Welt Schuld träget.

3.
Gekreuzigter! Dir danke ich Im Glauben unterthänig.
Dein Kreuz hat allen Trost für mich; Denn Du hingst doch als König.
Ich will die Schächersbitte thun: In Deinem Reiche bist Du nun,
Gedenke, HErr, auch meiner!

3. März. Abend-Andacht.

Ich fürchte, daß nicht, wie die Schlange Evam verführte mit ihrer Schalkheit, also auch eure Sinnen verrückt werden von der Einfältigkeit in Christo.
2 Kor. 11,3.

Wenn Eva in der Prüfung, welche Gott über sie kommen ließ, wohl hätte bestehen wollen, so hätte sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Wort Gottes: von dem Baum des Erkenntnisses Gutes und Böses sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben, wenden sollen. Sie hätte sich nach diesem Wort demüthig und treulich richten sollen, wenn sie auch nicht gewußt hätte, warum Gott das Essen von diesem Baum ihr und ihrem Mann verboten habe, ja, wenn sie auch nicht deutlich verstanden hätte, was der angedrohte Tod mit allen seinen Folgen sei; denn es konnte ihr genug sein, wenn sie nur wußte, daß er das Gegentheil von dem Leben, und ein großes Uebel sei. Die Schlange aber hat sie mit ihrer Schalkheit verführt, wie sie denn selber hernach sagte: die Schlange betrog mich. Die Schalkheit der Schlange bestand darin, daß sie die Aufmerksamkeit der Eva auf die reizenden und scheinbaren Lügen, welche sie ihr vorsagte, und auf den schönen Baum und dessen Früchte hinlenkte, da dann der Fall in die Sünde schnell erfolgte. Nun sagt Paulus, der diese Geschichte nach ihrem buchstäblichen Sinn anführte, und dadurch die Wahrheit derselben nach diesem Sinn bestätigte: er fürchte, die Sinne der Korinther möchten auf eine gleiche Weise von der auf Christum zu richtenden Einfältigkeit verrückt werden. Die heilige Schrift weiset uns nämlich überall auf den Glauben an Christum, und bezeugt auf’s ernstlichste, daß man dadurch allein die Seligkeit erlange. Sie nennt diesen Glauben auch Zuversicht, Vertrauen, Hungern, Dürsten, Kommen, Aufschauen, Ansehen, Annehmen, Empfangen, Bauen und erbaut werden, und leitet daraus das Gebet, den Frieden mit Gott, das Halten Seiner Gebote, und die Geduld und Hoffnung in dem Leiden her. In diesem Allem soll sich nun ein Christ immer finden lassen. In diesem Element soll er leben und schweben, in dieser Bahn soll er laufen; und dieses ist die auf Christum gerichtete Einfältigkeit. Die Einfältigkeit überhaupt besteht darin, daß ein Mensch, der einen gewissen Zweck vor sich hat, nur auf das Einige aufmerksam ist, das ihm zu diesem Zweck verhelfen kann. Die Bedürfnisse unsers armen Lebens und die gesellschaftlichen Verbindungen, worin wir stehen, nöthigen uns, an Vieles zu denken, oder auf Vieles aufmerksam zu sein, allein wenn wir Frieden und Kraft, Licht und Leben, Gnade und Wahrheit, Freiheit und Seligkeit suchen, so ist nur Einer, der mir dazu verhelfen kann, nämlich Christus. Ich habe also nur auf Einen zu sehen, nämlich auf Christum, nur an Einen zu glauben, nur Einem anzuhangen, nur in Einem erfunden zu werden, nämlich in Christo. Der Vater und der Heilige Geist sind freilich nicht ausgeschlossen, denn die drei himmlischen Zeugen, der Vater, das Wort und der Heilige Geist, sind Eins, und der Vater ist in Christo und Christus in dem Vater, auch ist der Heilige Geist der Geist des Vaters und des Sohnes. Uebrigens ist Christus insbesondere der einige Mittler zwischen Gott und den Menschen, der einige Weg zum Vater, der einige Fürsprecher bei dem Vater, und nach diesem Verhältniß hält sich der Glaube an Ihn allein. Johannes ruft uns zu: Kindlein, bleibet bei Ihm, auf daß, wenn Er offenbaret wird, wir Freudigkeit haben, und nicht zu Schanden werden vor Ihm in Seiner Zukunft. 1 Joh. 2,28.

Mel.: HErr Jesu, Gnadensonne.

1.
Von Satans tausend Listen Wird uns der Fall gedroht.
Was dient uns da, ihr Christen? Die Einfalt ist uns Noth!
Laßt uns auf Jesum sehen, Kein Auge von Ihm drehen,
Von Ihm nicht bis zum Tod.

2.
Ist doch kein and’res Leben, Ist doch kein and’res Licht,
Ist doch sonst kein Vergeben, Sonst keine Gnade nicht,
Kein Weg, zu Gott zu kommen, Kein Hoffen für die Frommen,
Kein Retter im Gericht.

3.
Was uns vom Leben führet, Führt in den Tod gewiß;
Und wer dieß Licht verlieret, Tappt in der Finsterniß.
Sprecht bei der List der Schlangen: An Jesu will ich hangen,
Ich weiß sonst nichts als dieß.

4.
HErr, daß ich Einfalt habe, Den Weltwitz zu verschmäh’n,
Das ist nur Deine Gabe; Um diese will ich fleh’n.
O mach’ durch Deine Gnade Mein Auge nur gerade,
Auf Dich allein zu seh’n!

5.
Da schmerzt mich kein Verlachen, Man heiß’ mich dumm und blind;
Ich weiß und hoff’ doch Sachen, Die Engeln wichtig sind.
Darf ich nur Jesum kennen, Darf ich Gott Vater nennen,
So erb’ ich auch als Kind.

4. März. Morgen-Andacht.

Christus hat in den Tagen Seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Thränen geopfert.
Hebr. 5,7.

Die Tage, welche Jesus im Stand der Erniedrigung auf Erden zugebracht hat, werden Luk. 17,22. Tage des Menschensohnes genannt, weil Er damals als ein Menschensohn sichtbar unter den Menschen wohnte und wandelte. Sie werden aber auch Hebr. 5,7. Tage Seines Fleisches genannt, weil Er in denselben Fleisch, das ist eine sichtbare, fühlbare und schwache menschliche Natur hatte. Nun in diesen Tagen Seines Fleisches, und zwar an einem derselben, der Seiner menschlichen Natur vor andern traurig und schwer war, hat Er Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Thränen geopfert. Es geschah dieses im Garten Gethsemane, wo Er dreimal gebetet, und Sich dabei auf die Kniee niedergelassen hat, und auf die Erde niedergefallen ist. Von einem Geschrei und von Thränen melden die Evangelisten nichts: hingegen erzählt Lukas, Jesus habe nachdem Er von einem Engel gestärkt worden war, gerungen, und heftiger gebetet, und Sein Schweiß sei worden wie die Blutstopfen, die auf die Erde fielen. Es ist kein Zweifel, daß eine Erzählung die andere ergänze. Das heftige Beten geschah mit einer sehr lauten Stimme, oder einem starken Geschrei. Es kamen auch Thränen dazu, wie es denn ohnehin glaublich ist, daß die Augen Jesu nicht werden trocken geblieben sein, da Sein ganzer Leib so viele Feuchtigkeit durch die Schweißlöcher von sich gab, daß der Schweiß zuletzt zu Blutstropfen wurde, die so häufig ausbrachen, daß sie auf die Erde fielen. Alles dieses hat Er Seinem himmlischen Vater geopfert und dargebracht. Mit Ihm hatte Er’s damals allein zu thun, mit Ihm redete Er, und derselbe sah Sein Gebet und Flehen und Seine Thränen mit Wohlgefallen an. Bei einer so ungemeinen und erstaunlichen Begebenheit fragt man billig auch nach der Ursache. Christus betete zu Demjenigen, der Ihn von dem Tod retten konnte, und wurde auch durch die Erhörung befreit von dem Grauen, wie Hebr. 5,7. gesagt wird. Aus diesem Allem ist zu schließen, daß der HErr Jesus, der Sich vorher Seinen bevorstehenden Tod oft vorgestellt, und mehrmals heiter davon geredet hatte, damals, da Er in den Garten Gethsemane gekommen war, ein sehr heftiges Grauen dagegen in Seiner menschlichen Seele empfunden habe. Er durfte dabei keinen Trost des Heiligen Geistes fühlen, Er durfte von der Verherrlichung, die auf Seinen Tod folgen sollte, keinen Vorschmack empfinden. Doch widerstrebte Er bei diesem Begehren keinen Augenblick dem Willen Seines Vaters, sondern sagte immer bei dem Anfang Seiner Bitten: Mein Vater ist’s möglich? ist’s nicht möglich? willst Du? und am Ende derselben: nicht wie Ich will, sondern wie Du willst, nicht Mein Wille, sondern Dein Wille geschehe. Sein menschlicher Wille verhielt sich also gegen den Willen Seines himmlischen Vaters nicht wie ein Widerpart gegen den andern, sondern so, wie sich etwas Schwaches gegen das Starke verhält. Sein Geist war willig, aber Sein Fleisch, Seine mit Grauen erfüllte Menschheit war schwach, und konnte sich nicht ohne ein heftiges Ringen zu dem Willen der Gottheit erheben. Endlich geschahe es aber. Der HErr Jesus wurde durch die Erhörung Seiner Gebete von dem Grauen befreit, und konnte bald hernach ruhig zu Petro sagen: soll Ich den Kelch nicht trinken, den Mir Mein Vater gegeben hat: wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also gehen. Er empfand hernach alle Leiden auf das Lebhafteste, aber das Grauen empfand Er nicht mehr.

Mel.: O Jerusalem, du schöne.

1.
Hoherpriester, in dem Garten Ward’st Du Gott recht unterthan;
Der Versühnung abzuwarten, Tratst Du da Dein Opfer an.
Was Du da gethan für mich, Glaube, danke, rühme ich.

2.
Uns’re Last hat Dich gebeuget; Uns zu Lieb’ ist Blut geschwitzt,
Wie Dein köstlich Rauchwerk steiget Dahin, wo der Vater sitzt.
Was Du da gethan für mich, Glaube, danke, rühme ich.

3.
Du nahmst nach des Vaters Willen Seinen Zornskelch in Geduld,
Die Versühnung zu erfüllen Wegen aller Menschen Schuld.
Was Du da gethan für mich, Glaube, danke, rühme ich.

4.
Also warst Du Priester worden, Der sich selbst geopfert hat,
Gingst und ließ’st Dich gern ermorden An der großen Sünder Statt.
Was Du da gethan für mich, Glaube, danke, rühme ich.

4. März. Abend-Andacht.

Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.
Phil. 2,12.

Dieser kurze, aber nachdrückliche Ausspruch des Apostels Paulus ermuntere mich auf’s Neue am Abend des heutigen Tages zur ernstlichen Sorgfalt für meine eigene und Anderer Seligkeit. Es ist unglaublich, wie sorglos die Menschen in Ansehung ihrer eigenen und Anderer Seligkeit sein können. Gemeiniglich ist das Geschäft ihrer Seligkeit das Letzte, was sie vornehmen. Sie haben so viel Anderes, ihrer Vorstellung nach Wichtigeres für sich selbst und Andere zu sorgen und zu schaffen, sie haben Fleiß anzuwenden, daß sie oder die Ihrigen geschickt, reich, brauchbar für diese Welt werden, und vergessen darüber ganz, zu schaffen, daß sie selig werden. Und wenn dann auch der Geist Gottes durch’s Wort der Wahrheit sie zu dem Wunsch, zu einigem Bestreben, zu einiger Bemühung, selig zu werden, erweckt hat, wie leicht nehmen sie’s oft noch! Und wenn sie endlich auch für sich selbst mit redlichem Ernste trachten, daß sie selig werden, wie träg und nachläßig sind sie nicht, an Anderer Seligkeit zu arbeiten! Nicht so! sagt der Apostel, sondern schaffet, daß ihr selig werdet, arbeitet an eurer gemeinschaftlichen Wohlfahrt und Seligkeit in meiner Abwesenheit so gut, als während meiner Gegenwart fort mit Furcht und Zittern.

Mit Furcht und Zittern etwas thun heißt in der Bibel gewöhnlich etwas mit allem Bedacht, mit allem Ernst, mit der größten Sorgfalt thun. In diesem Sinn ermahnt Paulus Eph. 6,5. die Knechte, daß sie ihren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern gehorsam sein sollen, mit einer solchen edlen Einfalt des Herzens, als ob sie Christo diesen Gehorsam zu beweisen hätten. Und 2 Kor. 7,15. verbindet er auch wieder Gehorsam und Furcht und Zittern, da er von Titus sagt: er gedenke an ihrer aller (der Korinther) Gehorsam, wie sie ihn mit Furcht und Zittern haben aufgenommen. Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern, heißt demnach: arbeitet an eurer eignen und Anderer Seligkeit mit solchem Bedacht, mit solchem Ernst, mit so gewissenhafter Treue und Sorgfalt fort, wie ein Knecht oder eine Magd unter den Augen ihrer Herrschaft, gegen welche sie Ehrfurcht haben, zu arbeiten pflegen. Ja, denkst du vielleicht, ich bin ein schwacher Mensch: wohlan! Paulus setzt deßwegen gleich V. 13. hinzu: denn Gott ist’s, der in euch wirket beide, das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen. Ihr könnet’s freilich nicht, aber Gott kann’s. Schon daß ihr wollet, ist ein Zeichen, daß Gott etwas in euch gewirkt hat. Gott, der mit Seinen Wirkungen zu Belebung eurer Erkenntniß den Anfang gemacht, und einen guten Willen, eine Lust, selbst selig zu werden, und Andere selig zu machen, gewirkt hat, wirkt auch das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen, wirkt, wenn ihr nur die einmal geschenkte Kraft gebraucht, zu schaffen, daß ihr selig werdet, auf’s Neue, und immer wieder auf’s Neue in euch. Gott ist’s, der in euch wirket beide, das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen: aber ihr seid’s, die durch Gottes Wirkung im Anfang und Fortgang der Bekehrung Kräfte empfangen, zu wollen und zu vollbringen das Gute, und zu schaffen, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.

Gott wirke auch in mir beide, das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen, und setze mich dadurch in den Stand, an meiner und Anderer Seligkeit mit redlichem Bedacht und gewissenhafter Sorgfalt zu arbeiten.

Mel.: Es ist das Heil etc.

1.
Wir dienen einem Gnädigen Als theu’r erkaufte Knechte;
Ein Knecht muß auf den HErrn nur seh’n Und Seine Hoheitsrechte.
Die Huld dient nicht zur Sicherheit, Wir sollen uns’re Seligkeit
Mit Furcht und Zittern schaffen.

2.
Kein Knecht darf frei und mürrisch thun, Des Herrn Wort macht ihn stille;
Die Hand darf nicht im Schooße ruh’n, Ihm gilt kein eig’ner Wille,
Und wenn er Alles wohl verricht’t, So thut er nichts als seine Pflicht:
Der HErr hat nichts zu danken.

3.
Doch ist er auch voll Zuversicht, Und lebt ganz auf die Gnade;
Verdienst und Arbeit rühmt er nicht, Das Rühmen wär’ ihm Schade.
Er schafft mit Furcht, und ist doch froh, Und denkt bei dem Geschäfte so:
Ich bin ja theu’r bezahlet.

4.
HErr, lehr mich, Deiner Majestät Mit Zittern Ehre geben,
Und wenn mein Herz um Gnade fleht, Laß mich von Gnade leben.
Die Gnade mache mich getreu; Heiß’ mich, wenn das Geschäft vorbei,
Zu Deiner Freude gehen!

5. März. Morgen-Andacht.

Und sie flochten eine Krone von Dornen, und setzten sie auf Sein Haupt. Joh. 19,2.

Wenn der Unglaube zum Muthwillen wird, so entsteht eine Spötterei daraus. Die Wahrheit scheint alsdann dem unglaubigen Menschen nicht nur falsch, sondern auch lächerlich und ungereimt zu sein, und deßwegen spottet er darüber, und solches kann sowohl durch Worte, als auch durch Werke geschehen. So ging’s im Richthaus Pilati, wo der HErr Jesus dem Muthwillen heidnischer Soldaten überlassen war. Diese hatten gehört, daß die vornehmste Anklage wider Jesum darin bestand, Er gebe Sich für einen König aus. Auch hatten sie vielleicht vernommen, daß Er vor dem Pilatus bekannt hatte, Er sei ein König. Und endlich hatten sie gehört, daß Pilatus, um der Juden zu spotten, und ihnen wehe zu thun, Ihn den König der Juden genannt habe. Ihnen kam es nun bei ihrem blinden Unglauben lächerlich vor, daß man von einem Mann, der als ein Gefangener wehrlos dastand, und der keinen bewaffneten Anhang hatte, sagen mochte, er sei ein König, und daß derselbe sich für einen König ausgebe. Sie flochten also, um Seiner zu spotten, eine Krone von Dornen, und setzten sie auf Sein Haupt. Durch die Spötterei wurde der HErr Jesus an Seiner Seele angegriffen, die Dornen aber verwundeten ohne Zweifel Sein heiliges Haupt, und verursachten Ihm an demselben empfindliche Schmerzen. Pilatus befahl seinen Soldaten nicht, diesen Muthwillen auszuüben, weil er ihn aber gestattete, so machte er sich dieser Sünde auch theilhaftig.

Diese Geschichte erinnert uns an das Wort Jesu: richtet nicht nach dem Ansehen; richtet ein rechtes Gericht. Der HErr Jesus hatte freilich im Richthause des Pilatus kein königliches Ansehen, und war doch König. So war Hiob auf allen Seiten bedrängt, Lazarus ein armer und kranker Bettler, Stephanus als ein Ketzer verdammt, und diese Alle waren doch Heilige und Geliebte Gottes. Die Griechen däuchte die Predigt von Christo dem Gekreuzigten und der Glaube an Ihn eine Thorheit zu sein, und doch lag die höchste Weisheit darin. Der Schein kommt nicht immer mit dem Wesen, und das Aeußerliche nicht immer mit dem Innerlichen überein. Eben der Jesus, dem die Soldaten des Pilatus eine Dornenkrone aufsetzten, erscheint Off. Joh. 19,12. als ein Solcher, dessen Augen wie eine Feuerflamme, und auf dessen Haupt viele Kronen sind. Und wie groß wird die Herrlichkeit sein, in welcher man Ihn zur Rechten auf dem Thron der Majestät im Himmel sehen wird!

Die Geduld, mit welcher Sich Jesus die Dornenkrone aufsetzen ließ, beschämt unsern Stolz, welcher gern Ehre von Menschen nimmt, und gegen Spott und Verachtung unlittig ist. Die Menschen meinen oft, sie seien Etwas, da sie doch Nichts sind. Sie betrügen sich selbst, sie betrügen einander, sie wollen den Schein von etwas haben, wovon sie doch das Wesen nicht besitzen. Dieses Alles ist Heuchelei, die Heuchelei aber wird zur Schande, wenn sie entdeckt wird. Deßwegen sagt die Schrift oft, daß die Unglaubigen am Tage des Gerichts werden zu Schanden werden. Dieser Schande zu entgehen gibt es kein anderes Mittel, als den Glauben an Jesum, welcher unsere Schande auf Sich genommen, und Sich, ob Er schon wahrhaftig, ja die Wahrheit selber war, gröblich schmähen und verspotten lassen, als ob Er ein Heuchler, Betrüger und Wahnsinniger gewesen wäre. Wer an Ihn glaubt, soll nicht zu Schanden werden, ja um Seinetwillen soll denen, die mit Geduld in guten Werken nach dem ewigen Leben trachten, Preis und Ehre und unvergängliches Wesen widerfahren. Röm. 2,7.

Mel.: Valet will ich dir geben.

1.
Denk’ ich der Dornenkrone Um meines Heilands Haupt,
So dankt dem Menschensohne Mein Herz, das an Ihn glaubt;
Es wallt von heißem Triebe, Und ruft Ihm wundernd zu:
O Jesu, welche Liebe! O welch’ ein Mensch bist Du!

2.
Mein HErr, das ist die Schande, Die mein Stolz hat verdient;
Doch in so niederm Stande Hast Du mich ausgesühnt.
So wird die Schuld vergeben, Die Strafe geht dahin,
Daß ich in jenem Leben Der Ehre fähig bin.

3.
Mein Heil, was soll ich sagen? Ich bin auf ewig Dein.
Lehr’ mich für solche Plagen Dir herzlich dankbar sein.
Mir sei vor Deinem Throne Dein ew’ger Ruhm erlaubt,
Und die erworb’ne Krone Des Lebens auf dem Haupt!

5. März. Abend-Andacht.

Jesus Christus wird mit Feuerflammen offenbar werden, und Rache geben über die, so nicht gehorsam sind dem Evangelio unsers HErrn Jesu Christi.
2 Thess. 1,8.

Wem das Evangelium oder die ganze Lehre Jesu Christi gepredigt wird, bei dem ist es nicht gleichgültig, ob er demselben gehorsam werde oder nicht. Man muß ihm aber gehorsam sein durch’s Glauben und durch’s Thun. Indem ich die Verkündigung von der geschehenen Erlösung glaube, indem ich die Zusage von der Mittheilung des Geistes und von der Gabe des ewigen Lebens glaube, unterwerfe ich meine Vernunft, die vorher anders gedacht hatte, der göttlichen Wahrheit und Weisheit, und werde nach meiner innersten Gesinnung und nach meinen ausgewickelten Gedanken dem Wort Gottes unterthan, weßwegen auch Paulus Röm. 1,5. 16,16. von einem Glaubensgehorsam, oder von einem Gehorsam, der im Glauben besteht, geschrieben hat. Insofern aber das Evangelium im weiten Verstand oder die Lehre Jesu Christi Gebote enthält, zu deren Haltung der Heilige Geist gegeben wird, insofern muß ich auch demselben durch’s Thun gehorsam sein. Ich muß die Gebote meines HErrn durch die Kraft, die Er mir dazu darreicht, halten, ich muß dem Evangelio würdiglich wandeln. Ich muß im Licht, in der Liebe, in der Wahrheit wandeln, und als eine Rebe an Ihm Frucht tragen. Dieses Alles ist nicht gleichgültig. Ich darf mich auch nicht auf das Beispiel derer berufen, die das Evangelium nie gehört haben. Gott mag diesen nachsehen, was Er will: ich aber kann diese Nachsicht nicht erwarten, denn mir ist das Evangelium verkündigt worden. Ich darf mich auch nicht mit dem Unvermögen meiner Natur, noch mit der argen Welt, die mich umgibt, noch mit der Gewalt und List des Satans entschuldigen, denn das Evangelium bietet mir alle Gnade an, die zu meiner Wiedergeburt, Rechtfertigung, Reinigung und Stärkung, wie auch zum Sieg über die Welt, und zum Widerstand, den ich dem Satan thun soll, nöthig ist. Wie will ich also entfliehen, wenn ich die durch’s Evangelium mir verkündigte und mir angebotene Seligkeit nicht achte? (Hebr. 2,3.) Wie wird’s mir gehen, wenn ich dem Evangelio meines HErrn Jesu Christi nicht gehorsam bin? Paulus sagt 2 Thess. 1,7.: der HErr Jesus werde vom Himmel offenbaret werden mit den Engeln Seiner Kraft, das ist mit den Engeln, die Er zu starken Helden gemacht hat, durch die Er die größten Werke ausgerichtet, und denen sich keine menschliche Macht widersetzen kann. Was Er nun am Tage Seiner Offenbarung durch diese Seine starken Diener ausrichten werde, steht 1 Thess. 4,16. und Matth. 13,41.42.49.50. geschrieben. Er wird aber auch mit einer Feuerflamme offenbar werden, und dieses Alles durchdringende und schnell wirkende Feuerflamme wird nicht nur den Himmel und die Erde verzehren (2 Petr. 3,10.11.12.), sondern der HErr Jesus wird auch durch dieselbe alle Werke prüfen (1 Kor. 3,13.), aber auch an allen denjenigen Rache oder eine Strenge Gerechtigkeit ausüben, die jetzt Gott nicht erkennen, und Seinem Evangelio nicht gehorsam sind. Worin diese gerechte Strenge bestehen werde, sagt Paulus alsbald hernach: sie werden nämlich Pein leiden, das ewige Verderben von dem Angesicht des HErrn (welches mit einem schrecklichen Zorn gegen sie gekehrt sein wird), und von Seiner herrlichen Macht, welche Er anwenden wird, sie zu strafen.

Mel.: Jesus, meine Zuversicht.

1.
Herrlich’s Evangelium, Das uns Gottes Gnade predigt,
Und uns von dem Marterthum Jener Feuerflamm’ erledigt,
Werde mir je mehr und mehr Theurer, süßer, herrlicher!

2.
Drücke mir des Vaters Huld, Und des Sohnes Wunderliebe
Zur Erlösung von der Schuld, Und des Geistes Gnadentriebe,
Alles drück’ mir in den Sinn, Bis ich recht erleuchtet bin.

3.
Wer Dir nicht gehorsam ist, Der ist werth der Feuerflammen,
Und der Richter Jesus Christ Wird ihn einst dahin verdammen.
Schrecklich ist für den die Pein, Der doch könnte selig sein!

4.
Furcht und Zittern kommt mich an, Wenn ich solches Drohwort höre,
Meine Seele eilt alsdann Zu der süßen Gnadenlehre;
Da ist Rath, da werd’ ich froh Von dem Evangelio.

5.
Hie greift meine Seele zu Bei dem göttlichen Versprechen,
Sucht und glaubt und findet Ruh’, Und der Richter wird nicht rächen;
Denn das Evangelium Gibt mir selbst an Christo Ruhm.

6. März. Morgen-Andacht.

Sie legten Ihm ein Purpurkleid an.
Joh. 19,2.

Als die Soldaten des Pilatus den HErrn Jesum wegen Seiner königlichen Würde verspotteten, so flochten sie eine Krone von Dornen, und setzten sie auf Sein Haupt. Diese Dornenkrone sollte die spöttische Vorstellung einer mit Gold und Edelsteinen gezierten Krone sein, dergleichen die Könige tragen. Sie gaben Ihm ferner ein Rohr, welches ein goldenes Scepter bedeuten sollte, in Seine rechte Hand, und legten Ihm ein Purpurkleid, welches Matthäus einen Mantel nennt, an; weil damals die morgenländischen Könige solche purpurne Oberkleider trugen, die wegen ihrer rothen kostbaren Farbe einen besondern Werth hatten; wiewohl auch andere reiche Leute sich solcher Kleider bedienten (Luk. 16,19.). Die Soldaten ließen es aber an diesem Allem nicht bewenden, sondern fielen spottend auf die Kniee, und sagten: sei gegrüßt, lieber König der Juden! Sie speieten Ihn auch an, und nahmen das Roh, schlugen damit Sein Haupt, und gaben Ihm auch (mit den Händen) Backenstreiche. Welch’ ein angstvolles Erstaunen muß es bei diesen muthwilligen Leuten erweckt haben, wenn sie bei Leibesleben oder nach ihrem Tod vergewissert worden sind, daß Derjenige, den sie so mißhandelten, der Sohn des hochgelobten Gottes, und der Richter der ganzen Welt sei! Was aber nun den Purpurmantel anbelangt, den man Jesu anlegte, so können wir denselben mit dem weißen Kleid vergleichen, welches Ihm Herodes anziehen ließ. Dieses letztere sollte ein Zeichen Seiner Unschuld sein, doch steckte unter demselben auch ein bitterer Spott: denn wenn Herodes Jesum für unschuldig hielt, so hätte er Ihn loslassen können, weil er Sein Landesherr war, und Pilatus ihm denselben übergeben hatte. Hat er aber je den HErrn Jesum dem Pilatus aus Gefälligkeit zurückschicken wollen, so hätte er dessen Unschuld schriftlich oder durch einen seiner Hofleute bezeugen können.

Uns soll der Anblick des dem öffentlichen Spott in Seinem Purpurmantel ausgesetzten HErrn Jesu einen tiefen Eindruck geben. Er litt diesen Spott, weil wir wegen unserer Unreinigkeit und Bosheit, welche wir mit einer falschen Weisheit und falschen Tugend zuzudecken gewohnt sind, Spott und Schmach verdient haben. Er litt es, daß man Ihn mit Kleidern verhöhnte, weil die Kleiderpracht eine meistens unerkannte, aber doch gemeine Sünde unter den Menschen ist. Der Heilige Geist hat durch den Jesaias Kap. 3,18-23. den ganzen hoffärtigen Putz des israelitischen Frauenzimmers beschrieben, und nicht undeutlich zu verstehen gegeben, daß Gott ein Mißfallen daran habe, und deßwegen in Seinem Zorn ihn wegnehmen wolle. Auch hat der HErr Jesus nicht umsonst von dem reichen Mann gesagt, daß er sich bei seinem täglichen Wohlleben in Purpur und köstliche Leinwand (byssus) gekleidet habe, weil auch diese Kleiderpracht ein Zeichen seines eiteln Sinnes war. Wenn nun ein Mensch sich dieser Sünde in einem größern oder kleinern Grad schuldig gemacht hat, so soll er vor Jesu, welcher wegen derselben aus Spott einen Purpurmantel getragen hat, sich schämen und beugen, und Vergebung suchen, und hinfort der Hoffart redlich feind werden. Der HErr Jesus trug auch, indem Er noch frei unter den Menschen wandelte, eine Zeit lang bei einer tiefen Traurigkeit einen Sack, oder ein schlechtes Trauerkleid, und wurde darüber verspottet, Ps. 69,12. Seinen Nachfolgern gebührt es nicht, in hoffärtigen Kleidern einherzugehen, und bei Andern dadurch eine Bewunderung oder fleischliche Liebe zu erwecken. O wie wird Alles so gar verändert, ja mit dem Gegentheil verwechselt! Die Widersacher Jesu müssen mit Schmach angezogen werden, und mit ihrer Schande bekleidet werden, wie mit einem Rock, Ps. 109,29. Er aber wurde verklärt und diejenigen, die durch Seine Kraft Alles, auch das hoffärtige Leben überwinden, werden mit Ihm in weißen Kleidern wandeln, und Er wird ihre Namen aus dem Buch des Lebens nicht austilgen, sondern vor Seinem Vater und vor Seinen Engeln bekennen. Off. Joh. 3,4.5.

Mel.: Ach Jesu, meiner Seelen Freude.

1.
In einem alten Purpurkleide Stund Jesus einst zur Augenweide
Der Knechte, die den HErrn entehrt. Jedoch in diesem Purpurkleide
Steht Jesus auch zur Augenweide Des Glaubens, welcher Ihn verehrt.

2.
Schweigt, Spötter! hie zu Seinen Füßen Will ich den Saum des Purpurs küssen,
Den Ihm die Liebe angelegt. Das ist mein HErr, dem will ich dienen,
Mein HErr, der, Sein Volk zu versühnen, Als Priester diesen Leibrock trägt.

3.
HErr, dieß sei meines Glaubens Weide. Schäm’ ich mich im befleckten Kleide
Der eigenen Gerechtigkeit, So zieh’ ich ihn an, mir zur Freude,
Da ist in diesem reinsten Kleide Mir ewig keine Schmach gedräut.

6. März. Abend-Andacht.

Des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln, und alsdann wird Er einem Jeglichen vergelten nach seinem Werk.
Matth. 16,27.

Christus sagt Matth. 25,31., des Menschen Sohn werde kommen in Seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit Ihm, und Er werde alsdann auf dem Thron Seiner Herrlichkeit sitzen. Matth. 16,27. aber spricht Er: des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln. Die Herrlichkeit des Vaters ist also auch die Herrlichkeit des HErrn Jesu. Nun ist aber die Herrlichkeit des Vaters eine göttliche Herrlichkeit, die Er keinem Andern, der nicht Gott ist, geben kann (Jes. 48,11.), folglich ist der HErr Jesus wahrhaftiger Gott und Eines Wesens mit dem Vater, und anzubeten, wie der Vater, weil Seine Herrlichkeit eine göttliche Herrlichkeit ist. Die heiligen Engel, die sonst Engel Gottes, Engel des Jehovah genannt werden, sind auch Seine Engel, und werden durch die Pracht ihres Wesens, und durch die Willigkeit und Weisheit, womit sie Seine Befehle ausrichten werden, zur Verherrlichung Seiner Zukunft und Seines Gerichts dienen. Auch wird der große weiße Thron, auf dem Er sitzen wird, ein herrlicher Thron sein, wie es sich für einen göttlichen König und Richter geziemt. Wer ist nun dieser König der Ehren? Er ist eben derjenige, dem man im Richthaus Pilati, nachdem Er gegeißelt worden war, unter spottenden Geberden und Reden eine Dornenkrone aufsetzte, ein Rohr in die Hand gab, und einen Purpurmantel anlegte. Wenn Er aber in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln kommen wird, so wird Er einem Jeglichen vergelten nach seinem Werk oder Thun, wie auch Off. 22,12. bezeugt wird. Es kommt aber, wenn der Werth unsers Thuns bestimmt werden soll, nicht auf unsere gute Meinung an; denn denjenigen, welche die Apostel tödteten, meinten auch, sie thun Gott einen Dienst daran, Joh. 16,2. Auch nicht einmal der Nutzen, den der Mensch mit seinem Thun schafft, bestimmt den Werth desselben; denn es gibt Leute der Hand Gottes (Ps. 17,14.), das ist Leute, welche Gott als Werkzeuge braucht, um vielen Andern in gewissem Maße Gutes zu thun, und welche irdische Belohnungen von Ihm bekommen, in Sein Reich aber nicht taugen, weil sie für sich selbst weder die Rechtfertigung, noch die Heiligung erlangen. Man kann sogar Andere die göttliche Wahrheit mit Nutzen lehren, und sich selber nicht lehren, man kann Andern predigen, und selber verwerflich sein. Auch darf sich ein Mensch, der von dem Weg der Gottseligkeit abgewichen ist, auf das Gute, das er ehemals gethan hat, da es noch besser mit seiner Seele stand, nicht berufen; denn weil er abgewichen ist, so wird aller seiner Gerechtigkeit, die er ehemals gethan hat, am Gerichtstage nicht gedacht werden. Ezech. 18,24. Was muß es denn für ein Thun sein, welches dem HErrn Jesu am Tage des Gerichts gefallen kann? Es muß aus der Quelle der Wiedergeburt fließen. Es muß zur Ehre Gottes geschehen nach dem geistlichen Vermögen, das Gott dazu darreicht. Es muß eine Frucht des Geistes sein. Es muß endlich ein Thun sein, worin man bis zum Ende des Lebens fortgefahren ist. Lasset uns dieses Alles fleißig bedenken.

Mel.: O Durchbrecher aller etc.

1.
Vor der Welt verblend’ten Sinnen Scheint der große Jesus klein;
Doch es wird ein End’ gewinnen, Das ihr wird erschrecklich sein;
Denn sie wird Ihn kommen sehen In des Vaters Herrlichkeit;
Seine Engel aus den Höhen Dienen da Ihm zum Geleit.

2.
Nur dem Glauben ist die Größe Seines Heilands recht bekannt;
Menschen sind Ihm Erdenklöße, Sklaven in des Todes Hand;
Klein und nichtig ist ihr Schimmer Gegen Christi Glanz zu seh’n,
Er schlägt ihren Thron in Trümmer, Und der Seine bleibet steh’n.

3.
Er hat Macht, Er wird vergelten, Wie das Thun des Menschen ist:
Seine Schelter wird Er schelten, Deren Trotz Er nicht vergißt;
Die Ihn ehren, wird Er ehren; Denn mit Ihm kommt auch Sein Lohn.
Seelen, die Ihm angehören, Freuen sich auf solches schon.

