Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zur Offenbarung

Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zur Offenbarung

Off. 1

Dem, der uns liebet, und gewaschen hat von unsern Sünden mit Seinem Blut, demselben sei Ehre und Gewalt in Ewigkeit.
Offenb. 1,5.

Johannes, welcher den HErrn Jesum im Stand Seiner Erniedrigung gekannt hatte, und an Seiner Brust an einem Abendessen gelegen wahr, Ihn aber auch als todt am Kreuze hangend gesehen hatte, glaubte von Herzen, daß Er der wahrhaftige Gott und das ewige Leben sei, weil er von Ihm bezeuget, daß Ihm Ehre und Gewalt in Ewigkeit gebühre, gleichwie solches Offenb. Joh. 4. und 7. von Gott bezeuget wird. Er erinnerte sich auch ohne Zweifel bis an sein Ende mit einer innigen Freude, daß er der Jünger sei, den Jesus lieb gehabt habe, eignete sich aber diese Liebe des HErrn Jesu nicht allein zu, sondern sagte zu allen Glaubigen: Er liebet uns. Ob wir Ihn schon nicht sehen, ob Er schon in die Herrlichkeit aufgenommen ist, so liebet Er uns doch. Er liebet uns und hat uns von unsern Sünden mit Seinem Blut gewaschen. Die Sünde ist das Einzige an dem Menschen, das Jesu nicht lieben kann. Sie ist ein Unflath, der den ganzen Menschen unrein und verwerflich macht, und wer sich nicht davon frei machen läßt, wird wirklich verdammt und verworfen. Von sich selbst aber und von allen Glaubigen sagt Johannes: Jesus Christus hat uns von unsern Sünden mit Seinem Blut gewaschen. Mit diesem Abwaschen ist die Vergebung aller Sünden verbunden, um derenwillen der HErr Jesus Sein Blut vergossen hat, wie Er denn bei der Einsetzung des heiligen Abendmahls sagte: Mein Blut ist für euch und für Viele vergossen zur Vergebung der Sünden; das Abwaschen selber aber ist die innerliche Reinigung der Seele, wodurch sie eine Aehnlichkeit mit dem reinen und unbefleckten Lamm Gottes bekommt. Johannes sagte: Christus Jesus hat uns von unsern Sünden mit Seinem Blut gewaschen, als ob’s schon geschehen wäre. Es ist auch, was die Hauptsache bei den Glaubigen anbelangt, wirklich geschehen. Das Blut Jesu hat die Herrschaft der Sünde bei ihnen aufgehoben, und ihre Seelen in Ansehung derselben in eine selige Freiheit gesetzt, wie Paulus Röm. 6. rühmet. Sie haben schon eine Aehnlichkeit mit dem HErrn Jesu bekommen, Er hat eine Gestalt in ihnen gewonnen. Sie hassen die Sünde, die Er auch hasset. Sie wandeln nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist. Insofern hat sie also Christus Jesus mit Seinem Blut gewaschen; doch muß diese Abwaschung oder Reinigung fortwähren, bis sie ihre Vollendung erreicht hat, und die Kinder Gottes sagen können: wir haben keine Sünde, welches sie bei Leibesleben nie sagen können, 1 Joh. 1,8. Darum schrieb Johannes 1 Joh. 1,7.: so wir im Licht wandeln, wie Gott im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft unter einander; und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, macht uns (noch weiter) rein von aller Sünde, und 1 Joh. 3,3.: ein jeglicher, der die Hoffnung hat, Jesum dereinst zu sehen, und Ihm ganz ähnlich zu sein, reiniget sich, gleichwie Er auch rein ist. Wie wohl wird’s uns sein, wenn wir durch’s Blut Jesu von unsern Sünden ganz gewaschen sein werden, weil doch die Sünde die Ursache aller Finsterniß und alles Mißvergnügens ist! Nun demjenigen, der uns liebet, und gewaschen hat von unsern Sünden mit Seinem Blut, und uns ferner bis zu unserer Vollendung waschen will - demselben sei Ehre und Gewalt in Ewigkeit!(Magnus Friedrich Roos)

Dem, der uns liebet, und gewaschen hat von unsern Sünden mit Seinem Blute, und hat uns gemacht zu einem Königreich, zu Priestern, Seinem Gott und Vater, dem sei die Herrlichkeit und die Kraft in Ewigkeiten. Amen.
Offenb. 1,6.

Wer derjenige seie, dem dieser Lobspruch mit tiefster Ehrerbietung dargebracht wird, ist leicht zu erachten. Es ist eben der, von welchem der Verfasser der Offenbarung in seinem ersten Brief Kap. 1,7. schreibt: das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.
Jesus Christus ist es also werth, daß Ihm der Ruhm der Herrlichkeit und Kraft nicht nur jetzt, auf die kurze Zeit unserer Pilgrimschaft, sondern in alle Ewigkeiten gebracht werde. Schon als der Sohn Gottes, den alle Engel Gottes anbeten, ist Er unserer innigsten Verehrung und Anbetung würdig: wenn wir aber vollends an Seine unbeschreibliche und unbegreifliche Liebe denken, womit Er uns unwürdige, sündhafte, verdorbene, hochverschuldete Menschen umfangen hat, so übersteigt unsere Verpflichtung gegen Ihn Alles, was sich denken läßt. Er liebet uns, die wir doch von Natur Seines und Seines Vaters Feinde sind, und erweiset uns Gutes für Böses. Er hat, aus Liebe zu uns, unter der äußersten Schmach, und unter den empfindlichsten Martern an Seele und Leib, Sein Blut vergossen zur Versühnung für unsere Missethat; aber mit eben diesem kostbaren Blut hat Er uns, die wir Ihn im Glauben an Sein Evangelium als unsern Mittler und Seligmacher angenommen haben, von unsern garstigen Sündenflecken an unsern Herzen und Gewissen gereinigt, und will uns von Tag zu Tag, wenn wir Ihm stille halten, noch weiter reinigen. Diese Reinigung aber soll den erstaunlichen Erfolg haben, daß wir Seinem Gott und Vater, der durch Ihn und um Seinetwillen auch unser Gott und Vater ist, nicht nur als hochbeglückte und begnadigte Unterthanen Seines unendlich ausgebreiteten Königreichs, sondern gar als Priester in Seinem himmlischen Heiligthum, die den nächsten Zutritt zu Seinem majestätischen Thron haben, zu Seinem göttlichen Wohlgefallen mit einer solchen Ehre und Wonne dienen sollen, gegen welcher alle Ehrenstellen, womit die Großen dieser Welt ihre Lieblinge auszeichnen können, nur Kinderspiel und Schattenwerk heißen mögen. Was kann wohl Prächtigeres und Seligeres gedacht werden, als dieser himmlische Priesterstand, der K. 7,15., und noch umständlicher K. 22,3.4. also beschrieben wird: und es wird (in der Stadt Gottes) kein Verbanntes mehr sein, und der Stuhl (der Thron) Gottes und des Lammes wird darinnen sein. Und Seine Knechte werden Ihm dienen, und sehen Sein Angesicht, und Sein Name wird an ihren Stirnen sein. (Seine Klarheit wird aus ihnen, als eben so vielen lebendigen Spiegeln, zurückstrahlen). Und wird keine Nacht da sein, und nicht bedürfen einer Leuchte, oder des Lichts der Sonne; denn Gott, der HErr, wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
O wie trefflich, wie hoch kann ein armer schnöder Sünder in jener Welt ankommen, wenn er sich in dieser Vorbereitungszeit dazu hergibt, daß die Kraft des Blutes Jesu an seinem Herzen und Gewissen ihre volle Wirkung beweisen, und ihn von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes befreien kann! Aber welch ein Glück verscherzen auch diejenigen, die nicht aufhören wollen, in offenbaren oder verborgenen Sündengräueln sich zu wälzen, und alle Liebes-Anträge Dessen, der auch ihnen zu gut Sein Blut vergossen hat, in stolzem Unglauben, oder frecher Sicherheit, oder träger Gleichgültigkeit zu verschmähen!(Magnus Friedrich Roos)

Siehe, Er kommt in den Wolken.
Offenb. 1,7.

Von der Zukunft Christi zum Gericht wird sehr oft in der heiligen Schrift geredet, und es hat schon Enoch der Siebente von Adam gesagt: siehe, der HErr kommt mit viel tausend Heiligen, Gericht zu halten u.s.w., Jud. 14.15. Auf gleiche Weise schrieb auch Johannes im Eingang seines letzten Buchs: siehe, Er kommt in den Wolken. Die heiligen Propheten sahen nämlich die künftigen Dinge im Geist, als ob sie gegenwärtig wären und wirklich geschähen, und deßwegen redeten sie auch so davon. Johannes setzt sogar das Wörtlein siehe hinzu, als ob er dem Leser seines Buchs die Zukunft Jesu in den Wolken zeigen wollte. Offenb. 19. wird eine Zukunft Christi beschrieben, bei welcher Er als ein Feldherr auf einem weißen Pferd mit einem Heer kommt, um zu streiten und zu siegen, und diese Zukunft ist eben dieselbe, von welcher Jesaias Kap. 6. geweissagt hat, und welche Zach. 14,. ein Auszug des HErrn zum Streit genannt wird. Diese Zukunft wird einigermaßen sichtbar sein, und große Veränderungen auf der Erde nach sich ziehen. Seine letzte Zukunft aber, bei welcher ihn alle Augen sehen werden, wird o geschehen, daß Er mit himmlischen Wolken umgeben sein, und auf einer derselben als auf einem Wagen oder beweglichen Thron daher fahren wird, Luk. 21,27., wie dann dieses Letzte auch Ps. 104,3. von Gott geweissagt wird, s. Mark. 13,26., Offenb. Joh. 1,7. Auch bei der Gesetzgebung kam Gott in einer dicken Wolke, 2 Mos. 19,9.16., und bei der Verklärung Christi auf dem Berg war die Herrlichkeit Gottes mit einer Wolke bedeckt, so daß ein Schatten durch die Wolke entstand: doch leuchtete sie auch einigermaßen aus derselben heraus, weßwegen Matth. 17,5. gesagt wird, es habe die Jünger eine lichte Wolke überschattet. Als der HErr Jesus im Begriff war, aus der Welt zu gehen, sagte Er zu Seinem Vater Joh. 17,11.13.: Ich komme zu Dir, und dieses höchst wichtige Kommen zum Vater, wobei Er als Priester vor Seinem Angesicht für uns erschien, und als König alle Gewalt von Ihm empfing, wird auch Hebr. 9,12.24., Offenb. 5,7. und Dan. 7,13. beschrieben und in der letzten Stelle auch der Wolken des Himmels Meldung gethan. Dieses Kommen zum Vater ist der Grund Seiner Zukunft bei den Menschen. Er kommt, Seine Feinde zu überwinden und zu richten, und die Seinigen von allem Uebel zu erlösen, weil Er bei Seiner Zukunft zu dem Vater eine ewige Erlösung gefunden, und alle Gewalt von dem Vater empfangen hat.
Unser Blick soll oft auf die Zukunft Christi gerichtet sein, welche unaussprechlich wichtig ist, und ewige Folgen haben wird. Jetzt können die Menschen auf dem Erdboden nach ihrer Willkühr handeln. Sie werden des Bösen gewohnt und entschuldigen die Sünden, oder sehen sie wenigstens nicht mit dem gebührenden Haß und Abscheu an. Sie meinen alsdann, Gott sei auch gesinnt wie sie: und Er sieht zu, und schweigt; aber Er wird bei Seiner Zukunft sie von Seiner reinen Gerechtigkeit überzeugen, ihnen ihre Werke in dem rechten Licht unter Augen stellen und über einen Jeden ein rechtes Urtheil fällen, wobei es sein Verbleiben haben wird. Siehe, Er kommt in den Wolken: wache also auf, der du schläfest!(Magnus Friedrich Roos)

Ich bin der Lebendige, und Ich war todt, und siehe, Ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Offenb. Joh. 1,18.

