Roos, M. Magnus Friedrich - Christliches Hausbuch - April

Roos, M. Magnus Friedrich - Christliches Hausbuch - April

1. April. Morgen-Andacht.

Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebühret, sondern der Geist vertritt uns auf’s Beste mit unaussprechlichem Seufzen.
Röm. 8,26.

Von Gott, durch Gott und zu Gott sind alle Dinge, Röm. 11,36. Alles Gute kommt vom Vater durch Christum zu uns, und geht wieder durch den Heiligen Geist zu Ihm zurück, indem derselbe durch Christum und um Christi willen die Menschen zum Glauben an Gott, zur Liebe Gottes, zum Beten, Loben und Danken, ja zur ewigen Vereinigung mit Gott erweckt und leitet. Beten, was und wie sich’s gebührt, ist eine wichtigere Sache, als Viele meinen. Zwar ist es leicht, allgemeine Gebetsformeln zu finden, die man Gott vorsagen darf, aber in besondern Fällen kann nur die Regung des Heiligen Geistes bestimmen, was man bitten dürfe. Wer kann ferner dem betenden Menschen den Glauben, die Liebe, die Demuth geben, welche in sein Gebet einfließen müssen? Wer will seinen Sinn so bilden, daß er Gott bei der Anbetung gefallen kann? Dieses kann Niemand, als der Geist des Vaters und des Sohnes. Dieser kommt dem Sünder sogleich bei seiner Erweckung aus dem Sündenschlaf zu Hülfe, und steht ihm bei, daß er erhörlich beten kann. Wenn Er aber in das Herz desselben bei der Rechtfertigung gesandt und ausgegossen wird, so ist Er immer die wirkende Ursache aller Gott geziemenden Gebete. Ein wiedergeborner Christ soll hiebei seine natürliche Schwachheit bekennen, gleichwie sie auch Paulus bekannt hat, da er sagte: wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebühret, er soll sich aber auch auf den Heiligen Geist verlassen, welcher seiner Schwachheit auch bei dem Beten aufhelfen, und ihn mit unaussprechlichem Seufzen vertreten will. Paulus redet hier von dem Heiligen Geist als demjenigen, der die Stelle des betenden Menschen vertrete, folglich selber in ihm bete. Er betet aber so, daß Er des Menschen Verstand und Willen dazu braucht, und das Gebet nach dem Zustand des Menschen, und insonderheit nach seinem Verhältniß gegen Gott einrichtet. Hier gibt es aber auch unaussprechliche Seufzer; denn weil der Betende immer in einer Enge oder in einem Gedräng ist, so ist sein Beten ein Seufzen, sowohl wenn er sein Verlangen ohne Worte zu Gott richtet, als auch wenn er Worte denkt und ausspricht. Doch sind Worte immer unfähig, sein Verlangen, welches auf unaussprechliche Dinge geht, ganz zu beschreiben. Wenn ein Christ betet: himmlischer Vater, Dein Name werde geheiliget, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe u.s.w., so spricht er zwar etwas Vernehmliches aus, und versteht, was er bittet, einigermaßen; wer will aber Worte finden, welche Alles ausdrücken und deutlich machen, was der Name Gottes und die Heiligung desselben, das Reich Gottes und die Zukunft desselben, der Wille Gottes und die Erfüllung desselben in sich fassen. Hier geht der Sinn des Geistes, von dem Paulus V. 27. redet, immer weiter, als die Sprache und der Verstand des Menschen. Ebenso geht es, so oft ein Christ in seinem seufzenden Gebet göttliche und himmlische Dinge nennt. Sein Verlangen ist zwar unter dem Trieb des Geistes darauf gerichtet, auch weiß er, daß sie gut, herrlich, ewig seien: ihre ganze Beschaffenheit aber kann er nicht aussprechen, folglich auch nicht erkennen.

Mel.: Ach bleib mit Deiner Gnade.

1.
Du bist, o Geist der Gnaden,
Auch des Gebetes Geist!
Durch Dich ist uns gerathen,
Daß es gerathen heißt.

2.
Wir beten allzuschwächlich,
Nicht was, und wie’s gebührt;
Du seufzest unaussprechlich,
Daß es den Vater rührt.

3.
In Leib’s und Seelen-Schmerzen
Kommt Kraft und Trost von Dir;
Du sprichst den Kinderherzen
Das Abba selber für.

4.
Das will der Vater haben;
Wie Er im Sohn allein,
So will Er auch um Gaben
Im Geist gebeten sein.

5.
Du lehrst uns für uns bitten,
Du lehrst für Brüder fleh’n,
Und Gott, wenn’s ausgelitten,
Mit Lob und Dank erhöh’n.

6.
Ich preise Deinen Namen,
Daß Du auch in mir bist,
Und lehrst mich auch ein Amen,
Das froh und glaubig ist.

1. April. Abend-Andacht.

Wer diese Rede höret, und thut sie, den vergleiche ich einem klugen Manne, der sein Haus auf einen Felsen bauet.
Matth. 7,24.

Die Rede Christi, die man hören und thun muß, wenn man als ein kluger Mann sein Haus auf einen Felsen bauen will, ist die Bergpredigt, welche Matth. 5.6. und 7. enthalten ist. Nach derselben soll ein Mensch bei dem Genuß des Himmelreichs arm im Geist sein, bei der Erwartung des göttlichen Trostes Leid tragen, bei der Hoffnung, das Erdreich zu besitzen, Sanftmuth ausüben, bei der Hoffnung der Sättigung nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten. Er soll barmherzig sein, damit er auch Gott schauen möge; er soll friedfertig sein, um ein Kind Gottes zu heißen; und sich in der Hoffnung der himmlischen Belohnung um der Gerechtigkeit willen verfolgen und schmähen lassen. Endlich soll er mit allen Heiligen ein Salz der Erden und ein Licht der Welt sein. Ein solcher Mensch ist nach dem Ausspruch Christi ein seliger Mensch, und hat sein Haus auf den Felsen gebauet. Christus ging aber in Seiner Rede noch weiter zurück, und sagte, man solle nicht meinen, daß das göttliche Gesetz im Himmelreich nimmer gelte, sondern es vielmehr nach seinem geistlichen Sinn recht verstehen, wie es eine herzliche Liebe des Nächsten, innerliche Keuschheit, Heiligung des Namens Gottes, einen friedfertigen und demüthigen Sinn, die Liebe der Feinde und eine ganze Gerechtigkeit gebiete. Hier prüfe sich ein Jeder, und ringe darnach, daß er diese Gebote halten könne. Christus lehrte ferner, daß man nicht in der Heuchelei und aus Ehrgeiz, oder Geldgeiz, Almosen geben, beten und andere gottesdienstliche Uebungen vornehmen solle. Das Herz müsse hiebei zu dem himmlischen Vater gerichtet, der Sinn dem Vater Unser gemäß, und die Absicht lauter sein. Wer Gottes Diener sein wolle, könne insonderheit kein Mammonsdiener sein, und sich mit Sorgen quälen. Er sagte ferner, Andere richten, und seiner eigenen Sünden vergessen, sei schändlich, Andere unvorsichtig bestrafen, gefährlich. Er verheißt den Betenden die Erhörung, und faßt endlich das ganze Thun eines seligen Menschen, Matth. 7,12., in eine kurze Regel, und V. 13-20. in die verblümten Vorstellungen von einer Pforte und einem Weg, und von Bäumen, die Früchte tragen, zusammen; wiewohl Er V. 21.22.23. auch unverblümt davon redet. Diese Rede Christi ist’s nun, die man hören und thun soll. Sie hören ist gut: thun aber, das ist, in Seinem Sinn und Wandel sich darnach richten, noch besser, und jenes würde ohne dieses nichts nützen. Wer sie aber hört und thut, ist ein kluger Mann, der sein Haus der Hoffnung auf einen Felsen bauet, wo es gegen alle Anfälle, die unausbleiblich sind, und zur Prüfung dienen, fest steht. Seine Hoffnung wird ihn nie lassen zu Schanden werden. HErr Jesu, heilige uns in Deiner Wahrheit: Dein Wort ist die Wahrheit, Deine Lehre durchdringe unsere Herzen, und bilde unsern Sinn und Wandel, damit wir auf Dich, den unbeweglichen Felsen, zur Erlangung eines ewigen Heils erbauet werden!

Mel.: Gott des Himmels etc.

1.
Nein, ich mag auf Sand nicht bauen;
Wer will fallen, sei so dumm!
Wind und Wasser macht mir Grauen,
Denn sie reißen Alles um;
Jesus ist der Fels allein,
Wo mein Bau kann ewig sein.

2.
Keinen Felsen kann man legen,
Als den Gott zum Grund gelegt;
Jesus Christus ist’s hingegen,
Der den Bau der Seelen trägt,
Und mein Glaube muß allein
Nur auf Ihn gegründet sein.

3.
Unser Glaube hat im Beten
Keine and’re Zuversicht,
Als das giltige Vertreten,
Da der Mittler für uns spricht;
Sein Versühnungsblut allein
Muß mein Grund des Zugangs sein.

4.
Wer will Trost und Leben hoffen,
Wo man’s nicht in Jesu find’t,
Wenn uns Angst und Noth betroffen,
Wenn wir nun am Grabe sind?
Da soll Jesus auch allein
Mir der Grund der Hoffnung sein.

5.
Jesu! gründe meine Seele
Nur auf Dich, so steht sie gut;
Denn ich weiß, daß mir’s nicht fehle,
Wenn mein haus auf Dir beruht;
Dich, mein Fels, reißt mir allein
Weder Sturm noch Fluthen ein!

2. April. Morgen-Andacht.

Und da Er verklagt ward, antwortete Er nichts.
Matth. 27,12.

Als der HErr Jesus vor Kaiphas und den jüdischen Rathsherren von falschen Zeugen angeklagt wurde, schwieg Er still, Matth. 26,63., und als Er vor dem Pilatus von den Hohenpriestern und Aeltesten verklagt wurde, antwortete Er auch nichts, Matth. 27,12. Dieses Stillschweigen war so sonderbar, daß sich Seine Richter selber darüber verwunderten, denn nach den jüdischen und römischen Rechten durfte ein jeder Beklagter auf die Anklage antworten, wie hernach Stephanus Ap. Gesch. 7. und Paulus Ap. Gesch. 23.24.25.26. gethan haben. Der Hohepriester Kaiphas stand deßwegen, als Jesus nichts antwortete, auf, und sprach zu Ihm: antwortest du nichts zu dem, das diese wider dich zeugen, und der Landpfleger Pilatus sagte gleichfalls: hörst du nicht, wie hart sie dich verklagen? und verwunderte sich sehr, daß Jesus in Seinem Stillschweigen beharre, Matth. 26,62. 27,13.14. Diese Weise beobachtete Jesus durchaus in Seinem letzten Leiden, daß Er auf die Anklagen nichts antwortete, hingegen redete Er, als Kaiphas zu Ihm sagte: ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seiest Christus, der Sohn Gottes; und als Pilatus Ihn fragte: ob Er ein König sei. Er redete auch bei etlichen andern Gelegenheiten, da es geziemend war. Der HErr Jesus hat also auf die Anklagen Seiner Feinde nicht geantwortet, aber auf die Fragen Seiner Richter hat Er geantwortet, und dabei ein gutes Bekenntniß abgelegt, welches die Summa des Evangelii, das Er geprediget, und worin Er sich als Christum, den Sohn Gottes, und als den König Seines Volkes geoffenbart hatte, enthielt. Es war geziemend, daß Er durch Sein Bekenntniß zeigte, wie Er Seiner Sache gewiß sei, und wie Er nichts von demjenigen, was Er gelehrt hatte, zurücknehme, ob Er schon deßwegen zum Tode verdammt werde. Aber auf die Anklagen hat Er nie geantwortet; denn es geziemte sich nicht für Ihn, daß Er durch eine Widerlegung einer Anklage den Schein von Sich gebe, als ob Er Sein Leben, das Er doch nach dem Rath Seines Vaters freiwillig hingeben wollte, retten, und sich darum wehren wollte. Sein Tod hatte eine höhere Ursache, als nur die Anklage falscher Zeugen. Er war freilich für Seine Person kein Gotteslästerer und kein Aufrührer, wie Ihn Seine Feinde beschuldigten, hingegen lag die Sünde der ganzen Welt auf Ihm. Er stand nicht nur vor dem menschlichen, sondern auch vor dem göttlichen Gericht, und sollte als ein Mittler zwischen Gott und den Menschen sterben: warum sollte Er sich also bemühen, durch Verantwortungen Seinen Tod abzuwenden? Ueberdieß war Sein Tod von dem Kaiphas und seinen Rathsherren schon beschlossen, ehe Er angeklagt wurde, und Pilatus, der seine Unschuld einsah, wurde von den Juden genöthigt, Ihn zu verurtheilen; auch waren die Ankläger und Richter unfähig, die Wahrheit zu erkennen, folglich wäre Seine Verantwortung unnütz gewesen. Das Stillschweigen Jesu war ein Bekenntniß, daß ich ein todeswürdiger Sünder sei, und ein Zeichen Seiner Willigkeit, für mich zu sterben. Ihm sei Dank dafür. Der HErr Jesus erfüllte das Wort auf das Vollkommenste: befiehl dem HErrn deine Wege und hoffe auch Ihn, Er wird’s wohl machen, und wird deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht, und dein Recht wie den Mittag, Ps. 37,5., und so auch das Wort: ich will schweigen und meinen Mund nicht aufthun. Du, HErr, wirst’s wohl machen,. Ps. 39,10. Ich soll Ihm hierin nachfolgen.

Mel.: Entfernet euch, ihr matten Kräfte.

1.
Mein Heiland ließ sich hart verklagen
Mit unbegreiflicher Geduld,
Als ließ’ Ihm Gott durch Menschen sagen:
Du, Mittler, hast nun alle Schuld.
Die Schuld war mein, Nun ist sie Sein;
Er schweiget und gesteht hiebei,
Daß Er der Welt Versühnung sei.

2.
Was soll ich hier, o Jesu, sprechen
Bei Deiner Läst’rer Grimm und Zank?
HErr, ich bekenne mein Verbrechen,
Und spreche nur: ich sage Dank.
Ich glaub’ an Dich, so rede ich.
Dein Schweigen öffnet mit den Mund,
Ich mache Deine Liebe kund.

3.
Ich will Dich meine Unschuld nennen,
Und Deinen Vater meinen Gott;
Ich will Dich vor der Welt bekennen,
Will schweigen bei der Läst’rer Spott.
Dein Wahrheits-Geist,
Den Du verheiß’st,
Mach’ mir das Herz
vom Glauben voll,
So bet’ und lob’ ich, wie ich soll.

2. April. Abend-Andacht.

Wahrlich Ich sage euch: sie haben ihren Lohn dahin.
Matth. 6,5.

Dieses sagte der heilige und gerechte Richter von denjenigen, die bei ihrem Almosengeben und Beten Ruhm bei den Menschen suchen, und von diesen gilt der Schluß auf alle diejenigen, welche das eitle Lob, die Gunst der Menschen, und den großen Namen bei den Nachkommen zum Zweck ihrer Werke machen. Solche Menschen erlangen oft, was sie suchen. Sie werden von den Menschen als andächtige, gutthätige, kluge, gelehrte Leute, als Patrioten und Helden gerühmt; ihre Namen werden zum Theil in die Geschichtsbücher eingetragen: wenn sie aber nicht dem HErrn in aller Demuth gelebt haben, wenn ihre Tugenden nicht Früchte des Geistes gewesen sind, wenn der Ruhm das Ziel war, nach dem sie gelaufen sind, so haben sie, wenn sie diesen erlangt haben, ihren Lohn dahin, und empfangen am jüngsten Tage keinen mehr; weil alsdann der allwissende und gerechte Richter der Lebendigen und der Todten an’s Licht bringen wird, was im Finstern verborgen war, und den Rath der Herzen offenbaren. Wenn aber der Herzensrath dieser ist, daß der Mensch sich selber zum Gott machen will, der geehrt und bewundert sein soll, so ist er böse, und alle Werke, die aus demselben fließen, sind ungeachtet des guten Scheins, den sie haben, und des Nutzens, den sie vielleicht in der Kirche oder Polizei schaffen, auch böse: folglich kann kein Gnadenlohn darauf folgen. Ist’s wahr, daß der Richter der Welt es so genau nehme? Ist’s möglich, daß ein Beter, ein Wohlthäter der Armen, ein Patriot, ein Prediger u.s.w. seinen Lohn auf Erden dahin nehmen kann? Ja, denn Christus sagt’s, und bestätigt Seine Rede noch dazu mit einem Wahrlich, damit die Menschen sich desto weniger erkühnen möchten, ihre Vernünfteleien ihr entgegen zu setzen. Wer kann dann selig werden? Derjenige kann selig werden, der sich die Tücke seines bösen Herzens aufdecken, der sich über seiner Heuchelei vom Geist Gottes durch Sein Wort bestrafen läßt, der seinen eigenen Stolz kennen lernt und verabscheut, und der Gnade und die Gabe des Heiligen Geistes erlangt, Demjenigen zu leben, der für ihn gestorben und wieder auferstanden ist. Bei einem Solchen geht es durch Ehre und Schande, durch böse und gute Gerüchte. Er lebt nicht sich selbst, sondern Gott in Christo Jesu. Er thut nicht weniger Gutes, wenn er Undank, als wenn er Dank dafür bekommt. Er begehrt nicht, daß ihm Alles in dieser Welt vergolten werde. Er betet im Verborgenen, und wenn er gibt, so läßt er die linke Hand nicht wissen, was die rechte thut. Er prangt nicht mit seiner geistlichen Erkenntniß und Erfahrung, bleibt dabei auch gern unbekannt, und läßt es auf Gottes willen ankommen, wie viel dabei zu seiner Ehre vor den Menschen offenbar werden soll. Es geht auf dem geraden Weg nach dem vorgesteckten Ziel, dem Kleinod zu, welches ihm die himmlische Berufung Gottes in Christo vorhält. Der HErr Jesus schaffe und erhalte einen solchen lautern Sinn in uns, damit wir am Tage Seiner Zukunft Freudigkeit haben mögen.

Mel.: Gott sei Dank in aller Welt.

1.
Wer nur hier will etwas sein,
Thut sein Gut’s zum Augenschein,
Sucht den Weltruhm zum Gewinn:
Der hat seinen Lohn dahin!

2.
Solches Gute ist gemalt,
Und die Farbe wird bezahlt;
Denn die Augen preisen’s schön,
Die nicht in’s Verborg’ne seh’n.

3.
Alles Wohlthun hat zwar Lohn,
Auch in diesem Leben schon;
Aber in der Ewigkeit
Ist der wahre Lohn bereit.

4.
Gott sieht das Verborg’ne ein,
Der will Wahrheit, keinen Schein;
Der im Himmel, nicht der Welt,
Erst den Lohn uns aufbehält.

5.
Vater! mache Du mich frei
Von der stolzen Heuchelei;
Schau mir, wenn ich Gutes thu’,
Du nur im Verborg’nen zu.

6.
Wenn ich in der Kammer bin,
Leg’ ich mich auf Gnade hin;
Niemand wisse, als nur ich,
Was ich mit dem Vater sprich.

7.
Lachen Menschen über mir,
Kennst Du doch mein Herz vor Dir;
Sagst Du nur, ich sei erhört,
Ist dieß mehr als Alles werth.

8.
Denn an jenem Tag wird klar,
Was Dir wohlgefällig war,
Und die Gnade lohnet da,
Was sie im Verborg’nen sah!

3. April. Morgen-Andacht.

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Röm. 5,5.

Die Menschen machen sich von der Gnade Gottes mancherlei irrige und seltsame Vorstellungen. Viele meinen, der Mensch müsse sich’s nur steif einbilden, daß Gott ihm gnädig sei, und beschlossen habe, ihn selig zu machen: so habe Alles seine Richtigkeit; ob er schon von der Gnade Gottes bei seinem Leichtsinn niemals etwas empfindet. Andere halten nichts für die Gnade, als die Wirkungen des Heiligen Geistes in ihrem Herzen, und je nachdem sie diese mehr oder weniger empfinden, sind sie mehr oder weniger glaubig. Andere meinen, die Gnade sei etwas, da man umsonst empfange, damit man hernach durch Hülfe derselben andere Wohlthaten und insonderheit das ewige Leben verdienen könne. Andere meinen, sie müssen die Gnade selbst mit Werken verdienen. Endlich gibt es Leute, die es für unmöglich halten, der Gnade Gottes in diesem Leben gewiß zu werden. Die Lehre Pauli aber ist diesem Allem entgegengesetzt. Erstlich setzt er Röm. 11,6. 4,4. 5. die Gnade dem Verdienst der Werke entgegen, und lehrt, daß beide nicht beisammen stehen können. Hernach lehrt er Röm. 5,1.2., daß gerechtfertigt werden, und einen Zugang zu der Gnade bekommen, folglich auch gerechtfertigt sein, und in der Gnade stehen, einerlei sei, und daß derjenige, der in der Gnade stehe, sich schon der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit rühmen könne, ohne diese noch besonders zu verdienen. Er sagt ferner, daß ein Begnadigter sich auch der Trübsale rühmen dürfe, weil man unter denselben bei der Geduld bewährt werde, und eine neue festere und reinere Hoffnung der Herrlichkeit bekomme. Warum aber dieses? Darum, weil die Liebe Gottes bei der Begnadigung in dem Herzen ausgegossen werde durch den Heiligen Geist. Gnade ist Gottes Huld, Güte, Barmherzigkeit, nach welcher Er dem Menschen, sobald er glaubig wird, seine Sünden um Christi willen nicht mehr zurechnet, sondern vergibt (Röm. 4,6-8.). Von dieser Seiner Huld vergewissert Er aber den Menschen, indem Er Seine Liebe in dessen Herzen durch den Heiligen Geist, wie ein Oel, wie einen köstlichen Balsam zur empfindlichen Erquickung ausgießt. Ohne diese Ausgießung würde der Mensch immer suchen, und nie wissen, daß er das Gesuchte gefunden habe. Es würde ohne dieselbe niemals eine Zuversicht, Gewißheit, Freudigkeit, oder ein Rühmen bei den Menschen entstehen. Wer die Liebe Gottes empfunden hat (welches aber nur der Heilige Geist verschaffen kann), darf sich nicht nur einbilden, daß ihm Gott gnädig sei, sondern kann es mit Grund und Gewißheit glauben. Doch ist die Gnade, das ist die Huld Gottes, größer, als wir sie spüren, denn sie ist die unermeßliche Quelle alles Guten, welches die Gerechten ewiglich genießen sollen. Wem Gott gnädig ist, dem gibt Er Seinen Geist als das Siegel, womit er als Sein Eigenthum bezeichnet wird, und als das Angeld des himmlischen Erbes: die Gnade aber ist in Gott, die Wirkungen des Heiligen Geistes aber, welche aus derselben fließen, sind in uns, und obschon diese mancherlei und zuweilen schmerzhaft, zuweilen aber nicht merklich sind, so bleibt doch die Gnade gegen diejenigen, die im Glauben stehen, unverändert, und übertrifft Alles, was wir davon denken und fühlen können. Himmlischer Vater, gieße Deine Liebe immer mehr durch den Heiligen Geist in unsere Herzen aus, damit wir dadurch tüchtig werden, in der Hoffnung der ewigen Herrlichkeit fröhlich, und in Trübsalen geduldig zu sein!

Mel.: Ach, was sind wir ohne Jesu.

1.
Gottes Geist gießt Gottes Liebe
Selbst in unserm Herzen aus.
Wenn es ohne Liebe bliebe,
Blieb’ es ein unselig Haus.
Wird es durch dieß Oel geweiht,
Ist’s ein Haus voll Herrlichkeit.

2.
Schüttet alle bitt’re Schmerzen
Ueber einen Christen hin:
Gottes Liebe in dem Herzen
Stärket, tröstet, freuet ihn.
So ist auch im Marterthum
Gottes Liebe noch sein Ruhm.

3.
Diese Liebe kann von innen
Unsers Herzens Leben sein.
Kann ein Balsam sanft zerrinnen,
Diese dringt noch stärker ein,
Daß sie gar zum Munde dringt,
Der von Liebe red’t und singt.

4.
Geist der Liebe, sei gepriesen,
Der Du diesen Balsam hast.
Hat er hier schon Kraft erwiesen,
Da das Herz nur Tropfen faßt:
Was wird sein der Strom davon
Aus des Lamm’s und Gottes Thron!

3. April. Abend-Andacht.

Und das ist die Verheißung, die Er uns verheißen hat, das ewige Leben.
1. Joh. 2,25.

Ich gebe ihnen das ewige Leben. So sagte Christus von seinen Schafen Joh. 10,28. An diese Worte Jesu mag Johannes gedacht haben, da er schrieb: das ist die Verheißung, die Er uns verheißen hat, das ewige Leben. Das Höchste, was ein Mensch von Gott empfangen kann, ist ein ewiges Leben, wie denn Röm. 6,23. gesagt wird, der Sold der Sünde, oder der ganze Lohn, den die Sünde ihren Knechten gebe, sei mit einem Wort der Tod, die Gabe Gottes aber sei das ewige Leben in Christo Jesu, unserm HErrn. Darum wird auch Matth. 25,46. von den Gerechten, die am jüngsten Tag ihre völlige Abfertigung bekommen, nichts Weiteres, als dieses gesagt, daß sie in das ewige Leben gehen, und dieses ewigen Leben wird der ewigen Pein entgegengesetzt.

Auf der Erde gibt es auch lebendige Menschen und Thiere. Kaum aber haben jene und diese eine Zeit lang gelebt, so nehmen sie wieder ab und sterben. Wenn man den Staub von allen todten Leibern der Menschen und Thiere auf dem Erdboden gleich austheilte, so würde derselbe viele Klafter tief damit bedeckt werden. Sterbliche wandeln also auf dem Staub der Todten, und wo tausend Menschen wohnen, da sind viele Tausende begraben. Und doch hält man dieß schwache, sterbliche und kurze Leben für etwas Gutes, und wenn man einen Missethäter auf’s Härteste strafen will, so nimmt man ihm das Leben. Was muß nun das Leben sein, welches keiner Abnahme unterworfen ist, und kein Ende nimmt, das ewige Leben, bei welchem man erfährt, was Offenb. 21,4. steht: Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen? Welche Kräfte, welche Wonne muß ein solches Leben in sich fassen? Gott heißt der Ewige und der Lebendige. Er hat allein eine solche Unsterblichkeit, welche alle Möglichkeit des Todes ausschließt. Er hat das Leben in Sich selbst, so daß es von Nichts außer Ihm abhängt. Wer also ein ewiges Leben als eine Gabe Gottes empfängt, und durch Seine Gnade unsterblich ist, steht in einer herrlichen Aehnlichkeit mit Ihm. Gott hat die Menschen im Anfang zum ewigen Leben erschaffen, und der Tod ist durch die Sünde in die Welt gekommen. Wenn nun die Sünde wird aufgehoben sein, so wird auch der Tod in den Sieg verschlungen, und der Mensch durch Christum zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt sein. Christus ist deßwegen gestorben und wieder auferstanden, damit wir ein ewiges Leben empfangen möchten. Er hat auch als der wahrhaftige und treue Zeuge Seinen Schafen dieses ewige Leben verheißen, und fängt schon an, diese Verheißung zu erfüllen, alldieweil seine Schafe noch auf Erden sind; denn das geistliche Leben, das sie empfangen haben, ist schon ein ewiges Leben. Es bricht aber in ihren Seelen völliger an, wenn sie von den Leibern geschieden werden, und ihre Leiber werden auch bei der Auferstehung die Unsterblichkeit anziehen, 1 Kor. 15,54. Wohl demjenigen, der dem Tod des Leibes mit der Hoffnung des ewigen Lebens entgegensehen kann! Gott hat uns das ewige Leben als Seine Gabe verheißen, und uns dadurch erinnert, daß wir mit unsern Begierden nicht an dem kurzen irdischen Leben, und an demjenigen, was es in sich faßt, hangen bleiben sollen.

Mel.: Schwing dich auf zu deinem Gott.

1.
Was uns Gott verheißen hat,
Ist ein ewig Leben;
Seele, werde nur nicht matt,
Diesem nachzustreben;
Der Lebendige verspricht’s,
Der uns will bereiten
Zur Gemeinschaft Seines Lichts
In die Ewigkeiten.

2.
Wage dich im Glauben nur
Auf Sein theu’r Versprechen;
Kann doch keine Kreatur
Seine Worte brechen;
Glaube über die Vernunft,
Ueber Tod und Sünden;
Denn in Seiner Wiederkunft
Wirst du’s seh’n und finden.

3.
Menschen geben alles eh’,
Als ihr zeitlich Leben;
Sollt’ man um das Ewige
Nicht auch dieses geben?
Weil man hier wie Leichen schwebt,
Lebt man zum Verderben;
Nur im Himmel heißt’s gelebt,
Da man nicht kann sterben.

4.
Da ist Leben ohne Leid,
Leben ohne Mängel,
Leben in vollkomm’ner Freud’,
Leben wie die Engel;
Vater, der es uns verheißt
In dem Sohn zu geben,
Führe mich durch Deinen Geist
In dieß wahre Leben!

4. April. Morgen-Andacht.

Lobet den HErrn, alle Heiden.
Ps. 117,1.

Zur Zeit der Gesetzgebung sagte der HErr zu dem Volk Israel: werdet ihr Meiner Stimme gehorchen, und Meinen Bund halten, so sollt ihr Mein Eigenthum sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist Mein; und ihr sollt Mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein, 2 Mos. 19,5.6. Es gehörte auch diesem Volk die Kindschaft, und die Herrlichkeit (der Wohnung Gottes), und der Bund, und das Gesetz, und der Gottesdienst, und die Verheißung, Röm. 9,4. Was aber die Heiden anbelangt, so sagte man: so thut der HErr keinen Heiden (wie er Israel thut), noch lässet sie wissen Seine Rechte, Hallelujah! Ps. 147,20. Zwar wurden einzelne Heiden je und je unter das Volk Israel aufgenommen, wie die Rahab und die Ruth, oder auch ohne diese Aufnahme an den wahren Gott glaubig, wie der Syrer Naeman; auch hat der HErr einmal der Stadt Ninive durch den Propheten Jonas predigen lassen, allein der Vorzug Israels blieb doch groß, und das Gute, das Jonas zu Ninive angerichtet hatte, verlosch bald wieder; hingegen weissagten die Propheten mehrmals, daß den Heiden zur Zeit des Messias Heil widerfahren werde. Der Heilige Geist rief ihnen deßwegen lange vorher zu: lobet den HErrn, alle Heiden. Ja es wird Ps. 72,11. geweissagt: alle Könige werden den Heiland der Welt anbeten, alle Heiden werden Ihm dienen. Was hievon noch nicht erfüllet ist, wird in der zukünftigen Zeit erfüllet werden. Paulus theilte die bekannten Heiden zu seiner Zeit, Kol. 3,11., in Griechen, Ungriechen und Scythen ein. Die Griechen waren die gesitteten Menschen in dem römischen Reich, die weisesten unter den Heiden. Ungriechen waren Heiden, deren Regiment und Hauswesen auch noch ordentlich eingerichtet war, welche aber die feinen Sitten, Künste und Wissenschaften der Griechen nicht unter sich hatten, und von diesen für Fremde geachtet und verachtet wurden. Scythen waren wilde Heiden, die keine gewissen Wohnungen hatten, und fast ein thierisches Leben führten. Diese drei Gattungen von Heiden, unter denen die erste Luk. 14,21., die zwei letzteren aber Luk. 14,23. geschildert sind, findet man noch jetzt auf dem Erdboden in großer Menge; es sollen aber alle den HErrn loben um Seiner Barmherzigkeit willen, weil Er ihnen Allen Seinen Sohn als ihren Erlöser gegeben hat. Auch sollen diese Heiden (folglich auch wir, die wir von Ungriechen abstammen) nicht meinen, daß sie nur Gäste und Fremdlinge im Reiche Gottes sein dürfen, sondern sie sollen Bürger mit den heiligen Israeliten und Gottes Hausgenossen sein. Sie sollen Miterben sein, und mit eingeleibt und Mitgenossen der Verheißung Gottes in Christo durch’s Evangelium sein, Eph. 2,19. 3,6. Sie sollen unter die Zweige des israelitischen Oelbaums eingepropft, und der Wurzel und des Safts im Oelbaum theilhaftig werden, Röm. 11,17. Sie sollen nämlich von Gott behandelt werden, als ob sie Nachkommen Abrahams wären, und zu seinem Samen gehörten, für den dieser geistliche Stammvater aller Glaubigen sehr große Verheißungen empfangen hat, und sollen auch des verheißenen Geistes als des fruchttreibenden Saftes theilhaftig werden. Niemand soll im Reich Gottes seine natürliche Abstammung oder sein äußerlicher Stand schaden: denn da ist nicht Grieche, Jude, Beschneidung, Vorhaut, Ungrieche, Scythe, Knecht, Freier; sondern Alles und in Allen Christus, Kol. 3,11. Christus macht Alle ehrlich und Gott angenehm. Gelobet sei der HErr für Seine Barmherzigkeit, mit welcher Er Sich zu uns Heiden gewandt hat! Auch heute soll das Lob Gottes in meinem Munde sein.

Mel.: Gott sei Dank in aller Welt.

1.
Lobt ihr Heiden, Gott den HErrn,
Denn ihr seid nun nicht mehr fern.
Gnade waltet über euch,
Und zu euch kommt Gottes Reich.

2.
Euch wird Gottes Wahrheit kund;
Ihr steht auch mit Gott im Bund:
Ihr habt an dem großen Heil
Und der Lebenshoffnung Theil.

3.
Was in Gott verborgen war,
Wird an euch nun offenbar,
Daß die Feindschaft nun vorbei,
Und am Kreuz getödtet sei.

4.
Ihr seid nahe durch das Blut,
Das an Sündern Wunder thut,
Durch das Blut des Gottessohns
Und des Erben Seines Throns.

5.
Dankt dem Vater, welcher jetzt
Euch auch zu Miterben setzt;
Dankt dem Sohn, der ewig bleibt,
Und auch euch mit einverleibt.

6.
Danket dem Verheißungsgeist,
Daß ihr Mitgenossen heißt.
Jetzt und ewig, nah’ und fern
Lobt, ihr Heiden, Gott den HErrn.

4. April. Abend-Andacht.

Wir werden durch Christum behalten werden vor dem Zorn, nachdem wir durch Sein Blut gerecht worden sind.
Röm. 5,9.

Wer durch das Blut Jesu Christi gerecht geworden ist, hat nichts mehr zu verdienen und zu büßen, denn er kann sich schon der Hoffnung der Herrlichkeit, der Trübsale, und Gottes selber rühmen, wie Paulus Röm. 5. gelehret hat. Züchtigungen können über ihn kommen, aber unter denselben ist kein Zorn Gottes verborgen, denn die Liebe ist’s, die ihn züchtigt, Hebr. 12,5 ff. Und wenn der große Tag des Zorns kommen wird, von dem Röm. 2,5. und Offenb. Joh. 6,17. die Rede ist, so werden solche Gerechtfertigte vor dem Zorn behalten oder bewahrt, daß derselbe sie nicht treffe. Wie wichtig ist also die Gnade der Rechtfertigung! Und wie groß sind ihre Folgen! Wie nöthig ist’s aber auch, daß man nie aus dieser Feste falle, und wie sehr hat man sich zu hüten, daß man nicht zuletzt anstatt der Rechtfertigung selber nur das trockene Angedenken derselben, oder die Wissenschaft derselben habe. Wehe aber auch denjenigen, die sich selbst nach der Weise der Pharisäer rechtfertigen, folglich auch sich selber einen falschen Frieden machen; denn was ist der eigenliebige Mensch, daß er über sich selbst eigenmächtig ein Urtheil sprechen dürfte? Und was sind seine Gedanken, und was ist sein Muth, daß sie ihn wider den Zorn Gottes schützen könnten? Wer will sich verantworten? wer will seine Sache gewinnen? wer will bestehen? wenn Moses als Kläger auftritt, und Gott Sünden zurechnet. Niemand ist hier gerecht, als wer an das Blut Christi mit einem Geist ohne Falsch durch den Glauben appellirt, und vor Gott aufrichtig, demüthig und zuversichtlich bezeugt, daß er dieses Blut für das Lösegeld seiner Seele, für die Bezahlung seiner Schulden halte, und seinen Handel nicht anders als durch dasselbe gewinnen wolle. Wer dieses zur Ehre des HErrn Jesu und Seines himmlischen Vaters bekennt, wird gerechtfertigt, das ist, von aller Schuld und Strafe losgesprochen; folglich trifft ihn nun der Zorn Gottes nicht mehr, als welcher nur die Ungerechten und Unglaubigen ergreift und verzehrt. Er aber hat seine Sache gewonnen. Ueber ihm waltet Gnade und Wahrheit. Er hat Friede mit Gott. Er darf leben, ewiglich darf er leben. Habe ich also die Rechtfertigung durch das Blut Jesu erlangt, so darf ich nicht nur bei allen Begegnissen, die in meiner irdischen Wallfahrt noch vorkommen mögen, ruhig und getrost sein, sondern auch das Sterben für einen Gewinn halten, und überdieß die herrliche Erscheinung Jesu Christi lieb haben, und mit Verlangen darauf warten. Denn so empfindlich auch die Leiden sein mögen, die in meiner Wallfahrt und bei meinem Sterben auf mich fallen, und so fürchterlich es lautet, wenn gesagt wird, daß das Feuer den Himmel und die Erde am jüngsten Tag verzehren, und der HErr Jesus alsdann alle Menschen richten werde, so habe ich doch nichts zu befahren, wenn ich nur vor dem Zorn Gottes behalten werde. Nur der Zorn Gottes ist verderblich, wer aber vor demselben behalten wird, kann Alles getrost und ohne Schaden, ja mit Nutzen über sich ergehen lassen.

