Rhegius, Urbanus - Von Leibeigenschaft oder Knechtschaft

Rhegius, Urbanus - Von Leibeigenschaft oder Knechtschaft

März 1525

Flugschriften der Bauernkriegszeit, 1978, Böhlau Verlag, Köln, Wien. Seite 242-260.

Nun volgt der herren capitel, in etlich artickel verfasst

Es würt ietz im liecht des evangeliums gefraget:

Ob under den christen, die all von ainem irdischen vatter geboren, von ainem hymlischen widergeboren und in evangelische freyhait durchs blut Christi gesetzt seind, mög oder solle knechtschafft oder leybaygenschafft erlitten werden?

Auff dise frag will ich also antworten, das herren und knechten auss götlicher schrifft gesagt werd, was inen zu sagen ist, durch etlich artickel. Überliss und darnach urtayl!

Wir seind all kinder des zorns geboren vom Adam, das des natürlichen ursprungs halber kain underschayd ist, so werden wir christen all durchs wasser und gayst widergeborens in wellicher widergeburt werden wir kinder Gottes, bruder Christi, berufft zu aim erb, das also nach der natur und gnad der wal und kyndtschafft ainer dem andern nit soll fürgezogen werden. (Eph 2,3; Joh 3,5)

Wie wol darnach in den gaben Got des hayligen gaysts grosser underschayd ist under den menschen, die weyl ainem mer dem andern weniger gegeben wirt wie es dem gayst Gottes gefalt, doch underschaydet allain der liebreich glaub under den sünen des reichs und den sünen der verderbtnüss. (1 Kor 12,4-31; Gal 3,7. 26)

Wir christen all werden durch den glauben in Christum ain gaist mit im, und auss veraynigung der gaistlichen ee zwischen uns und Christo werden wir all künig und priester nach der ewigen wal Gottes. (Ef 5,30; Apoc 1,6; 1 Pet 2,9. 10)

Des selbigen künigreychs gwalt ist unüberwintlich, wunderbarlich und so gross, das ainem christenmenschen nichts schaden mag, sonder alle ding müssen im dienen zum hayl, dann er ist aller ding ain herr in Christo, der aller freyest und niemants knecht. (Rom 8,31. 28; 1 Kor 3,16. 17. 22; Matt 16,19; 1 Kor 9,1)

Wir seind auch priester in Christo, und mögen in krafft diss priesterthümbs für Got tretten durch den gayst des glaubens, für die andern bitten, das reych der hymel verkünden, ain opffer des kreütz unnd lobs opffern. (1 Pet 2,5; Apoc 1,10. 11; Rom 12,1)

Aber unsers künigs reych ist nit von diser welt, er regniert in hymlischen gaystlichen dingen, als ist gerechtigkait, warhayt, weysshait, fryd, hayl etc. (Joh 18,36f)

Nit, das irdische, sichtliche [sichtbare] unnd hellische ding nit auch Christo underworffen seyen, welcher warlich allen gewalt von Got seinem vatter in hymel und erd hat empfangen. Aber er hat ain solichs besunders reych, das nit in solichen sichtlichen dingen steet oder von solchen schlechten dingen ist. (Matt 28,18; Hebr 1,2-4; Fil 2,6-11) (243)

Darumb ist der christglaubigen reych nit ain sichtlichs, zeytlichs reych hie auff erden, sender ain gaistlichs reych im glauben.

Also das ain christ regniert und triumphiert inmitten in aller zeytlicher trübsal, in angst und leyden, dann sein krafft nimpt zu in der schwachayt, unnd ist im ain freüd, so er in mancherlay trübsal felt, dieweil er waysst, das erfarung des glaubens gedult bringt, gedult bringt bewerung, bewerung bringt hoffnung, welche in nit lasst zu schanden werden. (2 Kor 12,10; Jak 1,2f; Rom 5,3-5)

Es ist vil ain ander ding umb unser reych, dann umb der welt reich. Das weltlich reych nimpt zu, wann es andern leüten schaden thut und belaidigt. Unser reych wechsst wann es geduldigklich die unbillichait leydet. Das weltlich reych wiirt behalten [erhalten] unnd beschützt mit macht der waffen und hülff der menschen, darinn es sich berümbt. Aber unser reych würt gemeret und behalten inn kranckhait, deren es sich berümbt, ob es gleich aller weltlicher hülff entsetzt ist, auff das es hab die krafft des einwonenden Christi, dergesagt hat: Habt ain vertrawen, ich hab die welt überwunden. (2 Kor 13,3f; Joh 16,33)

Also ist nun ain christglaubiger der massen gantz frey und aller ding ain herr, das er auch zugleych aller menschen knecht und iederman underworffen sein mag und soll. (1 Kor 9,19; Rom 13,1-10; Gal 5,13. 16)

Dann christliche freyhait ist im gayst unnd soll kain deckmantel dem flaysch werden und der ungezämbten bosshayt. (1 Pet 2,16)

Derhalb in unserm reych neben evangelischer freyhait wol mag burgerliche knechthait oder leibaigenschafft ston, durch weliche ain christ ainem leyblichen herren ist underworffen und verpflicht zu steür, zol, zyns, eer, forcht unnd was sollicher dienstbarkayten mer seind. (Rom 13,1-7)

Das aber ainer ain christ sein und bleyben mög, ob er gleych ain leibaygen man oder knecht ist, also das es im an christlicher freyhait nichts schade, und daz knechthait ain alts ding sei, nit erst erdacht, mag unüberwintlich auss götlicher schrifft bayder testament probiert werden.-

Im. 1. buch Mosi 9 [20—27] als der unzüchtig Cham, ain vater Chanaan, seinen zwen brudern Sem unnd Japhet verkündet seyns vatters blösse in der weynfeüchte und Noe solchs erfur, vermaledeyt er den Cham sampt seinen nachkommenden zür knechthayt, das er seiner bruder knecht solte sein, das also knechthayt auss der bosshait erstlich herkompt.

Also ist hernach auch umb der bosshayt willen gefengknüss kommen, auss gefencknüss knechthait, wie es dann bey den hayden ersehen würdt. Item aber im ersten buch Moysi 17 [27] beschnayd Abraham alle die, so er erkaufft hette under seynem haussvolck, hie sagt der text klarlich von den erkaufften leüten, die der fromm ertzvatter Abraham het.

Item aber im selben büch 37 [26—28] ward Joseph Jacobs sun von seynen brüdern verkaufft den Ismaelitern und bleibe dannocht ain frommer man. Im andern [zweiten] buch Moysi 21 [1] gibt seym volck Got ain gebot der knecht halber unnd spricht: Wann du würst kauffen ain hebraischen knecht, so soll er dir sechs jar dienen, aber im sibenden jar würt er ledig aussgeen umb sonst.