Wenn Johannes in sich selbst gefragt hat, wer Derjenige sei, den er in einer sehr herrlichen Gestalt vor sich sahe, so ist ihm seine Frage durch das Wort Jesu: Ich war todt sehr deutlich beantwortet worden; denn kein Engel konnte dieses von sich selbst sagen: der HErr Jesus aber schämte sich nicht, dem Johannes hier zu sagen, daß Er derjenige sei, den er als einen Todten zwischen zwei Missethätern habe am Kreuz hangen sehen, da er zusahe, wie man Ihm die Seite mit einem Speer öffnete. Auch die vierundzwanzig Aeltesten, auch die Engel im Himmel dürfen dem HErrn Jesu zurufen: Du bist erwürget oder geschlachtet worden, und leiten daraus Sein unermeßliches Lob her, Offenb. Joh. 5,9.12. Als der HErr Jesus zu dem Johannes sagte: Ich war todt, mahnte ER ihn hiedurch an Seine Liebe, die Er durch keine größere Probe beweisen konnte, als durch diese, daß Er Sein Leben für Seine Freunde ließ. Johannes also, der bei dem Anblick der Herrlichkeit Jesu wie ein Todter zu Seinen Füßen niederfiel, wurde erquickt, da ihn Jesus an den Tod mahnte, den Er für den Johannes und alle Sünder gelitten habe. Daß Jesus gestorben sei, wußten Viele, die sonst unglaubig waren, und noch jetzt gestehen es alle Juden ein; daß Er der Lebendige sei, glauben sie nicht, und wer dieses nicht glaubt, dem nützt die Wissenschaft von dem Tod Jesu nichts. Es war auch dem HErrn Jesu daran gelegen, daß Er den Glauben des Johannes in der Absicht auf Sein Leben bestätigte, und deßwegen sagte Er: Ich bin der Lebendige, und wiederum: siehe! Ich bin lebendig (der Anblick zeigt es ja), und bleibe lebendig in die Ewigkeit der Ewigkeiten, folglich ohne Ende. Hiemit bestätigte Jesus dem Johannes die Wahrheit des ganzen Evangelii, stärkte zugleich seine Hoffnung des ewigen Lebens, das er durch den Glauben an Ihn erlangen sollte, und machte zugleich bei ihm eine Vorbereitung auf die folgenden Gesichte, in welchen er immer Jesum als einen lebendigen Herrscher, Sieger und Richter sehen sollte.
Auch uns sollen diese Worte Jesu sehr wichtig sein. Der HErr Jesus ist aus dem Land der Lebendigen weggerissen worden, da Er um die Missethat Seines Volkes geplagt ward; man siehet Ihn jetzt nicht mehr auf Erden: aber Er ist und lebet in der Herrlichkeit. Er herrschet als König auf dem höchsten Thron, und ist Priester auf eben diesem Thron, Zach. 6,13. Er kann immerdar selig machen, die durch Ihn zu Gott kommen, und lebet immerdar und bittet für sie, Hebr. 7,25. Weil Er in die ewigen Ewigkeiten lebet, so hat Er keinen Nachfolger in Seinem Königreich und Priesterthum, sondern Er selbst bleibet ewiglich Priester nach der Weise Melchisedek, der zugleich König, und der Einige von dieser vorbildlichen Art war. Hebr. 5,6. 7,3. Man kann auch Seine Lebenskraft empfinden und genießen, wenn man zu Ihm nahet, und Er zu den Menschen nahet, denn Er theilt sie gern mit, wie Er sie denn auch dem Johannes, welcher als ein Todter niedergefallen war, schnell mittheilte, daß er wieder aufstehen und schreiben konnte, was Jesus ihm vorsagte. Man empfindet auch, daß Jesus liebe, wenn man Seinen heiligen Leib und Sein heiliges Blut im heiligen Abendmahl geziemend empfängt, und dadurch eine Erfrischung und Stärkung des geistlichen Lebens bekommt. Endlich, weil Er lebt, so werden diejenigen, die an Ihn glauben, und durch Ihn gerecht werden, auch nach der Seele und dem Leib ewiglich leben, und als Lebendige bei Ihm, dem Lebendigen, ewiglich sein. Das Ziel des Christenthums ist Leben: Gott lasse mich dieses Ziel erreichen!(Magnus Friedrich Roos)

Off. 2

Ich werde dir bald kommen, wo du nicht Buße thust.
Offenb. Joh. 2,5.

Der Engel oder Bischof der Gemeinde zu Ephesus war kein lasterhafter Mann, sondern stund noch in der Gnade, hatte aber doch die erste Liebe verlassen, da doch die Liebe das Bild Gottes in der Seele und gleichsam das Element ist, worin ein Christ schweben soll. Er hatte also die Liebe, worin er zuerst gestanden war, verlassen, und war in ein heftiges, rauhes und feindseliges Wesen hinein gerathen, womit er sich und Andern zur Last war, und wobei er in der Gefahr stund, die Gnade ganz zu verlieren. Vermuthlich war ihm die Geschäftigkeit bei seiner großen Gemeinde, und das Streiten mit den falschen Aposteln und andern bösen Menschen zu einer Versuchung worden, welche ihn nach und nach aus dem heitern Liebesleben herausrückte. Diesem Mann nun ließ der HErr Jesus schreiben, er solle gedenken, wovon er gefallen sei, und Buße thun, oder seinen Sinn mit Reue ändern, und die ersten Werke wieder thun, welche aus der Liebe geflossen waren. Er drohete ihm zugleich: Ich werde dir bald kommen, und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße thust. Der HErr Jesus kommt an Seinem Tage als ein Richter. Er kommt aber einem einzelnen Menschen, oder auch einer Gemeinde, oder einem Land, wenn Er seine richterliche Macht offenbaret. Ein solches Kommen nennt die heilige Schrift auch eine Heimsuchung. Ehe Er so kommt oder heimsucht, spricht Er gleichsam zu dem Menschen: du thust dieß und das, und Ich schweige; da meinst du, Ich werde sein wie du, Ich werde dein Thun auch billigen, wie du es billigst. Wenn Er aber kommt, so straft Er, und stellt dem Menschen seine Vergehungen nachdrücklich unter die Augen. Dem Bischof zu Ephesus hätte der Heiland seinen Leuchter von seiner Stätte weggestoßen, wenn er nicht Buße gethan hätte, das ist, Er hätte die Herzen der Glaubigen gelenkt, anstatt des rauhen und feindseligen Bischofs einen andern Lehrer zu suchen, der im Licht und in der Liebe gestanden wäre, da dann jener zu seiner Schande ein Hirt ohne eine Heerde, und von seinem Amt abgesetzt gewesen wäre.
Wir wollen aus dieser ernstlichen Rede Jesu lernen, daß alle Abweichungen von dem ersten Ernst, von der ersten Liebe, von dem ersten Glauben, und überhaupt von dem rechtschaffenen Wesen, worin man zuerst gestanden ist, etwas Großes zu bedeuten haben, gesetzt, daß auch der Rückfall aus der Gnade noch nicht geschehen wäre. Man ist nämlich durch eine solche Abweichung schon von einer guten Stufe, worauf man gestanden war, herabgefallen. Man hat angefangen, fleischlich gesinnet zu sein. Man hat also nöthig, seinen Fall zu bedenken, die ersten Werke wieder zu thun, und seinen Sinn zu ändern. Wenn der heilige HErr durch Sein Wort solches Alles zuwege bringen kann, so kostet es zwar einen Seelenschmerz, geht aber noch leicht von statten. Wenn Er aber dem Menschen kommen, und ein strenges Gericht, eine scharfe äußerliche Züchtigung über ihn verhängen muß, so geht’s schwerer her, ja es kann dahin kommen, daß, ob man gleich noch errettet wird, doch ein gewisser Schaden nicht mehr ersetzt werden kann. So hat Ruben seine Erstgeburt verloren, weil er einmal auf seines Vaters Lager gestiegen war, ob er schon noch einen Segen bekam. Lasset uns also bei der völligen Zuversicht, die wir zu unserm HErrn haben dürfen, täglich bedenken, daß Er uns in Seiner Hand halte, folglich uns halten oder wegwerfen könne, und daß Er mitten unter den goldenen Leuchtern, das ist unter den christlichen Gemeinden, wandle, und auf Alles als der Hirt und Bischof der Seelen Acht habe.(Magnus Friedrich Roos)

Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.
Offenb. 2,7.

Wer stark ist in dem HErrn und in der Macht Seiner Stärke, und als ein solcher, so oft ein böses Stündlein kommt, Alles wohl ausrichtet und das Feld behält, Ephes. 6,10.13., ist ein Ueberwinder, an dem die Verheißungen, welche der HErr Offenb. 2. und . gegeben hat, nach seiner Fähigkeit werden erfüllt werden. Der Engel oder Bischof der Gemeine zu Ephesus stand bei einer vermuthlich weitläufigen Arbeit unter allerhand beschwerlichen Umständen, die ihn nach und nach unmuthig und bitter machten, daß er die erste Liebe verließ. wenn er also überwinden wollte, so mußte er zur ersten Liebe umkehren, und sie auf’s Neue bei allen Versuchungen behaupten. Der Bischof zu Smyrna mußte bis an den Märtyrertod getreu sein, und die Liebe zu seinem natürlichen Leben überwinden, der Bischof zu Pergamus seine Trägheit, der Bischof zu Thyatira seine Furchtsamkeit. Zu Sarden mußte sich der Bischof von vorne an bekehren, ob er schon einen guten Namen hatte, folglich alle diejenigen Versuchungen überwinden, welche der Bekehrung, sonderlich bei ehrbaren Leuten, entgegen stehen. Der Bischof zu Philadelphia hatte bei einem kleinen Wirkungskreis, den er in seinem Amt hatte, das Wort Jesu von der Geduld bewahrt, und sollte ferner halten, was er hatte, damit ihm Niemand seine Krone nähme. Der Bischof zu Laodicea sollte insonderheit seine Eigenliebe überwinden, bei welcher er gute und große Gedanken von sich hatte, ob er schon nur lau und nie recht bekehrt worden war, und sich der heilsamen Bestrafung Jesu unterwerfen. So muß überhaupt ein Jeder zu einer jeden Zeit dasjenige überwinden, was ihm in seiner Bekehrung oder im Lauf nach dem vorgesteckten Ziel in dem Weg steht. Nach und nach kommen alle Gattungen von Versuchungen vor. Wer aber überwindet, dem will der HErr Jesus unter Anderem von dem Holz des Lebens zu essen geben, das im Paradies Gottes ist. In dieses Paradies wurde die Seele des begnadigten Schächers am Tage seines Todes aufgenommen; als aber Johannes es sahe, so war er in das neue Jerusalem hinein versetzt, denn er bezeugt Offenb. 22,2.: mitten auf den Gassen dieser Stadt und auf beiden Seiten des Stroms, der durch dieselbe floß, stehe Holz des Lebens, das zwölferlei Früchte trage, und seine Früchte alle Monate bringe, die Blätter des Holzes aber dienen zur Gesundheit der Heiden. Es ist unmöglich, die Natur dieser himmlischen Dinge zu erklären. Uns kann genügen, daß es anstatt des verlornen irdischen Paradieses ein himmlisches gebe, welches Christus um seiner Vortrefflichkeit willen das Paradies Seines Gottes nennt. In diesem Paradies gibt es etwas, das Holz des Lebens heißt. Gleichwie im irdischen Paradies ein Lebensbaum stand, dessen Frucht gewisses Mittel gegen den Tod gewesen wäre, also gibt es in dem Paradies Gottes Lebensbäume, die Früchte und Blätter haben. Wem der Heiland von diesen Lebensbäumen zu essen geben wird, wen Er mit den Früchten derselben speisen wird, der wird dadurch unaussprechlich erquickt und gestärkt werden. Selig sind, die als Ueberwinder Seine Gebote halten, auf daß ihre Macht sei an dem Holz des Lebens, und zu den Thoren einzugehen in die Stadt Gottes. Offenb. 22,14. Nach dieser Seligkeit laßt uns streben!(Magnus Friedrich Roos)

Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tod.
Off. 2,11.