Mel.: Jesus, meine Zuversicht.

1.
Wenn der Tag des Zorns erscheint,
Der bis in die Hölle brennet,
Wo Gott Sünder, die Ihm feind,
Ewig von der Liebe trennet:
O wie selig, wer alsdann
Noch behalten werden kann!

2.
Was behält uns vor dem Zorn?
Nichts als Blut von Jesu Wunden;
Da wird noch der off’ne Born
Zu des Sünders Heil gefunden;
Geißeln, Nägel, Speer und Dorn
Oeffneten uns diesen Born.

3.
Sind wir durch Sein Blut gerecht,
O so sind wir ja behalten!
Ob dem sündigen Geschlecht
Läßt jetzt Gott die Gnade walten;
Und aus Christi Fülle quillt,
Was der Herzen Sehnsucht stillt.

4.
Nun so halt’ mich an Dich,
Jesu, der für mich gestorben;
Denn Dein Blut floß auch für mich,
Gnade ist auch mir erworben;
Vor dem Zorn ist frei geacht’t,
Wen Dein Blut gerecht gemacht.

5.
Halte mich in diesem Sinn,
Daß ich solche Gnade preise,
Und so lang ich lebend bin,
Meinen Glauben thätig weise;
Bis zu jenem Tage hin
Halte mich in diesem Sinn.

5. April. Morgen-Andacht.

Mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes.
Luk. 1,46.

Hanna, die Mutter des Propheten Samuel, und Maria, die Mutter unseres Heilandes, stehen in einer großen Aehnlichkeit miteinander. Beide waren sehr gedemüthigt, und konnten die Menschen durch ihr eigenes Beispiel lehren, wie Gott das Niedrige ansehe, die Hungrigen mit Gütern erfülle, und die Dürftigen aus dem Staub erhebe, s. 1 Sam. 2,5.7.8. Luk. 1,48.52.53. Beide wurden nach der Traurigkeit mit einer großen geistlichen Freude überschüttet; wie dann Hanna 1 Sam. 2,1. betete: mein Herz ist fröhlich in dem HErrn, mein Horn (meine Kraft) ist erhöhet in dem HErrn. Mein Mund hat sich weit aufgethan über meine Feinde, denn ich freue mich Deines Heils. Maria aber sagte: meine Seele erhebt den HErrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes. Niemand ist würdiger, daß man sich seiner freue, als Gott unser Heiland, weil Er der Gütigste, der Freundlichste, der Mächtigste, der Herrlichste ist. Wir sind Geschöpfe; Er ist Gott: Niemand aber ist gut als der einige Gott. Wenn also Gott Sich dem Geschöpf mittheilt und von demselben als gut empfinden läßt, so kann es ohne innige Freude nicht abgehen. Wir sind sündhafte und nothleidende Menschen, Er aber ist der Heiland. Wenn nun der Heiland Sich dem Sünder offenbart, wenn Er an ihm thut, was dieser Sein Name bedeutet, wenn Er die Sünde bedeckt, die Noth wendet, oder wenigstens des Glaubigen Horn erhöhet, wie Hanna sagte, das ist, seine Geisteskraft vermehrt, daß ihm Alles, was er tragen muß, leicht wird, und wenn Er ihm überdieß einen Vorschmack und Vorblick von der himmlischen Wonne gibt, so kann man, wie David, zu Ihm sagen: Du erfreuest mein Herz, ob Andere gleich viel Wein und Korn haben. Die geistlichen Freuden währen freilich nicht an Einem fort, wie denn auch bei der heiligen Maria zu derjenigen Zeit, da wegen des Leidens Jesu ein Schwert durch ihre Seele drang, die Traurigkeit weit vorschlug, auch entstehen sie bei dem Einen sparsamer und seltener, bei dem Andern aber reichlicher und öfter, doch sollen sie einem glaubigen Christen nicht ganz ganz unbekannt sein; wie denn auch Paulus die Christen in seinem Brief an die Philipper, und sonderlich Phil. 3,1. 4,4. sehr herzlich dazu aufgemuntert hat. Niemand warte hiebei auf seine Würdigkeit, denn das Wort Heiland schließt dieselbe aus, und macht das Warten auf dieselbe unnöthig. Auch die heilige Maria, welche bei den allgemeinen Aussprüchen Röm. 3,23. 5,12. Gal. 3,22. keine Ausnahme machte, war aus Gnaden, was sie war, und hatte einen Heiland nöthig, dessen sie sich auch freute. Ein jeder Christ darf also mit ihr, ungeachtet ihres großen Vorzugs, im Geist Gemeinschaft haben, und, wie sie, wenn der Heilige Geist ihn dazu erweckt, sagen: mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes. Göttliche Traurigkeit ist etwas Gutes: die Freude im Heiligen Geist ist aber noch besser. Jene bereitet zu dieser. Jene hört auf, wenn der Sünder in den Himmel aufgenommen wird, wo alle Thränen von seinen Augen abgewischt werden, diese aber währet ewig. Gott lasse mich jene und diese in der Zeit meiner Wallfahrt, wie ich’s nöthig habe, erfahren, im Himmel aber diese ohne Aufhören empfinden.

Mel.: Jesus meine Zuversicht.

1.
Auf, mein Geist! nun darfst du dich
Gottes, deines Heilands, freuen.
Gottes Zorn erschreckte mich,
Den uns die Gebote dräuen;
Nun ist Wonne statt der Pein,
Gottes Sohn will Heiland sein.

2.
Sucht man, wie der reiche Mann,
Täglich Herrlichkeit und Freuden,
O so werden dort zum Bann,
Die hier ohne Heiland scheiden.
Ohne Heiland ist der Tod,
Ohne Heiland Qual und Noth.

3.
Dieser Heiland ist auch mein,
Weil Er Heiland ist für Alle;
Und die Freude nimmt mich ein,
Daß ich Ihm zu Füßen falle:
Dir sei Dank, HErr Jesu Christ,
Daß Du auch mein Heiland bist.

4.
Hätt’ ich Dich, mein Heiland, nicht,
Müßte mich die Hölle quälen.
Nun ist Gnade, nun ist Licht,
Nun ist Freude in der Seelen.
Heiland, bringe mich dahin,
Daß ich ewig freudig bin.

5. April. Abend-Andacht.

Ich Achte Alles für Schaden gegen der überschwänglichen Erkenntniß Christi Jesu, meines HErrn.
Phil. 3,8.

Der Stolz, welcher ein namhafter Theil der Erbsünde ist, bringt es immer mit sich, daß der Mensch den Grund seiner Zufriedenheit gern in sich selbst sucht, und seine eigene Gerechtigkeit vor Gott aufrichten will. Es geschieht aber dieses unter mancherlei Formen, je nachdem der Mensch eine Auferziehung gehabt hat. Ein Jude beruft sich auf seine Abstammung von Abraham, dem Patriarchen, auf seine Beschneidung, und auf die Haltung des Ceremonialgesetzes: ein Christ aber gemeiniglich auf seine Tugend, Wissenschaft und rühmlichen Werke. Es mag aber nun ein Mensch aufbringen, was er will, so ist’s nicht Christus Jesus, welcher uns von Gott zur Weisheit, und zur Gerechtigkeit, und zur Heiligung, und zur Erlösung gemacht ist. Es ist nicht der Gehorsam, den Christus Seinem Vater als unser Stellvertreter geleistet hat, es ist nicht Sein Leiden, Sein Tod, Seine Auferweckung, Seine Fürsprache bei dem Vater. Wer Trost finden, wer vor Gott bestehen, wer selig werden will, muß auf Christum Jesum sehen, und auf Ihn sein Vertrauen setzen. Es ist der unwiderrufliche Rathschluß des Vaters, daß kein Mensch vor Ihm gerecht sein könne, als in Seinem Sohn, und Niemand zu Ihm nahen dürfe, als durch Seinen Sohn, und daß auch Niemand die wahre Heiligung und endlich der Seelen Seligkeit erlangen könne, als durch diesen Seinen Sohn. Der Heilige Geist lehre uns dieses aus dem Evangelio gründlich und klar erkennen, und zwar so, daß diese Erkenntniß in uns überschwänglich werde, oder unsere Herzen kräftig neige, und von alle falschen Gerechtigkeit so abziehe, daß wir dieselbe sogar für einen Schaden achten, wenn wir nämlich einsehen, daß wir dadurch zu unserm ewigen Schaden betrogen werden könnten. Wie arm, wie bloß muß eine Seele sein, wenn sie Christum Jesum erkennen, und an Ihn glauben soll, weil sie Alles, was nicht Er selber ist, fahren lassen, ja für Schaden achten soll! Daß dieses nicht ohne innerliche Schmerzen geschehe, ist leichtlich zu erachten, allein der Gewinn, den man durch den Glauben erlangt, ersetzt Alles. Ich soll Christum Jesum als meinen HErrn erkennen; ich soll Ihn gewinnen; ich soll in Ihm erfunden werden, nicht habend meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Ihn kommt, nämlich die von Gott dem Glauben zugerechnet wird. So verliert man Alles, damit man Alles gewinne. So achtet man seinen alten Gewinn für Schaden, damit man durch den neuen Gewinn auf’s Beste berathen und auf die Ewigkeit hinein wohl versorgt werde. Viele zerstreuen sich in allerhand Wissenschaften, wenn aber ihre Sinnen nicht in der Einfältigkeit auf Christum oder in der überschwänglichen Erkenntniß Seiner zusammengefaßt werden, so haben sie keine Kraft und keinen Frieden in ihren Herzen, und gehen mit ihren Wissenschaften verloren. Die Erkenntniß Jesu entscheidet alle Religionsstreitigkeiten. Niemand hätte Paulo seine jüdischen Vorurtheile benehmen können, da er aber Christum durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes erkannte, so verschwanden sie.

Mel.: O Durchbrecher etc.

1.
Dein’ Erkenntniß, Jesu Christe,
Hat den Ueberschwang bei mir;
Wenn ich tausend Eitles wüßte,
Wär’ es gar nichts gegen Dir!
Alles And’re ist nur Schade,
Dieß allein heiß’ ich Gewinn:
Wenn ich Dich durch Deine Gnade
Kenne, und erkennet bin.

2.
Was ich Gutes bei mir finde,
Gibt mir nicht Zufriedenheit;
Denn es überwiegt die Sünde
Immer die Gerechtigkeit.
Kenn’ ich aber Dich, Erlöser,
so wird meinem Herzen klar,
In Dir sei die Gnade größer,
Als in mir die Sünde war.

3.
Kenn’ ich Dich in Deiner Krippen,
Wo Du schon als Heiland schliefst,
Kenn’ ich Deine holden Lippen,
Wie Du Sünder zu Dir riefst,
Kenn’ ich Dich in Deinem Blute,
Kenn’ ich Dich auf Deinem Thron:
So erkenn’ ich alles Gute;
Denn ich kenne Gottes Sohn.

4.
Dich als meinen HErrn erkennen,
Ist des Glaubens größter Ruhm;
Was man sonsten groß will nennen,
Darnach seh’ ich mich nicht um.
Mein HErr, wenn Du wirst erscheinen,
So erkenn’ auch mich als Dein;
Bist Du hier so groß den Deinen,
O was wirst Du dorten sein!

6. April. Morgen-Andacht.

Der Gott unsers HErrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu Seiner selbst Erkenntniß.
Eph. 1,17.

Die Menschen prangen mit nichts, das ihrer Natur eigen ist, lieber, als mit ihrem Verstand, und trauen keiner Kraft ihrer Seele so viel zu, als ihrem Verstand. Sie gestehen leichter ein, daß ihr Wille böse sei, als daß ihr Verstand verderbt sei. Und doch warnt Salomo Spr. 3,5. einen Jeden vor dem Vertrauen, das er auf seinen Verstand setzen könnte, indem er sagt: verlaß dich auf den HErrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand. Ueberdieß nennt die heilige Schrift alle diejenigen Thoren, denen es an der Furcht Gottes als dem Anfang der Weisheit fehlt. Auch sagt Christus Matth. 11,25.: der himmlische Vater habe die geheime Beschaffenheit Seines Reichs den Weisen und Klugen verborgen, und Paulus 1 Kor. 2,14.: der natürliche Mensch vernehme nichts von dem Geist Gottes u.s.w. Jakobus aber verweist die Menschen, denen Weisheit mangelt, nicht eben auf die Erlernung und Ausübung menschlicher Regeln (wiewohl diese in der rechten Ordnung ihren Nutzen haben), sondern vielmehr auf das Gebet, indem er Kap. 1,5. sagt: wem Weisheit mangelt, der bitte von Gott – so wird sie ihm gegeben werden. Er nennt auch diese Weisheit, die von dem höchsten Gott den Betenden gegeben wird, Kap. 3,17. eine Weisheit von oben. Wie gibt aber Gott diese Weisheit? So daß Er den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu Seiner selbst Erkenntniß gibt. Der Heilige Geist hat in der heiligen Schrift viele Namen, welche von demjenigen hergeleitet sind, das Er dem Menschen mittheilt, oder in ihm wirkt. Er heißt der Geist der Wahrheit, in so fern Er in alle Wahrheit leitet, der Geist der Kraft, in so fern Er stärkt, der Geist der Liebe, insofern Er die Liebe Gottes zu fühlen gibt, und Liebe wirkt u.s.w. Also heißt Er dann auch der Geist der Weisheit, insofern Er den Menschen weise macht zur Seligkeit, und der Geist der Offenbarung, insofern Er den Menschen die Geheimnisse des Evangeliums, die in der heiligen Schrift enthalten sind, offenbart oder klar macht, oder insofern der himmlische Vater Seinen Sohn durch Ihn in uns offenbart, und der Sohn den Vater. Die Propheten und Apostel haben hierin einen großen Vorzug gehabt, indem ihnen der Heilige Geist Dinge geoffenbart hat, welche vorher nicht nur ihnen selbst, sondern auch allen Heiligen verborgen gewesen waren, und sie zugleich als untrügliche Lehrer unter dem Volk Gottes aufgestellt hat: uns aber will der himmlische Vater den Geist der Weisheit und der Offenbarung geben, damit wir Ihn erkennen, wie Er im Evangelium schon lange den Menschen vor die Augen gemalt ist. Gott ist ein Licht, es sind aber erleuchtete Augen nöthig, um das Licht zu sehen: diese Augen aber schafft Gott in uns durch Seinen Geist, V. 18., da dann das Sehen die Weisheit ist. Das Wort Gottes ist vorhanden: lasset uns aber das Wort Gottes nie ohne den Geist Gottes fassen, gleichwie wir auch nicht meinen sollen, daß uns der Geist Gottes in Glaubenssachen jemals über das Wort hinausführen werde. Der Geist der Weisheit und der Offenbarung wird zur Erkenntniß Gottes gegeben; denn Gott erkennen ist die größte Weisheit, obschon viele Leute diese Erkenntniß eine geringe und leichte Sache zu sein dünkt. So gebe uns denn der Gott unseres HErrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu Seiner selbst Erkenntniß.

Mel.: Ach, was sind wir ohne Jesu.

1.
O der Unterschied ist wichtig
Zwischen Weisheit und dem Witz;
Weisheit, die zum Glauben tüchtig
Und zum Selig werden nütz’,
Lernt man in des Geistes Schule,
Und mit Fleh’n vor Gottes Stuhle.

2.
Jesu Christi Vater kennen,
Und des Vaters lieben Sohn,
Kann man wahre Weisheit nennen,
Ewig’s Leben kommt davon;
Diese Weisheit kommt von oben,
Gott und Christum recht zu loben.

3.
Geist der Weisheit, Dir sei Ehre,
Daß Du Gott uns offenbarst.
Du entdeckst uns diese Lehre,
Weil Du bei Gott ewig warst.
Hilf dem Glauben fest zu stehen,
Bis wir Gott im Lichte sehen.

6. April. Abend-Andacht.

Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach Seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnet.
2 Petr. 3,13.

Die Menschen müssen neue Herzen bekommen, von Neuem geboren und neue Kreaturen werden, hernach aber immerhin sich im Geist ihres Gemüths erneuern, und den neuen Menschen anziehen, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Solche Menschen nun dürfen eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnet, nach der Verheißung Gottes warten. Die Entstehung dieses neuen Himmels und dieser neuen Erde wird Offenb. Joh. 21,1. beschrieben, und daselbst, wie auch 2 Petr. 3., mit dem jüngsten Tag und der herrlichen Zukunft des HErrn verbunden. Was es mit dem ersten Himmel für eine Bewandtniß habe, können wir so eigentlich nicht wissen, von der ersten Erde aber ist uns bekannt, daß sie um der Sünde willen von Gott verflucht, und durch die Sündfluth verderbt worden, wie es dann unglaublich ist, daß Gott, dessen Werke schön und ordentlich sind, schon bei der Schöpfung den Erdboden so unförmlich, wie er jetzt aussieht, gemacht habe. Wir können’s also leicht begreifen, daß Gott Ursachen genug habe, wenn die Gerechten verklärte Leiber haben, und eine vollkommene Wonne genießen werden, die erste Erde vergehen, und eine neue entstehen zu lassen; es wird auch der erste Himmel, weil er zu den großen Absichten Gottes zu schlecht ist, vergehen, und ein neuer dargestellt werden. Auf der ersten Erde geht sehr viel Ungerechtigkeit im Schwang. Auch ist die Kreatur wider ihren Willen, aber auf Hoffnung, der Eitelkeit, das ist einem Dienst, der sie verzehrt, unterworfen: in dem neuen Himmel aber und auf der neuen Erde wird Gerechtigkeit wohnen. Keine Sünde wird da begangen werden, kein Geschöpf wird das andere beleidigen und verderben, und keines wird dem Willen Gottes widerstreben: und deßwegen werden dieser neue Himmel und diese neue Erde niemals veralten und vergehen.

Lasset uns hiebei die Ermahnung Petri zu Herzen nehmen, der 2 Petr. 3,14. sagt: darum meine Lieben, weil ihr auf den neuen Himmel und auf die neue Erde warten sollet, so thut Fleiß, daß ihr vor dem HErrn unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet. Wessen Natur innerlich rein geworden ist durch die Heiligung des Geistes, derselbe ist unbefleckt, und wer nicht nur in Ansehung des neuen Sinnes, den er bekommen hat, sondern auch in Ansehung der vorhergegangenen Vergehungen keinen Tadel oder Vorwurf mehr bekommt, ist unsträflich. Beides zusammen versetzt den Menschen in einen tiefen Frieden, in eine süße Ruhe, in eine feste Wohlfahrt. Jetzt sind noch nicht alle Flecken bei uns abgethan, wir sollen aber darnach ringen, daß sie immer völliger und bei dem Uebergang in die Ewigkeit vollkommen abgethan werden. Je mehr solches geschieht, desto gewisser werden wir allem gerechten Tadel oder aller rechtmäßigen Anklage entgehen; wenn aber jetzt auch wegen der vorigen Ungerechtigkeit und der noch übrigen Mängel eine Anklage wider uns entstehen will, so sollen wir bußfertig und glaubig zu dem Gnadenstuhl Christi und der Liebe des Vaters unsere Zuflucht nehmen. Geheiligte und Gerechtfertigte sind es also, welche auf den neuen Himmel und auf die neue Erde mit einer heitern Hoffnung warten dürfen.

Mel.: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende.

1.
Es sollen neue Himmel werden,
Die alten schmelzt das Feuer ein;
Wir warten einer neuen Erden,
Die alte muß verwandelt sein:
In welchen die Gerechtigkeit
Sich ihre Wohnung zubereit’t.

2.
Des HErrn Wort wird die neuen machen,
Sein Wort, das einst die ersten schuf;
Vergehen die mit großem Krachen,
Steh’n jene da auf Seinen Ruf;
Wenn in den alten Klarheit war,
So sind vielmehr die neuen klar.

3.
Da geht kein Bürger mehr verloren;
Der, der für sie gestorben ist,
Stand auf und hat sie neugeboren,
Ihr Gott, ihr HErr, ihr Jesus Christ;
Ihr Leben, das verborgen war,
Wird da in Ihm erst offenbar.

4.
HErr! laß auf dieser alten Erden,
Wo sich noch Tod und Sünde find’t,
Zur neuen mich geboren werden,
Wo Heiligkeit und Leben sind;
Dein reines Gottesblut allein
Weiht mich zum neuen Himmel ein.

5.
Laß alles Alte an mir sterben,
Und schaffe selber Alles neu;
Mach’ mich zu der Verheißung Erben,
Und in dem Warten froh und treu,
Bis Alles neu und Alles da,
Dem hier der Glaub’ entgegen sah!

7. April. Morgen-Andacht.

Jesus war euch vor die Augen gemalt, als bei euch gekreuziget.
Gal. 3,1.

Paulus sagt 1 Tim. 6,16. von Gott, daß Ihn kein Mensch (nach Seinem eigenen göttlichen Wesen) gesehen habe, noch sehen könne. Weil Gott aber doch von den Menschen erkannt sein wollte, so redete Er nicht nur theils unmittelbar, theils mittelbar mit ihnen, sondern ließ Sich auch von ihnen zuweilen in einer angenommenen Gestalt, die sehr lehrreich war, und einen tiefen Eindruck machen konnte, sehen. Niemals aber hat sich das göttliche Wesen zum Sehen so deutlich und völlig geoffenbart, als da das wesentliche Wort Fleisch geworden war, und unter den Menschen wohnte. Damals konnte man zu den Menschen sagen: siehe, da ist euer Gott; siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Man konnte Seine Herrlichkeit als die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes Gottes sehen. Er war das sichtbare Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Man sah Gnade, welche sich der Sünder erbarmet, und Wahrheit, welche allen Mangel erstattet, aus Ihm herausleuchten, weil Er voller Gnade, das ist voll von Zuneigung zu den Menschen, und voll Wahrheit, das ist voll von der wahrhaftigen Gottheit, die allein gut ist, war. Deßwegen konnte Er zu seinen Jünger sagen: selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet, und weil Er sich auch durch Worte offenbarte: selig sind die Ohren, die da hören, was ihr höret.

Von dieser Zeit an konnten die Apostel den Leuten Jesum vor die Augen malen, und alle Prediger des Evangeliums sollen’s nach ihrem Vorgang zu allen Zeiten thun. Man soll Ihn vor die Augen malen in Seiner menschlichen Gestalt, in Seiner Knechtsgestalt, und in Seiner Leidensgestalt, wie dieselbe von den Evangelisten unter der Leitung des heiligen Geistes nach der Wahrheit beschrieben worden ist. Man soll Ihn als einen göttlichen Lehrer und Wunderthäter, als den höchsten und ewigen König, und als den Hohenpriester, der die Menschen durch Sein Opfer versöhnt hat, beschreiben. Wer nur von dem höchsten Wesen, oder von der unsichtbaren Gottheit predigt, wer nur die Sittenlehre vorträgt, oder wer auch mit einer scheinbaren Weisheit von himmlischen, irdischen, unterirdischen, und vorweltlichen Dingen redet, und das Bild Jesu, wie es vor die Augen gemalt werden kann, wegläßt, erreicht seinen Zweck nicht, und kann keine geistlichen Kinder zeugen. Paulus malte den Galatern, als Er bei ihnen war, Christum so vor, daß es so viel war, als ob Er bei ihnen gekreuzigt worden wäre, und sie ihn also am Kreuz hängen sähen, und sagte ihnen zugleich mit klaren und kräftigen Worten, was Jesus, und was die Ursache und die Absicht Seiner Kreuzigung sei. So soll es ein jeder Prediger des Evangeliums machen. Wenn aber dieses geschieht, so soll dadurch Jesus in uns eine Gestalt gewinnen, wie Paulus Gal. 4,19. sagt, das ist, Seine Gestalt soll uns so eingedrückt werden, daß wir im Geist des Glaubens mit ihm gekreuzigt, gestorben, begraben, und auferweckt seien, folglich auch gesinnt seien, wie Er war, in Sein Bild von einer Klarheit zu der andern verklärt werden, und wandeln, wie Er gewandelt hat. Es geschehe solches auch in mir und den Meinigen immer völliger, und der gekreuzigte Heiland sei uns, so lange wir leben, göttliche Kraft und göttliche Weisheit!

Mel.: Höchster Priester, der Du Dich etc.

1.
Alle Welt sieh Gottes Heil,
Und mein Glaube nimmt auch Theil.
Jesum seh’ ich voll Verlangen
Uns zum Heil am Kreuze hangen.

2.
Gold und Silber, Holz und Stein
Können mir zum Heil nicht sein.
Malt ihn nicht den äußern Sinnen,
Christi Bildniß ist von innen.

3.
Nur der Geist erblickt am Stamm
Ihn, als ein geschlachtet Lamm,
Sein geglaubtes Blut alleine
Macht von allen Sünden reine.

4.
O mein Heil, Du hiengst auch mir;
O mein HErr, ich danke Dir!
Nimm mein Herz, und laß darinnen
Dich stets die Gestalt gewinnen.

5.
Nun Dich lob’ ich, weil ich bin;
Bringe mich, mein Heil, dahin,
Vor des Lämmleins Thron zu stehen,
Und mein Loblied zu erhöhen!

7. April. Abend-Andacht.

Und es wird nicht hinein gehen irgend ein Gemeines, und das da Gräuel thut und Lügen, sondern die geschrieben sind in dem lebendigen Buch des Lammes.
Offenb. 21,27.

Selig sind, die Christi Gebote halten, auf daß ihre Macht sei an dem Holz des Lebens, und zu den Thoren einzugehen in die Stadt, nämlich in das neue Jerusalem, Offenb. 22,14. Es wird aber nicht hineingehen irgend ein Gemeines oder Unheiliges, und das da Greuel thut, folglich der Lust des Fleisches nachhängt, und das da Lügen thut, folglich seinen Verstand auf eine verkehrte Art braucht: sondern die geschrieben sind in dem Buch des Lebens des Lämmleins, welches aller Auserwählten Namen enthält. Wie aber, wenn Jemand, der dieses liest, schon Jahre und Tage als ein gemeiner unheiliger Mensch zugebracht hat, schon der Unreinigkeit ergeben gewesen, folglich Greuel gethan hat, und schon Lügen gedacht, geredet, und mit seinen Werken ausgedrückt hat? Ist dann für einen solchen keine Hoffnung übrig, zu den Thoren des neuen Jerusalems dereinst einzugehen? Ja wohl, aber es muß von ihm wie von den Korinthern gesagt werden: solche seid ihr gewesen, aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht worden durch den Namen des HErrn Jesu, und durch den Geist unseres Gottes, 1 Kor. 6,11. Das Blut Jesu Christi muß einen solchen Menschen reinigen, und der Geist der Wahrheit von dem lügenhaften, eiteln, stolzen und heuchlerischen Sinn frei machen. Auf der Erde sind Greuel und Lügen zur Mode geworden, und man kann dabei reich werden und zu hohen Ehren gelangen: aber im neuen Jerusalem gehen andere Sitten und Rechte im Schwang. Es ist eine heilige Stadt, und der Thron des heiligen und wahrhaftigen Gottes und des Lammes wird darinnen sein. Es ist also kein Wunder, daß nichts Gemeines oder Ungeheiligtes und nichts Lügenhaftes zu den Thoren dieser Stadt eingehen darf. Das Buch des Lebens, welches das Lamm Gottes am jüngsten Tag aufthun wird, enthält nur die Namen gerechtfertigter und geheiligter Menschen, und wer nicht darinnen geschrieben erfunden wird, wird in den feurigen Pfuhl geworfen werden, Offenb. 20,15.

Lasset uns doch die Stadt Gottes oder das neue Jerusalem als unser Ziel fleißig vor Augen haben. Moses hat zwar nichts davon geschrieben, und doch wußte Abraham schon etwas davon; denn er wartete, wie der Apostel Hebr. 11,10. sagt, auf eine Stadt, die einen Grund, folglich eine ewige Dauer hat, und deren Schöpfer und unmittelbarer Baumeister Gott selber ist. Wer aber auf diese Stadt wartet, hüte sich vor Greueln und Lügen, befleißige sich also der Reinigkeit und Wahrheit, lebe als ein Gast und Fremdling in der Welt, wandle in den Fußstapfen des Glaubens Abrahams, mache seine Seele durch Gehorsam der Wahrheit keusch zur ungefärbten Bruderliebe, und fahre mit der Heiligung fort in der Furcht Gottes. Auf Erden ist Mancher begierig, große Städte und prächtige Paläste zu sehen, oder darin zu wohnen; allein die Stadt Gottes wird unvergleichlich herrlicher sein.

Mel.: Vom Himmel hoch etc.

1.
Jerusalem ist eine Stadt,
Die nicht gemeine Bürger hat;
Wer Gräu’l thun will und Lügner sein,
Darf nicht zu ihren Thoren ein.

2.
Es werden da hinein nur geh’n,
Die in dem Buch des Lebens steh’n,
Das Gott von Ewigkeit her schrieb;
Die sind dem reinen Lämmlein lieb.

3.
Das Lämmlein starb am Kreuz für sie;
Sie waschen ihre Kleider hie;
O schöner Schmuck, o sel’ger Fleiß:
Im Blut des Lammes rein und weiß!

4.
O Gottes Lamm! bereite Du
Mich auch zu jenem Eingang zu,
Daß ich in Deinem Lebensbuch
Auch meines Namens Einschrift such’.

5.
Wenn Dich ein Herz im Glauben liebt,
Sich in Geduld und Hoffnung übt,
So zeugt Dein Geist auch seinem Geist,
Daß es des Lämmlein eigen heißt.

6.
Wer dieses Siegel in sich hat,
Hat Bürgerrecht in jener Stadt;
Er flieht den Unflath dieser Welt,
Weil er sich zu dem Lämmlein hält.

7.
Du weißt es, Jesu, ich bin Dein,
Laß das mein täglich Wünschen sein;
Ach, daß ich gen Jerusalem
In rein gewasch’nen Kleidern käm’!

8. April. Morgen-Andacht.

Christus ist gestorben und lebendig geworden, auf daß Er über Todte und Lebendige Herr sei.
Röm. 14,9.

Wir Alle sind ein Eigenthum Jesu Christi, und seine leibeigenen Knechte und Mägde. Wir stehen und fallen Ihm als unserem HErrn. Ihm leben und sterben wir auch. Vor Seinem Richterstuhl werden wir Alle dargestellt werden. Er spricht: so wahr Ich lebe, Mir sollen alle Kniee gebeuget werden, und alle Zungen Gott bekennen (der im Fleisch geoffenbart worden ist), Ihm muß ein Jeglicher für sich selbst Rechenschaft geben. Dieses sind Aussprüche des Heiligen Geistes durch Paulus Röm. 14., und es wird daselbst der Schluß daraus hergeleitet, daß kein Bruder den andern wegen einer gleichgültigen Sache, welche der Seele an sich selbst weder schadet noch nützt, herrschsüchtig richten solle. Indem aber Paulus auch sagte: Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden, auf daß Er über Todte und Lebendige ein HErr sei, so zeigte er den tiefen Grund der übrigen Aussprüche an. Christus ist als Gott und Schöpfer der HErr über die Todten und Lebendigen. Er ist’s aber auch nach den Rechten des Himmelreichs, welches Er durch Seien Erlösung angerichtet hat. Die Menschen sind nicht nur Seiner Hände Werk, sondern auch Sein erkauftes Eigenthum. Seine Knechte stehen auch vor Ihm, leben und sterben Ihm, und beugen die Kniee vor Ihm, nicht nur, weil Er ihr Gott, sondern auch, weil Er ihr Erlöser ist. Ihm muß ein Jeglicher für sich selbst Rechenschaft geben, wie er nicht nur Ihn als Gott und Schöpfer geehret, sondern auch, wie er sich Seine Erlösung zu Nutz gemacht habe. Zu diesem Verhältniß, worin Todte und Lebendige mit dem HErrn Jesu stehen sollen, war nöthig, daß Er sterbe und wieder lebendig werde. Er starb um der Menschen willen, V. 15. Auf Seinen Tod gründet sich das neue Recht, das Er an die Menschen hat. Ja, Er mußte den Tod schmecken, damit Ihm Alles außer Gott unterworfen würde, Ebr. 2,9-14. Es war aber nicht genug, daß der HErr Jesus nur durch den Tod das Recht erwürbe, über Todte und Lebendige HErr zu sein, sondern Er mußte auch dieses Recht wirklich ergreifen und ausüben. Hiezu machte Er den Anfang, als Er nach dem Fleisch todt, aber nach dem Geist lebendig gemacht war, denn in diesem ging Er hin, und predigte den Geistern im Gefängniß, 1 Petr. 3,19.20. Ja Er fuhr überhaupt in die untersten Oerter der Erde, oder in das finstere Todtenbehältniß, um Sich da als der HErr zu zeigen, Eph. 4,9. Als Er aber auferstanden war, sagte Er zu Seinen Aposteln, was Matth. 28,18.19.20. steht, und that, was Eph. 4,11.12. gesagt wird. Hiemit nahm Er dann Besitz von dem Erdboden, und richtete Sein Reich nach derjenigen Form, welche es bis an’s Ende der Welt haben soll, wirklich darauf an, wiewohl Er hier mitten unter Seinen Feinden herrscht, und deßwegen Sein Reich durch alle die in der Offenbarung Johannis geweissagten Drangsale durchbrechen muß, bis es sein herrliches Ziel erreicht. Er fuhr aber auch gen Himmel, um ein Reich, ja den Himmel selbst einzunehmen, Luk. 19,12. Ap. Gesch. 3,21., und sitzt als ein Lebendiger zur Rechten Seines Vaters, und verwaltet Sein Königreich und Sein Priesterthum auf Seinem Thron, und wird mit großer Kraft und Herrlichkeit kommen, um die Lebendigen und die Todten zu richten; nach diesem Gericht aber wird Sein und Seines Vaters Thron im neuen Jerusalem sein, wo Er Könige zu Knechte haben, und über sie als der höchste König herrschen wird.

Mel.: Die lieblichen Blicke, die Jesus etc.

1.
Der Heiland, am Geiste lebendig gemacht,
Ist herrlich vom Siegen
Zur Hölle gestiegen,
Da hat Er den Geistern die Predigt gebracht,
Er sei nun der HErr,
Nun herrsche nur Er,
Und führe zugleich
Bei Todten Sein Reich.

2.
O großer Erlöser, was hast Du gethan!
Bist dahin gegangen,
Wo die, die gefangen,
Dich lebend gesehen.
Wir beten Dich an, Und leben allhier,
Beherrscher, vor Dir;
O laß uns so fort
Dein Reich und Dein Wort!

3.
Die hier noch in Sünden Gefang’nen bekehr’,
Dir gänzlich ergeben
Im Glauben zu leben,
So liefert der Tod uns der Hölle nicht mehr;
So beten wir dann
Im Himmel Dich an,
Da sitzest Du schon
Auf göttlichem Thron.

8. April. Abend-Andacht.

Und nun, Kindlein, bleibet bei Ihm, auf daß, wenn Er offenbaret wird, wir Freudigkeit haben, und nicht zu Schanden werden vor Ihm in Seiner Zukunft.
1 Joh. 2,28.