4.
Jesu, sei mir immer größer, Du bist Fürst der Könige,
Daß ich, herrlicher Erlöser, Dich einst freudig kommen seh’,
Daß Dein Vater mich kann kennen, Als versiegelt von dem Geist,
Und kein Engel mich zum Brennen In das Feu’r der Hölle schmeißt!

7. März. Morgen-Andacht.

Der HErr sprach zu meinem HErrn: setze Dich zu Meiner Rechten.
Ps. 110,1.

Es war eine große Herablassung der göttlichen Liebe, daß den Menschen zuweilen geoffenbart wurde, was in der heiligen Dreieinigkeit eine göttliche Person zu der andern sprach. Die Worte: setze Dich zu Meiner Rechten u.s.w. sind Worte, die Gott der Vater zu dem Messias Seinem Sohn spricht. Ps. 2,7.8.9. redet der Sohn Gottes selber, und führt die Worte an, die der Vater zu Ihm gesprochen habe; und eben dieses thut Er auch Jes. 49,6.8. Reden des Sohnes Gottes mit Seinem himmlischen Vater kommen Ps. 22.10.69.109. Zach. 1,12. Matth. 11,25.26. Joh. 17. Luk. 23,34.46. vor. Hingegen ist dasjenige, was Ps. 110,2-7. steht, und wo der Redende sich sowohl von dem Vater als von dem Sohn unterscheidet, und Anderes von dieser Art, eine Rede, worin sich der Heilige Geist als eine besondere göttliche Person geoffenbart hat. Die Worte des Vaters: setze Dich zu Meiner Rechten, kann man als eine Antwort auf das Begehren des Sohnes ansehen, der Joh. 17,5. zu Ihm sagte: verherrliche Du Mich bei Dir selbst mit der Herrlichkeit, die Ich bei Dir hatte, ehe die Welt war, denn zur Rechten des Vaters sitzen, heißt so bei dem Vater sein, wie das wesentliche Wort bei Gott war, ehe die Welt gewesen war. Und welch’ eine Herrlichkeit kann größer sein, als die Herrlichkeit desjenigen, der sich setzen darf zur Rechten der Majestät in der Höhe, Hebr. 1,3., oder zur Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel, Hebr. 8,1., oder zur rechten Hand Gottes Mark. 16,19.? Wer so weit erhöht ist, ist so hoch als der Vater, ist ein so großer König, als der Vater auf Seinem Stuhl oder Thron ist; seine Majestät ist der Majestät des Vaters gleich. Er hat also eine göttliche Herrlichkeit, wie die Herrlichkeit war, die das wesentliche Wort schon vor der Schöpfung bei Gott gehabt hat. Man kann ferner die Worte des Vaters: setze Dich zu Meiner Rechten als eine Antwort ansehen auf das Heischen des Sohnes, welches der Vater selber von Ihm begehrt hatte, da Er Ps. 2,8 zu Ihm sprach: heische von Mir, so will Ich Dir die Heiden zum Erbe geben, und der Welt Ende zum Eigenthum; auch kann man eine Erklärung derselben Matth. 28,18. Phil. 2,9.10.11. finden. Man kann aber auch das Sitzen Jesu Christi zur Rechten als einen Gegensatz gegen den Stand Seiner Erniedrigung betrachten. In diesem Stand war Er ein Pilgrim, Er arbeitete, ER kämpfte, Er diente. Nun sitzt Er aber, nun ruhet Er, nun herrscht Er über Alles, nun hat Er Freude die Fülle.

David nennt in diesen Worten den Messias, der sonst auch sein Sohn hieß, seinen HErrn, und freilich ist der Messias, ungeachtet der Abstammung von ihm, sein und aller Geschöpfe HErr, weil Er nicht nur wahrhaftiger Gott und der Schöpfer aller Dinge ist, sondern weil Er auch als Menschensohn von Mutterleibe an die höchste Würde, und das Recht, über Alles zu herrschen, hatte, durch das Sitzen zur Rechten Gottes aber zum völligen Genuß dieser Würde und zur völligen Ausübung Seines Rechts nach dem Wohlgefallen Seines Vaters gelangt ist. Er ist auch mein HErr. Ich bete Ihn an, und bin gern Sein Unterthan und Sein Eigenthum. Unter allen Dingen, die der Vater unter Seine Füße gethan oder geordnet hat (Eph. 1,22.), will ich auch gerne sein. Er bewahre mich aber selber, daß ich nie zum Schemel Seiner Füße oder unter Seine Füße gelegt werde, denn dieses ist nur das Loos Seiner Feinde, Ps. 110,1. 1 Kor. 15,25. Es müsse auch in unsern Tagen geschehen, was der Heilige Geist V. 3. gesagt hat: nach Deinem Sieg wird Dir Dein Volk williglich opfern im heiligen Schmuck; Deine Kinder werden Dir geboren, wie der Thau aus der Morgenröthe.

Mel.: Ich will Dich lieben, meine Stärke.

1.
Der HErr hat meinen HErrn erhöhet, Der Vater Jesum, Seinen Sohn.
Ihr Engel schaut, ihr Menschen sehet, Er sitzt zur Rechten auf dem Thron.
Bückt euch vor Ihm, seid unterthan, Und betet Jesum an.

2.
Zu keinem Engel ward gesprochen: Hie setze Dich zur rechten Hand,
Bis du an Feinden bist gerochen. Nur von dem Sohn ist dieß bekannt.
Es ehre Ihn, wer glauben kann, Und bete Jesum an.

3.
HErr, gib mir Gnade aus der Höhe, Daß ich Dich recht erkennen lern’;
Hier in der Wallfahrt glaubig flehe, Und dort Dich schaue als den HErrn;
So bet’ ich vor dem Thron alsdann Dich, Jesu, ewig an.

7. März. Abend-Andacht.

Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein.
Röm. 8,9.

Paulus hatte vor diesen Worten gelehrt, daß diejenigen, die in Christo Jesu sind und Christo angehören, von dem Gesetz, von der Herrschaft der Sünde und des Todes so ganz frei gemacht seien, daß nun nichts Verdammliches mehr an ihnen zu finden sei (Röm. 8,1.2.); denn Gott habe, was dem Gesetz unmöglich war (sintemal es durch das Fleisch, durch die natürliche Beschaffenheit des Menschen geschwächt war), selbst gethan oder veranstaltet, und Seinen Sohn gesandt in der Gestalt des sündlichen Fleisches zu einem Sündopfer, und die Sünde im Fleisch verdammt oder an Seiner Menschheit gestraft, auf daß die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllt würde, wenn wir nur nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist leben (3.4.). nach dem Fleisch dürfen wir freilich nicht leben; denn die fleischlich seien, seien auch fleischlich gesinnt; hingegen die geistlich seien, seien geistlich gesinnt; aber fleischlich gesinnt sein, sei Tod und Verderben: geistlich gesinnt sein, Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein, sei eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes weder unterthan sei noch sein könne. Daher auch die fleischlich sind, Gott nicht gefallen mögen. Nun macht er die Anwendung auf seine glaubigen Leser: ihr aber seid nicht fleischlich sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet. Das muß aber sein, Gottes und Christi Geist müsset ihr haben, wenn ihr Ihm angehören wollt. Denn wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein. Christi Geist haben heißt aber nicht, zuweilen gute Rührungen bekommen, und nach denselben gute Vorsätze fassen, und diese bald wieder aufgeben. Der Geist Christi und Gottes will in uns wohnen, und freilich alsdann auch das Regiment über unsere Seele führen, und unsern ganzen Wandel nach Gottes Wohlgefallen einrichten. Ein wahrer Christ hat den Heiligen Geist, auch wenn er schläft, auch wenn er mit irdischen Geschäften bemüht ist, auch wenn er in einer tödtlichen Schwachheit sich seiner nicht bewußt ist. Nichts verursacht Ihn, die Seele als Seinen Tempel wieder zu verlassen, als die neue halsstarrige Neigung derselben zu der Welt. Da nun nach dieser Lehre Pauli zum Seligwerden nöthig ist, daß der Mensch nicht nur durch die Wiedergeburt geistlich worden sei, sondern auch den ewigen Geist Gottes empfangen habe, so mache ich billig diese Fragen an mich selber: bin ich nicht fleischlich, sondern geistlich? lebe und richte ich mich nicht mehr nach dem Fleisch, nach der natürlichen Beschaffenheit, die eine Feindschaft wider Gott, Gottes Gesetz zuwider, Gott mißfällig, und eben deßwegen der gerade Weg zu Tod und Verderben ist, sondern nach dem Geist, dessen Herrschaft zum Leben und zur Seligkeit führt? habe ich Gottes und Christi Geist in mir wohnend? bin ich mithin Sein? bin ich durch den Glauben in Christo Jesu, stehe ich in Gemeinschaft mit Ihm? habe ich als ein Angehöriger Jesu Christi Gottes Gnade, Freiheit von den Strafen der Sünde und ewige Seligkeit zu gewarten?

Diese Fragen sind doch gewißlich alles meines Nachdenkens werth. Wer aber den Geist Christi nicht hat, ist nicht Sein Kind, Schaf, Unterthan, Eigenthum, Miterbe, folglich höchst unglücklich und verloren. Ich will die Worte Pauli nicht brauchen, Andere zu richten, sondern mich selber zu untersuchen.

Mel.: Meinen Jesum ich erwähle.

1.
Welche Christi Geist nicht haben, Werden nicht für Sein erkannt;
Diese Gabe aller Gaben Ist der Seinen sich’res Pfand.
Gib mir, HErr, wie Du verheiß’st, Deinen Geist;
Hab’ ich den, so bin ich Dein; Laß es mich auf ewig sein.

2.
O man fühlt es im Gewissen, Was uns für ein Geist regiert;
Denn der Weltgeist ist beflissen, Daß er uns von Christo führt.
Jesu, der Du Alles weiß’st, Gib den Geist,
Der mir zeuget, ich sei Dein, Denn ich will es ewig sein.

3.
Muß ich schon im Fleisch leben, Nur nicht fleischlich sei der Sinn;
Er kann Deinen Sinn mir geben, Daß ich durch Ihn geistlich bin.
Wenn mir Dieser Hülfe leist’t, Als Dein Geist,
Also leb’ ich Dir als Dein, Also kann ich’s ewig sein.

8. März. Morgen-Andacht.

Gott hat Christum gesetzt zum Haupt der Gemeinde über Alles.
Eph. 1,22.

Christus wird Kol. 2,10. das Haupt aller Fürstenthume und Obrigkeit genannt, auch wird Eph. 1,10. gesagt, daß alle Dinge, die im Himmel und auf Erden seien, in Christo und durch Christum unter Ein Haupt gefaßt werden sollen. Diese Aussprüche bedeuten eben so viel als dasjenige, was Paulus Eph. 1,20.21.22. schrieb: Gott hat Christum gesetzt zu Seiner Rechten im Himmel über alle Fürstenthum, Gewalt, Macht, Herrschaft und Alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen, und hat alle Dinge unter Seine Füße gethan. Ueber dieses Alles aber reichet dasjenige, was Paulus weiter sagt: Gott hat Christum gesetzt zum Haupt der Gemeinde. Daß hier etwas Ausnehmendes und Besonderes gesagt werde, erhellt daraus, daß die Gemeinde, deren Haupt Christus ist, Sein Leib genannt wird. Sonst wird nichts der Leib Christi genannt, kein Fürstenthum, keine Gewalt und überhaupt nichts von Allem, was in dieser oder in der zukünftigen Welt genannt werden mag, außer der Gemeinde oder Kirche. Von dieser sagt Paulus Eph. 4,16. und Kol. 2,19., daß sie aus Christo als Sein Leib durch Gelenke und Fugen Handreichung empfahe, und daß so ein Glied an dem andern hange, und der ganze Leib zu seiner selbst Besserung wachse zu einem Wachsthum, welches Gottes würdig sei. Christus ist also in einem besondern Verstand das Haupt der Kirche, und die Verbindung zwischen Christo und der Kirche, welche durch diese Redensart angezeigt wird, geht über Alles, was von dem Verhältniß Christi gegen andere Geschöpfe in der heiligen Schrift gesagt wird. Er ist das Haupt: die Kirche ist Sein Leib. Aus Ihm empfängt die Kirche Gnade und Wahrheit, Licht und Leben, Gerechtigkeit und Stärke, und deßwegen sollen wahre Christen als Glieder, an diesem Leib einander Handreichung thun, oder einander eine geistliche Hülfe leisten, oder Eines des Andern Mangel erstatten, aber auch untereinander Eines sein in der Liebe. Und so wächst der Leib sowohl innerlich als äußerlich zu einer Größe, die Gottes Vorsatz und Ehre gemäß ist.

Ein jeder Christ soll sich an Christum als das Haupt Seines Leibes halten; denn Paulus bestraft etliche Irrgeister, die zu seiner Zeit aufgestanden waren, Kol. 2,18. deßwegen, daß sie die Engel verehren, um von ihnen eine Hülfe zu empfahen, und sich nicht an das Haupt Christum halten. Es gibt viele sichtbare und unsichtbare Geschöpfe in der Welt, welche zum Theil eine große Macht und Herrlichkeit haben: aber über alle dieselben muß unser Glaube aufsteigen. An Christum muß sich ein wahrer Christ unmittelbar halten, weil Er das Haupt Seines Lebens, und ein wahrer Christ ein Glied an diesem Leib ist. Dünkt es Jemand ein Stolz zu sein, wenn man sich geradezu an den eingebornen und hochgelobten Sohn Gottes hält: so bedenke man dagegen, daß Paulus diejenigen, die mit ihrer Verehrung und Zuversicht sich zu den Engeln wandten, einer falschen Demuth beschuldige, Kol. 2,18., und daß der Vater selbst Christum zum Haupt der Kirche gesetzt habe. Wir sind also geradezu an Ihn gewiesen. Was wird hernach die Hochzeit des Lammes, was wird der ewige Ehebund zwischen Christo und der Kirche mit sich bringen? Selig ist, wer an diesem Allem einen Antheil hat.

1.
Christus ist der Kirche Haupt, Die an Seinen Namen glaubt;
Sie hält Ihn für ihren Mann, Ist Ihm herzlich unterthan.

2.
Er erkennt sie für Sein Weib; Liebt sie als den eig’nen Leib;
Pfleget ihr, und nähret sie; Ist ihr HErr, und läßt sie nie.

3.
Daß sie sollte heilig sein, Wusch Er sie durch Taufe rein,
Und ihr herrlich Hochzeitkleid Ist des HErrn Gerechtigkeit.

4.
Feinde, tastet sie nicht an, Denn Er straft euch, der es kann.
Kirche, bleib’ Ihm nur getreu, Dein Erretter macht dich frei.

5.
Jesu, ich bin auch ein Glied, Das aus Dir sein Leben zieht.
Schmücke mich mit Blute schön, An dem Brauttag mit zu geh’n.

8. März. Abend-Andacht.

Der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
1 Joh. 5,4.

Die Welt ist unglaubig, und alle ihre Maximen oder Gedanken und Anschläge sind im Unglauben zusammen gefaßt, weil der Glaube der Sieg ist, der sie überwindet. Die Welt siehet auf das Sichtbare. Dieses liebt, sucht und bewundert sie, dieses hält sie für ihr höchstes Gut, ob sie schon täglich inne wird, daß sie dadurch nie vergnügt werde, und ihr überdieß durch den Tod Alles entrissen werde. Was thut aber dagegen der Glaube? Er sieht auf dasjenige, das unsichtbar und ewig ist, und das ihm von Gott selbst in Seinem wahren Wort vorgehalten, angeboten und verheißen ist. Dieses liebt, sucht und bewundert er, dieses zieht er allen irdischen Vergnügungen und Schätzen vor. Warum handelt ein Glaubiger so, wie er handelt? Warum leidet er geduldig? Warum läßt er Vieles schwinden und fahren? Warum fürchtet er den Tod selbst nicht? Darum, weil der Glaube in ihm eine Zuversicht dessen ist, das man hofft, und eine Ueberzeugung von dem, das man nicht sieht. Die Welt hält den HErrn Jesum für eine unkräftigen Mann, der ihr zu ihren Absichten nichts nützen könne, so daß es scheint, sie frage wie Pilatus: was soll ich machen mit Jesu, den man Christum nennt? Wenn sie auch das Formular des christlichen Glaubens gelernt hat und unangefochten läßt, und nach demselben denkt und spricht: Jesus sei der Sohn Gottes und der Sünder Heiland, so fühlt sie die Kraft dieser Wahrheit nicht; sie ist ihr gleichgiltig, sie macht sich dieselbe nicht zu Nutze. Doch gibt es auch einen Theil der Welt, welcher diese Wahrheit geradezu verwirft, und ihr widerspricht. Ein glaubiger Christ hingegen glaubt, vermöge der Wiedergeburt, die Gott in ihm gewirkt hat, folglich mit einem Glauben, der Gottes Gabe und die Wurzel eines neuen geistlichen Lebens ist, daß Jesus der Christ und der Sohn Gottes sei. Er nimmt das Zeugniß an, das der Vater von Seinem Sohn gezeugt hat, er glaubt mit einem herzlichen Vertrauen an diesen Sohn Gottes, und hat Ihn selber, und in Ihm das Leben durch den Glauben. Die Welt liebt Gott nicht, und hält Seine Gebote nicht, sondern ist dem heiligen Gott deßwegen heimlich feind, weil Er solche Gebote gegeben hat, welche die Augenlust und die Fleischeslust und das hoffärtige Leben verbieten, und denen Drohungen angehängt sind, welche bis in’s höllische Feuer hinein reichen. Der glaubige Christ hingegen, der aus Gott geboren ist, liebt Gott, und Alle, die auch von Ihm geboren sind, und zeigt seine Liebe zu Gott dadurch, daß er Seine Gebote hält, und Seine Gebote ihm bei der Liebe nicht schwer sind. Sobald also ein Mensch glaubig wird, sobald bekommt er eine Weisheit, welche größer ist als die Weisheit dieser Welt, es geht ein Licht in ihm auf, welches edler und kostbarer ist als das Vernunftlicht, womit die Welt bei ihrer Finsterniß sich behilft, er bekommt eine Lebenskraft, bei welcher ihm möglich und leicht ist, was der kraftlosen Welt unmöglich und schwer zu sein dünkt. Der dreieinige Gott, der in den Glaubigen ist, ist stärker, als der böse Geist, der in der Welt ist. So ist also der Glaube der Sieg, der die Welt überwunden hat. Kann man die Welt nicht bessern, so kann man sie doch überwinden.

Mel.: Ruhe ist das beste Gut.

1.
Christen, ihr seid in dem Streit Mit der argen Welt;
Steht nur fest zur bösen Zeit, Daß sie euch nicht fällt;
So lang sie kriegt,
Stärkt nur ihr die müde Hand, Kämpft um euer Vaterland;
Der Glaube siegt!

2.
Sie bestreitet Gottes Wort Mit dem Menschenwitz,
Spottet hier und lästert dort Mit der tollsten Hitz’,
In der sie kriegt;
Jener Tag macht dennoch klar, Gottes Wort sei ewig wahr;
Der Glaube siegt!

3.
Sie greift selber Gottes Sohn, Seine Hoheit an,
Wie sie Ihm von Anfang schon Und am Kreuz gethan,
Der wird bekriegt;
Bleibt nur Seiner Wahrheit treu, Jener Tag bringt keine Reu’;
Der Glaube siegt!

4.
Zaget nur nicht, wenn ihr Fürst Schon mit Dräuen schnaubt
Und nach eurem Blut dürst’t, Weil ihr standhaft glaubt;
Den er bekriegt,
Der theilt in des Vaters Haus Siegern Palm’ und Kronen aus;
Der Glaube siegt!

5.
Herzog uns’rer Seligkeit, Dir vertrauen wir;
Waffne Deine Christenheit, Mach’ sie stark in Dir,
So lang sie kriegt;
Da ist schon der Sieg gewiß, Wo Du bist, erfährt man dieß;
Der Glaube siegt!

9. März. Morgen-Andacht.

Christus ist um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt.
Röm. 4,25.

So lange Christus auf Erden lebte, und insonderheit damals, da Er Sein letztes Leiden ertrug, und den Tod am Kreuz litt, trug Er der Menschen Sünden, als ob sie Seine Sünden wären, und bezahlte, was die Menschen geraubt hatten, das ist, Er litt die Strafe, welche die Menschen verdient hatten, und wurde ein Fluch für sie. Unter den Menschen ist damals Niemand gewesen, der diese Sache recht verstanden hätte, denn weder der Apostel, noch der übrigen Jünger und Jüngerinnen Augen waren zur Einsicht in das Geheimniß des Kreuzes Jesu genugsam geöffnet: die Welt aber lästerte Jesum, nannte Ihn auch noch nach Seinem Tod einen Verführer, und frohlockte darüber, daß sie Ihn, wie sie meinte, vertilgt habe. Nur die Engel Gottes sahen dem Leiden Jesu mit einer weisen Einsicht, und mit einer ehrerbietigen Verwunderung zu. Jesus starb am Kreuz, und wurde begraben. Er lag als todt im Grab bis an den dritten Tag. Nun mußte der menschliche Verstand, wenn er nicht auf die Weissagungen, welche weiter hinaus reichten, zurücksahe, still stehen, und erwarten, wo die Sache hinaus wolle. Der Erfolg mußte zeigen, ob Jesus den Handel der Menschen, den ER auszuführen übernommen hatte, gewonnen, ob Er alle Schulden der Sünder bezahlt, ob Er eine gültige Erlösung ausgerichtet habe. Ja, es mußte auch der Erfolg zeigen, ob Er wahrhaftig der Sohn Gottes und der Messias sei; denn wenn Ihn der Tod fest gehalten hätte, so wäre Er’s nicht gewesen, und der Glaube derer, die Ihn dafür gehalten hatten, wäre eitel gewesen. Was geschah nun? Christus wurde durch die Herrlichkeit des Vaters am dritten Tag auferweckt, und diese Auferweckung entschied Alles, vertrieb alle Nebel, machte alle Zweifel zur Gewißheit, und bestätigte die Wahrheit des ganzen Evangelium. Christus wurde im Geist oder in dem geistlichen Zustand, den Er durch Seine Auferstehung nach Seiner ganzen menschlichen Natur antrat, gerechtfertigt, 1 Tim. 3,16. Er wurde als der einige Sohn Gottes erwiesen oder ausgezeichnet, Röm. 1,4.; alle wider Ihn ausgestoßenen Lästerungen wurden thätlich widerlegt. Es wurde durch Seine Auferweckung geoffenbart, daß Gott die Gnaden, die Er David und durch ihn allen Glaubigen verheißen hatte, und die im Psalter reichlich beschrieben sind, treulich gehalten habe, und noch weiter halten wolle, Ap. Gesch. 13,34. Es kam aber damals durch die Gerechtigkeit Jesu die Rechtfertigung des Lebens auch über alle Menschen (Röm. 5,18.). Indem Jesus als ein Lebendiger gerechtfertigt wurde, wurde zugleich kund gemacht, daß alle Menschen ein Recht haben, das ewige Leben mit Christo und in Christo zu erlangen, und nunmehr keine unbezahlte Sündenschuld, kein unerfüllter Fluch des Gesetzes, ja keine Unwürdigkeit sie daran hindere. Wer nun dieses glaubt, erlangt durch diesen Glauben auch seine eigene besondere Rechtfertigung, bei welcher ihm alle Sünde wirklich vergeben, und das ewige Leben wirklich zuerkannt wird. Gelobt sei unser HErr Jesus, der Sein Leben, das Er freiwillig gelassen hatte, wieder genommen hat; damit Er unser Leben, König und Fürsprecher und die Ursache unserer Auferstehung zum ewigen Leben sein könnte! Gelobt sei der Heilige Geist, der uns dieses Alles durch’s Evangelium hat wissen lassen, und die Wahrheit des Evangeliums in unsern Herzen gewiß und kräftig macht!

Mel.: O Jesu, wann soll ich erlöset etc.

1.
Frohlocket, der Heiland ist mächtig erstanden; Er gab sich freiwillig, wie Simson, zu Banden,
Und riß sie dem Tode zum Schrecken entzwei. O daß sich mein Glaube von Herzen erfreu’!
Wie Er sich für Sünder zum Sterben ergeben, So lebt Er auch wieder uns Sündern zum Leben.
Ihn sollen wir Sünder mit Loben erheben.

2.
Er zeigte sich Jüngern mit offenen Wunden, Da haben sie ihre Erlösung gefunden;
Er brachte den Frieden, und schenkte den Geist. HErr, thu’ mir auch dieses, wie Du es verheiß’st.
O laß mich Dich also im Glauben erblicken; Nichts soll mich als Jesus, der lebet, erquicken,
So wird mich die Anschau dort ewig entzücken.

3.
Ich falle Dir, Jesu, mit Freuden zu Füßen; Nun bin ich getröstet, Dich lebend zu wissen.
Die Thränen der Buße versiegen bei Dir, Die Schuld ist versühnet, die Strafe von mir;
Du schenkest Gerechtigkeit, Frieden und Leben, Doch müssen wir hier noch im Elend umschweben,
Noch fehlt das Vollkomm’ne; das woll’st Du uns geben!

9. März. Abend-Andacht.

HErr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Joh. 6,68.

Als der HErr Jesus in der Schule zu Kapernaum diejenigen Juden wieder vor sich hatte, die Er jenseits des galiläischen Meeres mit Brod und Fischen gespeist hatte: so redete Er von Sich selbst als dem Brod des Lebens, und sagte, sie müssen Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken; weil sie sonst kein Leben in sich haben würden. Viele nun Seiner Jünger, die das hörten, murrten, und gingen hinter sich und wandelten fort nicht mehr mit Ihm. Die fleischliche Weisheit dieser Welt könnte hier eine Ursache finden, Jesum zu tadeln, weil Er durch tiefe und dunkle Reden viele Jünger von Sich abwendig gemacht hat. Allein Er handelte hier nach einem sehr heiligen Sinn, und zwar so, wie es der Täufer Johannes vorher verkündigt hatte, da er von Ihm sagte: Er hat Seine Wurfschaufel in Seiner Hand, Er wird Seinen Kornhaufen läutern, Matth. 3,12. Der Täufer Johannes hatte einen großen Zulauf, konnte aber die Leute nicht von einander scheiden, sondern taufte ohne Zweifel auch unredliche Leute. Der HErr Jesus bekam wegen Seiner Freundlichkeit, wegen Seiner holdseligen Worte, und wegen Seiner wohlthätigen Wunder auch einen großen Zulauf. Allein der HErr Jesus hatte die Wurfschaufel in Seiner Hand, das ist, Er hatte Gewalt und Weisheit genug, diesen Kornhaufen, das ist diesen vermischten Haufen von Jüngern, zu läutern, und die Unredlichen von den Redlichen zu scheiden. Er that dieses in der Schule zu Kapernaum durch Seine Rede von dem Essen Seines Fleisches und dem Trinken Seines Blutes. Der Kornhaufen wurde dadurch kleiner: allein dasjenige, was davon wegkam, war nur Spreu, denn Er gibt Joh. 6,64.65. zu verstehen, daß diejenigen, die sich an Seiner Rede ärgerten, nicht wahrhaftig glaubig seien, und daß es ihnen nicht vom Vater gegeben worden sei, im Geist des Glaubens zu Ihm zu kommen, sondern sie nur der Vorwitz oder ein Ehrgeiz, oder die Absicht auf eine leibliche Versorgung angetrieben habe, Seine Jünger zu werden. Er ließ damals nicht nur diejenigen weggehen, die weggehen wollten, sondern sagte sogar zu den Zwölfen: wollet ihr auch weggehen? Da dann Petrus im Namen der Uebrigen antwortete: HErr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wenn Petrus ein unredliches Herz gehabt hätte, so hätte er wohl gewußt, wohin er gehen solle; denn er hatte ein Weib und eine Schwieger und ein Hauswesen in der Nähe; und so verhielt es sich auch mit den übrigen Aposteln. Allein Jesum und Seine Nachfolge wollten sie mit nichts vertauschen. Laß mir, HErr Jesu, Deine Worte immer Worte des ewigen Lebens sein. Bewahre mich, daß ich nie mit denselben, sie mögen mir klar oder dunkel sein, umgehe, als ob’s nur Menschenworte wären. Sie sind zwar in einer menschlichen Sprache geredet, und haben die Form menschlicher Worte, aber insofern sie aus Deinem Munde gegangen sind, sind sie lebendig und kräftig. Du theilest Dein göttliches Licht und Leben durch dieselben mit. Dieses geschehe denn auch mir und den Meinigen zu Deines Namens Ehre; damit wir Dir dadurch zu einer ewigen Treue verbunden werden.

Mel.: Seelenbräutigam.

1.
HErr, wo soll ich hin, Da ich selig bin?
Dein Wort ist ein Wort des Lebens; Alles And’re ist vergebens
Und reicht weit nicht hin, Daß ich selig bin.

2.
Niemand zwingest Du, Doch versprichst Du Ruh’.
Seelen, welche Dich verlassen, Müssen nur ihr Heil selbst hassen.
Denn der Seelen Ruh’ Bist und bleibst nur Du.

3.
Soll ich zu der Welt, Die von Dir nichts hält,
O so fürcht’ ich das Verdammen Sammt der Welt in jenen Flammen!
Wer an Dich sich hält, Geht nicht zu der Welt.

4.
Rühmt sie ihren Witz: Und was ist er nütz?
Wenn ich Gottes Sohn nicht kenne, Mich vom Wort des Glaubens trenne,
Ist mir wenig nütz Aller Welt ihr Witz.

5.
Sie preist Geld und Gut; Gottes Sohn hat Blut,
Das mich von der Sünde reinigt, Jesu, ich bin Dir vereinigt,
Ist Dein Wort und Blut mehr als alles Gut.

6.
Hat sie Lust und Ehr’, Jesu, Du hast mehr:
Freude vor dem Gnadenthrone, Und dort eine Ehrenkrone!
Gleicht auch etwas mehr Dieser Lust und Ehr?

7.
Nun so häng’ ich mich, Jesu, nur an Dich.
Weichen And’re, ich will halten, Auch in Schmach, auch im Erkalten;
Selig machst Du mich, Ewig seh’ ich Dich!

10. März. Morgen-Andacht.

HErr, Du lässest mich fröhlich singen von Deinen Werken.
Ps. 92,5.

Groß sind die Werke des HErrn, wer ihrer achtet, hat eitel Lust daran, Ps. 111,2. Wer kann die großen Thaten des HErrn ausreden, und alle Seine löblichen Werke preisen? Ps. 106,2. Er hat sie alle weislich geordnet, Ps. 104,24. Sie sind groß und wundersam, Off. Joh. 15,3. Die Werke Seiner Hände sind Wahrheit und Recht, Ps. 111,7. Seine Gedanken sind dabei sehr tief: aber ein Thörichter glaubt das nicht, und ein Narr achtet solches nicht, Ps. 92,6.7. Aber einen Gerechten, der erleuchtet ist, und das Ende vieler Werke Gottes geduldig auswartet, lässet Gott fröhlich singen von Seinen Werken, und rühmen die Geschäfte Seiner Hände, Ps. 92,5. Ein Thor rühmt seine eigenen Werke, aber ein Gerechter singt fröhlich von den Werken Gottes. Werke Gottes heißen die Geschöpfe, Ps. 8,4.7. 103,22., und die Veränderungen, welche Er durch Seine Vorsehung in der Welt macht, Ps. 66,5. Das Werk der Erlösung war ein großes und wundersames Werk, das aus vielen einzelnen Thaten und Leiden Christi bestand. Was Gott in den Seelen der Menschen zu ihrer Zurechtbringung thut, ist auch ein gutes Werk Gottes, Phil. 1,6., welches aus unzählig vielen einzelnen Werken besteht. Endlich wird’s ein sehr großes Werk sein, wenn Gott den ersten Himmel und die Erde vergehen lassen, und das Meer zernichten, dagegen aber einen neuen Himmel und eine neue Erde machen wird. Alsdann wird Er sagen: es ist geschehen, siehe, Ich mache Alles neu, Off. Joh. 21,1.5.6. Alle diese Werke Gottes sind ein Gegenstand der Bewunderung, eine Ursache des Lobes Gottes, und eine würdige Materie zu einem fröhlichen Gesang, wenn man dazu erweckt und geschickt ist.

Nun HErr, lasse mich auch fröhlich singen von den Werken Deiner weisen und gnädigen Vorsehung. Lasse mich dieselben an mir und den Meinigen, und an vielen Andern, die ich lieb habe, sehen. Mache mich verständig, darauf zu merken, und geduldig, sie auszuwarten; denn das Ende Deiner Werke ist besser als ihr Anfang. Lehre mich aber auch fröhlich singen von Deinem großen Schöpfungswerk, und von dem heilsamen Erlösungswerk, welches Dein lieber Sohn ausgeführt hat, und öffne mein Verständniß, damit ich diese Deine Werke hochschätze und Deine daraus hervorleuchtende Macht, Weisheit und Güte fröhlich erkenne. Laß mich aber auch Dein gutes Werk der Heiligung und den Fortgang derselben in mir und den Meinigen und in vielen Andern fröhlich wahrnehmen, weil dasselbe zu Deiner Ehre gereicht, und zu unserm Heil höchst nöthig ist. Endlich gib mir auch fröhliche Aussichten in der Hoffnung auf die Vollendung der Heiligung, auf den Tag Jesu Christi, auf mein ewiges Vaterland, auf das herrliche Erbe, daß Du Deinen Kindern geben wirst, damit ich also fröhlich auch in der Hoffnung und geduldig in Trübsalen sei. Verwandle meine Traurigkeit in Freude, sobald es mir nützlich ist, und bewahre mich, daß ich mich in jener nicht im Unglauben wider Deinen Willen fest setze. In jener Welt will ich mit einer völligen Freude von Deinen Werken singen; wenn Du mich von allem Uebel wirst erlöset, und Alles neu gemacht haben.

Mel.: O Durchbrecher etc.

1.
HErr, Du läß’st mich fröhlich singen Von den Werken Deiner Macht.
Du bist groß in allen Dingen, Tief ist, was Dein Rath bedacht.
Deiner Gnade Ruhm ist köstlich, Wenn man ihn am Morgen bringt,
Deiner Wahrheit Lob ist tröstlich, Wenn man sie am Abend singt.

2.
Singt, die ihr nur Eitles liebet; Scherzet, die ihr Gott nicht ehrt:
Euer Lachen wird betrübet, Eure Freude wird verkehrt.
Gottes frohe Kinder loben, Ob’s auch oft in Thränen sei,
Seiner Gnade Wunderproben, Seiner Wahrheit Wundertreu’.

3.
Gott sei Dank, der Ihm zur Ehre Mir auch Herz und Zunge stimmt,
Und bei Seines Geistes Lehre Es in Jesu gnädig nimmt.
Schwach ist, was von Gnad’ und Wahrheit Jetzt der matte Pilgrim singt:
Dort wird’s mächtig in der Klarheit, Wo der ganze Himmel klingt.

10. März. Abend-Andacht.

Seid ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur rechten Hand Gottes.
Kol. 3,1.

