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Quandt, Emil - Joel - Einleitung.

Quandt, Emil - Joel - Einleitung.

In Jesu Namen. Amen.

Als am Tage der heiligen Pfingsten ein Brausen vom Himmel geschah, als eines gewaltigen Windes, und die Jünger Jesu voll wurden des heiligen Geistes und anfingen zu predigen mit andern Zungen, nachdem der Geist ihnen gab auszusprechen: da entsetzten sich Alle, die solches sahen und hörten, und verwunderten sich. Etliche aber hatten es ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins. Da trat Petrus auf mit den Elfen und hob seine Stimme auf und sprach: „Diese sind nicht trunken, wie ihr wähnt, sondern das ist es, das durch den Propheten Joel zuvorgesagt ist: Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Ältesten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in denselben Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen; und ich will Wunder tun oben im Himmel und Zeichen. unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll sich verkehren in Finsternis, und der Mond in Blut, ehe denn der große und offenbarliche Tag des Herrn kommt; und soll geschehen, wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll selig werden.“ So bezieht sich die erste Pfingstpredigt des neuen Bundes auf den Propheten Joel als auf denjenigen unter den gottgesandten Sehern des alten Bundes, der am hellsten und gewaltigsten von dem Tage der Pfingsten zuvor geweissagt hat. Wir haben also die apostolische Autorität St. Petri für uns, wenn wir Joel den Pfingstprediger des alten Testamentes nennen.

Es haben auch andre Propheten von der Ausgießung des heiligen Geistes geweissagt. So Jesaias, durch dessen Mund (44, 3. 4.) der Herr zu Israel spricht: „Ich will Wasser gießen auf die Durstigen und Ströme auf die Dürre; ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen, dass sie wachsen sollen wie Gras, wie die Weiden an den Wasserbächen.“ So Hesekiel, durch den Gott spricht (36,27): „Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und darnach tun.“ Joel aber hat zuerst vom Tage der Pfingsten geweissagt und am deutlichsten und am ausführlichsten; seine Weissagung ist dazu dem neutestamentlichen Berichte von der Erfüllung durch den heiligen Geist selbst in ihrer ganzen Ausführlichkeit eingefügt; darum kommt ihm unter allen Propheten die Bezeichnung als Pfingstprediger in besonderstem Sinne mit Fug und Recht zu.

Darum aber ist auch sein prophetisches Buch unsrer ganz besonderen Aufmerksamkeit und andächtigen Erwägung wert. Es ziemt sich, dass Christen sich näher mit dem Propheten beschäftigen, dessen Rolle den Text hergab zur ersten apostolischen Predigt. Es ziemt sich, dass wir uns in ein prophetisches Buch versenken, dessen Hauptstelle das neue Testament in ihrem ganzen Umfange, wie sonst fast keine andre Stelle des alten Testamentes, mitteilt. Es ziemt sich, dass wir zu einem Propheten in die Schule gehen, von dem St. Petrus, ja auch St. Paulus, welcher Römer 10,13 gleichfalls in die Pfingstpredigt Joels zurückgreift, und St. Johannes, der, wie die Auslegung von Joel 2 zeigen wird, unsern Propheten. fleißig studiert hat, gelernt haben. Es ziemt sich, dass die Gläubigen des neuen Bundes, die da fröhlich sind im Besitz des Pfingsterbes, den Worten des alten Sehers lauschen, der in dunklen Tagen der Vorzeit sich und sein Volk mit dem Hinweis auf das zukünftige Pfingsten erquickte.

Wenn wir aber unter Anflehung der Gnade des erleuchtenden heiligen Geistes in das Buch Joels hineinblicken, so erkennen wir auf den ersten Blick, dass sein Buch nicht nur ein Pfingstbuch ist, sondern noch viel mehr. Der Tag der Pfingsten, den er im Geiste zuvor schaut, ist nur das Mittel- und Hauptglied in einer Kette von Tagen des Herrn, die der Herr seinem prophetischen Blicke vorführt. Er schaut zuerst in die Gegenwart seiner Zeit, die voll Dürre und Landplagen war, und erblickt durch göttliche Erleuchtung in der betrübten Gegenwart einen Tag der Plage vom Herrn, der zur Buße drängt (Kap. 1). Er sieht sodann in der Zukunft für den Fall unbußfertiger Verstocktheit des Volks einen Tag noch größerer Plage, einen Tag großer Gerichte des Herrn, nahen und ermahnt Angesichts solcher schrecklichen Zukunft wieder zur Buße (Kap. 2, 1-14). Er schaut weiter für den Fall bußfertiger Umkehr Israels einen Tag der Erlösung vom Herrn über sein Volk und bricht darüber in fröhliches Jauchzen aus (Kap. 2, 15-27). Dann schaut er nach diesem Tage und im Anschluss an diesen Tag den Tag der Ausgießung des Geistes über alles Fleisch, den seligen Tag der Pfingsten (Kap. 3, 1-5). Im Zusammenhange damit wird ihm dann zu schauen gegeben ein Tag des Gerichtes Gottes über die Feinde Israels (Kap. 3, 6-22) und endlich ein Tag der Herrlichkeit des ganz bekehrten und ganz erlösten Israels (Kap. 3, 23-26).

Es bildet somit das prophetische Buch Joels eine zusammenhängende Predigt von den Tagen des Herrn, deren Kern und Stern die Predigt von dem Pfingsttage ist. Betrachten und beherzigen wir denn nun diese Predigt Joels der Ordnung nach und im Einzelnen. Wir haben in sechs Betrachtungen unsre Andacht zu lenken auf die sechs Tage oder Zeiten, von denen unser Prophet zeugt.

1) Der Tag der Plage Israels. Kap. 1.
2) Der Gerichtstag Israels. Kap. 2, 1-14.
3) Der Tag der Erlösung Israels. Kap. 2, 15-27.
4) Der Tag der Pfingsten für Israel. Kap. 3, 1-5.
5) Der Gerichtstag der Feinde Israels. Kap. 3, 6-22.
6) Der Tag der Herrlichkeit Israels. Kap. 3, 23-26.

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autoren/q/quandt/joel/joel_-_einleitung.txt · Zuletzt geändert: von aj
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