Johannes hatte die Glaubigen, an die er schrieb, vor Leuten gewarnt, die sich von ihnen getrennt hatten und einer falschen Lehre ergeben waren, welche unter dem Schein einer besonderen hohen Weisheit dem Fleisch zum Sündigen Raum ließ. Er sagte dagegen V. 27: wie euch die Salbung, das ist der heilige Geist, mit dem ihr gesalbt seid, von Allem belehret, und wie es auch wahr ist, und keine Lüge ist, ja wie sie euch schon belehret hat, so bleibet bei demselben. Hierauf zeigt er aber an, worauf es bei der Lehre der Salbung angesehen sei, und was für ein Zustand bei den Glaubigen daraus entstehen müsse: sie sollten nämlich in Jesu Christo sein und bleiben. Wer da sagt, er bleibe bei demjenigen, was die Salbung lehrt, muß auch in Jesu Christo bleiben, denn der Heilige Geist verklärt Jesum in der Seele, und richtet eine Gemeinschaft mit Gott dem Vater und Seinem Sohn Jesu Christo in derselben an. Durch die Kraft des Heiligen Geistes wird man eine Rebe an Christo, und ein Glied an Ihm als dem Haupt. Man hangt Ihm an, und ist Ein Geist mit Ihm. Die Seele empfindet alsdann mit inniger Zufriedenheit, daß sie nicht mehr ihres eigenen Willens leben könne, nicht mehr ihrer eigenen Lust überlassen sei, nicht mehr von einem jeden Wind der Versuchungen, wie vorher, umgetrieben, aufgetrieben und niedergeworfen werde. der Heiland in dem sie ist, hält sie. Auch bemerkt sie, daß sie als eine Rebe an Christo Frucht bringen könne, und es nicht mehr bei den unkräftigen Vorsätzen und Wünschen bleibe, die Röm. 7,14-23. beschrieben werden. Dieser Zustand nun muß bis an’s Ende behauptet werden; und zwar bis auf die herrliche Zukunft des HErrn: weßwegen Johannes sagt: und nun Kindlein, bleibet in Ihm. Bei dem HErrn Jesu fehlt es in diesem Stück nicht. Er, der, wie der Vater, größer als Alles ist, hält die Seinigen so in Seiner Hand, daß Niemand sie daraus reißen kann; allein durch Unachtsamkeit und Leichtsinn, durch das Belieben an einer ungesunden Lehre, und durch Trennung von der Gemeinschaft der Kinder Gottes könnte man von Ihm nach und nach entfremdet werden; weßwegen die Ermahnung nicht unnöthig ist. Kindlein, bleibet in Ihm, auf daß, wenn Er offenbaret wird, wir Freudigkeit haben, und von Ihm nicht beschämt werden bei Seiner Zukunft. Wer von dem HErrn Jesu abgewichen ist, hat etwa noch eine falsche Einbildung von sich selbst, und hält seinen Zustand für nicht gefährlich, oder gar für besser als den vorigen, besonders wenn er ihn mit einer falschen Lehre schmücken kann: von dem HErrn Jesu aber werden alle solche Leute bei Seiner Zukunft zu Schanden gemacht werden, wenn Er sie Heuchler, Uebelthäter, zweimal erstorbene Bäume u. dgl. nennen, und als solche richten wird. Wer nicht in Mir bleibet, sagt Er Joh. 15,6., der wird weggeworfen wie eine Rebe, und verdorret, und man sammelt sie, und wirft sie in’s Feuer, und muß brennen. Wachsamkeit, Nüchternheit, Gebet, tägliche Aufmerksamkeit auf das Wort Gottes, und eine beständige Verläugnung seiner selbst, eine beständige Enthaltung und Flucht vor der Sünde und der Gelegenheit dazu ist nöthig, wenn man bei Jesu bleiben soll.

Mel.: Valet will ich dir geben.

1.
In Jesu will ich bleiben,
Das sei mein fester Sinn;
Von Ihm soll mich nichts treiben,
Bis in im Himmel bin;
So kann ich freudig stehen
In Seiner Gegenwart,
Wenn wir Ihn kommen sehen,
Daß Er sich offenbart.

2.
So wird man nicht zu Schanden
Vor Seinem Angesicht;
Denn nur die Ihn nicht kannten,
Die kennt dort Jesus nicht.
Wenn ich mich Seiner Wunden
Als ein Versühnter rühm’,
Wird’ ich in Ihm erfunden
Und bleibe so in Ihm.

3.
In Ihm bin ich erwählet
Schon vorher, eh’ ich war;
In Ihm bin ich gezählet
Zu der beruf’nen Schaar;
In Ihm, in Ihm alleine
Bin ich gerecht geacht’t;
In Ihm hoff’ ich dieß Eine,
Daß Er mich herrlich macht.

4.
HErr! bleibe Du beständig
Mit Deiner Kraft in mir,
So macht mich nichts abwendig,
Und bleib’ ich stets in Dir;
So darf ich mich nicht grämen,
Wenn Du Dich offenbarst;
Du wirst mich nicht beschämen,
Weil Du ja in mir warst.

9. April. Morgen-Andacht.

Ich liege und schlafe, und erwache, denn der HErr erhält mich.
Ps. 3,6.

David schrieb dieses, da er vor seinem Sohn Absalom flohe, und noch in keiner befestigten Stadt angekommen war. Indem er nun mit seiner kleinen Mannschaft auf dem Feld sich lagern mußte, so hätte er von den vielen Hunderttausenden, die sich umher wider ihn auflehnten, überfallen und umgebracht werden können; ja zuerst wäre ein kleines Heer von zwölftausend Mann genug gewesen, den David bei der Nacht zu überfallen, seinen Anhang zu zerstreuen und ihn zu tödten, wie der kluge Ahitophel 2 Sam. 17,1.2.3. davor hielt. David wußte seine Gefahr, und betete; als er aber eine Nacht oder etliche Nächte vor allen feindlichen Ueberfällen bewahrt geblieben war, so sagte er: ich liege und schlafe, und erwache, denn der HErr erhält mich. Das zeitliche Leben der Knechte und Mägde Gottes stehet unter einer besonderen göttlichen Bewahrung. So lange Gott sie zu Seinem Dienst brauchen will, erhält er auch ihr Leben. In einer jeden Nacht, und so auch an einem jeden Tag könnte einem Jeden ein Unfall begegnen, der seinem Leben ein Ende machte: der HErr aber erhält ihn. Paulus sagte: er sei immer als ein Sterbender und lebe doch 2 Kor. 6,9.; und 2 Kor. 4,10.11.: wir tragen um allezeit das Sterben des HErrn Jesu an unserem Leibe, auf daß auch das Leben des HErrn Jesu an unserem Leibe offenbar werde; denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen; auf daß auch das Leben Jesu offenbar werde an unserem sterblichen Fleische. Man hat also nicht nöthig, bei dem Dienst, den man dem HErrn Jesu leisten soll, seinen Leib allzu ängstlich zu schonen, oder bei der Empfindung seiner Schwachheit allzu furchtsam zu sein, weil das Leben Jesu an demselben offenbar werden, und ihn erhalten soll, bis die rechte Stunde erscheint, in welcher man diese Hütte ablegen, und in die himmlische Wohnung eingehen soll. Uebrigens ist es unsere Schuldigkeit, Gott für die Bewahrung unseres Leibes und Lebens täglich zu danken, und besonders an jedem Morgen Seine Güte zu preisen, die uns und alle die Unsrigen, ja auch unsere Wohnung und Habe, in der vergangenen Nacht, da wir als Schlafende den Todten ähnlich waren, und gar keine Vorsichtigkeit beweisen konnten, bewahret hat. Sollte uns auch ein Unfall in einer Nacht begegnen, so dürfen wir ihn als eine Bestrafung wegen unserer Trägheit ansehen, bei welcher wir die Bewahrung, die wir in vielen andern Nächten genossen hatten, nicht hoch genug geschätzt, und Gott nicht gehörig dafür gedankt, oder etwa nicht auf’s Neue darum gebeten haben. Der HErr Jesus schlief auch. Er schlief einmal in einem Schiff, das nahe am Untersinken war, und wachte doch ohne Furcht auf. Er schlief auch zu andern Zeiten in großen Gefahren, weil man Ihm oft nachstellte, und blieb doch voll Zuversicht. Er schenke uns von Seinem Glauben, und lasse uns die Bewahrung, die Ihm der Vater erzeigt hat, auch widerfahren. Seine heilige Nachtruhe heilige und segne unsern Schlaf, damit wir jeden Morgen zu Ihm sagen können: wenn ich erwache, bin ich noch bei Dir, und alsdann auch für den Schutz Gottes, der uns im Schlaf erhalten hat, fröhlich danken können.

Mel.: Mein Gott, das Herz etc.

1.
Gott, der Du Gnad’ und Weisheit hast,
Hast Alles wohl gemacht,
Du gibst den Tag zu Schweiß und Last,
Und doch zur Ruh’ die Nacht.

2.
Da geht die Seele nicht mehr aus,
Zieht Thür und Fenster zu,
Und will, wie im verschloss’nen Haus,
Allein sein und in Ruh’.

3.
Wie wohl ruht, wer sich müd’ geschafft,
Wen Hitz’ und Kummer traf;
Wie fühlt der Kranke neue Kraft
Auf einen sanften Schlaf!

4.
Da soll Dir danken, wer sich legt,
Und wer vom Lager steigt,
Daß Gott, der alle Dinge trägt,
So gütig sich bezeigt.

5.
Noch mehr soll ich Dir dankbar sein
In meinem Christenlauf,
In Jesu Namen schlaf’ ich ein,
Und steh’ mit Jesu auf.

6.
Sterb’ ich, so schlaf’ ich wie ein Kind,
Das Gott besorgen mag.
Denn die im HErrn entschlafen sind,
Weckt Er am jüngsten Tag.

9. April. Abend-Andacht.

Wir haben die angebotene Hoffnung als einen sichern und festen Anker unserer Seelen, der auch hineingehet in das Inwendige des Vorhangs, dahin der Vorläufer für uns eingegangen, Jesus.
Hebr. 6,19.

Die Israeliten durften zur Zeit des Alten Testaments nur in den Vorhof des Tempels gehen, und darin anbeten: den Priestern aber war erlaubt, in das Heilige hineinzugehen, und da ihren Dienst zu verrichten: der Hohepriester aber durfte am großen Versühnungstag mit Blut in das Allerheiligste hineingehen, und da vor Gott, dessen vorbildlicher Thron der Gnadenstuhl oder der Deckel auf der Bundeslade war, erscheinen. Vor dem Allerheiligsten hing ein seidener Vorhang, den der Hohepriester zwar wegschob, wenn er hineinging, der aber hernach immer wieder den Eingang bedeckte. Hiemit deutete der Heilige Geist an, daß der Weg in das himmlische Heiligthum noch nicht entdeckt gewesen sei, so lange die erste Hütte oder der Tempel stand, Hebr. 9,8. Nun ist Christus als der ewige Hohepriester, nachdem Er Sich selber am Kreuz geopfert hatte, durch Sein eigenes Blut in das himmlische Heiligthum eingegangen, um zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns, und hat eine ewige Erlösung erfunden, Hebr. 9,12.24. Er hat aber den Eingang in dieses himmlische Heiligthum nicht wieder hinter sich zugeschlossen, sondern für uns offen gelassen, welches dadurch angedeutet wurde, daß im Augenblick Seines Todes der Vorhang im Tempel zu Jerusalem von oben an bis unten zerrissen wurde. Auch uns ist die Freudigkeit zum Eingang in das himmlische Heiligthum durch das Blut Jesu verschafft worden. Unsere Bestimmung ist diese, daß wir nach dem Tode vor dem Thron Gottes stehen, und unter dem Hohenpriester Jesu Ihm Tag und Nacht in Seinem Tempel dienen sollen, Offenb. 7,15. Eben dieses deutet uns der Apostel damit an, daß er sagt: wir haben eine Hoffnung, die uns in den gewissen Verheißungen Gottes angeboten und vorgelegt ist, und diese Hoffnung ist ein sicherer und fester Anker, welcher unsere Seele als ein Schiff hält und ruhig macht; dieser Anker geht aber hinein in das Inwendige des Vorhangs, oder in dasjenige, was hinter dem Vorhang ist: folglich in das himmlische Heiligthum. Gleichwie nämlich ein evangelischer Christ durch den Glauben daraus einen überschwenglichen Trost schöpft, daß Christus durch Sein eigenes Blut in dieses Heiligthum eingegangen ist, und eine ewige Erlösung gefunden hat: also ist er nach der Hoffnung gewiß, daß auch ihm durch das Blut Christi die Freudigkeit zum Eingang in dasselbe gegeben sei, und daß auch er nach dem Tod in den himmlischen Tempel werde aufgenommen werden, und da bei Christo dem Hohenpriester und HErrn desselben sein werde. Dieser ist als Vorläufer dahin eingegangen; und zwar durch Sein Fleisch, welches im Stand Seiner Erniedrigung ein Vorhang zwischen Ihm und dem Allerheiligsten war. Dieser Vorhang wurde weggethan, da Sein Fleisch verklärt wurde, und aufhörte ein solcher Vorhang zu sein; weil Er aber bei diesem Eingang ein Vorläufer war, so ist klar, daß auch wir Ihm dahin nachfolgen dürfen. Ein Christ hat also ein herrliches Ziel seiner Hoffnung in Ansehung der unsichtbaren Welt, in die er durch den Tod des Leibes übergeht. Aber auch hier hat er schon den Zugang zu Gott im Geist des Glaubens. Er soll nicht mit einer furchtsamen Schüchternheit immer in der Ferne stehen, sondern im Glauben an Christum Gott nahe werden, und von dem Guten das der himmlische Tempel enthält, einen Vorschmack bekommen.

Mel.: Aus meines Herzens Grunde.

1.
Der Anker meiner Seelen
Ist fest und tief gesenkt;
Die Hoffnung wird nicht fehlen,
Sie bleibt uns ungekrängt,
Ist Jesus unser Ruhm,
So steht der Eingang offen;
Er selbst ist vorgeloffen
Für uns in’s Heiligthum.

2.
Er selbst ist eingegangen
Mit Seinem eig’nen Blut:
Das Fleisch, das vorgehangen,
Zerriß Er uns zu gut.
Der Weg durch Ihn ist neu
Und ist durch Ihn lebendig;
Nun sieht man, daß inwendig
Der Thron der Gnade sei.

3.
Zwar steh’n wir noch zurücke.,
Man muß im Fleisch sein;
Doch geh’n des Glaubens Blicke
In’s Heiligste hinein;
Bald wird das Aug’ selbst seh’n,
Wenn wir das Fleisch ablegen,
Und als verklärt dagegen
Vor Seinem Throne steh’n.

4.
HErr! zieh’ Du uns die Herzen
Gen Himmel, wo Du bist;
Wir hoffen zwar mit Schmerzen,
Was uns verheißen ist;
Die Hoffnung sieget doch;
Denn haben wir hier Stürme,
Hält unter Deinem Schirme
Uns unser Anker noch.

10. April. Morgen-Andacht.

Einer ist für Alle gestorben. 2 Kor. 5,14.

Ein Tod war zur Versühnung der Welt nöthig: diesen Tod aber hat Christus gelitten. Einer ist für Alle gestorben. Sein Tod geschahe zur Erlösung von den Uebertretungen, die unter dem Alten Testament waren, das ist, er galt für die Sünden, die zur Zeit des Alten Testaments begangen worden, und zwar den Bußfertigen und Glaubigen vergeben, aber noch durch keine Versühnung getilgt worden waren: damit diejenigen, welche unter dem Alten Testament berufen worden, und den Beruf angenommen haben, das verheißene ewige Erbe am jüngsten Tag rechtmäßig empfangen könnten, Hebr. 9,15. Der Tod Jesu geschah aber auch zur Erlösung von den Sünden, die unter dem Neuen Testament geschehen. Er trug überhaupt als das Lamm Gottes die Sünde der Welt; und wurde durch Seinen Tod die Versühnung für unsere und der ganzen Welt Sünde. Christus starb nicht so für Alle, wie Jemand für sein Vaterland, das ist zum Besten seines Vaterlandes, sterben kann, oder wie ein Christ das Leben für die Brüder, das ist zur Rettung der Brüder, lassen soll. Alle solche Vorstellungen sind noch zu niedrig, als daß sie der Wichtigkeit des Todes Jesu völlig entsprächen, denn Paulus sagt 2 Kor. 5,14.: wir halten dafür, so Einer für Alle gestorben ist, so sind sie Alle gestorben. Hier werden wir also auf den Gedanken von einer gerichtlichen Aestimation oder Schätzung geleitet. Da Christus am Kreuz starb, galt es bei Gott so viel, als ob alle Sünder am Kreuz gestorben wären, und die Genugthuung für ihre Sünden geleistet hätten. Wir halten dafür, daß dem so sei, wie Paulus sagt: und warum dürfen wir so denken? Darum, weil Gott selber den Tod Seines Sohnes so angesehen hat; denn in Glaubenssachen müssen unsere Gedanken den Gedanken Gottes gleichförmig sein. Einer ist für Alle gestorben. Die Folge davon ist unaussprechlich wichtig bei denjenigen, welche an Jesum glaubig werden. Gleichwie nämlich durch Einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben: also ist vielmehr Gottes Gnade und Gabe Vielen reichlich widerfahren, durch die Gnade des einigen Menschen Jesu Christi, der für Alle gestorben ist; und um deßwillen die Sünde durch die Gnade und der Tod durch die Gabe des ewigen Lebens verschlungen und aufgehoben werden soll, Röm. 5,12.15. Lasset uns also oft an den Augenblick gedenken, da Adam sündigte, und denselben Augenblick als den Anfang alles Unheils in der Welt ansehen. Lasset uns aber ebenso oft, ja noch fleißiger an den Augenblick gedenken, da Christus am Kreuz im lautersten Gehorsam Seinen Geist in die Hände Seines Vaters übergab: denn an diesem Augenblick hängt das Heil Aller, die selig werden. Lasset uns von Herzen zu Jesu sagen: lieber HErre mein, Dein Tod soll mir das Leben sein; Du hast für mich bezahlet. Unsere Leiber werden zwar auch durch den Tod zerbrochen: wenn aber dieser Tod die Sünde als einen verderblichen Stachel nicht mehr in sich hat (und diesen soll er bei keinem Glaubigen mehr haben), so ist das Sterben ein Gewinn, und ein sehr glücklicher Schritt in ein besseres Leben.

Mel.: Seelenbräutigam.

1.
Mein HErr und mein Gott,
Für den Opfertod,
Da Du Dich hast hingegeben,
Daß wir Todte möchten leben,
Dank ich bis zum Tod,
Mein HErr und mein Gott!

2.
Kein Mensch starb wie Du,
Dir nur kam es zu,
Als das Gotteslamm zu sterben;
Unser Tod wär’ ein Verderben;
Dein Tod reicht hie zu,
Kein Mensch starb wie Du.

3.
Lob und Ruhm sei Dir!
Mit Dir sterben wir;
Dein Tod hat der Welt gedienet,
Und auch ich bin mit versühnet,
Dein Tod gilt auch mir.
Lob und Ruhm sei Dir!

4.
Mein Tod bleibt kein Tod,
Wie einst Gott gedroht;
Jedes darf von Deinen Schafen
Nun in Dir, dem HErrn, entschlafen;
Rühmt’s in Sterbensnoth:
Mein Tod ist kein Tod.

5.
Mein HErr und mein Gott,
Du lebst und warst todt!
Hilf mir, hier Dir Dank zu bringen,
Dort vor Deinem Thron zu singen:
Ich leb’ und war todt,
Mein HErr und mein Gott!

10. April. Abend-Andacht.

Der HErr verzeucht nicht die Verheißung, wie es Etliche für einen Verzug halten, sondern hat Geduld mit uns, und will nicht, daß Jemand verloren werde.
2 Petr. 3,9.

Das Warten auf die Zukunft Christi zum Gericht war zur Zeit der Apostel sehr gewöhnlich. Es gab Leute, welche meinten und sagten, sie sei schon nahe vorhanden, 2 Thess. 2,2., und bejammerten schon diejenigen, die starben, folglich den jüngsten Tag, den man für nahe hielt, nicht erlebten, weil man meinte, sie werden später zum Genuß der himmlischen Herrlichkeit kommen als diejenigen, die der jüngste Tag lebendig ergreifen werde. Paulus hielt deßwegen für nöthig, den Thessalonichern hievon eine richtige Erkenntniß beizubringen, 2 Thess. 2. und 1 Thess. 4. Als nun eine Zeit nach der andern verstrich, ohne daß der jüngste Tag einbrach, so sagten Einige: der HErr verzeucht die Verheißung; welch’ ein Verzug ist das! wie lange muß man doch warten! Hierauf antwortete Petrus: es gehe seltsam unter den Menschen her. In den letzten Tagen der Welt, wenn die Zukunft des HErrn ganz nahe sein werde, werden Spötter leben, die sagen: wo ist die Verheißung Seiner Zukunft? Diese Spötter werden von der langen Dauer der gegenwärtigen Welt den Anlaß nehmen zu sagen: die Verheißung von der Zukunft des HErrn werde gar nimmer erfüllt, und es werde gar kein jüngster Tag kommen, gleichwie sie in den Tagen des Noah nicht geglaubt haben, daß die Sündfluth einbrechen werde; zu derjenigen Zeit aber, da der jüngste Tag noch entfernt sei, beschuldige man den HErrn des Verzugs oder einer Langsamkeit, da doch ein Tag vor Ihm wie tausend Jahre sei, weil Er sehr schnell Vieles aufräumen und schaffen könne, und tausend Jahre wie ein Tag: folglich bei Ihm keine Langsamkeit statt habe, und wir uns auch im Geist an Seine göttliche Zeitrechnung anschließen, und einen Aufschub von tausend Jahren bei der Erfüllung der Verheißung vom jüngsten Tag für eine Kleinigkeit achten sollen. Endlich sagt er, wie unter diesem Aufschub eine göttliche Barmherzigkeit verborgen liege. Gott ist langmüthig gegen uns Menschen, und will nicht, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre. Er gibt also durch den Aufschub des jüngsten Tages den Menschen noch Raum, Buße zu thun, weil die Buße an demselben und nach demselben nicht mehr statt hätte. Diese Langmuth Gottes sollen wir uns dann zu Nutze machen, und die gegenwärtige Weltzeit als eine Frist ansehen, die uns gegeben wird, Buße zu thun. Dazu sollen wir sie auch anwenden. Gott schein in Seinen Werken den Menschen oft zu hurtig und oft zu langsam zu sein. Er thut aber Alles zur rechten Zeit. Der jüngste Tag wird einbrechen, wenn die Zahl der Auserwählten wird vollkommen, und wenn alle Weissagungen, welche von den Schicksalen der streitenden Kirche handeln, werden erfüllt sein. Diejenigen, welche er als lebendig ergreifen wird, werden diejenigen, die vorher entschlafen sind, nicht vorkommen, sondern beide werden mit einander hingerückt werden in den Wolken dem HErrn entgegen in der Luft, 1 Thess. 4,17. Lasset uns auf die Zukunft des HErrn warten, und mit der Vorbereitung dazu eilen, 2 Petr. 3,12. Gott verzeucht die Verheißung nicht, Er macht keinen unnöthigen Aufschub: wir aber sind langsame und träge Leute; Er aber hat Geduld mit uns, und diese Seine Geduld sollen wir preisen, und nicht meinen, daß wir bei dem Warten ein Recht zur Ungeduld haben. Sein Wille geschehe an uns; weil Er nicht will, daß Jemand verloren werde. Seine Gnade bereite uns in der Gnadenzeit zur Seligkeit.

Mel.: Befiehl du deine Wege.

1.
Was Gott verheißt den Seinen,
Das hält Er früh genug,
Und wenn es schon will scheinen,
So ist’s doch kein Verzug.
Der HErr will davon Ehre,
Daß Alles Buße thu’,
Und Alles sich bekehre,
Drum gibt Er Zeit dazu.

2.
O Langmuth, die zu fassen
Des Menschen Sinn zu klein!
Gott läßt sich lange hassen,
Und hält den Zorn noch ein.
Indeß erfüllt der Sünder
Das Maß von seiner Schuld,
Und Gott übt Seine Kinder
Im Glauben und Geduld.

3.
HErr! Du hast mich getragen,
Und hast mich auch bekehrt;
Was soll ich weiter sagen?
Dein Name sei geehrt!
Laß Deine Langmuth walten
Bis zur gesetzten Frist,
Du wirst uns das doch halten,
Was uns verheißen ist.

4.
Laß nur uns auf der Erden,
Wo Du uns drängen läßt,
Die Zeit zu lang nicht werden;
Mach’ nur den Glauben fest.
Dort wird man bald vergessen,
Wie lang man hier geweint,
Wenn einst ganz unermessen,
Was Du versprachst, erscheint.

11. April. Morgen-Andacht.

Jesus wußte, daß Ihm der Vater Alles hatte in Seine Hände gegeben.
Joh. 13,3.

Auch damals, da Jesus Seinen Aposteln die Füße wusch, folglich einen Knechtsdienst bei ihnen verrichtete, wußte Er, daß Ihm der Vater Alles in Seine Hände gegeben habe. Auch damals, da Er als ein Gefangener vor dem Kaiphas und dem Rath zu Jerusalem stand, wußte und bekannte Er, daß Er Christus, der Sohn des lebendigen Gottes sei. Auch damals, da Er bei dem Pilatus als ein Aufrührer angeklagt wurde, wußte und bekannte Er, daß Er ein König, und Sein Reich nicht von dieser Welt sei. Ungeachtet Er nun Sich Seine höchsten Würde und Gewalt bewußt war, erniedrigte Er Sich doch bis zum Knechtsstand, ja bis zum Tod am Kreuz. Seine Erniedrigung war etwas Edles und Freiwilliges. Es war keine Niederträchtigkeit, kein Unglaube, keine Unwissenheit dabei. Er wußte, warum Er Sich erniedrige, und vergab Sich selbst nichts dabei. Er wußte, daß Ihm der Vater Alles in Seine Hände gegeben habe, und konnte deßwegen Joh. 17,6. von Seinen damaligen Jüngern und Nachfolgern zu Seinem Vater sagen: sie waren Dein, und Du hast sie Mir gegeben; V. 2. aber: Du hast Deinem Sohn Macht gegeben über alles Fleisch, auf daß Er das ewige Leben gebe Allen, die Du Ihm gegeben hast; V. 10. aber noch allgemeiner: Alles, was Mein ist, das ist Dein, und was Dein ist, das ist Mein; und Joh. 16,15.: Alles, was der Vater hat, das ist Mein; und Matth. 28,18.: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Doch dürfen wir nicht meinen, daß der Vater etwas von Seinem Recht und Seiner Gewalt über alle Dinge verloren habe, da Er Christo als dem Menschensohn Alles in Seine Hände gegeben hat: denn Christus sagt selber Joh. 17,10. zu Seinem himmlischen Vater: Alles was Mein ist, das ist Dein. Lasset uns hiebei an uns selber gedenken. Es soll uns nicht genug sein, daß wir unter der allmächtigen Gewalt Jesu Christi stehen, und dereinst als Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. Nein: unsere ewige Glückseligkeit besteht darin, daß uns der Vater so Seinem Sohn gegeben hat, wie Er Ihm Seine Jünger gegeben hat, oder wie Er Ihm diejenigen gegeben hat, denen der Sohn ewiges Leben gibt, Joh. 17,2., oder daß wir unter die große Menge gerechnet werden, die der Vater Seinem Sohn zur Beute gibt, Jes. 53,12. Dazu soll denn unser Herz mit inniger Freude einwilligen. Wir sollen gern des HErrn Jesu, gern in Seinen Händen sein; denn da sind wir vor und nach dem Tod am besten verwahrt. Der HErr Jesus wendet die Macht, die Er über alles Fleisch, und die völlige Gewalt die Er im Himmel und auf Erden hat, mit einer unermeßlichen Weisheit, Gerechtigkeit und Gnade dazu an, daß Er das ewige Leben denen gibt, die Ihm der Vater gegeben hat, oder daß Er Seine Auserwählten gegen Alles, was sie gefährden kann, schützt, ihnen Alles zum Besten dienen läßt, sie aus allem Uebel erlöset, sie in Sein himmlisches Reich versetzt, und endlich Seine und ihre Feinde zum Schemel Seiner Füße legt. Hat Ihm der Vater Alles in Seine Hände gegeben, so dürfen wir Ihn um Alles bitten, und Alles von Ihm hoffen: sollen Ihm aber auch mit Zucht und Furcht dienen, weil Ihm der Vater auch das Recht zu richten und zu strafen in Seine Hände gegeben hat.

Mel.: Ihr Kinder des Höchsten. 1.
Lob sei Dir, HErr Jesu, das Dir, als dem Leben,
Der Vater hat Alles in Hände gegeben.
Wir stehen nun also in göttlicher Hand,
Da wird Dir von niemand kein Schäflein entwandt.
Der Vater gab’s, Alle mit Blute zu kaufen,
Gekaufte mit Heiligem Geiste zu taufen,
Getaufte zum Himmel zu führen mit Haufen.

2.
Verächtliche Gabe, die Jesus entfangen;
Doch soll sie in Jesu den Werth erst erlangen.
Im Blute gewaschen ist köstlich vor Gott.
Er schämt sich nicht dieser verwerflichen Rott’.
O selig, wem solches das Innerste rühret,
Wer sich nicht aus dieser Hand selber verlieret:
So wird er zum Vater einst herrlich geführet.

3.
Dich lob’ ich, der Du mir als Erbherr gekommen,
Daß Du mich vom Vater zu eigen genommen,
Mich Sünder mit kostbarem Blute erkauft,
Mich Sünder mit Wasser und Geiste getauft.
Behalt’ mich in Händen, Dir bin ich verschrieben,
Gib Glauben und Gnade, die Liebe zu üben,
Und dort Dich auf ewig im Loben zu lieben!

11. April. Abend-Andacht.

Der Glaube wird rechtschaffen und viel köstlicher erfunden, als das vergängliche Gold, das durch’s Feuer bewähret wird, zu Lobe, Preis und Ehre, wenn nun offenbaret wird Jesus Christus.
1 Petr. 1,7.

Das Gold, welches am jüngsten Tag in dem Feuer, das Alles verzehret, vergehen wird, bewähren die Menschen jetzt durch das gewöhnliche irdische Feuer; denn da alle Metalle durch die Hitze desselben nach und nach verzehrt werden, so hält das Gold allein dieselbe aus, und wird darin reiner, weil die Schlacken, die daran sind, weggebrannt werden. Mit dem Gold vergleicht Petrus den Glauben, und mit dem Feuer die mancherlei Anfechtungen, in welchen die Glaubigen eine kleine Zeit traurig sind, V. 6. In den Anfechtungen verschwindet das falsche Vertrauen, das man auf seine eigene Weisheit, Gerechtigkeit und Kraft, auf irdische Güter, auf Menschengunst u. dergl. gesetzt hat, der Glaube aber, wenn er vorhanden ist, hält aus und bleibt. Wer nämlich wahrhaftig an den HErrn Jesum glaubt, wer sich von Herzen auf Seine wahren Worte verläßt, wer auf Sein Verdienst und Seine Fürbitte sein Vertrauen setzt, kann in den Anfechtungen zwar traurig sein, aber nicht verzagen. Er hält aus und besteht darin. Seine Glaube wird bewährt, das ist, er wird aus diesen Proben als ein wahrer und lebendiger Glaube erkannt: folglich wird die Hoffnung der ewigen Herrlichkeit bei den Menschen dadurch befestigt, Röm. 5,4. Auch wird er reiner, weil der Mensch in den Anfechtungen nicht ohne innerliche Beschämung und Bestrafung erkennt, wie ihm seine eigene Weisheit, Gerechtigkeit, Kraft, Menschengunst, zeitliches Gut, u.s.w. so gar nichts helfe, und wie er davon keinen Trost habe. Indem er aber dieses erkennt, wird er von dem Vertrauen auf diese eitlen Dinge, das ihm nach seiner Erweckung noch angehangen ist, frei gemacht. Der in den Anfechtungen ausharrende und gereinigte Glaube ist ein großer Schatz. Er ist kostbarer als gereinigtes Gold, das doch endlich vergeht. Ein solcher Glaube aber wird bei der Offenbarung Jesu Christi noch gefunden werden, oder zum Vorschein kommen. Die Gerechten werden den HErrn Jesum loben, und Ihm Ehre und Herrlichkeit geben, weil Er diesen Glauben ihnen geschenkt, und in ihnen unter den heilsamen Anfechtungen erhalten hat: Er aber wird sie auch loben, ehren und verherrlichen, weil sie an Ihn geglaubt haben, und in den Anfechtungen nicht gewichen sind, sondern Treue und Geduld bewiesen haben. So lasset uns denn nach der Anweisung Petri den Glauben für das Wichtigste bei dem Christenthum, und die Anfechtungen für etwas Heilsames halten. Wir haben nicht nöthig, sie zu suchen oder herbeizuziehen, denn sie kommen von selbst. Wenn sie aber kommen, sollen wir uns vor dem Murren hüten, und den Unglauben nicht überhand nehmen lassen, sondern uns dem guten Willen Gottes mit einer demüthigen und stillen Zuversicht unterwerfen. Jakobus sagt Kap. 1,2.3.4.: meine lieben Brüder, achtet es eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallet, und wisset, daß euer Glaube, so er rechtschaffen ist, Geduld wirket, die Geduld aber soll fest glauben bis an’s Ende; auf daß ihr seid vollkommen und ganz und keinen Mangel habt. Durch’s Leiden gelangt man, wenn man Glauben hat, zu einer christlichen Vollkommenheit, und endlich zu den himmlischen Freuden. Auf die Bewährung folgt die Verklärung.

Mel.: O Gottes Sohn, HErr Jesu Christ. 1.
Im Feuer wird das Gold bewährt,
Der Glaube in dem Leiden;
Am Golde wird der Glanz vermehrt,
Wenn sich die Schlacken scheiden;
So macht der Trübsal schmelzend Feu’r
Den Glauben erst recht rein und theu’r;
Es zielt nicht auf’s Verbrennen.

2.
Ihr Seelen, die die Hitze trifft,
Daur’t aus in solcher Probe;
Denn diese dient euch, nach der Schrift,
Zur Ehre, Preis und Lobe;
Wenn Jesus einst Sich offenbart,
So wird, was hier geläutert ward,
Sich dort auch köstlich finden.

3.
HErr! wenn Du meinen Glauben willt
Hier in das Feuer legen,
Damit Du kannst Dein Königsbild
In meine Seele prägen:
Leg’ ihm Dein Blut zum Zusatz bei,
Wodurch mein Glaube haltbar sei
Und vor dem Vater gültig.

4.
O wie wird einer Seele sein,
Wenn sie wird herrlich werden,
Nach überstand’ner kurzer Pein
Im Tiegel dieser Erden!
Denn durch dieß Feu’r macht Gott bequem,
Was Er in Neu-Jerusalem
Zum lautern Gold will mach en.

12. April. Morgen-Andacht.

Wir, die wir haben des Geistes Erstling, sehnen uns bei uns selbst nach der Kindschaft, und warten auf unsers Leibes Erlösung.
Röm. 8,23.

Paulus hatte Röm. 8. von den Glaubigen gesagt, der Geist Gottes, der Geist dessen, der Jesum von den Todten auferweckt hat, wohne in ihnen, und treibe sie, und zeuge mit ihrem Geist, daß sie Gottes Kinder seien. Dieses ist schon etwas sehr Kostbares und Großes: aber doch ist’s nur der Erstling des Geistes. Gleichwie auf die erste Garbe, die man schneidet, die völlige Ernte folgt, also folgt auf diejenige Mittheilung des Heiligen Geistes, deren die Glaubigen in ihrem irdischen Zustand fähig sind, die völlige Mittheilung desselben, deren ihre menschliche Natur fähig ist, welche sie so erfüllen und sättigen wird, daß sie alsdann ruhen werden, und nach keinem weitern Wachsthum streben können. Diejenigen aber, die nun des Geistes Erstling haben, sehnen sich mit einem unaussprechlichen Seufzen, welches dieser Geist selber wirkt, V. 26., bei sich selbst in dem tiefsten Grund ihrer Seelen, und so, daß sie sich dessen bewußt sind, folglich auf eine edlere Art als andere Kreaturen, nach etwas, das besser ist als ihr gegenwärtiger Zustand. Und was ist dann dasselbe? Es ist die Kindschaft. Wie aber? möchte man sagen, sind sie denn nicht schon Kinder? Sagt nicht solches Paulus V. 14.16. und 17. und anderswo deutlich genug? Ist nicht der Erstling des Geistes, den sie haben, schon das Siegel, oder Beweis dieser Kindschaft? Ja wohl. Gleichwie aber die Glaubigen unter dem Alten Testament Kinder Gottes waren, und doch hernach erst die Kindschaft empfingen, als das Neue Testament anbrach, s. Gal. 4,1-6., also sind jetzt die Glaubigen und geistlich gesinnten Christen Kinder Gottes, und warten doch mit Seufzen auf die Kindschaft. Das Seufzen zeigt an, daß sie unter einem Druck des Leidens stehen: die Kindschaft aber, auf welche sie warten, ist nach V. 17. die Empfahung des Erbes, wobei man ein Erbe Gottes und Miterbe Christi ist, ingleichem die Erhöhung zur Herrlichkeit in der Gemeinschaft mit Christo. V. 18. wird sie die Herrlichkeit genannt, die an den Kindern Gottes soll offenbaret werden, V. 19. aber die Offenbarung der Kinder Gottes, und V. 21. die herrliche Freiheit der Kinder Gottes. Der Zustand der Seele nach dem Tod, ob er schon sehr herrlich sein kann, kann dieses Alles noch nicht völlig enthalten, sondern die Erlösung des Leibes von der irdischen Schwachheit, welche 1 Kor. 15,42. u.ff. ausführlich, und Phil. 3,21. kurz beschrieben wird, ist dazu nöthig. Durch die Auferstehung und Verklärung der Leiber werden also die Gerechten fähig werden, ihr Kindsrecht völlig zu genießen. Alsdann wird das Gericht gehalten werden, bei welchem der HErr Jesus sagen wird: kommet her ihr Gesegneten Meines Vaters, ererbet das Reich das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Alsdann wird auch in einem völligen Verstand geschehen, was Johannes 1 Joh. 3,2. sagt, wir werden nämlich dem HErrn Jesu ähnlich werden, weil wir Ihn sehen werden, wie Er ist. Indessen prüfe sich ein Jeder, ob er des Geistes Erstling habe, weil nur derjenige, der ihn hat, wegen desselben die herrliche Kindschaft hoffen darf. Ein Jeglicher aber, der solche Hoffnung hat in Jesu Christo, der reinige sich, gleichwie Er auch rein ist, 1 Joh. 3,3.