Item im dritten buch Moysi 19 [20]: Wann iemants ain frawen beschlafft, die ain dienerin ist, auch edel, und doch nit erlösst und nit mit freyhait begabt, so sollen sie bayde geschlagen werden unnd aber nit getödt, dann sie ist nit frey gewesen. Item im fünfften büch Moysi 23 [16]: Du solt den knecht seynem herren nit übergeben, der zu dir geflohen ist. Item besich Deute. 15 [5. Mose 15, 12-18] und Hiere. 34 [Jer. 34, 8-17] von freymachung der knecht. (Lev 25,39. 44. 47)

Wie wol nun die Juden ain frey volck Gottes warn, sein erb, aygenthum und besonder volck, dannocht haben sie under inen knechtschafft gelitten, als Moses deütlich anzaygt. (Deut 7,6; Es 19,25)

Wa nun solliche knechtschafft oder leibaygenschafft iemants jetz im newen testament ergreyfft, der soll sie umb seiner evangelischen freyhait willen nit frevenlich von im schitten [abschütten] mit auffrür oder ungebürlicher, unordenlicher weyss. Dann die weyl das christlich leben ain spiegel sein soll aller demüt, gedult, senfftmütigkayt und aller tugendt, so würdt gewisslich ain rechter christ alles das leyden, das im an seinem glauben nichts schadet, seytenmal er in allen dingen, guten und widerwertigen, durch freyhait des gaists ain gewinn seins hayls haben mag. Rom 8,17. 38. 39)

Solichs leert überflüssig daz new testament an vil orten, als in der epistel zun Römern underwirft uns Got der oberkayt, die sein dienerin ist zum gutten, und will das wir niemand nichts schuldig bleyben sollen dann die liebe, yederman geben was im zügehört. Also will Petrus, das wir den herren underthänig seien, ob sie schon böss weren. Dann was schadet mir meyns herren bosshayt, die weyl er mir nichts anders gebeüt, dann das ich on verletzung meins gelaubens thun kan. Gebeüt er übels, so bin ich Got mer gehorsam dann den menschen, dann ich kan zwayen widerspennigen herren nit zu gleich dienen. (Act 5,29; Matt 6,24)

Gebeüt er, das zu fryd, ainigkait und underhaltung ains gemainen nutz dient, soll ich gehorsam seyn, nit allain umb des zorns willen, sonder auch umb der gewissen willen. Ain solcher herren gewalt ist etwa umb gemains frids willen, der halb die gewissen auss pflicht der liebe zu gehorsamm verbunden wirt. Item Paulus zun Ephesern 6 [5—8]: Ir knecht seind gehorsam ewern leyblichen herren mit forcht unnd zittern, in ainfeltigkayt ewers hertzens als Christo, nit mit dienst allain vor augen, als den menschen zu gefallen, sonder als die knecht Christi, das ir solchen willen Gotes thut von hertzen mit willfertigkayt. Lasst euch duncken, das ir dem herrn dient und nicht den menschen, (245) und wissend, waz ain ieglicher guts thun würt, daz wirt er empfahen von dem herren, er sey ain knecht oder ain freyer.

In dysen worten Pauli ist gut zu vernemen, daz er, als der hayden leerer, etwa [irgendwo] nach haydnischem brauch noch knecht oder leybaygen leüt hat gefunden, dann er spricht: er sey ain knecht oder frey, das nit von knechten, wie sie ietz umb ain lon dienend, sonder von leibaygen leüten geredt würdt. Den selben gibt Paulus ain leer, das sie trewlich sollend dienen. Dann es schadet dem gelauben und christlicher freyhait nichts, wann sie schon knecht oder leibaygen leüt seind. Darumb inen nit not ist umb des glauben willen von iren herren zu lauffen, oder das joch der knechthayt mit frevel von in werffen.

Als er auch leert zun Corinthern: Ain ieglicher beleybe in dem ruff darinnen er beruffet ist, bistu ain knecht berüffet, sorg dir nicht, doch kanstu frey werden, so brauch des vil lieber, dann wer ain knecht berüffet ist im herren, der ist ain freyer des herren. Hie ists klar das knechthait nicht schadet dem christlichen glauben des knechtes. Doch es lasst im Deut. 16 [20] die geschrifft zu, mög er frey werden, das ers thü. Aber freylich lasst ym die schrifft nit zu das ers thu mit frevel und rumorn. (Deut 16,20)

Dann was recht ist, das soll man rechtlich aussfüren, sonst wurde es ain unrecht. Zü disem spruch stimbt gar feyn Moses im 5. buch 15 [16. 17]: Wa der knecht nit frey sein wolte, so ers doch wol möchte im sibenden jar, so füre man in zur thür des hauss und durchstech im sein or, und bleybe seyn lebtag ain knecht. Ob aber der haussherr sünde, das er aygen leüt hat, und ob ers allweg mög behalten, wirt hernach angezaygt werden. Weytter spricht Paulus: Ir knecht so under dem joch seynd, die halten ire herren aller eren werdt, auff das nit der nam Gotes und die leer verlestert werd. Welche aber glaubige herren haben, die verachten sie nit, die weyl sie bruder seynd, sonder seyen vil mer dienstbar, die weyl sie gelaubig und geliebt und der wolthat taylhafftig seind. (1 Tim 6,1)

Auss den worten lernen wir, das ob ainer ain christlichen halsherren oder schützherren hat, soll er inn darumb nit verachten, das er des glaubens halb sein bruder ist, sonder im dester lieber dienen, seytenmal er auch ainem haydnischen herren trewen dienst thün müste. Also ermanet auch Paulus die knecht das sie iren herren gehorsam seyend, auff das nit umb irer ungehorsam willen dye leer Christi geschmecht werde, das iemants sage: Sich, der ist ain christ, und ist so unbillich, halssstarrig und mülich [schwierig], das niemants mit ym ausskommen mag.

Das brecht dann dem evangelio schmach, dann es wurde bey den unwissenden darfür gehalten, als ob inn das evangelium so unthättig und ungezämbt hette gemacht. Hie siehstu knechtschafft im newen testament, und aber Paulus vast anhelt, das sie umb irer freyhait willen nit ungehorsam unnd mülich werden sollen, sender thettiger dann vor ye. (246)

Wie wol nun knechthayt oder leibaygenschafft ain hert ding ist, nichts desterminder würt sich hierinn ain rechter christ nit auffrürisch und ungebürlich halten, sonder umb fryds willen und zu vermeyden ergernüss gedultigklich leyden, waz er thun mag, das nit wider Got ist. Seytenmal er sich im tauff verpflicht hat sein kreütz zu tragen, das ist allerlay trübsal und angst leyden und annemen als das edel hailthumb, das Christus mit seynem blüt gehayligt hat.

Dann es ist ain solch ding umb ain christlich leben, das es angst, not, beschwert und trübsal diss lebens annympt als ain kostliche bewerte artzney, den alten menschen zu hailen, wie auch Paulus sich in trübsal berümbt unnd den leyblichen todt als ain gewynn achtet. (Gal 6,2. 17; 2 Kor 12,7-10; Fil 1,13. 19-21)

Ich will geschweygen, das leibaygenschafft oder knechthayt zu unsern zeytten etwas ringer ist dann zur zeyt Pauli, das, wa christlich herren mer schützherren dann halsherren seind, ain armer man die leibaygenschafft nit darff so vast scheühen. Dann inen wirt gewonlich gut under die hend geben, davon sie und ire kind ain zymblichs ausskommen mögen haben.

Und etwa würt in auch zur notturfft hylff mit leyhen bewisen, wie ichs an etlichen orten gesehen hab. Ob sie dann schon irem herren zu seyner underhaltung steür und zins gebend und andere dienstbarkait, die nit gar ungebürlich ist, sollen sie desshalb kain aufgeleüff machen. Dann ich wayss das an etlichen orten sollich herren seind, under welchen der arm man gutten schütz hat und hylff, das er sich kayner untreglichen bürdi beklagen mag.