Sei getreu bis an den Tod, sagte der HErr V. 10. zu dem Bischof zu Smyrna, so will Ich dir die Krone des Lebens geben. Die Treue des Bischofs sollte also unbeweglich bleiben, wenn er auch den Tod darüber leiden müßte. Er sollte bei derselben nichts fürchten, das er leiden würde, und sich durch nicht zum Rückfall bewegen lassen, wenn es auch der Tod wäre. Würde er diese Treue beweisen, so wolle ihm der HErr die Krone des Lebens geben als einen überschwänglichen Ersatz des schmählichen Todes, den er habe leiden müssen. Warum heißt aber diese Krone eine Krone des Lebens? Darum, weil derjenige, dem sie gegeben wird, mit derselben das Recht ewiglich zu leben empfängt. Eben dieses Recht empfängt auch ein jeder Ueberwinder; denn Christus sagte: wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tod. Der sel. Dr. Bengel sagt bei diesen Worten in den Reden über die Offenbarung Johannis, S. 81.82., Folgendes: „der zweite Tod ist der Feuersee, in welchen diejenigen geworfen werden, die nicht im Buch des Lebens stehen“ Off. 20,14.15. Es ist um den Tod selbst, wie er insgemein genannt wird, und den man im Gegensatz gegen den zweiten Tod den ersten nennen möchte, schon etwas Fürchterliches, wenn ein Mensch, der in seinem Leben so vielerlei muntere, anständige Dinge ausgerichtet hat, endlich dahinfällt, daß der Leib starr, kalt und blaß daliegt, ohne sinnen und Regung, wie ein Stück Holz oder Stein, und noch dazu in die Verwesung eilet, daß über eine Weile Staub und Knochen überbleiben. Dieses ist eine grausame Zerstörung, aber es kommt in keine Vergleichung gegen den zweiten Tod, der ein unaussprechlicher Jammer ist, ohne Leben, ohne Kraft, ohne Erquickung in einer schrecklichen Qual. Dieser zweite Tod hat keine Macht über die Genossen der ersten Auferstehung, Kap. 20,6., und er hat zwar auch keine Macht über diejenigen, die hernach noch am jüngsten Tag im Buch des Lebens geschrieben erfunden werden, aber bei diesen wird solches viel später bekannt, und bei jenen kommt ihre Freiheit vom zweiten Tod gar bald heraus.

Der Ueberwindende, sagt Christus, wird nicht beleidigt werden von dem zweiten Tod. Derjenige wird beleidigt, der ein Recht hat an etwas, das gut ist, und dem doch dass entgegengesetzte Uebel zugefügt wird. Wer nun überwinden soll, muß gerechtfertigt sein, und diese Rechtfertigung wird Röm. 5,18. eine Rechtfertigung des Lebens genannt, weil man dadurch ein Recht bekommt ewiglich zu leben, wie die heilige Schrift vielmal bezeugt. Wenn nun ein Gerechtfertigter von dem zweiten Tod sollte verschlungen werden, so würde dieser Tod ihn beleidigen, und dieses wird Gott, der bei der Rechtfertigung den Ausspruch gethan hat: du sollst nicht sterben, sondern leben, nach Seiner Barmherzigkeit und Treue nicht zugeben.

Weil nach Offenb. 21,8. die Verzagten und Unglaubigen und Gräulichen und Todtschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und alle Lügner unter die Gewalt des zweiten Todes kommen, so kann ein Jeder daraus erkennen, was er zu überwinden habe, wenn er ihm entrinnen soll. Jesu, hilf siegen!

Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und will ihm geben einen weißen Stein, und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, den Niemand kennet, denn der ihn empfahet.
Offenb. 2,17.

Diese Verheißung kommt mit dem ganzen Brief, den der HErr Jesus an den Engel der Gemeinde zu Pergamus schreiben hieß, überein. Es gab daselbst Leute, welche Christen heißen wollten, und doch die Christen, wie ehemals Bileam die Israeliten, durch eine böse Lehre verleiteten, den üppigen Gastereien in den Götzentempeln beizuwohnen, und wohl gar bei dieser Gelegenheit Hurerei zu treiben. Wer nun bei dieser Versuchung, ja wer auch heutiges Tages bei ähnlichen Versuchungen überwindet, und in der üppigen und unsaubern Welt enthaltsam und keusch bleibt, und sowohl die dem Fleisch angenehmen Befleckungen, als auch die Gelegenheiten dazu in der Furcht Gottes meidet, dem will der Heiland in jener Welt von dem verborgenen Manna zu essen geben. Man soll nicht vorwitzig fragen, was dieses Manna sei, denn der Heiland nennt es ein verborgenes Manna, und deßwegen kann kein Sterblicher seine Natur erforschen. Es ist von einer himmlischen Art, sättigend, vergnügend, unverweslich, wie Alles, was im Himmel ist. Enthalte dich von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten, und überwinde überhaupt, was zu überwinden ist, so wird dir der Heiland, der Gewalt darüber hat, davon zu essen geben, und du wirst alsdann erkennen, was es sei. Du wirst inne werden, daß es eine köstlichere Speise sei, als das Götzenopfer der Welt. Der Bischof zu Pergamus hatte an dem Namen Jesu gehalten, und seinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, da eine blutige Verfolgung entstand, und ein gewisser Antipas, der ein treuer Zeuge Jesu war, getödtet wurde. Wer nun auf diese Weise die Furcht vor Schmach und Plagen, ja vor dem Tod selber überwindet, und an den Namen Jesu auch alsdann, wenn es gefährlich aussieht, hält, dem will der Heiland in jener Welt einen weißen Stein geben u.s.w. Dieser weiße Stein mag ein öffentliches und herrliches Zeugniß der Rechtfertigung sein. Wer ihn bekommt, wird öffentlich und feierlich vergewissert, daß er ewig leben dürfe, gleichwie er bei Leibesleben davon insgeheim durch den Heiligen Geist versichert worden ist. Mit dem weißen Stein bekommt aber ein jeder Ueberwinder auch einen neuen Namen, der auf den weißen Stein geschrieben ist, und diesen neuen Namen weiß Niemand, als der ihn empfähet. Auch der HErr Jesus hat einen neuen und Ihm selbst allein bekannten Namen, Offenb. 3,12. 19,12. Ist uns von diesem Allem noch vieles dunkel, so sollen wir nur die Lust und die Furcht bis an unser Ende überwinden, alsdann wird uns in jener Welt Alles mit großer Wonne klar werden, und wir werden selber empfangen, was Jesus hier verheißen hat.

Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und will ihm geben einen weißen Stein, und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, den Niemand kennet, denn der ihn empfahet.
Offenb. 2,17.

Diese Verheißung kommt mit dem ganzen Brief, den der HErr Jesus an den Engel der Gemeinde zu Pergamus schreiben hieß, überein. Es gab daselbst Leute, welche Christen heißen wollten, und doch die Christen, wie ehemals Bileam die Israeliten, durch eine böse Lehre verleiteten, den üppigen Gastereien in den Götzentempeln beizuwohnen, und wohl gar bei dieser Gelegenheit Hurerei zu treiben. Wer nun bei dieser Versuchung, ja wer auch heutiges Tages bei ähnlichen Versuchungen überwindet, und in der üppigen und unsaubern Welt enthaltsam und keusch bleibt, und sowohl die dem Fleisch angenehmen Befleckungen, als auch die Gelegenheiten dazu in der Furcht Gottes meidet, dem will der Heiland in jener Welt von dem verborgenen Manna zu essen geben. Man soll nicht vorwitzig fragen, was dieses Manna sei, denn der Heiland nennt es ein verborgenes Manna, und deßwegen kann kein Sterblicher seine Natur erforschen. Es ist von einer himmlischen Art, sättigend, vergnügend, unverweslich, wie Alles, was im Himmel ist. Enthalte dich von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten, und überwinde überhaupt, was zu überwinden ist, so wird dir der Heiland, der Gewalt darüber hat, davon zu essen geben, und du wirst alsdann erkennen, was es sei. Du wirst inne werden, daß es eine köstlichere Speise sei, als das Götzenopfer der Welt. Der Bischof zu Pergamus hatte an dem Namen Jesu gehalten, und seinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, da eine blutige Verfolgung entstand, und ein gewisser Antipas, der ein treuer Zeuge Jesu war, getödtet wurde. Wer nun auf diese Weise die Furcht vor Schmach und Plagen, ja vor dem Tod selber überwindet, und an den Namen Jesu auch alsdann, wenn es gefährlich aussieht, hält, dem will der Heiland in jener Welt einen weißen Stein geben u.s.w. Dieser weiße Stein mag ein öffentliches und herrliches Zeugniß der Rechtfertigung sein. Wer ihn bekommt, wird öffentlich und feierlich vergewissert, daß er ewig leben dürfe, gleichwie er bei Leibesleben davon insgeheim durch den Heiligen Geist versichert worden ist. Mit dem weißen Stein bekommt aber ein jeder Ueberwinder auch einen neuen Namen, der auf den weißen Stein geschrieben ist, und diesen neuen Namen weiß Niemand, als der ihn empfähet. Auch der HErr Jesus hat einen neuen und Ihm selbst allein bekannten Namen, Offenb. 3,12. 19,12. Ist uns von diesem Allem noch vieles dunkel, so sollen wir nur die Lust und die Furcht bis an unser Ende überwinden, alsdann wird uns in jener Welt Alles mit großer Wonne klar werden, und wir werden selber empfangen, was Jesus hier verheißen hat.

Doch was ihr habt, das haltet, bis Ich komme.
Offenb. 2,25.