Mel.: Ach bleib’ mit Deiner Gnade. 1.
Der Geist erregt bei denen,
Die von dem Eitlen matt,
Ein unbeschreiblich Sehnen,
Wer dessen Erstling hat.

2.
Ach wann ist das Getümmel,
Und Nacht und Noth dahin!
Ach daß ich nicht im Himmel,
Nicht bei dem Vater bin!

3.
Ich dank’ Dir, Geist der Gnaden,.
Für diesen Sehnsuchtstrieb.
Denn der seufzt sich zum Schaden,
Wem noch das Eitle lieb.

4.
Ist schon das Angeld köstlich,
Nimmt schon die Hoffnung ein,
Ist schon das Sehnen tröstlich,
Was wir das Sehen sein!

5.
Mach’ durch der Welt Beschwerden
Mein Herz der Welt entwöhnt,
Daß es sich auf der Erden
Stets nach dem Himmel sehnt.

6.
Alsdann gib, Du kannst’s geben,
Daß das erlöste Kind
In dem geglaubten Leben
Das Ziel der Sehnsucht find’t.

12. April. Abend-Andacht.

So nun das Alles soll zergehen, wie sollt ihr denn geschickt sein mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen.
2 Petr. 3,11.

Am Tag des HErrn, der als ein Dieb in der Nacht kommen wird, werden die Himmel, so viel ihrer sind, mit großem Krachen zergehen, die Elemente aber, das ist die großen Himmelskörper, werden vor Hitze zerschmelzen, und die Erde, und die Werke, die darinnen sind, werden verbrennen. So nun das Alles soll zergehen, wie sollt ihr denn, setzt Petrus hinzu, geschickt sein mit heiligem Wandel, und gottseligem Wesen? Diejenigen, welche die Erde nur als einen Schauplatz angesehen haben, auf welchem sie die Rollen reicher, lustiger, gewaltiger, berühmter Personen spielen müssen, diejenigen, die irdische gesinnt gewesen, und den Bauch zum Gott gemacht haben, diejenigen, die ihre Herzen mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung beschwert haben, wie auch diejenigen, die wegen der Sorge, sie möchten einen Theil ihrer irdischen Glückseligkeit verlieren, sich des HErrn Jesu und Seines Wortes geschämt, und Seinem Geist widerstrebt, folglich weder einen heiligen Wandel, noch ein gottseliges Leben geführt haben, werden, wenn Alles im Feuer zergehen wird, trostlos sein, und zu Schanden werden. Wenn Alles zergehen wird, so werden ihre Götzen auch zergehen: sie selbst aber werden nicht zergehen, sondern Menschen bleiben, aber bestürzte und verzweifelnde Menschen. Sie werden in die ewige Pein, in das höllische Feuer gehen, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.

Diesem Jammer zu entgehen, ist kein anderer Weg offen, als der Weg eines heiligen Wandels und eines gottseligen Wesens. Jener bezieht sich auf andere Menschen und auf die irdischen Dinge, unter denen man bei Leibesleben wohnen und wandeln muß, dieses aber auf Gott. Man gehe also heiliglich mit andern Menschen um, und lasse sein Licht vor ihnen leuchten. Man brauche und genieße die irdischen Dinge heiliglich, daß man davon nicht befleckt und beschwert werde, man hüte sich vor Geiz und Wollust, und hänge das Herz nicht an’s Irdische. Gegen Gott aber, der, wie Er ist, bleibet, und dessen Jahre kein Ende nehmen, sei man aufrichtig, ehrerbietig, glaubig. Man nahe oft zu Ihm im Gebet, man opfere Ihm sich selbst auf, man diene Seinem Willen, man hange Ihm an, alsdann wird man am jüngsten Tag die Himmel und die Erde ohne Schrecken und Schaden können zergehen lassen, und froh sein, daß Gott, den man für seines Herzens Trost und für seinen Theil hält, bleibet. In dem seligen Gott wird man auch selig sein, und überdieß an dem neuen Himmel und an der neuen Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnet, seinen Antheil haben. Wer bedenkt aber dieses Alles? Wie laufen die Menschen nach Gütern, nach Ehre, nach Gewalt auf der alten befleckten Erde, als ob dieselbe ewiglich währte! Wer stellt sich das Ende aller Dinge, welches nahe gekommen ist, genugsam vor? Die Weisen dieser Welt dringen heut zu Tag sehr auf Leutseligkeit gegen dem Nächsten, welche ihren Lohn gemeiniglich mit sich führt, indem sie durch Lob und Dank von Menschen vergolten wird. Zu geschweigen aber, daß diese Leutseligkeit den ganzen heiligen Wandel nicht in sich faßt, so ist noch die Frage übrig: wo das gottselige Wesen oder die rechte Verehrung Gottes bleibe? HErr, mache uns tüchtig, züchtig, gerecht und gottselig zu leben in dieser Welt, damit, wenn sie vergehen wird, unser Loos in jener Welt auf’s Liebliche falle, und uns ein schönes Erbtheil werde.

Mel.: Nun ruhen alle Wälder.

1.
Wenn Alles, was wir sehen,
Im Feuer soll vergehen,
Und bricht der Tag einst ein,
Daß aufgelöset werden
Die Himmel sammt der Erden:
Wie sollen wir bereitet sein!

2.
Nichts bleibt, als für die Seelen
Erlösen oder Quälen,
Nachdem der Tag sie find’t;
Jetzt gilts uns, heilig wandeln
Und Gott gefällt handeln.
Wohl denen, die bereitet sind!

3.
O wen der Tag in Sünden
Wird frech und sicher finden,
Wie wird es dem ergeh’n!
O wer jetzt Sünden fliehet,
Auf Gott und Jesum siehet,
Wie kann der so getrost besteh’n!

4.
Gott, gib, daß alle Tage
Mein Herz sich selber frage.
Wie glaubst, wie lebest du?
Wie bist Du? bist du fertig
Und jenes Tags gewärtig?
Hast du auch Hoffnung zu der Ruh?

5.
Gib in Versuchungsstunden
Mir Heil aus Christi Wunden
Und Kraft von Deinem Geist;
So kann ich sicher stehen,
Wenn Alles wird vergehen,
Und Du schenkst mir, was Du verheiß’st.

13. April. Morgen-Andacht.

Auch verlaß mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde, bis ich Deinen Arm verkündige Kindeskindern.
Ps. 71,18.

Der einundsiebzigste Psalm ist die Lebensbeschreibung eines jeden frommen Israeliten oder Christen, worin theils nach der Art eines Bekenntnisses, theils aber durch Bitten dasjenige ausgedrückt wird, was in einem gottgeheiligten Lebenslauf vorzukommen pflegt. Unter Anderem bittet der Verfasser dieses Psalmen: verlaß mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde. Das Alter hat nämlich seine eigenen Beschwerden und Versuchungen. Es faßt die Jahre in sich, wovon man sagt: sie gefallen mir nicht. Die junge Welt, welche die Alten um sich sehen, gefällt diesen auch nicht, weil sie gemeiniglich neue Meinungen und Sitten hat, deren diese nicht gewohnt sind. Das Gedächtniß wird schwach, die Kräfte lassen nach, die Arbeit geht mühsamer und langsamer von statten, und was man lange gesehen, gehört und getrieben hat, entleidet nach und nach. Daraus kann dann leicht Ungeduld, mürrisches Wesen, Unachtsamkeit, Trägheit und Gleichgiltigkeit gegen die Gebete Gottes entstehen. Auch meint man an vielen Alten einen Hang zum Geiz zu bemerken, welcher den Schein der klugen Vorsorge für ihre Nachkommen annimmt, und aus den Fehlern, die man vorher bei dem unvorsichtigen Geben gemacht hat, entstehen kann. Man hat also nöthig zu bitten: verlaß mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde. Dein Trost erquicke mich im Alter, der Geist der Liebe mache mich liebreich und mild, und Deine Kraft belebe mich, daß die Abnahme des natürlichen Lebens keine Abnahme des geistlichen Lebens mit sich führe. Kann ich im Alter weniger Werke thun, als vorher, so müssen dagegen durch die Wirkung deiner Gnade meine letzten Werke besser denn die ersten werden. Dein Wort sei mir immer kräftig, daß ich auch im Alter wie ein Baum sei, der an den Wasserbächen gepflanzt ist, der seine Frucht zu seiner Zeit bringt, und dessen Blätter nicht verwelken, und daß, was ich mache, wohl gerathe. Dein Geist erinnere mich an alles Nöthige, und bilde auch im Alter meinen Sinn und Wandel so, daß ich den Jungen nicht zum Aergerniß werde, sondern vielmehr Deinen Arm, das ist Deine bewahrende, stärkende, tröstende, heilende, siegende und Alles wohl machende Kraft, meinen Kindeskindern, und den Enkeln derer, die mit mir aufgewachsen sind, zu ihrer Erbauung verkündigen könne. Solche geistreiche alte Männer wurden Abraham, Isaak, Jakob, Mose, Josua, David und fast alle Apostel, ja auch viele andere Christen zu allen Zeiten, deren Reden und Werde von den Jungen mit Ehrerbietung beobachtet, und im Angedenken behalten werden sollen; da hingegen das Beispiel des Salomo anzeigt, wie man noch im Alter in eine schädliche Abnahme der Geisteskraft hinein gerathen, und Andern ärgerlich werden könne. Lasset uns den gegenwärtigen Tag wohl anwenden, und auf’s Künftige nicht sorgen, aber doch beten. Der HErr, der Allmächtige, wird nicht müde, nicht matt: auch ist Er treu und Seine Güte währet ewiglich. Wenn ich bete: verwirf mich nicht in meinem Alter; verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde, so antwortet Er: Ich will euch tragen bis in’s Alter, und bis ihr grau werdet. Ich will es thun, Ich will heben und tragen und erretten. Jes. 46,4.

Mel.: Nun ruhen alle Wälder.

1.
Mein Athem und mein Leben
Ist mir von Dir gegeben,
Du Gott, der Menschen schafft;
Du warst von Mutterleibe,
Und bist, so lang ich bleibe,
Mein Licht und meine Lebenskraft.

2.
Du liebst und willst nicht hassen,
Wirst nicht erst spät verlassen,
Das ist mein alter Glaub’;
Du zählest uns’re Jahre,
Du zählst auch graue Haare,
Du zählst im Grab noch unsern Staub.

3.
Barmherziger Erhalter,
Ich danke bis in’s Alter
Für Deine Vaterstreu’;
Mach’ auch in schwachen Tagen
Mich stark, Dir Dank zu sagen;
Denn Deine Huld ist täglich neu.

4.
Die Huld, daß Gott erbarme,
Die Kraft von Seinem Arme
Rühm’ ich auf Kindeskind.
Das Aeuß’re mag verwesen,
Das Inn’re laß genesen,
Bis ich’s im Himmel recht verkünd’!

13. April. Abend-Andacht.

Daran ist die Liebe völlig bei uns, auf daß wir eine Freudigkeit haben am Tage des Gerichts – Furcht ist nicht in der Liebe.
1 Joh. 4,17.18.

Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm. So schrieb Johannes 1 Joh. 4,16. Nun kann aber das Bleiben in der Liebe, folglich auch das Bleiben in Gott schwächlich bei dem Menschen angerichtet sein: wenn aber die Liebe völlig bei ihm ist, wenn sie sein Herz so eingenommen hat, daß sie alle Furcht daraus vertrieben hat, so ist der Mensch so weit gestärkt, daß er eine Freudigkeit hat am Tage des Gerichts. Die Rede des Johannis ist hier sehr kurz. Nach seiner Anzeige hat der Mensch, bei dem die Liebe völlig ist, diese Freudigkeit jetzt schon, obschon der Tag des Gerichts noch nicht vorhanden ist. Er hat sie aber, wenn er sich denselben lebhaft, als ob er gegenwärtig wäre, vorstellt, und aus dem Wort Gottes einen tiefen Eindruck davon bekommt. Noch gewisser und vollkommener aber wird er diese Freudigkeit haben, wenn der Tag des Gerichts wirklich erscheinen wird. Sonst fürchtet man sich auf eine peinliche Weise vor dem Tag des Gerichts: aber diese Furcht ist nicht in der Liebe, und wen ich von ganzem Herzen liebe, den kann ich nicht mehr auf eine Art, die mich peinigt, fürchten. Wenn also die Liebe mein ganzes Herz eingenommen hat, so fürchte ich auch den Tag des Gerichts nicht mehr, ob ich gleich weiß, daß an demselben die Herrlichkeit Jesu Christi der ganzen Welt sichtbar werden wird. Die Liebe zu Jesu läßt dieser Furcht keinen Raum bei mir. Wenn ich Jesum liebe, so habe ich auch Seine Erscheinung lieb.

Ach, wie selten findet man Christen, bei denen die Liebe völlig ist! Man muß froh sein, wenn man einige findet, welche den HErrn Jesum und Seine herrliche Erscheinung zum Gericht mit einer untermengten Furcht lieb haben. Wir sollen aber darnach ringen, daß wir eine völlige Liebe zu Jesu erreichen, welche die Furcht austreibt. Liebe und Furcht sind einander entgegengesetzt. Nun hat die Furcht Pein, wie Johannes V. 18. sagt: je völliger also die Liebe bei dem Menschen ist, desto weniger Pein ist in ihm, und desto größer ist seine Seligkeit schon bei Leibesleben. Gott ist Liebe, der HErr Jesus führte Seinen Wandel auf Erden in der lautersten Liebe. Auch wenn Er die Leute bedrohte, auch da Er den Petrus einen Satan nannte, blieb Er in der Liebe. Auch im Stand der Herrlichkeit ist Er voll von Liebe. Bei welchen also die Liebe vollendet ist, die können sagen: wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Durch die Liebe wird man also dem himmlischen Vater und Seinem Sohn Jesu Christo ähnlich. Die Liebe ist das Bild Gottes in der Seele. Gleichwie Johannes V. 17. sagt: die Liebe müsse bei uns völlig werden, also sagt er V. 18.: der Mensch müsse in der Liebe völlig sein. Eine völlige Liebe macht also einen völligen oder ganzen Christen. Wer im Christenthum zu wachsen meint, und doch immer stolzer und zanksüchtiger wird, ist nur nach seiner eitlen Einbildung und nicht nach der Wahrheit gewachsen. Wir wollen uns durch die Lehre Johannis unsere Schwachheit und unsern Mangel aufdecken lassen, und zugleich darnach streben, daß wir durch die Kraft des Heiligen Geistes die Völligkeit, von welcher er redet, erreichen.

Mel.: HErr Jesu, Gnadensonne.

1.
Ach Gott! laß Deine Liebe
Bei mir auch völlig sein,
So mischt in meine Triebe
Sich keine Furcht noch Pein,
So bricht mit Deinem Tage
Mir keine Angst noch Plage,
Und lauter Freude ein.

2.
Laß mich die Liebe fassen,
Die sich von Anfang schon
Zu uns herabgelassen,
Die Liebe in dem Sohn,
Der Deine Huld verdiente,
Der Deinen Zorn versühnte,
Und liebt uns auf dem Thron.

3.
Wohl mir, wenn mir von innen
Dein Geist von Liebe zeugt,
Die aller Menschen Sinnen
Unendlich übersteigt;
So macht Dein Liebeswille
Mein schüchtern Herz bald stille,
Daß es von Klagen schweigt.

4.
Wirk’ zarte Gegenliebe
Zu Dir in meinem Sinn,
Und nimm die fremden Triebe
Von meinem Herzen hin;
So freut der Tag mich herzlich,
Fällt er gleich Andern schmerzlich,
Weil ich in Gnaden bin.

5.
Die Liebe macht uns tüchtig
Zum Erbtheil in dem Licht;
Der Liebe Trost ist richtig
Auch künftig im Gericht.
Wenn Erd’ und Himmel brennen,
So darf ich das bekennen
Vor Deinem Angesicht.

14. April. Morgen-Andacht.

Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
Röm. 8,28.

Es ist unbegreiflich, wie Gott die Welt regiere. Unbegreiflich sind Seine Gerichte, und unerforschlich Seine Wege. Wir wissen sehr wenig von der Regierung Gottes. Die meisten Werke Gottes sind uns einzeln und im Zusammenhang unbekannt. Niemand weiß, was ihm selbst morgen begegnen werde. Wir wissen von den allermeisten Begebenheiten die besondern Ursachen und Absichten nicht: doch wissen wir dieses, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, und wenn wir nur dieses wissen, so ist es zu unserer Beruhigung genug. Die Augen des HErrn sehen also auf die Gerechten, die Ihn lieben, und Er regiert die Welt so, daß alle Dinge zu ihrem Besten mitwirken müssen. Wie aber, wenn unter diesen Dingen auch Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße, Fährlichkeit, Schwert, der Tod, ein langes und beschwerliches Leben, Anfälle von bösen Engeln und dergleichen Sachen vorkommen? Sollen denn auch diese denen, die Gott lieben, zum Besten dienen? Freilich, denn Paulus redet ja von allen Dingen. Solche Dinge sind Gelegenheiten zum Ueberwinden: wer aber überwindet, wird die Krone des Lebens empfangen. Alles, was mich dem Ebenbild des Sohnes Gottes, der durch’s Leiden zur Herrlichkeit gegangen ist, ähnlich macht, V. 29., Alles, was zur Erfüllung des Vorsatzes Gottes, der auf’s Gerecht- und Herrlichmachen zielt, bei mir hilft, dienet mir zum Besten. Hier muß man aber eine Zeitlang nicht sehen, und doch glauben. In den Werken Gottes ist das Ende immer besser als der Anfang. Alle Züchtigung, wenn sie da ist, dünket uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein, aber darnach, oder zuletzt, wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübet sind, Hebr. 12,11. Das Wissen also, von dem Paulus redet, ist ein glaubiges Wissen, und muß mit einer wartenden Geduld verbunden sein. Man muß sich eine Zeit lang üben lassen, man muß auf dasjenige warten, was hintennach kommt. Was kommt aber hintennach? Dieses, daß man der Gerechtigkeit und des Friedens Gottes noch mehr froh wird, als vor der Züchtigung. Ach daß wir dieses Alles immer vor Augen hätten, wenn wir wahrnehmen, daß Gott Seine Heiligen wunderlich führe! Sie fragen zuweilen in ihrem Geist oder mit Worten: warum lässest Du mich so traurig gehen? warum hast Du uns das gethan? Die allgemeine Antwort aber, die Gott gibt, ist diese: um eures Besten willen. Euer Unglück ist euer Glück, eure Armuth hilft euch zum ewigen Reichthum, eure Schmach zur himmlischen Ehre, euer verlassener Zustand zur Aufnahme in die ewigen Hütten, euer Schmerz zur Freude, euer Sterben zum Leben. Kurz: alle Dinge müssen euch zum Besten dienen. Unschätzbares Privilegium! Wen geht es aber an? Diejenigen, die Gott liebe, der sie zuerst geliebt hat. Diese Liebe zu Gott muß man also durch den Beistand des Heiligen Geistes unter allen Umständen behaupten, ja darin wachsen: denn wer ihrer mangelt, oder sie verliert, wird im Glück trotzig, und im Unglück verzagt, und die bestgemeinten Werke der Vorsehung Gottes gereichen ihm zum Schaden.

Mel.: O Jesu, wenn soll ich erlöset etc. 1.
Wie selig ist’s, Gott und den Heiland zu lieben!
Zur Freude dient ihnen auch alles Betrüben,
Zur Ehre die Schande, zur Hülfe die Noth,
Zum Reichthum der Mangel, zum Leben der Tod.
Das wissen die Knechte, die Christo hie dienen,
Sie dienen als Herren, denn Alles dient ihnen.

2.
O Schade, die Welt und die Sünde zu lieben,
Die Freude wirkt ihnen ein schmerzlich Betrüben,
Die Ehre wird Schande, die Wollust zur Noth,
Der Reichthum macht darben, ihr Leben bringt Tod.
Sie werden erfahren, was sie noch nicht wissen,
Das was sie hier haben, dort ewiglich missen.

3.
O Vater, es sollen die Kinder Dich preisen,
Daß Du willst an ihnen die Gnade beweisen.
Lob sei Dir, HErr Jesu, der Alles versühnt,
Daß alles den Deinen so wunderlich dient.
Dank sei Dir, dem Geiste, der herzlich kann trösten:
Es diene den Christen einst Alles zum Besten!

14. April. Abend-Andacht.

So lasset uns nun nicht schlafen, wie die Andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein.
1 Thess. 5,6.

Begnadigte Christen sind Kinder des Lichts und Kinder des Tages, welcher durch die Erscheinung Jesu Christi in der Welt angebrochen ist, und durch Seine Zukunft in’s Herz bei einem Jeden insbesondere anbricht. Sie sind nicht von der Nacht, noch von der Finsterniß. So lasset uns nicht schlafen wie die Andern, die noch in der Finsterniß sind, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein, 1 Thess. 5,5.6. Wir sollen immer wachen, und Alles behend merken, was sich in uns und außer uns im Bezug auf unsern geistlichen Nutzen oder Schaden regt, und jeden Augenblick bemerken, in welchem wir jenen erlangen und diesem entgehen können. Wachen sollen wir, und dabei im Licht wandeln, denn die Finsterniß macht schlafend, und ist mit dem Schlaf verbunden. Wenn aber Christus als der Morgenstern in unsern Herzen leuchtet, wenn Er als das Licht uns Alles, was nöthig ist, entdeckt, wenn Er als das Licht des Lebens uns immer Kraft zum Thun und Leiden gibt, so können wir wachen und wachend bleiben: das Licht und der Schlaf schicken sich nicht zusammen. Wachen sollen wir und dabei nüchtern sein. Wenn nämlich mein Herz mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung beschwert ist, wenn ich falsche Meinungen, reizende Bilder, thörichte Anschläge und eitle Einbildungen von mir selbst mit Lust in meinem Gemüth herumtrage, wenn ich mich mit Geschäften, zu denen ich weder berufen noch tüchtig bin, überlade, wenn ich das Geräusch liebe, und am leeren Geschwätz oder auch am Lesen unnützer Bücher mich vergnüge, so ist meine Seele gleichsam berauscht. Sie kann also nicht wachen, sie ist nicht bei ihr selber. Sie kann das Wichtigste und Nöthigste, was nämlich ihr ewiges Heil angeht, nicht bedenken. Auch ist es Nacht bei ihr; denn die Dinge, welche sie liebt, stehen dem Licht im Weg: folglich kann sie auch deßwegen nicht wachen. Wachen sollen wir, und beten; denn das Beten ist eine gute Uebung für das geistliche Leben, und zugleich ein Mittel, noch mehr Licht und Kraft von dem HErrn zu erlangen. Ein Wachender ist geschickt zum Beten, da hingegen eine leichtsinnige Trägheit, mit welcher man etliche Stunden zugebracht hat, die Lust und Kraft zum Beten alsbald schwächt. Hinwiederum kann derjenige, der glaubig und oft betet, desto besser wachen: weil Gott, zu dem man im Beten wachet, die Seele erleuchtet und belebt. Wachen sollen wir, und nicht schlafen wie die Andern, die in der Finsterniß sind, und weder Gott noch sich selbst kennen. Solche Leute hat man überall um sich herum. Viele unter ihnen sind zum Plaudern, zu zeitverderblichen Ergötzungen, ja auch zum Arbeiten sehr munter, und doch schlafen sie. Wer sich nun nicht in Acht nimmt, den macht ihr Schlaf auch schläfrig. Darum sagt Paulus Eph. 5.: seid nicht ihre Mitgenossen, wandelt wie die Kinder des Lichts, prüfet, was da sei wohlgefällig dem HErrn, habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsterniß, strafet sie aber vielmehr, sehet zu, wie ihr vorsichtiglich wandelt, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen.

Mel.: Meine Armuth macht mich schreien. 1.
Seelen, laßt uns nicht auf Erden
Sicher werden,
Laßt uns vielmehr wacker sein;
Singt die Welt noch an dem Liede:
Es ist Friede!
Bricht der Tag doch plötzlich ein.

2.
Ja, der Tag des HErrn wird kommen,
Und die Frommen
Wissen solches ganz gewiß;
Dieser Welt verderbter Ballen
Muß zerfallen;
Denn Gott selbst verkündigt dieß.

3.
Laßt uns als am Tage wandeln,
Laßt uns handeln
Nach der Leuchte in der Schrift.
Wehe dem, den seine Strafe
In dem Schlafe
Und im süßen Träume trifft!

4.
Eh’ die Sichern sich’s versehen,
Wird’s geschehen,
Wie ein Dieb kommt in der Nacht.
Aber dem kommt nichts zu plötzlich,
Nichts entsetzlich,
Wer im Glauben Christi wacht.

5.
Jesu! weck’ uns alle Tage,
Daß die Plage
Uns nicht in der Nacht ergreift,
Daß wir Lichteskinder bleiben,
Die nichts treiben,
Was den Zorn und Jammer häuft.

6.
Nimm den Schlaf uns aus den Augen,
Daß sie taugen,
Stracks auf jenes Ziel zu seh’n,
Wo vor Deinem Angesichte
In dem Lichte
Nur des Tages Kinder steh’n.

15. April. Morgen-Andacht.

Wir haben empfangen den Geist der Zucht.
2 Tim. 1,7.

Als Paulus vor dem Landpfleger Festus und der vornehmen Gesellschaft, die bei demselben war, seine Bekehrung, und was darauf erfolgt war, erzählt hatte, sprach Festus mit lauter Stimme: Paule, du rasest, die große Kunst macht dich rasend, d.i. du hast eine kranke Phantasie durch’s Studiren bekommen, und erzählst deßwegen mit großer Lebhaftigkeit Erscheinungen, die du dir einbildest, und die nie geschehen sind. Paulus aber gab zur Antwort: mein theurer Festus, ich rase nicht, ich rede nicht als ein Phantast, meine Sinnen sind nicht verrückt, sondern ich rede wahre und vernünftige Worte, Ap. Gesch. 26,24.25. Vernünftige Worte sind solche Worte, die man mit einem wohlgeordneten Gemüth, mit gesunden Sinnen, mit Mäßigung redet. Es wird hier eben das Wort gebraucht, welches 2 Tim. 1,7. Zucht heißt, und welches auch Röm. 12,3. gebraucht wird, wo Paulus sagt: ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, Jedermann unter euch, daß Niemand weiter von ihm halte, denn sich’s gebührt zu halten, sondern daß er von ihm mäßiglich halte, ein Jeglicher, nachdem Gott ausgetheilet hat das Maß des Glaubens. Hier wird dasjenige, was in der ersten Stelle vernünftig heißt, durch das Wort mäßiglich ausgedrückt. 2 Tim. 1,7. aber wird der Geist der Zucht, nach welchem man vernünftig oder mäßig handelt, dem Geist der Furchtsamkeit entgegengesetzt.

Ein glaubiger Christ soll sich also nicht Dinge einbilden, die nicht sind, und sich nicht durch Bilder betrügen lassen, die nirgends als in seiner Phantasie ihr Wesen hätten. Er soll auch von sich selbst mäßiglich halten, nachdem Gott ihm ein Maß des Glaubens gegeben hat. Folglich soll er kein Prophet, kein Wunderthäter, kein Lehrer sein wollen, wenn ihm Gott die Gabe der Weissagung, und die Wunder, und die Fähigkeit zum Lehren nicht gegeben hat. Er kann bei dem Mangel dieser Gaben doch ein wohlanständiges und nützliches Glied am Leibe Christi sein: nur soll er bei dem Maß seines Glaubens bleiben, und nichts über dasselbe hinaus wagen. Auch soll er sich die Furchtsamkeit nicht übernehmen lassen, daß er sich eine Unmöglichkeit einbilde, wo doch keine ist, oder sich die Gefahr und den zeitlichen Schaden, die mit einem guten Werk verbunden sind, allzugroß vorstelle, und sich durch dieses Alles zu einem übertriebenen Nachgeben, oder zu heftigen Versuchen, sich selbst zu helfen, oder zum trostlosen Verzagen treiben lasse. Jes. 50,10. sagt der Messias, nachdem Er von Seinem eigenen Leiden und von Seinem Glauben geredet hatte. wer ist unter euch, der den HErrn fürchtet, der Seines Knechtes Stimme gehorchet? der im Finstern wandelt, und scheinet ihm nicht: der hoffe auf den Namen des HErrn und verlasse sich auf seinen Gott. Hier redet der Messias mit geistlich armen und leidtragenden Seelen, die aber den HErrn fürchten, und Seines Knechts, des Messiä Stimme gehorchen: dabei aber, wie Er zuweilen, im Finstern wandeln. Diese werden angewiesen, wie Er selbst in diesem Zustand gethan hat, auf den Namen des HErrn zu hoffen, und sich auf ihren Gott zu verlassen. Allein dieses dünkt diejenigen, die den Geist der Mäßigung nicht haben, allzu armselig und gering zu sein. Sie zünden also ein Feuer einer falschen Weisheit an, und wandeln im Licht ihres Feuers, und sind mit Flammen heftiger Affeckten gerüstet, und dünken sich dabei außerordentliche Leute zu sein. Was sagt aber der Messias? Er sagt V. 11.: siehe, ihr Alle, die ihr ein Feuer anzündet mit Flammen gerüstet, wandelt hin im Licht eures Feuers, und in Flammen, die ihr angezündet habt. (Wenn euer Selbstbetrug offenbar werden wird): so widerfährt euch dieses von Meiner Hand, daß ihr in Schmerzen liegen müsset.

Mel.: Valet will ich dir geben. 1.
Fein niedrig sein auf Erden,
Vergnügt mit Gottes Huld,
Geduldig in Beschwerden,
Bei Feinden ohne Schuld,
Im Unrecht ohne Schaden,
Still in der Lästerung:
Das wirkt der Geist der Gnaden,
Der Geist der Mäßigung.

2.
Er lehrt uns vom Erbarmen,
Das unser Vater übt,
Daß Gottes Sohn uns Armen
Als Feinde doch geliebt;
Daß Dulden Gottes Wille,
Daß Leiden Gnade sei;
Gott lebe in der Stille
Den Theil im Himmel bei.

3.
Dir sei, Du Geist der Liebe,
Gedankt für Deine Zucht,
Für diese sanften Triebe,
Für solche Glaubensfrucht.
Wenn Jesus wird erscheinen,
Da wird Sein Knecht erfreut,
Jetzt ruh’st Du ob den Seinen
Als Geist der Herrlichkeit.

15. April. Abend-Andacht.

Gott ist getreu, und läßt uns nicht versucht werden über unser Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr’s könnet ertragen.
1 Kor. 10,13.

Wenn die Menschen sich von den Versuchungen, welche auf sie stoßen, überwältigen lassen, so sind sie insgemein fertig, die ganze Schuld auf den Teufel, auf die bösen Menschen, von welchen sie gereizt worden seien, zugleich aber auch auf ihr eigenes Temperament, oder auf die allgemeine Schwachheit der menschlichen Natur zu werfen, und vorzugeben, daß die Sünde unter diesem Allem unvermeidlich gewesen sei, und eine Entschuldigung verdiene. Wie könnte aber Gott die Welt richten, wenn diese Entschuldigung Grund hätte? Paulus sagt: Gott ist getreu, und läßt uns nicht versucht werden über unser Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr’s ertragen könnet, ohne darunter zu fallen und zu versinken. Woher kommt aber das Vermögen, die Versuchungen bis zu einem guten Ausgang zu ertragen? Es kommt von Gott. Wie aber, wenn ich noch kein solches Vermögen empfangen habe? Alsdann ist aber dieses meine größte Sünde, daß ich als ein getaufter Christ, dem das Evangelium geprediget wird, noch keines habe. Durch meine eigene Bekenntniß und Klage werde ich überwiesen, daß ich unbekehrt sei, und in einem verdammlichen Unglauben stehe. Doch es gibt schon die vorlaufende Gnade den Menschen das Vermögen, grobe Ausbrüche der Sünde bei sich zu verhüten, wenn er Zeit hat, sich zu besinnen, und Gesellschaften, die ihm schädlich sind, meidet, ob er sich gleich dabei einen Zwang anthun muß. Wenn aber durch die Wiedergeburt das Herz geändert, und der Heilige Geist darin ausgegossen ist, so hat er das Vermögen, dem HErrn williglich im heiligen Schmuck zu dienen, und eine Versuchung nach der andern aus Liebe zu seinem Heiland zu überwinden. Gott ist auch so treu, daß Er die Heftigkeit der Versuchung immer so weit mildert, daß sie nicht über das Vermögen hinaus reicht, das Er dem Menschen gegeben hat, oder im Augenblick der Versuchung geben will. Er läßt auch keine Versuchung allzu lange währen, sondern macht, daß sie ein Ende nehme. Und bei dieser Erweisung der göttlichen Treue kann man sie ertragen. Wer also fällt, wie Paulus V. 12. sagt, suche die Schuld bei sich selbst. Gewißlich hat man das Vermögen zum Stehen vorher nicht erbeten, oder, wenn man es gehabt hat, in der Stunde der Versuchung nicht treulich gebraucht. Wenn der Mensch Gott durch muthwillige Sündenfälle, die er hätte vermeiden können, lange genug reizt, so kann es endlich dahin kommen, daß ihn Gott in Seinem Zorn auf’s Schlüpfrige setzt (Ps. 73,18.), von einer Sünde in die andere fallen läßt (Ps. 69,28.), ihn in seines Herzens Gelüste, ja in schändliche Lüste, und einen verkehrten Sinn dahin gibt (Röm. 1,24.26.28.), und zuletzt sein Herz, wie das Herz des Königs Pharao, verstockt. Darum bitte ein Jeder um das Vermögen, die täglich andringenden Versuchungen zu überwinden, und wende dieses Vermögen treulich an, damit seine Kraft unter dem Kampf vermehrt, und ihm endlich die Krone der Gerechtigkeit zu Theil werde.

Mel.: Was Gott thut, das ist etc. 1.
Gott ist getreu, Sein Wort ist da,
Das tröstliche Versprechen,
In Christo ist ein ewig Ja,
Die Hölle kann’s nicht brechen.
Weg Furcht und Scheu!
Gott ist getreu;
Durch Ihn wird überwunden
In den Versuchungsstunden.

2.
Gedenk’ ich an der Feinde Macht,
An ihre Lüst und Lügen,
So wird mein Herz in Schau’r gebracht,
O, denk’ ich, wer wird siegen?
Doch sie sind Spreu;
Gott ist getreu,
Durch Ihn wird überwunden
In den Versuchungsstunden.

3.
Fällt mir mein Unvermögen ein
Zum Kampf mit Welt und Sünden,
So such’ ich alle Kraft allein
Bei Ihm zum Ueberwinden.
Das Wort bleibt neu:
Gott ist getreu,
Durch Ihn wird überwunden
In den Versuchungsstunden.

4.
Getrost mein Herz! ich darf es nun
Auf den Getreuen wagen;
Der es verheißt, der wird es thun,
Daß wir es können tragen,
Man glaubt ohn’ Reu:
Gott ist getreu,
Durch Ihn wird überwunden
In den Versuchungsstunden.