Paulus hatte die Kolosser Kap. 2. vor einer gewissen morgenländischen Weltweisheit, welche mit dem Judenthum vermengt war, gewarnt, wodurch sie hätten ihrer Geisteskraft beraubt werden können (V. 8.). Diejenigen, welche dieser Weltweisheit ergeben waren, drangen auf die Beschneidung (V. 11.), auf die Enthaltung von gewissen Speisen und Getränken, auf die Feier gewisser Feste, der Neumonden und des Sabbaths (V. 16.), aber auch auf die Verehrung der Engel (V. 18.), und eine Härtigkeit gegen den eigenen Leib (V. 23.), und schwatzten viel von unsichtbaren Dingen, wie sie sich dieselben einbildeten. Dabei richteten sie Andere, die es nicht mit ihnen hielten (V. 16.), nahmen sich eine Meisterschaft über diejenigen heraus, welche sie an sich ziehen wollten, hatten einen Schein der Demuth, und waren doch aufgeblasen in ihrem fleischlichen Sinn (V. 18.). Bei dem Vorwand der Demuth wollten sie sich nicht unmittelbar an Christum halten, dessen Namen sie auch in ihre Weltweisheit hinein nahmen: bei ihrem aufgeblasenen Sinn aber konnten sie in keiner Liebesverbindung mit den Gliedern Seines geistlichen Leibes stehen (V. 19.). Paulus unterrichtete die Kolosser erstlich so, daß er sie lehrte, wie sei dasjenige anzusehen haben, was diese Leute aus dem Gesetz Mosis beibehalten hatten, V. 11-14.16.17. Hernach widerlegte er auch dasjenige, was sie selbst erdacht hatten, und nannte es Menschenlehre, Menschengebote, Weltsatzungen und einen eigenwilligen Gottesdienst, weil diese Leute weder bei dem Evangelio, noch bei dem Gesetz Mosis blieben. Hierauf zeigt er aber, wie die glaubigen Christen Alles in Christo haben und finden, was jene Schwärmer auf einem falschen Weg suchen. Jene haben die Beschneidung Christi erlangt, sie seien in Christo vollkommen, welcher höher sei, als alle guten und bösen Engel. In Ihm haben sie die wahre Gerechtigkeit. Sie seien mit Christo gestorben und wieder auferstanden. Sie dürfen als solche geradezu suchen, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Ihr geistliches Leben sei in Ansehung seines Ursprungs mit Christo in Gott verborgen. Gleichwie nämlich Christus seit Seiner Erhöhung in Gott verborgen, das ist, durch die göttliche Herrlichkeit vor den Augen der Sterblichen verdeckt ist, also ist auch euer Leben, sagt Paulus, das ihr in der Gemeinschaft mit Christo habt, in Gott verborgen. Den Ursprung desselben, welcher Gott selber ist, siehet Niemand. Nun muß aber alles zu seinem Ursprung wiederkehren. Seid also getrost. Suchet was droben ist. Ihr werdet’s nicht vergeblich suchen. Ihr werdet in die Höhe hinaufgezogen werden, ihr werdet dahin gelangen, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Ihr werdet zur Gott als dem Ursprung eures Lebens gelangen. Was aber die Verborgenheit anbelangt, so wird sie nicht immer währen, denn wenn Christus euer Leben wird offenbar werden, so werdet ihr auch mit Ihm offenbar werden in der Herrlichkeit. Himmlischer Vater, offenbare Deinen Sohn in uns, und lasse uns auch mit Ihm offenbar werden in der Herrlichkeit!

Mel.: Alle Menschen müssen sterben.

1.
Wer mit Christo auferstanden, Sucht nur das, was droben ist;
Denn den Himmelreichsverwandten Ist nichts lieb als Jesus Christ.
Dieser sitzt zu Gottes Rechte, Und die Augen Seiner Knechte
Sehen nur allein auf Ihn, Auch ihr Herz steht nur dahin.

2.
HErr, ich bin mir Dir erwecket; Denn Dein Leben ist in mir;
Bist Du schon dem Aug’ verdecket, Sieht der Glaube doch nach Dir.
Dein Geist kann die Herzen lenken; Laß mein Herz nichts And’res denken,
Als was in dem Himmel ist, Wo Du, unser Leben, bist.

3.
Ist doch auf der ganzen Erden Für erweckte Seelen nichts,
Nichts zum ewig selig werden, Wie das Erbtheil jenes Lichts.
Was die Erde zeigt, vergehet; Was der Himmel gibt, bestehet;
Unser Jesus ist nicht hier; Das, wo Er ist, suchen wir.

4.
Was das Herz sucht, wird es finden, Aber Beides nicht zugleich;
Bleibt, was unten ist, dahinten, Bleibt dafür das Himmelreich.
Jesu, stärke mir die Kräfte Zu dem seligen Geschäfte,
Daß mein Herz nur dahin strebt, Wo mein Heiland selber lebt!

11. März. Morgen-Andacht.

Wenn Jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.
Joh. 16,13.

Der Religionsunterricht ist in den hohen und niederen Schulen unter den Christen so eingerichtet, daß man die Schüler ohne einen langen Aufenthalt durch alle Artikel des christlichen Glaubens durchführt, und von ihnen fordert, daß sie dieselben nach der angehörten Auslegung verstehen sollen. Die Mäßigung, die man hiebei beobachtet, besteht meistens nur darin, daß man auf diejenige Fähigkeit der Schüler sieht, welche von den Kräften der Natur und von ihrem Alter bestimmt wird, und sich im Unterricht darnach richtet. Die Lehrart des HErrn Jesu war gar anders. Er sagte Seinen Jüngern innerhalb zwei Jahren und etlichen Monaten nicht Alles vor, was sie wissen sollten, sondern richtete sich hierin nach ihrer geistlichen Fähigkeit, oder nach dem Maß ihrer von Gott empfangenen Erleuchtung, und sagte zuletzt: Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnet’s jetzt nicht tragen, oder fassen. Warum nicht? Fehlte es ihnen an der natürlichen Fähigkeit? Diese war aber nach etlichen Wochen ebenso beschaffen, wie sie damals war. Fehlte es ihnen an der Reife des Alters? Diese Reise hatte aber nach etlichen Wochen nicht merklich zugenommen. Oder hatten sie etwa die Anfangsgründe der christlichen Lehre, welche zur Erläuterung der übrigen Artikel nöthig sind, noch nicht gefaßt? Sie hatten sie gefaßt, und es wäre dem lieben Heiland nicht schwer gewesen, das Uebrige schlußmäßig daraus herzuleiten. Wo fehlte es denn den Aposteln, daß sie Vieles von der evangelischen Wahrheit noch nicht tragen konnten? Es fehlte ihnen an einem reicheren Maß der Gabe des Heiligen Geistes. Warum gab ihnen aber der Heiland dieses reichere Maß nicht vor Seinem Leiden? Weil es nicht ziemend gewesen wäre, und weil sie durch die zermalmende Traurigkeit und Angst, von welcher Er Joh. 16,20.21.22. redet, derselben vorher fähig werden mußten.

Lasset uns aber hieraus lernen, wie auch wir zur Erkenntniß der seligmachenden Wahrheit gelangen können. Es ist nicht genug, daß wir uns Worte vorsagen lassen, oder solche in Büchern lesen. Auch uns muß der Geist der Wahrheit in die Wahrheit einleiten, welcher deßwegen in Ansehung aller Glaubigen Eph. 1,17. ein Geist der Weisheit und der Offenbarung zur Erkenntniß Gottes heißt. Lasset uns also, wenn wir merken, daß uns Weisheit mangle, nicht nur zu Menschen laufen, welche freilich oft Gottes Werkzeuge zu unserer Belehrung sind, aber lasset uns nicht nur auf diese Werkzeuge sehen, sondern vor allen Dingen unsere Herzen und Hände zu Gott erheben, und Ihn um Licht, um Weisheit, ja um den Geist der Weisheit und Wahrheit bitten. Lasset uns auch nicht darauf stolz sein, daß wir die Bibel und andere gute Bücher haben, und lesen können; denn die Bibel nützt uns nichts ohne den Heiligen Geist, gleichwie uns auch der Heilige Geist nichts Anderes lehren wird, als was in der Bibel steht. Lasset uns auch nicht alsbald satt sein, wenn uns etwas von dem Evangelio klar und kräftig worden ist. Die Jünger Jesu durften auch bei dem Maß der Erkenntniß, welche sie vor dem Tod Jesu hatten, nicht stehen bleiben, sondern mußten weiter fortschreiten. Aber auch dieser Fortschritt geschieht durch den Heiligen Geist. In alle Wahrheit will Er uns leiten, damit wir vollkommen oder zu allem guten Werk tüchtige Christen werden. Es geschehe also zur Ehre Gottes.

Mel.: Schwing’ dich auf zu deinem Gott.

1.
Geist der Wahrheit, lehre mich, Jesum recht erkennen;
Denn man kann ihn ohne Dich Nicht HErr Jesus nennen.
Keine Wahrheit gibt den Lohn, Daß ich Gott selbst sehe;
Jesus Christus Gottes Sohn Ist der Wahrheit Höhe.

2.
Wahrheit ist’s, wenn Du uns beugst, Weil die Schuld betrübet;
Wahrheit, wenn Du überzeugst, Daß uns Gott geliebet;
Wahrheit, daß uns Jesus starb; Wahrheit, daß Er lebe;
Wahrheit, daß Er Heil erwarb, Und den Geist uns gebe.

3.
Wahrheit, daß man als erlöst Christo willig dienet;
Wahrheit, wenn Du Herzen tröst’st, Jesus hab’ versöhnet.
Sprich mir dieß im Sterben zu, Zeige mir nur Diesen;
Von dem Seinen nimmst es Du; Sei mit Ihm gepriesen!

11. März. Abend-Andacht.

Jetzt erkenne ich’s stückweise; dann aber werde ich’s erkennen, gleichwie ich erkennet bin.
1 Kor. 13,12.

Paulus preiset im dreizehnten Kapitel des ersten Briefes an die Korinther die Liebe sehr hoch, und legt ihr den Vorzug vor allem andern Guten bei, das sich bei einem Christen befinden kann. Nichts ziert sonst den Menschen mehr als die Erkenntniß, und wenn diese in vielen Fällen nicht durch einen forschenden Fleiß, sondern durch eine göttliche Offenbarung erlangt wird, und man deßwegen weissagen kann (1 Kor. 14,29.30.31.), so ist sie sehr ansehnlich. Allein Paulus sagt 1 Kor. 13,8.: die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden, und das Erkenntniß (insofern es Stückwerk ist) aufhören wird. Aber nicht nur nach der Dauer hat die Liebe den Vorzug vor den Weissagungen und vor der Erkenntniß, sondern auch nach der innerlichen Beschaffenheit derselben. Unser Wissen, sagt er V. 9., ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. Er, der bis in den dritten Himmel entzückt worden war, wußte etwas weiteres als andere Menschen von der himmlischen Vollkommenheit; und deßwegen vergleicht er ferner alles Wissen und Weissagen derer, die auf Erden sind, V. 11., einem kindischen Wesen, den himmlischen Zustand aber einem männlichen, wodurch jenes abgethan werde. Er sagt ferner V. 12.: wir sehen jetzt als erleuchtete Seher oder Propheten, denen die Augen geöffnet sind. Aber wie sehen wir? Wir sehen Gott nicht geradezu: denn so hat Ihn kein Mensch gesehen, und so kann Ihn keiner sehen, 1 Tim. 6,16. Wir sehen Ihn vermittelst eines Spiegels. Gott spiegelt Sich in etwas, oder Er offenbart Seine Herrlichkeit in etwas und durch etwas, und so sehen wir Ihn. Aller Propheten Gesichte waren von dieser Art; und deßwegen konnten sie, wenn sie das Ansehen der Herrlichkeit Gottes, welche sie sahen, beschrieben, von Farben, von einem Feuer, Glanz, Kleid, von einem Sitzen, und von einer Menschengestalt reden; welches Alles doch von dem Wesen Gottes, welches geistlich und unermeßlich ist, nicht gesagt werden kann. Allein Gott spiegelte Sich in der allerreinsten himmlischen Materie, und offenbarte Sich durch dieselbe dem Seher, da dann ein solches Bild entstand, welches für ihn und für Alle, denen er’s beschrieb, sehr lehrreich war. Paulus sagte aber, wenn die Propheten Gott auf diese Weise als in einem Spiegel sehen, so ist dasjenige, was sie sehen, ein Räthsel, das ist etwas, über dessen eigentliche Bedeutung man nachdenken muß. Gott ist nach Seinem geistlichen Wesen kein feuriges, glänzendes, sitzendes Bild. Was bedeutet aber dieses Feuer, dieser Glanz mit seinen Farben, dieses Sitzen u.s.w.? Hier ist eine Auslegung nöthig, wie bei einem Räthsel. Dasjenige, was man sieht, bedeutet etwas Anderes, da man nicht sieht. Diesem prophetischen Sehen aber, von welchem in der Bibel viele Beschreibungen vorkommen, ist das Sehen von Angesicht zu Angesicht entgegengesetzt, welches Off. Joh. 22,4. von den Bewohnern des Neuen Jerusalems gesagt wird, und über alle unsere Begriffe geht. Jetzt erkenne ich, sagt Paulus ferner, stückweise, daß ich nämlich jedesmal nur ein Stück eines jeden Dinges betrachte, und so in der Betrachtung von einem Stück zum andern fortschreite: alsdann aber werde ich erkennen, gleichwie ich, von Gott, erkannt bin. Ich werde nämlich nach der Weise Gottes das Ganze unmittelbar und mit einem Blick übersehen, folglich der eingeschränkten und mühsamen Betrachtungen überhoben sein.

Mel.: Von Gott will ich nicht lassen.

1.
Wir wissen, was wir glauben, Wir haben festen Grund;
Und wer uns will berauben, Dem stopfen wir den Mund.
Der Geist lehrt durch das Wort; Das Wort wird Wahrheit bleiben,
So sehr sich Menschen sträuben, Und selbst der Höllen Pfort’.

2.
Doch seh’n wir nur von fernen, Was wir noch nicht versteh’n;
Wir müssen hier noch lernen Durch dunkeln Spiegel seh’n.
Der Geist schärft das Gesicht, Doch geht’s von Stück zu Stücke;
Es sind noch schwache Blicke, Und das Vollkomm’ne nicht.

3.
Jetzt darf man’s Gnade nennen, Zu reden als ein Kind;
Dort werden wir’s erkennen, Wie wir erkennet sind.
Dort ist kein Stückwerk nicht; Dort strahlt’s mit vollem Lichte
Von Gottes Angesichte In unser Angesicht.

4.
HErr, laß in Deine Schule Uns jetzt wie Kinder geh’n,
Und einst vor Deinem Stuhle Auch das Vollkomm’ne seh’n.
Was uns Dein Wort beschreibt, Das laß uns täglich üben
Im Glauben, Hoffen, Lieben, Bis nichts als Liebe bleibt!

12. März. Morgen-Andacht.

Der Geist gibt Zeugniß unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind.
Röm. 8,16.

Ein Christ soll eine Gewißheit von Seinem Gnadenstand erlangen, damit er nicht immer fürchten müsse, es gehe ihm, wie Salomo Spr. 14,12. 16,2. und Paulus Gal. 6,3. sagt. Wie erlangt man diese Gewißheit? Erstlich werden wir durch’s Gesetz, wenn es kommt (Röm. 7,9.), oder mit einer tödtenden Kraft und mit der Zuneigung seines verdammenden Urtheils auf uns selbst in unsere Seele eindringt, vergewissert, daß wir mit unsern Werken unter dem Fluch liegen, und gleichsam am Rand der Hölle stehen, in welche wir geworfen werden könnten. Nehmen wir diese Ueberzeugung geduldig an, und werden wir dabei durch die Kraft des Evangeliums an Christum, welcher des Gesetzes Ende ist, glaubig, so entsteht nach und nach eine andere Gewißheit in uns, nämlich diejenige, auf welche Paulus deutete, da er sagte: der (kindliche) Geist gibt Zeugniß unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Er setzt also voraus, das wir eine neue Natur von Gott empfangen haben, und nennt diese neue Natur unsern Geist, s. Joh. 3,6. Niemand kann also vergewissert werden, daß er ein Kind Gottes sei, außer wer wiedergeboren ist, und Niemand ist auch ein Kind Gottes als ein Wiedergeborner. In diesem aber zeugt der Geist oder die wiedergeborne Seele nach ihrem von Gott empfangenen Licht von der Kindschaft Gottes, weil er durch die Aufmerksamkeit auf dasjenige, was Gott in ihm schon gewirkt hat und täglich wirkt, und durch die Vergleichung seines Zustandes mit dem Wort Gottes den richtigen Schluß machen kann, daß er ein Kind Gottes sei. Aber der kindliche Geist, durch welchen man Abba, Vater ruft, der Geist des Vaters und des Sohnes, der Tröster oder Beistand, welchen der Vater in Jesu Namen sendet, zeuget auch mit dem Geist des Menschen von der Kindschaft Gottes, indem Er seinem Herzen manch’ süßes Trostwort zuspricht, ihn die Liebe Gottes deutlich empfinden läßt, und ihn zuweilen durch Kräfte der zukünftigen Welt erquickt. Dieses Zeugniß des Heiligen Geistes hat in sich selbst eine solche Klarheit, und unterscheidet sich durch seine göttliche Kraft und Lieblichkeit, die man empfinden kann, so deutlich von Allem, was die Natur thut, daß der Mensch nicht zweifeln kann, es sei ein Zeugniß des ewigen und göttlichen Geistes, da man hingegen die Kennzeichen desselben der Welt, die Ihn nicht kennt (Joh. 14,17.) nicht begreiflich machen kann. Uebrigens wäre es seltsam, wenn man erwarten wollte, daß das Zeugniß unseres Geistes, und das Zeugniß des Heiligen Geistes, welcher jenes bekräftigt, an Einem fort währen sollte. Der Heilige Geist zeuget, wann Er will, und insonderheit alsdann, wenn Furcht und Zweifel, Angst und Schmerzen vorhanden sind. Hernach glaubt man an Einem fort, und dieser Glaube wird wieder durch Sein Zeugniß gestärkt, wenn es Ihm gefällt: bis er in’s Schauen verwandelt wird. Johannes schrieb an wiedergeborne Christen mit einer innigen Freude 1 Joh. 3,1.2.3.: sehet, welch’ eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen. Darum kennet euch die Welt nicht, denn sie kennet Ihn nicht. Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden: wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Und ein Jeglicher, der solche Hoffnung hat zu Ihm, der reiniget sich, gleichwie Er auch rein ist.

Mel.: Es kostet viel, ein Christ zu sein.

1.
Du Geist des Vaters, Dir sei Ruhm, Daß Du uns zeugst, wir seien Gottes Kinder.
Erwarb der Sohn uns Sich zum Eigenthum, So theilt Er nun das Kind’srecht an die Sünder.
Wer Glauben hat, dem ist es zugedacht, Er gibt die Macht.

2.
Dein Zeugniß drückst Du in den Geist; Dein Abba schallt dem Vater wohl zu Ohren;
Du zeugest uns, daß Gott noch Vater heißt, Wenn Er schon stäupt, die Er doch neu geboren.
Dein Zeugniß bleibt gewiß auch in der Noth, Auch in dem Tod.

3.
Des Satans Lüge tilgt es nicht, Noch auch die Welt: Dein Zeugniß ist ja größer.
Wenn unser Herz selbst vom Verdammen spricht, So zeugest Du dem Glauben vom Erlöser.
O Geist des HErrn, nimm dort im Heiligthum Einst Dank und Ruhm!

12. März. Abend-Andacht.

Ich hielte mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.
1 Kor. 2,2.

Die Korinther waren nach ihrer Bekehrung, und nachdem Paulus von ihnen weggezogen war, in einen Zwiespalt unter sich gerathen. Weil aber in Sachen, die das Christenthum betreffen, immer eine Unordnung aus der andern entspringt, so waren sie auch darauf verfallen, wie sie die christliche Religion durch Weglassung oder Verbergung der verhaßten und verachteten Lehre von Christo dem Gekreuzigten den weisen Heiden, ja auch sich selbst angenehmer machen könnten. Es ist nämlich dem fleischlichen Sinn der Menschen gemäß oder wenigstens erträglich, wenn man eine Sittenlehre vorträgt, die aus der Natur der Menschen und der menschlichen Gesellschaften hergeleitet wird. Auch kann es ihm gefallen, wenn man ihm von dem göttlichen Wesen, von der Welt, von Geistern, von Körpern u. dgl., allerlei ungemeine Dinge vorträgt, wie die weisen Heiden wirklich gethan, und dadurch etwas zur Verbesserung des irdischen Lebens beigetragen haben. Allein zur Erlangung der ewigen Seligkeit reicht dieses Alles bei weitem nicht zu, und wenn es aufblähet, so hindert es sogar daran. Was ist’s denn, wodurch die menschliche Seele Ruhe, Kraft, Sättigung, eine wahre Heiligung und endlich die ewige Seligkeit erlangt? Es ist die Lehre von Jesu Christo dem Gekreuzigten. Paulus erinnerte also die nach andern Sachen lüsternen Korinther an die Zeit, da er unter ihnen war, und durch seinen Dienst ein großes Volk unter ihnen bekehrt wurde, und sagte: ich hielte mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten. Dem Paulus war sowohl die pharisäische Theologie als auch die griechische Weltweisheit bekannt, denn jene hatte er in seiner Jugend studirt, und diese auf seinen Reisen kennen gelernt. Auch wußte er, was einzelne kleinere Sekten, welche das Heidenthum, Judenthum und Christenthum vermengten, von Sachen, welche sie nie gesehen hatten, und sich doch einbildeten, zur Reizung des Vorwitzes vortrugen: allein er bezeugte, er habe nicht dafür gehalten, daß er unter den Korinthern etwas wüßte, ohne allein Jesum Christum, und zwar den gekreuzigten Jesum Christum. Diesen habe er den Korinthern gepredigt, aus diesem habe er Alles hergeleitet. Paulus that dieses so, daß seine Predigt den Griechen eine Thorheit zu sein schien. Hätte er nun den gekreuzigten Jesum nur als einen weisen Mann gepredigt, der wegen seiner Sittenlehre (wie Sokrates) getödtet worden wäre, so hätten die Griechen seine Lehre nicht für thöricht gehalten. Allein er redete von Christo als einen Gottmenschen, und von Seinem Kreuzestod als einem Versühnopfer, und leitete das ganze Heil der Sünder daraus her. Dieses schien aber den Griechen eine Thorheit zu sein. Wollen wir nun rechtgläubig sein, so müssen wir das Evangelium von dem gekreuzigten Christo so annehmen, wie es von Paulo gepredigt, und von den Griechen als eine Thorheit verspottet worden ist. Wenn Jemand einen andern Christum predigt, so sollen wir dieses Fremden Stimme nicht hören, wie er denn selbst nach Pauli Ausspruch, Gal. 1,8.9., verflucht ist. Der Heilige Geist verkläre Jesum Christum den Gekreuzigten, wie Er in dem wahrhaftigen Evangelio vor die Augen gemalt wird, in unsern Herzen, damit Er uns armen Sündern göttliche Kraft und göttliche Weisheit werde.

Mel.: Aus meines Herzens Grunde.

1.
Die Welt will Alles wissen Und forschet ohne Ruh,
Und drückt doch so geflissen
Das Aug’ vor Jesu zu;
Sie lernt noch immerdar,
Und kommt doch nie zur Wahrheit,
Und bleibt bei größ’rer Klarheit
So blind als wie sie war.

2.
Mein Wissen sei dieß Eine, Daß ich von Jesu weiß,
Und daß ich dieß alleine Die wahre Weisheit heiß’;
Die ist’s, die ewig währt;
Hier liegen alle Schätze,
Sie gründet sich auf Sätze,
Die selbst der Vater lehrt.

3.
Hier trifft der Glaube Tiefen In froher Demuth an,
Die die Vernunft nicht prüfen, Der Witz nicht fassen kann;
Hier ist die Seligkeit,
Hier ist der Gottheit Fülle,
Und was des Vaters Wille
Zu seinem Lob’ bereit’t.

4.
Schaut’ ich in hundert Sonnen, Und wüßte Jesum nicht,
Was hätte ich gewonnen? Denn Der schuf jener Licht,
Und Der ist Gottes Sohn.
Ich sag’ es ganz geflissen:
Ich will nur Jesum wissen
Bis hin vor Seinen Thron!

13. März. Morgen-Andacht.

Kommet her zu Mir, Alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken – Ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig – ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.
Matth. 11,28.29.

David sagt Ps. 23,1.2.3.: der HErr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln – Er führet mich zu den Wassern der Ruhe – Er erquicket meine Seele. Ps. 19,8. aber und in vielen Stellen des Ps. 119. preiset er die erquickende Kraft des göttlichen Wortes. Das Hohe Lied aber ist eine sehr rührende Beschreibung geistlicher Erquickungen, so treue Seelen von dem Sohn Gottes empfangen. Jesaias gibt dieses als den Inhalt der Verheißungen und des Evangelii an, daß man zu den Menschen sage: so hat man Ruhe, so erquicke man die Müden, so wird man stille, wiewohl er hinzusetzt: aber sie wollen doch solcher Predigt nicht. Der HErr Jesus entdeckt aber Matth. 11,28. am deutlichsten, wer eine geistliche Erquickung gebe, und worauf es hiebei ankomme. Die Mühseligen und Beladenen, sagt Er, sollen zu Ihm kommen, Er wolle sie erquicken. Die Seele ist nämlich nicht nur ein denkendes, sondern auch ein empfindendes Wesen, und hat, wenn sie wiedergeboren ist, neue Sinnen, wodurch sich der HErr Jesus ihr zu genießen geben, und sie erquicken kann. Nach denselben kann sie schmecken und sehen, wie freundlich Er ist, Ps. 34,9. Wenn Er unsichtbar zu ihr nahet, so kann sie die angenehme Inbrunst fühlen, welche die Jünger auf dem Weg nach Emmaus empfunden haben. Ja wenn diese ihre geistlichen Sinnen recht erstarkt sind, so ist ihr nichts von allem demjenigen versagt, wovon Salomo im Hohen Lied zeugt. Dieses sind geheime Erfahrungen, wovon schon viele Heilige und Geliebte Gottes gezeugt haben, die man aber denen, welche sie nicht haben, mit Worten nicht begreiflich machen kann. Der HErr Jesus erquickt also die Mühseligen und Beladenen, wenn sie das erste Mal zu Ihm kommen, zum ersten Mal, hernach aber noch öfter, und richtet dadurch die Frucht des Geistes in ihnen an, welche das Gesetz nicht hervorbringen konnte; diese Frucht aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth, Keuschheit, Gal. 5,22. Welch’ eine süße Frucht ist dieses, die gewiß aus einer süßen Wurzel hervorwachsen muß! Wenn also gleich diese Erquickungen nicht an Einem fort währen, so bleibt doch ihre Frucht beständig. Nach einer andern Vorstellung kann man sagen, daß solche Christen das Joch Christi, welches sanft ist, anstatt der vorigen Bürde auf sich lieben haben, das ist, von Ihm als ihrem HErrn freundlich regiert werden, und von Ihm täglich lernen, was sie glauben und thun sollen, folglich Seine leichte Last tragen, wie denn die Propheten ihre Lehre oder Weissagung eine Last des HErrn zu nennen pflegten. Hiebei dürfen sie sich nicht mehr mit den Kräften ihrer Natur zerarbeiten, wie vorher, weil die Last oder Lehre Jesu ihnen selbst geistliche Kräfte gibt. Weil sie schwach sind, kommt ihnen die Sanftmuth Jesu, und weil sie gering und verächtlich sind, Seine herzliche Demuth zu statten. Und so finden sie eine Ruhe für ihre Seelen, welche ein Angeld und Vorschmack der ewigen Ruhe ist. Sind wir nun zu Jesu gekommen? Und kommen wir, so oft wir uns mit irdischen Dingen bemüth, oder gar befleckt haben, täglich zu Ihm? Ach es geschehe also; denn wir dürfen nicht meinen, daß Er bei Seiner unermeßlichen Liebe unserer müde werde; wie Er denn selber Joh. 6,37. sagt: wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen.

Mel.: ein Lämmlein geht und trägt etc.

1.
Kein Schäflein in des Hirten Schoos, Kein Täublein bei dem Gatten,
Kein Sklav’, der von den Fesseln los, Kein Pilgrim in dem Schatten,
Kein Söhnlein, das die Mutter herzt,
Kein Kranker, den kein Glied mehr schmerzt,
Kein Streiter in dem Frieden, Kein Mensch fühlt so, wie süße die Ruh’,
Als Du, sanftmüth’ger Jesu Du, Den Seelen schenkst, den Müden.

2.
O holder Ruf: kommt her zu Mir, So will Ich euch erquicken.
Auch ich fand Ruh’, ich kam zu Dir, Du nahmst die Last vom Rücken;
Auch mir ist wohl, auch ich war krank.
Auf, Seele, auf zum Lob und Dank:
Denn Dank gebührt für Ruhe.
Ach, Heiland, thu’ noch dieß hinzu,
Laß mich erfahren, wie die Ruh’
So sanft im Himmel thue!

13. März. Abend-Andacht.

Selig sind die Todten, die in dem HErrn sterben, von nun an. Ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.
Offenb. Joh. 14,13.

Es muß an diesem Spruch besonders viel gelegen sein, weil Johannes durch eine Stimme vom Himmel einen ausdrücklichen Befehl bekam, ihn zu schreiben. Diejenigen sterben in dem HErrn, welche als Reben an Ihm den Weinstock haben, oder als Glieder Seines Leibes mit Ihm dem Haupt verbunden sind. Es gibt thörichte Leute, welche für ein Kennzeichen der Seligkeit halten, wenn man sanft oder ohne schmerzhafte und langwierige Bewegungen des Leibes stirbt, oder auch den Gebrauch des Verstandes bis an’s Ende behält, allein hier gilt das Wort Salomons, Pred. 9,2.: es begegnet Einem wie dem Andern, dem Gerechten wie dem Gottlosen. Ein Gerechter kann eines sanften oder schmerzlichen Todes sterben: ein Gottloser auch; ein Gerechter kann seine letzten Tage oder Stunden unter dem Gebrauch, oder auch unter der Verwirrung seines Verstandes zubringen: ein Gottloser auch. Es kommt, wenn von der Seligkeit die Rede ist, Alles nur darauf an, daß der Todte in dem HErrn gestorben, oder bei dem Sterben in Christo Jesu erfunden worden sei. Solche sind selig von nun an, wie die himmlische Stimme sagte. Sie waren schon auf der Erde in gewissem Maße selig, folglich sind sei gewißlich auch selig, wenn das Band zwischen ihrem Leib und ihrer Seele getrennt ist, und genießen die Seligkeit von der Zeit dieser Trennung an reichlicher als vorher. Doch ist hier von derjenigen Zeit die Rede, welche durch die Reihe der aufeinanderfolgenden Weissagungen bestimmt wird; denn die himmlische Stimme sagt nicht: von da an, oder von der Zeit des Sterbens an, sondern: von nun an, da dasjenige erfüllt wird, was im vierzehnten Kapitel der Offenbarung Johannis und in den folgenden Kapiteln geweissagt wird. In dieser Zeit, welche schon jetzt ist, entgehen diejenigen, die in dem HErrn sterben, einer schweren Versuchung und einer großen Trübsal, welche von dem Drachen durch das erste und zweite Thier, die Kap. 13. beschrieben sind, auf Erden angerichtet werden, und gelangen dagegen alsbald, oder doch ohne langes Warten, zu der Hochzeit des Lammes, von welcher eine himmlische Stimme Kap. 19,7. sagt, daß sie im Himmel gekommen sei; da dann V. 9. abermal zu dem Johannes gesagt wurde: schreibe: selig sind, die zu dem Abendmahl der Hochzeit des Lammes berufen sind. Von da an geht Alles schnell der Vollendung zu, welche der erwünschte Tag des HErrn mit sich bringen wird. Die himmlische Stimme beschreibt hernach die Seligkeit derer, die in dem HErrn sterben, weiter, indem sie sagt: der Geist, nämlich der Heilige Geist, spricht, daß sie ruhen von ihren Mühseligkeiten. Dieses ist der Anfang der Ruhe Gottes, oder des ewigen Sabbaths, wovon Paulus Hebr. 4. handelt. Gleichwie dieses eine gemeine Glückseligkeit derjenigen ist, die zu aller Zeit in dem HErrn gestorben sind: ist also dieses ein besonderes Glück derjenigen, die von nun an so sterben, daß ihre Werke ihnen stracks nachfolgen, und sie auf den Tag des HErrn, vor dem die Hochzeit des Lammes hergeht, nicht lange warten dürfen, folglich den Gnadenlohn für ihre Werke bald empfangen werden.

Mel.: Morgenglanz der Ewigkeit.

1.
Ich muß sterben; aber wie?
Soll ich sterben ohne Hoffen,
Wie ein Thor, ja wie ein Vieh,
Das, in’s Meer gestürzt, ersoffen?
Nein, der Geist wird, wenn’s geschicht,
Nicht zu nicht!

2.
Ich muß sterben; aber wie?
Soll ich sterben in den Sünden?
Wenn ich jetzt die Gnade flieh’,
Wird’ ich dort auch keine finden;
Nein ich will noch hier, und nun
Buße thun!

3.
Ich muß sterben; aber wie?
Auf den Ruhm von eig’nen Werken?
Nein, o Gott, was gelten die,
Wenn Du willst auf Sünde merken?
Unter des Gesetzes Buch
Ist der Fluch!

4.
Ich will sterben, aber wie?
Als versöhnt in Jesu Blute;
Vor Ihm beug’ ich meine Knie’:
HErr, Dein Blut komm mir zu gute!
All’ mein Trost im Sterben ist
Jesus Christ.

5.
Ich will glauben; aber wie?
Erst im Sterben mich ergeben?
Nein, vielleicht so glaubt’ ich nie;
Ich will stets im Glauben leben;
Also leb’ und sterb’ ich gern
Meinem HErrn.

6.
Dein nur, Jesu, bin ich hie,
Du erlöstest meine Seele;
Halt’ sie an Dich,
bis ich sie
Auch im Sterben Dir befehle;
Also schlaf’ ich einst, als Dein,
Selig ein.

14. März. Morgen-Andacht.

Christus ist aufgefahren über alle Himmel, auf daß Er Alles erfülle.
Eph. 4,10.

Daß es viele Himmel gebe, ist daraus klar, daß Paulus 2 Kor. 12,2. des dritten Himmels, und Salomo 1 Kön. 8,27. des Himmels aller Himmel, das ist des höchsten Himmels, Meldung thut, Paulus aber Eph. 4,10. von allen Himmeln redet. Es ist gewiß, daß diese Himmel, und Alle, die in denselben wohnen (Offenb. 12,12.), von Gott erschaffen, übrigens aber der herrlichste Theil der Welt seien. Christus ist aber über alle Himmel aufgefahren, weil der Vater ihm Alles, folglich auch die Himmel, unter Seine Füße gethan hat, und Seine Herrlichkeit größer und Sein Name höher ist als der Engel, Hebr. 1,4. Er ist aber über alle Himmel aufgefahren, auf daß Er Alles erfülle; denn dieses Auffahren setzt, wie Paulus Eph. 4,9. erinnert, voraus, daß Er vorher in der Niedrigkeit, nämlich in den untern Gegenden der Erde gewesen sei. Nun machen Himmel und Erde nach dem perspektivischen Blick die zwei Theile des großen Weltalls aus: zu der Erde gehört aber nach dieser Eintheilung auch die Hölle (Hades), worein Christus nach Seinem Tod hinabgestiegen ist, und wo Er den Geistern im Gefängniß gepredigt hat. Nun erfüllt Christus die bewohnbare Erde mit Seiner Herrlichkeit durch das Evangelium, das Er aller Kreatur zu predigen befohlen hat; die Hölle aber oder das Reich der Todten hat Er durch Seine Erscheinung in derselben mit der Offenbarung Seiner Majestät erfüllt. Da Er nun auch über alle Himmel aufgefahren ist, so hat Er vollends Alles erfüllt. Es ist gewiß, daß bei der Himmelfahrt oder Erhöhung Jesu in allen Himmeln große Bewegungen vorgegangen seien. Alle Inwohner derselben sahen und bewunderten Ihn und beteten Ihn mit großer Demuth und Freude an. Er ging in das himmlische Heiligthum hinein, und eröffnete es auch für die Menschen. Er führte alle Menschenseelen, die in den Himmeln auf Ihn gewartet hatten, in dasselbe hinein, und näher zu dem Thron Gottes hin. Er setzte sich auf diesen Thron, wohin kein Erzengel und keine andere Kreatur erhoben wird. Nun ward Er auch nach Seiner menschlichen Natur der Allerhöchste, wie Ihn denn Johannes Offenb. 5,6. mitten auf dem göttlichen Thron als ein Lämmlein sahe, und das Lob hörte, welches Ihm und dem Vater zugerufen wurde. So weit ist derjenige erhöht worden, der als ein Kind in einer Krippe gelegen ist, zu Nazareth Zimmerarbeiten verrichtet hat, vor dem Kaiphas und Pilatus als ein Verklagter gestanden, von losen Leuten angespieen, geschlagen und verhöhnt worden, und zwischen zwei Uebelthätern am Kreuz gehangen ist.