In der Gemeinde zu Thyatira gab es zweierlei Leute, erstlich solche, die sich von einer falschen Prophetin verführen ließen, unter einem geistlichen Vorwand Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen, und zweitens solche, welche diese Lehre nicht hatten, und die Tiefen des Satans, wie die Andern sagten, zu ihrem großen Vortheil nicht erkannt hatte. Diesen verspricht der Heiland, Er wolle keine andere Last auf sie legen, sondern ihnen, wenn die falsche Prophetin und ihr Anhang, von denen sie bedrängt worden waren, durch göttliche Strafgerichte würden gedämpft sein, eine ruhige Zeit, ja eine freudenvolle Ewigkeit geben. Doch, setzt Er hinzu, was ihr habt, das haltet. Sie sollten also die erkannte Wahrheit bewahren, in der ersten Liebe bleiben, den angefangenen Lauf bis an’s Ende fortführen, den Glauben und ein gutes Gewissen behalten, und als Reben in dem Weinstock Christo bleiben. Hatten sie die Verführung der falschen Prophetin überwunden, so sollten sie nun die Welt noch weiter überwinden, unter was für einer Gestalt sie auch zu ihnen nahen würde, und dem Satan, dessen Bosheit mannigfaltig ist, noch ferner widerstehen.
Nun die Ermahnung des HErrn: was ihr habt, das haltet, sollen alle Knechte und Jünger Jesu wohl zu Herzen nehmen. Er hat einem Jeden etwas Kostbares gegeben, eine Erkenntniß der Wahrheit, eine geistliche Kraft, eine Gabe, Andern nützlich zu sein: dieses Alles soll ein Jeder als ein kostbares Gut, für das er Rechenschaft geben muß, oder als eine gute Beilage, die ihm anvertraut ist, bewahren. Man erlebt allerhand neue Moden; aber die Wahrheit bleibt Wahrheit, und der schmale Weg bleibt der schmale Weg, gleichwie Christus selber gestern und heute, und derselbe in Ewigkeit ist. Es gibt Leute, die gut anfangen, aber übel endigen, weil sie es im Fortgang weder in der Lehre noch im Leben mehr genau nehmen, sondern Leute nach der Mode werden, und dadurch Beredungen ihrer Anverwandten, Nachbarn, Freunde und Amtsbrüder dazu verleitet werden, oder sich selbst eine Hoffnung vorspiegeln, sie könnten durch das Einlenken in die Weise der Welt ihr Glück besser machen. Ach wer etwas Gutes hat, halte, was er hat, und lasse sich darob gern verachten und hintansetzen. Indem er’s hält, wird es vermehrt, und das geistliche Wachsthum bleibt nicht aus. Bei einem Kind sorgt man nicht für das Wachsthum, man sorgt nur für die Bewahrung seiner Gesundheit, bei welcher jenes von sich selbst entsteht. Also wird auch demjenigen, der etwas Gutes hat und bewahrt, noch mehr gegeben, daß er die Fülle habe. Man soll halten, was man hat, bis der HErr kommt. Käme Er schon, alldieweil wir leben, zum Gericht, so würden wir Freudigkeit haben, vor Ihm zu stehen, wenn wir die empfangene Gnade bis dahin bewahrt hätte. Wenn wir aber auch vor Seiner Zukunft entschlafen, so ist es unsere Pflicht, dasjenige, was wir haben, auf der gefährlichen, aber kurzen Pilgrimreise durch die Wüste dieser Welt zu bewahren, und eben diese Bewahrung in der Zwischenzeit zwischen unserem Tod und zwischen der Zukunft des HErrn fortzusetzen; wozu aber in jener Welt die besten Anstalten sein werden.

Wer überwindet, und hält Meine Werke bis an’s Ende, dem will Ich Macht geben über die Heiden – und will ihm geben den Morgenstern.
Offenb. 2,26.28.

Der HErr sagte Matth. 23,23.: wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Münze, Till und Kümmel (geringe Gartenkräuter, die nach dem Gesetz nicht zehntbar gewesen wären), und lasset dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben. Dieß sollte man thun, und Jenes nicht lassen. Das Gericht ist also ein wichtiges Stück der wahren Frömmigkeit, nämlich der Haß des Bösen und die muthige und weise Bestrafung desselben, welche allen Christen, die Gelegenheit dazu haben, insonderheit aber denen obliegt, die Amts halber dazu verpflichtet sind. An diesem Gericht ließ es der Bischof zu Thyatira fehlen, indem er das Weib Israel die Gewalt einer Prophetin ausüben, und die Knechte Gottes unter dem Vorwand einer tiefen Weisheit zur Hurerei und zum Essen der Götzenopfer verführen ließ. Der Heiland bestraft ihn deßwegen in dem an ihn geschriebenen Brief, und lehrt ihn auch durch die Verheißung, die am Ende desselben steht, daß ein glaubiger Ueberwinder auch in der zukünftigen Welt ein gewisses Gericht werden ausüben müssen. Wer überwindet, sagt Er, und hält Meine Werke bis an’s Ende, dem will Ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden mit einer eisernen Ruthe, und wie eines Töpfers Gefässe soll er sie zerschmeißen; wie Ich von Meinem Vater empfangen habe. Es ist schwer zu sagen, wann und wie diese Verheißung werde erfüllt werden. Dan. 7,10. wird gesagt, daß im Himmel zu derjenigen Zeit, da der Antichrist und sein Anhang, ja das ganze vierte Weltreich vertilgt werden solle, ein Gericht sei. Offenb. 20,4. wird von denjenigen, welche würdig werden, die erste Auferstehung zu erlangen, gesagt, daß sie hernach auf Thronen sitzen, und ihnen das Gericht gegeben sei, und daß sie mit Christo tausend Jahre regieren werden. 1 Kor. 6,2. aber sagt Paulus in der Absicht auf das allgemeine Gericht am jüngsten Tag, daß die Heiligen die Welt richten werden. Auch ist Offenb. 21,24. von Heiden die Rede, die selig gemacht, und im Licht des neuen Jerusalems wandeln werden; Kap. 22,5. aber wird von den Bürgern dieser Stadt gesagt, daß sie mit Christo in die ewigen Ewigkeiten regieren werden. Das Zerschmeißen geht ohne Zweifel vorher, das Weiden aber folgt hernach; die Gewalt aber wird bei beiden Fällen ausgeübt. Ob nun gleich bei dieser Verheißung immer noch eine heilige Dunkelheit übrig bleibt, so erkennt man doch daraus, daß auch dieses zur Vorbereitung auf die selige Ewigkeit gehöre, daß man einen heiligen Haß und Eifer wider das Böse in sein Herz bekomme, und den Heiligen Geist als einen Geist des Gerichts empfange. Wir wollen also unsere schüchterne Trägheit und unsere Gleichgültigkeit gegen das Böse, welche aus der langen Gewohnheit, es zu sehen, und aus der vermeinten Unmöglichkeit, ihm zu steuern, unvermerkt entstehen kann, überwinden. Wir sollen die Werke Christi, welche scharf und heilsam sind, bis an’s Ende halten, oder uns hingeben, daß sie auch durch uns, so lange wir leben, ausgeübt werden, und uns Ihm aus Scheu für Schmach und Plagen nicht entziehen. HErr Jesu, stärke mich und treibe mich an, daß ich überwinde, und Deine Werke bis an’s Ende halte.

Off. 3

Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angethan werden, und Ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und will seinen Namen bekennen vor Meinem Vater.
Offenb. 3,5.

Die Gemeinde zu Sarden war von einem vermischten Zustand, der Bischof oder Pfarrer hatte den Namen, daß er lebe, und war todt, und unter den Zuhörern gab es Leute, die geistlich sterben wollten. Doch waren auch wenige Christen daselbst, die ihre Kleider nicht besudelt hatten; und diesen verspricht der HErr Jesus, daß sie mit Ihm in weißen Kleidern wandeln werden, weil sie es werth seien. Diesen redlichen und treuen Seelen gebietet der HErr Jesus nicht, daß sie sich von ihrem todten Pfarrer und von den übrigen halbtodten Sardischen Christen äußerlich absondern oder Separatisten werden sollen. Der Pfarrer hatte diese treuen Seelen in Seiner Gemeinde, und sollte sie ferner haben, aber auch die übrigen stärken, die sterben wollten. Die Gefahr des geistlichen Todes oder des völligen Rückfalls kam bei diesen daher, daß sie es mit der Sünde nicht mehr genau nahmen, und sich durch dieselbe mannigfaltig befleckten. Die wackeren und treuen Seelen kostete es alsdann desto mehr Wachsamkeit und Ernst, wenn sie weder wider die Liebe durch’s Richten sündigen, noch ihre Kleider im Umgang mit jenen beflecken wollten. Sie mußten aber eben in diesen Umständen überwinden, und so muß ein Jeder überwinden, der in der wüsten Welt unbefleckt bleiben, oder sich von aller schon geschehenen Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen, und in der Heiligung fortfahren will. Wer aber überwindet, soll in der unsichtbaren Welt nach der Verheißung Jesu mit weißen Kleidern angethan werden. Daß diese Verheißung erfüllt werde, konnte Johannes bezeugen, weil er viele solche Weißgekleidete im Himmel sahe, s. Off. 4,4. 6,11. 7,9. Dieses weiße Kleid ist ein herrlicher, glänzender Schmuck der Auserwählten, dergleichen einer an Christo bei Seiner Verklärung zu sehen war, Matth. 17,2. Im Tempel zu Jerusalem hatten die Priester weiße Kleider an; und so dienen auch die Vielen, die Johannes K. 7. sahe, in ihren weißen Kleidern dem HErrn Tag und Nacht in Seinem Tempel. Auch den 24 Aeltesten, die mit weißen Kleidern angethan sind, wird Kap. 5,8. die priesterliche Verrichtung des Räucherns zugeschrieben. Wer aber ein solches weißes Kleid im Himmel bekommen soll, muß vorher sein eigenes Kleid, das ist seine Natur, gewaschen und helle gemacht haben im Blut des Lammes, Offenb. 7,14., und dieses kostet freilich ein Ueberwinden, weil die Unreinigkeit dem Fleisch angenehm ist. Der HErr Jesus will aber eines solchen Ueberwinders Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, sondern will seinen Namen bekennen vor Seinem Vater. Hieran ist unaussprechlich mehr gelegen, als an dem guten und berühmten Namen, den ein Mensch unter den kurzsichtigen Menschen haben mag. Wessen Name im Buch des Lebens steht, der kommt nicht in’s Gericht, und darf in das ewige Leben eingehen, und wer von dem Heiland so theuer geachtet wird, daß Er seinen Namen als eines Gerechten, Treuen, Auserwählten vor Seinem Vater bekennt, erlangt Ehre genug, ob er gleich auf Erden geschmähet, oder seiner bald vergessen worden wäre.

Ich will dich behalten vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird.
Offenb. 3,10.

Ob es schon wahr ist, und durch die Erfahrung bestätigt wird, was Salomo Pred. 9,2. sagt, es begegne Einem wie dem Andern, dem Gerechten wie dem Gottlosen, dem Guten und Reinen wie dem Unreinen; folglich noch kein Unglück über die Gottlosen verhängt worden ist, welches nicht auch schon einem Frommen widerfahren ist: so ist doch auch gewiß, daß fromme Leute, die Gott vertrauen, und sich keiner scharfen Zucht durch Unachtsamkeit schuldig machen, zuweilen eine besondere göttliche Verschonung und Bewahrung genießen. Es geschieht dies vornämlich alsdann, wenn Gott der Welt durch sichtbare Beweise den Mund stopfen will, welche zu sagen pflegt. es ist umsonst, daß man Gott dienet, und was nützt es, daß wir Sein Gebot halten, und hart Leben vor dem HErrn Zebaoth führen, Mal. 3,14. Er läßt sie nämlich alsdann sehen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dienet, und dem, der ihm nicht dienet, indem Er einige Seiner Kinder, die Ihn fürchten und an Seinen Namen gedenken, auch in Ansehung der zeitlichen Gerichte schont, wie ein Mann seines Sohnes schonet, der ihm dienet, V. 16. 17. 18. Eben dieses versprach der HErr Jesus auch dem Bischof zu Philadelphia. Er war eine geraume Zeit bei einer lautern Treue in seinem Amt sehr bedrängt gewesen, und hatte eine kleine Macht gehabt, etwas auszurichten. Er wurde insonderheit von gottlosen Juden verlästert. Bei diesem Allem aber hatte er das Geduldwort Jesu treulich bewahrt, und deßwegen wollte ihn auch der HErr bewahren vor der Stunde der Versuchung, welche bald hernach über den Weltkreis kommen sollte, zu versuchen, die auf Erden wohnten. So sagte auch der Heiland zu den redlichen Christen zu Thyatira, welche die falsche Prophetin Isabel und ihren Anhang eine Zeit lang unter sich haben dulden müssen, und doch von ihrer falschen Lehre und von ihren Greueln rein geblieben waren: Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last; doch was ihr habt, das haltet, bis Ich komme, Offenb. 2,24.25. Eine solche Bewahrung und Verschonung geschieht durch eine gnädige Vorsehung Gottes, welche die großen und kleinen Begebenheiten lenkt, wie Er will. Sie kann durch viele Mittel, aber auch dadurch geschehen, wenn die Gerechten vor dem Unglück weggerafft werden, und, die richtig vor sich gewandelt haben, zum Frieden kommen, und in ihren Kammern ruhen, Jes. 57,1.2.
Es mag aber einem Christen auf Erden gehen, wie es will, so soll er den HErrn in seinem Herzen durch die Erkenntniß Seiner untadelhaften Gerechtigkeit heiligen, wie Moses gethan hat, der nach vielen ausgestandenen Trübsalen am Ende seines Laufs 5 Mos. 32,3.4. sagte: ich wil den Namen des HErrn preisen; gebt unserm Gott allein die Ehre. Er ist ein Fels; Seine Werke sind unsträflich; denn Alles, was Er thut, das ist recht. Treu ist Gott, und kein Böses an Ihm; gerecht und fromm ist Er. Auch soll er das unschätzbare Privilegium mit seinem Glauben wider alle Einreden seiner Vernunft fest halten, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen. Endlich erlöst Er aus allem Uebel, und wischt alle Thränen von den Augen der Seinigen ab.(Magnus Friedrich Roos)

