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von der Recke, Elisa - Abendgebet.

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Entschwunden ist ein Tag der Zeit,
Ich blick hinauf zur Ferne;
Erfüllt mit Gottes Herrlichkeit,
Prangt dort das Reich der Sterne,
Es strahlt voll Majestät herab,
Und leuchtet auf das dunkle Grab
Die Hoffnung lichter Tage.

Dunkelheit deckt hier unsre Flur; ihr Tag ist untergegangen, aber unvergänglich leuchtet der große Tag der Welt vom Sternenhimmel herab. O Du, über alle Vorstellung des Menschen Erhabener, der Du diesen Tag voll Leben und Licht aus der Nacht des Nichts hervorgehen hießt; der Du auch mich ins Dasein riefst: Deine unerforschliche Weisheit, welche den tiefen Raum der Welten mit Deiner Herrlichkeit erfüllt, erstreckt sich auch auf mich; Du bist mir so nahe, wie Du den tausend Sonnen bist, die über mir leuchten. Wenn ich zu dieser Erhabenheit zahlloser Welten aufblicke, wie demütigt mich dann meines Daseins enge Beschränkung; aber wie erhebt mich hinwiederum das Bewusstsein, mit einem Funken Deines Lichtes begabt zu sein, mit einer Kraft, die Dich zwar nicht fassen, aber anbeten kann! - Anbeten Dich, Gott und Vater des Lebens, des Lichtes und der Liebe: das ist der große Vorzug, mit welchem Du den Menschen begnadigst. Die Sonne geht ihren Gang und verkündiget Deine Herrlichkeit; aber ich bete Dich an, mein Gedanke erhebt sich zu Dir; ich empfinde Deine Vatergüte, mit welcher Du den Tag bezeichnet hast, den ich heute verlebte; Du hast mich mit Wohltaten gesegnet; die ernsten wie die heitern Stunden, sind Wohltaten Deiner Hand für meine Seele, die Dich preist; die ersten, welche mich die Widerwärtigkeiten des Lebens empfinden ließen, erhoben mich zu dem Vertrauen auf Deine Vatertreue, die Heil hervorgehen lässt, wo gänzliches Verderben jede Hoffnung zu vernichten scheint. Du lässt Deine Barmherzigkeit kund werden, wo Elend und Zerstörung jede Aussicht verdunkelte. Auch an mir, Herr der Gnade, hast Du Dich nicht unbezeugt gelassen; hast, wenn es dunkel um mich war, mein gebeugtes Herz aufgerichtet mit dem Trost Deines Heiles; und womit habe ich es verdient, dass Du Dich meiner annahmst? Mit demutsvollem Herzen durchforsche ich den heute verlebten Tag: und auf zu Dir steigt aus meiner Brust der Seufzer: Herr! verzeihe mir die verborgenen Fehle.

O! möchte still und tröstend hier,
In diesem Erdenleben,
Der Abend jedes Tages mir
Ein würdig Zeugnis geben!
Hab' ich genügt: - o dann, nur dann
Du sanfte Schlummersstille kann
Ich froher Dich umfangen.

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