Darumb frage ain christ nit zu sorgfeltigklich, wie er oder seine fordern in dise knechthayt kommen sey, sonder so es mit fügen nit anders geseyn mag, bleybe er in seiner berüffung. Es schat im die leyplich knechthait nichts, so er von der gaistlichen knechthait der sünd erlosst ist und ain gefreyter Jesu Christi und des halb nun im gayst ain herr. Unnd die weyl im Paulus nit gestattet, das er ain haydnischen herren verachte, wie vil weniger wurd er leiden, das er ain christlichen herrn verachtete, der des gemaynen gelauben halb sein bruder ist? (1 Kor 7,20-24; 1 Tim 6,1.2)

Es ist den auffrürigen, die sich auss der oberkait hend mit aygnem frevel on ordenlichen gewalt haben wellen herauss reyssen, nye glücklich ergangen. Des lass dir Judam Galileam ain exempel seyn, der darumb mit den seinen gantz gedempt [unterdrückt] unnd aussgelescht ward. Dann ob gleych wol der herr nit fromm ist und ain unleydelicher tyrann, ist doch mir nit befolhen die rach. Got ist der richter, dem gehort die straf zu, der strait etwa on alls mittel [unmittelbar] durch sich selb, etwa durch seine diener, das weltlich schwert. Das dann schuldig ist auffzumercken und wachen, auff das gemayner fryd bestand und niemants dem andern wider recht und billichayt thü. (Act 5,37; Deut 32,35; Rom 12,19) (247)

Man soll die christen ernstlich ermanen, wie fast sie joch imer den leyplichen herren verstrickt seynd, das sie den selben nach irem stannd gebend, was sye schuldig seynd, on rumor. Und sollen sich darumb nie entbören, das sie etwa zu vil zwangs und schatzung leyden mussen. Dann ain christlichs gemüt ist vyll höher, dann das es umb ains zeytlichen schadens willen die christlich liebe lass verletzt werden.

liebe leyt alle ding, verhofft alle ding, ist gedultig, würdt nit liederlich geraitzt, thüt nienderts ibel. Ain rechter christ hat kayn zweyffel, es werde niemants beschediget und geletzt dann allain von im selbs. (1 Kor 13,4-7)

Dieweil ain christ (laut seins evangeliums) alle zergenckliche gutter diser welt veracht und in vester hoffnung zu den ewigen guttern dringt, als der hie kain bleiblich stat hat, wie wol wurde es sich dann reymen, das er vast von wegen zeytlichs guts oder gemachs wolte zancken und rumorn? Es steet allweg bas umb den so unrecht leyt, dann umb den, der unrecht zufugt. (Hebr 13,14)

Der da unrecht leyt, ist er ain christ, so würt er nit geschediget, dann er kan durch sein gelauben alle ding wol brauchen. Aber der da den schaden sich vermisst zu zufügen, der würt am maysten in allem geschediget. Dann die weyl er sich understeet, seim nachsten am leyb, gut oder eer zeytlich zu schaden, als bald schadet er im selbs todtlich an der sel und verletzt sich selbs grewlicher, dann inn all seyn feynd möchten verletzen. Dann so er uns antast, so tast er die götlich mayestet an, die sich unser annymbt, wie de prophet Zachariae sagt: Wer euch anrürt, der rürt meyn augapffel an. (Zak. 2,12)

Da bey soll ain frommer christ bedencken, das leybaygenschafft oder knechtschafft etwa umb der sünd willen eingefürt ist, der halb er sie leyde als ain andere gaysel Gottes. Dann er bekenne sich ie [immer] (wie billich) ain armen sünder seyn, darumb thut er als ain gehorsams kind und fleücht die vaterlich straff Gottes nit, in was weiss oder weg sie im imer züsteet. Ja es ist kayn so herter stand auff erden, er mag in recht brauchen zur eer Gottes. (Hebr 12,5-9)

Er befilchts alls dem götlichen willen und zweifelt nichts, es gange alls zu durch Gottes willen und verhengknuss [Zulassung]. Er waysst das alle härlin seyn haubts gezelt seynd, und kayn spatzlin auffs erdtreych felt on Gottes willen und wiirckung. Darumb steet er gedultigklich under dem kreütz, mit seliger verlaugknung sein selbs und gelassenhait, lasst Got walten, der alle ding würckt nach dem anschlag seins willens, und würckt seyn hayl mit forcht und zittern. (Matt 10,29f; 16,24)

Er ist gar in ainen andern weg lebendig, reych, frey, knecht, gefangen, dann die kinnder der welt. Das leyblich leben ist inn seynen augen nit hoch geacht, dann yetz nit er, sonder Christus in im lebt. Dann das (248) leben, das er hie im flaysch lebt, das lebet er durch den gelauben des suns Gottes, der inn geliebt hat unnd sich selbs fur inn geben hat. Also lebt er seyns gelaubens, das wol ain ander leben ist, dann dyss natürlich, wellichs gutten und bösen hye gemayn ist. (Abac 2,4; Matt 6,19f)

Seyn reichtumb ist unsichtbarlich, die ym nyemants nemen kann dann Got, nämlich gelauben, lieben, hoffnung etc. Die weyl er durch Christum an Got hangt, ist er reych und selig genug. Dagegen ist im alle reychtumb der weytten welt als daz kadt [der Kot] auff der gassen. Er achtets für den grosten schaden, wann er die gantzen welt gewunne mit ainem ainigen schaden seiner sel. Wann im nun Christus bleybt so hat er genug. (Matt 16,26; Joh 8,31f)

Wann er das wort Gottes hat, so wirt er recht frey nach seins hertzen gelust. Dann durch den gelauben des worts würt er frey von sünd, tod unnd hell, von vermaledeyung des gesatz, das nunmer kayn ansprach an in hat. Dann er ist in Christo, der im die sünd unnd tod erwürget hat, dem gesatz genügthon unnd darzu den gayst erworben, da mit er auch möge dem gesatz gemess leben. (Rom 8,1-9)

Und was noch des blöden [schwachen] flayschs halb abgat, erstattet das genügthün Christi, und würt im nit zur verdambnüss gerechnet umb des gelaubens willen der wider die sünd kempfft. So ist nun ains christen menschen freyhait nit ain eüsserliche freyhait, das er mög alles thun, das in anficht, dann das were ain flayschliche frechhayt und müttwill, nit also lieben christen. Das gesatz ist auffgehebt sollicher gestalt, nitt das es nit mer solle erfült werden, sonder wann es übertretten ist, das es dannocht nit möge verdammen. Unnd ist ain newer pundt mit uns gemacht, darynnen uns nit allayn inn stayne tafflen das gesatz geschriben würdt, sonder in die flayschlichen tafel unsers hertz. (Jer 31,18-20; 2 Kor 3,6)

Dann der haylig gayst wirt uns geben, der geüsst liebe ins hertz, durch welliche dem gesatzt möge genug geschehen. Darumb nit das gesatz aber wol des gsatz ansprach und vermaledeyung ist aufgehebt durch Christum, der uns alle sünd verzigen hat, und ausgetilgt die handschrift wider uns durch schriftlich satzung erweysst, welche uns entgegen war, unnd hat sie auss dem mitel gethon und ans kreütz geheft. Aber solich erlösung vom gesatz widerfert allain denen, so im newen testament seynd, das ist, den glaubigen. Weliche nit glauben, die stecken noch starck under dem gesatz oder alten testament. Dann dise zwen stend, daz alt und new testament, werden underschyden mer auss des hailigen gaysts regiment, dann durch hinfliessung der zeyt. (Rom 5,6-11; Rom 13,8-10; Gal 3,22-27)

Darumb ligt gross daran, daz man die christlich freyhait recht verstande, dann kain eüsserlich ding, man nens wie man well, kan unnd mag mich frey oder fromm machen, dann aines christen menschen freyhait und frommkait. Widerumb sein bosshait und gefengknüss seind nit leyblich noch eüsserlich: In sünden ligen, das hat er für die recht, schendtlich knechthait, leibaygenschafft oder gefengknüss, aber von sünden durch die gnad Christi erledigt werden, das ist seyn (249) rechte wonsame freyhait. (Joh 8,34-36)

Darumb wa man hört von christlicher freyhait predigen, soll man nit zufaren unnd auffs eüsserliche sehen, als ob wasser, holtz, feld und sollich ding iederman erlaubt sei, nayn nayn. Der alt flaischlich mensch hörte gern ain soliche freyhayt, damit im der zorn gehenget wurde, allen sein gelust zu biessen und sackman zu machen [Räuber zu spielen]. Das sey aber weyt von ainem ieden frommen christen, der zeytlich gut und armut nienen [unter keinen Umständen] so gross achtet, daz er darumb wider christliche liebe etwas fürnem.

