von der Recke, Elisa - Ergebung des Herzens an Gott.

von der Recke, Elisa - Ergebung des Herzens an Gott.

Vor Dir, Vater der Barmherzigkeit und der Liebe, vor Dir beugt sich mein Knie! Zu Dir erhebt sich meine Seele in dieser stillen Stunde der Andacht. Mein Herz ist des Dankes voll, wenn ich in die Fügungen zurücksehe, wo Deine Vaterliebe mich hindurch führte. Dunkle Stellen, die ich mit zagender Furcht betrat, öffneten mir jederzeit Durchgänge zum Licht; Anfechtungen verwandelten sich in ihren Folgen zu meinem Heil. Ja! Du bist die Liebe, welche die Unendlichkeit der Welten umfasst; Du hast dem Wurm im Staube seinen Freudenkreis angewiesen, und dem Seraph seinen Himmel bereitet. Zwischen beiden wandelt der Mensch, geleitet von Deiner Huld; er, den Du würdigst und fähig machtest, sein Haupt zu Dir empor zu heben und Deine weise Vaterhuld zu erkennen, auch wenn sie in der Gestalt der Anfechtung und Trübsal erscheint. Welcher Friede würde die Menschen durch dieses Leben begleiten, wären es ihre Leidenschaften nicht, die so stürmend und störend eingreifen in die schönen Anlagen, die Deine Weisheit zur Erhaltung des Ganzen, und zum Wohl des Einzelnen entwarf! O! wie beseligend, wie erhebend ist der Gedanke, dass auch über mich Deine Vaterhuld sich ergoss, dass sie die Schicksale herbei führte, denen ich auf meinem Lebenswege begegnen musste! Ehrwürdig und heilig erscheinen mir in diesem Gedanken die Tage der Trauer, die mir zu Teil wurden. „Selig sind die Traurigen;“ ließt Du auch mir durch Deinen Heiligen zurufen; „denn sie sollen getröstet werden!“ Möge diese trostvolle Verheißung immerdar meine Seele erfüllen, wenn aus ihr der Friede des Lebens entweicht; möge sie erleuchten meinen Pfad, wenn dunkle Stunden mich umgeben: auf dass dass ich vertrauensvoll zu Dir hinaufblicke, Vater der Liebe! Ja, Herr! Du hast große Dinge an mir getan, Du hast mich gekrönt mit Barmherzigkeit! Zu meinem Heil musste selbst dasjenige feindliche Schicksal sich wenden, welches von Menschen ausging; darum sei fern von mir jeder Schatten des Unwillens gegen sie! „Vergib uns, wie wir vergeben unsern Schuldigern!“ Dieses heilige Gebot, welches der erhabenste Lehrer der Menschheit uns vorschrieb, sei immer gegenwärtig meinem Gemüt, auf dass ich vor Dir, Vater der Barmherzigkeit, wandeln möge in Liebe und Gerechtigkeit! Du Heiligster erbarmst Dich der Sünder: wie darf ich, der Mensch, dem Mitbruder zürnen? Rüste Du mich aus mit Kraft, dass mein Glaube an Dich, Du weiser Lenker menschlicher Schicksale, Frucht trage in Geduld. Gib, o Gott, dass auf dem Standort, wohin Deine Vorsehung mich stellte, ich würdig ausfülle den Kreis der Pflichten, die Du mir auferlegt hast; dass von mir nichts ausgehe, wodurch Wehe bereitet werden könne irgendeinem meiner Mitmenschen; dass ich nie mich vermesse, Andere zu richten, sondern immer bereit sei, zu entschuldigen, wo verleumderische Anklagen sich verbreiten; dass ich allein Dir anheimstellen möge, was mir an Andern Unrecht erscheint. Du allein erkennst vollkommen das Innerste, die verborgensten Stellen des menschlichen Herzens. Habe ich verdient, dass Du, gnadenvoller Richter, Dich meiner erbarmtest? wie sollte ich nicht Liebe und Wohlwollen üben gegen Menschen, die Deine Kinder, meine Mitgenossen des irdischen Lebens sind! Wohlwollen und Liebe sei meine heiligste Pflicht, und meine Weisheit sei Ergebung in Deinen heiligen Willen, Du Ewiger, Du allwissender Lenker unsrer Tage!

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