Ist Christus über alle Himmel aufgefahren, so kann man zu Ihm sagen: wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde (weil Du höher bist als die Erde und alle Himmel), (weil Du höher bist als die Erde und alle Himmel), wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil, Ps. 73,25.26. Assaph, der diese Worte Ps. 73,25.26. schrieb, hatte eine so klare Erkenntniß, und ein so reines Gefühl, daß er auch die Himmel, zu geschweigen die Erde, nicht angenommen hätte, wenn man ihm dieselben ohne Gott gegeben hätte. Wir, die wir das Licht des Neuen Testaments genießen, sind noch mehr verpflichtet, also gesinnt zu sein. Gott, der allein gut ist, Christus, der über alle Himmel aufgefahren ist, soll allein unsers Herzens Trost und unser Theil sein.

Mel.: HErr Jesu Christ mein’s Leben etc.

1.
HErr Jesu, wie erhöht bist Du,
Du fuhrst dem Thron des Vaters zu,
Daß Du vor Gott für uns erschienst,
Für Dein Volk, Das Du Gott versühnst.

2.
Da nahmst Du alle Himmel ein,
Die Dir der Vater gab als Dein;
Da hast Du Dein Blut eingebracht,
Und durch Dein Fleisch den Weg gemacht.

3.
Elias fuhr dem Himmel zu,
Doch über alle fuhrest Du;
Wo Niemand ist als Gott allein,
Da kann, wie Du, kein Engel sein.

4.
Wir beten Dich in Demuth an,
Und rühmen, was Du uns gethan,
Und loben Dich auf Deinem Thron,
Und danken Dir als Gottes Sohn.

5.
Nun dürfen wir gen Himmel seh’n,
Der Glaube glaubt ihn offen steh’n,
Und unser Beten dringt durch ihn
Bis zu des Vaters Herzen hin.

6.
HErr, zeuch jetzt Geist und Seele mir,
Und einst vom Grab den Leib nach Dir.
Das rechte Lob wird noch gespart
Bis zu der sel’gen Himmelfahrt.

14. März. Abend-Andacht.

Gott gibt dem Gesäeten einen Leib, wie Er will, und einem Jeglichen von dem Samen seinen eigenen Leib.
1 Kor. 15,38.

Es ist gewiß, daß Christus für die Seelen der Menschen keine neuen Leiber schaffen oder bilden werden, wie dann dieses keine Auferstehung wäre, sondern daß Er die Leiber, die vorher sterblich gewesen waren, lebendig machen (Röm. 8,11.), den Leib der Demüthigung verklären (Phil. 3,21.), und diejenigen, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören lassen werde, daß sie leben (Joh. 5,25.). Doch muß man diese Lehre recht verstehen. Paulus wirft 1 Kor. 15,35-38. die Frage auf: wie werden die Todten auferstehen? und mit welcherlei Leibe werden sie kommen? und antwortet darauf so, daß er sagt: du Narr, das du säest, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Und das du säest, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes (nacktes) Korn, nämlich Weizen, oder der andern eines: Gott aber gibt ihm einen Leib, wie Er will, und einem Jeglichen von dem Samen seinen eigenen Leib. Hieraus lassen sich nun folgende Schlüsse machen: a) der Leib, welcher aufersteht, wird nicht ganz aus einer neuen und fremden Materie bestehen, sondern so aus dem Leib, welcher als todt in die Erde gesäet worden war, entstehen, wie ein Korn oder eine andere Pflanze aus dem Korn entsteht, welches in die Erde geworfen, und darin erstorben, oder bis auf den Keim vermodert war. b) Gleichwie aber eine aufgegangene Pflanze anders aussieht, als das Samenkorn, woraus sie erwachsen ist, also wird auch der auferstandene Leib anders sein, als der gesäete. c) Das Samenkorn, woraus eine Pflanze entsteht, ist gleichsam nackt, wenn es gesäet wird, das ist, es hat keinen Halm, keine Blätter oder Blumen um sich, wenn es aber aufgeht, so gibt ihm Gott dieses Alles als einen Leib, je nachdem die Art der Pflanze es mit sich bringt: also wird auch Gott dem Samenkorn unseres Leibes, wenn es bei der Auferstehung aus der Erde hervorkommen wird, etwas geben, das gleichsam sein Leib sein wird. Eben dieses wird Er ohne Zweifel auch den sterblichen Leibern der Lebendigen geben, die alsdann werden verwandelt werden. Und was ist denn dieses? Paulus nennt es nicht, weil vielleicht in allen menschlichen Sprachen kein Wort zu finden ist, womit man es nennen könnte. Es ist etwas, das den Leib unverweslich, herrlich, stark und geistlich machen wird, V. 42.43.44. Ja es ist etwas, das ihn dem verklärten Leib Jesu Christi ähnlich machen wird, Phil. 3,21. Am deutlichsten redet er 1 Kor. 15,53. (54.55.) davon, da er sagt: dieß Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dieß Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit, das ist, etwas, das ganz unverweslich und unsterblich ist. Doch wird der Mensch alsdann nicht zwei Leiber haben, denn der auferstandene und verwandelte Leib sich mit dem neuen himmlischen Wesen, das er anziehen wird, so vereinigen, daß ein einiger Leib daraus werden wird. Bei dieser Aussicht laßt uns die Ermahnung Pauli V. 58. zu Herzen nehmen: meine lieben Brüder, seid fest und unbeweglich, und nehmet immer zu in dem Werk des HErrn; sintemal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem HErrn.

Mel.: Nun ruhen alle Wälder.

1.
Wenn wir begraben werden,
Wie Bilder von der Erden,
So werden wir gesät,
Das heißt, Zum Wiederleben
Der Erde hingegeben,
Gleichwie ein Same aufersteht.

2.
Lebt Christus in den Seelen,
So wird’s dem Leib nicht fehlen;
Denn Christi Geist wohnt da;
Daher ist Kraft von innen,
Ein Leben zu gewinnen,
Nachdem die Fäulniß vor geschah.

3.
Wenn nun die Zeit erschienen,
Da geht es an ein Grünen,
Der Moder schält sich ab;
Gott kennet ihre Namen,
Gibt jeder Art von Samen
Den eig’nen Leib aus ihrem Grab.

4.
Du, aller Samen Schöpfer,
Der Du als wie ein Töpfer
Aus Thon den Menschen schufst,
Und jetzt aus todter Erden
Läß’st neue Menschen werden,
Wenn Du sie aus den Gräbern rufst:

5.
Ich sterbe; doch ich glaube,
Du wirkst an meinem Staube
Auch einst mit Deiner Kraft;
Den Leib, den man wird säen,
Läß’st Du einst auferstehen,
Aus Jesu hoff’ ich Lebenssaft.

6.
Weil Jesus in mir lebet,
Noch eh’ man mich begräbet,
So leb’ ich einst auch neu;
Aus der verwesten Hülle
Gib mir, doch wie’s Dein Wille,
Nur einen Leib, der herrlich sei!

15. März. Morgen-Andacht.

Da sie Ihn gekreuzigt hatten, theilten sie Seine Kleider unter sich, und warfen das Loos darum.
Matth. 27,35.

Auch dieses war eine wehmüthige Klage des leidenden Messias: sie theilen Meine Kleider unter sich, und werfen das Loos um Mein Gewand, Ps. 22,19. Die Theilung Seiner Kleider setzt Seine Entblößung voraus, und diese mußte Ihm schon sehr empfindlich sein, denn Er hatte keinen Leib, wie Adam vor dem Sündenfall, sondern Sein Leib hatte, ob er schon rein und heilig war, die Gestalt des sündlichen Fleisches: folglich war es geziemend, daß er mit Kleidern bedeckt wurde. Da Ihm also diese Kleider bei der Kreuzigung ausgezogen wurden, und Sein heiliger Leib nackend auf das Querholz, das mitten am Kreuz hervorragte, hinaufgehoben, und hernach angenagelt wurde, mußte es Seiner Seele wehe thun, und Er konnte damals mit einer schmerzlichen Empfindung beten: laß nicht zu Schaden werden an Mir, die Dein harren, HErr Gott Zebaoth; laß nicht schamroth werden an Mir, die Dich suchen, Gott Israel. Denn um Deinetwillen trage Ich Schmach, Mein Angesicht ist voller Schande. Ps. 69,7.8.

Die Kleider Jesu, die man Ihm bei der Kreuzigung auszog, hatten ohne Zweifel mehrmalen etwas von Seinem Schweiß an sich genommen, waren aber neuerdings auch mit dem Blut bezeichnet, welches Er am Oelberg, und bei der Geißelung, und bei der Krönung mit Dornen vergossen hatte. Diese Kleiderstücke nun kamen in die Gewalt der heidnischen Soldaten, und diese theilten sie unter sich, und kleideten sich oder ihre Kinder darein, oder verkauften sie, da dann andere Sünder sie zur Kleidung brauchten. Ebenso ging es mit dem ungenähten Rock Jesu, um den sie das Loos warfen. Man sahe bald hernach einen Sünder mit diesem Rock Jesu bekleidet einhergehen, und ihn so lange tragen, bis er zerrissen war. Wenn Reliquien oder Ueberbleibsel der Heiligen werth wären, aufgehoben zu werden, so wären diese Kleider Jesu vor andern dessen würdig gewesen. Allein die Vorsehung Gottes ließ es geschehen, daß diese Kleider in die Hände der Sünder kamen, und bald hernach nach dem gemeinen Schicksal aller Kleider zerrissen und aufgerieben wurden, so daß Niemand mehr etwas davon wußte. Ohne Zweifel geschahe solches zur Verhütung des Aberglaubens, welchen die unverständigen Christen mit diesen Kleidern, wenn sie aufbehalten worden wären, getrieben hätten. Das blutflüssige Weib rührte den Saum des Kleides Jesu an, und wurde gesund, weil zugleich eine Kraft von Jesu ausging, allein der Heiland sagte hernach nicht: Mein Kleid hat dich gesund gemacht, sondern: dein Glaube hat dir geholfen, Luk. 8,48. Wenn aber der Glaube helfen soll, so hat er die Kleider Jesu nimmer dazu nöthig. Man liest auch in den Geschichten der Apostel und in andern Schriften der ältesten Lehrer nicht, daß sie die Leute zum Grab Jesu, oder zum Ort Seiner Kreuzigung, oder zu Seinen Wohnungen in Kapernaum und Nazareth, oder zur Krippe in Bethlehem gehen heißen, oder selbst dahin gegangen seien, um die Kraft Jesu zu erfahren. Er selbst will bei den Seinigen alle Tage sein bis an der Welt Ende; und antwortet auf die Frage, Er selbst will bei den Seinigen alle Tage sein bis an der Welt Ende; und antwortet auf die Frage, wo man anbeten solle, so, daß Er andeutet, auf den Ort komme es nicht an, sondern darauf komme es an, daß man den Vater (und Ihn selbst) im Geist und in der Wahrheit anbete. Joh. 4,20-24.

Mel.: Sollt’ es gleich bisweilen scheinen.

1.
Ueber jenes Abfalls Größe
Schämte Adam sich der Blöße;
Denn vor Gottes Angesicht
Decken Feigenblätter nicht.

2.
Jesus, daß Er uns erlöse,
Hing beschämt in Adams Blöße
Uns zum Heil am Kreuzesstamm,
Wie ein abgezogen Lamm.

3.
Alle Welt soll im Erhöhten
Jesum recht im Fleische sehen,
Wie Er das zum Opfer gab.
Liebe nahm das Kleid Ihm ab.

4.
Dieß war nach des Vaters Willen,
Uns in Christum einzuhüllen;
Zu des Volks Gerechtigkeit
Ward der Priester ausgekleid’t.

5.
Jesu, der Du bloß gehangen,
Du erkennest mein Verlangen,
Denn mein Herz ist bloß vor Dir,
Schenke doch Dein Heilskleid mir.

6.
Laß mich wachend aus der Erden,
Ja nicht bloß erfunden werden
Vor des Vaters Angesicht.
Da, da lob’ ich Dich im Licht!

15. März. Abend-Andacht.

Was kein Auge gesehen, und kein Ohr gehöret hat, und in keines Menschen Herz gekommen ist, hat Gott bereitet denen, die Ihn lieben.
1 Kor. 2,9.

Paulus führt hier Worte an, worin Jesaias von der zukünftigen Gnade, die dem Volk Gottes widerfahren werde, geweissagt hat, s. Jes. 64,4. Weil nun Paulus die gnadenreiche Zeit des Neuen Testaments wirklich erlebt hatte, so deutete er die Weissagung Jesaiä auf die in Christo Jesu erschienene heilsame Gnade, deren ein Christ bei Leibesleben durch den Glauben theilhaftig werden kann, deren völliger Genuß aber auf die selige Ewigkeit aufgespart ist. Er sagt von derselben, Gott habe sie denen bereitet, die Ihn lieben. Es habe sie aber kein Auge gesehen, und kein Ohr gehöret, und sie sei in keines Menschen Herz gekommen, das ist, es habe Niemand einen Gedanken oder eine Vorstellung davon bekommen. Uns aber, setzt er hinzu, hat es Gott geoffenbart durch Seinen Geist, V. 10. Ob er also gleich dasjenige, was Gott bereitet hat, als etwas Verborgenes beschreibt: so bezeugt er doch, daß es von Gott geoffenbart worden sei. Es ist den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber geoffenbart, Matth. 11,25. Es ist zu der Zeit, da Paulus lebte, vielen Juden und Griechen, und auch den Klugen, Schriftgelehrten, Weltweisen und Obersten unter ihnen verborgen geblieben, den Aposteln aber, und durch sie den Berufenen durch den Geist geoffenbart worden, 1 Kor. 20. 2,8. 1,24. Es ist endlich allen natürlichen Menschen verborgen, und was man davon redet, dünkt sie eine Thorheit zu sein; den geistlichen Menschen aber ist es entdeckt, und wird von ihnen als eine göttliche Kraft und als eine göttliche Weisheit erkannt, 1 Kor. 2,14. Paulus deutet bei dieser ganzen Lehre auf den gekreuzigten Heiland, welcher den Berufenen göttliche Kraft und göttliche Weisheit ist, oder welcher ihnen von Gott zur Weisheit, und zur Gerechtigkeit, und zur Heiligung, und zur Erlösung gemacht ist. Kein natürliches Auge hat Ihn als den einigen Weg zum Vater entdeckt, kein Ohr hat von den Weisen dieser Welt gehört, was für eine Gnade den Menschen in Christo Jesu bereitet sei, auch hat sich kein natürlicher Mensch jemals davon eine Vorstellung in seiner Seele machen können. Man bemerke aber, daß Paulus nicht nur von der Erlösung Jesu Christi rede, insofern sie außer uns durch die Aufopferung Seiner selbst am Kreuz geschehen ist, sondern, daß er zugleich auch auf die Kraft und Wirkung derselben deute, die ein Glaubiger auf Erden in seinem Herzen erfährt, und in jener Welt ewiglich erfahren wird.

Das wahre Christenthum oder das geistliche Leben ist also, ob es schon durch Werke sich offenbart, nach einer andern und innerlichen Seite etwas Geheimes, Verborgenes und der Welt Unbegreifliches. Die Welt fährt, wenn sie von geistlichen Empfindungen und Erfahrungen reden hört, schnell zu, und nennt Alles Einbildung, fanatisches Wesen und Thorheit. Allein so urtheilt ein Blinder von der Farbe. Kein Weltmensch, er sei so klug oder gelehrt als er wolle, kann sich vorstellen, was in den Herzen derer vorgehe, die den HErrn Jesum lieben, und Seine Gnade genießen. Die äußerlichen Sinnen des Weltmenschen haben noch nichts davon entdeckt, und in sein Herz ist noch kein richtiger Gedanke und keine Empfindung davon gekommen.

Mel.: Mein Gott, das Herz etc.

1.
Was sonst kein menschlich Aug’ geseh’n,
Und noch kein Ohr gehört,
Das lernt ein Christ schon hier versteh’n,
Weil Gottes Geist ihn lehrt.

2.
Was in kein menschlich Herz noch kam,
Kommt in des Christen Sinn.
Was ist’s? Es ist des Heilands Nam’,
Und der erfreuet ihn.

3.
Die Welt faßt dieß Geheimniß nicht,
Was man in Jesu hat;
Des Christen Aug’ sieht dieses Licht,
Und sieht sich niemals satt.

4.
Die Welt verstopft ihr Ohr dem HErrn,
Sein Wort dünkt ihr nicht klug;
Der Christ hört aber nichts so gern,
Und hört es nie genug.

5.
Ein Weltherz freut sich der Vernunft,
Und spricht dem Glauben Hohn,
Der Christ glaubt Christi Wiederkunft,
Und diese freut ihn schon.

6.
Dort sieht das Aug’,
dort hört das Ohr Nun erst vollkommen klar,
Was man geglaubt,
und doch zuvor Noch ein Geheimniß war.

7.
Dort wird das Herz vom Strom erfüllt,
Wo Du, HErr Jesu, bist;
Da hier es nur wie Tropfen quillt,
So süß es immer ist.

8.
Ich flehe Dich, ach richte Du,
Mein Heiland, in der Zeit
Mein Aug’, mein Ohr, mein Herz recht zu
Zu jener Seligkeit!

16. März. Morgen-Andacht.

Allda kreuzigten sie Ihn, und mit Ihm zween Andere zu beiden Seiten, Jesum aber mitten inne.
Joh. 19,18.

Auch dieses gehörte zu der Schmach, die man Jesu anthat, daß man Ihn zu dem gewöhnlichen öffentlichen Richtplatz hinausführte, und allda kreuzigte. Es hieß dieser Platz Golgatha oder Calvaria, weil er ein runder Hügel war, und die Gestalt einer menschlichen Hirnschale hatte. Er lag außer dem Lager oder außer der Stadt Jerusalem, und daraus zieht Paulus Hebr. 13,13. den Schluß, daß auch wir zu Jesu hinausgehen sollen außer dem Lager, und Seine Schmach tragen. Jesus wurde nämlich als ein Verbannter und Unreiner, oder als Einer, der nicht werth wäre, mit dem Volk Israel, mit der Stadt Jerusalem und mit dem Tempel in einer Gemeinschaft zu stehen, den Heiden übergeben, und an einen unreinen Ort zur Stadt Jerusalem hinausgeführt; die Christen aber sollten zur Zeit Pauli, da die Juden noch mächtig und trotzig waren, und Jerusalem und der Tempel noch stand, freiwillig aus Jerusalem, das ist aus dem Judenthum ausgehen, sich zu dem gekreuzigten Heiland bekennen, in Ihm, und nicht in dem irdischen Jerusalem und Tempel ihr Heil suchen, und sich bei ihrem Glauben an Jesum und bei ihrem brüderlichen Umgang mit den Glaubigen aus den Heiden, gern auch für unreine und verbannte Leute halten lassen, folglich die Schmach Jesu tragen. Sie sollten mit ihrem Herzen nicht an Jerusalem und dem Land Kanaan hangen, weil sie doch hier keine bleibende Stätte haben, sondern die zukünftige suchen, Hebr. 13,14.

Man kreuzigte mit Jesu zween Andere zu beiden Seiten. Diese zween Andere waren Missethäter, und zwar Schächer oder Mörder, die bei dem Straßenraub Mordthaten begangen hatten. Einer unter denselben sagte selber zu seinem Kameraden: wir empfangen, was unsere Thaten werth sind. Hiemit wurden denn die Weissagungen Jes. 53,12. erfüllt: Er ist den Uebelthätern (den Malefikanten) gleich gerechnet worden. Der HErr Jesus erinnerte sich dieser Weissagung selber, ehe sie erfüllt wurde, Luk. 22,37., und wußte also, daß Er wie ein Malefikant behandelt, und in der Malefikanten-Gesellschaft sterben werde. Tiefer hätte sich Jesus in der menschlichen Gesellschaft nicht erniedrigen können. Der ärmste Bettler und der ekelhafteste Kranke dünkt sich noch besser zu sein, als ein Malefikant. Jenem gönnt man noch die Verlängerung seines Lebens: diesen aber sieht man als einen Menschen an, der aus der Gemeinschaft der Lebenden ausgestoßen werden soll. Wer will nun sagen, daß der HErr Jesus sich eines Menschen schäme, oder Jemand wegen seines schlechten Standes äußere, oder einen greulichen Sünder, der sich zu Ihm wenden will, zurückstoßen werde. Ist Er doch ohne Murren einmal in der Gesellschaft der Malefikanten gewesen, und hat einen derselben noch vor Seinem Ende begnadigt und damit getröstet, daß er selbigen Tages noch mit Ihm im Paradies sein werde. Auch dieser Umstand, daß Er zwischen zween Malefikanten gekreuzigt wurde, hatte etwas zu bedeuten. Er mochte auf die rechte oder linke Seite sehen, so sahe Er einen von ihnen. Auch konnte Er ihre, und sie konnten Seine Worte in dieser Stellung leicht vernehmen. Er streckte Seine Arme am Kreuz aus, wo sie angenagelt waren, und war von der Erde erhöhet. Wenn Er uns so durch’s Evangelium vor die Augen gemalt wird, so werden wir angemahnt, daß Er die ganze Welt gleichsam mit den Armen Seiner Liebe umfassen, und diejenigen, die sich selig machen lassen, zu Sich, und zugleich von der Erde himmelwärts ziehen wolle.

Mel.: Wo ist mein Schäflein, das ich liebe.

1.
Mit Armen, die vom Blute triefen,
Hängt Jesus ausgespannt am Baum.
Die Andacht sieht’s, und glaubt es kaum.
O wer ergründet solche Tiefen!
Die Welt, die Ihm der Vater gab
In unbegreiflichem Erbarmen,
Die will Er ganz getreu umarmen,
Daß sie in Ihm Versöhnung hab’.

2.
Er strecket die durchgrab’nen Hände
Vom Morgen bis zum Abend dar.
Und zeigt, wie groß die Liebe war
Von jenem bis zu diesem Ende.
Dir dank’ ich, Jesu, daß Du liebst,
Und daß Dich Liebe angeheftet.
Ach zeige mir, wenn ich entkräftet,
Daß Du mich in die Hände schriebst!

3.
Verlor’ne Welt, laß dich umfassen!
Allein es weicht ein großer Theil.
Hie bin ich, fasse mich, mein Heil!
Du wirst mich Dir nicht nehmen lassen.
O Jesu, halte mich an Dich,
So will ich Dir ein Loblied bringen,
So viel der Glaube hie kann singen,
Und dort im Schauen ewiglich.

16. März. Abend-Andacht.

Gottes Zeugniß ist das, das Er gezeuget hat von Seinem Sohn.
1 Joh. 5,9.

Johannes hatte Jesum in Seiner niedrigen Menschengestalt gesehen, was hat aber hernach sein Herz empfunden, wenn er daran dachte und mit innigster Ueberzeugung glaubte, daß dieser Jesus Gottes Sohn sei? Er sahe diese Wahrheit für so wichtig und kräftig an, daß er 1 Joh. 4,15. schrieb: wer bekennt, daß Jesus Gottes Sohn sei, in dem bleibet Gott, und der bleibet in Gott, und 1 Joh. 5,5.: wer ist, der die Welt überwindet, ohne der da glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes sei? Wenn er bedachte, daß Gott Seinen Sohn gesandt habe, damit Er ein Heiland der Welt sein möchte, und daß dieser Heiland unser Fürsprecher bei dem Vater und die Versühnung für unsere Sünden sei, so leuchtete ihm die höchste Liebe Gottes in die Augen, ja er erkannte, daß Gott Liebe sei, und wir Ihn ohne Furcht lieben, und nach Seinem Urbild in der Liebe wandeln sollen. Er erkannte ferner, daß wir durch den Glauben an den Sohn Gottes und um Seinetwillen Kinder Gottes seien, und als solche von der Welt geschieden, aber auch ihr unbekannt seien. Weil er Jesum als den Sohn Gottes erkannte, so nannte er Ihn das Leben, das bei dem Vater gewesen und uns erschienen sei, wie auch den wahrhaftigen Gott und das ewige Leben. Das ewige Leben, sagte er 1 Joh. 5,11., so uns Gott gegeben hat, ist in Ihm: wer Ihn hat, der hat das Leben, und wandelt zugleich in der Wahrheit, und schwebt im Licht und in der Liebe. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, ist so kostbar und kräftig, daß es von aller Sünde reinigen kann. Daß Er unser Fürsprecher ist, und die Versühnung für unsere Sünden geworden ist, trägt so viel aus, daß die Sünden denen, die an Ihn glauben, vergeben werden, und daß diejenigen ihr eigenes Herz nicht verdammt, welche bei diesem Glauben Seine Gebote halten, daß sie zuversichtlich beten, ja daß sie auf den Tag des Gerichts eine Freudigkeit haben. Diese und andere Wahrheiten leitet Johannes in seinem ersten Brief aus der großen Wahrheit her, daß Jesus Christus der Sohn Gottes sei.

Weil nun Alles an dieser Wahrheit gelegen ist, so muß sie einen festen Grund haben, dieser Grund aber ist das Zeugniß, das Gott selbst von Seinem Sohn gezeugt hat. Er hat dieses gethan bei der Taufe Jesu, da Er vom Himmel rief: Dieß ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, und hernach bei der Verklärung Jesu auf dem Berg, da Er die Worte hinzusetzte: Den sollt ihr hören. Diese Wahrheit sollen wir glauben, das göttliche Zeugniß davon sollen wir annehmen. Wir sollen nach demselben an den Sohn Gottes glauben, und innerlich von der Wahrheit und Kraft des göttlichen Zeugnisses von Ihm überzeugt werden, V. 10. Wenn dieses geschieht, so werden wir das ewige Leben in dem Sohn Gottes haben, V. 11. So schrieb Johannes zu seiner Zeit, da noch Jedermann wußte, was Glauben sei, und da selten Jemand mit dem Munde bekannte, daß Jesus Gottes Sohn sei, der’s nicht in seinem Herzen glaubte. allein bei dem eingerissenen Maulchristenthum, bei der kraftlosen Wissenschaft von göttlichen Dingen, bei dem Nachschwätzen auswendig gelernter Formeln bereden sich Viele fälschlich, sie glauben, was sie sagen, da sie doch des Glaubens ermangeln.

Mel.: O Jerusalem, du schöne.

1.
Seit die Menschen Sünder heißen, Und der Tod der Sünden Lohn,
Zeugt, die Liebe anzupreisen, Uns der Vater von dem Sohn;
Dieser hat in Gottes Kraft Tod und Sünde weggeschafft.

2.
Menschen, glaubt dem großen Zeugen, Der Sein Wort vom Himmel gibt;
Hier muß der Naturwitz schweigen, Der so frech die Lügen liebt;
Glaubt man diesem Zeugniß nicht, So folgt Gottes Zorngericht.

3.
Gott, da ist’s zu spät, erfahren, Was Du für ein Zeuge bist!
Jesus wird sich offenbaren, Daß Er Sohn und Richter ist
Und zum Feu’r, das ewig flammt, Den, der Gott nicht glaubt, verdammt.

4.
Wahrer Gott, laß meinen Glauben Fest auf diesem Zeugniß steh’n,
Bis Du mir dort wirst erlauben, Jesum auf dem Thron zu seh’n.
Zeuge mir durch Deinen Geist, Daß Dein Wort die Wahrheit heißt.

5.
Wenn der Vater aller Lügen Wider dieses Zeugniß ficht,
Hilf mir wachen, kämpfen, siegen, Wie mir auch Dein Wort verspricht.
Fallen Erd’ und Himmel ein, Wird Dein Wort doch fester sein!

17. März. Morgen-Andacht.

Thue deinen Mund weit auf, laß Mich ihn füllen.
Ps. 81,11.

Als Joas der König in Israel den Propheten Elisa in seiner tödtlichen Krankheit besuchte, und wegen des elenden Zustandes, worein sein Königreich durch die Syrer gerathen war, vor ihm weinte, so hieß ihn der Prophet zuerst einen Pfeil gegen Morgen abschießen, und sagte: dieser Pfeil bedeute das Heil, welches der HErr dem Volk Israel wider die Syrer verleihen werde. Hernach hieß er ihn mit den übrigen Pfeilen die Erde schlagen; der König aber, der wohl merken konnte, daß dieses Schlagen auch wieder etwas Gutes bedeute, schlug dreimal, und hörte alsdann auf. Hierauf wurde der Mann Gottes Elisa zornig über ihn, und sprach: hättest du fünf- oder sechsmal geschlagen, wo würdest du die Syrer geschlagen haben, bis sie aufgerieben wären; nun aber wirst du sie dreimal schlagen, 2 Kön. 13,14-19. Durch diese Geschichte wird angezeigt, daß die Menschen oft allzu kleinmüthig seien, und von Gott mehr erbitten könnten als sie thun. Er sagt deßwegen zu dem Volk Israel und zu einem jeden Christen, der in dem Stammbaum Israels durch die Taufe und den Glauben eingepfropft ist: thue deinen Mund weit auf, laß Mich ihn füllen. Er redet hier so freundlich, wie eine Mutter mit ihrem kleinen Kind reden kann, dem sie zu essen gibt, und von dem sie begehrt, daß es seinen Mund weit aufthun soll, damit sie ihm viel darreichen könne. Der Mund unserer Seele ist ihre Begierde, und das weite Aufthun dieses Mundes geschieht mit einer großen Zuversicht. Wir dürfen Gottes nicht schonen; denn Er ist unermeßlich reich, und unendlich gut, auch vermag das Verdienst und die Fürbitte Seines Sohnes unbegreiflich viel bei Ihm. Wir dürfen mit einem großen Vertrauen viel von Ihm begehren und bitten.

Gott hat uns die Ewigkeit in’s Herz gegeben, wie Salomo Pred. 3,11. sagt, das ist, Er hat dem Menschen ein Verlangen nach ewigen Gaben und nach einer unaufhörlichen Seligkeit eingepflanzt. Lasset uns also unsere Begierden über das kurze irdische Leben hinausstrecken, lasset uns um ein ewiges Leben, um ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwelkliches Erbe bitten. Lasset uns nicht weniger bitten, als daß unser Loos in der Ewigkeit auf’s Liebliche falle, und wir eine unaufhörliche Sättigung aller unserer Begierden aus Ihm als einer unerschöpflichen Quelle bekommen.

Gott hat den Menschen zur Gemeinschaft mit Sich selber erschaffen. Er selber will ihn bewohnen, besitzen, erfüllen, erfreuen, erleuchten, beleben, regieren und sättigen. Er will seines Herzens Trost und sein Theil sein. So lasset uns also bitten, daß Er Sich uns selber gebe, daß Er komme und Wohnung in uns mache, daß Er Seinen Geist in uns ausgieße, daß Er unser Schild und unser großer Lohn sei.

Aber wir haben oft und viel und schwer gesündigt, die zehntausend Pfund (Talente) mit welchen unsere Sünden verglichen werden, sind eine große Summe. Auch stecken wir in vielen und mancherlei Nöthen, und insonderheit steht uns die letzte Todesnoth, welche gemeiniglich tief ist, bevor. Viele Pflichten liegen auch auf uns, die wir als Christen und als Knechte und Mägde Gottes in unsern Aemtern und Ständen erfüllen sollen, und diese vielen Pflichten erheischen vieles Licht, große Kraft, und überhaupt genugsame Geistesgaben. Laßt uns aber um Vergebung unserer vielen Sünden und mit einem weit aufgethanem Mund um alle Errettung und Gaben, deren wir bedürfen, bitten. Lasset uns auch in der Fürbitte unsern Mund weit aufthun. Gott will ihn füllen.

Mel.: Nun ruhen alle Wälder.

1.
So ist’s denn Gottes Wille,
Daß Er uns selber fülle,
Wer nur nicht leer will sein.
Wenn wir in unser’m Bitten
Das ganze Herz ausschütten,
So füllt Er es ganz wieder ein.

2.
Ist unser Mund weit offen
In Sehnsucht und in Hoffen,
So ist der Wunsch gewährt;
bis zu dem Ueberfließen
Läßt Gott uns Gut’s genießen,
Und immer mehr, als wir begehrt.

3.
Gott Lob für Seinen Willen,
Daß Er uns selbst will füllen
Als wie Sein Heiligthum!
Nun nehm’ ich, als geladen,
Mein ganzes Herz voll Gnaden,
Den Mund recht voll vom Gnadenruhm.

4.
Gott! fülle mein Gemüthe
Mit Deiner Vatersgüte,
Mir Deines Sohnes Bild,
Mit Deines Geistes Gaben!
Dort wirst Du Ehre haben,
Wenn Gott in Allem Alles füllt.

17. März. Abend-Andacht.

Die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden.
2 Tim. 4,6.

Da Paulus das erstemal als ein Gefangener zu Rom war, schrieb er an die glaubigen Philipper, was Kap 1. 23.24.25.26. steht. Bald hernach schrieb er sogar an den Philemon V. 22.: bereite mir die Herberge; denn ich hoffe, daß ich durch euer Gebet euch geschenkt werde. Was nun Paulus damals gehofft, geschah hernach wirklich. Er wurde zu Rom losgesprochen, und er konnte hernach noch ungefähr zehn Jahre das Evangelium predigen. Da er aber hernach das zweitemal (wir wissen nicht, aus was für einer Veranlassung) gefangen genommen, und zu Rom vor des Kaisers Gericht gestellt wurde, so ging es zwar in seiner ersten Verantwortung oder Verhör gut, ob ihn schon damals alle Christen verließen; der HErr aber stand ihm bei, und stärkte ihn. Er durfte frei von Jesu Christo reden, auf daß durch ihn die Predigt des Evangeliums bestätigt würde, und alle (gegenwärtigen) Heiden, und durch dieselben alle heidnischen Nationen hörten, was die Christen glaubten. Er wurde auch damals nicht zum Tod verdammt und getödtet, sondern aus dem Rachen des Löwen, oder des grausamen heidnischen Richters, welcher vielleicht der Kaiser Nero selber war, erlöset, s. 2 Tim. 4,16.17. Doch wußte er, daß er dießmal mit dem Leben nicht davon kommen werde, und schrieb deßwegen an den Timotheus, den er gern vor seinem Ende sprechen wollte: ich werde jetzt geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden, 2 Tim. 4,6. Dieses war denn die rechte Zeit seines Abscheidens. Vorher hatte er oft Vorstellungen von einem nahen Sterben, s. Ap. Gesch. 20,22.24., 2 Kor. 1,8.9.10. 6,9. 11,25.26., und mußte seinen Willen in der Absicht auf dasselbe Gott aufopfern, nun kam aber die rechte Zeit des wirklichen Abscheidens, und es graute dem Paulus nicht davor. Er ging seinem Tod mit dem Trost entgegen: der HErr wird mich erlösen von allem Uebel, und mir aushelfen zu Seinem himmlischen Reich: welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit, 2 Tim. 4,18.