Unnd also ists umb ain rechten christen so ain frey ding, das er niendert an kain eüsserlich ding ist gebunden mit seyner gewissen, als ob es im zur fromkait und freyhait not sey, es gilt im vast alls gleych. Bleybt sein glaub unversert, so ist er reych, edel und frey gnug, unnd wann er schon in der Thürckey im pflüg zug oder auff dem mör ain galeot [Galeerensträfling] were. Und daz ist die recht evangelisch freyhait, frey von des gesatz ansprach sein, von sünden ledig seyn, ain bruder Christi sein, das uns alle geschöpff musse fürderlich und dienstlich sein zum gutten, und uns dannocht kayne zur fromkait not ist, auch kaine schaden mag.

Eusserliche freyhait, das ainer vogelfrey ist unnd kain herren hat auff niemandts sehen darff, ist ain schlechte freihait. Es mag sie wol auch ain boser bub haben,der von aufiwendig hoch geeret und gehalten würt, und aber inwendig ain armer verstrickter knecht ist der sünden, über den ain iegliche anfechtung herschet, als zorn, neyd, unkeuschait, forcht etc.

Aber die evangelischen freyhait hat niemandts dann die lieben kinder Gottes, die in Christo irem herren alles haben, was in not ist, die schon selig seind, doch in der hoffnung, und teglich mit hertzlichem seenen warten des tags des herren, darinnen ir glori und herliche freyhait geoffenbart würt. Darumb ir frommen christen, lassend euch nichts auf dem weyten erdboden so lieb sein, das ir darumb wider christliche lieb, senfftmutigkayt und zucht etwas furnemend. Disc zeyt ist kurtz, leydend euch ain klaine weyl, diss leyden hie auff erden ist klain und der grossen herligkayt nit wert die an uns soll offenbart werden. (Rom 8,20-23; 1 Kor 7,29)

Gebt nyemants ursach zum bösen. Seyt ains synns under ain ander. Wer dise welt braucht, der sey als brauchte er sie nit, dann das wesen diser welt verget und unser leben ist hie als ain dienst. Haltend euch, daz niemants kain klag ab euch hab, sonder das umb ewers frydlichen lebens willen und tugendtreychen wandel under den leüten das haylig evangelium gelobt werd. Wer von sünden frey ist, der sey frölich, und achte der leyblichen knechtschaft nit seer, die weyl bey unserm herren kain ansehen der person ist. Kan er mit glimpff und fryd nit ledig werden, so leyde er sich ain klayne zeyt. (Rom 8,18; 2 Kor 4,17; 1 Kor 1,10; Fil 2,2; Jak 4,13f; Deut 10,17, Rom 2,11)

Es muss doch hie im zeyt gelitten seyn, ist gleych so gut das als ain anders. Die kinder Gottes werden mit mancherlay angst und trübsal geübt, sälig ist, der verharret. Hiettend (250) euch aber das ir nit menschen knecht wert, das ist das ir euch ewer gewissen nit lasst mitt menschen satzungen verbinden, dann ir seyt theür erkaufft. Christus hat euch mit seynem aygnen blutt von allen sünden und menschen gesatzen erkaufft und frey gemacht, wellicher kauff nit weltlicher weyss zugeet unnd trifft nit die verbüntnüss, so die menschen under ainander haben, als da ist des knechts gegen seynem herren. (Ef 6,9; Act 14,22; Matt 24,13; 1 Kor 7,23)

Solchs bindtnüss lasst er in irem werd bleyben. Dann sein freyhait geet gaystlich zu in der gewissen, das uns vor Got kayn gesatz mer byndt oder facht [fängt], sonder da seynd wir alle aller ding frey. Dann vor hyn waren wir in sünden gefangen, nun seynd den glaubigen alle sünd ab. Was aber verbindtnüss oder freyhait eüsserlich bleybt, das seind weder sünd noch verdienst, sonder eüsserlich gemach oder ungemach, leyden oder freüd, wie ander leyblich gut und übel, in welichen bayderlay wir künden frey unnd on sünd leben.

Nun volgt der herren capitel, in etlich artickel verfasst

Das aber die herren auss ob erzelten geschrifften nit auffgeblasen werdend unnd damit vermaynend ir tyranney besteet seynn, oder das sie nicht gedencken, sie seyend von natur so wirdig das sie auss billichayt irer wirdi sollend herren seyn unnd wir arm knecht, so gib ich inen für, mit ernst zu bedencken die wort Pauli zun Romern: Sie seynd diener, dir zum gutten. Da lernend ir herren, gefelts euch so wol, das die schrifft uns underwürfft ewerem gewalt, so lasst euch auch gefallen, wann sie sagt, was ir widerumb auch zu thun schuldig seyt. Ist iemants ain weltliche oberkayt, der würt hie ain zyl gesteckt, wie weyt sie sich strecken sollen und nit weytter. (Rom 13,4)

Zum ersten: ir seynd diener Gottes. Zum andern: uns. Zum dritten: zum gutten. Der halb ir nit gewalt habt alles das zu thun, das euch wolgefalt oder nutzlich wer, sonder ir seyt Gottes diener unns zum gutten. Darumb ewer ampt ist, fürsehen und daran sein [dafür sorgen] das fryd, aynigkait und gemayner nutz betracht, gefürdert und erhalten werd, that irs ist gut, that irs nit, so greyfft ir weytter dann euch zusteet, und seyt untrew diener Gottes.

Die weyl ich dann als ain christ ietz mit denen herren red, die auch christenleut sein wollen, ist not das ich inen sage, wie sie in irem stand auch ain evangelisch leben füren mögend, auff das inen der myssbrauch irs gewalts nit zu ewiger verdamnüss rayche. Darumb lieben herren: Ir habt auch ain herren, von dem aller gwalt kombt, und der im tag des zorns ain strenge rechenschafft von euch fodern würt. Darumb bitt ich, ir wolt on zorn hören, was ewer herr und Got von euch welle gehebt [gehalten] haben. (Rom 13,1) (251)

Nach dem als Paulus zu den Ephesern den knechten oder eweren underthonen im text het gelesen, facht er von stund an und lisst den herren iren text auch, der laut also: Und ir herren, thünd also das selb gegen inen, underlassend das tgröwen und wist, das auch ewer herr im hymel ist, und ist vor Got kain ansehen der personen. (Ef 6,9)

Secht ir hie, christlichen herren, daz Got von euch auch etwas haben will, nämlich wie die knecht euch trewlich dienen sollen, also widerumb solt ir sie trewlich beschützen, sie bey recht handthaben, ewers ampts ausswarten, gedencken das ir auch ain herren habt. Die schrifft warnet euch an vil ortten gar trewlich, das ir umb der wirdi oder gewalts willen nit hochfertig und stoltz werdend, sonder dester gotssförchtiger, dann je höher der stand ist, je tieffer und sorgklicher der val. Also schickt Got sein propheten Hieremiam zum künig Juda mit ainem solchen befelch. (Jer 22,1-3)

Das, spricht der herr, würckt gericht und gerechtigkait: Erlösend den undergedruckten auss dem gewalt des belaydigers, ir solt die frombden, witwen und waysen nit bekümern und underdrucken und das unschuldig blut nit vergiessen. Derhalb wie ir herren gern treüwen dienst habt von ewern aygen leüten, so beweyst in auch trewen beschirm, was sie vor euch ausszurichten habend, das ferkendt [verkündet] bald und trewlich, lasst der armen leut hendel nit jar und tag in der langen truchen ligen zu irem mercklichem verderben, dann das ist ewer ampt, dazu hat euch Got verordnet.

