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Quandt, Emil - Statt der Vorrede.

Quandt, Emil - Statt der Vorrede.

Wenn die Sonne, die majestätische Königin des Himmels, auf Flügeln der Morgenröthe hervorkommt, wie ein Bräutigam aus seiner Kammer, und sich freuet wie ein Held zu laufen den Weg: dann wenden Millionen ihr das Angesicht zu und bewundern ihren Glanz und Schein. Wenn beim Einbrechen der stillen Nacht auf der Himmelsflur der blasse Mond und die goldenen Sterne erscheinen, in diamantenen Geleisen ihre Aetherbahn durchwandernd, dann heben wiederum Millionen ihre Augen auf nach oben und betrachten die Zeichen und Wunder am Firmamente.

Aber mehr als Sonne, Mond und Sterne zieht unsere Aufmerksamkeit und Bewunderung auf sich ein schlichtes Zeichen von Holz auf einem Hügel fern im Morgenlande. Das ist das heilige Kreuz von Golgatha, an dem der Sohn Gottes und der Jungfrau die ewige Erlösung gefunden hat. Nach diesem Kreuze zieht es die Geister mit magnetischer Wunderkraft; auf dieses Kreuz sind die tausend mal tausend Augen der Gemeine, der Heiligen aller Zeiten andächtig geheftet.

O Kreuz, sei mir gegrüßet, An dem mein Herr gebüßet, An dem, von Angst umfangen, Mein Heiland hat gehangen.

Nimm meinen Gruß zum Lohne, Du aller Bäume Krone, Du Trost in allen Stunden, Du Gel für alle Wunden.

Du trägst, o heil'ges Zeichen, Wohl Früchte ohne Gleichen, Den Herrn und seine Schmerzen, Die Speise unsrer Herzen.

Wenn Du des Kreuzes Feinde Und Deine Kreuzgemeinde, Herr, zum Gericht wirst wecken, Dann laß Dein Kreuz mich decken.

Freilich, wie der Glaube, so ist auch das Kreuz nicht Jedermanns Ding. Den Juden ist es ein Aergerniß und den Heiden eine Thorheit. Aber die Christenheit, über deren Augen der heilige Geist das Hephata gesprochen, umfaßt das heilige Kreuz als einen Baum des Lebens. Ihre Religion heißt darum von Alters her die Religion des Kreuzes. Nehmt uns das Kreuz - und ihr zieht uns den Boden unter den Fußen fort. Das Kreuz ist der Mittelpunkt unseres Glaubens, der Brennpunkt unserer Liebe, der Ausgangspunkt unserer Hoffnung.

Dem heiligen Kreuze sind die Herzen der Christenheit zugewandt zu aller Zeit, ganz besonders aber in der heiligen Feierzeit, die die hehrste, bedeutungsvollste, segensreichste aller Kirchenzeiten ist, in der Passionszeit. Dieselbe ist seit alten Tagen dem ausschließlichen Gedächtniß der Wunder des Kreuzes geweiht. In dieser Zeit wandern die Gläubigen aller Zungen und Zonen täglich zum Hügel Golgatha, setzen sich unter Jesu Kreuz und bedenken, was sie da für ein Trieb zur Buße reizt. In dieser Zeit ertönt Predigt auf Predigt zum Preise des Kreuzes, erschallen seelentiefe Weisen mit dem immerwährenden Refrain: Der am Kreuz ist meine Liebe, meine Lieb' ist Jesus Christ.

Auch die folgenden Betrachtungen wollen den Anforderungen der Passionszeit gerecht werden und unsere Gedanken um das heilige Kreuz von Golgatha sammeln. Wir wollen nach einander bedenken 1) die Geschichte des heiligen Kreuzes; 2) die Bedeutung des heiligen Kreuzes; 3) die Vorbilder des heiligen Kreuzes; 4) die Abbilder des heiligen Kreuzes; 5) die Gegenbilder des heiligen Kreuzes; 6) die Anziehungskraft des heiligen Kreuzes; 7) die Zukunft des heiligen Kreuzes. Der aber, der am Kreuz für uns gestorben, schenke uns Segen zu diesen Betrachtungen aus seinen durchgrabenen Händen.

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