Ein Christ wird oft in seinem Leben durch Gefahren und Krankheiten in einen Zustand gesetzt, da er denken muß, er werde jetzt sterben. Zuweilen wird auch ohne eine äußerliche Gefahr die Vorstellung vom Abscheiden aus der Welt so lebhaft in ihm, daß er seinen Willen dazu ergeben muß, obschon der HErr ihm noch eine längere Frist auf Erden schenken will. Er ist also oft als ein Sterbender, und lebt noch eine Zeit lang, und als ein Gezüchtigter, und wird doch nicht getödtet. Wenn aber unter solchen Vorübungen seine Seele geläutert, von den Kreaturen abgezogen und mit Jesu Christo vereinigt worden ist, so soll es ihm nicht schrecklich sein, wenn die Zeit seines Abscheidens wirklich kommt. Er soll gestärkt durch’s Evangelium dieses Abscheiden als eine Erlösung von allem Uebel, und als eine hülfreiche Aufnahme in das himmlische Reich Jesu ansehen. Der HErr erzeige uns Seine Gnade reichlich, daß wir mit dieser seligen Hoffnung und Erfahrung zur rechten Zeit von der Welt abscheiden können.

Mel.: Meine Kraft ist hin.

1.
Meine Abschiedszeit
Ist nun nicht mehr weit,
Doch ich weiß wohin,
Wie ich, kraft der Taufe,
Meines Ziels vom Laufe
Schon versichert bin.

2.
Jesum glaube ich;
Jesus kennet mich,
Denn ich bin ja Sein;
Und wiewohl ich sterbe,
Bleibet doch ein Erbe
In dem Himmel mein.

3.
Hier ist nichts verdient,
Ich steh’ als versühnt
In dem Testament;
Der für mich gestorben,
Hat das Erb’ erworben,
Das man ewig nennt.

4.
Auf des Heilands Tod
Stirbt sich’s ohne Noth,
Jesus lebet ja;
Und Er will ein Leben
In dem Himmel geben;
Er ist selber da.

5.
Jesu, führe Du
Mich zu jener Ruh’,
Durch Dein Blut einst ein;
Wenn ich nun verschieden,
Laß mich dort im Frieden
Ewig bei Dir sein.

6.
Mach’ den Glauben fest,
Daß er Dich nicht läßt
Bis zur Seligkeit,
Als des Glaubens Ende;
Deine blut’gen Hände
Haben sie bereit’t.

7.
HErr, ich bitte Dich,
Denk’ im Tod an mich,
Ich sei seit der Tauf’
Schon in Deinem Bunde;
Schlägt dann meine Stunde,
Lös’ mich selig auf!

18. März. Morgen-Andacht.

Er wendet sich zum Gebet der Verlassenen, und verschmähet ihr Gebet nicht.
Ps. 102,18.

Das werde geschrieben auf die Nachkommen: und das Volk, das geschaffen soll werden, wird den HErrn loben, Ps. 102,19. Weil dann auch wir Nachkommen derjenigen sind, welche zur Zeit des Propheten lebten, der diesen Psalmen gemacht hat, so sollen wir dafür halten, daß seine Worte auch für uns geschrieben seien; und weil wir zu einem Volk gehören, das nach Seiner Zeit geschaffen worden ist, so sollen wir den HErrn wegen der Erfahrung Seiner Barmherzigkeit, mit welcher Er Sich zum Gebet der Verlassenen wendet, loben. Ein Mensch kann leicht in Umstände gerathen, in welchen er sich als verlassen fühlt. Der Prophet, der diesen Psalmen gemacht hat, war selber in solchen Umständen; wie die Ueberschrift und V. 7. und 8. anzeigen. Wenn begangene Sünden den Menschen drücken, wer will ihm helfen? Wenn er ein Anliegen hat, das er Niemand klagen darf, wer will ihn trösten? Wenn er an ein Amt gebunden, oder in einen bürgerlichen, oder ehelichen, oder häuslichen Stand gesetzt ist, wo drückende Umstände, die nicht zu ändern sind, ihn beschweren, wer will ihm heraus helfen? Wenn er einen unheilbaren Schaden an seinem Leibe hat, wer will ihn heilen? Wenn er dem Tode nahe ist, und sterben soll, wer will sich seiner annehmen? In allen solchen Leiden kann er viele Menschen um sich haben, und doch wie ein einsamer Vogel auf dem Dache sein. Er kann Freunde um sich haben, und doch verlassen sein; weil Menschenhülfe kein nütze ist. Was bleibt aber zum Trost übrig? Etwas sehr Großes, das genug ist, die Seele aufzurichten und zu erquicken. Der HErr wendet sich zum Gebet der Verlassenen, und verschmähet ihr Gebet nicht. Denn der HErr schauet von Seiner heiligen Höhe, und siehet vom Himmel auf die Erde, daß Er das Seufzen der Gefangenen höre, und losmache die Kinder des Todes, V. 20.21. Als das Volk Israel in den babylonischen Ländern gefangen war, und unter dem Druck der Heiden nach und nach vertilgt werden sollte, so war es von allen Menschen verlassen. Selbst Daniel, der doch am babylonischen Hof ein großer Herr war, durfte es nicht wagen, seinen König um die Freiheit der Israeliten zu bitten. Er bat aber Gott um diese Freiheit, Dan. 9., und andere Israeliten beteten ohne Zweifel auch, und der HErr hörte das Seufzen der Gefangenen, und machte die Kinder des Todes los. Eben dieses geschieht auch bei einzelnen Personen, und unter andern Umständen. Verlassene sind, wenn sie beten, diejenigen Personen, an denen sich Gott durch Erhörung und Gewährung ihres Gebets besonders verherrlichen kann. Eben deßwegen, weil sie verlassen sind, ist ihr Gebet brünstig und anhaltend, und wenn geholfen ist, so fällt die Ehre dem großen Gott ungetheilt zu, der Dank ist lauter, und das Lob steigt aus der Tiefe der Demuth in die heilige Höhe.

So lasset uns denn, weil wir die Erlaubniß zum Beten, und die Verheißung von der Erhörung des Gebets haben, in solchen Leiden, worin wir von aller menschlichen Hülfe verlassen sind, unverzagt und ohne Grauen sein. Dünkt es uns, Gott sei ferne von uns, so wird Er Sich nach Seiner Verheißung zu unserem Gebet wenden. Dünkt uns unser Gebet zu schwach und schlecht zu sein, so wird Er’s doch um Christi unsers Fürsprechers willen nicht verschmähen. Gelobet sei Gott, der unser Gebet nicht verwirft, noch Seine Güte von uns wendet!

Mel.: Ach alles, was im Himmel etc.

1.
Weint nicht, ihr Verlass’nen, ihr seid noch die Lieben,
Auf Kindeskind ist euch die Wahrheit geschrieben;
Gott wendet sich zu der Verlassenen Flehen,
Und will nicht derselben Gebete verschmähen.

2.
Das tröstet im Elend, das heilet die Schmerzen;
In Zion giebt’s keine verlassenen Herzen;
Gott gibt die Verheißung im Glauben zu fassen,
Die fasset der Glaube, und wird nicht verlassen.

3.
Gott, Dein ist die Ehre, Du bleibest der Eine.
Wen Alles verschmähet, der ist noch der Deine.
Du bist es, von dem wir nur Hülfe erbeten,
Der Erste im Schaffen, der Letzte im Retten.

4.
HErr, sei denn gelobet, Du Tröster in Aengsten,
So loben Dich alle die Deinen vorlängsten.
Was wird erst von ihnen nach zeitlichem Flehen
Für ewiges Jauchzen im Himmel geschehen!

18. März. Abend-Andacht.

Welcherlei der Irdische ist, solcherlei sind auch die Irdischen, und welcherlei der Himmlische ist, solcherlei sind auch die Himmlischen.
1 Kor. 15,48.

Paulus vergleicht hier zwei Stammväter miteinander, und sagt, daß ihnen ihre Nachkommen ähnlich seien, wobei aber dieses als etwas Wunderbares zu bemerken ist, daß die Nachkommen des einen auch Nachkommen des andern werden können. Der erste Stammvater ist Adam, und diesen nennt Paulus den Irdischen, wie er denn auch V. 47. sagt: der erste Mensch ist von der Erden und irdisch. Es ist klar, daß er hier den Adam nicht als einen Sünder, sondern als ein Geschöpf Gottes beschreibe. Als Gott den Adam erschuf, so bildete Er ihn, als einen von der Erde genommenen Staub, 1 Mos. 2,7. Paulus redet hier freilich vom Leib Adams, weil er in diesem Kapitel von der Auferstehung der Leiber handelt, gibt aber doch zu verstehen, daß sich der ganze Zustand eines Menschen nach der Beschaffenheit seines Leibes richte, und deßwegen nennt er den Adam einen irdischen oder aus Leimen gebildeten Menschen, und sagt, seine Nachkommen seien auch dergleichen Menschen.

Ganz anders als Adam ist derjenige Stammvater beschaffen, welchen Paulus den Himmlischen und V. 47. den HErrn vom Himmel nennt. Dieser ist, wie wir leicht erkennen können, Jesus Christus. Paulus nennt ihn hier einen Menschen, weil er von der Auferstehung der Leiber handelt, bei welcher freilich nicht die göttliche, sondern die menschliche Natur Jesu, und insonderheit Sein auch auferstandener Leib das Urbild sein wird. Doch sagt Paulus nicht, daß Christus als Mensch vom Himmel sei, gleichwie er gesagt hatte, daß Adam von der Erde gewesen sei, denn der Leib Jesu ist nicht von einer himmlischen Materie gemacht, gleichwie der Leib Adams aus einer irdischen gemacht war. Christus ist aber der HErr vom Himmel, oder der HErr, der im Himmel ist, über den Himmel selber herrscht, und mit einer großen Herrlichkeit aus dem Himmel hernieder kommen wird, um die Leiber der Gerechten zu erwecken, und ihnen eine himmlische Herrlichkeit mitzutheilen. Unter demjenigen, was Gott erschaffen hat, ist dasjenige, das himmlisch ist, bei weitem das Feinste, das Edelste, das Prächtigste, und hat eine Anlage zu einer ewigen Dauer. Nun ist freilich die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes Gottes größer als die Herrlichkeit des erschaffenen Himmels, doch nennt Ihn Paulus, da er Ihn als einen Auferstandenen und Verklärten, und als das Urbild aller auferstandenen und verklärten Gerechten vorstellt, den Himmlischen; weil Er der HErr des Himmels, und in den Himmel aufgefahren ist, und Seine Herrlichkeit näher an die Herrlichkeit der himmlischen Dinge gränzt, als an die Herrlichkeit der irdischen. Wir werden also nach unserer Auferstehung sein, wie der verklärte Mensch Christus ist; unsere Leiber, welche jetzt zu unserer Demüthigung dienen, werden Seinem verklärten Leib ähnlich sein. Wir werden himmlische Menschen sein, gleichwie Er himmlisch ist. Wie wir getragen haben das Bild des irdischen (Stammvaters), also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen, V. 49. Von Christo werden wir die himmlische Herrlichkeit bekommen, gleichwie wir von Adam die irdische Beschaffenheit unserer Leiber durch die Fortpflanzung geerbt haben; und doch wird der Stoff des irdischen Leibes auch der Stoff des geistlichen und verklärten Leibes sein.

Mel.: Valet will ich dir geben.

1.
Erschreckt nicht vor den Grüften,
Man scharrt uns wohl im Säen
Hier als verweslich ein;
Wir werden auferstehen,
Und unverweslich sein.

2.
Wir liegen bloß im Säen
Ohn’ Ehre eingestreut;
Wir werden auferstehen
In Schmuck und Herrlichkeit.
Wir werden in dem Säen,
In Schwachheit weggeschafft,
Wir werden auferstehen
In frischer Lebenskraft.

3.
Der Leib ist von der Erden,
Den man natürlich sä’t;
Ein himmlischer wird’s werden,
Der geistlich aufersteht.
Herz, fasse diese Dinge,
Wenn dir der Moder droht,
So wird die Furcht geringe,
Und du getrost im Tod.

4.
HErr! Du hast’s uns erworben,
Was uns im Sterben freu’t;
Du bist in Schmach gestorben,
Und lebst in Herrlichkeit!
Du wirst auch uns verklären,
Auf Hoffnung sterben wir,
Kraft, Ehr’ und Leben währen
Dort ewiglich bei Dir!

19. März. Morgen-Andacht.

Das Wort ward Fleisch, und wohnete unter uns, und wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Joh. 1,14.

Das wesentliche Wort welches im Anfang war, und bei Gott war, und durch welches alle Dinge gemacht worden sind, wurde Fleisch, freilich nicht durch eine Verwandlung Seines Wesens, sondern durch eine Annahme und Vereinigung. Es wurde des Fleisches, das ist der menschlichen Natur und aller ihrer Schwachheiten, die nicht sündlich sind, theilhaftig. Gott wurde im Fleisch geoffenbart, die göttliche Natur vereinigte sich mit der menschlichen zu einer Person; und so wohnte das Wort fast 33 Jahre unter uns. Seine Zukunft in die Welt war also keine schnell vorübergehende Erscheinung, dergleichen mehrere den Patriarchen und Propheten widerfahren waren, da das wesentliche Wort zwar sichtbar wurde, aber noch nicht Fleisch geworden war, und bald wieder verschwand; aber, nachdem es Fleisch gewordne war, wohnte es unter uns, und war dabei voll Gnade und Wahrheit. Vermöge der Gnade liebte Er die Menschen, ob sie schon der Liebe nicht werth waren, Er vergab den Bußfertigen ihre Sünden, Er half den Nothleidenden, tröstete die Traurigen, und lehrte die Unwissenden. Dieses Alles war ein Ausfluß oder eine Erweisung der Gnade. Seine Seele, Sein Angesicht, Seine Rede, und Sein ganzer Wandel war wie ein Licht, das aufheitert und erfreut. Er war aber auch voll Wahrheit, voll rechtschaffenen Wesens, oder voll des Guten, das Seine Gnade den Menschen zusagte. Was Er genannt wurde, war Er, was Er versprach, gab Er denen, die Ihm glaubten, was Er weissagte, wurde erfüllt. Seine Gnade konnte Jedermann versichern, daß Niemand, der an Ihn glaube, verdammt werde: Seine Wahrheit aber, daß Niemand durch Ihn betrogen werde. Man bekam, was von Ihm bat, denn Er war voll Leben, ja das Leben selbst.

Da Er noch unter den Menschen wohnte, sahe man Seine Herrlichkeit, als eine Herrlichkeit, die nur der eingeborne Sohn Gottes haben konnte; der von Gott als Seinem Vater ausgegangen war. Man sahe diese Herrlichkeit am deutlichsten bei Seiner Taufe, auf dem Berg, da Er verklärt wurde, und bei Seiner Himmelfahrt. Auch sahe man sie, wenn man Seine Wunder sahe, denn Er verrichtete diese Wunder nach Seiner freien Willkür, zu allen Zeiten, als der HErr alle Dinge, wie es Niemand als dem eingebornen Sohn Gottes möglich gewesen wäre.

Es ist bekannt, daß der sel. Arnd auf seinem Todtenbett am letzten Tag seines zeitlichen Lebens nach einem kurzen Schlaf seine Augen aufgehoben, und gesagt hat: wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Als ihn hierauf seine Ehefrau gefragt, wann er diese Herrlichkeit gesehen habe, so hat er geantwortet: jetzt habe ich sie gesehen. Was nun der sel. Arnd, da er noch im Leibe war, zu seiner Stärkung, Erquickung und völligen Ausrüstung auf die Ewigkeit eine Zeit lang im Schlaf gesehen hat, wird man im Himmel wachend und immerdar sehen; denn der Heiland hat Joh. 17,24. gebetet: Vater, Ich will, daß, wo Ich bin, auch die bei Mir seien, die Du Mir gegeben hast: daß sie Meine Herrlichkeit sehen, die Du Mir gegeben hast.

Mel.: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr.

1.
Das Wort ward Fleisch und machte sich
Bei Menschen eine Hütte;
Da wohnte es verwunderlich
Bei Sündern in der Mitte;
Man sah die Herrlichkeit des Sohnes,
Des Erben Seines Vaters Throns,
Des Ewigeingebornen.

2.
O ewig Wort, wer dankt genug,
Daß Du in’s Fleisch gekommen,
Und nach der Liebe starkem Zug
Das Knechtsbild angenommen?
HErr, schämst Du Dich der Sünder nicht,
Die doch die Sünde zugericht’t,
Daß wir uns uns’rer schämen?

3.
Nun ist der Mensch mit Freuden Dein,
Da Du die Menschheit ehrest.
Ich wünschte nicht, ein Mensch zu sein,
Wenn Du der Mensch nicht wärest.
Nun hat das menschliche Geschlecht
In Dir zum Himmelreich ein Recht,
Daß Dir der Glaube danket.

4.
Ich bin von Deinem Fleisch und Blut,
Und in Dir ist mein Leben.
Du nahmst es an, es mir zu gut
Zum Opfer hinzugeben.
Mach’ mich Dir hier zum Ruhm bereit,
Und laß mich Deine Herrlichkeit
Auf Deinem Thron einst sehen.

19. März. Abend-Andacht.

Wie Jesus geliebt hatte die Seinen, die in der Welt waren, so liebte Er sie bis an’s Ende.
Joh. 13,1.

Mit welcher Beugung, Dankbarkeit und Freude mag Johannes dieses geschrieben haben, da er selber unter denjenigen war, welche Jesus als die Seinigen bis an’s Ende geliebet hat! Die redlichen Apostel, die Er von der Welt erwählt hatte, waren Seine Schüler, Nachfolger und Schafe. Er nannte sie zuletzt gar Seine Freunde. Er hatte sie von dem Anfang ihrer Jüngerschaft an lieb gewonnen, und ob sie Ihm schon mit ihren Gebrechen und Fehltritten täglich Mühe machten, und Vieles, das Er redete, nicht recht verstand, so hörte Er doch nicht auf, sie zu lieben. Er liebte sie bis an’s Ende Seines sichtbaren Umgangs mit ihnen, und legte auch dadurch eine besondere Probe Seiner Liebe ab, daß Er ihnen bei einem Abendessen die Füße wusch, und dadurch nicht nur ein rührendes Beispiel der Demuth gab, sondern sie auch von dem Wust der Sünde reinigte, den sie als Leute, die in der unsaubern Welt sein mußten, und täglich viel Böses sahen und höreten, der unsaubern Welt sein mußten, und täglich viel Böses sahen und höreten, unvermerkt an sich genommen hätten. Ach der Aufenthalt in der Welt verursacht freilich, daß ein Christ der erbarmenden und treuen Liebe seines Heilandes besonders bedürftig ist! De HErr Jesus sagte Joh. 17,11. zu Seinem himmlischen Vater: Ich bin nicht mehr in der Welt; Mein Lauf geht nun zu Ende, Ich wandle von nun an nicht mehr unter den Menschen, in wenigen Stunden bin Ich der Welt entrückt, sie aber (meine Jünger) sind in der Welt. Und ach was die Welt sei, und was das Sein in der Welt austrage, hat Er besser als wir verstanden, und deßwegen ferner gesagt: heiliger Vater, erhalte sie in Deinem Namen, die Du Mir gegeben hast, daß sie Eines seien, gleichwie wir. Hernach hat Er noch V. 15.16.17. hinzugesetzt: Ich bitte nicht, daß Du sie (schon jetzt) von der Welt nehmest, sondern daß Du sie bewahrest vor dem Argen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch Ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in Deiner Wahrheit, Dein Wort ist die Wahrheit. Er liebt die Seinen, die in der Welt sind. Er trägt sie, und züchtiget sie mäßiglich, und vergibt, und reiniget, und heilt, und richtet auf, und stärkt, und schafft, daß aus Allem, was an sich kläglich ist, noch ein geistlicher Nutzen entsteht. Wenn Seine Liebe gegen die Seinigen nicht größer und fester wäre, als diejenige Liebe, welche die Seinigen gegen Ihn, gegen sich selbst und gegen Andere haben, so würde keiner von den Seinigen zum Ziel gelangen, allein was Paulus 1 Kor. 13. von der Liebe geschrieben hat, erfüllt Jesus selbst auf eine unbegreifliche und unermeßliche Weise.

Einem solchen liebreichen Heiland soll man sich gern und zuversichtlich hingeben und anvertrauen, und Seine Liebe nicht nach dem Maß der menschlichen schätzen, aber auch nicht tückischer Weise darauf hineinsündigen, denn wir wissen ja, wie es dem verlornen Kind, dem Judas Ischarioth, der’s so gemacht hat, gegangen ist. Die Seelen aber, die Ihm treu bleiben, wird Er Seine Liebe in jener Welt noch völliger genießen lassen. Er wird mit ihnen ein hochzeitliches Abendmahl halten, Er wird sie als Seine Braut lieben, und mit der größten Pracht auszieren. Im neuen Jerusalem wird Er bei ihnen wohnen, und Sein und des Vaters Thron wird darinnen sein. Hallelujah!

Mel.: Schwing’ dich auf zu deinem Gott.

1.
Haßt uns, die ihr Jesum haßt: Jesus liebt die Seinen,
Ob sie unter mancher Last Schon zuweilen weinen.
Dieser Trost verläßt sie nie, was sie auch betrübet,
Und im Herzen fühlen sie, Daß sie Jesus liebet.

2.
Will der treue Heiland nur Uns für Sein erkennen,
Wird uns keine Kreatur Von der Liebe trennen;
Daß Er uns in Seine Hand An dem Kreuze schriebe,
Gibt Er seinen Geist zum Pfand, Als den Geist der Liebe.

3.
Jesus weiß es wohl, daß wir In der Welt noch wallen,
Darum stärkt Sein Wort uns hier, Daß wir nicht entfallen;
Ficht uns auch die Sünde an, Er vergibt auch Sünden.
Seht doch, was für Liebe man Kann bei Jesu finden!

4.
Hat man bis zum Ende noch Manche harte Stände,
Liebet Er die Seinen doch Bis zu ihrem Ende.
Wenn Sein großer Tag anbricht, Wird es klar erscheinen:
Jesus kennt sie vor Gericht, Jesus liebt die Seinen.

5.
Jesu, laß mich immerhin Deine Liebe fühlen,
Weil ich auf der Welt noch bin, Bis zur Ruh’ im Kühlen;
Sie allein gibt in der Noth Wahren Trost auf Erden,
Sie allein kann in dem Tod Mir zur Freude werden.

20. März. Morgen-Andacht.

Sie legten Ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Luk. 2,7.

Der himmlische Vater führte Seinen eingeborenen Sohn unter sehr niedrigen Umständen in die Welt ein. Da Er Ihn hätte können als einen Gottmenschen unter schrecklichen und prächtigen Zeichen vom Himmel herabkommen lassen, so ließ Er Ihn von einer armen Jungfrau geboren werden. Und da Er wenigstens Seine Kindheit durch eine außerordentliche Gestalt oder Leibeskraft, oder durch den Glanz eines besondern Lichtes hätte auszeichnen können, so ließ Er Ihn mit der gewöhnlichen Gestalt, Schwachheit und Leibesgröße geboren werden. Er konnte nach Seiner Geburt weder gehen noch stehen, Joseph und Maria legten Ihn – sie legten Ihn, nachdem Er in Windeln gewickelt war, in eine Krippe. Warum in eine Krippe? Weil die Geburt in einem Stalle geschehen war, in welchem Joseph und Maria damals ihren Aufenthalt hatten. Warum aber dieses? Darum, weil sie sonst keinen Raum in der Herberge hatten. Es waren wegen der Schatzung oder des Seelenregistern, welches der Kaiser zu machen befohlen hatte, viele fremde Leute in de Herberge zusammen gekommen; weßwegen jene zwei auserwählten armen Personen, Joseph und Maria, keinen Raum, außer im Stall, bekamen. So gar unscheinbar ging Alles bei dieser allerwichtigsten Geschichte her. Keine göttliche Stimme und keine himmlische Erscheinung wies sie nach Bethlehem, der kaiserliche Befehl mußte ihre Reise nach Bethlehem, an welcher doch um der Wahrheit Gottes willen und zur Erfüllung einer Weissagung sehr Vieles gelegen war, veranlassen. Auch hatte der Engel Gabriel mit der Maria nichts von dem Stalle und der Krippe geredet, aber das Gedränge der Leute und die Armuth des Joseph und der Maria trieb sie dahin. Gottes Rath hatte aber dieses Alles beschlossen, und Sein Wohlgefallen ruhte auf diesen niedrigen Umständen. Nun konnte der Engel, welcher den Hirten in derselben Nacht erschien, die Krippe als das Zeichen angeben, woran sie den neugebornen Christus erkennen könnten. Das habt zum Zeichen, sagte er V. 12., ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt, und in einer Krippe liegen.

Wir, die wir von der Geburt an mehr äußerliche Bequemlichkeit und Vortheile genießen, als der eingeborne Sohn Gottes genossen hat, sollen Ihn anbeten, und Ihm danken für Seine tiefe Erniedrigung und Entäußerung, womit Er das Werk der Erlösung angefangen, fortgesetzt und ausgeführt hat, aber auch in die Gemeinschaft Seines reinen und heiligen Sinnes einzudringen trachten. Nach eitler Ehre geizig sein, den Bauch zum Gott machen, an sich selbst ein Gefallen haben, der Welt sich gleich stellen, in dem, das Nichts ist, ruhen wollen, ist der verderbten Natur aller Menschen gemäß. Ueber diesem Allem strafe und richte uns der Geist Jesu Christi, und mache uns davon frei, und so gesinnt, wie Jesus Christus war. Wenn uns aber wirklich etwas von demjenigen mangelt, was Andere zu ihrer Bequemlichkeit, und zur Zierde ihres Standes haben, sollen wir unsere Zufriedenheit in dem Angedenken Jesu suchen, welcher als ein neugebornes Kind kein bequemes Lager, und als ein Sterbender kein weiches Bett gehabt hat, und dessen ganzer Lauf auf Erden mit Mangel, Mühseligkeit und Schmach umgeben war. Die Ehre, ein Kind Gottes zu sein, ersetzt Alles, der Friede Gottes ist ein größeres Labsal als Alles, was die eitle Welt darbieten kann. In jener Welt aber werden diejenigen, die sich selbst hier bei dem Glauben an Christum verläugnet und erniedrigt haben, den Vollauf herrlicher und ewiger Gaben empfangen.

Mel.: O daß ich tausend Zungen hätte.

1.
Der König, dem von Engelslippen
Ein unaussprechlich Lied erschallt,
Lag in dem Stall in einer Krippen,
Als Kind, und in der Knechtsgestalt.
Das ziemte Dem, der uns versühnt,
Und einer Welt voll Sündern dient.

2.
HErr, wenn ich so gelegen wäre,
Mein Herz, das stolz ist, schämte sich.
Du, Mittler, thu’st es Dir zur Ehre,
Und wurdest wie ein Knecht für mich.
So warst Du klein und arm zugleich,
So wird man in Dir groß und reich.

3.
Auf Glauben sehen Deine Augen,
Im Glauben lernt man dankbar sein.
Was könnte mir ein Holzwerk taugen,
Wär’ auch die ganze Krippe mein?
Im frohen Glauben sag’ ich Dir,
Mein Gott und König, Dank dafür.

20. März. Abend-Andacht.

Ich bitte nicht, daß Du sie von der Welt nehmest, sondern daß Du sie bewahrest vor dem Argen.
Joh. 17,15.

Hätte der HErr Jesus begehrt, daß der himmlische Vater Seine Apostel zur Zeit Seines Leidens von der Welt nehme, und sie dadurch aller fernern Leiden überhebe, so wäre es geschehen, weil der Vater den Sohn allezeit erhört. Es wäre auch damals allen treuen Aposteln das Sterben ein Gewinn gewesen, weil sie im Glauben und in der Gnade standen: allein der Heiland hatte noch andere Absichten mit ihnen, und wollte sie in die Welt ausschicken, um das Evangelium zu predigen. Auch das Leben eines Menschen, der einem unfruchtbaren Feigenbaum gleich ist, wird durch Seine Fürbitte so lange erhalten, bis alle Gnadenmittel zu seiner Zurechtbringung an ihn gewandt sind, sie mögen hernach die gehörige Frucht wirken oder nicht, Luk. 13,6-9. Aber auch ein jedes Kind, ein jeder Knecht Gottes hat die Erhaltung seines Lebens unter den vielen Nachstellungen des Satans, der ein Mörder von Anfang ist, Seiner Fürbitte zu danken. Wenn ein begnadigter Christ auch, wie Paulus sagen kann: ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, so muß er doch seinen Willen dem Willen seines HErrn unterwerfen, und wenn dieser ihn bleiben heißt, um mehr Frucht zu schaffen, sich es gefallen lassen. Phil. 1,22-24.

Aber die gegenwärtige Welt ist eben der Ort nicht, worin wahre Christen, welche die Kräfte der zukünftigen Welt schon geschmeckt haben, zu ihrem Vergnügen lange bleiben möchten. Es sei dem also: der HErr Jesus weiß aber besser als wir, was die Welt sei; denn Er hat gegen dreiunddreißig Jahre darin zugebracht, und Alles, was einem Pilgrim darin begegnen kann, auf das Hellste erkannt, und auf das Genaueste empfunden. Er hat auch das Wort Welt in seinem unvergleichlichen Gebet, das Joh. 17 steht, sechszehnmal ausgesprochen, und dadurch angezeigt, daß Er sie gar wohl kenne, und Sich dessen bewußt sei, was Er in Seinem Lauf durch die Welt erfahren habe. Wir dürfen auch nicht denken, daß Er den Unterschied zwischen Ihm selbst und Seinen Kindern und Knechten nicht wisse und zu Herzen nehme. Er ist aber in Allem versucht worden, und kann Mitleiden haben mit denen, die versucht werden, und weiß, was für eine Bewahrung sie nöthig haben.

Niemand denke, daß die göttliche Bewahrung nur den Aposteln zugedacht gewesen sei. Ihre Arbeiten, Leiden und Gaben waren ungemein, ihr Gott ist aber auch unser Gott, und wir sind durch eben das theure Blut Jesu Christi erlöset, durch welches sie erlöset worden sind, ja Alles, was Paulus Röm. 8,31-39. als den Grund des Sieges über Alles anführt, geht alle Glaubigen an. Deßwegen konnte Paulus an die Thessalonicher 2 Ep. 3,3. schreiben: der HErr ist treu, der wird euch stärken und bewahren vor dem Argen, und Petrus 1 Petr. 1,5. bezeugen, daß die Gerechten aus Gottes Macht durch den Glauben bewahret werden zur Seligkeit. Durch den Glauben sagt er, denn ein Jeder, der unter allen Versuchungen vor dem Argen bewahrt werden will, muß auch darunter Gott vertrauen, und auf die Gnade und Kraft desjenigen, der stärker ist, als Alles, seine Zuversicht setzen.

Mel.: Jesus meine Zuversicht.

1.
Seelen, wir sind in der Welt,
Diese liegt im Argen drinnen;
Gott ist’s, der uns da erhält,
Daß der Glaube kann gewinnen.
Ist das Arge mancher Art,
Gott allein ist’s, der bewahrt.

2.
Jesus hat uns dieses schon
Bei dem Vater ausgebeten,
Und Er pflegt jetzt auf dem Thron
Uns noch kräftig zu vertreten;
Was Er bittet, ist willfahrt;
Gott ist’s, welcher uns bewahrt.

3.
Treibt der Arge mit Gewalt
Seine alten Mordgeschäfte,
Lau’rt er auch im Hinterhalt
Durch geheime Lügenkräfte,
Daß sich Welt und Satan paart:
Ist es Gott, der uns bewahrt.

4.
Gott! wir glauben Deinem Wort,
Daß Dich kein Verspruch gereue;
Was Du willst, das treibst Du fort,
Als der Starke und Getreue;
Und Dein Vaterherz ist zart,
Du bist Gott, der uns bewahrt.

5.
Führ’ uns, wie man Kinder führt,
Die nicht selbst zum Laufen taugen,
Daß man Deine Hand stets spürt
Und die Leitung Deiner Augen,
Bis sich ewig offenbart,
Du seist’s, der uns hat bewahrt!

21. März. Morgen-Andacht.

Der Ich in der Höhe und im Heiligthum wohne, und bei denen, die zerschlagenen Herzens und demüthigen Geistes sind, auf daß Ich erquicke den Geist der Gedemüthigten und das Herz der Zerschlagenen.
Jes. 57,15.

Gott wird in der heiligen Schrift oft der Höchste genannt. Die Engel sagten bei der Geburt Christi: Ehre sei Gott in der Höhe. Er wohnet in der Höhe, und in einem erhabenen himmlischen Heiligthum. Er ist unermeßlich herrlicher als alle Geschöpfe, und hat eine unumschränkte Gewalt über alle erschaffene Wesen, als die Er aus Nichts zu Etwas gemacht hat, an Einem fort erhält, und mit Wohlthaten überschüttet. Wenn man dieses Alles bedenkt, so möchte man fragen: wer will den Gott erreichen? Wer will Ihn finden? Wer will zu einer Vereinigung mit Ihm gelangen? Vielleicht sind die Menschen zu gering, als daß Er ihrer achtete. Allein die Liebe verbindet den Höchsten mit dem Niedrigen, und erhebet das Niedrige zu dem Höchsten. Gott ist Liebe, und deßwegen wohnt Er, ob Er schon in der Höhe und im Heiligthum wohnet, auch bei denen, die zerschlagenen Herzens und demüthigen Geistes sind. Diejenigen aber haben ein zerschlagenes Herz und einen demüthigen Geist, denen Gott nach V. 12. ihre Gerechtigkeit und ihre Werke so gezeigt oder vor Augen gestellt hat, daß sie überzeugt worden sind und gefühlt haben, sie seien ihnen kein nütze; die erkennen, daß ihre Haufen (Menschenwerke oder Güter) ihnen nicht helfen können V. 13.; die den Zorn Gottes über die Untugend ihres Geizes gefühlt haben, die von dem HErrn geschlagen worden sind, vor denen sich Gott, zu dem sie sich wenden wollen, eine Zeit lang verbirgt, mit denen Gott heilsam zürnt, und die sodann als mühselig und beladen hin und her gehen in dem Weg ihres Herzens, und durch Anstrengung ihrer innersten Kräfte vergeblich Ruhe suchen, V. 17. Solcher Leute Herz ist zerschlagen, weil sie mit Schmerzen überzeugt sind, daß sie elend seien. Ihr Geist ist demüthig, weil ihr stolzer Muth ihnen benommen ist. Wenn sie nun meinen, Gott sei ferne von ihnen, und achte ihrer nicht, so sagt Er hingegen: Ich wohne bei ihnen. Er versichert sie hiedurch nicht nur Seiner Allgegenwart, welche alle Geschöpfe genießen, sondern Seiner gnädigen Aufsicht, Seiner Bereitwilligkeit zu trösten und zu helfen, ja Er versichert sie, daß es mit dem Trost und der Hülfe nicht lange anstehen könne; wie man denn aus der Nähe schnell Jemand beispringen kann. Ueberdieß gibt Er ihnen die Versicherung, daß Er sich schon zu einer ewigen Verbindung mit ihnen eingelassen habe, weil Er sie nicht nur ansehe oder besuche, sondern bei ihnen wohne, wie Er in der Höhe und im Heiligthum, welches Er nie verläßt, wohne. Wie empfinden aber die Leute, welche eines zerschlagenen Herzens und demüthigen Geistes sind, daß Gott bei ihnen wohne? Sie empfinden es so, daß Gott ihren Geist und ihr Herz erquickt. Es wehet nämlich von Seinem Angesicht ein Geist. Er macht Athem oder Luft, V. 16. Nun wird der Geist der Demüthigen sänftiglich erquickt, ihr Muth richtet sich auf, sie erkühnen sich, mit Gott als ihrem Vater zu reden, und sich als Seine Kinder anzusehen. Wir wollen uns gern durch innerliche Bestrafungen und äußerliche Leiden demüthigen lassen, weil Er den Demüthigen Gnade gibt. Wir wollen gern verlassen und vom Trost der Kreaturen entblößt werden, weil Er sich zu dem Gebet der Verlassenen oder Entblößten wendet, und es nicht verschmähet. Seinem Namen sei Ehre in Ewigkeit!