Wa ir aber wolten wolff seyn und nit hirten, so verkünd ich euch den unerleydlichen strengen zorn des allmechtigen Gottes, des diener ir seyt. Weyter spricht Paulus, ir sölt ewer tröwen lassen, daz ist ie ain starker donnerschlag wider alle tyranney. Die haydnischen herren die haben getröwt und alls nun mit gewalt nach irem willen hynauss gedruckt, aber ir solt nit also thun, dann ir seyt oder solt sein christliche herren. Unnd wolt ir den hochwirdigen namen recht füren, so musst ir auff ewers herren Jesu Christi wort acht haben, euch darnach richten.

Lasst euchs zu hertzen gon, das vor Got kain ansehen der person ist, unnd gedenckt, das ir als christen über die christenleiit unnd nit übers fich herschend, under wellichen christen weder knecht noch frey ist, sonder wir all ain ding inn Christo. Habt ir dann ain herrn im hymel, so ist nott das ir auff seyn wort unnd befelch acht habend, der will, das ir euch sollicher mass gegen eweren leütten haltend, daz sie mer auss liebe dann forcht bey der gehorsamme behalten werdend. Dann forcht behalt kaynn reych in die harr [hält kein Reich dauernd zusammen], es hat erzwungne und abgetrewte gehorsamme [durch Drohungen bewirkter Gehorsam] kayn bestand. Hörend aber was Got mit euch redet durch Mosen im fünfften buch. Er will das ir seyn (252) gesatz buch lesend, alle tag auff seyn wort sehend, auff das ir lernend fürchten Got eweren herren und seyn wort behalten. (Gal 3,28; Deut 17, 18-20)

Ewer hertz soll nit in hochffart aufferhebt seyn über ewere brüder. Ir solt weder zur rechten noch zur lingken hannd geen. Hie leret euch Moses drey notwendige ding, daran ir layder grossen mangel habt, namlich wissenhaytt des gottlichen gesatz, gotsforcht unnd demüt.

Also begert Salomon weysshait von Got, auff das er das volck Gottes recht mocht regieren. Dess gleychen solten auch unsere herren thun. Dann so sie Gottes diener seynd, sollen sie auch iren herren vor augen halten und weysshait von im begeren. Wa sie aber auss aygnem kopff und vermessenhayt regiern, thund sie übel, und würdt nymmer wol geregiert. (1 Kong 3,9)

Unnd ob gleych auss gerechtem urtayl Gottes das volck umb der sünd wyllen zum dickeren mal [öftere] nach den waychen rutlinn Salomonis die bluttigen scorpion Roboams leyden muss, so ist doch darumb Roboam von der sünd nit endtschuldigt, sonder ist ain werckzeüg des gotlichen zorns. Wie Sennacherib ain gayssel Gottes was zur straff der Israliter, aber was darumb nit gerechtfertigt, wie Esaias spricht: Wee dem Assür, das ist dem Sennacherib, er ist ain rut meyns zorns und ain steck. In seyner hand ist mein ungenad.

Ich würd inn schicken wider ain ungerechts volck unnd würd im gebietten, das er raub neme unnd zertrette es als das kadt auff der gassen. Aber seyn hertz was gericht zu zerstörung viler völcker. Derhalb wann ain weltlicher herr recht erkante die geferlichayt seines stands, er sollte vil lieber nach aim hirtenstab stellen dann nach ainem küniglichen scepter. (Es 10,5-7)

Das aber umb unser sund willen Gott verhenge, das unmilte herren über unns herschen, bezeüget uns die geschrifft, als Esaias spricht: Ich will inen kinder zu fürsten geben, unnd weybisch leütt werden über sie herschen, und das volck würt fallen ain man zum andern unnd ain yeder zu seynem nächsten. Das kind würdt ain rumor annfahen wyder den alten und der unedel wyder den edeln. Ayn guter frommer herr ist ain grosse gottes gab. Ain böser ist ain erschreckliche gottes straff. (Es 3,4-5; Eccle 10,16)

Also spricht auch Salomon: Wee dir, land, des künig ain kind ist unnd weliches fürsten frü essend. Ain solches kind was Roboam, Salomons sun, der den jungen leütten in irem radt volget, nit das er der jar halb ain kind wer, dann er das reych annam, als er vierzig jar oder darüber was, aber weysshait halb was er wol ain kind. Der gleych Job spricht, Got lasst ain gleychssner regieren von wegen der sünd des volcks, unnd Salomon inn sprüchen: Umb der sünd willen des erdbodens haben sie vil fürsten. (1 Kong 12,3-14; Job 34,30; Ordsp 28,2)

Item da die Israeliter sich an iren richtern nit wolten lassen benügen, sonder begerten auch ain künig zu haben, wie dann die hayden künig hetten und handleten also wider Got iren rechten künig, da liess inen Got durch den frommen Samuelem (253) erzelen, wie ain künig wurd mit inen tyrannisch umbgeen, und sprach: Er würt ewere sun nemen und sie in die wegen spannen, und wirt auss ewern töchtern köchinen machen. Er würt ewere acker und weyngarten nemen und seinen knechten geben. Er würt auf ewer trayd und weyngarten zehend legen, das ers seinen dienern gebe. Er wirt euch nemen ewere knecht und megt und die besten jüngling und esel und würts zu seinem werck brauchen. Er würdt zehenden legen auff ewere fichherdten, unnd ir werden seyne knecht seyn.

Und ir werden dann schreyen vor dem angesicht ewers künigs den ir euch erwelet habt, und der herr wirt euch in dem selben tag nit erhoren, dann ir habt euch ain künig begert. Hosee'am 13. ca. [11] spricht: Ich wird dir ain künig geben in meinem zorn und will in wider nemen in meiner ungnad.

Dise grausamme exempel sollen billich ain christlichen herren erschrecken, das er in gottes forcht stande und auff sein hayligs wort sehe. Dann es würt in nit helffen noch entschuldigen, wann schon Got durch in das sündig volck straffte und sie an leib und gut blagete. Dann er soll auff sein ampt sehen und allweg bedencken, das er ain diener Gotes sey zum guten, das er ain gleychs unnd billichayt halte, nit trutzig sey, sich nit überheb über seine mitbruder.

Sollichs solt ir herren von mir armen diener des evangelii inn senfftmutigkait auffnemen und nit verachten. Dann ich red ietz nit mit den haydnischen tyrannen Phalaride, Moezentio, Dyonisio Syracusano, Nerone, Caligula, Domiciano unnd dergleichen, sonder ich red als ain christ, auss christlicher leer, mit christlichen herren.

Wann so im finstern liecht der natur kayn hesslicherer nam was dann tyrann, das im auch die hayden feynd waren, als der auch wider haydnische zucht unnd tugent handlet, wie vil billicher sollen sich die christlichen herren im hellen tag des evangeliums solchs ungeheüren namens beschemen? Es will unnd kans der christlich glaub nit erleyden. Wolt ir christliche herren sein und genent werden, so müssen ir nit tyrannen seyn.