Ich rathe dir, daß du weiße Kleider von Mir kaufest, daß du dich anthuest, und nicht offenbar werde die Schande deiner Blöße.
Off. Joh. 3,18.

Die Menschen prangen gern mit ihrer natürlichen Seelengestalt, insonderheit wenn sie dieselbe durch allerhand Wissenschaften und Uebungen meinen verschönert zu haben: wenn sie aber nichts Weiteres bekommen, so wandeln sie bloß, und man sieht ihre Schande (Offenb. 16,15.). Menschen sehen insgemein mit ihren blinden oder blöden Augen diese schändliche Blöße an sich und Andern gar nicht, oder nicht klar genug: aber vor Gott, auf den Alles ankommt, ist sie vollkommen offenbar, und Seine Engel sehen sie auch deutlich genug. Wessen bedarf also eine menschliche Seele? Sie bedarf eines Anzugs. Was ist aber dieser Anzug? Christus will es selber sein. Ziehet an den HErrn Jesum Christ, sagt Paulus Röm. 13,14. Christus wird erstlich dem Sünder ein Rock der Gerechtigkeit, indem Er ihm Seine guten Werke, Seine heiligen Leiden, folglich Seine ganze Mittlersgerechtigkeit schenkt, daß dadurch die Sünde bedeckt und alle Verdammung abgewendet werde. Man ziehet aber auch Christum an im Gegensatz gegen die schändlichen Sünden, dergleichen Fressen und Saufen, Buhlereien und Unzucht, Hader und Neid sind, Röm. 13,13. Indem man Christum anzieht, ziehet man herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth und Geduld an (Koloss. 3,12.), man ziehet den neuen Menschen (Eph. 4,24.), und den Harnisch Gottes an (Eph. 6,11.), und so wird die Seele bekleidet, und durch diese Kleidung erneuert, verwandelt und verherrlicht. Ohne Zweifel hat der HErr Jesus auf diese ganze Kleidung Sein Augenmerk gerichtet, da Er dem Bischof zu Laodicea schreiben ließ: Ich rathe dir, daß du weiße Kleider von Mir kaufest. Er nannte diese Kleider weiße Kleider, weil das reine Licht weiß ist (Matth. 17,2.), und die weiße Farbe, worin man die Flecken am deutlichsten sieht, ein Sinnbild der Reinigkeit ist. Man soll diese weißen Kleider von Jesu kaufen, freilich ohne Geld und umsonst, durch Bitten und Flehen: kann sich aber dieselben nicht selber erwerben und machen, und sie eben so wenig von andern Menschen empfahen, obschon diese sich insgemein unterfangen und bemühen, einander zu bilden. In der Absicht auf das gute Fortkommen in der politischen oder bürgerlichen Welt mögen sie es thun: aber in der Absicht auf das Reich Gottes kann kein Mensch den andern durch seine natürliche Kunst bilden oder kleiden. Wenn aber der HErr Jesus die weißen Kleider gibt, so thut sich der Mensch an, das ist, er nimmt begierig an, was ihm Jesus gibt: weil aber diese weißen Kleider auch die Seele nach dem Bild Gottes verwandeln, und die sündlichen Neigungen, die sich oft wieder regen, schwächen und austilgen sollen, so werden auch Glaubige ermahnt, den HErrn Jesum Christum (noch weiter), und den neuen Menschen, und den Harnisch Gottes und Alles, was dazu gehört, noch völliger anzuziehen, wie die oben angeführten Sprüche beweisen. Selig ist aber auch, der da wachet, und seine empfangenen Kleider behält, damit er nicht, wenn er sie wieder fahren ließe, wieder bloß wandle, und man auf’s Neue seine Schande sehe. Offenb. 16,15.(Magnus Friedrich Roos)

Wer überwindet, dem will Ich geben, mit Mir auf Meinem Stuhl zu sitzen, wie Ich überwunden habe, und bin gesessen mit Meinem Vater auf Seinem Stuhl.
Offenb. 3,21.

Der HErr Jesus sagte nicht, daß der Ueberwindende mit Seinem Vater auf Seinem Stuhl oder Thron sitzen werde. Dieses ist das Vorrecht des eingebornen Sohnes Gottes, der, weil Er die menschliche Natur in die Einigkeit Seiner göttlichen Person aufgenommen hat, würdig war, sich auf den göttlichen Thron des Vaters zu setzen, folglich zur göttlichen Majestät und Gewalt erhöht zu werden. Wer mit dem Vater auf Seinem Thron sitzt, hat keinen Thron und König über sich, gleichwie der Vater keinen über sich hat, und ist im völligsten Verstand der Allerhöchste. Wir haben also einen solchen Hohenpriester, der da sitzet zu der Rechten der Majestät in dem Himmel, Hebr. 8,1. Bis dahin wird kein Engel erhöht; denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt: setze dich zu Meiner Rechten? Hebr. 1,13. Auch hat er dieses zu keinem Menschen gesagt, sondern nur zu demjenigen, zu dem Er auch gesagt hat: Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeuget, V. 5. Dieser ist, nachdem Er überwunden hat, mit Seinem Vater gesessen auf Seinem Stuhl. Nun sagt Er aber mit einer unbegreiflichen Liebe: wer überwindet, dem will Ich geben, mit Mir auf Meinem Stuhl zu sitzen. Indem Er sagt: Ich will geben, so zeigt Er an, daß Er der Erstgeborne unter vielen Brüdern und der HErr über Alles sei. Er verheißt hier eben dasjenige, das der Heilige Geist durch Paulus verspricht, der 2 Tim. 2,11.12. schreibt: das ist je gewißlich wahr: dulden wir, so werden wir mit herrschen. Der Thron Jesu, auf dem die Ueberwindenden mit Ihm sitzen sollen, bezieht sich ohne Zweifel auf das Reich, das Er am Ende Gott und dem Vater übergeben wird, 1 Kor. 15,24. Gleichwie Er als Gottmensch und als der eingeborne Sohn Gottes gleiche Majestät und Gewalt mit dem Vater hat, zu welcher kein bloßes Geschöpf gelangen kann: also will Er als der Erstgeborne Seine vielen Brüder zur Gemeinschaft der Herrlichkeit und Gewalt, welche Er als der erhöhte Menschensohn besitzt, erhöhen. Er herrscht, und sie sollen mit Ihm herrschen. Er regiert, und sie sollen mit Ihm regieren, Offenb. 20,4. 22,5. Er will die Rechte Seiner erhöhten Menschheit (Seine göttliche Hoheit, oder Seinen Namen, der über alle Namen ist, ausgenommen) den Ueberwindern mittheilen. Doch was stammeln wir davon? Lasset uns überwinden, so werden wir von demjenigen, was hier verheißen ist, mehr erfahren, als wir jetzt verstehen können.
Der Bischof zu Laodicea, an den Jesus diese Verheißung schreiben ließ, war, weil er nicht bekehrt war, aber doch viele Rührungen und eine feine Erkenntniß hatte, weder kalt noch warm, sondern lau, und sprach in einer eiteln Einbildung: ich bin reich, und habe gar satt, und bedarf nichts. Wenn er nun die liebreiche Bestrafung Jesu annahm, und nach Seinem Rath das Gold eines lebendigen Glauben, Augensalbe der Erleuchtung, und weiße Kleider der Gerechtigkeit umsonst und ohne Geld kaufte, so hat er im Ueberwinden schon einen guten Anfang gemacht, und es, was die Hauptsache anbelangt, gewonnen.

Off. 7

Diese kommen aus der großen Trübsal, und haben ihre Kleider gewaschen und helle gemacht in dem Blut des Lammes.
Offenb. 7,14.

Johannes sahe eine große Schaar, die Niemand zählen konnte, aus jeder Nation, und Stämmen, und Völkern, und Sprachen vor dem Throne Gottes und vor dem Lämmlein stehend. Alle und Jede hatten Palmen als Freudenzeichen in ihren Händen, und schrieen mit großer Stimme: das Heil (das uns widerfahren ist), sei unserm Gott, der auf dem Thron sitzt (zugeschrieben) und dem Lämmlein. Diese seligen Seelen, von denen die meisten vor Christo aus der sichtbaren Welt abgeschieden waren, waren auch mit weißen Kleidern angethan. Einer von den vierundzwanzig Aeltesten sagte unter Anderem von ihnen: diese kommen aus der großen Trübsal, und haben ihre Kleider gewaschen und helle oder weiß gemacht in dem Blut des Lammes. Die große Trübsal ist keine besondere Verfolgung oder Landplage, denn aus einer solchen könnte keine unzählbare Schaar kommen, sondern überhaupt die Noth, welche alle Pilgrime auf der Erde drückt. Gleichwie wir zu sagen pflegen, daß die Erde ein Jammerthal oder Thränenthal sei, also nennt hier der Aelteste im Himmel, welcher wohl wußte, was eine lautere Freude sei, das Leben auf der Erde eine große Trübsal. Weil zu der großen Schaar, indem er mit dem Johannes redete, immer neue Ankömmlinge kamen, so sagte er, sie kommen aus der großen Trübsal, obschon die meisten schon lange gekommen waren. Er sagte aber auch: sie haben ihre Kleider gewaschen und weiß gemacht im Blut des Lammes. Dieses ist höchst nöthig, wenn man in dem himmlischen Tempel Gott dienen, und vor Seinem Thron und dem Lämmlein stehen soll. Auf Erden sind die Kleider dasjenige, das an einem Menschen vornehmlich in die Augen fällt, weil bei einer Person, die bekleidet ist, ein sehr kleiner Theil des bloßen Leibes sichtbar ist. Man befleißigt sich deßwegen, wenn man vor einem großen Herrn erscheinen soll, feine und reine Kleider anzuziehen: die Ehrerbietung gegen den großen Herrn erfordert solches; weßwegen es auch Joseph beobachtet hat, 1 Mos. 41,14. Vor Gottes Augen aber ist die ganze Seele bloß und entdeckt, Hebr. 4,13. Was also vor den Menschen ein Kleid heißt, ist vor Gott die Seele selbst. Sie soll ganz durch das Blut Jesu gewaschen, das ist von der Sünde gereinigt werde, und wenn dieses geschieht, so wird sie weiß, wie das Licht weiß ist, Matth. 17,2. Sie wird also Gott ähnlich, der ein Licht, und mit Licht bekleidet ist. Die weißen Kleider, die man erst im Himmel bekommt, und die nicht zum Wesen der Seele gehören, sind eine Zugabe zu ihrer innerlichen Herrlichkeit, und erhöhen dieselbe noch mehr.
Wir werden also durch die Rede des himmlischen Aeltesten belehrt, daß wir, wenn wir in den himmlischen Tempel als den eigentlichen Sammelplatz abgeschiedener gerechten Seelen versammelt werden wollen, die Erfüllung des Sprüchleins: das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde, ganz erfahren müssen; deßwegen ermahnt Paulus diejenigen, die durch das Blut Jesu gerecht worden sind, daß sie sich ferner reinigen, und mit der Heiligung fortfahren sollen in der Furcht Gottes, 2 Kor.7,1. Er heißt uns Hebr. 12,14. der Heiligung nicht nachschleichen, sondern nachjagen. Und hiebei dürfen wir an sein Beispiel denken, welches er Phil. vorhält.(Magnus Friedrich Roos)

Off. 11

Es sind die Reiche der Welt unsers HErrn und Seines Christus worden, und Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Off. 11,15.