Mel.: O Durchbrecher aller Bande.

1.
Gott, der in der Höhe thronet
Und in Seinem Heiligthum,
doch auch bei Zerschlag’nen wohnet,
Macht sich einen Ruhm hievon.
Großer Gott, sind bange Herzen
Eine Wohnung auch für Dich?
Doch Du kannst nicht mit uns scherzen:
Sagst es Du, so glaube ich.

2.
Ja, so ist’s Dein Wohlgefallen,
Wunderbarlich handelst Du.
Die ein Abscheu sind vor Allen,
Denen hörst und sprichst Du zu.
Satte wollen kein Erbarmen,
Stolze kennen keinen HErrn.
Nur die Elenden und Armen
Rühmen Deinen Namen gern.

3.
Höchster! sei von mir erhoben,
Daß Du mich auch angeblickt;
Ich will Dich mit denen loben,
Die Du auch wie mich erquickt.
Bring’ uns dorthin, wo Du wohnest,
Dir zu einem ew’gen Ruhm,
Wo Du stets im Lobe thronest
Und in Deinem Heiligthum!

21. März. Abend-Andacht.

Gott wird geben einem Jeglichen nach seinen Werken: denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott.
Röm. 2,6.11.

In den menschlichen Gerichten wird oft das Recht nach dem Ansehen der Person gebeugt, ja auch im gemeinen Umgang ist man gemeiniglich in der Beurtheilung der Werke gegen Bluts- und Gemüthsfreunde, Wohlthäter, Gönner, Landsleute, am allermeisten aber gegen sich selbst gelinder als gegen Andere, und meint alsdann, Gott werde solche parteiische Urtheile bestätigen, und auch so nach dem Ansehen der Person richten. Allein Gott ist nicht wie ein Mensch. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, und was ihm vor Augen steht, verdunkelt oft das Licht, in welchem er urtheilen soll, Gott aber sieht das Herz an, wieget die Geister, sieht in’s Verborgene, prüfet Herzen und Nieren, und gibt einem Jeglichen nach seinen Werken. Könige und Fürsten werden von ihm nach ihren Werken gerichtet, wie Taglöhner und Bettler nach den ihrigen. Er vergilt den Reichen wie den Armen, den Gelehrten wie den Ungelehrten nach ihren Werken. Gottlose Kinder frommer Eltern und Voreltern haben von ihm keine parteiische Nachsicht zu erwarten, und fromme Kinder gottloser Eltern keine parteiische Strenge, wie Er Ezech. 18. ausführlich bezeugt. Freilich beurtheilt Gott auch die Werke nicht nach ihrem äußerlichen Schein, ja auch nicht nach dem Nutzen, der zufälliger Weise daraus entsteht (denn sonst hätte er die Verrätherei des Judas und das Verfahren des Kaiphas und des Pilatus gegen Seinen hochgelobten Sohn billigen müssen), sondern Er beurtheilt sie nach dem Rath des Herzens, woraus sie fließen, und nach demjenigen, was den Menschen vorher gegeben war; denn wem viel gegeben ist, von dem wird man viel fordern, sagt Christus, und der Knecht, der seines Herrn Willen weiß, oder nicht weiß, wird doppelte oder weniger Streiche leiden. Auch beurtheilt Er sie nicht nach den menschlichen Gewohnheiten und Gesetzen, auch nicht nach den Sätzen der Weltweisen, sondern nach Seinem eigenen Gesetz, welches den Menschen theils in’s Herz geschrieben, theils aber wörtlich geoffenbart worden ist. Wie richtet aber Gott die Menschen, wenn Er einem Jeglichen nach seinen Werken vergilt? Paulus sagt Röm. 2,7. und ff.: Er werde Preis und Ehre und unvergängliches Wesen geben denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben: aber denen, die zänkisch sind, und der Wahrheit nicht gehorchen, gehorchen aber dem Ungerechten, Ungnade und Zorn; Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses thun, vornehmlich der Juden (folglich auch der wohlunterrichteten Christen), und auch der Griechen (der unwissenden Leute) , Preis aber und Ehre und Frieden allen denen, die da Gutes thun, vornehmlich den Juden, und auch den Griechen. Wenn aber Gott nach den Werken richtet, so richtet Er auch nach dem Glauben und Unglauben, woraus sie fließen. Böse Werke verdienen Strafe, die Belohnung der guten Werke aber ist Gnade. HErr! mache uns fertig in allem guten Werk zu thun Deinen Willen.

Mel.: Ruhet wohl, ihr Todtenbeine.

1.
Gott wird Jeglichem vergelten,
Wie des Menschen Werke sind.
Obschon diese Wahrheit selten
Bei den Menschen Eindruck find’t,
Fruchtet sie doch bei den Christen,
Die auf jenen Tag sich rüsten.

2.
Mein Gott, dieses Wort ist wichtig,
Mache mir es täglich neu,
Daß des Herzens Absicht richtig,
Und der Wandel lauter sei,
Daß ich am Vergeltungstage
Nicht erst meine Thorheit klage.

3.
Dort vergiltst Du alles Böse,
Wenn es hier kein Sünder glaubt,
Und nach seiner Bosheit Größe
Häuft Dein Zorn sich auf sein Haupt;
Denen, die nach Gutem streben,
Wirst Du auch Belohnung geben.

4.
So vergiltst Du, Du Gerechter,
Ohne Ansehn der Person;
Trübsal gibst Du dem Verächter,
Dem Gerechten Preis zum Lohn.
Wohl mir, wenn ich hier erwäge,
Wie ich dort bestehen möge!

5.
Laß mir stets in Ohren schallen:
Der Vergeltungstag bricht ein!
Glaube kann nur Gott gefallen,
Aber der muß thätig sein;
An Geduld in guten Werken
Läßt sich wahrer Glaube merken.

22. März. Morgen-Andacht.

Jesus sprach: es ist vollbracht, und Er neigte das Haupt und verschied.
Joh. 19,30.

So beschreibt Johannes den Ausgang des Leidens und Lebens Jesu am Kreuz; Lukas aber meldet Kap. 23,46., Er habe nach dem Wort: es ist vollbracht, auch noch laut ausgerufen: Vater, Ich befehle Meinen Geist in deine Hände, und sei alsdann verschieden. Das Wort: es ist vollbracht, war kurz, aber von einer sehr großen Bedeutung. Vorher sagte Johannes V. 28., Jesus habe gewußt, daß schon Alles vollbracht sei, daß die Schrift erfüllet würde, oder was zur Erfüllung der Schrift nöthig sei. Indem Er also sagte: es ist vollbracht, gab Er Seinem himmlischen Vater Rechenschaft wegen Seines Lebens und Leidens, daß es zur Erfüllung der Schrift hinreichend, folglich die Wahrheit Gottes dadurch bestätigt, und Sein Rath ausgeführt worden sei. Schon bei Seiner Taufe hatte Er gesagt, es gebühre Ihm, alle Gerechtigkeit zu erfüllen, und Joh. 4,34.: Meine Speise ist die, daß Ich thue den Willen deß, der Mich gesandt hat, und vollende Sein Werk. Es war also immer bei Ihm auf etwas Ganzes, auf eine Vollendung angesehen. Nun hatte Er schon Joh. 17,4. in der Rücksicht auf Seinen Wandel unter den Menschen und auf Sein geführtes Lehramt zu Seinem himmlischen Vater gesagt: Ich habe Dich verklärt auf Erden und vollendet das Werk, das Ich thun sollte. Es war damals noch Sein letztes wichtiges Leiden übrig; da aber auch dieses vorbei war, sagte Er: es ist vollbracht, da Er denn freilich Sein ganz nahes Sterben auch mit einrechnete, und die wenigen Augenblicke, die bis dahin noch verfloßen, für keine Zeit mehr achtete. Er sprach aber das Wort: es ist vollbracht, mit einem Herzen aus, das aus der vorigen Beklemmung und Finsterniß empor stieg, und nun der nahen Ruhe zueilte. Das Werk, das Er hatte vollbringen sollen, war freilich ein sehr schweres Werk gewesen, sonderlich nach dem letzten Theil desselben; Er hatte es auch im lautersten Gehorsam gegen Seinen himmlischen Vater und in großer Treue gegen uns, deren Erlösung es betraf, vollendet, folglich nicht voreilig abgebrochen, nichts dabei übereilt und übergangen; doch war Er nun froh, daß Er nun sagen konnte: es ist vollbracht. Aber auch für uns ist dieses Wort des Heilands sehr tröstlich; denn wir wissen nun, daß Er mit einem Opfer vollendet, das ist vollkommen erlöset und mit Gott versöhnt habe alle, die geheiligt werden, so daß man zu diesem Seinem Werk nichts hinzu zu thun hat, und es für Alle, die selig werden wollen, ein genugsamer und fester Grund des Glaubens und der Hoffnung ist.

Zwischen der Schöpfung, welche vollendet worden, und zwischen der Verherrlichung, welche geschehen wird, steht die Erlösung mitten inne, welche von Christo vollbracht worden ist. Nach der Vollendung der Schöpfung folgte die Ruhe Gottes. Auch Christus ruhete, da Er Seine Arbeit vollbracht hatte; und wenn von dem Werk der Verherrlichung wird gesagt werden können: es ist geschehen, Off. 21,6., so werden alle verherrlichten Geschöpfe zu ihrer völligen Ruhe kommen, Hebr. 4,10.11. Gott treibt Alles bis zum Ziel.

Als Jesus gesagt hatte: es ist vollbracht, neigte Er das Haupt, wie ein Sterbender zu thun pflegt, und verschied. Er starb also wahrhaftig, und da Er uns in Allem, außer der Sünde, gleich werden wollte, so nahm Er auch die gewöhnliche Geberde eines Sterbenden, hernach aber auch die Gestalt eines Todten an sich. Wir sollen uns nicht weigern, Ihm auch hierin ähnlich zu werden.

Mel.: Jesus, meine Zuversicht.

1.
Jesus hat das Haupt geneigt,
Und den Geist von sich gegeben,
Damit hat Er angezeigt,
Daß ich mein Haupt darf erheben,
Weil Er Alles nun vollbracht,
Was uns Sünder selig macht.

2.
Vor dem Vater neigt Er sich,
Und spricht Ja zu dessen Willen,
Daß Er für die Welt und mich
Seinen Zorn mit Blut ließ stillen;
Und mein Glaube denket hier:
Jesus neigt Sein Haupt zu mir.

3.
Dir sei Dank, gesalbtes Haupt,
Das sich in den Tod gegeben.
Mit Dir starb, wer an Dich glaubt,
Wer da glaubt, wird mit Dir leben.
Mein Herz richt’t sich auf zu Dir,
Neige Du Dich stets zu mir.

22. März. Abend-Andacht.

Ueber eine lange Zeit kam der HErr dieser Knechte, und hielt Rechenschaft mit ihnen.
Matth. 25,19.

Ein böser Knecht sagt in seinem Herzen, mein HErr kommt noch lange nicht, und fänget an zu schlagen seine Mitknechte, isset und trinket mit den Trunkenen; es kommt aber der HErr desselben Knechts an dem Tage, deß er sich nicht versiehet, und zu der Stunde, die er nicht meint, und zerscheitert ihn u.s.w., Matth. 24,48.49.50.51. Gleichwie aber der HErr diesem bösen Knecht zu bald zu kommen scheint, so sprechen hingegen der Geist und die Braut: komm, und wer es hört, der spreche: komm, und Er antwortet: Ja! ich komme bald. Amen. Off. Joh. 22,17.20. Wenn man also die Erscheinung Jesu lieb hat, wenn man auf Ihn wartet, so spricht man zu Ihm: komm, wie man einem Geliebten zuruft, der lange ausbleibt, und Er selbst spricht, um Seine Ihm rufende Braut zu trösten: Ich komme bald. Hingegen beschreibt Er Matth. 25,19. Sich selber als einen HErrn Seiner Knechte, der über eine lange Zeit kommt, und Rechenschaft mit Seinen Knechten halte. Er war nämlich gleichsam über Land gezogen, das ist in den Himmel gefahren, und hatte Seinen Knechten gerufen, ihnen Seine Güter, d.i. Seine Kirche zur Verwaltung übergeben, und Jedem Centner, das ist Gaben, gegeben, um damit zu wuchern, oder etwas Gutes zu schaffen. Hernach kam Er über eine lange Zeit, u.s.w. Diese lange Zeit zeigt an, daß Er den Knechten zur Erweisung ihrer Treue und ihres Fleißes Zeit genug gelassen, und sie, wenn sie mit ihren Gaben nichts gewonnen hätten, sich mit der Zeitkürze nicht hätten entschuldigen können. Auch mag der liebe Heiland, da Er von einer langen Zeit redete, auf den Sinn Seiner treuen Knechte Rücksicht genommen haben, welche, da sie Ihm dienen, sagten: es wird meiner Seele lang, zu wohnen bei denen, die den Frieden hassen. Es mag nun die Zeit, die bis zur Ankunft unsers HErrn verfließt, einem Menschen lang oder kurz zu sein dünken, so ist doch gewiß, daß Er kommen werde, ja schon jetzt komme. Wenn Er nun wird gekommen sein, so wird Er mit Seinen Knechten Rechenschaft halten. Dieses Rechnen wird aber ein anderes sein, als dasjenige, das Matth. 18,23. und ff. beschrieben ist, und bei welchem der Knecht, der seinem Herrn zehntausend Pfund schuldig war, noch die Erlassung der Schuld erlangen, und hernach auf die Probe gesetzt werden konnte, ob er seinem Mitknecht auch eine Schuld erlassen werde. So rechnet der HErr Jesus mit den Menschen, wenn Er ihm in diesem Leben seine Sünden aufdeckt, und Buße in ihm wirkt: aber am Tage Seiner Zukunft wird Er so rechnen, daß die Untersuchung und Offenbarung der Treue und Untreue Seiner Knechte auf ein unwiderrufliches Urtheil hinauslaufen wird. Er wird entweder sagen: ei du frommer und getreuer Knecht, (welche Freude wird diese Anrede machen!) du bist über Wenigem getreu gewesen, Ich will dich über Viel setzen, gehe ein zu deines HErrn Freude; oder du Schalk und fauler Knecht, (welchen Schrecken wird diese Ansprache erwecken!) wußtest du u.s.w., so hättest du sollen u.s.w., darum nehmet von ihm den Centner – werfet den unnützen Knecht in die äußerste Finsterniß hinaus, da wird sein Heulen und Zähnknirschen. Lasset uns täglich an diese Rechenschaft gedenken, und in demjenigen, was uns befohlen ist, treu sein.

Mel.: Alles ist an Gottes Segen.

1.
Reicher Gott! Dein sind die Gaben,
Die wir unterschiedlich haben,
Und Du forderst Rechenschaft;
Es sein ein Pfund, oder zehen,
Du siehst nur bei solchem Leben,
Ob der Knecht gewissenhaft.

2.
Du belohnest Fleiß und Treue
Und beschenkest auf das Neue,
Lobst selbst einen frommen Knecht.
Faulen Argwohn, Schalksgemüther
Strafst Du, und entziehst die Güter;
Und Dein Ausspruch bleibt gerecht.

3.
HErr, Dein lichtes Auge schauet,
Was mir Deine Hand vertrauet,
Was ich hab’, und wie ich bin.
Auch ein Pfündlein Deiner Gaben
Darf man nicht als schlecht vergraben;
Denn zum Wuchern lehnst Du hin.

4.
Menschen, die auf’s Aeuß’re sehen,
Können oft als klein verschmähen,
Was aus Gottes Schatz nicht klein.
Will der Knecht nur Treue üben,
So wird Glauben, Hoffen, Lieben
Schon ein großer Wucher sein.

5.
Laß mich, HErr, in meinem Leben
Nicht nach größern Gaben streben,
Mach’ mich nur im Kleinen treu,
Halt’ mich, wenn ich was gewinne,
Nur auch bei dem Knechtessinne,
Daß es Dir gewonnen sei.

6.
Wohl mir, wenn am Rechnungstage
Ich mit Danke und Demuth sage:
HErr, Dein Pfund hat das gethan,
Daß ich Dich darf gnädig sehen,
Ja, in Deine Freude gehen
Und noch Größ’res haben kann!

23. März. Morgen-Andacht.

Lasset uns halten an dem Bekenntniß der Hoffnung, und nicht wanken, denn Er ist treu, der sie verheißen hat.
Hebr. 10,23.

Hoffnung ist einem Menschen, so lange er auf der Erde lebt, zu seiner Zufriedenheit und Glückseligkeit höchst nöthig. Salomo sagt Pred. 4,1. und ff.: er habe bei dem Anblick des Drucks, den die Menschen auf Erden leiden müssen, den Schluß gemacht, der Stand eines Todten sei besser als der Stand eines Lebendigen, weil jener sein Leiden zurückgelegt habe, dieser aber noch darunter stehe; der aber noch nicht sei, und das Böse, das unter der Sonne geschieht, nicht inne werde, sei besser daran, als jene beiden. Er setzt hier voraus, daß die Summe des Leids auf Erden größer sei, als die Summe der Freude, und betrachtet den Menschen weder als fromm, noch als gottlos, weder als selig, noch als verdammt, sondern nur als nicht geboren, oder lebend, oder todt, da er dann den Schluß macht, daß derjenige, der nicht geboren sei, der glücklichste sei, weil das Leid unter der Sonne die Freude überwiege. Eben diese Wahrheit ist auch in den Worten Pauli 1 Kor. 15,19. enthalten. Hingegen gibt Salomo Pred. 9,4. in einer andern Absicht einem Lebendigen den Vorzug vor einem Todten, und sagt durch ein Sprichwort: ein lebendiger Hund ist besser als ein todter Löwe, gibt aber diesen Grund des Vorzugs an, daß bei einem Lebendigen Hoffnung sei. Um der Hoffnung willen ist’s also besser, man sei, als man sei nicht, es ist besser, man lebe, als man lebe nicht. Was verschafft aber diese Hoffnung? Nichts als die Erkenntniß Gottes, der alle Dinge regiert, und das Vertrauen auf Seine Güte. Soll aber die Hoffnung geradezu auf’s ewige Leben gerichtet sein, und ihren guten Grund haben, so ist der christliche Glaube dazu nötig. Die Heiden waren und sind ohne Hoffnung in der Welt, und bei gottlosen Christen, welche ihrer Religion nicht von Herzen ergeben und treu sind, sieht es auch so aus; wahre Christen aber zeichnen sich vor ihnen durch die Hoffnung aus, welche in ihnen ist, und haben diese Hoffnung der Religion zu danken, zu welcher sie sich von Herzen bekennen. Deßwegen hat Petrus, da er die Christen ermahnen wollte, den Inhalt der christlichen Religion einem Jeden, der ernstlich darnach frage, vorzulegen, sich 1 Petr. 3,15. so ausgedrückt: seid bereit zur Verantwortung Jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist. Er hat hier vorausgesetzt, daß glaubige Christen eine Religion haben, welche Hoffnung mache, und daß sie diese Hoffnung in sich selbst haben, und den Grund derselben angeben können. Auch hat Paulus Hebr. 10,23. geschrieben: lasset uns halten an dem Bekenntniß der Hoffnung, und nicht wanken, denn Er ist treu, der sie verheißen hat. Beide Apostel haben uns also ermahnt, diese Hoffnung, welche aus dem Glauben fließt, ohne Scheu und standhaft mit Worten und mit der Heiterkeit unsers Gemüths bei dem Leiden, ja auch bei der Annäherung des Todes zu bekennen. Paulus hat dabei die Versicherung gegeben, daß ein glaubiger Bekenner bei dieser Hoffnung nicht zu Schanden werde, weil derjenige Gott treu sei, der das gehoffte ewige Leben verheißen habe. Lasset uns also glauben, hoffen, bekennen, und treu sein, weil Gott treu ist.

Mel.: Es kostet viel ein Christ zu sein.

1.
Getreu ist Gott, und bleibt getreu.
Wie ich’s erfuhr, so rühm’ ich’s mit Vergnügen.
Er war und ist, wie Er sagt, daß Er sei,
Wenn Satan, Welt und unsere Herzen lügen.
Nur wer nicht glaubt, der wird an Ihm zu Spott.
Getreu ist Gott.

2.
Getreu ist Er, Er hat’s gethan:
Das that mein Herz nicht selbst, das ungetreue.
Daß ich geglaubt, und heute glauben kann,
Das ist von Ihm, und täglich auf das Neue.
Drum sing’ ich Ihm, und sing’ Ihm immer mehr:
Getreu ist Er.

3.
Er wird es thun, ich zweifle nicht,
Der Ewige that stets, wie Er verheißen;
Und da mein Herz mir nichts von mir verspricht,
Gilt mir Sein Wort: Ich lasse euch nicht Waisen.
Ich darf getrost in Gottes Treue ruh’n,
Er wird es thun.

23. März. Abend-Andacht.

Ich richte mich selbst nicht, der HErr aber ist’s, der mich richtet.
1 Kor. 4,3.4.

Bei den Korinthern wurde die Frage aufgeworfen, ob Paulus oder Kephas, oder Apollo der theuerste Mann Gottes sei, und die Beantwortung dieser Frage trennte die Gemeinde in verschiedene Parteien. Paulus sahe den Schaden, der ihr aus dieser Trennung erwachsen war, und gab sich deßwegen Mühe, sie wieder zu vereinigen. Aber wie? durch Verkleinerung Anderer, und Erhebung seiner selbst? Nein; dafür, sagte er, halte uns Jedermann, nämlich für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse, nun suchet man nicht mehr an den Haushaltern, denn daß sie treu erfunden werden, V. 1.2. Mehrere, ja alle Diener Gottes kommen in Ansehung ihres Berufs und ihrer Bestimmung mit einander überein, aber in Ansehung ihrer Gaben und ihrer inneren Vorzüge nicht; jedem liegt aber ob, daß er mit seinen anvertrauten Talenten wuchere für den HErrn, der ihn gedungen hat. Aber das Maß der Treue, oder die inneren Vorzüge des einen gegen den andern bestimmen, das ist etwas, das nicht Menschen, sondern Gott allein, der Herzen und Nieren prüfen kann, Ps. 7,10., zusteht. Paulus wollte deßwegen nicht sich selbst richten, keine genaue Vergleichung zwischen sich und Andern anstellen, nicht seine Verdienste gegen die Verdienste Anderer abwägen. Er konnte zwar von sich sagen, daß ihm Barmherzigkeit widerfahren sei (1 Tim. 1,13.), er war also seines Gnadenstandes gewiß, er konnte sich sogar, wenn sein Apostolisches Amt angefochten wurde, mit aller Freimüthigkeit in die Reihe der hohen Apostel setzen, und seiner Leiden, die ihm die Verkündigung des Evangeliums zugezogen, und seiner göttlichen Offenbarungen rühmen (2 Kor. 11.). Er wußte, daß er auch bei dem größten Theil der korinthischen Christen bei einer Untersuchung seiner Verdienste nichts verlieren würde, und daß er vor einem jeden menschlichen Gerichtstag bestehen könne. Aber dadurch, sagt er, bin ich doch nicht gerechtfertigt. Das höchste und allein gültige Urtheil ist dadurch noch nicht über mich gefällt. Ich will mich nicht selbst richten, richtet auch ihr nicht vor der Zeit, der HErr ist’s aber, der mich richtet. Der Beifall der Menschen war also durchaus nicht der Zweck seiner Handlungen, weil dieser doch nicht den Werth derselben entscheidet, auch setzte er sich selbst nicht zum Richter über Andere, weil er dieß für einen Eingriff in die Rechte Gottes hielt, die außer Ihm Niemand ausüben konnte. Aber das war sein Augenmerk, daß er in seinem Beruf alle mögliche Treue bewies, um sich mit heiterer Zufriedenheit dem gerechten und gnädigen Urtheil Gottes überlassen zu können. Wer sich rühmen will, der rühme sich des HErrn, denn darum ist Einer nicht tüchtig, daß er sich selbst lobet, sondern daß ihn der HErr lobet, 2 Kor. 10,17.18. Und das muß überhaupt das Augenmerk des Christen sein, daß er von dem HErrn gelobet werden möchte. Den Beifall der Menschen betrachtet er immer für eine zufällige Nebensache, und durchaus nicht für den Zweck seines Daseins und seiner Bemühungen. Treue ist er seinem Gott schuldig, und das Bewußtsein, diese ausgeübt zu haben, macht ihn unabhängig von dem Tadel oder Lob der Menschen; er wartet ruhig auf den Tag, da der HErr einem Jeglichen geben wird nach seinen Werken, Röm. 2,6.

Mel.: HErr Jesu Christ, mein’s etc.

1.
Ich bin mein eig’ner Richter nicht,
Der HErr ist’s, dieser hält Gericht;
Auf Den hab’ ich allein zu seh’n,
Wie ich vor Ihm einst will besteh’n.

2.
Wenn auch mein Herz mir zeugen kann,
Daß ich nach meiner Pflicht gethan,
So weiß ich, daß ich doch hierin
Noch nicht gerecht gesprochen bin.

3.
Ich trachte nur, daß ich getreu
Und meinem HErrn gefällig sei;
Fehl’ ich, so hat mein HErr Geduld,
Ich bin getrost auf Seine Huld.

4.
So fürcht’ ich keinen Menschentag,
Weil dieser mich nicht richten mag;
Für ein Geringes achte ich,
Man lobe oder schelte mich.

5.
O Geist des HErrn, bereite Du
Mich nur auf Christi Zukunft zu,
Daß ich an Seinem Tag alsdann
Getreu erfunden werden kann!

6.
Ihm sind die Herzen selbst bekannt;
Er hat das Recht in Seiner Hand;
Er ist’s der Jeglichem vergilt,
Den Guten lobt, den Bösen schilt.

7.
Kennst Du mich, HErr, als Deinen Knecht,
So hab’ ich schon durch Dich ein Recht,
Daß Deine Zukunft mich erfreut
In Deiner großen Herrlichkeit!

24. März. Morgen-Andacht.

Wir sind durch Sein Blut gerecht worden.
Röm. 5,9.

Paulus lehrt in seinen Briefen, daß wir ohne eigenes Verdienst aus der Gnade Gottes durch die Erlösung, die durch Christum geschehen ist, gerecht werden, daß wir durch den Gehorsam Christi gerecht werden, daß wir in Ihm die Gerechtigkeit werden, die vor Gott gilt, daß Er uns zur Gerechtigkeit gemacht sei, daß wir ohne des Gesetzes Werke allein durch den Glauben gerecht werden, und, daß der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet werde; Röm. 5,9. aber sagt er von sich und allen Glaubigen: wir sind durch’s Blut Christi gerecht worden. Dieses Alles muß man nun zusammen fassen, und Sein Blut hiebei nicht ohne Seinen Gehorsam und Seine ganze Erlösung, Seine Erlösung aber nicht ohne Ihn selber, Ihn selber aber nicht ohne die Gnade, die Gnade aber nicht ohne den Glauben betrachten, wenn man die Rechtfertigung eines Sünders vor Gott recht verstehen und hoch schätzen will. Welch’ ein großes Gut muß aber diese Rechtfertigung sein, weil sie aus Christo und Seinem vergossenen Blut hergeleitet wird. Es ist nicht recht, wenn man mit seinem Bestreben, fromm zu werden, gleichsam in’s weite Feld hinein kommt, und nirgends einen Ruheplatz findet, außer bei der Vollendung der Heiligung, welche in diesem Leben nicht erreicht wird. Es gibt aber einen solchen Ruheplatz schon in diesem Leben, durch den doch das Bestreben nach dem Wachsthum in der Heiligung, und das Verlangen nach der himmlischen Heimath nicht gedämpft wird. Dieser Ruheplatz aber ist die Rechtfertigung, denn nun wir den sind gerecht worden, sagt Paulus Röm. 5,1., durch den Glauben, so haben wir Friede mit Gott durch unsern HErrn Jesum Christ. Diejenigen sind aber gerecht worden, denen die Ungerechtigkeiten vergeben sind, denen ihre Sünden bedeckt sind, und denen Gott keine Sünde zurechnet (Röm. 4,7.8.). Wen Gott gerecht macht, den kann Niemand verdammen (Röm. 8,33.34.), diese Gnade aber erlangt man, so bald der Glaube an Jesum als den Heiland der Welt in dem Herzen durch das Evangelium gewirkt ist, und man bewahrt sie, so lange man im Glauben bleibt, welches aber bei der Wachsamkeit über sich selbst, bei dem Anhalten im Gebet, und bei dem beständigen Aufmerken auf das Evangelium bis an’s Ende des Lebens geschehen soll. Ein Gerechtfertigter hat also schon etwas Großes gewonnen. Er hat sich nicht selber nach der Weise der Pharisäer gerechtfertigt, denn hiemit hätte er sich selber betrogen; er hat auch seine Rechtfertigung nicht bei Menschen gesucht, und in ihrem Lob zu finden gemeint: sondern Gott selber hat ihn um Seines Sohnes willen gerechtfertigt, oder Seine Gnade zu ihm gewandt. Siehet er also über sich, so weiß er, daß er gesichert sei, und der Zorn des höchsten Gottes nicht mehr über ihm schwebe. Siehet er rückwärts auf die vergangene Zeit, so kann er zwar seine begangenen Sünden nicht ungeschehen machen, und auch nicht leugnen; er weiß aber, daß sie vergeben, bedeckt, und gleichsam in die Tiefe des Meeres geworfen seien. Siehet er aber vorwärts, so darf er sich der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit rühmen, die Gott geben will. Der Gnadenstand eines Gerechtfertigten ist also etwas sehr Wichtiges und Kostbares. Es ist nöthig, daß man sich desselben bewußt sei, und ihn bis an’s Ende bewahre. Das Blut Jesu ist für uns und für Viele zur Vergebung der Sünden vergossen worden, weil der Heiland damals die Welt mit Gott versöhnt hat, und aus dieser Versöhnung die Vergebung der Sünden, das ist die Rechtfertigung des Sünders fließt.

Mel.: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’.

1.
Ich bin ein Sünder, mich verklagt
Das Wort und mein Gewissen.
Das Wort und mein Gewissen sagt,
Ich sollte ewig büßen.
Was rettet mich in dieser Pein?
Dein Blut, HErr Christe, macht uns rein
Von allen unsern Sünden.

2.
Der Gräu’l der Sünden ist so groß,
Und treibt mich in die Enge,
Und wär’ ich großen Frevels los,
So schreckt der Lüste Menge.
Gerecht werd’ ich durch dieß allein:
Das Blut des Gottessohns macht rein
Von allen unsern Sünden.

3.
O Jesu, welch’ ein kostbar Gut,
Wovon die Herzen leben!
Dir will ich für Dein Wort und Blut
Dank, Ruhm und Ehre geben.
Im Himmel soll mein Loblied sein:
Ich bin im Blute Jesu rein
Von allen meinen Sünden.

24. März. Abend-Andacht.

Christus in euch ist die Hoffnung der Herrlichkeit.
Kol. 1,27.

Als den Heiden zur Zeit des Apostels Pauli die Gnade widerfuhr, daß sie mit den heiligen Israeliten Bürger im Reich Gottes wurden, so wunderte sich Jedermann darüber. Man wußte zwar wohl aus den Schriften der alten Propheten, daß sich Gott im Neuen Testament mit Gnade zu den Heiden wenden werde, daß aber diese Gnade so reich sei, und eine völlige Gleichheit der geistlichen Rechte zwischen Israeliten und Heiden daraus entstehen werde, hatte vorher Niemand gedacht, wie Paulus selber Eph. 3,4.5. Kol. 1,26.27. andeutet. Er faßt aber Kol. 1,27. den herrlichen Reichthum dieses Geheimnisses, das ist Alles, was man von der großen, reichen, hohen und herrlichen Gnade, die den Heiden widerfahren sei, predigen konnte, darin zusammen, daß er sagt: Christus in ihnen sei die Hoffnung der Herrlichkeit. Wenn man also einen bekehrten Heiden sahe, so konnte man sagen: dieser war ehemals ein Götzendiener, ein unreiner Mensch, und wälzte sich in gräulichen Lastern, welche der Götzendienst nicht nur erlaubte, sondern wozu derselbe auch reizte; nun ist Christus in ihm, nun wohnt Christus durch den Glauben in seinem Herzen. Welche Gnade ist das, daß Christus sich nicht schämt, so unreine Menschen (dergleichen zwar alle Sünder sind) zu seinen Tempeln zu machen, und in ihnen zu wohnen. Der Tempel zu Jerusalem wurde ehemals für heilig gehalten; er bestand aber aus Holz, Steinen und Gold, und hatte keine innerliche oder wesentliche Heiligkeit. Er war also heilig wegen dessen, der darin wohnte und Sich darin offenbarte. Eben so verhält es sich auch mit den Menschen. Paulus nennt die Christen zu Kolossen Heilige, K. 1,2.12.22. Sie hatten aber so wenig als wir eine natürliche Heiligkeit, sondern waren heilig, wegen des heiligen Sohnes Gottes, der in ihnen wohnte. Der Tempel Gottes ist heilig, sagt Paulus zu den Korinthern 1 Kor. 3,17., und der seid ihr.

Ist nun Christus auch in uns, so ist Er uns die Hoffnung der Herrlichkeit; denn obschon Sein Tempel auf Erden nach seiner äußerlichen Seite schwach, schlecht, zerbrechlich, ja häßlich aussieht, so wird’s doch nicht ewiglich so währen, sondern Seine Herrlichkeit wird ihn einmal ganz durchdringen und aus ihm herausleuchten. Wenn Christus, das innerliche und geheime Leben der Heiligen, in denen Er wohnt, offenbaret werden wird, so werden auch sie mit Ihm offenbar werden in der Herrlichkeit, Kol. 3,4. Sie werden Ihm gleich werden, denn sie werden Ihn sehen, wie Er ist, 1 Joh. 3,2., und auch ihre Leiber werden Seinem verklärten Leibe ähnlich werden, Phil. 3,21.

Lasset uns hiebei an die Ermahnung Pauli 2 Kor. 13,5. gedenken: versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seid: prüfet euch selbst. Oder erkennet ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Es sei denn daß ihr untüchtig (verwerflich) seid. Ist die Seele immer ihr selber überlassen, fühlt sie sich immer leer, ist’s lauter Zwang, den sie sich selber anthun muß, wenn sie Gutes denken, reden und thun soll, so ist Jesus Christus noch nicht ihr. Sie muß also sehnlich bitten, daß Er komme, und Wohnung bei ihr mache.

Mel.: Nun ruhen alle Wälder.

1.
In mancherlei Beschwerden
Der jammervollen Erden
Beruhigt sich der Christ;
Denn wird es täglich schlimmer,
So freut doch dieß ihn immer,
Daß Christus seine Hoffnung ist.

2.
Er muß in bösen Zeiten
Mit Welt und Teufel streiten,
Er aber bleibt getreu;
Ja, geht es bis zum Blute,
So bleibt ihm dieß zu Gute
Daß Christus seine Hoffnung sei.