Wolt ir aber tyrannen sein, so lasst euch nit christen nennen, so waysst man sich darnach zu richten. Wie kündt ir recht christen seyn, wann ir wolt regieren allain nach ewerem kopff, in eweren sack, under den christen, die so wirdig seind, das auch die kayserlichen recht nit leyden, das sie knecht oder aygen seyend.

Darumb gedenckend, das man mit den knechten oder aygen leüten ietz im christlichen glauben miltiglicher muss handlen, dann vor zeyten geschach under den hayden. Dann es seind nit ku und kelber, es seind die diener Gottes, die all mit euch eben durch ain blut inn christliche freyhait gesetzt seind. Sie haben ain glauben mit euch, aynerlai sacrament. Sie seind all zu aim erbtayl des unsterblichen lebens im hymel mit euch zugleich berufft durch unsern aynigen herren und fürsten Jesum Christum.

Also nent Paulus Onesimum, der ain geborner knecht oder aygen man was, ain geliebten bruder Philemonis seins herren, nach dem (254) und [nämlich] der knecht Onesimus getauft was und den christlichen glauben het angenomen. (Filem 16)

Damit aber die herrschafft under den freyen christen und gebotne gehorsamme den herren nit gar zu wol gefalle und ir hertz davon im hochmut gesterckt werd, so sollen sie nit allain bedencken, was inen ire aygen leüt schuldig seyen, sonder auch ermessen, waz sie widerumb den aygnen leüten oder knechten schuldig seiend und auch Got unserm künig, der unser aller gemayner herr ist. Dann rechte erkantnüss der grossen bürdi, die ain regierender herr tregt, hat auch vor zeyten etlich hayden bewegt, das sie vil lieber haben wollen fur sich selbs seyn dann grosse herschafft haben.

Ist ain herr ain christ, so lass er im zu hertzen geen die ernstlichen wort des lebendigen Gottes im fünfften buch Mosi 17 [16. 17] da er leert wie sich ain herr seins volcks halten soll und spricht: Wann er ain herr gesetzt wirt, soll er nit die pfert meren, er soll nit vil weyber haben die sein hertz zu inen raytzend, er sol nit unermessenliche gewicht silber und gold haben.

Will nun ainer ain christlicher herr seyn, und gefelt im wol, das Paulus [Rom. 13, 7] spricht, man soll im zins und zol, eer und forcht geben, so lasse er im auch wol gefallen, was hie Moses gebeüt, nämlich, das er nit zu vil pferdt soll halten, das ist, er soll nit zu vil kosten haben, das es die armen leüt mögend erleyden unnd erschwingen. Er soll Gottes gesatz wissen, darauss Got lernen fürchten. Er soll im die israelischeri künig ain exempel lassen sein, deren wenig from seind gewesen unnd gotsforchtig, wie Eccle. 49 [Sir. 49, 4] aussgenomen David, Ezechiam und Josiam, haben alle künig gesündet.

Dann wiewol ain herr in ainem hohern stand ist dann wir, dannocht soll er gedencken, das er eben ain mensch ist seiner person halb wie wir all, und das er als ain freier über die freien christen herschet und nit über unvernünfftige thier, und ietz vil ain ander ding seyn soll mit den knechten dann bey den hayden.

Es soll ainem fürsten das wort nymer auss seinem hertzen kommen, das Paulus redt zun Römern [13, 6]: sie seind diener Gotes. Dann sie sollen sich nach dem exempel Gottes richten. Gleich wie Got der oberst herr bey dem höchsten gewalt auch hat die höchsten weysshait und gutigkait, also wie ain herr im volk den obersten gewalt hat, so soll er auch die grösten weysshait under inen und gutigkait haben, will er ain rechter diener Gotes sein. Sunst wa gwalt ist on gütigkait, da wirt nichts dann eytel tyranney.

Wa gewalt ist on weysshait, da ist nichts dann reyssen und verderben, nach den worten Salomonis: Ain fürst, dem gebrist an weysshait, der wirt vil leüt underdrucken. Ain gotloser fürst ist ain brumlender lew und hungeriger ber über das arm volck. Und wann erst seine diener auch unmilt und ungotsforchtig seind, da gedts dann, seytenmal auch ain frommer (255) herr grösser fursichtigkait bedarff; das er nit von bösen dienern verfürt werd. Dann es wirt freilich kum so ain hayliger David kommen, dem nit etwa ain Ahithophel [2. Sam. 15, 12. 31] zu tayl were. (Ordsp 28,16)

Wie nun der arm man seinen herren schos, zins, eer und forcht schuldig ist, also ist widerumb der herr dem armen man schuldig beschurm, gerechtigkayt, trew und liebe. Dann ist er in disem ampt Gottes diener, so dient er auch den gemainen dienst mit uns allen Got, unserm rechten herren, als der haylig Agapetus mit grossem ernst ermanet den Agapetus kayser Justinianum.

Jetz fragstu also: Ich hab nun fast wol gehört, das ainer mag ain knecht oder leibaygen man sein, daz es im an seinem glauben und christlicher freyhait nichts schadet. Wie aber mit den halssherren, mag ainer ain christ sein und dannocht aygen leüt haben oder knecht, wie etwa waz, daz es im nichs schad am christlichen glauben, oder mag er ain erkaufften oder sonst aygen man allweg in der aygenschafft beheben [behalten] on sünd?

Antwort: Die weyl wir hie nit von haydnischen herren redend, sonder von den christlichen, wirt nichts anders darauss, dann sie müssen on zorn hie auffs wort Gotes acht haben, was es hierinn vermüg, und darnach leben. Wer auss Got ist der hört seine wort, unnd wer seyn wort halt, der wirt den tod nit sehen in die ewigkayt. Wer ain christ sein will und da für gehalten werden, der halte liebe und die gebot Gots. (Joh 8,47. 51; 13,34f; 14,23)

Wer die gebot Gots hat und sie halt, der hat in lieb. Wer in lieb hat, der halt seine wort. So wollen wir nun in dem wort.Gottes zway ding finden, darauff die herren acht haben sollen: Zum erst, ob ain herr on sünd aygen leüt möge haben? Zum andern, wie lang er sie in der aygenschafft on sünd behalten mög.

Zum ersten, als Paulus zun Ephesiern [6, 5—8] die knecht oder aygen leüt hette gelert, wie sie sich solten gegen iren herren christlich halten, gibt er gleych darnach den leiblichen herrn auch ain ler, wie sie sich widerumb gegen den knechten sollen halten und spricht: Und ir herren eben das selbig thut auch, seyt nit gegen inen trowig [voll Drohungen], wisst daz ir auch ain herren habt in hymeln. (Ef 6,9)

Hie spricht er nit: Ir herren, wolt ir christen bleyben, so erlasst ewere knecht von stundan frey aller leibaygenschafft. Aber er spricht, sie sollen sie nit fihisch halten mit trowungen. Darauss dann gut zu beschliessen ist, das ain herr, der aygen leüt hat, die an in kommen seynd durch erb oder hats erkaufft, der mag sie haben on sünd. Dann er würt sich auch mit inen der massen halten, das er mer ain schützherr dann ain halsherr sein würt, und das verstand [bedeutet] wann er helt die regel, die im Paulus gibt zun Colos. 4,1 (256) namlich: Ir herren, was recht und billich oder gleych ist das beweisend den knechten, und wisset das ir auch ain herren habt im hymel

Auss obgeschribner regel Pauli lernen die herren, das sie nit mit iren aigen leüten sollen umbgon, wie es inen nutz ist und wolgefelt. Got hat irem gewalt hye ain zil gesteckt, sie sollen recht und billichait brauchen und nit tyrannisieren nach aygnem frevel. Was ist aber hie das recht und billichait, das man den knechten erzaygen soll?