Der HErr, der Gott Israels, wird 2 Mos. 15,18. das erstemal und hernach sehr oft König genannt, und Seine Herrschaft gepriesen. Auch hat Sich der HErr Jesus schon Joh. 1,49. den König von Israel nennen lassen, hernach Joh. 10,34. den Spruch Ps. 82,6., der von den Regenten handelt, auf Sich gedeutet. Luk. 19. redete Er von Sich selbst als einem Edlen, der im Himmel ein Reich einnehme, und auf der Erde herrsche. Matth. 25,34. u.ff. nannte Er Sich selbst bei der Beschreibung des jüngsten Gerichts einen König. Vor dem Pilatus bekannte Er, daß Er ein König sei, vor Seiher Himmelfahrt aber sagte Er: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Die Apostel haben hernach oft bezeugt, daß Er auf dem göttlichen Königsthron zur Rechten des Vaters sitze und herrsche, und der Vater Ihn über Alles erhöhet, und Alles unter Seine Füße gethan habe. Bei diesem Allem aber ist auch wahr, was Hebr. 2,8. steht: jetzt sehen wir noch nicht, daß Ihm Alles unterthan sei; denn gleichwie es noch Feinde Jesu gibt, welche noch nicht zum Schemel Seiner Füße gelegt sind, 1 Kor. 15,25., also gibt es auch Weltreiche, worin nach menschlicher Willkür und nach menschlichen Gesetzen regiert wird, und welche zwar Herbergen für das Reich Christi, aber nicht das Reich Christi selber sind. Wenn nun diese Weltreiche, von denen Dan. 2. und 7. Vieles geweissagt, und unter Anderem Dan. 7,12. gesagt ist, daß ihnen Zeit und Stunde bestimmt sei, wie lange ein jedes währen solle, nach dem Inhalt alter und neuer Weissagungen werden zernichtet sein: so wird der Stein, welcher das Reich Christi bedeutet, die ganze Erde erfüllen, Dan. 2,35.45., oder das Königreich der Welt wird auf eine neue Weise unsers HErrn und Seines Gesalbten werden, und Er wird von da an mit einer völligern Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit regieren. Es wird aber dieser neue Anbruch der Regierung Gottes unter der siebenten Trompete geschehen; weßwegen solches Offenb. 11,15. als das Ziel dieser Trompete geweissagt wird; denn als der siebente Engel trompetete, und den letzten großen Krieg zwischen Christo und Belial ankündigte, so wurden große Stimmen im Himmel, die sprachen: es ist das Königreich der Welt des HErrn und Seines Gesalbten worden, und Er wird regieren in die ewigen Ewigkeiten, und die 24 Aeltesten sprachen: wir danken Dir, HErr Gott, Allmächtiger, der ist und der war, daß Du hast ergriffen Deine große Macht und die Regierung angenommen. Die Sache selbst, wie sie nach langem Warten, welches aber freilich denen, die im Himmel sind, nicht langweilig ist, und nach vielen und großen Nöthen zu Stande kommen wird, ist Dan. 2,34.35.44.45. 7,13.14.18.22.26.27. und Offenb. 19,11-21. ausführlich beschrieben. Uns gebührt jetzt, die Weltreiche, deren Zeit noch nicht ganz verflossen ist, als Gottes Ordnung anzusehen, und der Obrigkeit, die Gewalt über uns hat, von Herzen unterthan zu sein, dabei aber doch Jesum als unsern König durch die tiefste Unterwürfigkeit unter Ihn und Seinen Geist, durch das Halten Seiner Gebote, und durch das Vertrauen, das wir auf Seinen königlichen Schutz setzen, zu ehren. Wehe denen, die da sagen: wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche! Der HErr ist König, deß freue sich das Erdreich, und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer ist. Zion höret’s und ist froh, und die Töchter Juda sind fröhlich, HErr, über Deinem Regiment. Ps. 97,1.8.

Off. 12

Sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses, und haben ihr Leben nicht geliebet bis in den Tod.
Offenb. 12,11.

Diese Worte sagte eine große Stimme im Himmel, nämlich eine Stimme auserwählter Menschen, die in den Himmel aufgenommen worden waren, und sich freueten, daß der Verkläger ihrer Brüder, der Heiligen auf Erden, verworfen sei, der sie Tag und Nacht vor Gott verklagt hatte. Es wurde aber dieser Verkläger und das Heer seiner bösen Engel durch den Erzengel Michael und seine Engel mit Gewalt überwunden und aus dem Himmel verstoßen, wo er zwar seit seinem Abfall von Gott keine Behausung mehr hatte, aber doch zuweilen als ein Verkläger erschien, wie ein Fremder, der Jemand verklagen will, in einem Gerichtshof erscheinen kann. Obschon aber dieser Verkläger der große Drache, die uralte Schlange, der Teufel und der Satan ist, so wies doch der gerechte Gott seine Anklage nicht schlechthin ab, sondern trieb die Heiligen auf Erden durch Seinen Geist dazu an, daß sie ihn auch rechtlich überwinden sollten. Und fürwahr der Teufel kann, ob er schon nach seinem Namen ein Verleumder ist, doch mit Wahrheit von den Heiligen auf Erden sagen, daß sie aus einem sündlichen Samen gezeugt seien, und keiner von ihnen sagen könne. ich habe keine Sünde. Auch kann er ihre Wiedergeburt und Rechtfertigung in Zweifel ziehen, bis sie dieselbe durch Proben bewiesen haben. Die Heiligen haben also eine doppelte Rechtfertigung nöthig, nämlich erstlich die Rechtfertigung durch das Blut Jesu, von welcher Paulus geschrieben hat, daß sie durch den Glauben an Jesum Christum erlangt werde, der Sein Blut zur Vergebung der Sünden vergossen hat, hernach aber auch die Rechtfertigung aus den Werken, welche aus dem Glauben fließen, von welchen Jakobus gelehrt hat, daß man dadurch, wie Abraham, da er seinen Sohn Isaak schlachten wollte, als ein gottesfürchtiger Mensch, oder gar als ein Freund Gottes erkannt werde. Die Heiligen im Himmel bezeugen mit Frohlocken, ihre Brüder auf Erden haben ihre Sache gegen den Teufel ihren Verkläger durch diese doppelte Rechtfertigung gewonnen. Sie haben ihn nämlich überwunden durch des Lammes Blut, auf das sie sich wegen ihrer Sünden glaubig berufen haben. Ihre Sünden seien ihnen also um des vergossenen Blutes Jesu willen rechtmäßig vergeben worden. Auch haben sie durch das Wort ihres Zeugnisses ihren Glauben freimüthig bekannt, und ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod, sondern seien willig gewesen, ihr Leben, folglich auch alle zeitlichen Vortheile, die geringer als das Leben sind, um des Namens Jesu willen zu verleugnen und herzugeben. Auf diese Weise seien sie also aus den Werken gerechtfertigt worden, und haben bewiesen, daß ihre Gottesfurcht nicht Heuchelei sei.
Obschon der Teufel zu dieser Zeit die Kinder Gottes nicht mehr im Himmel, als wo er seit dem Sieg Michaels keine Stätte mehr findet, verklagen kann, so kann er sie doch in ihrem Gewissen, welches auch ein Richterstuhl Gottes ist, verklagen und der Welt viele Verleumdungen wider sie beibringen. Sie haben also immer noch jene gedoppelte Rechtfertigung nöthig. Ja wenn auch der Teufel in den Abgrund verschlossen sein wird, so wird doch die Nothwendigkeit nicht aufhören, durch den Glauben und aus den Werken gerechtfertigt zu werden. Wie stehet es in Ansehung dieser doppelten Rechtfertigung bei uns?

Off. 14

Selig sind die Todten, die in dem HErrn sterben, von nun an. Ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.
Offenb. Joh. 14,13.

Es muß an diesem Spruch besonders viel gelegen sein, weil Johannes durch eine Stimme vom Himmel einen ausdrücklichen Befehl bekam, ihn zu schreiben. Diejenigen sterben in dem HErrn, welche als Reben an Ihm den Weinstock haben, oder als Glieder Seines Leibes mit Ihm dem Haupt verbunden sind. Es gibt thörichte Leute, welche für ein Kennzeichen der Seligkeit halten, wenn man sanft oder ohne schmerzhafte und langwierige Bewegungen des Leibes stirbt, oder auch den Gebrauch des Verstandes bis an’s Ende behält, allein hier gilt das Wort Salomons, Pred. 9,2.: es begegnet Einem wie dem Andern, dem Gerechten wie dem Gottlosen. Ein Gerechter kann eines sanften oder schmerzlichen Todes sterben: ein Gottloser auch; ein Gerechter kann seine letzten Tage oder Stunden unter dem Gebrauch, oder auch unter der Verwirrung seines Verstandes zubringen: ein Gottloser auch. Es kommt, wenn von der Seligkeit die Rede ist, Alles nur darauf an, daß der Todte in dem HErrn gestorben, oder bei dem Sterben in Christo Jesu erfunden worden sei. Solche sind selig von nun an, wie die himmlische Stimme sagte. Sie waren schon auf der Erde in gewissem Maße selig, folglich sind sei gewißlich auch selig, wenn das Band zwischen ihrem Leib und ihrer Seele getrennt ist, und genießen die Seligkeit von der Zeit dieser Trennung an reichlicher als vorher. Doch ist hier von derjenigen Zeit die Rede, welche durch die Reihe der aufeinanderfolgenden Weissagungen bestimmt wird; denn die himmlische Stimme sagt nicht: von da an, oder von der Zeit des Sterbens an, sondern: von nun an, da dasjenige erfüllt wird, was im vierzehnten Kapitel der Offenbarung Johannis und in den folgenden Kapiteln geweissagt wird. In dieser Zeit, welche schon jetzt ist, entgehen diejenigen, die in dem HErrn sterben, einer schweren Versuchung und einer großen Trübsal, welche von dem Drachen durch das erste und zweite Thier, die Kap. 13. beschrieben sind, auf Erden angerichtet werden, und gelangen dagegen alsbald, oder doch ohne langes Warten, zu der Hochzeit des Lammes, von welcher eine himmlische Stimme Kap. 19,7. sagt, daß sie im Himmel gekommen sei; da dann V. 9. abermal zu dem Johannes gesagt wurde: schreibe: selig sind, die zu dem Abendmahl der Hochzeit des Lammes berufen sind. Von da an geht Alles schnell der Vollendung zu, welche der erwünschte Tag des HErrn mit sich bringen wird. Die himmlische Stimme beschreibt hernach die Seligkeit derer, die in dem HErrn sterben, weiter, indem sie sagt: der Geist, nämlich der Heilige Geist, spricht, daß sie ruhen von ihren Mühseligkeiten. Dieses ist der Anfang der Ruhe Gottes, oder des ewigen Sabbaths, wovon Paulus Hebr. 4. handelt. Gleichwie dieses eine gemeine Glückseligkeit derjenigen ist, die zu aller Zeit in dem HErrn gestorben sind: ist also dieses ein besonderes Glück derjenigen, die von nun an so sterben, daß ihre Werke ihnen stracks nachfolgen, und sie auf den Tag des HErrn, vor dem die Hochzeit des Lammes hergeht, nicht lange warten dürfen, folglich den Gnadenlohn für ihre Werke bald empfangen werden.(Magnus Friedrich Roos)

Off. 21

In dem neuen Jerusalem wird der Tod nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Alte ist vergangen.
Offenb. 21,4.

