Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zum Propheten Hesekiel

Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zum Propheten Hesekiel

Hes. 33

So wahr als Ich lebe, spricht der HErr, HErr: Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre und lebe.
Ezech. 33,11.

Dieser Spruch entdeckte schon dasjenige, was hernach Johannes deutlich und mit wenigen Worten gesagt hat, nämlich daß Gott Liebe sei. Weil Er Liebe, weil Er ein gütiges Wesen ist, so hat Er keinen Gefallen am Tode des Gottlosen; sondern daran hat Er einen Gefallen, daß sich der Gottlose bekehre und lebe. Er tödtet zwar, das ist, Er verdammt den Gottlosen, wenn er sich nicht bekehrt; Er thut aber dieses nicht mit Wohlgefallen. Hingegen hat Er ein Wohlgefallen an der Erweisung der Barmherzigkeit, wie Matth. 9,13. gesagt wird. Er hat Lust zum Leben, Ps. 30,6., nämlich, es zu geben und zu erhalten. Es ist Seine Lust, Gutes zu thun, Jer. 32,41. Er liebt gern, Hos. 14,5. Er hilft gern, Ps. 13,6. Freilich ist aber nöthig, daß sich der Gottlose bekehre, oder daß er von seinem bösen Wege zu Ihm umkehre; denn wenn er auf diesem Wege fortläuft, so läuft er in sein ewiges Verderben hinein. Gott weiß, daß die Menschen diesen Seinen gütigen und barmherzigen Sinn schwerlich erkennen und glauben: Er läßt es also nicht dabei bewenden, daß Er selbst durch den Propheten davon zeuge, wiewohl Sein göttliches Zeugniß wahrhaftig und des völligsten Glaubens werth ist. Er läßt es aber nicht dabei bewenden, sondern schwört noch dabei: so wahr als Ich lebe; damit wenigstens sein Schwur den Unglauben niederschlagen, und alle Zweifel beschämen möge. So sei denn dieses in unsern Seelen gewiß, daß Gott an unserm Tod und Verderben kein Wohlgefallen habe, sondern an unserer Bekehrung und unserm Leben. Das Gewissen verdammt uns: Christus aber ist hie, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Viele Wege Gottes sind unserm Fleisch beschwerlich, viele Züchtigungen empfindlich: aber Alles, was Er thut, das ist recht, und denen, die Ihn lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Die Menschen meinen oft, ihr Wille, selig zu werden, entstehe bälder, als der Wille Gottes, sie selig zu machen; und sie müssen alsdann Gott durch viele Beweggründe erst zur Liebe neigen: allein Gott ist die Liebe von Ewigkeit her. Er hat diejenigen, die selig werden sollen, erwählet, ehe der Welt Grund gelegt war, und was Er durch den Ezechiel und andere Propheten, insonderheit aber durch Seinen eingebornen Sohn von seinem geneigten Willen gegen uns geredet hat, ist älter als unser Wollen, Seufzen, Bitten und Weinen. Sein Sinn darf nicht geändert werden, denn er ist schon gut: wir aber müssen unsern unglaubigen Sinn ändern und uns bekehren. Weil aber Gott ein Gefallen an der Bekehrung des Gottlosen hat, so dürfen wir ohne allen Zweifel glauben, daß Er zu dieser Bekehrung, von welcher Er weiß, daß der Gottlose sie nicht selber ausführen könne, das nöthige Licht und die genugsame Kraft darreichen wolle, ohne daß er die Freiheit der Seele durch einen Zwang niederschlage. Ja er thut’s nach Seiner Barmherzigkeit, und wird’s ferner thun, damit Sein Name verherrlicht werde. Wer das Evangelium, das ihm verkündigt worden, nicht glaubt, wird verdammt werden, und wer verdammt wird, leidet Pein, nämlich das ewige Verderben. Ob aber gleich diese Pein und dieses Verderben von dem verdammenden Ausspruch Gottes abhängt, der ein Richter aller Menschen ist, so sagt doch die heilige Schrift nie, daß Er an dieser Pein oder an diesem Verderben ein Gefallen habe.(Magnus Friedrich Roos)

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