3.
Hier deckt man ihn mit Staube,
Heißt’s Einfalt, daß er glaube,
Sieht ihm nichts Herrlich’s an;
Doch Christus ist von innen,
Verdeckt vor eitlen Sinnen,
Und seine Hoffnung ist kein Wahn.

4.
Er weiß, weß er sich rühme,
Denn Christus ist in ihme
Schon hier noch in der Zeit;
Doch wenn die Zeit verloffen,
Darf er noch Größ’res hoffen,
Den Theil an Christi Herrlichkeit.

5.
Herz, bleib’ auf deinem Grunde,
Hoff’ in der bösen Stunde;
Du has ein festes Wort;
Hier sind die Kummertage,
Dort, dort ist keine Plage,
Die Herrlichkeit erlangt man dort.

6.
Wie wird aus fauler Erden
Der Leib so herrlich werden,
Wie wird die Seele sein,
Verherrlicht in dem Lichte
Von Gottes Angesichte
Und von des Lammes Sonnenschein!

25. März. Morgen-Andacht.

Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet, so erbarmet sich der HErr übe die, so Ihn fürchten.
Ps. 103,13.

Indem sich Gott in Seinem Wort mit einem Vater vergleicht, ja den Namen Vater Sich selber beilegt, so hat Er uns auch dadurch einen Weg zur Erkenntniß Seiner bahnen wollen, weil doch bekannt genug ist, was ein Vater und ein väterliches Herz unter den Menschen sei. Nun ist zwar ein Vater, dergleichen einer Eli war, kein ächtes Bild des himmlischen Vaters, auch ist ein tyrannischer Vater, der seine Kinder erbittert und muthlos macht, kein solches Bild: aber ein treuer Vater, der mit Weisheit, Treue und Geduld, mit Gelindigkeit und heilsamer Strenge für seiner Kinder Heil besorgt ist, kann ein solches Bild heißen; wiewohl wir doch an die Rede Christi Matth. 7,11. und Luk. 11,13. gedenken sollen, in welcher Er alle irdischen Väter arge Menschen heißt, und ihnen den Vater im Himmel unendlich weit vorzieht. Was ist aber die vornehmste Eigenschaft eines väterlichen Herzens? Dieses ist’s, daß sich ein Vater über seine Kinder erbarmet; da denn David sagt: eben so erbarmt sich der HErr über die, so Ihn fürchten. Diese Erbarmung wird Ps. 103. ausführlich erklärt. Der HErr siehet bei denselben die Sünden als Sünden an, und liebt die Missethaten nicht; wenn aber der Mensch zur Gottesfurcht umkehrt, so vergibt Er, so heilet Er die Gebrechen. Er züchtiget zwar, hingegen handelt Er nicht mit uns nach unsern Sünden, und vergilt uns nicht nach unserer Missethat. Versuchungen und Kreuz verhängt Er so über uns, daß Er dabei unsere Schwachheit in die Rechnung nimmt. Er kennet, was für ein Gemächt wir sind, Er denket daran, daß wir Staub sind. Seine Gnade währet länger als unser Leben, sie währet auf Kindeskinder hinaus, sie währet ewig. Dieses heißt väterlich gehandelt. Wer sollte nicht einer solchen Behandlung froh sein? Fürchten muß man aber den HErrn, wenn man eine solche Behandlung genießen will; denn wer freventlich sündigt, wer Seine Güte mißbraucht, wer Seine Worte hinter sich wirft, wird nach den strengen Rechten des Gesetzes, worin sich Gott als ein starker eifriger Gott, und als der allerhöchste HErr über Alles offenbaret, gerichtet und gestraft. Hier gibt’s einen Zorn, hier gibt’s Feuerflammen, hier gibt’s ein ewiges Verderben. Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes fallen. So wollen wir denn in der Furcht Gottes wandeln, und heute nichts reden oder thun, welches unserm Nächsten den Anlaß geben könnte, zu uns zu sagen: und du fürchtest dich auch nicht vor Gott. Die Furcht des HErrn ist der Weisheit Anfang. Die Furcht des HErrn hasset das Arge, die Hoffart, den Hochmuth, und bösen Weg, Spr. Sal. 8,13. Gleichwie der Vatername Gottes ein kindliches Vertrauen bei uns erwecken soll, also soll der Name HErr (Jehovah) uns in eine tiefe Ehrfurcht setzen. Gott ist allein derjenige, der ist, und der war, und der sein wird. Wir aber haben unser schwaches Wesen Seinem Willen zu danken. Er bleibet wie Er ist, wir vergehen. Auch Seine Gerechtigkeit ist unveränderlich. Weil wir nun denjenigen als Vater anrufen, der als der Ewige und Unveränderliche ohne Ansehen der Person richtet nach eines Jeglichen Werk, so sollen wir unsern Wandel, so lange wir hier wallen, mit Furcht führen, 1 Petr. 1,17.

Mel.: Von Gott will ich etc.

1.
Gott, Deine Vaterliebe
Bleibt unveränderlich;
Die väterlichen Triebe
Der Menschen ändern sich;
Du bleibest, wie Du bist,
Du liebst schon in der Wiegen,
Du liebst in letzten Zügen,
Bis man im Himmel ist.

2.
Erst liegt man Dir in Armen
Als ein unmächtig Kind,
Das nur in dem Erbarmen
Des Vaters Alles find’t.
Verliert sich dann ein Sohn,
So darf er doch mit Weinen
Bei’m Vater noch erscheinen;
Denn diesen jammert schon.

3.
Nicht nach der Sünden Menge
Setzt Er uns Streiche an,
Wir sind nicht nach der Strenge
Gesetzen unterthan,
Weil wir nicht Knechte sind;
Und ob wir Nichts erwerben,
Läßt Er uns dennoch erben;
Der Vater liebt Sein Kind.

4.
Um was wir kindlich flehen,
Auch selbst um Seinen Geist,
Das läßt Er uns geschehen,
Daß es erbarmet heißt.
O Ruhm der höchsten Treu’.
O Gnade gegen Sündern!
Mach’, Vater, von uns Kindern
Dein Lob im Himmel neu.

25. März. Abend-Andacht.

So Du willst, HErr, Sünde zurechnen: HErr, wer wird bestehen?
Ps. 130,3.

Wenn ein Mensch aus der Tiefe zu dem HErrn ruft, wie im Anfang dieses Psalms gesagt wird, und ihm Gott bei einer innerlichen oder äußerlichen Noth die Augen geöffnet hat, so erkennt er, daß wenn der HErr Sünde zurechnen will, Niemand vor Ihm, dem HErrn, bestehen könne. Er ist heilig, allwissend, und hat eine große Macht. Wenn Er Sünde zurechnet, so kann Er mit zeitlichem Unglück und mit der Hölle strafen. Wer kann alsdann vor Ihm bestehen? Niemand kann’s. Ein Jeder wird zu Schanden und muß vergehen.

Und doch gibt es blinde und stolze Leute genug, die mit ihren Sünden, deren sie wenige begangen zu haben meinen, vor Gott bestehen wollen. Weil sie gelind von sich denken, so meinen sie, Gott denke auch so von ihnen. Weil sie das Gesetz verkehrt auslegen, so meinen sie, Gott habe es auch in diesem leichten und seichten Sinn gegeben. Weil sie unter den Menschen Lob und Achtung genießen, so bilden sie sich ein, sie werden in Gottes Gericht auch gut durchkommen. Ihre Tugenden und gottesdienstlichen Uebungen, welche doch nicht rechter Art sind, rechnen sie hoch an: ihre Vergehungen und Fehler aber halten sie für Kleinigkeiten; als ob sie das HErrn Sinn erkannt hätten, und wüßten, wie der große und heilige Gott sie und andere Menschen richten werde. Solche Leute werden bestützt und zu Schanden werden, wenn sie am Tage der Heimsuchung und des Gerichts werden inne werden, daß Gottes Gedanken gar anders seien, als ihre Gedanken, daß Sein Gericht gar anders ausfalle, als sie sich eingebildet haben, daß vor Ihm ihre Spinnewebe nicht zu Kleidern, und ihr Gewirk nicht zur Decke tauge (Jes. 59,6.), daß ihr ganzes Thun, weil es nicht aus der rechten Quelle geflossen, verwerflich sei, und sie nach Seinem Urtheil elend, arm, jämmerlich, blind und blos seien. Was ist nun zu thun? Man rufe aus der Tiefe zum HErrn. Man bitte um Vergebung und Gnade. Wie aber? Wenn der Betende derselben nicht alsbald vergewissert wird? Alsdann soll er sagen: ich harre des HErrn, meine Seele harret, meine Seele wartet auf den HErrn von einer Morgenwache bis zur andern. Was hat er für einen Grund, zu harren und zu warten? Das Wort Gottes, weßwegen er sagen soll: ich hoffe auf Sein Wort. Was soll er aber thun, wenn er Gnade erlangt hat? Er soll den HErrn fürchten, denn bei Ihm ist die Vergebung, daß man Ihn fürchte. Man fürchtet Ihn alsdann freilich nicht mehr so, wie ein Sclave, der ein böses Gewissen hat, seinen strengen HErrn fürchtet, sondern man fürchtet Ihn als einen Gott, bei dem viel Vergebung ist, und vor dessen Augen man Gnade und Friede gefunden hat. Man fürchtet Ihn aber, man verehrt Ihn, man ist Ihm unterthänig, damit man Seine Gnade nicht wieder verscherze, und das Schicksal jenes Knechts nicht erfahre, dem zehntausend Pfunde geschenkt worden waren, und dem hernach diese ganze schon geschenkte Schuld wieder aufgerechnet wurde, weil er seinem Mitknecht nicht vergab. Dank und Lob sei also unserm Erlöser, daß Er uns den Zugang zur Gnade erworben, und den Weg zum ewigen Leben eröffnet hat.

Mel.: HErr Jesu, Gnadensonne.

1.
HErr! rechnest Du die Sünden,
Wer wird vor Dir besteh’n,
Wer wird ein Mittel finden,
Sich ungestraft zu seh’n?
Dein Ausspruch bleibt ganz richtig,
Des Menschen Ausflucht nichtig;
wer kann dem Zorn entgeh’n?

2.
Du zählest zu Verbrechen
Auch eine böse Lust;
Was wir im Herzen sprechen
Und was uns nicht bewußt,
Das zeigst Du in dem Lichte,
Weil Du in dem Gerichte
Doch Recht behalten mußt.

3.
HErr! wenn ich dieß bedenke,
So bebt das Herz in mir,
Und wo ich es hinlenke,
So steht es bloß vor Dir;
Bei solchen Schuldensummen
Muß aller Mund verstummen;
Wo ist ein Bürge hier?

4.
Du, Jesu, bist der Eine,
Du machst uns wieder Muth,
Du zahltest ganz alleine
Mit Deinem Gottesblut,
Dein Tod, den Du erduldet,
Macht das, was wir verschuldet,
Vor Gott vollkommen gut.

5.
Ach Gott, sieh nicht mich Armen,
Sieh Jesum für mich an,
Und rechne aus Erbarmen
Mir zu, was Er gethan;
So wirst Du statt der Sünden
In Ihm gerecht mich finden,
Daß ich bestehen kann!

26. März. Morgen-Andacht.

Da wir todt waren in Sünden, hat uns Gott sammt Christo lebendig gemacht.
Eph. 2,5.

Ein Todter hat keine Empfindung, und keine Bewegung von innen heraus. Wer in Sünden todt ist, hat also keine Empfindung der Gnade Gottes, keinen Genuß des Friedens Gottes, kein Gefühl der Liebe und Freundlichkeit Jesu Christi. Was Paulus Hebr. 6,4. von den Erleuchteten sagt, daß sie die himmlische Gabe des Leibes und Blutes Christi, und das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt schmecken, ist ihm gänzlich unbekannt. Zwar kann ein solcher geistlich todter Mensch die verdammende Kraft des Gesetzes zuweilen empfinden, auch kann er göttliche Gnadenzüge oder gute Rührungen zuweilen fühlen: allein diese Empfindungen sind nicht diejenigen, die ein geistliches Leben beweisen. Sie beweisen nur, daß der Mensch der Bekehrung fähig, nicht aber, daß er bekehrt sei. Ein geistlich Todter hat aber auch keine geistliche Bewegung von innen heraus. Der Heilige Geist treibet ihn nicht. Wenn seine Natur durch’s Gesetz oder von Menschen zu etwas, das einem Gottesdienst gleich sieht, getrieben wird, so ist sie unlustig, und läßt bald wieder nach. Er weiß nicht, was die ewig bleibende Liebe zu Jesu, das Anhangen an Ihm, die wahre Andacht im Gebet, das Nachjagen, wovon Paulus Phil. 3,14. und Hebr. 12,14. redet, die Luft abzuscheiden und bei Christo zu sein, und das Warten auf die Zukunft Jesu sei. Bei aller amtlichen, häuslichen und anderen Geschäftigkeit bleibt er in Ansehung seines Seelenzustandes gleichsam auf einer Stelle, stehet den ganzen Tag auf dem Markt der Welt müßig, und wird dem Ziel der Seligkeit um keinen Schritt näher gerückt.

Wie soll nun einem solchen geistlich Todten werden? Menschengebote, Weltweisheit und äußerliche Zucht machen keinen Todten lebendig. Leben kann Niemand geben als Gott, welcher Ps. 19. die lebendige Quelle, oder die Quelle des Lebens heißt. Er thut’s freilich durch Sein Wort, aber so, daß mit demselben eine Kraft von Ihm ausgeht. Wir wissen aber aus dem Evangelio, daß der himmlische Vater den Sünder, indem Er ihn lebendig macht, zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christo durch den Heil. Geist bringt, deßwegen schrieb Paulus: Gott hat uns sammt Christo lebendig gemacht, das ist, Er hat uns, da Er uns zu Christo zog, und wir uns an Christo freiwillig ergaben, etwas von dem Leben geschenkt, das Er Christo bei Seiner Auferweckung gegeben hat. Glaubige leben also von dem Leben Christi, gleichwie Reben von dem Saft des Weinstocks grünen, da dann freilich ein geistliches Zunehmen statt hat, bis endlich Gott Alles in Allen sein wird.

Wir sollen uns prüfen, ob wir nicht den Namen haben, daß wir leben, und doch todt seien, Offenb. Joh. 3,1. Es gibt heut zu Tage viele scheinbare Tugendbilder, die inwendig todt sind, und es sind viele Anstalten und Bücher so eingerichtet, auch ist die Auferziehung vieler Kinder so beschaffen, daß solche todte Tugendbilder entstehen können. Freilich sind auch solche Tugendbilder, wenn man sie in der Nähe besieht, nicht so fein, als sie in der Ferne zu sein scheinen; wie denn auch der Bischof zu Sarden, ungeachtet seines guten Namens, Offenb. 3,2. wegen der Unterlassungs-Sünden, und V. 4. auch nicht undeutlich deßwegen, weil er seine Kleider, das ist seine Natur, durch Begehungssünden befleckt hatte, bestraft wird. Es seien aber solche Tugendbilder so fein, als sie wollen, so sind sie verwerflich, wenn sie kein Leben aus Gott in sich haben. Ein todtes bild taugt nicht in den Himmel.

Mel.: Die lieblichen Blicke, die Jesus etc.

1.
Gott hat uns sammt Christo lebendig gemacht.
Das letzte Verderben
Der Sünder ist Sterben;
Nun sind wir sammt Christo zum Tode gebracht,
Und leben sammt Ihm.
Es lobe und rühm’,
Wer lebet und glaubt
An Jesum, das Haupt.

2.
Das konnte die Liebe des Vaters nur thun,
Uns Todten zum Leben
Den Heiland zu geben,
Der gab sich zum Tode,
doch lebet Er nun.
Wir leben in Ihm.
Es lobe und rühm’,
Wer lebend gemacht,
Mit JEsu erwacht.

3.
Lebendiger Heiland, ach bring’ uns zu Dir.
Jetzt stirbst Du nicht wieder;
Belebe die Glieder,
Erweck’ sie, sie danken als selig dafür.
Wir leben vor Ihm,
Man lobe und rühm’
In himmlischem Ton
Den Vater und Sohn.

26. März. Abend-Andacht.

Wartet auf die Barmherzigkeit unseres HErrn Jesu Christi.
Jud. 21.

Paulus sagte 1 Tim. 1,16.: mir ist Barmherzigkeit widerfahren. Eben dieses konnten Timotheus und Titus rühmen, und doch wünscht er diesen Gnade, Barmherzigkeit und Friede. Wem also Barmherzigkeit widerfahren ist, dem kann man wünschen, daß sie ihm noch weiter widerfahre. Deßwegen wünschte auch Judas den Glaubigen, an die er schrieb: Gott gebe euch viel Barmherzigkeit und Friede, V. 2., und Paulus wünschte 2 Tim. 1,16.: der HErr gebe Barmherzigkeit dem Hause Onesiphori. Barmherzigkeit ist die Quelle aller Wohlthaten Gottes, sie mögen leiblich oder geistlich, zeitlich oder ewig heißen. Es ist Barmherzigkeit, wenn Gott einen Menschen aus seiner Mutter Leibe zieht, wenn er seinen Odem bewahret, und ihm die Nothdurft seines Leibes und Lebens bescheeret. Es ist aber eine noch größere Barmherzigkeit, wenn er den Sünder beruf, Buße und Glauben in ihm wirkt, ihm seine Sünden vergibt, und ihn als Sein Kind annimmt. Wer bis dahin gekommen ist, kann in eben dem Sinn sagen: mir ist Barmherzigkeit widerfahren, in welchem Paulus es von sich gesagt hat. Aber nun darf er auch nach der Anweisung des Apostels Judas V. 21. warten auf die Barmherzigkeit unseres HErrn Jesu Christi, wie sie sich noch weiter an ihm offenbaren will. Wenn Gott Sein Werk, das Er in der Seele angefangen hat, mit großer Geduld, Treue und Weisheit fortführet, wenn Er sie vollbereitet, stärkt, kräftiget und gründet, folglich in der Heiligung weiter führet, wenn Er dem Gerechten die täglichen Fehltritte vergibt, ihn lehrt, züchtigt und tröstet, endlich aber zu einem seligen Hingang in die himmlische Heimath geschickt macht, seine Seele in diese Heimath wirklich aufnimmt, den Leib nach seiner Grabesruhe zum ewigen Leben aufweckt, und endlich dem ganzen Menschen Seines Vaters Reich als ein Erbe schenkt, so ist dieses eine fortgesetzte Erweisung der Barmherzigkeit. Ja alle Freuden, welche die Auserwählten auch nach dem jüngsten Tage in die ewige Ewigkeit und ohne Ende genießen werden, werden beständige Ausflüsse der unveränderlichen und unerschöpflichen Barmherzigkeit Gottes sein. Die Barmherzigkeit schließt alles Verdienst im eigentlichen Verstand aus. Es wäre thöricht, wenn man behaupten wollte, daß irgend ein Geschöpf, sollte es auch der vornehmste Engel sein, den Schöpfer in eine Verbindlichkeit gegen sich setzen könne; denn dieser sagt Hiob 41,2.: wer hat Mir was zuvor gethan, daß Ich’s ihm vergelte? Es ist Mein, was unter allen Himmeln ist. Wie viel weniger wird Gott dem Menschen, der ein Sünder ist, etwas zu vergelten schuldig sein. Nicht alle Geschäfte sind elend, alle aber sind sehr gering und klein vor Gott. Gott bedarf keines Dings, und hat das Leben in Sich selber, alle Dinge aber bedürfen Seiner in jedem Augenblick. Gott ist allein gut, allein weise, allein mächtig, wie die heilige Schrift sagt, alle Geschöpfe haben ihr Gutes von Ihm. Diese könnten nach vielen Veränderungen, die mit ihnen vorgehen, wieder Nichts werden, wenn Gott es haben wollte, ja sie müßten jeden Augenblick Nichts werden, wenn Gott sie nicht immer mit Seinem kräftigen Wort trüge: aber Gott ist Jehovah, der ist, und der war, und der sein wird, der Ewige, welcher bleibet, wie Er ist, und dessen Jahre kein Ende nehmen. HErr, laß mir Deine Barmherzigkeit widerfahren, daß ich (ewiglich) lebe; denn ich habe Lust zu Deinem Gesetz. Ps. 119,77.

Mel.: Meine Armuth macht etc.

1.
Jesu! Du trugst mit uns Armen
Schon Erbarmen,
Eh die Welt gegründet ward;
Und da Du im Fleisch erschienen
Zum Versühnen,
Hast Du das geoffenbart.

2.
Du hast unsre vielen Plagen
Selbst getragen,
Machtest von dem Elend frei,
Hast ein Himmelreich gepredigt,
Hast erledigt
Von des Teufels Tyrannei.

3.
Du hast selbst Dich hingegeben
Uns zum Leben,
Wardst als wie ein Lamm geschlacht’t;
Hast, da Du von Todesbanden
Auferstanden,
Uns das Leben wiederbracht.

4.
Das heißt herzliches Erbarmen
Gegen Armen!
Ja, es währt noch Deine Huld,
Wenn Du wirst vom Kreis der Erden
Richter werden,
Rechnest Du nicht unsre Schuld.

5.
Jetzt in meinen Glaubenstagen
Darf ich sagen:
Ich hab’ auch Barmherzigkeit,
Mir ist meine Schuld vergeben,
Und ein Leben
Mir in Jesu zubereit’t.

6.
Nun, so gib mir, mein Erbarmer,
Daß ich Armer
Dir kann recht entgegen seh’n,
Und aus meines Grabes Kammer,
Frei von Jammer,
Einst zum Leben aufersteh’n!

27. März. Morgen-Andacht.

So spricht der HErr: nun sollen die Gefangenen dem Riesen genommen werden, und der Raub des Starken los werden.
Jes. 49,25.

Gott redet in dem 49. Kapitel Jesaiä von der noch zukünftigen Bekehrung, Begnadigung und Versammlung der Israeliten, und leitet dieselbe aus der Erlösung Seines Sohnes Jesu Christi her, welcher sogar auch in Seinem Lehramt auf Erden, ungeachtet Er die Frucht davon eine Zeit lang nicht gesehen, den Grund dazu gelegt habe, V. 1-8. Indem aber der HErr das große Heil beschreibt, das Er Seinem Volk Israel erzeigen wolle, so redet Er auch von einem Riesen, oder Starken, dem der Raub genommen, und von einem Gerechten und fürchterlichen Feind, dessen Gefangene los werden sollen. Wer ist nun der Riese, und der Gerechte, und der Starke, dessen V. 24.25. Meldung geschieht? Entweder ist dieser Riese der Antichrist, das Thier aus dem Abgrund, das Haupt über große Lande, der König, der sich wider Alles, das Gott ist, erhebt und aufwirft, und Sein sich bekehrendes Volk wird verderben und verschlingen wollen, oder er ist der Drache, die alte Schlange, das ist der Teufel, der jenem Thier seine Kraft und seinen Stuhl und große Macht gibt, und überhaupt als ein Feind Gottes in der Finsterniß dieser Welt herrscht. Der Teufel ist freilich vornämlich ein Riese oder ein Starker, wie ihn denn auch der HErr Jesus einen starken Gewaffneten genennet hat. Er hat, ob er schon mit Ketten der Finsterniß gebunden ist, noch von der Schöpfung her eine große Stärke in seiner Natur, mit welcher er, wo es Gott zuläßt, großen Schaden thun kann. Er ist der Arge, wie er denn mehrmals im Neuen Testament so genannt wird, und doch wird er V. 24. der Gerechte genennet; weil er in Ansehung der Menschen sich auf dasjenige Recht berufen kann, dessen Petrus 2 Petr. 2,19. Meldung thut, da er sagt: von welchem Jemand überwunden ist, deß Knecht ist er worden. Die Menschen haben sich nämlich von dem Satan überwinden lassen, darum sind sie von Rechtswegen seine Knechte und Gefangenen, bis sich ein Erlöser ihrer annimmt, der ein größeres Recht an sie hat, als jener arge Ueberwinder. Dieser ist aber auch ein gräulicher, harter Tyrann, ein Feind der Menschen, der ihr Verderben zum Zweck hat, und sie wirklich verderbt, wenn sie ihm nicht entrissen werden.

Was will aber der große und barmherzige Gott thun? Um Seine Güte und Macht als herrlich anzupreisen, fragt Er zuerst: kann man auch dem Riesen den Raub nehmen? oder kann man dem Gerechten, der sich auf das Recht eines Ueberwinders beruft, seine Gefangenen los machen? Niemand unter den Menschen kann solches. Niemand kann dem Riesen eine größere Stärke und dem Gerechten ein größeres Recht entgegensetzen, als der Sohn Gottes, Jesus Christus, der als der Stärkere über den starken Gewaffneten kommt, und der die Menschen durch Seinen Tod erlöset und mit Seinem Blut erkauft hat, daß sie Seine Heerde, Sein Volk, Sein Leib, Seine Braut sein sollen, folglich dem Recht des Satans ein viel stärkeres und größeres Recht entgegensetzen kann. Niemand fürchte also den Teufel allzusehr, Niemand lasse sich seine Anfälle verzagt machen. Die Macht Jesu und die Gerechtigkeit Jesu reicht über Alles hinaus. Wer Seinen Namen anruft, soll errettet und bewahrt, und endlich in die himmlische Freistadt geführt werden.

Mel.: O Durchbrecher aller etc.

1.
Starker Jesu, jenem Riesen
Zogst Du seinen Harnisch aus;
Du hast Deine Macht bewiesen,
Brachst ihm in sein festes Haus;
Da war Alles unterthänig
In der Sünden Sclaverei,
Und vom Tod, dem Schreckenskönig,
War kein Kind des Adams frei.

2.
Du, HErr, hast ihn überwunden,
Du hast selbst den Tod besiegt,
Und ein Mittel ausgefunden,
Das die Sünden überwiegt.
Jesu, der Du von den Ketten
Uns so herrlich los gemacht,
Dir sei Dank für Dein Erretten,
Ruhm für Deine große Macht.

3.
Recht und Macht ist dem genommen,
Der zuvor die Welt bezwang,
Und ein Herz, das ihm entkommen,
Lernt den frohen Lobgesang:
Jesu, ich bin Deine Beute,
Singet mit mir, wer sich freut:
Jesus Christus gestern, heute,
Ist auch Der in Ewigkeit.

27. März. Abend-Andacht.

Ich werde dir bald kommen, wo du nicht Buße thust.
Offenb. Joh. 2,5.

Der Engel oder Bischof der Gemeinde zu Ephesus war kein lasterhafter Mann, sondern stund noch in der Gnade, hatte aber doch die erste Liebe verlassen, da doch die Liebe das Bild Gottes in der Seele und gleichsam das Element ist, worin ein Christ schweben soll. Er hatte also die Liebe, worin er zuerst gestanden war, verlassen, und war in ein heftiges, rauhes und feindseliges Wesen hinein gerathen, womit er sich und Andern zur Last war, und wobei er in der Gefahr stund, die Gnade ganz zu verlieren. Vermuthlich war ihm die Geschäftigkeit bei seiner großen Gemeinde, und das Streiten mit den falschen Aposteln und andern bösen Menschen zu einer Versuchung worden, welche ihn nach und nach aus dem heitern Liebesleben herausrückte. Diesem Mann nun ließ der HErr Jesus schreiben, er solle gedenken, wovon er gefallen sei, und Buße thun, oder seinen Sinn mit Reue ändern, und die ersten Werke wieder thun, welche aus der Liebe geflossen waren. Er drohete ihm zugleich: Ich werde dir bald kommen, und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße thust. Der HErr Jesus kommt an Seinem Tage als ein Richter. Er kommt aber einem einzelnen Menschen, oder auch einer Gemeinde, oder einem Land, wenn Er seine richterliche Macht offenbaret. Ein solches Kommen nennt die heilige Schrift auch eine Heimsuchung. Ehe Er so kommt oder heimsucht, spricht Er gleichsam zu dem Menschen: du thust dieß und das, und Ich schweige; da meinst du, Ich werde sein wie du, Ich werde dein Thun auch billigen, wie du es billigst. Wenn Er aber kommt, so straft Er, und stellt dem Menschen seine Vergehungen nachdrücklich unter die Augen. Dem Bischof zu Ephesus hätte der Heiland seinen Leuchter von seiner Stätte weggestoßen, wenn er nicht Buße gethan hätte, das ist, Er hätte die Herzen der Glaubigen gelenkt, anstatt des rauhen und feindseligen Bischofs einen andern Lehrer zu suchen, der im Licht und in der Liebe gestanden wäre, da dann jener zu seiner Schande ein Hirt ohne eine Heerde, und von seinem Amt abgesetzt gewesen wäre.

Wir wollen aus dieser ernstlichen Rede Jesu lernen, daß alle Abweichungen von dem ersten Ernst, von der ersten Liebe, von dem ersten Glauben, und überhaupt von dem rechtschaffenen Wesen, worin man zuerst gestanden ist, etwas Großes zu bedeuten haben, gesetzt, daß auch der Rückfall aus der Gnade noch nicht geschehen wäre. Man ist nämlich durch eine solche Abweichung schon von einer guten Stufe, worauf man gestanden war, herabgefallen. Man hat angefangen, fleischlich gesinnet zu sein. Man hat also nöthig, seinen Fall zu bedenken, die ersten Werke wieder zu thun, und seinen Sinn zu ändern. Wenn der heilige HErr durch Sein Wort solches Alles zuwege bringen kann, so kostet es zwar einen Seelenschmerz, geht aber noch leicht von statten. Wenn Er aber dem Menschen kommen, und ein strenges Gericht, eine scharfe äußerliche Züchtigung über ihn verhängen muß, so geht’s schwerer her, ja es kann dahin kommen, daß, ob man gleich noch errettet wird, doch ein gewisser Schaden nicht mehr ersetzt werden kann. So hat Ruben seine Erstgeburt verloren, weil er einmal auf seines Vaters Lager gestiegen war, ob er schon noch einen Segen bekam. Lasset uns also bei der völligen Zuversicht, die wir zu unserm HErrn haben dürfen, täglich bedenken, daß Er uns in Seiner Hand halte, folglich uns halten oder wegwerfen könne, und daß Er mitten unter den goldenen Leuchtern, das ist unter den christlichen Gemeinden, wandle, und auf Alles als der Hirt und Bischof der Seelen Acht habe.

Mel.: Von Gott will ich nicht lassen.

1.
Der Richter kommt uns Allen;
Sein Tag wird allgemein,
Und auf dem Erdenballen
Kein Berg zur Decke sein;
Der Zeug’ ist in der Brust,
Kein Mensch ist ausgenommen,
Dir, heißt es, wird Er kommen,
Wo du nicht Buße thust!

2.
Die Gnade ruft zur Buße;
Mein Gott, ich höre sie
Und falle Dir zu Fuße;
Die Gnadenzeit ist hie,
Hernach wird keine sein.
HErr! geh’ nicht in’s Gerichte,
Vor Deinem Angesichte
Ist keine Seele rein.

3.
Mein Herz ist mir getroffen;
Denn Dein Wort schneidet scharf.
Gottlob, daß ich noch hoffen
Und Gnade suchen darf;
Du selbst machst durch Dein Blut
Uns rein von allen Sünden,
Läß’st täglich Gnade finden,
Wer täglich Buße thut.

4.
O mach’ nur Deine Gnade
An mir noch täglich neu,
Und auf dem schmalen Pfade
Mich Dir, mein HErr, getreu!
Hab ich in meinem Theil
Dein Wort hier angenommen,
So kannst Du mir auch kommen,
Und kommst auch mir zum Heil.

28. März. Morgen-Andacht.

Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils.
2 Kor. 6,2.

Christus sagte nach Ps. 69,14. zu seinem Vater: Ich bete, HErr, zu Dir zur angenehmen Zeit: Gott durch Deine große Güte erhöre Mich mit Deiner treuen Hülfe; der Vater aber antwortete nach Jes. 49,8.: Ich habe Dich erhöret zur gnädigen (angenehmen) Zeit, und habe Dir am Tage des Heils geholfen, und habe Dich behütet und zum Bund (oder zum Stifter und Grund des neuen Bundes) unter das Volk gestellet usw. Paulus aber schrieb, nachdem er diese letzten Worte zum Theil angeführt hatte: sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils. Die angenehme Zeit, oder die Zeit des Wohlgefallens war diejenige Zeit, da der Sohn Gottes in Seiner Niedrigkeit zu Seinem Vater betete, und von Ihm erhört wurde, damals ruhte nämlich das Wohlgefallen des Vaters auf Seinem Sohn, wie Er zweimal durch eine Stimme bezeugte, da Er sagte: dieß ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe. Allein um Christi willen floß das Wohlgefallen Gottes auch auf die Menschen aus, wie denn die Engel schon bei der Geburt Christi sagten: Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden, und an den Menschen ein Wohlgefallen. Diese Zeit des Wohlgefallens währte aber hernach fort, ja sie währt noch jetzt fort. Und die ganze Zeit des Neuen Testaments ist eine erwünschte, eine angenehme und zur Erweisung und Empfahung der Gnade schickliche Zeit. Sie ist aber auch ein Tag des Heils. Ein Tag im Gegensatz gegen die Nacht des Alten Testaments. Heil widerfuhr Christo, da Ihn der Vater mitten unter den sichtbaren und unsichtbaren Feinden behütete, und zuletzt zu Seiner Rechten, wo Freude die Fülle und liebliches Wesen ewiglich ist, erhöhete. Er ist aber auch unser Heil worden, wie Sein Name Jesus anzeigte. Um Seinetwillen und durch Ihn ist die heilsame Gnade allen Menschen im Neuen Testament erschienen. Der Tag des Heils währet also noch immerfort, und wird bis an’s Ende der Welt währen.

Hier möchte man aber fragen: wie hat Paulus die Zeit des Neuen Testaments eine angenehme Zeit und einen Tag des Heils nennen können, da er doch Eph. 5,16. schrieb: es ist eine böse Zeit, und 2 Tim. 3,1. Offenb. Joh. 8,13. und Offenb. Joh. 12,12. von bösen Zeiten geweissagt wird? Allein diese Aussprüche stehen einander nicht entgegen. Die Zeit des Neuen Testaments ist eine böse Zeit für den äußerlichen Menschen, sie ist aber eine angenehme Zeit und ein Tag des Heils für den innern Menschen. Sie ist eine böse und zum Theil greuliche Zeit, eine Zeit, in welcher die Menschen ein Weh nach dem andern erfahren müssen, weil über die unglaubigen Menschen schwere Strafgerichte ergehen, und auch die Gerechten scharfen Versuchungen ausgesetzt sind: eben diese Zeit aber ist doch auch eine Zeit, da Gott die Glaubigen Sein Wohlgefallen spüren laßt, da Er sie behütet, da Er ihnen Kraft zum Sieg über die Versuchungen darreicht, und da Er sie aus einer Noth nach der andern errettet. Wenn keine Noth wäre, so wäre auch kein Heil. Die Noth und der Tag des Heils schicken sich also wohl zusammen. Wie soll man aber diese angenehme Zeit und diesen Tag des Heils anwenden? Vornämlich zum Beten, wie Christus selbst gethan hat. Denn Gottlob! der Weg zum Zugang zu Gott ist gemacht, uns steht der Himmel offen, wie Luther in einem bekannten Lied gesagt hat. Man bete also, weil der Himmel gleichsam offen ist, weil der Vater mit Wohlgefallen auf die Betenden herab sieht, weil Er gern hört und hilft.

Mel.: Mache dich, mein Geist etc.

1.
Gott, Du bleibest, wie Du bist,
Uns’re Jahre schwinden.
Doch Du gibst den Sündern Frist,
Noch ihr Heil zu finden;
Du hast Huld,
Trägst Geduld,
Suchst nicht ihr Verderben,
Willst nicht, daß sie sterben.