16. April. Morgen-Andacht.

Wir haben empfangen den Geist der Kraft.
2 Tim. 1,7.

Paulus hatte den Timotheus ermahnt, die Gabe Gottes, die in ihm war, zu erwecken, oder wieder aufzuschüren, wie man ein Feuer aufschüret, damit es heller brenne. Es ist aber die Gabe Gotte, die Timotheus empfangen hatte, aufgeschüret worden, wenn er mit einem muntern Fleiß das Amt eines evangelischen Predigers nach der Anweisung Pauli gethan, und sich dabei keiner Leiden geschämt und geweigert hat. Allein hier hätte ein verzagter, furchtsamer Geist dem Timotheus vorspiegeln können: es ist nichts zu thun; die Schwierigkeiten sind zu groß; Gott ist ein harter Mann, und schneidet, wo Er nicht gesäet hat, und sammelt, wo Er nicht gestreuet hat, d.i. Er fordert unmögliche Dinge. Schüre also deine Gabe nicht auf, verbirg sie lieber, fange nicht an, weil du nichts hinausführen wirst. Um nun diesen kleinmüthigen Gedanken, welchen es an einem mannigfaltigen Vorwand nicht fehlte, zu begegnen, schrieb Paulus: wir haben den Geist der Kraft empfangen, und schrieb dieses theils in der Rücksicht auf sich selbst und den Timotheus, und theils in der Absicht auf diejenigen, mit denen beide es im Dienst Gottes zu thun hatten. Paulus und Timotheus und ein jeder wahrer Christ hat einen Geist der Kraft empfangen, welcher zum Dienst Gottes willig und muthig macht, wenn er auch mit großen Schwierigkeiten verbunden ist, und lange währt. Wer das Werk, das ihm befohlen ist, oder auch seine Bekehrung nur mit seiner Vernunft und mit der Heftigkeit seiner Natur anfängt, wird bald schwach und müde, weil sich ihm der Satan und die Welt entgegen setzen, und er nichts verleugnen will. Die Welt ist voll guter Vorsätze, aber auch voll müder, verlegner, muthloser Leute, welche von ihren ersten Vorsätzen wieder zurückgetreten sind, und nun nur noch thun, was sie zur Erhaltung ihres eigenen zeitlichen Glückes noch thun müssen. Der Geist der Kraft hingegen, welche keine natürliche Fähigkeit, sondern eine Gnadengabe ist, macht den Christen tüchtig, den guten Kampf, den er angefangen hat, auszukämpfen, und den Lauf nicht nur anzutreten, sondern auch zu vollenden.

Gleichwie aber ein wahrer Christ den Geist der Kraft empfangen hat, daß er ihn innerlich zur Fortsetzung und Vollendung seines Laufes und Dienstes stärke: also hat er ihn auch empfangen, damit er bei Andern etwas Gutes zur Ehre Gottes ausrichte. Was von den Aposteln Ap. Gesch. 4,33. gesagt wird: sie gaben mit großer Kraft Zeugniß von der Auferstehung Jesu, und was von Stephanus, Ap. Gesch. 6,10., geschrieben steht, zeigt sich in gewissem Maße bei einem jeden Christen. Das Wort Gottes, das er unter der Leitung des Heiligen Geistes im Mund führt, ist nicht nur ein Schall, nicht nur ein todter Ausdruck seiner Gedanken, sondern ein Schwert, Eph. 6,17., folglich mächtig, in den Seelen der Menschen zu verstören die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebet wider das Erkenntniß Gottes (2 Kor. 10,5.), und eine Kraft Gottes, selig zu machen Alle, die daran glauben (Röm. 1,16.). Gott läßt keines Seiner Kinder ohne allen Segen bei seiner Arbeit an Andern sein. Wer Pfunde oder Gaben empfangen hat, soll andere damit gewinnen (Matth. 25.). Nur muß man hiebei zu unserer Zeit diese zwei göttlichen Aussprüche zu Herzen nehmen: du begehrest die großen Dinge: begehre sie nicht (Jer. 45,5.) und: wer ist, der diese geringen Tage verachte? (Zach. 4,10.).

Mel.: Was Gott thut, das ist wohlgethan. 1.
Ein Geist der Macht ist Gottes Geist,
Und Ihm gebührt die Ehre,
Weil ja der Mensch, der fleischlich heißt,
Zu schwach und träge wäre.
Es weicht und fällt,
Was Er nicht hält;
Er aber hält und stärket,
Wo Er die Schwachheit merket.

2.
Im Beten sinket uns die Hand,
Im Geh’n die müden Füße;
Wir fielen aus dem besten Stand,
Wenn Er uns fallen ließe.
Er hilft uns auf
Im Kampf und Lauf;
Er lehrt die Fauste kriegen,
Die Händ’ im Beten siegen.

3.
In Deiner Macht sei dann von mir,
O Geist, Dein Lob besungen.
Es betet, glaubt und siegt in Dir,
Wem je ein Kampf gelungen.
Ach stärke Du
Uns immer zu,
Bis wir Dir nach dem Ringen,
Heil, Macht und Ehre singen!

16. April. Abend-Andacht.

Ich glaube, HErr, hilf meinem Unglauben.
Mark. 9,24.

Ein Jude hatte seinen mondsüchtigen Sohn zu den Jüngern Jesu gebracht und sie gebeten, den bösen Geist, welcher die Ursache seiner Krankheit war, von ihm auszutreiben. Es war aber dieser Geist von einer besonderen argen und starken Art, daß die Jünger nichts wider ihn vermochten. Als nun der HErr Jesus dazu kam, sah Ihn der Vater dieses Sohnes als einen Menschen an, der vielleicht ein wenig mehr vermöge als seine Jünger, war aber dabei in einer großen Ungewißheit und Verlegenheit. Er sagte also zu Ihm: kannst du aber was, so erbarme dich unser, und hilf uns. Der HErr Jesus sprach aber mit Worten, die voll Kraft waren, zu ihm: wenn du könntest glauben. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet. Diese Worte drangen dem Juden tief in’s Herz. Er erkannte, er fühlte, daß er sich durch seinen Unglauben versündigt habe, daß seine Worte die Ehre des HErrn Jesu angetastet haben, und daß er zu Ihm ein Vertrauen fassen müsse, wenn er seiner Barmherzigkeit froh werden wolle. Es wurde auch eben damals ein solches Vertrauen in ihm angezündet, wobei er aber doch noch seinen Unglauben fühlte. Indem er also in einem innerlichen Kampf und Gedränge stand, schrie er mit Thränen: ich glaube, HErr, hilf meinem Unglauben; das ist: erlöse mich von meinem Unglauben, hilf mir zum völligen Sieg über meinen Unglauben.

Der Glaube ist nicht Jedermanns Ding, das ist, er wird nicht in Jedermann gepflanzt, und kann nicht in Jedermann gepflanzt werden, weil Viele dem Geist widerstreben, und zuletzt sich selbst zum Glauben untüchtig machen. Wo er aber gepflanzt ist, da ist noch Unglaube neben ihm. Ach das menschliche Herz ist so verwundert und erschreckt, und wird durch Nöthen und Sünden in eine solche Furcht gesetzt, daß es nie so völlig glaubt, als es glauben sollte; sein Glaube ringt immer noch mit einem Unglauben. Niemals ist sein Glaube so groß, so fest, so weit ausgebreitet, als die in Christo Jesu erschienene Liebe Gottes, als die im Evangelium uns zugesicherte Gnade Jesu Christi, und als der uns im Wort Gottes versprochene Beistand des Heiligen Geistes. Die Gerechtigkeit Gottes, das ist Deine Gnade, die Er in der rechten Ordnung erzeigt, steht wie die Berge Gottes (Ps. 36,7.). Aber unser Glaube ist wie ein kleines Blümlein am Fuß eines solchen Berges, oder wie ein schwaches Auge, das den Gipfel dieser Berge nicht sieht. Der HErr hält mich bei meiner rechten Hand, und die Kraft, womit Er mich hält, ist unermeßlich: aber meine rechte Hand, und die Kraft, womit Er mich hält, ist unermeßlich: aber meine rechte Hand, das ist mein Glaube, ist wie die Hand eines Kindes, dessen Sicherheit nicht darauf beruht, daß es seinen starken Führer hält ( wiewohl es ihn auch halten muß), sondern vielmehr darin, daß es von ihm gehalten wird. Das Bekenntniß: ich glaube, ist wichtig und nöthig. Den Unglauben halte man für gefährlich. Wenn er überhand nimmt, und den Glauben verdrängt, so ist die Seele verloren. Es ist also nöthig, daß man den HErrn Jesum bitte: hilf meinem Unglauben, oder meiner Seele, die bei dem Glauben auch noch unglaubig ist; errette mich von meinem Unglauben.

Mel.: O Gottes Sohn, HErr Jesu etc. 1.
Ich glaube, Herr, doch allzuschwach,
Hilf meinem schwachen Glauben;
Der Satan setzt uns immer nach,
Uns gänzlich zu berauben.
Hilfst Du uns nicht, so sinken wir;
die Hülfe kommt allein von Dir;
Du bist in Schwachen mächtig.

2.
Ich bete schwach, ach stärke Du
Mich kräftig in dem Beten;
Sprich mir in meinen Thränen zu,
Du wollest mich vertreten;
Und schwebt’ ich zwischen Ja und Nein,
So sprich es meinem Herzen ein:
Ja, ja, es soll geschehen!

3.
ich kämpfe schwach, ach stärke mich,
Sonst muß ich unterliegen!
In Deiner Macht allein kann ich
Den starken Feind besiegen.
Gib Du den Glauben und Dein Wort
Zum Schild und Schwert, so kämpf ich fort
Im Anblick jener Krone.

4.
So schwach ich bin, so ist von Dir
Doch noch in mir ein Leben,
Und was mir fehlt, das kannst Du mir
Und willst und wirst es geben;
Du schätzst Dein eigen Werk nicht hin,
Bis daß ich das aus Gnaden bin,
Was ich soll ewig werden.

17. April. Morgen-Andacht.

So wahr als Ich lebe, spricht der HErr, HErr: Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre und lebe.
Ezech. 33,11.

Dieser Spruch entdeckte schon dasjenige, was hernach Johannes deutlich und mit wenigen Worten gesagt hat, nämlich daß Gott Liebe sei. Weil Er Liebe, weil Er ein gütiges Wesen ist, so hat Er keinen Gefallen am Tode des Gottlosen; sondern daran hat Er einen Gefallen, daß sich der Gottlose bekehre und lebe. Er tödtet zwar, das ist, Er verdammt den Gottlosen, wenn er sich nicht bekehrt; Er thut aber dieses nicht mit Wohlgefallen. Hingegen hat Er ein Wohlgefallen an der Erweisung der Barmherzigkeit, wie Matth. 9,13. gesagt wird. Er hat Lust zum Leben, Ps. 30,6., nämlich, es zu geben und zu erhalten. Es ist Seine Lust, Gutes zu thun, Jer. 32,41. Er liebt gern, Hos. 14,5. Er hilft gern, Ps. 13,6. Freilich ist aber nöthig, daß sich der Gottlose bekehre, oder daß er von seinem bösen Wege zu Ihm umkehre; denn wenn er auf diesem Wege fortläuft, so läuft er in sein ewiges Verderben hinein. Gott weiß, daß die Menschen diesen Seinen gütigen und barmherzigen Sinn schwerlich erkennen und glauben: Er läßt es also nicht dabei bewenden, daß Er selbst durch den Propheten davon zeuge, wiewohl Sein göttliches Zeugniß wahrhaftig und des völligsten Glaubens werth ist. Er läßt es aber nicht dabei bewenden, sondern schwört noch dabei: so wahr als Ich lebe; damit wenigstens sein Schwur den Unglauben niederschlagen, und alle Zweifel beschämen möge. So sei denn dieses in unsern Seelen gewiß, daß Gott an unserm Tod und Verderben kein Wohlgefallen habe, sondern an unserer Bekehrung und unserm Leben. Das Gewissen verdammt uns: Christus aber ist hie, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Viele Wege Gottes sind unserm Fleisch beschwerlich, viele Züchtigungen empfindlich: aber Alles, was Er thut, das ist recht, und denen, die Ihn lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Die Menschen meinen oft, ihr Wille, selig zu werden, entstehe bälder, als der Wille Gottes, sie selig zu machen; und sie müssen alsdann Gott durch viele Beweggründe erst zur Liebe neigen: allein Gott ist die Liebe von Ewigkeit her. Er hat diejenigen, die selig werden sollen, erwählet, ehe der Welt Grund gelegt war, und was Er durch den Ezechiel und andere Propheten, insonderheit aber durch Seinen eingebornen Sohn von seinem geneigten Willen gegen uns geredet hat, ist älter als unser Wollen, Seufzen, Bitten und Weinen. Sein Sinn darf nicht geändert werden, denn er ist schon gut: wir aber müssen unsern unglaubigen Sinn ändern und uns bekehren. Weil aber Gott ein Gefallen an der Bekehrung des Gottlosen hat, so dürfen wir ohne allen Zweifel glauben, daß Er zu dieser Bekehrung, von welcher Er weiß, daß der Gottlose sie nicht selber ausführen könne, das nöthige Licht und die genugsame Kraft darreichen wolle, ohne daß er die Freiheit der Seele durch einen Zwang niederschlage. Ja er thut’s nach Seiner Barmherzigkeit, und wird’s ferner thun, damit Sein Name verherrlicht werde. Wer das Evangelium, das ihm verkündigt worden, nicht glaubt, wird verdammt werden, und wer verdammt wird, leidet Pein, nämlich das ewige Verderben. Ob aber gleich diese Pein und dieses Verderben von dem verdammenden Ausspruch Gottes abhängt, der ein Richter aller Menschen ist, so sagt doch die heilige Schrift nie, daß Er an dieser Pein oder an diesem Verderben ein Gefallen habe.

Mel.: Sollt ich meinem Gott nicht singen. 1.
Geist der Gnaden, komm, erfülle
Herz und Mund mit Gottesruhm.
Wundergnädig ist sein Wille,
Und ich preise Ihn darum.
Menschen wollen ihr Verderben,
Gottes Liebe will es nicht,
Der mit einem Eid verspricht:
Ich will nicht des Sünders Sterben.
Sünder, kommt, wir wollen steh’n:
HErr, Dein Wille soll gescheh’n.

2.
HErr, Du willst, ich solle leben,
Sprichst dieß Wort mit Macht in mir,
Mich vom Tod Dir hinzugeben.
Nun im Glauben leb’ ich Dir,
Und mein Leben soll sich weisen,
Daß ich danke Deiner Treu,
Daß mein Wille sonst nichts sei,
Als die Gnade hier zu preisen.
Dort will ich Dein Lob erhöh’n:
HErr, Dein Wille ist gescheh’n!

17. April. Abend-Andacht.

Wir aber sind nicht von denen, die da weichen und verdammt werden, sondern von denen, die da glauben, und die Seele retten.
Hebr. 10,39.

Stehet, ruft Paulus den Glaubigen Eph. 6,14. zu, umgürtet eure Lenden mit Wahrheit, und 1 Kor. 16,13.: wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark. Diesem Stehen ist aber das Weichen entgegengesetzt, wodurch man seinen Glaubensstand verläßt, der Wahrheit sich entzieht, der Zucht des Geistes entweicht, und das sanfte Joch und die leichte Last Christi abwirft. Wer aber seinen Glaubensstand so verläßt, verläßt auch seinen Gnadenstand, wer aber diesen verläßt, und nicht wieder dazu umkehrt, wird als ein Abtrünniger verdammt werden. Zum Weichen können wollüstige Reizungen bewegen, aber auch anhaltende Trübsale. Man mag aber durch jene, oder durch diese, oder auch durch beide versucht werden, so soll man ein Nachfolger derjenigen werden, deren Beispiel Paulus Hebr. 11. angeführt hat, und unter denen Moses durch den Glauben nicht mehr ein Sohn der Tochter Pharao heißen wollte, sondern viel lieber erwählte mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben, Andere aber zerschlagen wurden, und keine Erlösung von der Marter und vom Tod annahmen, ob sie ihnen gleich um die Verläugnung ihres Glaubens von den Tyrannen angeboten wurde; auf daß sie die Auferstehung zum ewigen Leben erlangen möchten, V. 25.35. Nicht ein jeder Christ hat so viele fleischliche Ergötzungen zu verläugnen als Moses, und nicht ein jeder wird durch Marter und Tod versucht, wie die Israeliten zur Zeit der Maccabäer, und doch weichen Viele. Das Wort Gottes ist ihnen nimmer wichtig, der Heiland der Welt nimmer groß in ihren Augen, das himmlische Erbe nimmer kostbar. Eine falsche Klugheit nimmt ihre Seele ein, sie stellen sich der Welt gleich, sie suchen der Welt Freundschaft, wie Gottes Feindschaft ist, sie wollen ihr Glück bei und in der Welt so machen, daß sie, um zu diesem Zweck zu gelangen, im Ernst und in der Verläugnung nachlassen und nachgeben, sie werden träge zum Gebet, schämen sich der Gemeinschaft mit den verachteten Gliedern Jesu Christi, verfallen nach und nach in grobe Sünden, und fahren auf diese Weise, wenn sie sich nicht bald erholen, in die Verdammniß hin. Wenn man den Seelenzustand solcher Leute mit wenigen Worten beschreiben will, so kann man sagen, daß der Unglaube ihre Herzen einnehme: denn diejenigen, die bis an’s Ende beharren und selig werden, sind solche Christen, welche glauben und ihre Seelen retten. Wer durch den Glauben in Christo Jesu bleibt, Seine Erlösung und Gnade und die Liebe des himmlischen Vaters hochschätzt, Seine Worte allen Einreden und Einstreuungen als die ewige Wahrheit vorzieht, und nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare sieht, errettet auf diese Weise seine Seele von dem ewigen Verderben, und erlangt die Krone des ewigen Lebens. Geduld ist freilich hiebei nöthig (V. 36.): der Glaube aber wirket, so er rechtschaffen ist, Geduld (Jak. 1,3.). Man hat nöthig, in der Liebe Gottes und des Nächsten zu wandeln: der Glaube aber ist durch die Liebe thätig, Gal. 5,6. Das Leiden und der ganze Glaubenslauf scheinen oft lange zu währen, aber der Geist sagt: über eine kleine Weile wird kommen, der da kommen soll, und nicht verziehen; der Gerechte aber lebet seines Glaubens.

Mel.: Gott des Himmels etc. 1.
HErr! ich will Dir nicht entziehen,
Was zuvor Dein eigen ist,
Und ich will Dir nicht entfliehen,
Da Du mir so gnädig bist;
Denn Du willst ja dieß allein,
Daß ich soll errettet sein.

2.
Hat doch an den Andern allen,
Die auf Deine Huld nicht seh’n,
Deine Seele kein Gefallen,
Daß sie zum Verderben geh’n;
Bei Versäumniß Deiner Huld
Stirbt man nur aus eig’ner Schuld.

3.
Glauben soll man, und soll leben;
Die da glauben, leben schon;
Beides willst Du selber geben,
Und gibst Beides in dem Sohn,
Und in Diesem nehm’ ich dann,
Glauben und das Leben an.

4.
Wollte meine Seele wanken,
Zieh’ sie wieder fest an Dich;
Leite mich in Glaubensschranken,
Und die Gnade warne mich;
Sag der Seele: weichest du,
So geht’s der Verdammniß zu.

5.
Nun ich wähle denn das Beste,
Zu dem Leben dring’ ich ein;
Ich will in dem Glauben feste,
Ich will nicht verloren sein.
Treuer Heiland, Lebensfürst,
Halt’ mich, bis Du kommen wirst!

18. April. Morgen-Andacht.

Gott ist ein Gott der Hoffnung.
Röm. 15,13.

Paulus redet in dem Brief an die Römer oft von der Hoffnung der Glaubigen, und macht Röm. 8,24.25. diese Erklärung von derselben: die Hoffnung oder die gehoffte Sache, die man siehet, ist nicht Hoffnung, oder keine Sache, die man hoffet, denn wie kann man das hoffen, das man siehet, weil es schon gegenwärtig ist, und weil man’s schon hat und durch das Sehen genießt. So wir aber deß hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein durch Geduld. Hieraus erhellt, daß bei Gott im eigentlichen Verstand keine Hoffnung sein kann, weil Er Alles immer sieht und hat, und Er auf nichts mit einer Geduld, die ein Leiden voraussetzt, wartet. Indem Er also ein Gott der Hoffnung genannt wird, so wird hiemit auf uns Menschen gesehen, deren Glückseligkeit bei dem Mangel und Druck, den wir leiden müssen, großentheils im Hoffen besteht. Gott ist aber ein Gott der Hoffnung, indem Er uns in Seinem Wort die theuersten und allergrößten Verheißungen von einem ewigen Genuß Seiner Liebe, von einer Aufnahme in Sein himmlisches Haus, und in die Stadt, deren Schöpfer und Baumeister Er selbst ist, und von einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das Er uns bereitet hat, wie auch von Seinem Schutz, gnädiger Leitung, Mittheilung geistlicher Gaben und kräftiger Ausrüstung, die Er uns unterwegs, ehe wir zu diesem Ziel gelangen, angedeihen lassen wolle, gegeben hat. Er hat diese Verheißungen hie und da mit einem Eid bestätigt. Er hat sie durch den Tod Seines Sohnes bestätigt, weßwegen sie die Form eines unwiderruflichen Testaments bekommen haben. Er ist auch treu und wahrhaftig, und überdieß reich und mächtig genug, dasjenige zu leisten, was Er versprochen hat. Auch will Er durch Seinen Geist Seine Verheißungen uns klar machen und zueignen, und in unsern verzagten Herzen den Glauben in Ansehung der gegebenen Verheißungen und die daraus fließende Hoffnung künftiger Güter wirken; weßwegen Paulus Röm. 15,13.: sagt: Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Friede im Glauben, daß ihr völlige Hoffnung habt durch die Kraft des Heiligen Geistes. Wohl dem, der mit einer solchen auf die göttlichen Verheißungen gegründeten Hoffnung, welche der Heilige Geist wirket, leben und sterben kann. Ps. 130,5. wird ein Christ angewiesen zu sagen: ich harre des HErrn, meine Seele harret, und ich hoffe auf Sein Wort. Wie aber, wenn ich nach der Lüsternheit meines Herzens hoffe reicher, vornehmer, gesünder zu werden, und diesen oder jenen zeitlichen Vortheil zu erreichen, welches Alles mir doch im Wort Gottes nicht namentlich versprochen ist, und allerhand Verheißungen Gottes darauf deute, und heftig darum bete? Ach da kann offenbar werden, daß Gottes Gedanken nicht meine Gedanken, und Gottes Wege nicht meine Wege seien. Salomo sagt Pred. 5,1.: Gott ist im Himmel, und du auf Erden, darum laß deine Worte (Wünschen und Bitten in Ansehung zeitlicher Dinge) wenig sein. Auch sagt er Sprüchw. 1,32.: das die Albernen gelüstet, tödtet sie. Es ist also der Barmherzigkeit Gottes zuzuschreiben, wenn er alberne Menschen, denen Er zum ewigen Leben verhelfen will, Vieles versagt, wornach es sie gelüstet, und das sie auch eben deßwegen, weil sie darnach gelüstet, eine Zeitlang hoffen.

IMel.: Schwing’ dich auf zu deinem Gott. 1.
Gott, Du bist der Hoffnungs-Gott;
Denn Du bist lebendig.
Eitle Hoffnung wird zu Spott,
Nur Du bleibst beständig;
Dein Wort, das ist wie Du bist,
Hat stets eingetroffen;
Auch wo nichts zu hoffen ist,
Darf der Glaube hoffen.

2.
Du hast uns in Jesu Christ,
Uns, die wir verloren,
Da Er auferstanden ist,
Wieder neu geboren;
Wer an Den, der lebet, glaubt,
Der glaubt nicht vergebens;
Und er hat in diesem Haupt
Hoffnung jenes Lebens.

3.
Vater, für den Hoffnungsruhm
Sei Dir Ruhm gegeben;
Ich bin Jesu Eigenthum,
Jesus sei mein Leben.
Ewig sei Dir Dank dafür;
Laß mir nach dem Hoffen
Zum Genuß des Erb’s bei Dir
Einst den Himmel offen!

18. April. Abend-Andacht.

Der Geist gibt Zeugniß unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi.
Röm. 8,16.17.

Wenn ein Mensch wiedergeboren wird, so wird er ein geistlicher Mensch, das ist, er bekommt eine neue Natur, welche Gott ähnlich ist, und ein neues Leben, welches dem Leben des auferstandenen HErrn Jesu ähnlich ist. Diesen Geist des Menschen gelüstet wider das Fleisch, oder wider die in der Natur des Menschen noch übrige Verderbniß, und das Fleisch wider den Geist; diese zwei sind wider einander: wiewohl doch der Geist regieren soll, Gal. 5,17.18. Nach diesem Geist, oder nach diesem von Gott geschenkten Licht und Leben kann ein Christ sich selber das Zeugniß geben, daß er ein Kind Gottes sei, wenn er sich nämlich dem Wort Gottes aufrichtig prüft, und sich dessen bewußt ist, was das Wort Gottes von der Wiedergeburt, von dem Haß des Bösen, von der Liebe Gottes und des Nächsten, vom Trieb des Heiligen Geistes, vom Glauben und von dem Fortgang in der Heiligung als von Kennzeichen der Kindschaft Gottes lehrt. Dieses Zeugniß aber, welches der Christ sich selbst durch den Geist gibt, wird je und je von dem Geist Gottes durch kräftige Empfindungen der Liebe Gottes, oder durch eine kräftige Zueignung dieses oder jenes evangelischen Spruches bestätigt, und dieses ist der Fall, da der Geist Gottes mit unserem Geist zeuget, daß wir Gottes Kinder seien. Es ist unmöglich, daß man dieses Zeugniß des Geistes Gottes an Einem fort spüre; denn Er hat uns noch mehr zu sagen und zu entdecken, als nur die Wahrheit, daß wir Gottes Kinder seien. Er hat uns auch zu bestrafen, Er hat uns zu unterweisen, wie wir wandeln sollen, Er hat uns zu entdecken, was der Wille Gottes in vorkommenden Fällen sei, Er hat uns überhaupt in alle Wahrheit zu leiten. Auch ruhet Er zuweilen gleichsam, und hält inne mit Seinen kräftigen Wirkungen, bis wieder etwas vorkommt, welches sie nothwendig macht; und dieses ist der Fall, da man ohne Fühlen trauen muß. Zu geschweigen, daß auch der Satan die Seele unter der Zulassung Gottes mit Finsterniß und schreckhaften oder andern scheußlichen Bildern bestürmen kann. Wenn wir aber wahrhaftig Gottes Kinder sind, und Solches aus dem Zeugniß unseres Geistes und des Heiligen Geistes wissen, so dürfen wir den Schluß machen, daß wir auch Erben seien, nämlich Gottes Erben. Welche’ ein Ausdruck ist das! Ein Erbe Gottes sein, Seine Ruhe, Seine Freude, Sein Reich erben! Und Miterben Christi. Welch’ eine Herrlichkeit ist das! Christus hat als der Erstgeborne unter vielen Brüdern von dem Vater Alles empfangen oder geerbt; nun sagt aber der Vater zu einem jeden unter diesen vielen Brüdern: Alles, was Mein ist, das ist dein, Luk. 15,31., und da Er dem Johannes den neuen Himmel, die neue Erde und das neue Jerusalem gezeigt hatte, so thut Er den Ausspruch: wer überwindet, soll dieses ererben, und Ich werde sein Vater sein, und er wird Mein Sohn sein, Off. Joh. 21,7. Wer sollte nicht allen Fleiß anwenden, ein Kind Gottes zu werden und zu bleiben! Wer sollte sich über einen zeitlichen Mangel kränken, wenn er Hoffnung hat, ein Erbe Gottes und Miterbe Christi zu werden, und ewiglich zu bleiben!

Mel.: Gott sei Dank in aller Welt. 1.
Das Gesetz zeugt wider uns,
Wegen unsers Uebelthums;
Und mein Herz zeugt mir dabei,
Daß ich ganz ein Sünder sei.

2.
Christi Gottesblut allein
Wusch mich ganz von Sünden rein;
Und des Vaters Gnadenruf
Ist es, der mich neu erschuf.

3.
Daher hab’ ich Christi Geist,
Der der Herzen Tröster heißt,
Der wirkt Glauben, treibt mich an,
Daß ich Abba rufen kann.

4.
Also glaub’ ich mich geliebt,
Weil mein Geist mir Zeugniß gibt;
Aber selbst des Vaters Geist
Zeugt es mit, und allermeist.

5.
So bin ich kein Sündenknecht,
Nein, ich habe Kindesrecht,
Und weil Kinder Erben sind,
Erb’ ich auch als Gottes Kind.

6.
Vater! ach bewahre Du
Mir dieß Zeugniß immerzu;
Fehl’ ich kindisch da und hier,
Nimm nicht Deinen Geist von mir.

7.
Züchtigst Du mich je und je,
Daß ich alles Böse flieh’:
Gib mir einen Kindersinn,
Daß ich immer frömmer bin.

8.
Bricht der jüngste Tag herein,
Laß mich Deinen Erben sein;
Zeig in Jesu mir Dein Heil,
Denn mit Christo hab’ ich Theil.

19. April. Morgen-Andacht.

Gott ist ein Gott der Geduld.
Röm. 15,5.

Geduld ist uns Noth, daß wir den Willen Gottes thun, und die Verheißung, oder das verheißene himmlische Erbe empfahen, Hebr. 10,36. Geduld ist bei uns das Ausharren im Leiden. Unser Weg zum himmlischen Vaterland ist ein schmaler dornichter Weg. Hier sollen wir nun nicht verdrossen werden, wie die Israeliten in der Wüste, und das Vertrauen nicht wegwerfen, welches eine große Belohnung hat, Hebr. 10,35. Wir sollen nicht sein von denen, die da weichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und durch den Glauben Geduld beweisen, und die Seele erretten, V. 39. Gott heißt ein Gott der Geduld, weil Er allein durch Seine Weisheit, Treue und Kraft die Geduld in uns wirken will und kann. Er hat uns in der heiligen Schrift von der guten Ursache und von dem heilsamen Zweck unserer leiden reichlich unterrichtet; Er hat uns das Beispiel Seines lieben Sohnes, dem wir auch im Leiden und in der Geduld ähnlich werden sollen, vor die Augen gemalet; Er hat uns auch die Beispiele vieler leidender Heiligen, welche nicht ohne Schwachheit Geduld bewiesen haben, und den guten Ausgang ihrer Leiden beschreiben lassen. Er hat uns die Versicherung gegeben, daß Er uns nie verlassen noch versäumen, und nie über Vermögen versucht werden lassen wolle. Er hat uns endlich von der ewigen Ruhe und Freude, in die wir nach der Bewährung eingehen sollen, und von dem himmlischen Erbe, das wir nach der Beharrlichkeit im Glauben und in der Geduld empfangen sollen, eine genugsame und sehr tröstliche Nachricht gegeben. Ja Er will selbst nebst dem Sohn und Heiligen Geist unter dem Leiden in unsern Herzen wohnen, uns halten und stärken, und uns Seine Liebe, so oft es nöthig ist, empfinden lassen. Weil nun dieses Alles vermögend ist, uns geduldig zu machen, so heißt Gott ein Gott der Geduld.

Wenn wir aber in unserer deutschen Bibel lesen, daß Gott selber Geduld habe oder geduldig sei, so werden wir belehret, daß Gott die Strafe aufschiebt, und den Sündern Zeit zur Buße läßt. Er trägt die Gefässe des Zorns, die zur Verdammniß zugerichtet sind, mit großer Geduld (Röm. 9,22.), indem Er sie nicht bald vertilgt, sondern sie wenigstens unentschuldbar macht, sie ihr Gutes in diesem Leben empfangen läßt, und durch sie als Leute Seiner Hand, das ist als Werkzeuge, allerhand ausrichtet. Er ist auch barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte gegen diejenigen, die Ihn fürchten, indem Er nicht immer mit ihnen hadert, nicht ewiglich Zorn hält, ob Er sie gleich denselben eine Zeit lang spüren läßt, und nicht nach ihren Sünden mit ihnen handelt, Ps. 103,8.9.10. Wider diese Geduld Gottes, welche auch Langmuth heißt, murren oft die Menschen, indem sie meinen, Gott lasse die Gottlosen allzulange ungestraft; Andere mißbrauchen die Geduld Gottes zur frechen Ausübung der Bosheit, siehe Pred. Sal. 8,11., Andere meinen, sie seien unschuldig, weil Gott geduldig gegen sie ist: das Gegentheil aber wird 2 Mos. 34,6.7. Nah. 1,3. bezeugt. Wir sollen die Geduld Gottes für unsere Seligkeit achten, 2 Petr. 3,15., und derselben in der Liebe des Nächsten nachahmen, 1 Kor. 13,4.7. HErr schenke mir eine genugsame Geduld im Leiden, und habe Geduld mit mir Elenden.

Mel.: Wen seh’ ich allhier. 1.
O Gott der Geduld,
Der Strafen und Schuld
Uns Sündern vergibt,
Dieweil Er uns herzlich in Christo geliebt,
Und ob Er vergibt,
Doch Seine Geliebten im Leiden noch übt.

2.
Wie lange siehst Du
Dem Leiden hier zu,
Träst immer Geduld,
Und lässest sie plagen, als hätten sie Schuld;
Doch wirkst Du Geduld,
Und tröstest im Leiden mit göttlicher Huld.

3.
Du stäupest auf’s Blut,
Und meinst es doch gut.
Verwunderlich Thun!
Jedennoch erkennet der Glaube es nun,
Verehret Dein Thun,
Und sucht Dir, gezüchtigt, im Schooße zu ruh’n.

4.
Mein Gott der Geduld,
Ich lobe die Hold.
Und da ich noch wein’,
So dank’ ich Dir weinend
Und bleibe doch Dein:
Mir wird, ob ich wein’,

Doch Deine Geduld noch zur Seligkeit sein.

19. April. Abend-Andacht.

Lasset eure Lenden umgürtet sein, und eure Lichter brennen.
Luk. 12,35.

Die Israeliten waren gewohnt, lange Oberkleider zu tragen, welche in der Bibel zuweilen Mäntel genannt werden, und bei Nacht in dieselben sich einzuwickeln und so zu schlafen, 2 Mos. 22,26.27. Wenn sie nun arbeiten oder zu Fuß reisen wollten, so gürteten sie sich um die Lenden, damit das Oberkleid sie nicht hindere. Da also der Heiland sagte: lasset eure Lenden umgürtet sein, so war der Sinn Seines Gebotes dieser: seid immerdar beflissen zu laufen in dem Kampf, der euch verordnet ist, und dem Kleinod der Seligkeit nachzujagen, seid immer fertig zum Dienst Gottes und zur Ausrichtung Seines Willens, seid nicht träge, was ihr thun sollt. Ephes. 6,14. sagt Paulus: stehet nun, als umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit. Die Wahrheit nämlich, die ein Christ in der Anwendung auf sich selbst erkennt und glaubt, soll verhüten, daß er nicht auf’s Ungewisse laufe, in die Luft Streiche thue, und in einer selbsterwählten Geschäftigkeit sich selbst ermüde und zerstreue, wie diejenigen unter den Thessalonichern gethan haben, von denen Paulus 2 Thess. 3,11. schrieb, daß sie unordentlich wandeln, nicht arbeiten, und unnöthige Nebendinge treiben. Ein Jeder soll thun, was ihm von dem HErrn befohlen, wozu er berufen ist, und wozu er Gaben empfangen hat, und auf die Gelegenheiten warten, die der HErr ihm von Zeit zu Zeit zeigt, etwas Gutes auszurichten, und dabei seine Hoffnung ganz auf die Gnade setzen, s. Röm. 12,7.8. 1 Kor. 7,20.24. Jer. 1,17. 1 Petr. 1,13. Eben dieses lehrt auch der Heiland selbst, indem Er befiehlt, daß neben der Umgürtung der Lenden, oder neben der Willigkeit und Fertigkeit, Gott zu dienen, auch unsere Lichter brennen sollen. Wir sollen also nicht nach einer finstern Willkür oder nach blinden Trieben handeln, auch sollen wir nicht Andern die Splitter aus den Augen ziehen wollen, und selber Balken in den Augen behalten, sondern erleuchtet sein, im Lichte wandeln, und unser Licht leuchten lassen vor den Leuten, daß sie nicht nur unsere guten Worte hören, sondern unsere guten Werke sehen, und unsern Vater im Himmel preisen. Ach daß wir in unserer Kirche viele Leute mit umgürteten Lenden und brennenden Lichtern hätten, so würde es besser darin stehen! Geschäftige Leute gibt es genug. Sie arbeiten aber sich selbst. Sie laufen Irrwischen der menschlichen Gunst und des Reichthums nach. Dem HErrn dienen sie nicht. Seine leibeigenen Knechte und Mägde wollen sie nicht sein. Wo sie mit Verläugnung ihrer selbst den Willen Gottes thun und Sein Reich befördern sollen, da sind ihre Lenden nicht umgürtet. Der Faule spricht: es ist ein Löwe draußen, ich möchte erwürget werden auf der Gassen, Spr. Sal. 22,13. Auch fehlt es an dem brennenden Lichte, weil man den Geist der Weisheit und der Offenbarung nicht empfangen hat, an dessen Statt man sich mit der Lampe der Vernunft behilft, welche doch die geistlichen Dinge nicht entdeckt, und den Menschen nicht so weise macht, daß er Gottes Ehre und der Kirche und des Staates Wohl lauter und kräftig befördern könnte. Der HErr sende Sein Licht und Seine Wahrheit, daß sie uns leiten, und bringen zu Seinem heiligen Berg und zu Seiner Wohnung.