Antwort: Was Paulus hie nit gar aussdruckt, das sollen und mussen wir an andern orten der schrifft suchen, da von herrschafft und aygenschafft oder knechthait meldung geschicht. Sunst in der gemayn zu reden, ist leichtlich zu versteen, das billichait und recht gebraucht wirt, wann ain herr zimlich ausskommen von seinen leüten nimbt, also das er sie nit gar blunder und underdruke, sonder daz er sie wol und senft halt, daz sie es erleiden mögend und beschütz, recht und gerechtikait bey im finden.

Wie lang aber ain herr on sünd die aygen leüt in der aygenschafft verschlossen behalten mog, das es ain christliche billichhayt und recht bleyb, waiss ich auss gotlichem rechten, das ist auss biblischer schrifft, nit anders anzuzaigen, dann wie die propheten darvon geredt haben. Moses im andern buch, als er die gebot vom gericht auss Gotes befelch dem volck wolt fürhalten, spricht er: Wann du ain hebraischen knecht würst kauffen, der würdt dir sechs jar dienen, aber im sibenden jar wirt er frey aussgon umb sonst. (Ex 21,2)

Eben diss gotlich gebot sagt er auch im fünfften buch, da mit er ain zyl steckt, wie weyt ain Israeliter ain menschen inn der aygenschafft verhefften mog unnd nit weytter. Unnd das inen sollich gebott von aufflosung der aygenschafft zu hertzen gee unnd nit als gering veracht werd, ermandt er sie irer knechthayt, das sie inn Egypten seynnd auch wol geplagt knecht gewesen in der hertten dienstbarkayt Pharaonis, unnd spricht: Gedenncke das du auch ym Egyptter lannd gedient hast, und Got dein herr hat dich erlosst und darumb gebeut ichs ietz dir. Derhalb wa sich ain leiblicher herr nach Gottes wort richten will, hat er hye beschaids gnug, wie lang er on sind seiri aygen man in dienstbarkayt halten mog. (Deut 15,12. 15)

Ob aber der herr sagte, es werend ietz nit knecht oder aigen leüt, wie vor zeitten bey den Juden und hayden, der halb in solich gebot nichts angang. Antwort: Es ist wol ain underschid under den jüdischen knechten und den unsern in etlichen stucken, noch bleybt aber dannocht so vil gleichnuss, das, was von jüdischer knechthait gesagt ist, mag etlicher weyss wol und recht auch auff unsere leybaygen leüt gezogen werden. Seytenmal sie mit irem gut und leib so hart hinder die herren geknüpft seind, das sie sich mit leyb und gut nit sollen verrucken [wegbegeben] on irs herren wissen und willen.

Item sie mussen sich abkauffen, wa sie mit hauss verrucken wollend, und an etlichen orten den leibfal geben, das ist, wann ain aygen man mit tod abgeet, velt vom güt ain stuck an sein halssherren, ain ross, ku, klayd etc. Item mussen den herren fronarbeit thun und des gleichen vil dings, das nit not ist zu erzelen. Hat nun ain herr nit aygen leüt, solcher gestalt, wie obstat [obensteht], der darff sich meyner ermanung nit annemen. Ich red allain mit denen, die das wort Gottes in disem val antast.

Nun seind die propheten aussleger des gesatz Mosi und zaygen an straff und belonung Gotes, wa seine gebot gehalten oder übertreten wurden. So wollen wir nun sehen, wie Got die übertrettung solchs seines gebots von der freylassung im sibenden jar gestraft hab. Hieremias spricht: Das sagt der herr Got Israel: Ich hab ain pundt gemacht mit ewern vätern, in dem tag da ich sie aussfurt auss Egypten, vom hauss der dienstbarkait, sprechend: Wann siben jar erfült seind, so lass ain iegklicher frey sein hebraischen bruder der im verkaufft worden ist, er wirt dir sechs jar dienen, und du würst in frey von dir lassen, und ewer vatter haben mir nit gefolget. (Jer 34,13-20)

Ir seyt heut bekert und habt recht gehandelt vor meinen augen, auf das ir verkündten ain ieder die freihait seinem freünd, und habt ain pact gemacht vor meinem angesicht, im hauss da mein namen über angerufft ist. Aber ir habt wider umbkert und habt mein namen getadelt, und ain ieder hat sein knecht und sein magt, die ir frey hetten gelassen irem gewalt, widerumb geholet und habts euch underworffen gemacht, das sie ewer knecht und megt seyen.

Darumb sagt der herr das: Ir habt mir nit gefolgt, daz ir freyhait verkündte, ain ieder seinem bruder. Nembt war: Ich verkund freyhait, spricht der herr, zum schwert, zü der pestilentz, zum hunger, und ich wyll euch geben allen volckern zu ainer unruw. Ich würd sie der feind hend übergeben und in die hend deren die inen nach irem leben stellen, und ir todter corpel [Körper] wirt ain speyss seyn den vogeln im lufft unnd den thieren des erdbodens.

Hie lernen wir, wie Got erzyrnt ward über den Zedechiam, ain künig Juda, seine fürsten, und wider das volk, das sie den pact so sie gemacht hetten, und ain kalb in zwen tayl geschnidten, übertratten, in dem, daz sie ire knecht und megt nit frey der aygenschafft erliessen. So nun der allmechtig Got im alten testament (das ain testament der forcht und knechtschafft was) dannocht so gnedigklich den knechten oder aigen leüten fürgesehen hat, das er inen im sibenden jar ain freyhait verschuff, ist wol zu gedencken, das solche freyhait im newen testament der gnaden (darinn daz recht jubeljar ist) auch mag gehalten werden.

Dann daz alt testament ist nit solcher gestalt abgethon, daz die selbige leer und exempel nichs mer sollend gelten, sonder waran die im gesatz Mosi recht haben gethon in bruderlicher lieb, daran thund auch ietz die christen recht im evangelio, welchs eytel liebe predigt. Dann zeyt und eüsserlicher wandel schaydet nichts under den christen. Ist iendert ain stuck im alten testament gebotten, das dem nechsten nutzlich ist, warumb solt es dann nit im newen testament auch gelten, da erst die liebe frei im schwanck geen soll, als starck sie ist, und alle gebott in die liebe verfasset seind.

Wie offt sagt Christus: Ich gib euch ain new gebot, das ir euch lieb habt under ainander? Wann nun ain herr sein aygen man will frey ledig lassen, so ist ain frag, in waz gestalt ers thun solle, das er recht thu, ob er in on sünd mog verkauffen, oder ob er in umbsonst aller aygenschaft erlassen solle. Antwort: Wann ainer, in aller form und gstalt, knecht oder leibaigen leüt hat, wie sie im alten testament waren, so ist bald geantwort. Dann Moses spricht im andern buch: ain sollicher knecht soll frey aussgon umb sonst. (Joh 13,34; Ex 21,2)

Und im 5. buch leert er die herren, wie sie solch knecht und aigen megt sollend ledig lassen, und spricht: Welchen du mit freyhait begabt hast, den selben lass nit lär von dir geen, sonder gib im ain wegzerung von den fich herdten. Auss disen worten hören wir, das sie sich nit erst theur mussen von iren herren lösen, wann die zeyt der freyhait hie ist. (Deut 15,13. 14)

Wie aber ietz zu unsern zeyten, so es in etlichen stucken ain andere leibaygenschafft ist dann vor zeiten, mag ain herr nit ain summa gelts fodern an seyn leibaygen menschen, der sich von der herrschafft abziehen will? Antwort: Ich wolt gern hierinn nit so weyt von der sach reden, bin aber gleich darzu genot worden. Dann als ich am sontag 19. Februarii dise materi im 13. ca. zun Romern [1—10] predigt, ward mir durch etlich christen fürgeworffen, ich wolte wider die armen leüt sein und den herren die warhait verschweygen. Es were nit recht, das ain christ den andern also verkauffte, wie ain fich.