2.
HErr, das ist Barmherzigkeit,
Jahre, Tage, Stunden
Gibst Du uns zur Gnadenzeit,
Zeigst uns Christi Wunden.
Und Dein Wort
Gibst Du fort,
Ob wir weise wären,
Uns zu Dir zu kehren.

3.
Wär’ ich schon zum Richterstuhl
Plötzlich hingerissen,
Und dann in den finstern Pfuhl
In dem Zorn geschmissen,
Hättest Du
Recht dazu.
Doch ich arme Made
Lebe noch von Gnade.

4.
Gott, für solche Zeit des Heils
Sei Dir Ruhm und Ehre.
O daß ich doch meines Theils
Täglich dankbar wäre!
Auch von mir
Werde Dir
Mit verklärten Zungen
Ewig Heil gesungen.

28. März. Abend-Andacht.

Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.
1 Kor. 15,55.56.

Die Hölle, welche Scheol oder Hades heißt, ist derjenige Theil der unsichtbaren Welt, da stille Unthätigkeit herrscht, wie Salomo Pred. 9,10. sagt. Die Pforten dieser Hölle, das ist ihre Macht, wird von Christo als feindselig gegen die Kirche Christi beschrieben, Matth. 16,18. Diese Hölle wird als das Unterste dem Himmel als dem Obersten oder Höchsten in der Welt entgegengesetzt Matth. 11,23. Wenn die Gerechten im Alten Testament in eine große Traurigkeit versanken, und hernach wieder heiter und fröhlich wurden, so sagten sie, sie seien in die Hölle und aus derselben wieder herausgeführt worden. 1 Sam. 2,6. Ps. 18,6. 30,4. 86,13. 116,3. Die Seele Christi war nach Seinem Tod in dieser Hölle, ob sie aber gleich von der Macht derselben nicht bedränget, und noch weniger überwältigt werden konnte, so tröstete Er Sich doch vorher mit der Hoffnung, daß der Vater Seine Seele nicht in der Hölle lassen, und nicht zugeben werden, daß Sein Leib im Grab verwese, Ps. 16,10. Diese Hölle ist von einem sehr weiten Umfang. Der schrecklichste Theil derselben heißt die untere Hölle, 5 Mos. 32,22. Die Seele des reichen Mannes war so in der Hölle, daß sie in einer Flamme Pein litt (Luk. 16,23.24.). Es wird auch der Name Grube (Jes. 14,15.) und Gefängniß (1 Petr. 3,19. Matth. 5,25.) gebraucht, wenn von der Hölle die Rede ist; wie denn ein jedes tiefes Gefängniß eine Grube genennet wird, Jer. 37,16. 38,6. Der Sieg dieser Hölle besteht nicht nur darin, daß sie Alles auf eine unersättliche Art verschlingt, Spr. Sal. 30,16., und die Seelen als ihre Gefangenen nicht wieder zu ihren Leibern und zu dem irdischen Leben zurückkehren läßt, Hiob 7,9., sondern auch und noch vielmehr darin, daß sie, wenn sie auch am jüngsten Tag ihre Todten hergeben muß, in den feurigen Pfuhl geworfen wird, alsdann auch alle ihre Gefangenen, die nicht im Buch des Lebens geschrieben sind, in diesen feurigen Pfuhl, welcher etwas Aergeres ist als die Geisterhölle (Hades), geworfen werden, Offenb. 20,14.15.

Diejenigen, welche in die Hölle (Hades) kommen werden, sind vorher von dem Stachel des Todes tödtlich verwundet worden, und dieses ist auch den Leibern der Gerechten, deren Seelen der Hölle entgehen, widerfahren; dieser Stachel aber ist, wie Paulus sagt, die Sünde; die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz, weil die Sünde nicht zugerechnet würde, wenn kein Gesetz wäre, Röm. 5,13. Der Tod ist dem Leben entgegen gesetzt, gleichwie die Hölle dem Himmel. Nun sagt Paulus, daß bei der Auferstehung der Gerechten das Wort werde erfüllt werden: der Tod ist verschlungen in den Sieg, weil alsdann das Leben, und zwar ein ewiges und durch keine Schwachheit eingeschränktes Leben allen Gerechten auch in Ansehung ihrer Leiber gerichtlich zuerkannt und wirklich geschenkt sein wird. Tod, wo ist dein Stachel, die Sünde? um derentwillen wenigstens die Leiber der Gerechten sterben mußten, Röm. 8,10. Sie ist nun völlig ausgetilgt und abgethan. Hölle, wo ist ein Sieg? Es hat damit bei den Gerechten gefehlt, weil sie durch einen richterlichen Ausspruch der Hölle auf ewig entrückt, und ganz in’s himmlische Wesen hineingesetzt sind. Gott aber sei Dank, setzt Paulus hinzu, der uns, die wir gerechtfertigt sind, den Sieg nach der Hoffnung schon gegeben hat durch unsern HErrn Jesum Christ.

Mel.: Wenn mein Stündlein etc.

1.
Oft will der Trost und Unverstand
Der Höll’ und Todes lachen,
Bis Leib und Seel’ aus ihrer Hand
Sich nicht mehr los kann machen.
Wer Sünde und Gesetz empfind’t,
Weiß erst, was Tod und Hölle sind,
Und suchet den Erretter.

2.
Der Glaube weiß ein Aufersteh’n,
Das wir an Jesu haben;
Er kann dem Tod entgegen seh’n
Und läßt den Leib begraben;
Er faßt ein Wort, das ewig ist:
Es sei durch Dich, HErr Jesu Christ,
Der Tod im Sieg verschlungen.

3.
Wir lassen unser Sterbekleid
Zum Faulen in der Erden;
Dann wird die Unverweslichkeit
Erst angezogen werden;
Da heißt’s nach überstand’ner Noth:
Wo ist dein Stachel, o du Tod?
Wo ist dein Sieg, du Hölle?

4.
Da werden Leib und Seele froh,
Weil Tod und Hölle liegen;
Vereinigt singen beide so:
Gott sei gedankt, wir siegen!
Der unter das Gesetz einst kam
Und selbst dem Tod den Stachel nahm,
Ist Jesus, der Erlöser!

29. März. Morgen-Andacht.

Ich lebe im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebet hat, und Sich selbst für mich dargegeben hat.
Gal. 2,20.

Paulus sagte Gal. 2,19.: er lebe Gott, hernach aber V. 20,: er lebe im Glauben des Sohnes Gottes. Wer also Gott leben will, muß im Glauben des Sohnes Gottes leben, und wer in diesem Glauben lebet, der lebet Gott. Ein Sünder kann nicht anders zu Gott nahen, als durch den Glauben an Seinen Sohn. Es ist aber dieser Glaube zuerst schwach und schwankend, wiewohl er auch alsdann schon zur Gerechtigkeit gerechnet wird: allein das geistliche Leben ist alsdann auch noch schwach, und das ganze Christenthum deßwegen mühselig. In Paulus aber hatte der Glaube seine rechte Stärke bekommen. Er durchdrang und belebte seinen ganzen Wandel. Was er im Fleisch lebte, das lebte er im Glauben des Sohnes Gottes. Wie sah aber der glaubige Paulus den Sohn Gottes an? Er sah Ihn als denjenigen an, der ihn geliebt habe. Wie und wann hat aber der Sohn Gottes den Paulus geliebt? Vielleicht nur damals, da Er ihm vom Himmel rief, oder da Er ihm seine Sünden vergab, seine Augen öffnete, und Seinen Heiligen Geist schenkte? Freilich liebte Er damals den Paulus, und hernach an Einem fort, und Paulus liebte Ihn auch, nachdem er Gnade erlangt hatte. Allein der Sohn Gottes liebte auch den Paulus zu einer Zeit, da Paulus Ihn noch nicht kannte und nicht liebte. Er liebte ihn und uns Alle mit einer unermeßlichen Liebe, da Er sich selbst für ihn und uns alle dargab. Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Darum preiset Gott Seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. Dieses glaubte Paulus. Dieser Glaube durchdrang und erfüllte sein Herz, und so lebte er im Glauben des Sohnes Gottes.

Es gibt Leute, die das geistliche Leben ohne den Glauben erreichen, und die Inwohnung Christi in ihnen ohne den Glauben genießen wollen. Diese gerathen in eine mühsame Anstrengung ihrer Seelenkräfte hinein, und stellen zum Theil auch strenge leibliche Uebungen an, bis sie, nachdem sie lang mühselig in der Finsterniß gesteckt sind, aus dem Evangelium durch das Licht des Heiligen Geistes wahrnehmen, daß nur der Glaube Christum gewinne und Seiner Inwohnung und Seines Lebens theilhaftig werde, und daß man vor allen Dingen herzlich glauben müsse. Christus hat mich geliebet und Sich selbst für mich gegeben, ehe man von hohen und tiefen Erfahrungen im geheimen geistlichen Leben sagen könne. So lange man unter dem Gesetz steckt, und so lange das Herz durch die verdammende Kraft desselben in einer steten Unruhe oder in einem finstern Mißvergnügen und Gram erhalten wird, so lange kann Sich Christus der Seele nicht als ihr Leben offenbaren. Man lasse sich also durch den Heiligen Geist, der Christum verklärt, vor allen Dingen zum Glauben bringen, so wird man auch des Lebens Jesu innerlich theilhaftig werden.

Es gibt aber auch Leute, welche den Glauben ohne das Leben Jesu zu haben meinen und wünschen. Sie sagen, sie glauben, daß Jesus sie erlöst habe, und sie hoffen, durch Ihn selig zu werden, daneben aber sind sie ungebundene eigenwillige Leute. Sie denken, reden und thun, was sie wollen. Allenfalls hüten sie sich vor dem Ausbruch grober Laster, sonst aber leben sie sich selber, hassen die Zucht, und wollen keinen Tod über ihre Seelenkräfte gehen lassen. Solche Leute sollen wissen, daß ihr Glaube eine Einbildung, und ihre Hoffnung ein Selbstbetrug sei.

Mel.: Jesu, meine Freude.

1.
Jesu, meine Liebe,
Den mein Elend triebe,
Daß Du für mich starbst,
Und im Auferstehen
Mich das Heil ließ’st sehen,
Das Du mir erwarbst:
Dank sei Dir!
O daß nur mir
Dieß stets in dem Herzen bliebe:
Jesu, meine Liebe.

2.
Jesus ist mein Friede.
macht der Satan müde,
Macht die Welt mich matt,
Macht die Sünde bange,
Wird die Zeit zu lange,
Und ich lebenssatt:
Gibst doch Du
Mir immer Ruh’,
Und mir Ursach’ zu dem Liede.
Jesus ist mein Friede.

3.
Jesus ist mein Leben.
Mir als Seinem Reben
Gibt der Weinstock Saft.
Wenn ich auch soll sterben,
Gibt Er mir zum Erben
Neue Lebenskraft.
Was ich bin,
Bin ich durch Ihn;
Dort will ich Ihm Ehre geben:
Jesus sei mein Leben.

29. März. Abend-Andacht.

Der HErr ist treu, der wird euch stärken, und bewahren vor dem Argen. 2 Thess. 3,3.

Ein schwacher Glaube ist auch ein Glaube, und ein schwacher aber redlicher Christ ist immer den weisesten, muthigsten und feinsten Weltmenschen so vorzuziehen, wie das Licht der Finsterniß, das Lebendige dem Leblosen, der Liebling Gottes demjenigen, den Gott verwirft, vorzuziehen ist. Allein immer schwach bleiben, ist gefährlich. Es dringen im Fortgang des Laufs Versuchungen heran, und es werden dem Menschen Pflichten aufgegeben, welche eine geistliche Stärke erfordern. Doch kann sich auch der geistliche Mensch nichts nehmen, es werde ihm dann von oben herab gegeben; darum schrieb Paulus an die Thessalonicher: der HErr ist treu, der wird euch stärken; gleichwie auch die heilige Schrift in vielen Stellen von Gaben Gottes, die man empfangen, und von Wirkungen Gottes, die man von Zeit zu Zeit erfahren solle, redet. Paulus erinnerte die Thessalonicher an die Treue Gottes, und leitete daraus Seine stärkende und bewahrende Gnade her. Freilich wäre ein Arzt nicht treu, der einen Kranken halb gesund machte, und alsdann verließe. Die Mutter wäre nicht treu, welche ihr Kind zu säugen oder zu ätzen aufhörete, ehe es seine Nahrung selber zu sich nehmen könnte. Der Vorsteher wäre nicht treu, welcher seinen Untergebenen Arbeiten auflegte, die ihnen zu schwer wären, oder sie Gefahren aussetzte, denen sie nicht gewachsen wären. Aber so ist unser Gott, so ist unser Erlöser, der Heilige in Israel, nicht gesinnt. Er stärkt die Seelen durch Seine Kraft, bis sie ganz gesund sind, und theilt ihnen Sein eigenes Leben bis zu ihrer Vollendung mit. Er unterweiset sie, und zeigt ihnen den Weg, den sie wandeln sollen, bis sie das Ziel erreicht haben, wo sie still stehen und ruhen können. Er gibt den Kindern Milch, und starke Speise, wenn sie erstarkt sind. Er trägt die Lämmer in Seinem Busen, und führet die Schafmütter, Jes. 40,11. Er versuchet Niemand zum Bösen, und lässet diejenigen, die Ihm vertrauen, nicht über ihr Vermögen versucht werden. Er legt ein Joch auf, das sanft, und eine Last, die leicht ist. Er setzt diejenigen, die Ihm treu sind, nie auf’s Schlüpfrige, sondern leitet sie nach Seinem Rath und auf Seinen Wegen, die voll Güte und Wahrheit sind. Er bewahrt sie vor dem Argen, dem sie zwar selbst auch widerstehen können und sollen, dem sie aber wegen seiner großen Stärke und Arglist nie gewachsen wären, wenn der HErr, der größer als Alles ist, sie nicht in Seiner Hand hielte und bewahrte.

Wer will also noch sagen, daß bei einem wahren Christenthum das Ueberwinden, Wachsen, und Beharren bis an’s Ende eine unmögliche Sache sei. Freilich, wer mit seinem Herzen von dem HErrn Jesu weicht, und nachdem er seine Hand an den Pflug gelegt hat, zurück sieht, im Wachen und Beten läßig wird, und anfängt sich auf seine eigene Weisheit und Kraft zu verlassen, muß bald schwach werden, und, wenn er nicht bald sich erholt, aus der Schwachheit wieder in den geistlichen Tod fallen.

Mel.: Sieh’, hier bin ich etc.

1.
Gott wird stärken,
Wo wir merken,
Daß uns Stärkung nöthig sei;
Wenn wir wanken
Wie die Kranken,
Steht uns Seine Gnade bei;
Denn die Schwachen
Mächtig machen,
Ist ein Werk von Seiner Treu’.

2.
Reizt der Teufel
Und zum Zweifel,
Lügt er, was er lügen kann;
Ficht er heftig
Und geschäftig
Unsern Ruhm des Glaubens an:
O der Treue
Stärkt auf’s neue,
Und der Glaube siegt alsdann!

3.
Lau’rt die Schlange,
Daß sie fange,
Wer der Lust der Welt entflieht,
Und die Blicke
Uns verrücke,
Wenn das Aug’ auf Jesum sieht:
Stärkt auf’s Neue
Der Getreue,
Der das Herz an Jesum zieht.

4.
Stürmt der Arge
Bis zum Sarge
Gegen unsern Hoffnungsgrund:
Kann’s den Seelen
Doch nicht fehlen,
Sie besteh’n auf Gottes Bund.
Der Getreue
Stärkt auf’s Neue
Durch das Wort aus Seinem Mund.

5. Du Getreuer!
Mir ist theuer,
Was Dein tröstlich Wort verspricht;
Du wirst stärken,
Laß mich’s merken,
Bis mein Herz im Glauben bricht;
Wenn ich sterbe,
Laß mein Erbe
Bei Dir sein in Deinem Licht!

30. März. Morgen-Andacht.

Und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber thaten sich auf.
Matth. 27,52.

Dieses war ein außerordentliches Erdbeben, dessen unmittelbare Ursache die Herrlichkeit Gottes war, welche sich bei dem Tode Jesu offenbarte. Ein gleiches Erdbeben entstand auch, als der HErr auf den Berg Sinai herabfuhr. Die Berge hüpften damals wie die Lämmer, und die Hügel wie die jungen Schafe, und insonderheit bebte der Berg Sinai sehr, auch flohe das Meer schon vorher, und der Jordan wandte sich hernach zurück, Ps. 114. 2 Mos. 19. Nun hatte der HErr durch den Propheten Haggai Kap. 2,7. gesagt, Er wolle noch einmal (auf diese Weise) Himmel und Erde, das Meer und Trockene bewegen; und dieses geschahe bei keiner neuen Gesetzgebung, sondern bei der ewig geltenden Erlösung des menschlichen Geschlechts. Der Himmel wurde außerordentlich bewegt, da Jesus getauft, und da Er hernach verklärt wurde, da die Sonne am Himmel nach Seiner Kreuzigung ihren Schein verlor, und da Er gen Himmel fuhr. Die Erde erbebte bei Seinem Tod und bei Seiner Auferstehung. Ohne Zweifel aber ist durch das außerordentliche Erdbeben auch das Meer bewegt worden, wie denn dieses immer die Folge der Erdbeben ist, wenn das trockene Land, das erbebet, am Meer liegt. Alle Heiden wurden durch schwere Gerichte, aber auch durch die Predigt des Evangelii bewegt, und so kamen sie zum Trost der Heiden, wie Haggai sagt, das ist, sie bekehrten sich zu Christo, von dem sie vorher nichts gewußt hatten, den sie aber nun als ihr werthvolles und höchstes Gut kennen lernten. Paulus machte aus der Bewegung der Erde und des Himmels, von welcher Haggai geweissagt hatte, Hebr. 12,27. den Schluß: daß das Bewegliche solle verändert oder abgethan werden, auf daß da bleibe das Unbewegliche; hingegen setzt er V. 28 hinzu: daß wir ein unbewegliches Reich empfahen. Weil nämlich die Erde und der Himmel die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes nicht ertragen können, und dadurch erschüttert und bewegt werden, so folgt daraus, daß sie, wenn die Herrlichkeit Gottes sich völlig offenbaren wird, ganz werden weggethan werden. Zwei Stöße haben sie schon von der Herrlichkeit Gottes bekommen; die völlige Erscheinung desselben wird ihnen den Garaus machen. Wenn nämlich der HErr Jesus zum Gericht erscheinen wird, so werden die Erde und der Himmel vor Seinem Angesicht fliehen. Alsdann wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde machen, in welchen Gerechtigkeit wohnen wird, und welche zu der völligen Offenbarung Seiner Herrlichkeit taugen werden. Ob aber gleich die Erde und der Himmel bewegt worden, und endlich weggethan werden, so ist doch das Reich Gottes unbeweglich. Die Erde und der Himmel sind bis an’s Ende der Welt die äußerliche Einfassung desselben: es wird aber bleiben, obschon diese Einfassung vergehen wird.

Die Gräber thaten sich auf, und dieses Wunder zeigte an, daß Jesus über die Todten HErr sei; wie denn Paulus Röm. 14,9. sagt: dazu ist Christus gestorben und auferstanden und lebendig worden, daß Er über Todte und Lebendige HErr sei. Die Todten stehen auch, so lange sie Todte sind, unter Seiner Herrschaft. Gleichwie aber bei Seinem Tod Gräber geöffnet worden sind, um anzuzeigen, daß am dritten Tag hernach viele Leibe der Heiligen, die schliefen, auferstehen werden: also wird Er durch Seine allmächtige Stimme am jüngsten Tag alle Todten aus ihren Gräbern hervorrufen, und die Gräber sammt der ganzen Erde und dem Meere vergehen lassen. Gelobet sei der HErr Jesus, der uns diese Hoffnung gegeben hat!

Mel.: Ach Alles, was Himmel und Erden etc.

1.
Kaum starb noch der Heiland, so hat Er gelebet.
Was war dir, du Erde, daß du so gebebet?
Was war euch, ihr Felsen, daß ihr euch zerspalten?
Ihr Gräber, daß ihr nicht die Leichen behalten?

2.
Vom Sterben des Heilands entstunde die Regung;
Das Leben, dem Geist nach, schuf diese Bewegung;
So zeigte sich Jesus als Herrscher der Erden,
Der Todten die Macht gibt, lebendig zu werden.

3.
Hat Jesus sich damals so mächtig erwiesen,
Daß Gräber bei Seiner Belebung zerrissen,
So darf man bei Seiner Erscheinung auch hoffen:
Da stehen die Gräber der Heiligen offen.

4.
Dich ehr’ ich, und lob’ ich, o großer Erlöser!
Mach’ Dein Lob von mir einst im Himmel noch größer.
Bis dahin verleih’ mir, Du kannst es ja geben,
Der Sünde gestorben, im Geiste zu leben.

30. März. Abend-Andacht.

Der HErr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen.
2 Petr. 2,9.

Der HErr Jesus ist selber auch im Stand Seiner Niedrigkeit versucht worden, weil Er aber eine reine Natur hatte, so konnte Er nie von Seiner eigenen Lust gereizt und gelockt werden, hingegen drangen die Versuchungen von außen her, und zwar oft mit der größten Heftigkeit auf Ihn zu: Er blieb aber dabei immer ein unschuldiges und unbeflecktes Lamm. Je heiliger eine Seele ist, desto mehr haßt sie die Sünde, und desto treuer und kräftiger widersteht sie allen Versuchungen. Auch die reizenden Bilder sind ihr eine Last; die schreckenden aber sieht sie ohne Furcht an. Uebrigens aber ist das Versuchtwerden immer ein Leiden für sie. Paulus ruft zwar den Christen, die versucht werden, muthig zu, 1 Kor. 16,13.: wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark, und Christus muntert sie Offenb. 2. und 3. durch sieben sehr herrliche Verheißungen zum Ueberwinden auf: doch ist es dabei immer erwünscht, wenn man aus der Versuchung gar erlöset, oder, ohne Schaden gelitten zu haben, davon befreiet wird. Und wer ist, der dieses kann? Petrus sagt: der HErr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen. Er weiß die rechte Weise, Mittel und Zeit dazu. Er erlöset aus vielen Versuchungen, alldieweil das irdische Leben noch währt, wenn Er den Menschen in andere Umstände versetzt, wie es dem David ergangen, da ihn Gott nach der Ueberschrift des achtzehnten Psalmen von der Hand seiner Feinde, und insonderheit von der Hand Sauls errettet hat, oder wenn Er die Seele innerlich mehr reiniget, daß eine oder die andere Versuchung aufhöret oder doch schwächer wird, oder wenn Er den bösen Geistern befiehlt, eine Zeit lang von dem Menschen abzulassen. Doch wird der Mensch nie von allen Versuchungen erlöset, bis er in den Himmel aufgenommen wird, wo eine vollendete Seele nichts mehr in und um sich haben wird, das sie versuchen könnte. Wie wohl wird sich’s da nach der Arbeit ruhen! Wie wohl wird’s thun! Wer fraget, ob es nicht besser wäre, wenn gar keine Versuchungen bei den gefallenen Menschen entstünden, der fraget nicht weislich; denn dem gefallenen und mit der Sünde angesteckten Menschen wird Alles zur Versuchung. Das Paradies wäre ihm eine Versuchung, wenn er noch drinnen wäre: nun ist’s ihm eine Versuchung, daß er mühselig außer demselben leben muß. Ueberdieß ist es Gottes Wohlgefallen, daß alle vernünftigen Geschöpfe Proben der Treue vor Ihm ablegen; weßwegen Er bald nach der Schöpfung über die Engel und Menschen Versuchungen kommen lassen, und nun, da ein Erlöser gekommen ist, alle Gottesfürchtigen in den Versuchungen zeigen heißt, daß ihr Glaube an den Erlöser und ihre Liebe zu Ihm rechtschaffen sei. Hier müssen sie nach der Lehrart Jakobi aus den Werken gerechtfertigt werden wie Abraham, da er seinen Sohn Isaak schlachten wollte. Ueberdieß gereichen denen, die Gott lieben, alle Dinge, auch die Versuchungen, zum Besten. Lasset uns also in den Versuchungen Treue beweisen und auf die Erlösung aus denselben warten.

Mel.: Nun ruhen alle Wälder.

1.
Der HErr kennt die Gerechten;
Er ist mit Seinen Knechten,
Die in Versuchung sind;
Er weiß es, was sie beten,
Und weiß sie zu erretten,
Wo Niemand eine Ausflucht find’t.

2.
Er spricht, so wird’s geschehen;
Er hat es schon versehen
In Seinem weisen Rath;
Wenn Feu’r und Wasser kommen,
So flüchtet Er die Frommen,
So wie Er Lot und Noah that.

3.
Auch uns ist dieß geschrieben,
Uns, die wir Jesum lieben,
Auf die Versuchungszeit,
Bei Babels blut’gen Streichen,
Und bei des Thieres Zeichen,
Und bei des Drachen letztem Streit.

4.
Da weiß der HErr vom Bösen
Die Seinen zu erlösen;
Der HErr ist selber hie;
Sobald der Knechte Augen
Nur klar zu sehen taugen,
So liegt ein himmlisch Heer um sie.

5.
Ja, wenn auch manche Zeugen
Sich vor dem Schlachtbeil beugen,
So ist die Krone nah’;
Wenn Erd’ und Himmel brechen,
So hält Er Sein Versprechen,
so ist auch die Erlösung da.

6.
Wir wollen voll Vertrauen
Uns nur im Wort erbauen;
Wir schreien nur Ihm zu:
Hilf in Versuchungsstunden,
Hilf bis wir überwunden;
Du hast’s gesagt, so rette Du!

31. März. Morgen-Andacht.

Der Reichthum Christi ist unausforschlich.
Eph. 3,8.

Der Reichthum Gottes und Christi kann betrachtet werden, insofern er außer Ihm, und insofern er in Ihm ist. Außer Ihm begreift Sein Reichthum Alles, was erschaffen ist, Ps. 50,10. Hiob 41,2. Ap. Gesch. 17,24. Daraus wird dann der Schluß gemacht, daß Ihm Niemand etwas geben kann, daß Er’s wieder zu vergelten schuldig wäre; denn was man Ihm auch weihet oder opfert, ist schon vorher Sein gewesen. Man ehrt Ihn immer mit Seiner eigenen Habe. Die heilige Schrift preiset aber auch oft den Reichthum, der in Ihm ist, und zwar den Reichthum Seiner Güte, Geduld und Langmüthigkeit, Röm. 2,4., und den Reichthum Seiner Herrlichkeit, Röm. 9,23. Die heilige Schrift braucht hiebei auch das Wort Fülle. Alle Fülle wohnet in Christo, Kol. 1,19., das ist, alles Gute ist als unermeßlich in Ihm. In Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, Kol. 2,9., das ist, die unermeßliche Gottheit ist wesentlich in Ihm. Aus dieser Seiner Fülle kann man Gnade um Gnade, das ist eine Gnade nach der andern, nehmen, Joh. 1,16. Gottes Gnade und Gabe kann Vielen reichlich widerfahren, durch die Gnade des einigen Menschen Jesu Christi, Röm. 5,15. Man kann die Fülle, das ist einen Ueberfluß, der Gnade und Gabe zur Gerechtigkeit empfahen, V. 17.

Röm. 11,33. wird dem göttlichen Reichthum eine Tiefe zugeschrieben, Eph. 3,8. aber wird der Reichthum Christi unausforschlich genannt. Paulus beschreibt aber diesen Reichthum Christi in diesem Kapitel so, daß er sagt, den Fürstenthümern und Herrschaften im Himmel werde an der Kirche die mannigfaltige Weisheit Gottes kund, V. 10. Wir haben durch Christum Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht, und zwar durch den Glauben an Ihn, V. 12. Der himmlische Vater könne und wolle uns nach dem Reichthum Seiner Herrlichkeit Kraft geben, daß wir stark werden durch Seinen Geist am inwendigen Menschen, V. 16. Christus wolle durch den Glauben in unsern Herzen wohnen, und wir sollen in der Liebe Christi tiefe Wurzeln schlagen, und auf dieselben als einen festen Grund erbauet werden, V. 17. Wir sollen mit allen Heiligen begreifen lernen, daß bei dem Vorsatz Gottes in Christo Jesu eine Breite sei, weil alle Heiden durch Christum sollen gesegnet werden, eine Länge, weil dieser Segen durch eine unendliche Ewigkeit fortfließt, eine Tiefe, weil Er sich zu unserer Niedrigkeit herabläßt, und wir dadurch aus einem tiefen Verderben herausgezogen werden, und eine Höhe, weil wir dadurch zu einer hohen Würde und Herrlichkeit gelangen. Doch soll man, ob man gleich dieses Alles überdenkt, auch erkennen, daß die Liebe Christi alle Erkenntniß übertreffe. Man soll aber dieses Alles begreifen und erkennen, damit man mit aller Gottesfülle erfüllt werde, das ist, damit man der Gnade und Gaben Gottes, ja der Inwohnung Gottes selber reichlich theilhaftig werde, V. 18.19. Uebrigens könne Gott überschwenglich thun über Alles, das wir bitten und verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt, V. 20. Hieraus erhellt, daß Paulus den unausforschlichen Reichthum Christi immer als einen sich selbst mitleidenden Reichthum beschreibe, wie er denn auch Phil. 4,19. schreibt: mein Gott erfülle alle eure Nothdurft nach dem Reichthum Seiner Herrlichkeit in Christo Jesu, und Eph. 1,18. von einem Reichthum des herrlichen Erbes redet, das Gott Seinen Heiligen bereitet habe. Der Reichthum Christi kann und wird also mich Armen reich machen.

Mel.: Von Gott will ich nicht lassen.

1.
Dein Reichthum, HErr, alleine
Ist unaussprechlich groß.
Du bist der Sohn, der Eine,
In Deines Vaters Schooß;
Hast, was der Vater hat,
Thust Deines Vaters Werke,
Uebst Deines Vaters Stärke,
Weißt Deines Vaters Rath.

2.
O Reichthum im Erbarmen,
Daß Du zu Sündern kamst,
Und Millionen Armen
In Deinem Fleisch annahmst!
O Reichthum in dem Blut!
Für Millionen Sünden
Ist da der Trost zu finden,
Daß Gottes Eifer ruht.

3.
O Reichthum, Gott zur Rechten,
Wo man Dich ehren muß,
Wo Thronen sind zu Knechten,
Und Feinde vor dem Fuß!
Ich ärmster Unterthan
Will Dich um Gnade flehen,
Daß, was ich nicht verstehen,
Doch glaubig rühmen kann.

31. März. Abend-Andacht.

Gott spricht: Ich habe Dich zur angenehmen Zeit erhöret, und habe Dir am Tage des Heils geholfen. Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils.
2 Kor. 6,2.

Paulus hat die Korinther ermahnt, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfahen, folglich wohl anzuwenden, und führte alsdann aus Jes. 49,8. die Anrede des himmlischen Vaters an Seinen Sohn an: Ich habe Dich in der angenehmen Zeit erhöret, Ich habe Dir am Tage des Heils geholfen. Gott der Vater erhörte immer das Gebet Seines Sohnes, wie dieser Ps. 22,25. und Joh. 12,41.42. selber rühmet. Er hat Ihm auch, da Er Ihn behütete, stärkte, auferweckte, und über alle Himmel zu Seiner Rechten erhöhete. Die Zeit nun, da dieses geschahe, war eine angenehme Zeit und ein Tag des Heils für den HErrn Jesum; sie war aber auch der Anbruch der Zeit des Neuen Testaments, da die heilsame Gnade allen Menschen erschien, und das Evangelium aller Kreatur sagen konnte: sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, der Tag des Heils. Die Menschen schelten oft ihre Zeit über die Gebühr, und schelten dadurch Gott selbst, als den HErrn der Zeiten; deßwegen schrieb Paulus: sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils. Sehet, sagte er, als ob er ihnen die Zeit als eine angenehme Zeit zeigen wollte. Die Menschen loben oft die vergangene Zeit im Unverstand, weil sie die Plagen derselben nicht gefühlt haben, und nur die Plagen der gegenwärtigen Zeit empfinden; auch kann es geschehen, daß Jemand nur immer nach den bessern Zeiten gafft, die noch kommen sollen, und die gegenwärtige Zeit wohl anzuwenden versäumt; Paulus aber sagt: jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils. Die vergangene Zeit ist nimmer unser, und kaum mehr recht zu schätzen, die künftige aber ist noch nicht da. Lasset uns mit dem Glauben, mit unserem Gebet und Lob Gottes, und mit dem Ernst in der Gottseligkeit nicht auf bessere Zeiten warten, denn jetzt ist die rechte Zeit zu diesem Allem. Was soll man aber von denjenigen sagen, welche das Wohlgefallen und Heil Gottes nicht achten, und ihre Zeit nur deßwegen für eine gute Zeit halten, weil sie darin gute Tage für das Fleisch haben, oder weil sie den einreißenden Unglauben für eine Erleuchtung der Welt, die Spötterei für Weisheit, und die feine Weichlichkeit für Tugend halten? Diese fahren bald ihren Vätern nach, und weil sie das Licht des Evangeliums verschmäht haben, so sehen sie auch nach dem Tod das Licht nimmermehr, Ps. 49,20. Wem das Evangelium gepredigt und das Heil Gottes verkündigt und angeboten wird, der soll die Zeit, worin er lebt, für eine angenehme Zeit und für einen Tag des Heils halten, ob er gleich darin nach dem äußern Menschen von demjenigen, was Paulus 2 Kor. 6,4.5.8.9.10. nennt, auch etwas erfahren muß. Wie soll man aber diese Zeit anwenden? Will der Mensch in derselben erhört werden, so muß man bitten; soll ihm Hülfe und Heil widerfahren, so muß er Glauben und Geduld beweisen, und sich mit seinem Herzen immer an den HErrn Jesum anschließen, der von Seinem himmlischen Vater so erhört worden, daß auch wir als Seine Erlösten dadurch herrlich berathen worden, und dem von Seinem Vater so geholfen worden, daß dadurch unsere Erlösung ausgeführt, und unser Heil fest gegründet worden ist. Hallelujah!

Mel.: Mein Gott das Herz etc.

1.
Jetzt ist die angenehme Zeit,
Jetzt ist der Tag des Heils;
Die Gnade, die Gott anerbeut,
Gilt mir auch meines Theils.

2.
Die Gnade ist annehmungswerth
Und unbegreiflich groß;
Der Sohn bracht’ sie, eh’ wir’s begehrt,
Aus Seines Vaters Schooß.

3.
Der Undank muß ja strafbar sein,
Der Gnade von sich stoßt;
Es folgt mit Recht die Höllenpein,
Und Reue ohne Trost.

4.
HErr, schaff’, daß Deine Gnade nicht
An mir vergeblich sei;
Wer Gnade hat, ist vom Gericht
An jenem Tage frei.

5.
Gib, daß ich Dich auf jeden Tag
Um Deine Gnade fleh’,
Und mich im Glauben trösten mag,
Daß ich in Gnaden steh’.

6.
Kommt Deine Gnade an mein Herz
Mit ihrer sanften Zucht,
Gib daß ich nicht die Zeit verscherz’,
Worin sie mich besucht.

7.
So oft ich bete, höre Du
Mich vor dem Gnadenthron;
Und setzt mir Welt und Satan zu,
So hilf Du mir davon.

8.
Mach’ mir die letzten Stunden einst
Zur angenehmen Zeit,
Und zeig mir, wenn Du nun erscheinst,
Dein Heil in Ewigkeit.

Quelle: Roos, M. Magnus Friedrich - Christliches Hausbuch

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