Welch’ ein seliges Leben wird unter der neuen Regierung Gottes sein, die mit dem Herabfahren eines neuen Himmels und einer neuen Erde anfangen wird! Der Tod wird nicht mehr sein; folglich wird auch die Sünde als die Ursache des Todes ganz aufgehoben sein. Im neuen Himmel und auf der neuen Erde, folglich auch im neuen Jerusalem wird lauter Gerechtigkeit wohnen, 2 Petr. 3,13., folglich auch die Frucht derselben, das ewige Leben, anzutreffen sein. Es wird da kein Leid, keine stille Traurigkeit mehr sein, dergleichen eine insonderheit bei Sterbfällen zu entstehen pflegt, und kein Geschrei, oder laut ausbrechende Wehklage, und endlich kein Schmerz, oder keine Mühseligkeit, deren die Sterblichen insgemein so gewohnt sind, daß sie dieselbe auch ohne Leid und Geschrei übernehmen, aber doch als beschwerlich empfinden. Dieses Alles wird nicht mehr sein, weil die Liebe Gottes Alles, was im neuen Himmel, auf der neuen Erde, und im neuen Jerusalem sein wird, überströmen wird; weil die Menschen Seine Freude genießen, Seine Herrlichkeit, ja Sein Angesicht sehen, und in Seiner innigsten Gemeinschaft stehen werden. Alle Geschöpfe werden zugleich in der völligsten Harmonie stehen, so daß keines das andere drücken, plagen, oder verderben wird. Unter der Regierung Gottes, die vorhergeht, sieht es freilich gar anders aus. Da ist der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen; da gibt es Leid und Geschrei und Mühseligkeit genug, und zwar auch bei den Heiligen und Geliebten Gottes: aber dieses Erste oder Alte wird vorbeigegangen sein, wenn derjenige, der auf dem Thron sitzt, sagen wird: siehe, Ich mache Alles neu. Was ist aber die ganze alte Weltwährung gegen die ewige Währung des Neuen, das Gott machen wird? Und was ist der Lebenslauf eines einzelnen Menschen gegen das ewige Leben unter der neuen Regierung Gottes? Hier richte sich nun unser Geist auf zur heitern Aussicht, zur fröhlichen Hoffnung. Jetzt kann Niemand sagen: es ist Alles gut in mir und um mich herum; aber dieses kann ein glaubiger Christ sagen: es wird Alles gut werden. Die vortrefflichsten Werke, die höchsten Gaben Gottes sind noch zukünftig; aber von Gott in Seinem Wort schon zugesagt. Dieses Wort sei indessen unser Trost bei dem Durst und Kampf unserer Seele, und wirke Geduld in uns bis an das Ende unserer Wallfahrt. Wie schrecklich lautet’s aber V. 8., da gesagt wird: für Furchtsame und Unglaubige und Greuliche und Mörder und Hurer und Zauberer und Götzendiener und alle die Lügner ist ihr Theil in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches ist der zweite Tod. Welch’ eine schreckliche Strafe für eine kurze Lust, aber auch für die Verunehrung des höchsten Gottes und die Verschmähung Seiner unschätzbaren Gnade! Auf der gegenwärtigen zum Verbrennen bestimmten Erde tummeln sich viele Menschen so herum, als ob nichts Besseres und nichts Aergeres bevorstünde als dasjenige, was sie da finden. Wenn aber diese Erde vergehen wird, so wird offenbar werden, wie wichtig einerseits dasjenige sei, was auf derselben geschehen ist, weil es so große Folgen hat, aber auch wie eitel und gering Alles gewesen sei, woran ich die irdisch gesinnten Menschen vergafft haben. Auch unsere Trübsal wird alsdann als zeitlich und leicht erkannt werden.

Und er zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem.
Offenb. Joh. 21,10.

Die Menschen haben frühzeitig eine Offenbarung von einer Stadt bekommen, welche Gott in der zukünftigen Welt für sie bereitet habe; denn Paulus sagt Hebr. 11,9.10. von Abraham: durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande, als in einem fremden, und wohnete in Hütten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, welcher Baumeister und Schöpfer Gott ist. Auch leitet er V. 16. aus dem Ausdruck, daß Gott ihr Gott heißen wolle, die Folge her, daß Er ihnen eine Stadt zubereitet habe. Der Apostel selbst aber gedenkt dieser Stadt K. 12,22., und nennt sie die Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem. Lange hernach ist aber diese Stadt dem Johannes durch einen Engel gezeigt worden, und zwar so, wie sie am Ende der gegenwärtigen Welt aus dem Himmel von Gott herabfahren wird. Warum ist sie aber dem Johannes gezeigt worden? Darum, daß er uns die ausführliche Beschreibung dienen? Dazu, daß wir uns gern eine Zeit lang als Pilgrime auf der Erde behelfen, weil Gott eine Stadt bereitet hat, worin wir bei dem HErrn ewiglich daheim sein werden. Wer oft weint, wen Todesfälle betrüben, wer auch sonst geplagt ist, soll wissen, daß es eine Stadt gebe, wo Gott alle Thränen von den Augen abwischen wird, und wo der Tod nicht mehr sein wird. Wer hier im Staub liegen, kümmerlich leben, und vieler Dinge mangeln muß, soll sich in der Hoffnung aufrichten, und der Stadt Gottes freuen, wo Pracht und Ueberfluß und königliche Gewalt zur Sättigung aller Begierden zu finden sein wird. Wer durch den Glauben geschmeckt und gesehen hat, wie freundlich der HErr sei, und dadurch ein Verlangen bekommen hat, Gott noch völliger, ja so völlig, als die Fähigkeit der menschlichen Natur erlaubt, zu genießen, soll gewiß sein, daß dieses Verlangen im neuen Jerusalem erfüllt werde, weil es eine Hütte Gottes bei den Menschen sein, und Er selbst bei ihnen wohnen, und al ihr Gott bei ihnen sein wird, und weil die Knechte Gottes da Sein Angesicht sehen, folglich die vollkommene Erkenntniß Seiner haben werde. Wir sollen aber auch aus der Beschreibung dieser Stadt lernen, daß wir der Heiligung ernstlich nachjagen sollen; weil in diese Stadt nicht hineingehen wird irgend ein Gemeines oder Ungeheiligtes, und das da Gräuel thut und Lügen, sondern die geschrieben sind in dem Buch des Lebens des Lämmleins, und weil außen sein werden die unzüchtigen Hunde, und die Zauberer, und die Hurer, und die Todtschläger, und die Abgöttischen, und Alle, die lieb haben und thun die Lügen, Offenb. 21,27. 22,15. Selig sind also, welche die Gebote des HErrn halten, auf daß ihre Macht sei an dem Holz des Lebens, und zu den Thoren eingehen in diese Stadt, K. 22,14. Wer als ein Bürger darin wohnen will, muß durch den Glauben dem Stammbaum der zwölf Geschlechte Israels eingepfropfet, auf den Grund der Apostel und Propheten erbauet, und der Kirche Christi, welche Seien Braut und Sein Weib ist, einverleibt werden. Auch diejenigen sind noch glücklich, welche Offenb. 1,24. im Gegensatz gegen das Israel Gottes, das in dieser Stadt wohnen wird, selige Heiden genannt werden, und denen vergönnt werden wird, auf der neuen Erde in dem Licht, das die Stadt Gottes als eine Sonne von sich ausstrahlen lassen wird, zu wandeln.(Magnus Friedrich Roos)

Und es wird nicht hinein gehen irgend ein Gemeines, und das da Gräuel thut und Lügen, sondern die geschrieben sind in dem lebendigen Buch des Lammes.
Offenb. 21,27.

Selig sind, die Christi Gebote halten, auf daß ihre Macht sei an dem Holz des Lebens, und zu den Thoren einzugehen in die Stadt, nämlich in das neue Jerusalem, Offenb. 22,14. Es wird aber nicht hineingehen irgend ein Gemeines oder Unheiliges, und das da Greuel thut, folglich der Lust des Fleisches nachhängt, und das da Lügen thut, folglich seinen Verstand auf eine verkehrte Art braucht: sondern die geschrieben sind in dem Buch des Lebens des Lämmleins, welches aller Auserwählten Namen enthält. Wie aber, wenn Jemand, der dieses liest, schon Jahre und Tage als ein gemeiner unheiliger Mensch zugebracht hat, schon der Unreinigkeit ergeben gewesen, folglich Greuel gethan hat, und schon Lügen gedacht, geredet, und mit seinen Werken ausgedrückt hat? Ist dann für einen solchen keine Hoffnung übrig, zu den Thoren des neuen Jerusalems dereinst einzugehen? Ja wohl, aber es muß von ihm wie von den Korinthern gesagt werden: solche seid ihr gewesen, aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht worden durch den Namen des HErrn Jesu, und durch den Geist unseres Gottes, 1 Kor. 6,11. Das Blut Jesu Christi muß einen solchen Menschen reinigen, und der Geist der Wahrheit von dem lügenhaften, eiteln, stolzen und heuchlerischen Sinn frei machen. Auf der Erde sind Greuel und Lügen zur Mode geworden, und man kann dabei reich werden und zu hohen Ehren gelangen: aber im neuen Jerusalem gehen andere Sitten und Rechte im Schwang. Es ist eine heilige Stadt, und der Thron des heiligen und wahrhaftigen Gottes und des Lammes wird darinnen sein. Es ist also kein Wunder, daß nichts Gemeines oder Ungeheiligtes und nichts Lügenhaftes zu den Thoren dieser Stadt eingehen darf. Das Buch des Lebens, welches das Lamm Gottes am jüngsten Tag aufthun wird, enthält nur die Namen gerechtfertigter und geheiligter Menschen, und wer nicht darinnen geschrieben erfunden wird, wird in den feurigen Pfuhl geworfen werden, Offenb. 20,15.
Lasset uns doch die Stadt Gottes oder das neue Jerusalem als unser Ziel fleißig vor Augen haben. Moses hat zwar nichts davon geschrieben, und doch wußte Abraham schon etwas davon; denn er wartete, wie der Apostel Hebr. 11,10. sagt, auf eine Stadt, die einen Grund, folglich eine ewige Dauer hat, und deren Schöpfer und unmittelbarer Baumeister Gott selber ist. Wer aber auf diese Stadt wartet, hüte sich vor Greueln und Lügen, befleißige sich also der Reinigkeit und Wahrheit, lebe als ein Gast und Fremdling in der Welt, wandle in den Fußstapfen des Glaubens Abrahams, mache seine Seele durch Gehorsam der Wahrheit keusch zur ungefärbten Bruderliebe, und fahre mit der Heiligung fort in der Furcht Gottes. Auf Erden ist Mancher begierig, große Städte und prächtige Paläste zu sehen, oder darin zu wohnen; allein die Stadt Gottes wird unvergleichlich herrlicher sein.(Magnus Friedrich Roos)

Off. 22

Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig.
Offenb. 22,6.