Mel.: O Gottes Sohn, HErr Jesu etc. 1.
Der Tag des Herrn bricht schnell herein,
Den wir nicht wissen können;
Die Lende muß umgürtet sein,
Es muß die Lampe brennen;
Ein Knecht darf nicht im Bette ruh’n,
Er wacht, dem HErrn gleich aufzuthun,
Er komme, wann Er wolle.

2.
Die Lenden in der Neugeburt
Sind Kräfte einer Seele;
Da ist die Wahrheit ihre Gurt,
Zu thun des HErrn Befehle;
Die Lampe wird das Herz genennt,
Worin das Licht des Glaubens brennt,
Von Gottes Geist entzündet.

3.
O Jesu! Du bist HErr, ich Knecht;
Du kommst, und ich soll wachen;
Mich soll das sichere Geschlecht
Nicht mit ihm sicher machen.
Du kommst auch mir, ich warte Dein;
Besoff’ne Knechte trifft die Pein,
Noch eh’ sie nüchtern werden.

4.
Laß mich von meinem Christenthum
Und Deinem Wort nichts wenden;
Dein herrlich Evangelium
Umgürte mir die Lenden;
Feur’ selber meinen Glauben an,
Damit ich mich erfreuen kann,
Wenn Du mich wachend findes t.

20. April. Morgen-Andacht.

Die Worte, die Ich rede, die sind Geist und sind Leben.
Joh. 6,63.

Der HErr Jesus hatte in der Schule zu Capernaum von Sich selbst als dem Brod des Lebens geredet, und V. 51. gesagt: das Brod, das Ich geben werde, ist Mein Fleisch, welches Ich geben werde für das Leben der Welt. Da zankten die gegenwärtigen Juden untereinander und sprachen: wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? V. 52. Der HErr Jesus wiederholte und bestätigte aber Seine Worte, und redete hernach nicht nur von dem Essen Seines Fleisches, sondern auch vom Trinken Seines Blutes, und behauptete, daß Beides zur Empfahung des geistlichen Lebens und zur innigen Vereinigung mit Ihm höchst nöthig sei, ja daß sich die heilsame Wirkung davon bis auf die Auferweckung des Leibes aus dem Grab erstrecke. Viele nun Seiner Jünger, die das hörten, sprachen: das ist eine harte Rede, wer kann sie hören? Da Jesus aber bei Sich selbst merkte, daß Seine Jünger darüber murrten, sprach Er zu ihnen: ärgert euch das? Wie, wenn ihr dann sehen werdet des Menschen Sohn auffahren dahin, da Er zuvor war? Werdet ihr nicht alsdann von Meinem Fleisch und Blut und von dem Essen und Trinken derselben ganz andere Vorstellungen bekommen? Der Geist ist dasjenige, das lebendig macht; Fleisch ist zu diesem Zweck kein nütze. Wenn Ich also Mich das Brod des Lebens genannt und demjenigen, der Mein Fleisch isset und Mein Blut trinket V. 54., ewiges Leben verheißen habe, so habe Ich nicht gemeint, daß ihr Mein Fleisch als ein (sichtbares fühlbares) Fleisch essen sollet: die Sachen, die Ich euch sage, sind Geist und Leben. Man ißt also Mein Fleisch, insofern es durch die Erhöhung und Verklärung, welche bei Meiner Himmelfahrt vollendet werden wird, geistlich, folglich auch lauter Leben geworden ist, und ebenso verhält es sich auch mit Meinem Blut. Hieraus erhellt, daß der HErr Jesus nicht von der Zueignung Seines verdienstlichen Todes, welche durch den Glauben geschieht, in diesem Kapitel geredet habe, sondern daß er Sein Fleisch im eigentlichen Verstand nach seinem Wesen betrachtet, und so auch Sein wesentliches Blut als einen Gegenstand des Essens und Trinkens vorgestellt habe, weil Er auch auf die Verwandlung, welche damit bei Seiner Himmelfahrt vorgehen werde, berufen hat, nach welcher das Fleisch nimmer Fleisch, sondern Geist und Leben, das ist ein geistlicher und lebendigmachender Leib sein werde, wovon doch schon bei dem ersten Abendmahl ein Vorspiel vorhanden war. Ob nun gleich dieses die wahre Auslegung der Worte Jesu ist, so ist doch auch wahr, daß Seine Worte lebendig und kräftig seien (Hebr. 4,12.), daß das Evangelium eine Gotteskraft sei, welche Alle selig macht, die daran glauben (Röm. 1,16.), und daß dieses sich dadurch von allen, auch von den wahren Menschenworten, unterscheidet, daß es in denen, die es glauben, übernatürlich wirksam ist (1 Thess. 2,13.), und es deßwegen 1 Petr. 1,23.25. ein unvergänglicher Samen, aus dem man wiedergeboren werde, ein lebendiges und ewig bleibendes Wort genannt werde. Alles dieses wird deßwegen von dem Wort Gottes gesagt, weil der ewige Geist Gottes durch dasselbe wirkt.

Mel.: Jesu, der Du meine Seele. 1.
HErr, Dein Wort ist Geist und Leben,
Es hat seine Kraft in sich,
Die Dein Geist ihm eingegeben,
Und wirkt recht verwunderlich.
Was Vernunft nicht kann ersinnen,
Menschenkraft nicht kann beginnen,
Und der Feind nicht dämpfen kann,
Richtet es im Herzen an.

2.
Dadurch wird des Vaters Name
Und des Sohns uns eingeprägt.
Wie ein segensvoller Same
Wächst und blüht und Früchte trägt,
So wächst durch des Wortes Triebe
In uns Glaube, Hoffnung, Liebe;
Und die Ernte nach der Zeit
ist der Seelen Seligkeit.

3.
Laß die Welt darüber zanken,
Laßt den Teufel grimmig sein.
Gott, wir wollen Dir noch danken
Für des Wortes hellen Schein.
Mach’ es nur in uns recht kräftig;
Uns zu Deinem Ruhm geschäftig;
Nach dem Glauben lobt man dort
Dich im Licht nach deinem Wort.

20. April. Abend-Andacht.

Wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung – so wir aber deß hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir sein durch Geduld.
Röm. 8,24.25.

Da Paulus Eph. 2,8. schrieb: aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, so deutete er auf den Gnadenstand, worin die Epheser stunden, welcher freilich schon eine Seligkeit oder eine Errettung von dem ehemaligen heillosen Zustand ist, der eben daselbst V. 1.2.3.12. beschrieben wird. Sonst aber, wo von der Seligkeit als dem Ende des Glaubens in der Verbindung mit dem himmlischen Reich Gottes und der Zukunft des HErrn die Rede ist, bedeutet dieses Wort die vollkommene Befreiung von allem Uebel und den Genuß der Ruhe und Freude des HErrn, welcher allein in der zukünftigen Welt möglich ist. In eben diesem Sinne redet Paulus Röm. 8,24. von der Seligkeit, nachdem er von der Herrlichkeit, Offenbarung und herrlichen Freiheit der Kinder Gottes gehandelt, und zuletzt V. 23. geschrieben hatte: wir sehnen uns bei uns selbst nach der Kindschaft, und warten auf unseres Leibes Erlösung, das ist auf seine Auferweckung und Verklärung. Um nun dieses Sehnen und Warten deutlicher zu erklären, setzt er hinzu: denn wir sind wohl selig, das ist, wir sind schon von allem Uebel errettet durch Christum, wir sind schon erkauft zu Seinem herrlichen Eigenthum, doch müssen wir den Genuß dieses vollkommenen Heiles noch hoffen. Wir sehen die uns bereitete Herrlichkeit noch nicht, folglich ist sie noch nicht gegenwärtig, wir hoffen sie aber, ob wir sie schon nicht sehen, und warten derselben durch Geduld. Johannes drückt eben diese Wahrheit 1 Joh. 3,1.2. so aus: sehet, welch’ eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen. Darum kennet euch die Welt nicht, denn sie kennet Ihn nicht. Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Gleichwie aber Johannes V. 3. von der Hoffnung redet, wie sie den Christen zu dem Fleiß, sich selber nach dem Vorbild Jesu zu reinigen, oder keusch zu machen, antreiben soll, also redet Paulus Röm. 8,25. von dem geduldigen Warten, welches mit dieser Hoffnung verbunden sein soll. Warten muß ein Christ auf den Tag seiner eigenen Hinfahrt aus der Welt, und auf den Tag Jesu Christi selber, und es steht nicht in seiner Macht, die göttliche Uhr hurtiger laufen zu lassen; wie er dann solches auch nicht wünschen soll. Weil aber der Weg bis zu diesem Ziel, besonders nach dem letzten Theil desselben, mit Leiden umsteckt ist, so hat er Geduld, oder eine Unterwürfigkeit seines Willens unter die züchtigende Hand Gottes nöthig. Seid fröhlich in der Hoffnung, sagt Paulus Röm. 12,12., geduldig in Trübsal, haltet an im Gebet. Die Hoffnung bringt und erhält die Geduld. Wer die ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit, die den Kindern Gottes bereitet ist, mit Hoffnungsblicken vor sich sieht, kann die Trübsal für zeitlich und leicht halten, folglich geduldig darin ausharren; da hingegen Niemand, der eine finstere Ewigkeit vor sich sieht, sich der Ungeduld erwehren kann, wenn er in dem Genuß der irdischen Glückseligkeit gestört wird.

Mel.: Wir singen Dir, Immanuel etc. 1.
Wir sind schon selig in der Zeit,
Doch hoffen wir erst Herrlichkeit;
Gott liebet uns, wir kennen Ihn,
Doch seh’n wir Ihn erst künftighin.

2.
Wir sind im Blut des Lamms schon rein,
Doch wird es noch was Größ’res sein,
Den, welchen wir geglaubt, zu seh’n
Und vor dem Thron des Lamms zu steh’n.

3.
Wir haben schon den Geist zum Pfand
Des Erbtheils in dem Vaterland,
Und in der Hoffnung dürst’t uns doch
Nach Lebens-Wasserbrunnen noch.

4.
Wenn man hier mit der Sünde kämpft
Und böse Lust mit Thränen dämpft,
So hat man Trost und hofft dabei
Ein Leben, wo nicht Sünde sei.

5.
Stürmt auch der Arge auf uns ein,
Und widerspricht das Seligsein,
So ist man’s doch und hofft dazu
Ein Leben, wo man von ihm ruh.

6.
Selbst durch den Tod wird man zuletzt
Nicht aus dem Seligsein versetzt,
Man wird zum Leben eingeführt,
Wo man auf ewig selig wird.

7.
Du Hoffnung uns’rer Seligkeit,
HErr Jesu, gib, daß mich nichts freut,
Als in der Welt durch Dich allein
Und auch im Himmel selig sein!

21. April. Morgen-Andacht.

Gott, der Vater, hat Christum gesetzt zu Seiner Rechten im Himmel, über alle Fürstenthümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und Alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen, und hat alle Dinge unter Seine Füße gethan.
Eph. 1,20.21.22.

Unter allen Klassen vernünftiger Geschöpfe gibt es Solche, welche die Ersten und Obersten unter Allen von ihrer Klasse, und denselben vorgesetzt sind, und deßwegen Fürsten heißen. Ein solcher Fürst ist der Engel Michael, welcher deßwegen ein Erzengel oder Engelfürst genannt wird; es erhellt aber aus Dan. 10,13., wo Michael der vornehmsten Fürsten Einer genannt wird, daß es mehrere solche Engelfürsten gebe, deren ein jeder seiner Klasse vorgesetzt ist. Daß es auf Erden Fürsten gebe, deren jeder einen Theil des menschlichen Geschlechts regiert, weiß Jedermann. Ist nun der HErr Jesus auch nur Einer von den vornehmen himmlischen oder irdischen Fürsten? Nein. Er ist über alle Fürstenthümer, das ist über alle Klassen vernünftiger Geschöpfe, die von Fürsten regiert werden, gesetzt. Er ist der Fürst der Könige auf Erden, Offenb. 1,2., und das Haupt eines jeden himmlischen oder irdischen Fürstenthums, Kol. 2,10. Alle Fürsten haben auch Gewalt, wiewohl es auch Gewalthaber gibt, die nicht als Fürsten oder Vorsteher andern vernünftigen Geschöpfen vorgesetzt sind, aber doch das Recht haben, etwas zu thun oder zu verwalten. So werden diejenigen, die Seine Gebote halten, Gewalt haben über Holz des Lebens, und das Recht, zu den Thoren des neuen Jerusalems einzugehen, Offenb. Joh. 22,14. Der Engel, der Offenb. Joh. 14,18. erscheint, hat Gewalt über das Feuer. Auch auf der Erde hat ein jeder Mensch, wenn er auch keine Obrigkeit ist, Gewalt über dasjenige, was sein eigen, oder ihm anvertraut ist. ist nun der HErr Jesus auch nur Einer dieser Gewalthaber, deren jeder seinen eingeschränkten Bezirk, und viele andere neben sich hat? Nein, Er ist über alle diese Bezirke der Gewalt gesetzt. Er hat alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Es gibt auch Dinge, die nach ihrer Natur kräftig, viel vermögend und durchdringend sind, wie dann die Engel, einige Menschen, viele Thiere und Gewächse, die Gestirne, das himmlische und das irdische Feuer, das Wasser über und unter der Feste, und viele andere Dinge große Kräfte haben. Der HErr Jesus ist aber über alle diese kräftigen und wirksamen Dinge gesetzt. Ihm stehen sie zu Gebote. Er kann sie gebrauchen, wann und wie Er will. Es gibt aber auch Personen im Himmel und auf Erden, welche ohne Absicht auf eine fürstliche Herrschaft über Personen, oder auf eine Gewalt über Sachen, oder auf die Stärke ihrer Natur, nur um ihrer Vortrefflichkeit, oder um ihres von Gott beigelegten Adels oder Vorzugs willen Herren, oder Herrschaften, oder vornehme Personen genannt und so geehrt werden. Aber auch über diese ist der HErr Jesus gesetzt, wie Er dann überhaupt über Alles gesetzt ist, das genannt mag werden, nicht allein in dieser, sondern auch in der zukünftigen Welt, und alle Dinge unter seine Füße gethan sind. Dieses Alles soll unser Vertrauen, das wir auf Ihn setzen sollen, stärken, uns willig machen, Ihm von Herzen unterthan zu sein, und uns antreiben, Ihm die höchste Ehre zu geben.

Mel.: Jesus, meine Zuversicht.
1.
Hallelujah! Jesus lebt,
Jesus herrscht zu Gottes Rechten,
Weil der Vater Ihn erhebt
Ueber allen Rang von Knechten;
Was man Hohes nennen kann,
Betet Seine Hoheit an.
2.
Hallelujah, auch vom Tod,
Von der Hölle kann Er retten;
Macht der Satan uns noch Noth,
Christus würd ihn untertreten;
Sind wir noch der Welt Verdruß,
Sie ist unter Christi Fuß.
3.
Hallelujah sing’ auch ich,
Der Geringste der Erlösten;
Meine Armuth schrecket mich,
Deine Gnade kann mich trösten;
Nicht nur Engel läß’st Du zu,
Auch auf Sünder siehest Du.
4.
Dank sei Dir, mein ewig’s heil,
Daß auch ich darf vor Dir singen,
Und auch meinen kleinen Theil
Eines tiefen Lobes bringen.
Preis und Ehre sei dem Sohn,
Meinem HErrn, auf Seinem Thron!

21. April. Abend-Andacht.

Er selbst, der HErr, wird mit einem Feldgeschrei, und Stimme des Erzengels, und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel.
1 Thess. 4,16.

Es werden hier von der Zukunft unseres HErrn zum Gericht solche Umstände gemeldet, die sonst nirgends auf diese Weise beschrieben sind. Dasjenige, was Luther Feldgeschrei übersetzt hat, ist eigentlich eine laute Stimme, wodurch eine ganze Menge von Menschen auf einmal angeschrieen wird. Vielleicht ist also hier die Stimme des Sohnes Gottes selber gemeint, welche von Allen, die in den Gräbern sind, auf einmal gehört werden wird. Neben, oder nach diesem lauten Ruf wird aber auch die Stimme eines Erzengels oder eines Fürsten unter den Engeln gehört werden. Ob dieser Engelfürst der Michael, dessen Dan. 10,21. 12,1. Jud. 9. Meldung geschieht, oder ein Anderer sein werde (wie es dann ohne Zweifel viele solche Fürsten unter den Engeln gibt), wissen wir nicht. Auch wissen wir nicht, was die Stimme dieses Erzengels sagen oder wirken werde. Was die Posaune oder eigentlich die Trompete Gottes anbelangt, so sagt Christus Matth. 24,31.: Er werde bei Seiner Zukunft Seine Engel mit einer Trompete, die einen großen Laut habe, senden, und sie werden Seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende der Himmel bis zu dem andern Ende derselben; 1 Kor. 15,51.52.53. aber schreibt Paulus: siehe, ich sage euch ein Geheimniß, alle zwar werden wir nicht entschlafen, alle aber werden verwandelt werden in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Trompete, denn er wird trompeten, und die Todten werden auferweckt werden als unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Hieraus möchte zu schließen sein, daß bei der Zukunft des HErrn den Engeln etwas, das eine Trompete von einem großen Laut heißen kann, werde gegeben werden, und daß diese Trompete eben deßwegen, weil sie sehr stark tönen wird, die Trompete Gottes heiße, aber auch die letzte Trompete, weil vorher andere, sonderlich die sieben, deren die Offenbarung Johannis Meldung thut, gebraucht worden sind. Durch diese Trompete werden die Auserwählten zusammenberufen werden, damit sie sich versammeln; indem sie aber so zusammenberufen werden, wird zugleich bei Allen, bei den Lebendigen wie bei den Todten, eine Verwandlung vorgehen. Bei der Gesetzgebung auf dem Berg Sinai hörte man Donner, man sahe Blitzen, folglich Feuer, man hörte den Ton einer sehr starken Trompete, der nach und nach stärker wurde, und hörte endlich eine sehr laute Stimme, welche die zehn Gebote aussprach. Aber bei der letzten Zukunft des HErrn wird es noch herrlicher hergehen. Ist uns in der Beschreibung aller dieser Dinge noch Vieles dunkel; so können wir doch merken, daß Sich der HErr Jesus durch dieselben als ein herrlicher und mächtiger HErr offenbaren werde. Wer wird aber den Tag Seiner Zukunft ertragen können? Wer wird bestehen? Das Volk Israel, das bei der Gesetzgebung vor dem Berg Sinai stund, erschrak und floh, und Gott schonete seiner Schwachheit, indem Er hernach mit der fürchterlichen Offenbarung Seiner Herrlichkeit inne hielt, und mit Mose allein redete. Allein am jüngsten Tage wird ein Jeder für sich stehen, und Alles sehen und hören müssen, und es wird kein Zufluchtsort vorhanden sein. Man bedenke also bei Zeiten, was Luk. 21,34.35.36. 2 Petr. 3,14. und 1 Joh. 2,28. steht, und richte sich darnach.

Mel.: Nun ruhen alle Wälder.
1.
Des Menschensohns Erscheinen
Wird tröstlich denen Seinen,
Den Feinden schrecklich sein;
Da geht’s durch alle Lüfte,
Da schallt’s durch alle Grüfte,
Da dringt’s auch im Gewissen ein.
2.
Ein Feldgeschrei an Alle,
Ein Ruf mit starkem Schalle,
Den ein Erzengel macht,
Ein mächtiges Trompeten,
Dadurch Gott selbst wird reden,
Wird da gehört, daß Alles macht.
3.
O Gott! wie wird’s auf Erden
Da so erstaunlich werden,
Wenn Alles wieder lebt,
Wenn über dem Erschüttern
Der Unchrist muß erzittern,
Der Christ sein Haupt zur Höhe hebt.
4.
HErr! laß mich nichts bethören,
Ich muß Dich einmal hören,
Noch heute oder einst;
Jetzt ist’s die hold’ste Stimme,
Dort rufst Du auch mit Grimme,
Wenn Du an Deinem Tag erscheinst.
5.
Jetzt warnst Du noch vor Schaden,
Jetzt rufst Du noch zu Gnaden
Im Evangelio.
Mach’, wenn es wird ertönen,
Mich einst mit allen denen,
Die Dein Erscheinen lieben, froh.

22. April. Morgen-Andacht.

Taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes, und des Heiligen Geistes.
Matth. 28,19.

Wichtiger Befehl des HErrn Jesu, den Er deßwegen geben konnte, weil Ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben war, wie Er vorher sagte. Machet alle Völker zu Meinen Jüngern, sprach Er, und taufet sie u.s.w. Seine Liebe war also auf alle Völker ausgebreitet, auch die barbarischen und wilden sind nicht ausgenommen, alle sollen zu Seinen Jüngern gemacht werden, wenn sie wollen, und Seine Knechte sollen sich nach Seiner ausgebreiteten Liebe richten, und auch bei allen Völkern mit dem Evangelio einen Versuch machen. Sie sollten aber diese Völker wenn sie Jünger Jesu werden wollten, taufen. Warum aber taufen? Weil es der HErr Jesus befohlen hat. Es kommt aber doch nur darauf an, daß der Heilige Geist eine gute Veränderung in dem Herzen wirke: was soll dann die Taufe? Sie ist aber von dem HErrn Jesu, der weiser ist als wir, befohlen; und dem Menschen ist’s bei seiner Schwachheit nöthig und tröstlich, daß er auch sichtbare Zeichen und Mittel der Gnade habe, dergleichen die Beschneidung, das Osterlamm, die Taufe und das heil. Abendmahl sind. Man soll taufen, wer der Taufe fähig ist; nun sind aber auch kleine Kinder der Taufe wie der Beschneidung fähig, sie sind auch der Gabe des Heiligen Geistes fähig, wie das Beispiel des Täufers Johannis beweist, der noch im Mutterleibe mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde; und da Jesus kleine Kinder, die man nicht zu Ihm hinführte, sondern hintrug, geherzt, ihnen die Hände aufgelegt, sie gesegnet, und ihnen dadurch eine geistliche Gabe mitgetheilt hat, so darf und soll ihnen auch die Taufe verliehen werden, damit sie von Jesu gesegnet werden, und eine geistliche Gabe empfangen. Man soll aber im Namen, oder auf den Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes taufen. Drei werden hier genannt, und doch ist nur Ein Name, weil Ein göttliches Wesen ist. Man wird aber auf diesen Namen getauft, damit der Getaufte wisse, der himmlische Vater würdige ihn von nun an Seiner Liebe, der Sohn Gottes Seiner Gnade und Fürbitte, und der Heilige Geist Seiner heilsamen Wirkungen, und damit er ferner wisse, er soll und dürfe den himmlischen Vater als seinen Vater, den Sohn Gottes als seinen Erlöser und Fürbitter, und den Heiligen Geist als seinen Beistand und Führer erkennen, und mit seinem Glauben und Gehorsam verehren. Welch’ ein Trost liegt also in der Taufe! Welch’ eine Verpflichtung, welch’ ein Antrieb zum völligen Glauben und zur ewigen Verehrung des Dreieinigen Gottes! Lasset uns, wenn wir auch nach der Taufe wieder muthwillig gesündigt haben, wie der verlorne Sohn zu Gott umkehren, und glauben, daß, wenn ein getaufter, aber abtrünniger Christ sich bekehrt, er sich zu seinem Vater bekehrt, und von diesem seinem Vater wieder angenommen und auf’s Neue in das ganze Kinderrecht, folglich in die ganze Taufgnade eingesetzt wird. Den Getauften und Bekehrten gilt aber auch das Wort Jesu: lehret sie halten Alles, was Ich euch befohlen habe. Ist die Taufe die Wurzel des Christenthums, so ist der Stamm dieses Baumes der Glaube, welcher den Dreieinigen Gott, auf den man getauft worden, erkennt; wer aber im Glauben betet, kann Seine Gebote halten, empfängt eine Stärkung des geistlichen Lebens durch das heilige Abendmahl, und ist alsdann ein gerechtfertigter Unterthan Gottes in Seinem Himmelreich.

Mel.: Gott sei Dank in aller Welt.
1.
Alles, was man in der Welt
Für erlaucht und herrlich hält,
Soll dem Christen doch noch klein
Gegen seiner Taufe sein.
2.
Aus dem Tod in’s Leben geh’n,
Für den Zorn in Gnade steh’n,
Für die Höll’ in Christi Reich:
Dem ist keine Wohlfahrt gleich.
3.
In dem Bunde Gottes sein,
Und im Blute Jesu rein,
Und vor Gott gerecht erseh’n:
Das ist unvergleichlich schön.
4.
Wird ein Sünder Gottes Kind,
Das das Herz des Vaters find’t,
Erbt er mit am Himmelsloos:
Das ist unbeschreiblich groß.
5.
Wenn sich die Dreieinigkeit
Selbst ein Herz zur Wohnung weiht,
So gilt gegen solchen Ruhm
Auch kein herrlich Kaiserthum.
6.
Gott, dieß bin ich ja nicht werth.
Deine Gnade sei verehrt;
Ewig sei Dir Dank von mir,
Vater, Sohn und Geist dafür!

22. April. Abend-Andacht.

Ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist.
1 Tim. 6,12.

Der Mensch, vom Weibe geboren, lebet eine kurze Zeit, und ist voll Unruhe; gehet auf wie eine Blume, und fället ab, fleucht wie ein Schatten und bleibet nicht, Hiob. 14,1.2. Diesem Menschen nun wird zugerufen: ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist. Es gibt also ein ewiges Leben, dessen Anfang schon auf Erden in der Seele angerichtet wird, sobald sie an den HErrn Jesum glaubig, und Seiner theilhaftig wird; denn dieses Leben ist im Sohn Gottes; wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben, 1 Joh. 5,11.12. Es muß aber dieses Leben in der Seele erhalten werden, und sich immer weiter aufschließen und ausbreiten, bis sie vom Leibe scheidet, da es alsdann noch völliger in ihr anbrechen, und sie zu einem ganz vergnügten und herrlichen Geist machen wird. Endlich wird auch der Leib zum ewigen Leben auferweckt werden, folglich der ganze Mensch zu diesem Leben gelangen: denn auf der neuen Erde und im neuen Jerusalem wird der Tod nicht mehr sein, Off. 21,4. Das Erbe der Gerechten wird unvergänglich, unbefleckt und unverwelklich sein, 1 Petr. 1,4., und die Gerechten werden ohne Aufhören ernten, Gal. 6,9.

Dieses ewige Leben muß aber der Mensch ergreifen. Er muß den Anfang desselben ergreifen, indem er zu Christo kommt, Ihn glaubig ergreift, und so vom Tod zum Leben durchdringt. Er muß die Vermehrung desselben ergreifen, indem er aus der Fülle Jesu Gnade um Gnade nimmt, und den Geist der Gnaden bei der Fortsetzung seines Werks in seiner Seele Raum läßt. Er muß aber auch dieses ewige Leben nach seiner herrlichen Vollkommenheit, die zukünftig ist, in der Hoffnung ergreifen, und sich davon nicht abtreiben lassen. In dieses Ergreifen ist aber der ganze Ernst und Fleiß des Christenthums eingeschlossen, weßwegen Paulus, als er den Timotheus dazu ermuntern wollte, ihn zugleich ermahnte: du Gottesmensch, fliehe den Geiz und alle weltlichen Lüste, jage aber nach der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmuth, kämpfe den guten Kampf des Glaubens, 1 Tim. 6,11.12. Auf diese Weise muß ein Glaubiger das vollkommene ewige Leben mit der Hand seiner Hoffnung ergreifen, und diese Hand bei allen Widerwärtigkeiten nicht mehr zurückziehen. Er darf’s aber thun, weil er dazu berufen ist. Gott will nicht, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre, und (ewiglich) lebe. Wenn dieser Liebeswille Gottes dem Menschen kräftig kund gethan wird, so wird er zum ewigen Leben berufen, und dieser Beruf gibt ihm das Recht, dasselbe mit dem Glauben und mit der Hoffnung zu ergreifen. Was Gott durch Seinen Beruf anbietet, darf man nehmen, was Gott verheißt, darf man hoffen. Hier soll sich der Mensch seine Unwürdigkeit nicht kleinmüthig machen lassen, sondern auf den Liebeswillen Gottes in Christo sehen, und nach demselben gesinnt sein.

Ein Geiziger greift nach dem Reichthum als seinem höchsten Gut, ein Wollüstiger nach der Wollust, ein Stolzer nach der eitlen Ehre. Oft entrinnt ihnen dieses Alles wie ein Irrwisch, indem sie darnach greifen; wenn sie aber auch etwas davon erhaschen, so ist’s ein Wind, den sie nicht halten können, ein Dorn, der sie sticht, eine Wasserblase die nichts Kräftiges in sich hat. Das ewige Leben hingegen ist ein wahres, unschätzbares und unvergängliches Gut. Man kann auch mit Gewißweit darnach greifen, weil Gott Seinen eingebornen Sohn darum gegeben hat, daß Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben.

Mel.: Gottlob, ein Schritt zur Ewigkeit.
1.
Wer nur nach diesem Leben greift,
Der greift nach einem Schatten;
Und wenn er fremde Güter häuft,
Die And’re vor ihm hatten,
Was bleibt ihm in dem Sterben noch?
Nach einem Leben sehnt sich doch
Der Geist, der nicht kann sterben.
2.
Lebendiger! vor Deinem Thron
Ist nur ein ewig Leben,
Das willst Du in dem lieben Sohn
Uns aus Erbarmen geben,
Du biet’st es in dem Wort uns an,
Und daß man es begreifen kann,
Wirkt selbst Dein Geist den Glauben.
3.
Du wollest mir die Glaubenshand
Durch Deine Gnade steifen,
Bei aller Feinde Widerstand
Das Leben zu ergreifen;
Das Leben, welches ewig ist,
Das Leben, das uns Jesus Christ
Durch Seinen Tod errungen.
4.
O daß ich nicht zurücke geh’!
Sonst geht es zu der Hölle;
O daß ich niemals stille steh’,
O daß mich ja nichts fälle!
Geh’, Jesu, mit mir bis zum Grab,
Bis daß ich das ergriffen hab’,
Was Du mit Blut erworben!

23. April. Morgen-Andacht.

Nehmet hin und esset, das ist Mein Leib; nehmet hin und trinket, das ist Mein Blut.
Matth. 26,26.28.

So redete Jesus bei der Einsetzung des heiligen Abendmahls, und drückte dadurch ein großes Geheimniß aus, welches zum Neuen Testament gehört. Zur Zeit des Alten Testaments hatte man Schatten der zukünftigen Güter, und nicht das Wesen der Güter selber, Hebr. 10,1. Man hatte also Opfer als Vorbilder des Leibes und Blutes Jesu, aber nicht den Leib und das Blut Jesu selber. Jene Opfer wurden dem großen Gott dargebracht: hingegen wurde der Leib Christi damals noch nicht selber für die Menschen hingegeben oder geopfert, und Sein Blut noch nicht selber für sie zur Vergebung der Sünden vergossen. Die Israeliten aßen auch von denselbigen Opfern, und kamen dadurch, wie Paulus 1 Kor. 10,18. sagt, in die Gemeinschaft des Altars: das ist, sie bekannten durch das Essen, daß das Opfer für sie auf dem Altar verbrannt worden sei, und ihnen gelte; den geopferten Leib Jesu aber konnten sie noch nicht essen, und Sein vergossenes Blut noch nicht trinken, weil sie noch nicht wesentlich vorhanden waren. Nun unterscheidet sich aber das Neue Testament dadurch von dem Gesetz oder von dem Alten Testament, daß man in jenem das Wesen der Güter selber hat. Wir essen also unter dem Neuen Testament, wie die Worte Jesu selber anzeigen, den verklärten und mit den Kräften der Gottheit erfüllten Leib Christi nach seinem Wesen, und trinken auch Sein verklärtes Blut nach seinem Wesen. Auch bei dem ersten Abendmahl wurde etwas von dem Leib und Blut Jesu abgesondert, und als unsichtbar und verklärt den Aposteln gegeben. Paulus sagt Hebr. 1310.11.12.: wer noch der Hütte pflege, oder an den Satzungen des Alten Testaments habe, dürfe nach denselben nicht von dem Altar des Neuen Testaments essen, folglich den Leib Jesu nicht wesentlich genießen, denn nach jenen Satzungen haben die Leichname aller Thiere, deren Blut in das Heilige gebracht worden, außer dem Lager Israels müssen verbrannt werden, und Niemand habe davon essen dürfen. Nun habe zwar Christus auch außer dem Lager Israels, das ist außer der Stadt Jerusalem gelitten, und sei dadurch ein Sündopfer für die Menschen worden: auch sei Sein Blut in das himmlische Heiligthum gebracht worden, und doch esse man Seinen geopferten Leib: folglich gelten die Rechte des Alten Testaments in diesem Stück nicht mehr. Es ist klar, daß Paulus hier von dem wesentlichen Leib Christi, den man esse, und nicht nur von der glaubigen Zueignung Seines Opfers rede, denn diese Zueignung war bei dem Sündopfer auch zur Zeit des Alten Testaments erlaubt. Wir essen also den wesentlichen Leib Christi mit dem Brod, und trinken Sein Blut mit dem Wein, damit wir vergewissert werden, daß Sein Opfer auch uns gelte, aber auch damit wir zur innigsten Gemeinschaft mit Jesu Christo selber gelangen. Was haben die Glaubigen des Neuen Testaments Gutes vor Andern, und was haben sie Schönes vor Andern? Sie haben Korn, das ist ein Brod, das Jünglinge, und Most oder Wein, der Jungfrauen zeuget, Zach. 9,17. Geistesstärke und Reinigkeit soll man also durch den Leib und das Blut Jesu erlangen. Den Müden soll dadurch eine neue Kraft geschenkt, und die häßlichen Seelen sollen dadurch verschönert werden.

Mel.: O Durchbrecher aller Bande.
1.
Jesu, Du bist’s, den ich preise,
Herzlich sing’ ich: habe Dank.
Dein Fleisch ist die rechte Speise,
Und Dein Blut der rechte Trank.
Du gibst’s uns mit Brod zu essen,
Und zu trinken in dem Wein;
Solch’ Geschenk muß unermessen,
Und die Liebe zärtlich sein.
2.
Du lebst um des Vaters willen,
Welcher lebt von Ewigkeit;
Er hat, Sein Werk zu erfüllen,
Dich gesendet in der Zeit.
So soll Deinetwegen leben,
Wen Du selber speis’st und tränkst;
Weil Du Dich dahin gegeben,
Daß Du uns die Sünden schenkst.
3.
Freue dich, mein Leib und Seele,
Denn ihr habt das theu’rste Gut.
Nichts ist, das dem Glauben fehle,
Hier ist Jesu Fleisch und Blut.
Das ist eines Menschen Weise,
Jesu, welcher Gott zugleich:
Du bist’s, dessen Tod ich preise,
Bis du kommst in Deinem Reich.

23. April. Abend-Andacht.

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, und die Seele nicht mögen tödten. Fürchtet euch aber vor Dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle.
Matth. 10,28.

