Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zum 4. Buch Mose

Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zum 4. Buch Mose

Wenn Jemand eine Schlange biß, so sah er die eherne Schlange an, und blieb leben.
4 Mos. 21,9.

Daß die eherne oder kupferne Schlange, die Moses in der Wüste hoch aufhängen ließ, ein Vorbild Christi gewesen sei, erhellt aus den Worten, die Christus Joh. 3,14.15. zu dem Nicodemus gesagt hat: wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen Sohn erhöht werden; auf daß Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Feurige Schlangen, das ist Schlangen, die feuerroth aussahen, und den Menschen durch ihren Biß ein Gift beibrachten, das eine gewaltige Hitze und zuletzt den Tod verursachte, krochen in das Lager der Israeliten, und brachten sehr Vielen unter ihnen ihr Gift bei; also ist das tödtliche Sündengift von der alten Schlange, dem Teufel, den Menschen beigebracht worden, und hat das ganze menschliche Geschlecht durchdrungen. Moses mußte auf Befehl Gottes anstatt aller andern Hülfsmittel eine kupferne Schlange an einem Holz sehr hoch aufhängen; also ist des Menschen Sohn Jesus Christus am Kreuz erhöht worden, und obwohl dieses Kreuz nach seiner natürlichen Länge nicht sehr hoch war, so wurde es doch sehr hoch, und in der ganzen Welt gleichsam sichtbar, da der gekreuzigte Heiland durch das Evangelium den Menschen überall vor die Augen gemalt wurde. Die Israeliten mußten die aufgehängte kupferne Schlange ansehen, dieses Ansehen aber war nicht ohne Glauben, denn sie mußten glauben, daß ihnen durch dieses Ansehen nach dem Wort der göttlichen Verheißung werde geholfen werden. Es bedeutete aber auch den Glauben an den gekreuzigten Heiland. Wem dieser gepredigt wird, der darf sich vorstellen, der Täufer Johannes stehe dabei, und sage: siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Ihn erkennen, Ihn ansehen, auf Ihn aufschauen, ist unsere größte Pflicht, und der einzige Weg zur ewigen Seligkeit. Gleichwie nun die Israeliten, welche die kupferne Schlange ansahen, ob sie schon gebissen waren, lebendig blieben und genasen, und keine andere Arznei nöthig hatten, also werden Alle, die an den gekreuzigten Heiland glauben, wie Er selber sagt, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben. So ein mächtiges und heilsames Ding ist es um den Glauben, von dem doch viele Leute aus Unverstand meinen, er bestehe nur aus etlichen selbstgemachten Gedanken, und gebe also für sich selbst keinen Ausschlag zum Seligwerden. Allein der Glaube ist ein Hunger und Durst nach Jesu, ein Kommen zu Jesu, eine Zuneigung des ganzen Herzens zu Ihm, eine innige Uebereinstimmung der Seele mit dem Vorsatz Gottes, uns nicht anders als durch Seinen Sohn selig zu machen. Es ist auch unmöglich, daß man bei dem Glauben roh, sicher, leichtsinnig, und ein Knecht der Sünde bleibe, denn die Zuneigung des ganzen Herzens zu Jesu leidet dieses Alles nicht, und der Glaube empfängt neben der Gerechtigkeit auch die Gabe des Lebens durch den Heiligen Geist. Gleichwie auch kein Israelit sich nach der erhöheten Schlange mit einer glaubigen Begierde umsahe, der nicht einen Schlangenbiß und die daraus entstandenen Schmerzen fühlte, und seine Todesgefahr erkannte, also glaubt Niemand von Herzen an den gekreuzigten Jesum, der nicht seine Sünden erkennt, die Last derselben fühlt, ihre Abscheulichkeit einsieht, und sich selbst in der Gefahr erblicket, von Gott verstoßen und verdammt zu werden. Wie sollte ein solcher Glaube nicht wirksam sein! Wie sollte er nicht eine fruchtbare Wurzel des ganzen Christenthums sein!

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