Deshalb ich den herren auch hierinn solte radten, was die schrifft vermocht, sonst were ich ain stummer hund, der nit bellen will, und wolte den menschen gefallen. Vermaint aber ich, die weyl ich von der christlichen lieb so lang und vil hette gepredigt, es were genug, und nam rnich wunder, das sich die christen so greülich ab der leibaygenschafft stelleten, die doch dem glauben des aygen mans nicht schadet. Und maynt man solte zum ersten mit ernst besehen, das man der schantlichen knechthait der sünd abkeme und fromm wurde, darnach het ich dester mit mer nutz mögen von der burgerlichen knechthait reden. Dann was hulffts ain menschen, der schon frey ledig ist von allen herren, und aber ain knecht der sünd ist? Wer der sünden knecht ist, und das er zu tausent mal eüsserlich frey und ain kayser wer, so ist er doch ain arm gefangen mensch und ain geplagter aygen man.

Ich sahe auch, das etlich leibaygen leüt ain gantz ringe knechthait hetten, das ir herr ain schürm-herr und mer ain vatter dann ain herr was, und sie zu bekantnüss der herrschafft etwa nun ain magre hennen brachten. Es seind auch offt die aigen leüt so liederlich das sie rechter freyhait nit achten, und wann sie ain herr ledig lasst, so ergeben sie sich ainem andern, da sie noch herter dienen müssen, umb die selben ists wol, das sie ir lebtag geplagt werden und aigen sein mussen, nach dem gesatz Mosi am 2. buch 21 [2—6].

Doch muss ich hierauff ain wenig antworten, und sag das hierinn die best regel ist die christliche liebe, die ain christ dem andern schuldig ist, die würt bayd herren und knecht gar bald leren, wie sie sich in disem handel christlich halten mögen. Ist der arm man, der sich will verrucken von der herrschafft und sein stand verbesseren, so gar notig [bedürftig, arm], daz er nit stat hat ichts zu geben, und aber wa er zu geben wurd getriben, das es in an seinem handtwerck oder stand hindert und verderbt? So wirt sich ain christlicher herr wol wissen zu halten, dann er waisst das der arm man in Christo sein bruder ist. Und Got will, wa unser bruder not leydet, so sollen wir unser hertz nit vor im beschliessen, sonder helffen und radten, das er gefürdert werd.

Wie wurde dann [Wie würden denn nicht] ain frommer herr den selben armen man nemen, der bass bedarf, das im der herr helff ? Ja wa schon die amptleüt hierinnen dem armen woltend zu hert sein, so wurd doch der fromm herr darein sehen, das der arm nit beschwert wurd. Es ist hie ain weytleüffig ding, das nit mit wenig worten mag aussgericht werden, dann es ist underschaid zwischen leybaygenschafft wie sie vor zeyten was, und deren so ietz ist. Darzu ist auch grosser underschaid under den aygen leüten ietz und den lehengütern, so sie von iren herren empfahend, darinnen allain die liebe des nächsten die gewissest richt schnur ist, wie man sich zu bayden seitten halten solle.

Zu letst fragt man: Wie aber, wann ain herr des natürlichen und götlichen gesatz vergäss und wolle sich nit nach dem wort Gotes halten, sonder unerleydenlicher weyss tyrannisiern under den armen leüten, soll man im zusehen und alls leyden, mag sich der arm nit gegen im setzen?

Antwort kurtzumb: Wer ain christen mensch seyn will, der muss sich selbs nit rechen. Mir gib die rach, spricht Got, ich will widergelten. Wir sollen nit boss umb boss geben, uns nit das boss überwinden lassen, sonder guts umb boss geben, und das boss mit gutem überwinden. Sprichstu: Mir geschicht aber gewalt und unrecht? Antwort Petrus: Geschicht dir unrecht das ist gnad, so iemand umb des gewissens willen zu Got mü tregt und leydet mit unrecht. (Deut 32,35; Rom 12,17. 21; 1 Pet 2,19-21; 3,14)

Dann was ist daz fur ain preyss, so ir umb missethat willen straich leidt? Aber wann ir umb wolthat willen leydet und erduldet, das ist gnad bey Got. Wir seynd darzü berüffet, das wir dem exempel Christi nach auch unser kreütz tragen. Begegnet euch etwas schadens umb der gerechtigkayt willen, selig seyt ir. Darumb hütend euch, lieben christen, vor auffrür, dann aufrür bringt nichts guts, und werden allweg unschuldig mit den schuldigen beschedigt, das ist dann gross unrecht.

Got hat darumb den weltlichen gwalt auf gesetzt, das den bösen mit ordenlichem gwalt gewert werde, als dann wirt das recht rechtlich und ordenlich aussgefürt. Darzü wa ir woltend aufrürig sein, wurde durch ewer rumoren das evangelion verhindert und die ler Christi geschmecht. Darumb seyt gedultig in aller widerwertygkait, lasst Got walten und richten, thund nun ir recht. Dann es ist der will Gotes, daz ir mit recht thun verstopff end daz maul den unwissenden menschen, als die freyen. (1 Pet 2,15f; 3,16f)

Und nit als hetend ir die freyhait zum deckmantel der bosshait, sonder als die knecht Gotes. Ich bit und erman euch durch die barmhertzigkait Gottes und sein gestrengs gericht, ir wollend mit iederman christlichen frid halten, ain gut gewissen haben. Auff das die feind des evangeliums, die euch übel redend als von übelthettern, zu schanden werdend und zu lugnern, das sie ewern gutten wandel in Christo angetast haben. (Rom 12,1. 8)

Dann es ist besser, so es der will Gottes ist, das ir von wolthat wegen leydend, dann von übelthat wegen. Gedenckt, das wer nit fryd und senfftmütigkayt hat, der hat den gayst Christi nit. Der gayst Christi bringt liebe und senfftmütigkait, wer nun den gayst Christi nit hat, der ist nit sein. Darumb beweisset ewern glauben mit den edlen früchten des gaysts unnd der liebe, als mit fryd, langmütigkayt, freündtlichayt. güttigkayt, senfftmüt, wann ir das thut, dabey würt man kennen, daz ir jünger Christi seyt unnd evangelisch. (Gal 5,22; Rom 8,9; Joh 13,35)

Geschicht euch überdrang [Bedrängnis] und unrecht von eweren herren, das befelcht Got, der durch Esaiam spricht: Wee denen, die unrechte gesatz machen, die ungerechtigkayt haben geschriben, auff das sie die armen im gerichtt underdruckend unnd dem handel der nydrigen im volck gewalt thetten, das dye witwen ir raub weren, und blünderten die waysen. (Es 10,1-3)

Was welt ir thun im tag der haymsuchung und trübsal, die von ferren kombt? Haltet euch nach der leer Pauli, der wyll 1. Timoth. 2 [1. 2], das wir Got trewlich sollend fur unser oberkayt bitten, auff das wir ain ruwigs leben in aller gotseligkayt und erbarkayt under inen füren mögend. Das sey nun genug auff ain mal, wer genad hat, der erfulle, was ich aussgelassen hab. Gottes genad mit uns allen. Amen.

Aus dem Original abgeschrieben.

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