Es ist schon oft der Fall entstanden, daß ein Christ bei der Treue, die er seinem Heiland erweisen, und bei dem Zeugniß, das er von Ihm hat ablegen sollen, sein Leben hat wagen müssen; da dann die Furcht vor denen, die den Leib unter schrecklichen und schmählichen Umständen tödten können, zu einer schweren Versuchung werden kann. Der Heiland sagt aber: fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, und die Seele, die nach ihrer Natur unzerstörbar ist, in welcher aber auch durch die Widergeburt schon ein ewiges Leben angerichtet ist, nicht tödten können. Werdet ihr versucht zu weichen, Mich zu verleugnen, und in die Forderungen der Welt einzuwilligen, so bedenket, daß ein HErr sei, der Leib und Seele in die Feuerhölle werfen, und darin verderben kann. Diesen fürchtet. Ach wie schrecklich ist’s, wenn das Ende eines Menschen das Verderben ist, wie Paulus Phil. 3,19. redet! Der Leib und die Seele werden dabei nicht zu nichts gemacht: sie blieben, sie empfinden, sie müssen ihre gerechte Strafe leiden, nämlich ewiges Verderben von dem Angesicht des HErrn, und von Seiner herrlichen Macht. Sie werden in den feurigen Pfuhl geworfen, und dieß wird der andere Tod sein, Offenb. 20,14.15. Da wird das Theil derjenigen sein, welche die Knechte Gottes gehaßt, geplagt, verfolgt, und durch Drohungen zum Abfall von Christo gedrungen haben, aber auch das Theil der Verzagten (Offenb. 21,8.), welche Christum verleugnet, und ein Leben, das eine Hand breit ist, und etliche durch Gewissensbisse und anderes Ungemach verbitterte zeitliche Vortheile Seiner überschwenglichen Gnade und Seinem himmlischen Reich vorgezogen haben. Soll nun ein Christ zur Zeit einer öffentlichen Verfolgung diejenigen nicht fürchten, die seinen Leib tödten wollen, so soll er diejenigen noch weniger fürchten, die ihm nur durch verdrießliche Mienen, durch bittere Vorwürfe und Scheltworte, durch Schläge, oder durch Entziehung zeitlicher Vortheile das wahre Christenthum entleiden und verwehren wollen. Alle, die da gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen in gewissem Maße Verfolgung leiden: Gott hat uns aber nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht, 2 Tim. 1,7. Wir sind nicht von denen, die da weichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und ihre Seele retten, Hebr. 10,39. Niemand aber unter uns leide als ein Mörder, oder Dieb, oder Uebelthäter, oder der in ein fremd Amt greifet. Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht, er ehre aber Gott in diesem Fall 1 Petr. 4,15.16. Wie kann man aber Gott in diesem Fall ehren? So, wenn man glaubt, was 1 Petr. 4,12.13.14. steht, und thut, was eben daselbst V. 19. und Offenb. Joh. 2,10.11. geschrieben ist. Ob es schon zuweilen scheint, daß die Menschen die völlige Gewalt haben, ihren Muthwillen auszuüben: so ist doch wahr, was Christus Matth. 10,30. zu Seinen Jüngern sagte: es sind eure Haare auf dem Haupt alle gezählet.

Mel.: O Durchbrecher aller Bande.
1.
Nur den Zorn der Menschen scheuen,
Die des Heilands Feinde sind,
Kann an jenem Tag gereuen,
Wo sich Lohn und Strafe find’t.
Schwacher Menschen arme Gnaden
Retten doch nicht im Gericht;
Und wenn sie dem Leibe schaden,
Schaden sie der Seele nicht.
2.
Seele, lasse dir nicht bange
Bei dem Grimm der Menschen sein; Lästern sie, das währt nicht lange,
Letztens bringt es Ehre ein;
Höchstens reißen sie mit Schmerzen
Dir den Leib von deinem Band,
Aber Jesum nicht vom Herzen,
Dich nicht Jesu aus der Hand.
3.
Jesu, gib Geduld und Treue,
Wenn die Welt mich lockt und schreckt,
Daß ich Zorn und Huld nicht scheue,
die bei Andern Furcht erweckt;
Mahne mich in meiner Seelen
Stets durch Deine Worte an,
Wie Gott Leib und Seele quälen
Und im Feu’r verderben kann.
4.
Deine Gnade kann uns halten,
Deine Treue gibt uns Muth,
Und wenn wir die Hände falten,
Spricht Dein Geist auch für uns gut.
Held, so hilf uns überwinden,
Denn wir selbst vermögen nichts,
Laß uns keine Furcht empfinden
Auch am Tage des Gerichts!

24. April. Morgen-Andacht.

Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Kreatur.
Mark. 16,15.

Zur Zeit des Alten Testaments konnte ein Israelit singen: der HErr zeiget Jakob Sein Wort, Israel Seine Sitten und Rechte. So thut Er keinen Heiden, noch lässet sie wissen Seine Rechte. Hallelujah, Ps. 147,19.20. Der HErr Jesus aber sagte vor Seiner Himmelfahrt zu Seinen Aposteln: gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Kreatur. Keine Gegend der Welt war also den Aposteln verschlossen, keinem Volk war das Evangelium versagt. Wer den Namen einer Kreatur führte, durfte es hören, und dadurch selig werden: ja auch auf unvernünftige und leblose Geschöpfe sollte ein Nutzen vom Evangelio ausfließen, weil ihnen darin eine Befreiung vom Dienst des vergänglichen Wesens verheißen war. Weil nun Christus den Aposteln einen so uneingeschränkten Beruf gab, so gab Er ihnen auch am Pfingstfest das Vermögen, mit fremden Sprachen zu reden, weil sie das Evangelium in vielen Sprachen predigen mußten. Zwar sind die zwölf Apostel wegen der Kürze ihres Lebens, und wegen der vielen Hindernisse, die ihnen vorkamen, nicht in der ganzen Welt herumgekommen, und haben nicht allen Völkern das Evangelium geprediget: der HErr Jesus hätte aber dasselbe nach Seiner ausgebreiteten Liebe allen Völkern und allen Menschen gegönnt, und deßwegen hat Er Seinen Aposteln einen so uneingeschränkten Beruf gegeben. Die Hindernisse, welche der völligen Ausrichtung dieses Berufs im Wege standen, kamen von der Bosheit der Menschen her, welche sich vom Satan antreiben ließen, die Apostel zu verfolgen und zu tödten. Ob nun gleich heut zu Tag keine Apostel mehr leben, so ist man doch noch immer berechtigt, das Evangelium nach dem Maße der Gnade, welche den jetzt lebenden Knechten Gottes gegeben ist, einem jeden Volk, bei dem die Vorsehung Gottes es möglich macht, zu predigen: denn weil der HErr Jesus Seinen Aposteln befohlen hat, das Evangelium aller Kreatur zu predigen, so darf man es noch jetzt aller Kreatur predigen, weil Seine Liebe noch so ausgebreitet ist, als sie ehemals war. Das Evangelium ist nichts Schreckliches, nichts Schädliches. Es ist die Lehre Christi, die christliche Religion, die ganze heilsame Wahrheit, welche die Menschen erleuchten, heiligen und selig machen kann. Wer es glaubt und getauft wird, wird selig, wer es nicht glaubt, wird verdammt werden. Auch zu unsern Voreltern ist dieses Evangelium gekommen, aber freilich später als zu andern Völkern. Nun ist es aber leider Vielen, die es gehört haben, entleidet und unwerth worden. Sie erdichten sich eine andere Religion: sie werfen ihnen selber Lehrer auf, nachdem ihnen die Ohren jücken. Der größte Haufe aber wandelt, ohne sich über die Religion zu besinnen, nach seinem Herzensdünkel und nach seinen Lüsten. Wir aber wollen das Evangelium immer für unser Licht, für unsern Schatz, für eine von Gott ausgeflossene Wahrheit, und für eine Gotteskraft halten, welche Alle selig macht, die daran glauben. Das Evangelium soll uns durch die Knechte Gottes, durch welche es verkündigt wird, nicht verächtlich werden; denn obgleich dieselben mangelhafte Menschen sind, und heutiges Tages wider Viele derselben Vieles einzuwenden ist, so ist doch das Evangelium, das sie predigen, ein Wort Gottes, und hat seine Glaubwürdigkeit, seine Kraft und sein Ansehen von Gott selbst. Wem es geprediget wird, der darf und soll es glauben, und auf sich selbst deuten. Der Heilige Geist schließe uns den Inhalt desselben immer weiter auf, und lasse uns seine Kraft zu unserer Seligkeit empfinden.

Mel.: Jesu hilf siegen etc.
1.
And’re Geschäfte gibt Jesus den Engeln,
Aber das Predigtamt Menschen allein.
Diese sind selber umgeben mit Mängeln,
Fühlen die Nothdurft, begnadigt zu sein.
Heiliger Priester, Du warst für uns Armen
Selber versuchet und lerntest Erbarmen.
2.
Denen befahlst Du das Wort vom Versühnen,
Die Du kurz vorher versühntest mit Blut.
Die sind geschickter am Worte zu dienen,
Denn sie empfanden, wie Sündern zur Muth.
Sende, Du Pfleger der himmlischen Güter,
Lauter vom Geiste erfüllte Gemüther.
3.
Hier ist die göttliche Weisheit zu loben,
Was Du verordnest, ist löblich gethan.
Was sie vergeben, vergibst Du auch oben,
Daß sich der Sünder befriedigen kann.
Führ’ uns zum Himmel, dort heilig zu leben,
Wo wir Dir danken, weil Du uns vergeben.

24. April. Abend-Andacht.

Dann werden die Gerechten leuchten, wie die Sonne, in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat zu hören, der höre.
Matth. 13,43.

Unter Allem, was Gott erschaffen hat, ist das Licht das Feinste; weßwegen auch die heilige Schrift, um uns bei unserer Schwachheit von Gott einen erhabenen Begriff beizubringen, sagt: Gott ist ein Licht, und in Ihm ist keine Finsterniß, 1 Joh. 1,5. Licht ist auch das Kleid, das Gott anhat, wenn Er Sich sichtbar macht, Ps. 104,2., die Engel sind zu Feuerflammen gemacht, Ps. 104,4., und erschienen immer in einer glänzenden Gestalt, gleichwie auch Christus bei der Verklärung auf dem Berge, Matth. 17., und auf der Insel Patmos, Off. Joh. 1. Am Tage des HErrn werden auch die Gerechten, deren auferweckte Leiber alsdann verklärt sein werden, wie die Sonne leuchten, und hernach ferner so leuchten in ihres Vaters Reich, wie Christus gesagt hat. Dan. 12,3. sagt ein Engel: die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so Viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. Hieraus erhellt, daß die Herrlichkeit der auferstandenen Gerechten mit dem hellsten Licht, welches in der sichtbaren Natur vorhanden ist, nämlich mit dem Licht der Sonne, mit dem Glanz des Himmels, und mit dem Licht der Sterne verglichen werde; woraus aber nicht geschlossen werden darf, daß jene Herrlichkeit das Sonnen- und Sternenlicht und den Glanz des Himmels nicht auch übertreffen werde; denn bei einer jeden Vergleichung hat neben der Aehnlichkeit auch eine Unähnlichkeit statt, und Alles, was unvergänglich ist, ist vortrefflicher als das Vergängliche, ob es schon damit wegen einer gewissen Aehnlichkeit verglichen wird. 1 Kor. 15,41. thut Paulus auch der Herrlichkeit des Mondes Meldung, da er die Beschaffenheit der auferstandenen Leiber der Gerechten erklären will: es scheint aber, er deute hiemit nur auf die Verschiedenheit ihrer Herrlichkeit. Wie sich nämlich das Licht des Mondes zu dem Licht der Sonne verhält, so wird sich die Herrlichkeit eines Gerechten zu der Herrlichkeit des andern verhalten, ob schon alle miteinander wie die Sonne leuchten werden. Welch’ eine herrliche schöne Pracht (Ps. 145,5.), muß also im Reich unsers Vaters sein! die Gerechten werden wie die Sonne leuchten: die Engel als Feuerflammen scheinen. Welch’ ein Licht wird dieses sein! Wie vortrefflich muß aber der Thron Gottes im neuen Jerusalem, wie herrliche die Gestalt, worin das göttliche Wesen erscheinen wird, wie prächtig die verklärte Menschheit des eingebornen Sohnes Gottes sein! Welch’ ein schlechtes Puppenwerk ist die Pracht aller Höfe gegen dieser himmlischen Pracht! Wer im Staube liegt, wer kümmerlich lebt, wer in der Welt verachtet und hintangesetzt wird, erhebe sein Herz in der Hoffnung zu der himmlischen Herrrlichkeit; denn Christus sagte nicht umsonst, da Er von derselben redete: Wer im Staube liegt, wer kümmerlich lebt, wer in der Welt verachtet und hintangesetzt wird, erhebe sein Herz in der Hoffnung zu der himmlischen Herrlichkeit; denn Christus sagte nicht umsonst, da Er von derselben redete: wer Ohren hat zu hören, der höre. Freilich muß man ein Gerechter sein durch den Glauben an Jesum, wenn man diese Hoffnung haben soll, und die Gerechtigkeit haben, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird; aber auch noch der Vorstellung, die Jakobus von der Gerechtigkeit macht, muß man aus den Werken gerechtfertiget, das ist, der Gnadenstand muß durch den Fleiß in guten Werken und durch einen heiligen Wandel erwiesen werden.

Mel.: O Jerusalem, du schöne.
1.
Prediget von den Gerechten,
Denn sie haben’s ewig gut;
Aber denen Sündenknechten
Droht das Wort die heiße Gluth;
Jene in des Vaters Reich
Leuchten einst der Sonne gleich.
2.
Jetzt noch ist ihr Glanz verstecket,
Ob sie jetzt schon Lichter sind,
Weil sie Schmach und Kreuz bedecket;
Doch es ändert sich geschwind;
Wie ihr HErr zuvor nicht klar,
Aber auf dem Berge war.
3.
Wer hier Ohren hat, der höre!
Selbst die Wahrheit sagt uns dieß.
Wer hat Lust zu dieser Ehre?
Wer verläßt die Finsterniß?
Wenn wir nur die Sonne seh’n,
Soll uns dieß zu Herzen geh’n.
4.
Mach’ mich rein in Deinem Blute,
Jesu, so bin ich gerecht,
Und so lieb’ ich auch das Gute,
Wie das göttliche Geschlecht.
Wer will kein Gerechter sein,
Dringt in Gottes Reich nicht ein.
5.
Vater, zünd’ in meinem Herzen
Hier das Licht des Glaubens an;
Laß mich nicht den Glanz verscherzen,
Den ich bei Dir haben kann;
Denn von Deinem Sonnenlicht
Glänzt uns dort das Angesicht.

25. April. Morgen-Andacht.

Bringet dem HErrn, ihr Gewaltigen, bringet her dem HErrn Ehre und Stärke; bringet her dem HErrn Ehre Seines Namens.
Ps. 29,1.2.

Diese Worte sind eine Anrede an die Söhne der Gewaltigen, das ist an Leute, die von einem vornehmen Stamm herkommen, und unter den Menschen geehrt und mächtig sind. Diese Personen werden gewarnt, ihre Herrlichkeit und Macht sich selber nicht zuzueignen, folglich nicht sich selber zu vergöttern und vergöttern zu lassen, sondern dem HErrn Ehre und Stärke zu bringen, das ist, demüthig zu bekennen, daß Er allein herrlich sei und gepriesen zu werden verdiene, und daß Er allein stark sei. Als ein Beweis der Herrlichkeit und Stärke Gottes werden in diesem Psalmen der Donner, der Sturmwind, und die Sündfluth angeführt, bei welchen großen Bewegungen in der Natur die Könige und Fürsten und alle Herrlichen und Starken unter den Menschen niemals etwas hindern oder fördern konnten, sondern immer erkennen mußten, daß ein herrlicher und starker Gott über ihnen sei, und sie, und Alles, was sie haben, in einem Augenblick verderben könne. Auch beruft sich David V. 10. 11. darauf, daß Gott ein ewiger König sei, und daß Er nicht nur herrlich und stark in Sich selber sei, sondern auch Seinem Volk Kraft gebe, und es mit Wohlfahrt segne. Was nun David hier im Geist den Söhnen der Gewaltigen befiehlt, hat er selbst beobachtet, wie der Psalter beweist. Nirgends wird aber so deutlich und vollständig erzählt, wie er dem HErrn Ehre und Stärke gegeben habe, als 1 Chron. 29,10. u.ff. David, der König Israels, der Beherrscher vieler heidnischen Länder, der Sieger in vielen Kriegen, der reiche König über ein reiches Volk, stand als ein Greis unter den Häuptern und Fürsten, Kämmerern, Offizieren und tapferen Männern Israels, und hatte eine ungeheure Menge von Gold, Silber, Erz und Eisen vor sich, welche zum Bau des Tempels von ihm und seinen Gewaltigen zusammengelegt war. Er freute sich hoch, und lobete Gott, und sprach vor der ganzen Gemeinde: gelobet seiest Du HErr Gott Israels, unsers Vaters, ewiglich. Dir gebühret die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank. Denn Alles, was im Himmel und auf Erden ist, ist Dein. Dein ist das Reich, und Du bist erhöhet über Alles zum Obersten. Dein ist Reichthum und Ehre vor Dir. Du herrschest über Alles: in Deiner Hand stehet Kraft und Macht: in Deiner Hand stehet es, Jedermann groß und stark zu machen – denn was bin ich? was ist mein Volk? – denn von Dir ist Alles kommen, und von Deiner Hand haben wir Dir’s gegeben, u.s.w. Dieses heißt, Gott Herrlichkeit und Stärke geben. Dieses heißt anbeten im heiligen Schmuck. Alle Menschen sollen dem König David hierin nachfolgen. Alle sollen erkennen, daß Gott allein wegen Seines Wesens und wegen Seiner Werke gepriesen zu werden verdiene, daß Er allein mächtig, allein weise sei, allein Unsterblichkeit habe, und Niemand gut sei, als Er. Alles Gute in den Geschöpfen ist Sein Werk und Seine Gabe. Wie billig ist’s also, daß man Ihn wegen Allem preise! Von Ihm, durch Ihn, zu Ihm hin sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Nicht nur ihre Söhne der Gewaltigen, sondern auch ihr Völker: bringet her dem HErrn, bringet her dem HErrn Ehre und Macht, bringet her dem HErrn die Ehre Seinem Namen, bringet Geschenke, und kommet in Seine Vorhöfe (die zur Zeit des Neuen Testaments allenthalben sind, wo man Gott anbetet), betet an den HErrn im heiligen Schmuck, es fürchte Ihn alle Welt, saget unter den Heiden, daß der HErr König sei! Ps. 96,7-10.

Mel.: Jesu meine Freude.
1.
Gott, Dein ist die Ehre;
Alle Himmelsheere,
Aller Erden Pracht,
Alle Menschenkinder,
Alles Herz der Sünder
Zeugt von Deiner Macht.
Eh’ man’s sah,
Stund Alles da,
Als Du sprachst:
Ich will, es werde
Himmel, Meer und Erde.
2.
Richter aller Spötter,
Du bist Gott der Götter,
Du bist HErr der Herrn.
Was Du thust, ist weislich,
Was Du willst, ist preislich,
Du wirkst nah’ und fern.
Nichts ist klein,
Es ist doch Dein;
Großer Gott, in Deinem Schirme
Kriechen auch die Würme.
3.
Was Dein Geist durchdrungen,
Singt mit frohen Zungen
Dir im Heiligthum.
Bis ich selig werde,
Sing’ ich Hand voll Erde
Auch von Deinem Ruhm.
Bring’ mich hin,
Daß ich einst bin,
Wo Dir alle Himmelschöre
Jauchzen: Gott sei Ehre!

25. April. Abend-Andacht.

Der Glaube ist eine gewisse Zuversicht deß, das man hoffet, und nicht zweifelt an dem, das man nicht siehet.
Hebr. 11,1.

Billig entsteht hier die Frage: wie kann ein sterblicher Mensch eine gewisse Zuversicht bekommen wegen zukünftiger Dinge, die er hoffen soll, und wie kann er eine gewisse Ueberzeugung bekommen von dem Wesen der Dinge, die er nicht siehet? Die einzige Antwort, die man hierauf geben kann, ist diese: es muß ein Wort des lebendigen Gottes vorhanden sein, welches dem Menschen eine gewisse Nachricht von den zukünftigen und unsichtbaren Dingen gibt; denn daß man sich hierin auf seine Vernunft verlassen dürfe, kann kein vernünftiger Mensch behaupten, der die Schriften der weisesten Heiden gelesen hat, die wegen der zukünftigen und unsichtbaren Dinge in einer beständigen Ungewißheit blieben, ja, wenn sie sich für weise hielten, und etwas Gewisses ausdenken wollten, zu Narren werden. Ist nun ein Wort Gottes vorhanden, so muß es lauter sein; denn wenn es mit etwas Unrichtigem vermengt wäre, und man eine Auswahl machen müßte, so würde die Sache vor den Richterstuhl der Vernunft gezogen; da dann wieder nichts als Ungewißheit entstünde. Doch sagt uns auch die heilige Schrift, daß nicht nur das Wort, sondern auch der Glaube Gottes Gabe sei (Eph. 2,8.), daß Er nicht nur das Licht aufstecke, sondern auch Augen dazu schenke (Eph. 1,18.), daß Er nicht nur die Wahrheit in die Welt herein gegeben habe, sondern auch den Sinn oder Verstand dazu schenke (1 Joh. 5,20.), und daß die Menschen glauben nach der Wirkung Seiner mächtigen Stärke, welche Er gewirkt, oder erwiesen hat an Christo, da Er Ihn von den Todten auferweckt hat (Eph. 1,19.20.). Die Nothwendigkeit dieser göttlichen Wirkung erhellt daraus, daß die verderbte Seele des Menschen gegen die zukünftigen und unsichtbaren Dinge und sonderlich gegen Gott selber eine Feindschaft, und dagegen eine überwiegende Lust zu gegenwärtigen und sichtbaren Dingen in sich hegt, und daß jene eine so feine und erhabene Natur haben, daß eine neue Fähigkeit in der Seele erschaffen werden muß, um sie zu verstehen, und von ihnen einen bleibenden Eindruck zu bekommen. Wenn aber nun diese Fähigkeit nicht nur geschaffen, sondern auch ein wenig erstarkt ist, wenn dieser Eindruck nicht nur gemacht, sondern auch vermehrt, oder wenn der Glaube in der Seele entstanden ist, und eine gewisse Festigkeit erlangt hat: so zeigt er sich im Thun und Leiden als sehr wirksam, wie Paulus Hebr. 11. durch viele Beispiele der Heiligen, die vor Christo gelebt haben, beweist. Die ganze Seele bekommt durch ihn gleichsam eine neue Gestalt; der ganze Wandel eine neue Einrichtung. Man kann durch den Glauben hassen, verlassen, suchen, lieben, dulden, thun, was man vorher nicht hat können. Er ist die Wurzel der ganzen Frömmigkeit. Der Glaube an Jesum Christum rechtfertigt, sobald er entsteht, und der Mensch merkt gemeiniglich den Augenblick nicht, worin er entsteht, allein der Friede Gottes, den man von de an empfindet, und die Proben, die der Glaube im Thun und Leiden ablegt, beweisen, daß er vorhanden sei. Diese Proben aber richten sich nach seiner Stärke; wiewohl keine Bosheitssünde neben ihm sein kann, sobald er entstanden ist.

Mel.: Meinen Jesum laß ich nicht.
1.
Glaube ist die Zuversicht,
Die auf ihrem Grund bleibt stehen,
Da man hofft und siehet nicht,
Zweifelt aber nicht am Sehen;
Denn der Grund ist tief gelegt,
Der den Bau der Hoffnung trägt.
2.
Menschenherzen sind wie Rohr,
Die von jedem Winde wanken;
Glaube richtet sich empor
Ueber menschliche Gedanken;
Und das Wort aus Gottes Mund
Ist sein ewig fester Grund.
3.
Solchen Glauben gründest Du,
Treuer Gott, durch Deine Gnade;
Stürmen Welt und Satan zu,
O, so ist auch dieß kein Schade;
Was Du gründ’st, muß feste sein,
Was Du hältst, das fällt nicht ein.
4.
Regt sich je ein Zweifel hier,
Wenn ich in dem Elend stehe,
Wenn ich Sünde noch an mir
Und den Tod selbst vor mir sehe:
O, so hoff’ ich in Geduld
Auf Dein Wort und Deine Huld!
5.
Jesu! der Du selbst geglaubt,
Und zur Freude eingegangen,
Laß an Dir, als meinem Haupt,
Mich in starkem Glauben hangen;
Hab’ ich Dich schon nicht geseh’n,
Wird es doch gewiß gescheh’n.

26. April. Morgen-Andacht.

Christus hat ein unvergänglich Priesterthum; daher Er auch selig machen kann immerdar, die durch Ihn zu Gott kommen, und lebet immerdar, und bittet für sie.
Hebr. 7,25.

Weder Aaron, noch ein anderer Priester des Alten Testaments konnte immerdar Priester sein, weil der Tod sie nicht bleiben ließ. Auch ist das Priesterthum Aarons selber verändert worden, als der Sohn Gottes in die Welt gekommen war (Hebr. 7,12.23.). Dieser aber hat ein unvergängliches Priesterthum, und kann dasselbe in Ewigkeit selber verwalten, weil Er ewiglich bleibt, und immer lebt. Doch hat Er Sich selbst nur einmal geopfert, und wiederholt dieses einige Opfer, welches eine ewige Gültigkeit und Kraft hat, nicht mehr: Er ist aber jetzt Jedermann der Weg zu Gott, durch Ihn kann ein Jeder zu Gott kommen. Sein vergossenes Blut, Sein Leiden und Tod, Sein einiges Opfer verschafft einem Jeden, der’s glauben will, den Zugang zu Gott: und Er selbst kann nun, weil Er immerdar lebt, auch immerdar selig machen, die durch Ihn zu Gott kommen. Er hat nicht nur die Seligkeit als Priester erworben, sondern gibt sie auch als der wahrhaftige Gott und der HErr über Alles denjenigen, die durch Ihn und auf keinem andern Weg zu Gott hinkommen. Ueberdieß bittet Er auf eine sehr kräftige und geziemende Weise für sie. Wie der eingeborne Sohn Gottes als Priester für diejenigen bete, die durch Ihn als Glaubende und Betende zu Gott hintreten, ist uns jetzt unbegreiflich. Er thut’s aber wirklich. Er thut’s so, wie es dem eingebornen Sohn Gottes geziemt, der einerseits alle Auserwählten gleichsam auf Seinem Herzen trägt, wie Aaron die zwölf Edelsteine, in welche die Namen der zwölf Stämme Israels eingegraben waren, andererseits aber alle göttlichen Rechte vor Augen hat, und Seinen Vater auf die vollkommenste Weise ehrt. Da Er nun schon im Stand der Erniedrigung zu Seinem Vater gesagt hat: Ich weiß, daß Du mich allezeit hörest (Joh. 11,42.), so ist gewiß, daß Seine Fürbitte auch in Seinem Stand der Herrlichkeit immer gehört werde, und über diejenigen, für die Er bittet, einen Segen bringe. Wollen wir einigermaßen erkennen, wie Er Seine Fürbitte vor den Vater bringe, und was Er für die Glaubigen begehre, so dürfen wir nur das siebenzehnte Kapitel Johannis aufmerksam betrachten, da wir dann wahrnehmen werden, daß Er mit einer Freimüthigkeit, die nur dem eingebornen Sohn Gottes geziemt, für dieselben Bewahrung, Heiligung, Einigkeit und Herrlichkeit begehrt habe. Uns gebühret, nur durch Christum zu Gott zu nahen, und wegen Seines ewigen Lebens, wegen Seines unvergänglichen Priesterthums, und wegen Seiner kräftigen Fürbitte bei allen Bedrängnissen getrost zu sein. Doch sollen wir wissen, daß Er heilig sei, und Seine Fürbitte und ganzes Priesterthum auf die Zerstörung und nicht auf die Beibehaltung der Sünde ziele. Er will uns selig machen: die völlige Seligkeit aber schließt die völlige Reinigung von den Sünden, die uns völlig vergeben sind, in sich. Wer sich selbst für unschuldig vor Gott hält, und mit seiner eigenen Gerechtigkeit vor Ihm erscheinen will, verleugnet das Priesterthum Jesu, als welches voraussetzt, daß die Menschen unrein seien, und einer Versöhnung bedurft haben. HErr Jesu, laß uns Dein Versühnopfer und Deine Fürbitte zu gut kommen!

Mel.: Alles ist an Gottes Segen.
1.
JEsus ist ein Priester worden,
Aber nicht vom Menschenorden,
Aber nicht mit Kälberblut.
Er kann opfern, segnen, bitten,
Aber nicht in goldner Hütten,
Und mit Weihrauch auf der Gluth.
2.
Er trägt selbst des Geistes Salben,
Und Sein Amt gilt allenthalben
In dem Himmel, auf der Welt.
Einmal hat Er Blut vergossen,
Das aus Seinem Leib geflossen,
Als ein heilig Lösegeld.
3.
Er vertritt uns auf dem Throne,
Und der Vater gibt dem Sohne,
Was Er für Sein Volk begehrt.
Er schenkt alle Segensfülle;
So geschieht des Vaters Wille,
Der wird in dem Sohn geehrt.
4.
HErr, Dein Opfer ist geschehen;
Priester, laß mich Segen sehen;
Mittler, bitte auch für mich.
Denn von Deinem Blute reine,
Dankt und rühmt mein Glaub’ alleine,
Und die Liebe lobet Dich!

26. April. Abend-Andacht.

Des Menschen Sohn wird Seine Engel senden, und sie werden sammeln aus Seinem Reich alle Aergernisse, und die da Unrecht thun, und werden sie in den Feuerofen werfen.
Matth. 13,41.42.

So erklärte Jesus den letzten Theil des Gleichnisses vom Waizen und Unkraut. Die Engel, welche im Gleichniß Schnitter genannt werden, sind Seine Engel, und das Himmelreich ist Sein Reich. Diejenigen, welche im Gleichniß das Unkraut genennet werden, sind die Aergernisse oder ärgerlichen Leute, welche Allen, die mit ihnen zu thun haben, zur Versuchung werden, und überdieß selber Unrecht thun und das Gesetz Gottes nicht achten. Das Unkraut steht und wächst unter dem Waizen und auf einem Acker mit dem Waizen, gleichwie auch die Gottlosen mit den Gerechten in eine Erde, auf einen Kirchhof, ja auch zuweilen in ein Grab begraben werden; weßwegen auch jene mit diesen bei der Auferstehung zuerst einen vermischten Haufen ausmachen werden. Wo aber der Waizen steht, das ist, wo die Gerechten sind, da ist der Acker Gottes, da ist das Reich Jesu Christi. Sind die Gottlosen auch da, so müssen sie, nachdem sie lange genug geduldet worden waren, zuletzt aus diesem Acker oder Reich heraus gesammelt werden. Auch aus der äußerlichen Verfassung des Reichs Gottes müssen sie herausgenommen werden, auch die äußerliche Gemeinschaft mit wahren Christen muß ihnen genommen werden. Sie wollten oft die Frommen vertreiben, oder, wo nicht vertreiben, doch aus ihrer Nachbarschaft wegschieben: nun müssen aber sie weichen, und sich zu einer Zeit, da ihnen der Zustand der Frommen nimmer verächtlich sein kann, aus ihrem Haufen heraus sammeln und alsdann in den Feuerofen oder in die Feuerhölle werfen lassen. Dazu wird aber der HErr Jesus Seine Engel senden, denen es weder an Licht noch Kraft fehlen wird, Seinen Befehl auszurichten. Keinen Gerechten werden sie für einen Gottlosen und keinen Gottlosen für einen Gerechten ansehen; wie dann die Gerechten auch wegen ihrer verklärten Leiber kennbar genug sein werden. Jetzt redet man viel von der Toleranz oder Duldung. Die Welt aber soll wissen, daß sie dem HErrn Jesu und Seinen Volk viel mehr als eine Duldung schuldig sei. Sie schmähet den HErrn Jesum, wenn sie Ihn und Sein Reich nur dulden will: Er ist’s aber, der sie auf Seinem Acker oder in Seinem Reich duldet und dulden heißt, und zwar nicht um ihres innerlichen Werths, sondern um des guten Waizens willen, wovon man einen Theil auch ausjäten würde, wenn man sie als das Unkraut vor dem Ende der Welt ausjäten wollte. Allein diese Toleranz oder Duldung wird nicht ewiglich währen; denn am jüngsten Tag wird eine Scheidung geschehen: die ärgerlichen und gesetzlosen Leute werden durch die Engel von den Gerechten abgesondert, gesammelt, und, wenn das Gericht gehalten sein wird, in den Feuerofen oder in das höllische Feuer geworfen werden. Nicht den gerechten Menschen wird Er diesen Auftrag geben, sondern Seinen Engeln, welche starke Helden sind, und mit den gottlosen Menschen in keiner Verwandtschaft stehen. Wohl dem, der diese wichtigen Dinge jetzt ernstlich bedenkt! Ja wohl denjenigen, die am Ende der Welt als ein guter Waizen verstanden werden!

Mel.: Schwing dich auf etc.
1.
Jetzo steht das Unkraut hoch,
Und es wächst in Menge,
Nur der Waizen wächset noch
Dünn und im Gedränge.
Doch es bleibt nicht allezeit,
Wie es längst gewesen;
Denn die Ernte ist nicht weit,
Alles auszulesen.
2.
Ja, es reift, es nahet schon
Sich der Zeiten Ende,
Daß der HErr, als Menschensohn,
Seine Engel sende;
Ihre Sammlung geht geschwind,
Weil sie Alles kennen,
Und was Aergernisse sind,
Werden sie verbrennen.
3.
HErr der Ernte! laß Dein Wort
In mir wachsend bleiben,
Laß es gute Frucht hinfort
Dir zu Ernte treiben;
Daß nicht als ein Aergerniß
Mich die Engel finden;
Denn Dein Urtheil heißt sie dieß
In das Feuer binden.
4.
Stärk’ mein Wachsthum in Geduld
Bei den Aergernissen;
Alles, nur nicht Deine Huld,
Laß mich gerne missen.
Wurzelt auch das Unkraut um,
Laß mich’s nicht ergreifen;
Aber mich im Christenthum
Bis zur Ernte reifen!

27. April. Morgen-Andacht.

Ihr seid gekommen zu dem Mittler des Neuen Testaments, und zu dem Blut der Besprengung.
Hebr. 12,24.

Paulus schrieb diese Worte, als er die Vorzüge der Glaubigen des Neuen Testaments vor den Glaubigen des Alten Testaments in’s Licht stellen wollte. Er sagte also zu den Hebräern, welche neutestamentliche Christen waren: ihr seid nicht kommen zu dem Berge, der (von der göttlichen Majestät) berührt wurde, und mit Feuer brannte, noch zu dem Dunkel und Finsterniß und Ungewitter u.s.w., sondern ihr seid kommen zu dem Berge Zion, - und zu dem Mittler des Neuen Testaments, Jesu, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet, denn Abels. Das Kommen bedeutet das Eintreten in ein Verhältniß, in welches die Seelen gegen die erzählten Dinge gesetzt werden, vermöge dessen sie diese Dinge betrachten, sich damit einlassen, von denselben Eindrücke bekommen, und beständige Gesinnungen, die denselben gemäß sind, erlangen. Der Berg, der mit Feuer brannte, war der Berg Sinai. Hier wurde unter fürchterlichen Zeichen das Gesetz von den Engeln angeordnet, und zwar durch die Hand des Mittlers Mosis, Gal. 3,19. Dieses Gesetz mit Inbegriff der Verheißungen, welche damals dazu gethan wurden, war der Alte Bund oder das Alte Testament. Als Moses vom Berg Sinai herabgekommen war, erzählte er dem Volk Israel alle Worte des HErrn und alle Rechte, welche diesen Bund ausmachten; ja er verfertigte ein Bundesbuch und las es vor den Ohren des Volks, und da die Israeliten sprachen: Alles, was der HErr gesagt hat, wollen wir thun, und gehorchen, so nahm Moses Opferblut, und sprengete das Volk damit, und sprach: sehet das ist das Blut des Bundes, den der HErr mit euch macht über allen diesen Worten, 3 Mos. 24. Es ist also auch der erste Bund nicht ohne Blut gestiftet worden, Hebr. 9,18., um anzudeuten, daß das Volk neben den Geboten und Verheißungen einer Versühnung bedürfe. Moses war dabei der Mittler, indem er’s einerseits mit Gott und Seinen Engeln, und andererseits mit dem Volk zu thun hatte. Jesus ist der rechte Mittler zwischen Gott und den Menschen, oder der Mittler des Neuen Bundes, welcher wegen Seines Todes die Form eines Testaments hat, und dessen Inhalt Hebr. 8,10.11.12. kurz beschrieben ist. Er ist der Stellvertreter der Menschen gegen Gott worden. Er ist, wie Paulus Hebr. 5,1. redet, für die Menschen gegen Gott gesetzt worden, und hat für die Sünden der Menschen ein Opfer gefordert, das eine ewige Gültigkeit hat. Er ist auch der Fürsprecher der Menschen bei dem Vater. Er hat aber auch den Menschen den Willen Gottes, der sie angeht, kund gethan, und macht sie durch die Heiligung des Geistes diesem göttlichen Willen gehorsam, und besprengt sie mit Seinem Blut (1 Petr. 1,2.), damit sie vermöge des Neuen Testaments Erben Gottes und Seine Miterben werden können. Er hat mit Einem Wort als Mittler mit Gott und den Menschen gehandelt, für die göttliche Ehre und der Menschen Heil zugleich gesorgt, und dadurch das Neue Testament gültig gemacht, und thut dieses Alles in Ansehung der Zueignung der Gnade noch. An dieses Alles sollen wir glaubig gedenken. Dieses Alles sollen wir uns zueignen, und deßwegen durch Christum getrost zu Gott nahen. Das Blut Abels schrie um Rache: das Blut Christi, mit welchem wir besprengt werden, redet gleichsam etwas Besseres, es zeugt nämlich von Gnade.