So sagte der Engel zu Johannes, den der HErr, der Gott der Geister der Propheten, gesandt hatte, zu zeigen Seinen Knechten, was in einer Schnelle geschehen sollte. Es geschieht dieses Engels auch Kap. 1,1. und 22,16. Meldung. Kap. 17,1. wird gesagt, es sei einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, gekommen, und habe zu Johannes gesagt: komm, ich will dir zeigen das Gericht der großen Hure. Eben derselbe, oder auch ein anderer von diesen sieben kam K. 21,9. und sagte zu Johannes: komm, ich will dir zeigen die Braut, das Weib des Lämmleins, und trug ihn hin im Geist auf einen großen und hohen Berg, und zeigte ihm die heilige Stadt Jerusalem, herniederfahrend aus dem Himmel von Gott. Johannes hatte also bei der ganzen Entzückung, in welcher er die Offenbarung sahe, einen Engel zum Beistand bei sich, der nie von ihm wich und ihm Alles zeigte. Zu diesem kam aber Kap. 17,1. und 21,9. noch ein anderer, der, wie es scheint, von einer andern Ordnung war, um ihm die große Hure, und die Braut des Lämmleins, die einander entgegen gesetzt sind, zu zeigen, da dann das Zeigen des ersten Engels nicht unterbrochen wurde, sondern nur einen neuen Beistand bekam. Was dem Johannes gezeigt wurde, wurde, indem er es dachte und schrieb, zu Worten. Er hörte aber auch den HErrn selber, die vier Thiere, einen von den Aeltesten im Himmel, viele selige und unselige Geister, und mehrere Engel wirklich reden. Alle diese Worte oder Reden aber waren gewiß und wahrhaftig, wie Johannes und mit ihm auch wir am Ende des Gesichts versichert werden. Freilich ist Alles, was Gott durch Engel oder Menschen oder auch unmittelbar redet, gewiß, denn es kommt mit Seinem Sinn überein, und ist wahrhaftig, denn es kommt mit den Sachen selbst, welche sind, oder gewesen sind, oder sein werden, überein. Bei der Offenbarung, wodurch Gott dem Johannes und durch ihn auch uns neue und erstaunliche Dinge entdeckt hat, war diese Versicherung um des menschlichen Unglaubens willen besonders nöthig; denn wer hätte vorher denken sollen, daß unter der Regierung des Messias Jesu, da die Menschen alsbald den Anbruch goldener Zeiten erwarteten, noch so viele Trübsale und schwere Gerichte eine lange Zeit über die Menschen ergehen würden, als durch die sieben Siegel, durch die sieben Trompeten, und durch die sieben Zornschalen in dieser Offenbarung angezeigt worden? Wer hätte aber auch glauben sollen, daß es in dem himmlischen Tempel und hernach in dem heiligen neuen Jerusalem so herrlich aussehen und hergehen werde, als in dem Buch dieser Offenbarung beschrieben ist? Selig ist also, der da lieset, und die da hören die Worte dieser Weissagung, und behalten, was darinnen geschrieben ist, Offenb. 1,3. Niemand lasse sich diese Weissagung, die vor andern das Kennzeichen der Göttlichkeit an sich hat, entleiden; denn wer auch Vieles darin nicht versteht, wird doch die Erleuchtung des Heiligen Geistes etwas verstehen, oder die Gabe weiser und bewährter Ausleger benutzen können. Insonderheit aber wird ein jeder Christ in dieser Weissagung von dem himmlischen Vaterland und Erbe, das er hofft, die ausführlichste Nachricht finden. Wen sollte aber diese Nachricht nicht freuen?

Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte.
Offenb. 22,13.

Gott ist das A und das O, der Anfang und das Ende, Offenb. 21,6. Eben dieses sagt auch Jesus Kap. 22,13. von Sich, setzt aber dazwischen, was Er schon Offenb. 1,17. von Sich gesagt hatte: Ich bin der Erste und der Letzte. Wäre Christus nur ein Geschöpf, oder doch ein niedrigeres Wesen als der Vater, so könnte Er dieses Alles nicht von Sich selbst sagen, und wäre alsdann nicht der Erste, sondern der Zweite nach dem höchsten Gott. Auch wäre Er nicht der Letzte, zu dem Alles wieder zurückkehren müßte, sondern der Uneinsletzte, über den man noch hinausgehen müßte, um zu dem höchsten Wesen, zu dem uns die ganze heilige Schrift hinweist, zu gelangen. Er wäre auch nicht der Anfang, sondern der Nächste nach dem Anfang, und auch nicht das Ende, oder das Ziel aller Dinge, sondern der Nächste vor diesem Ende und Ziel. Weil Er aber Gott über Alles gelobet in Ewigkeit ist, so ist Er, wie der Vater, mit welchem Er Eins ist, das A und O, das ist der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Er ist der Ursprung und das Ziel aller Dinge. Von Ihm sind alle Dinge, und wenn durch Ihn Alles wieder nach dem Wohlgefallen Seines Vaters eingerichtet ist, so kommen alle Dinge wieder zu Ihm. Es ist Alles durch Ihn und zu Ihm erschaffen, und der Zweck der durch Ihn ausgeführten Erlösung ist dieser, daß Ihm Alles unterthan werde. Durch Seinen Geist erneuert, belebt und erleuchtet Er Alles, was selig werden soll, und diejenigen, die Er so erneuert, belebt und erleuchtet, hangen Ihm als ihrem Haupt an, und sind ewiglich Sein Eigenthum. Er ist das Wort, das im Anfang bei Gott, und das Leben, das bei dem Vater war, und den Menschen erschienen ist. Wenn aber am Ende Gott Alles in Allen sein wird, so wird auch Er als das wesentliche Wort Gottes Alles in Allen, und insonderheit auf die vollkommenste Weise das Leben und das Licht der Menschen sein.
Wie hoch sollen wir also Jesum unsern Heiland schätzen! Wie demüthig sollen wir Ihn preisen! Wie begierig uns zu Ihm wenden! Er, der vor der Welt war, durch den Alles gemacht ist, was gemacht ist, und der insonderheit als der Mittler zwischen Gott und Menschen der Urheber oder die Ursache unseres Heils, Hebr. 5,9., worden ist, soll auch der Gegenstand unseres Verlangens, unseres Vertrauens, und unserer Anbetung, ja das Ziel unseres Laufes sein. Ihm sollen wir unsere Herzen opfern, Ihn sollen unsere Lippen preisen, und Ihn soll unser Wandel ehren. Er ziehe uns zu Sich, Er offenbare ich uns, Er nehme uns auf, daß wir ewiglich seien, wo Er ist, und Seine Herrlichkeit sehen. Wie thöricht sind diejenigen, die ihr Glück aus ihnen selbst und aus andern Kreaturen herleiten, und erschaffene Dinge in diesem Sinn für ihr A, für ihr Erstes, und für ihren Anfang, das ist für die Urheber ihres Wohlstandes halten. Wie thöricht sind sie auf einer andern Seite, wenn ihre Wünsche und ihr Bestreben sich im Reichthum, in der Wollust, oder in der Ehre bei den Menschen endigen, als ob diese ihr O, ihr Letztes und ihr Ende wären. Solche Leute werden freilich sich betrogen finden und darben, wenn das Wesen dieser Welt vergehen wird.

Wen da dürstet, der komme, und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.
Offenb. Joh. 22,17.

Es ist sehr löblich, daß in diesem Vers das Wörtlein komm gleichsam von zwei Seiten her erschallet. Der Geist und die Braut sprechen zu dem HErrn Jesu: komm; der Geist sagt es nämlich in den auserwählten Seelen, mit denen sich der HErr Jesus verlobt hat, und die Seine Braut ausmachen, und diese Seelen stimmen von Herzen mit dem Geist überein: gleichwie nach Röm. 8. der ewige Geist Gottes und der Geist der Glaubigen bei dem Zeugniß von der Kindschaft Gottes mit einander übereinstimmen und zusammen treffen. Johannes setzt aber hinzu: wer es höret, daß der Geist und die Braut so sprechen, sage auch zu dem HErrn Jesu: komm. Er wünscht, daß alle Menschen so sprechen, durch dieses Sprechen dem HErrn Jesu Seine Ehrerbietung beweisen, und zum Stehen vor Ihm bei Seiner Zukunft geschickt werden. Auf diesen Zuruf: komm, antwortet nun der HErr Jesus: wen da dürstet, der komme. Er weiß, daß alle Seelen auf Erden noch durstig seien. Keine ist mit Geistesgaben bis oben an erfüllet. Und die Hitze der Trübsal vermehrt noch bei einer jeden den Durst. Wen aber dürstet, der soll kommen. Wohin soll erkommen? Die Antwort auf diese Frage steht Joh. 7,37., wo Christus sagt: wen da dürstet, der komme zu Mir und trinke. Was bedeutet aber dieses Kommen? Christus erklärt es V. 38., wo Er sagt: wer an Mich glaubet, wird erfahren, was die Schrift von dem Messias sagt: von Seinem Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Wer ist aber dieses lebendige Wasser? Johannes sagt’s uns V. 39., da er zu der Rede Christi hinzusetzte: das sagte Er aber von dem Geist, welchen empfahen sollten, die an Ihn glaubeten. Ich soll also zu Christo kommen, das ist, glaubig mich zu Ihm wenden, und so von dem Wasser des Lebens eine Gabe nach der andern umsonst empfahen. Von Ihm fließt dieses Wasser immer reichlich aus, denn Er hat’s ohne Maß empfangen. Ob es aber gleich ausfließt, und den Kommenden gegeben wird, so entgeht Ihm doch nichts. Es bleibt immer voll. Man empfängt aber die Geistesgaben umsonst von Ihm, wie es auch Jes. 55,1. bezeugt wird, wo Er sagt: wohlan alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser, und die ihr nicht Geld habt, kommet her, kaufet und esset, kommet her und kaufet ohne Geld und umsonst beide Wein und Milch, d.i. Geistesgaben, die Stärke und Freude machen. Wann soll ich aber kommen? Ich soll heute, ich soll jetzt kommen, wie denn Christus Joh. 7,37. lebende Menschen dazu aufgerufen, und Joh. 4,10. zu einer samaritischen Sünderin gesagt hat: wenn du erkennetest die Gabe Gottes, und wer der ist, der zu dir sagt: gib Mir zu trinken, du bätest Ihn, und Er gäbe dir lebendiges Wasser. Weil ich aber doch bei Leibesleben nicht ganz mit dem Wasser des Lebens erfüllt werden kann, so will ich Ihn bitten, und bitte ihn jetzt: HErr heiß mich zu Dir kommen, wenn ich sterbe (Matth. 14,28.), und wenn Er alsdann sagen wird: komm her (V. 29.), so werde ich zu der großen Schaar gelangen, die Er weidet, und zu dem lebendigen Wasserbrunnen leitet (Offenb. 7,17.), und zuletzt werde ich satt werden, wenn ich erwache nach Seinem Bilde.(Magnus Friedrich Roos)

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