Mel.: HErr Jesu Christ, mein’s Lebens Licht.
1.
Geborne Sünder, uns zu gut
Nahm Jesus an Sein Menschenblut,
Das durch Beschneidung in dem Bund,
Durch Taufe nun im Amte stund.
2.
Auf jenem Berge ward’s bestimmt
Zum Blut, das Straf’ und Schuld wegnimmt.
Am Oelberg und im Richterhaus
Floß es durch Schweiß und Geißeln aus.
3.
Und endlich an dem Marterstamm
Gab das für uns schon todte Lamm
Aus Seiner Seiten durch den Speer
Die letzten theuren Tropfen her.
4.
Doch ist es ein lebendig Blut,
Das für die Welt Versühnung thut;
Der Priester ging zum Himmel ein,
Daß Er damit vor Gott erschein’.
5.
Da redet nun dieß Blut für uns
Um die Vergebung unsers Thuns.
O Hoherpriester, für Dein Blut
Dankt Dir mein Glaube voll von Muth.
6.
Ich preise Deiner Liebe Brand,
Die auch ihr Blut an mich gewandt.
Dieß schmücke mich vor Deinem Thron,
Es ist Dein Blut, Du Gottessohn!

27. April. Abend-Andacht.

HErr, siehe, den Du lieb hast, der liegt krank.
Joh. 11,3.

Dieses ließen Maria und Martha dem HErrn Jesu melden, als ihr Bruder Lazarus krank lag. Der HErr Jesus hat den Lazarus und seine Schwestern nicht nur heimlich lieb gehabt, sondern Seine Liebe auch durch freundliche Mienen und Worte geäußert: weil man sagen konnte, daß Er diese und jenen lieb habe. Der HErr Jesus hatte den Lazarus lieb, und dieser wurde doch krank. Also kann das Kranksein und von Jesu geliebt werden, bei einander stehen. Die Schwestern des Lazarus hatten bei der Botschaft, welche sie zu Jesu schickten, dieses zum Zweck, daß Jesus kommen, und ihren kranken Bruder gesund machen sollte: allein der HErr Jesus that's nicht, sondern ließ den Lazarus sterben. So kann also ein Christ ungeachtet einer gethanen Fürbitte an seiner Krankheit sterben, und doch von Jesu geliebt werden. Freilich weckte der HErr Jesus hernach den Lazarus wieder zu dem irdischen Leben auf; wenn Er aber dieses bei einem andern Verstorbenen nicht thut, so kann Er ihn doch lieb gehabt haben, und nach seinem Tod noch lieben. Jesus hatte auch Martham lieb, und ihre Schwester und Lazarum, wie der Evangelist Johannes K. 11,5. bezeugt, allein Martha und Maria ließen dem HErrn Jesu nicht sagen: siehe, der Bruder der zwei Schwestern, die Du lieb hast, liegt krank, sondern beriefen sich nur auf die Liebe des HErrn Jesu gegen ihren Bruder, der ihnen ohnehin als ein Kranker einer neuen Erweisung der Liebe Jesu am meisten bedürftig zu sein schien. Freilich hatten sie dabei auch die Absicht auf sich selbst. Ihr Bruder war todtkrank, sie hatten ihn lieb, und mißten ihn ungern; doch waren sie nicht so keck, den HErrn Jesum geradezu zu bitten, daß Er kommen, und ihren Bruder gesund machen sollte, ob sie solches gleich wünschten; gleichwie sie Ihm auch hernach den groben Vorwurf nicht machten, den Ihm einige Juden Joh. 11,37. machten, sondern nur sagten: HErr, wärest Du hier gewesen, unser Bruder wäre nicht gestorben, V. 21.32. Die Bescheidenheit leuchtete also aus ihrem ganzen Betragen heraus, und diese soll auch in unser ganzes Bezeugen gegen unsern Heiland und Seinen himmlischen Vater einfließen. Der HErr Jesus zeigte diesen zwei Schwestern und ihrem Bruder, daß Er denjenigen, die Er lieb hat, nicht immer so willfahre, wie sie es verlangen; denn Er besuchte den kranken Lazarus nicht, und machte ihn nicht gesund, wiewohl Er hernach mehr that, als man Ihn gebeten hatte. In diese Seine Weise müssen wir uns schicken lernen, und bei unserm Bitten uns immer hüten, daß wir nicht Seine Rathgeber sein wollen. Wie glücklich ist derjenige, den Jesus lieb hat! Lazarus war, wie ein jeder anderer Liebling Jesu, den Vornehmsten unter den Juden und vielen gemeinen Leuten verhaßt. Auch nach seiner Auferweckung trachteten die Hohenpriester darnach, daß sie ihn tödteten, weil um seinetwillen viele Juden hingingen und an Jesum glaubten, Joh. 12,10.11.: allein die Liebe Jesu ersetzte ihm Alles. Und wie reichlich ist er seit seiner seligen Hinfahrt, nach welcher er nicht mehr zu dem irdischen Leben erweckt wurde, durch sie erquickt worden! Alle diejenigen, die Jesus lieb hat, sagen mit einander: lasset uns Ihn lieben, denn Er hat uns zuerst geliebet!

Mel.: HErr Jesu, Gnadensonne.
1.
Ich kenne Deine Liebe,
Mein Heiland, mir zum Trost,
Ich weiß, wie sie Dich triebe,
Daß Du Dein Blut vergoß’st;
Auf diese kann ich sterben:
Ich fürchte kein Verderben,
Noch daß Du mich verstoß’st.
2.
Wenn Herz und Augen brechen,
Bist du des Lebens Licht;
Du brichst auch Dein Versprechen
Und Deine Liebe nicht.
Der mir in Liebe diente
Und mich mit Gott versühnte,
Befreit auch vom Gericht.
3.
Er liebt! verstummt mein Beten
Im letzten Athemzug,
So ist mir Sein Vertreten
Beim Vater ganz genug;
Und in den Sterbensnöthen
Wird Sein Blut für mich reden,
Das Er gen Himmel trug.
4.
O Liebe, Wunderliebe!
Ich hänge mich an Dich;
Und wenn ich einst verstiebe,
Erweckst Du dennoch mich.
Liebst Du uns schon auf Erden,
Was wird’s im Himmel werden,
Du liebst ja ewiglich!
5.
Hast Du mir dieß gegeben,
Daß mich die Liebe freut,
Mach auch in diesem Leben
Mich zu dem Lied bereit,
Das man in jenem übet:
Dem Lamm, das uns geliebet,
Sei Macht und Herrlichkeit!

28. April. Morgen-Andacht.

Der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in Kurzem
Röm. 16,20.

Paulus hat den Brief an die Römer nach der Weisheit, die ihm gegeben war, mit großer Vorsichtigkeit geschrieben. Rom war die Hauptstadt des römischen Reichs, wo der Kaiser und vornehme Rathsherren, Ritter und Beamte, welche alle Heiden waren, auf die Christen Achtung geben konnten. Ob nun gleich Paulus in diesem Brief den Heiden nicht schmeichelte, sondern Kap. 1 von ihren Lastern, von ihrem thörichten Götzendienst, und von dem Recht Gottes, sie zu verdammen, freimüthig schrieb, so ermahnte er doch die Christen zu Rom Kor. 13. ausführlicher, als er in andern Briefen that, zum Gehorsam gegen die Obrigkeit, und nannte diese eine Ordnung Gottes, welcher man nicht widerstreben dürfe. Weil auch die Christen zu Rom damals verfolgt wurden, obschon vielleicht kein kaiserlicher Befehl dazu ausgegangen war, so gab er ihnen so gar keine Anweisung, ihren Verfolgern Böses mit Bösem zu vergelten, daß er vielmehr Röm. 12,14. schrieb: segnet die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht, und V. 19.: rächet euch selber nicht, meine Lieben, sondern gebet Raum dem (heiligen) Zorn (Gottes), denn es stehet geschrieben: die Rache ist Mein, ich will vergelten, spricht der HErr. Weil er aber doch den römischen Christen Ruhe in Ansehung ihrer Verfolger wünschte, so that er Kap. 16,20. den Wunsch: der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in Kurzem. Daß er hiebei nicht an die Errettung der Römer von der Gewalt des Satans gezielt habe, ist gewiß, weil sie schon davon errettet waren. Und weil er in diesem Wunsch Gott den Gott des Friedens nennt, so ist klar, daß er nicht auf geistliche Anfechtungen, sondern auf feindselige Obrigkeiten, Götzenpriester oder Bürger zu Rom gezielet habe, welche auf Anstiften des Satans die Christen daselbst so plagten, daß diese nicht friedlich unter ihnen leben konnten. Doch sagt Paulus nicht, der Gott des Friedens trete den Kaiser, oder den obersten Hauptmann (Apost. Gesch. 28,16. d.i. den Präfectum prätorio) oder die Götzenpriestern, oder andere Menschen unter eure Füße; wie denn ein solcher Wunsch ungeziemend gewesen wäre: sondern er wünschet solches in Ansehung des Satans, der schon gerichtet ist, und den der Gott des Friedens unter die Füße gläubiger Beter tritt, wenn Er ihm nach Seiner Allmacht auf ihr Bitten verwehrt, jene durch böse Menschen zu plagen und zu verfolgen. Wenn glaubige Christen einen solchen Sieg durch ihr Gebet erlangt haben, so können sie auf Löwen und Ottern gehen, und treten auf die jungen Löwen und Drachen. Paulus erkannte in seinem Geist, daß er den römischen Christen eine solche Zertretung des Satans unter ihre Füße nach dem Willen Gottes wünschen dürfe. Sonst aber läßt Gott nach Seiner Weisheit und Gerechtigkeit dem Satan Vieles zu, s. 1 Thess. 2,18. Offenb. Joh. 2,10. Auch zu Rom durfte hernach der Satan durch den Kaiser Nero wider die Christen wüthen, da dann auch die zwei Apostel Petrus und Paulus geopfert, das ist um des Evangelii willen hingerichtet wurden. Wer aber bedenkt, was Röm. 8,35-39. steht, muß bekennen, daß der Sieg immer auf der Seite wahrer Christen sei. Wenn sie allenthalben Trübsal haben, so ängsten sie sich nicht; wenn ihnen bange ist, so verzagen sie nicht; wenn sie Verfolgung leiden, so werden sie nicht verlassen; wenn sie unterdrückt werden, so kommen sie nicht um, wie Paulus 2 Kor. 4,8.9. sagt. Ja, wenn sie getödtet werden, so ist es ihr Gewinn, weil sie dadurch zu ihrem HErrn Christo kommen.

Mel.: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr.
1.
Der Satan sucht, wie er gewinn’,
Was sich von ihm geschieden,
Und hat nur immer Krieg im Sinn:
Gott ist ein Gott vom Frieden;
Dem flieht das Kind des Friedens zu,
Der tritt geschwind zu dessen Ruh’
Den Satan zu den Füßen.
2.
Der Heiland hat das Schlangenhaupt
Schon durch den Tod zertreten;
Doch ist der Anfall ihr erlaubt
An Seelen, die sich retten.
Wie nun der Glaub’ in JEsu siegt,
So muß die Liebe, als bekriegt,
Auch in dem Heiland siegen.
3.
Dank sei Dir, Jesu, auch im Krieg
Für diesen edlen Frieden;
Du giebst doch immer Sieg auf Sieg,
Der Friede bleibt beschieden.
Zertritt den Feind und führ’ uns aus;
Gib, daß wir bald im Friedenshaus
Dir ein Triumphlied singen.

28. April. Abend-Andacht.

Der Mensch vom Weibe geboren lebt eine kurze Zeit, und ist oll Unruhe; geht auf wie eine Blume, und fällt ab; fleucht wie ein Schatten, und bleibt nicht.
Hiob 14,2.

Der Mensch däuchte den Hiob in seinem schweren Leiden ein sehr geringes Geschöpf zu sein, wie er ihn dann oft als ein solches beschreibt. Er sagte unter Anderem: der Mensch vom Weibe geboren lebt eine kurze Zeit; und doch lebte er nach seiner Trübsal noch 140 Jahre, und hatte schon vorher erwachsene Kinder gehabt. Wie viel mehr sollen wir, deren Leben 70 und, wenn’s hochkommt, 80 Jahre, gemeiniglich aber nicht so lange währt, die Kürze unseres Lebens, welches David Ps. 39,6. einer Handbreite vergleicht, erkennen. In der kurzen Zeit des Lebens ist aber der Mensch voll Unruhe oder Umtrieb. Viele Leiden und viele Arbeiten erhalten ihn immer in einer mühseligen Bewegung. Des ruhigen Genusses hat er wenig, weil er immer umgetrieben wird. In der Kindheit gehet er wie eine Blume auf, und nicht wie ein Reis im Wald, aus dem eine Ceder oder ein Eichbaum werden soll. Er ist als ein Kind schön und schwach wie eine Blume, und so steht er eine Zeit lang, fällt aber wieder ab. Er fleucht wie ein Schatten und bleibt nicht. Kaum hatte man ihn auf der Erde gesehen, so verschwindet er wieder ganz wie ein Schattenbild. Man sieht ihn nicht mehr, er ist nicht mehr da. Aus der Erde sind seit der Schöpfung schon ein hundert und etlich und zwanzigmal viele Millionen solcher Schattenbilder verschwunden; und auch wir, die wir jetzt da sind, werden bald so verschwinden.

Wozu soll uns nun diese Betrachtung dienen? Dazu soll sie uns dienen, daß wir uns selbst nach unserem irdischen Zustand und Leben für sehr gering halten. Ach es ist bald um uns geschehen. Unsere Thaten gehen sehr nahe zusammen, auch die Kürze unseres Lebens überzeugt uns, daß wir nicht durch’s Verdienst der Werke selig werden können. Weil wir aber doch als Knechte und Mägde Gottes etwas thun sollen, so sollen wir’s frisch oder hurtig thun, weil die Zeit und Gelegenheit kurz ist. Wir sollen fleißig sein. Wir sollen wandeln, dieweil es Tag ist, denn es kommt die Nacht, da Niemand wandeln kann. Uebrigens kann und will der große Gott die kleinen und wenigen Werklein, die wir thun, so segnen, daß sie zu einer Frucht werden, welche bleibt, obschon wir selbst nicht auf Erden bleiben, und daß sie eine Saat werden, auf welche eine ewig Ernte folgt. Lasset uns keinen Menschen abgöttisch fürchten, oder zur Stütze unseres Vertrauens machen; denn er ist eine Blume, die bald abfällt, und ein Schatten, der bald vergehet. Lasset uns aber auch unsere Güter, unsere Ehre bei Menschen, und unsere ganze irdische Glückseligkeit, ob wir schon Gott dafür zu danken haben, nicht allzuhoch schätzen, weil sie mit unserem irdischen Leben bald verwelken und vergehen werden. Aber auch unsere Leiden sollen wir nicht allzuhoch anrechnen; denn der Mensch vom Weibe geboren lebt und leidet eine kurze Zeit, aber der Mensch aus Gott geboren lebet ewiglich.

Mel.: HErr Jesu Christ mein’s Lebens etc.
1.
Was sind wir arme Menschen hier!
Gleich einem Schatten fliehen wir;
Je größer sich der Schatten macht,
Verliert er letzt sich in der Nacht.
2.
Woher kommt solches Flüchtigsein?
Von uns’rem Abfall kommt’s allein;
Seit sich der Mensch vom Licht verlor,
So steht ihm nun der Tod bevor.
3.
Doch fürchtet dieß der Glaube nicht,
Er weiß ein and’res Lebenslicht:
Wenn Jesus in die Seele scheint,
So wird man mit dem Licht vereint.
4.
Bleibt eine Seele ohne dieß,
So bleibt sie in der Finsterniß,
Woraus sie auch an jenem Tag
Nicht zu dem Licht gelangen mag.
5.
O ewig’s Licht, ich bitte Dich,
Erleuchte und belebe mich
Noch hier durch Deiner Gnade Schein,
Ein wahres Kind des Lichts zu sein!
6.
Sei Du stets meinem Herzen nah;
Was finster ist, vertreib’ allda.
Liebt gleich die Welt die Finsterniß,
Mach meinen Gang im Licht gewiß.
7.
So schließ’ ich sterbend mir zur Ruh,
Als Kind des Lichts, die Augen zu,
Und im Erwachen schau’ ich dann
Dein Licht mit klaren Augen an.

29. April. Morgen-Andacht.

Gott hat uns gesegnet mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum.
Eph. 1,3.

Es gibt einen leiblichen und einen geistlichen Segen; es gibt irdische und himmlische Güter. Der geistliche Segen und die himmlischen Güter sind den Glaubigen und Heiligen zugedacht, denen gemeiniglich der leibliche Segen und die irdischen Güter sehr mäßig zufließen, und die mit ihrem Verlangen darüber hinaufsteigen. Es besteht aber der geistliche Segen in himmlischen Gaben oder Gütern. Die Glaubigen auf Erden fangen nämlich an, vor Gott heilig und unsträflich in der Liebe zu werden, V. 4., wie diejenigen, die schon in den Himmel aufgenommen worden, in der Vollkommenheit sind. Sie sind Kinder Gottes, V. 5., wie die Bewohner des Himmels. Sie haben Gnade, und sind dem Vater angenehm gemacht in Seinem geliebten Sohn, V.6.; welches auch die größte Freude und Ehre derjenigen ist, die schon im Himmel sind. Sie haben die Vergebung ihrer Sünden, V. 7., deren sich auch die verklärten Menschen und Menschenseelen freuen. Sie haben den Heiligen Geist empfangen, V. 13., welcher auch die Geister der vollkommenen Gerechten und die auferweckten Heiligen, die im Himmel wohnen, erfüllt und belebt. Auf diese Weise ist den Glaubigen auf Erden schon viel Himmlisches geschenkt; ihr Zustand hat schon mit dem Zustand derer, die im Himmel wohnen, eine Aehnlichkeit, und deßwegen wird auch das Reich Gottes auf Erden, welches wir das Gnadenreich zu nennen pflegen, von Christo oft ein Himmelreich genannt. Gott gibt den geistlichen Segen, der in himmlischen Gütern besteht, wie Er dann schon mit Seiner Erwählung, ehe der Welt Grund gelegt ward, darauf gezielt hat. Er gibt ihn aber in Christo oder durch Christum. Um Christi willen empfängt man ihn, und wer ihn empfangen will, muß durch den Glauben in Christo Jesu sein und bleiben; da es dann billig ist, daß man Gott und den Vater unseres HErrn Jesu Christi wegen dieses Segens täglich lobe, V. 3. Wenn nun Jemand in unser Haus käme, und wir zeigten ihm unsern Vorrath von Gold, Silber, Kleidern, Wein und Korn, und nenneten dieses Alles mit dem gewöhnlichen Beisatz: Gottlob einen Segen Gottes, so müßten wir die Frage ertragen können, oder auch uns selber fragen, ob wir auch einen geistlichen Segen, der in himmlischen Gütern besteht, empfangen haben? Jener Vorrath beruhigt das Herz nicht, und ist vergänglich, da hingegen der geistliche Segen die Seele zur Ruhe bringt und ewig ist. Hier gilt aber auch das Wort des Täufers Johannes: ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm dann gegeben vom Himmel, Joh. 3,27. Zu Gott muß man sich bei seiner geistlichen Armuth wenden, und zwar durch Christum; den himmlischen Vater muß man anrufen, und zwar im Namen Jesu Christi. Der Fluch des Gesetzes steht dem Segen entgegen; jener wird aber durch die Rechtfertigung von denjenigen abgewendet, die durch Christum zu Gott nahen, und dem Segen dadurch Raum gemacht. Je treuer hernach eine Seele in dem Fortgang der Heiligung ist, und je williger sie ich dem Leiden unterwirft, desto reichlicher empfängt sie diesen Segen, aber immer durch Christum, welcher als Hoherpriester diejenigen segnet, die durch Sein Blut versühnt worden sind, und durch Ihn zu Gott nahen.

Mel.: Schmücke dich etc.
1.
Wenn ich täglich Manna äße,
Das gelobte Land besäße,
Joseph selbst zum Pfleger hätte,
Nachts des Salomonis Bette,
Gold aus Ophir gleich den Steinen!
Würde das nicht Segen scheinen?
Doch ist’s klein, wenn wir’s erwägen,
Nach der Himmelsgüter Segen.
2.
O in Christo, dem Erlöser,
Segnet uns der Vater größer!
Und dieß Herrliche auf Erden
Wird noch herrlicher dort werden.
Glauben kann man’s, nicht verstehen;
Hoffen läßt sich’s, noch nicht sehen;
Wenn wir nur zum Himmel reisen,
Werden wir es dort begreifen.
3.
Gottes Kindschaft ist ein Segen,
Den wir hier genießen mögen;
Aber wirklich Alles erben,
Wird erst folgen nach dem Sterben.
Vater, für die Segensgaben,
Die wir hier in Jesu haben,
Dank’ ich Dir in schwachen Proben,
Laß mich Dich dort herrlich loben!

29. April. Abend-Andacht.

Ihr aber, meine Lieben, erbauet euch auf euren allerheiligsten Glauben.
Jud. 20.

Der Apostel Judas Thaddäus hatte die Christen, an die er seinen Brief schrieb, und die er Berufene nennt, die geheiligt seien in Gott dem Vater, und behalten in Jesu Christo, vor gottlosen Spöttern gewarnt, die damals Rotten machten, und die Greuel, die diese begingen, mit einer falschen Lehre schmücken wollten. Im Gegensatz gegen dieselben nennt er den Glauben der Christen ihren allerheiligsten Glauben. Der Urheber desselben ist nämlich der heilige Gott. Auch erfordert dieser Glaube die Heiligung des Menschen und wirkt sie. Bei allen andern Religionen, auch bei der jüdischen (nicht zwar wie sie von David, Jesaias und Andern, sondern von den jetzigen Juden gefaßt und ausgeübt wird), ist noch Raum zum Sündigen, und überdieß ein Mangel an der Wahrheit, welche von der Sünde frei machen könnte: der christliche Glaube hingegen ist ein sehr heiliger Glaube, und wird eben dadurch als göttlich und wahr ausgezeichnet. Auf diesen unsern allerheiligsten Glauben sollen wir uns erbauen. Wir sollen ihn durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes bei der Aufmerksamkeit auf das Wort Gottes, das wir hören und lesen, recht und völlig verstehen lernen. Dabei soll aber dieser Glaube auch unser Glaube sein, so daß wir ihn annehmen, die Kraft desselben empfinden, und dem Vorbild der Lehre, dem wir ergeben sind, auch von Herzen gehorsam werden, wie Paulus Röm. 6,17. schreibt. Je reiner und völliger bei uns die Erkenntniß unseres allerheiligsten Glaubens, je fester unsere Ueberzeugung von der Wahrheit desselben, und je reicher unsere Erfahrung von der Kraft desselben ist, desto weniger werden wir von allerlei Wind der Lehre umgetrieben werden, desto ruhiger und leichter werden wir Alles, was unserem allerheiligsten Glauben zuwider ist, von uns abweisen können. Es gibt Menschen, welche, ehe sie auf den allerheiligsten Glauben recht erbaut sind, sich aus Vorwitz allerhand fremde und neue Meinungen bekannt machen, und sich als unerfahrene und unbefestigte Leute in’s Disputiren einlassen, da es dann leicht so weit mit ihnen kommen kann, daß sie an Allem zweifeln, oder den Lügen glauben. Aber o Christ, erbaue dich zuvörderst auf deinen allerheiligsten Glauben, so wirst du ohne gelehrtes Disputiren Alles, was demselben zuwider ist, als unnöthig, schwach, schädlich und lügenhaft erkennen, ketzerische Menschen, wenn sie von dir oder Andern ein oder abermal ermahnt worden sind, meiden, und falsche Propheten an ihren Früchten erkennen. Doch sagt Judas auch dieses: betet durch den Heiligen Geist, und behaltet euch in der Liebe Gottes, und wartet (bei dem Leiden dieser Zeit) auf die (völlige Erweisung der) Barmherzigkeit unseres HErrn Jesu Christi zum ewigen Leben, und haltet (in Ansehung derer, die noch zu retten sind) diesen Unterschied, daß ihr Etliche, die zweifeln, mit Gründen überweiset, Einige aber so rettet, wie man etwas rettet, das man schnell aus dem Feuer reißt, mit Andern aber doch nicht ohne Furcht barmherzig redet und handelt, dabei aber den befleckten Rock des Fleisches, das ist die sündliche Unreinigkeit, nicht entschuldigt, sondern hasset, V. 21.22.23. Diese Anweisung ist auch zu unserer Zeit sehr nöthig.

Mel.: Wer nur den lieben Gott etc.
1.
Ich habe immerdar zu bauen;
Bald kriegt die Liebe einen Riß,
Bald sinkt das glaubige Vertrauen,
Bald wird die Hoffnung ungewiß;
Mein Herze ist ein schwaches Haus,
Da geht die Arbeit niemals aus.
2.
Zwar bleibt der Grund, den Gott geleget,
Der Grund, den Jesus Christus heißt,
Der Fels, der mein Gebäude träget;
Da bet’ ich dann in Seinem Geist:
Ach Vater Christi, schenke Du,
Wenn ich mich baue, Kraft dazu!
3.
Ich weiß, es wird der Feind nicht schlafen;
Doch steh’ ich unter Deiner Hut,
So hält die eine Hand die Waffen,
Indem die and’re Arbeit thut.
Umgürte mich mit Deinem Wort,
So geht das Bauen richtig fort.
4.
Geht je die Arbeit schwer von statten,
So stehe Du mir selber bei
Und tröste mich auch im Ermatten,
Daß solche nicht vergeblich sei.
Wir bauen hier nur kurze Zeit,
Und dennoch auf die Ewigkeit.
5.
HErr! laß die Werke meiner Hände
Durch Deine Macht gesegnet sein,
Und führ’ mich an derselben Ende
Zu Deinen Friedenshäusern ein;
So steh’ ich in der Erde Brand
Noch als ein Bau von Deiner Hand.

30. April. Morgen-Andacht.

An den Menschen ein Wohlgefallen.
Luk. 2,14.

Wer sollte nicht gern ein Mensch sein, wenn er bedenkt, daß das ganze Heer heiliger Engel in der Nacht, da Christus geboren wurde, gesagt hat: an den Menschen ein Wohlgefallen! Ohne Zweifel sagten sie dieses vornämlich in dem Bezug auf Gott, da sie nämlich bezeugten, Gott habe an den Menschen ein Wohlgefallen; doch vereinigten sie sich ohne Zweifel mit der Gesinnung ihres Gottes, und gaben zu verstehen, daß auch sie an den Menschen ein Wohlgefallen haben. Wem haben aber die Menschen dieses Wohlgefallen zu danken? Dem eingebornen Sohn Gottes, welcher in derselbigen Nacht als ein Menschenkind in einem Stall zu Bethlehem geboren wurde. Was für ein edles und unbegreiflich wunderbares Geschöpf muß doch ein Mensch sein, weil in einer menschlichen Natur die ganze Fülle der Gottheit wohnen, und sie fähig sein konnte, mit dem wesentlichen Wort persönlich vereinigt zu werden! Ferner: wie lieb muß der große Gott die Menschen haben, da Er das Wort, welches bei Ihm war, Fleisch werden ließ, und zwar nicht durch eine Menschwerdung, die im Himmel vorgegangen wäre, sondern durch die Geburt von einem Weibe, durch welche der Sohn Gottes ein Sohn Davids, Abrahams, Noahs und Adams, folglich aller Menschen Anverwandter geworden ist! Was für große Gaben, was für eine reiche Gnade und Herrlichkeit müssen den Menschen durch diese Menschwerdung und durch die ganze Erlösung, die der Sohn Gottes ausgeführt hat, bereitet worden sein! zu was für einer großen Wonne, zu was für einem hohen Ehrenstand, zu was für einer innigen Vereinigung mit Gott können die Menschen durch den Sohn Gottes gelangen! Sie sollen Kinder und Erben Gottes und Miterben Christi werden. Sie sollen gleich werden dem Ebenbild des Sohnes Gottes. Die Liebe, womit der Vater den Sohn liebt, soll auch in ihnen sein, und der Sohn Gottes selbst in ihnen, Joh. 17,26. Wer kann dieses Alles genugsam begreifen? Wer kann’s hoch genug schätzen? Da uns nun Gott um Seines Sohnes willen nach dem Zeugniß der Engel Seines Wohlgefallens würdigt, und das ewige Leben in Seinem Sohn von sich stößt, sich selbst des ewigen Lebens nicht werth achtet (Ap. Gesch. 13,46.), seine Natur durch Gräuel schändet, Gott den Rücken und der Hölle das Angesicht zukehrt, und, da ihn Gott selig machen will, dem Verderben zueilt. Dieses ist aber der Sinn aller Unglaubigen und Gottlosen. Sie denken freilich nicht auf eine ausgewickelte Weise so, allein in ihres Herzens Grund liegt diese Gesinnung, wie ihre daraus entspringenden Werke anzeigen. Ach daß das Evangelium, welches von Engeln und Menschen und von dem Sohne Gottes selber gepredigt worden ist, in allen Menschen ein Vertrauen zu Gott erweckte, aus welchem eine redliche Zukehr zu Gott und ein Verlangen nach Seiner Gnade entstehen könnte, welches hernach, wenn es redlich und anhaltend ist, nicht unerfüllt bleiben, und ein redliches Bestreben, den Willen Gottes zu thun, nach sich ziehen würde!

Mel.: Nun laßt uns Gott dem HErren.
1.
So oft ich das Verderben,
Worin wir sollen sterben,
Und die Erlösung prüfe,
So heißt’s: o welche Tiefe!
2.
Gott will noch unser Leben,
Und will es selbst uns geben,
Da heißt’s in froher Stille:
O Gott, welch’ guter Wille!
3.
Was bin ich? lauter Sünde;
Was macht Gott? mich zum Kinde;
Und was ist, das Ihn triebe?
Er selbst. O welche Liebe!
4.
Der Sohn ist selbst erschienen,
Mit Blut uns auszusöhnen;
Er starb für mich, die Made,
Für mich: o welche Gnade!
5.
Sein Geist wirkt in uns Triebe
Zum Glauben und zur Liebe,
Und schafft das Herz ganz neue,
Das denkt: o welche Treue!
6.
Hie that ich nichts, ich Armer;
Nur Dir soll, du Erbarmer,
Mein Herz von Danken wallen:
O welch’ ein Wohlgefallen!

30. April. Abend-Andacht.

Jetzt sehen wir noch nicht, daß Ihm Alles unterthan sei.
Hebr. 2,8.

Paulus bewies aus Ps. 8,7., daß der Vater Seinem Sohne, insofern Er ein Menschensohn ist, Alles zu Seinen Füßen unterthan oder untergeordnet habe, und nimmt das Wörtlein Alles hiebei so genau, daß er noch zur Erläuterung hinzusetzt: der Vater habe nichts gelassen, das Er dem Sohne nicht unterthan hätte. 1 Kor. 15,28. aber behauptet er, daß bei dem Wörtlein Alles nur der Vater ausgenommen sei, der dem Sohn Alles unterthan habe. Diese Unterwerfung aller Dinge unter Christum als den Menschensohn ist schon geschehen, und wird Eph. 1,20-23. Kol. 1,16.17.18. 2,10. Hebr. 1,2. Matth. 28,18. beschrieben. Der Grund derselben ist einerseits die Schöpfung aller Dinge durch Christum als das wesentliche Wort, wie es dann billig ist, daß Alles, was durch Ihn erschaffen ist, Ihm auch als Gottmenschen untergeordnet sei, andererseits aber Sein im lautersten Gehorsam erlittener Tod, als durch den Er als Mittler würdig geworden ist, das Buch mit den sieben Siegeln, welches die Herrschaft über Alles enthält, anzunehmen, Hebr. 5,9., und Alles unter Seinen Füßen zu haben, Hebr. 2,9. Jetzt sehen wir aber noch nicht, daß Ihm Alles unterthan ist, und doch glauben wir’s um des Wortes Gottes willen. Warum sehen wir’s aber noch nicht? Darum, weil wir Ihn nicht sehen, wie Er auf dem göttlichen Thron über Alles herrscht, und weil wir unter den Geschöpfen noch viel Unordnung, ja viel Widerstreben gegen Ihn wahrnehmen. Er läßt die bösen Geister und bösen Menschen noch lästern, spotten, wüthen, ihre Bosheit ausüben und Schaden anrichten. Man kann noch immer aus Ps. 83,3. zu Ihm sagen: siehe, Deine Feinde toben, und die Dich hassen, richten den Kopf auf. Und doch ist Ihm schon Alles unterthan; allein Er waltet jetzt noch mit einer zulassenden Langmuth, mit einer nur einschränkenden und nicht alsbald niederschlagenden Macht, mit einer Weisheit, die auch aus bösen Dingen etwas Gutes herauszubringen weiß, über den bösen Geistern, und überdieß auch mit einer liebreichen Geduld, die auf Buße wartet, über bösen Menschen, und da tausend Jahre bei Ihm wie ein Tag sind, so wartet Er ohne Langeweile, bis am Tag Seiner herrlichen Erscheinung der gegenwärtige Himmel, der zu Seinen Absichten nicht herrlich genug ist, und die gegenwärtige Erde, die um der Sünde willen verflucht worden ist, und die gegenwärtige Erde, die um der Sünde willen verflucht worden ist, vergehen werden, und Alles neu gemacht sein wird. Er muß aber herrschen, bis der Vater alle Seine Feinde unter Seine Füße legen wird, 1 Kor. 15,25. Dieses Leben wird etwas Neues sein. Alsdann wird sich nichts mehr wider Christum sträuben. Alsdann wird dem Sohn Alles im vollkommensten Verstand unterthan sein, und der Sohn wird auch selbst unterthan sein Dem, der Ihm Alles unterthan hat, auf daß Gott, folglich auch der Sohn als Gott, sei Alles in Allen, V. 28. Dieses Ziel nennt Paulus V. 24. das Ende, und sagt, daß der Sohn alsdann das Reich, wie er es vorher als Mittler verwaltete, da Ihm noch nicht Alles wirklich unterthan war, nachdem dieser Zweck erreicht ist, Gott und dem Vater überantworten, und alle Herrschaft, und alle Obrigkeit und Gewalt aufheben werde. Wohl dem, der jetzt Christo freiwillig unterthan ist, und nie zu Seinen Füßen gelegt, sondern Sein Miterbe in der Herrlichkeit wird.

Mel.: Jesus meine Zuversicht.
1.
Jesu sind wir unterthan,
Denn Gott legt uns Ihm zu Füßen.
Betet man Ihn jetzt nicht an,
Muß man’s am Gerichtstag büßen,
Da man unter Seinem Fuß
Ihn als HErrn erkennen muß.
2.
Jetzt zwar sehen wir noch nicht,
Daß Ihm Alles unterthänig;
Bei dem Wort, durch das Er spricht,
Bleibt man taub und hält es wenig.
Aber wer es hört und glaubt,
Achtet Ihn schon für sein Haupt.
3.
Großer Jesu! Du scheinst klein
Denen Blinden, die Dich hassen;
O wie herrlich wirst Du sein,
Wenn Du Dich wirst sehen lassen! Jetzo bete ich Dich an,
Ich bin auch Dein Unterthan.
4.
Obschon hier die Augen noch
Dich zu schauen gar nicht taugen,
Werden wir Dich alle doch
Künftig seh’n mit unsern Augen;
Da wird alle Welt gebückt,
Wenn sie Dich als HErrn erblickt.
5.
O daß Alles doch an mir
Dir recht unterthänig wäre!
Nimm von meinem Glauben hier
Huldreichst Deine Königsehre,
Bis ich dort, Dir unterthan,
Dich im Schauen ehren kann.

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