Quandt, Carl Wilhelm Emil - Die erste Bitte.

Quandt, Carl Wilhelm Emil - Die erste Bitte.

Geheiliget werde Dein Name.

Dies ist denn nun die Chorführerin im heiligen Reigen des Gebets. Der Heiland richtet mit dieser Bitte das Flehen seiner Jünger zuerst auf die Heiligung des Namens Gottes. Es ist die Frage: Was bedeutet der Name Gottes und was ist unter der Heiligung dieses Namens zu verstehen?

Der Name ist in der Bibel kein leerer Schall, sondern der sprachliche Abdruck des Wesens, den der Name nennt. So ist der Name Gottes nichts Geringeres, als Gott selbst, wie er sich für unsre Erkenntniß offenbart hat.

Gott hat sich allen Menschen offenbart in der Natur. Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man deß wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt. Aber die Natur trägt die Namenszüge Gottes nicht mehr in ihrer ursprünglichen Reinheit und Klarheit, sie ist ein überschriebnes Pergament, der böse Feind hat seine dunklen Zeichen darüber geschrieben. Dazu sind die Augen des natürlichen Menschen, ebenfalls durch Hingabe an den bösen Feind und seine versucherische Macht, so trübe geworden, daß er den goldnen Hintergrund der göttlichen Namenszüge auf den Blattern der Natur durch eigene Vernunft und Kraft nicht zu entziffern versteht. Daher die traurige Erscheinung, daß für diejenigen, die Gottes Offenbarungen in der Schrift entweder nicht haben oder nicht haben wollen, der lebendige Gott ein unbekannter, namenloser Gott ist.

Wir finden bei den alten Heiden eine Legion von Namen für ihre selbsterdachten, selbstgezimmerten Götzen. Aber auf den Altar des wahrhaftigen und einzigen Gottes mußten sie im Gefühle ihrer Unwissenheit die bedeutsame Inschrift schreiben: „Dem unbekannten Gott.“ In welchem Grade ihnen die Kenntniß Gottes fehlte, zeigt treffend die lehrreiche Geschichte von Hiero und Simonides. Der heidnische König Hiero sprach zu seinem berühmten Weltweisen Simonides: „Sage mir, was ist Gott?“ „Gieb mir einen Tag Bedenkzeit, antwortete der Weise, so will ich's dir sagen.“ Der Tag verstrich, aber statt Auskunft zu geben, sagte der Weise: „Gieb mir zwei Tage Bedenkzeit, so will ich dich's lehren.“ Auch die zwei Tage verstrichen, der König verlangte Antwort, doch der Weise sprach: „Gieb mir vier Tage Bedenkzeit, so will ich es sagen,“ und so fuhr er fort, gab keine Antwort, sondern verlangte immer doppelt so viel Bedenkzeit, als er das letzte Mal sich ausgebeten. Die Ungeduld des Königs stieg auf's Höchste. Aber als er endlich fragte, was denn dies jedesmalige verdoppelte Aufschieben bedeute, sagte Simonides: „Je mehr ich der Sache nachdenke, desto weniger verstehe ich davon.“ Das ist ein Beispiel für viele. Die alten Heiden konnten Gottes Namenszüge nicht lesen; der große Gott war für sie verborgen und namenlos.

Es steht mit den modernen Heiden mitten in der Christenheit nicht anders. Wer Gottes Offenbarungen in der Bibel verwirft und trotz der Propheten rechts und der Propheten links ein Weltkind bleiben will, wird Zufall oder Vorsehung, Himmel oder Schicksal als Götter anbeten, aber Gott selbst lernt er nicht kennen. Es ist bekannt, was Goethe, eines der geistreichsten Weltkinder, sagt: „Wer darf ihn nennen und wer bekennen: Ich glaub' ihn? Nenn' es dann, wie du willst, nenn's Glück, Herz, Liebe, Gott, ich habe keinen Namen dafür!“

Namenlos ist Gott für den, der keine andern Offenbarungen Gottes kennt, als die in der Natur. Greifbare Namen gewinnt der große Gott erst für den Christen, den Gläubigen, der seine Vernunft gefangen giebt unter den Gehorsam des Glaubens an eine andere, klarere Offenbarung Gottes, an die Offenbarung Gottes in der heiligen Schrift. „Weil das Buch der Natur, sagt ein alter Kirchenlehrer, etwas schwer und undeutlich zu lesen war, wie an den Heiden und ihrem thörichten Aberglauben zu sehen ist, so hat Gott dem Menschen das Buch der heiligen Schrift dazu gegeben.“ In der heiligen Schrift nennt sich Gott selbst mit vielen, herrlichen, für jedes Kind leserlichen Namen; und so viel Namen, so viel Offenbarungen seines Wesens und seiner Eigenschaften für diejenigen, die im Schriftglauben stehen.

„Ich bin der Allmächtige,“ so nennt sich Gott dem Patriarchen Abraham, und mit diesem Namen „der Allmächtige“ steht der vor uns, der alle Dinge schuf aus Nichts und bei dem kein Ding unmöglich ist. „Er ist Jehovah Zebaoth, der Herr der Heerschaaren,“ lehrt die Schrift weiter und malet uns mit diesem Namen Gott vor Augen, wie die Seraphim vor ihm sich neigen und alle Engel seine dienstbaren Geister sind. Verzehrendes Feuer heißt Gott anderswo in der Schrift und steht damit vor uns als der Gott, dem gottlos Wesen nimmermehr gefällt, der vielmehr drohet zu strafen alle, die seine Gebote übertreten. Und so kommt in der Schrift ein Name Gottes zum andern, und offenbaret immer einer nach dem andern den Reichtum der Eigenschaften und Wesensbestimmungen Gottes.

Von allen Namen Gottes aber der schönste, tiefste, reichste, allumfassendste ist der, den der Heiland selbst an die Spitze des Vaterunsers gestellt hat und den er also ganz eigentlich im Sinne hat und meint, wenn er beten lehrt: Geheiliget werde Dein Name! Vater heißt dieser Name. In ihm, der im neuen Testamente mehr als 250 Mal von Gott gebraucht ist, kommt seine unausdenkbare Barmherzigkeit in Jesu Christo gegen die sündige Welt zum Ausdruck. Und daß der ewige Gott als Vater in Jesu Christo geheiligt werde - darin gipfelt der Sinn der ersten Bitte.

Was aber bedeutet das Heiligen, von dem der Heiland redet? Was meint unser Meister, wenn er die Jünger beten lehrt: Geheiliget werde Dein Name!?

Das Wort heilig ist ein schweres Wort. „Bringst du,“ sagt Claus Harms, „was heilig ist, an deinen Verstand, so sagt der, ich verstehe das nicht!“ Nach seiner Grundbedeutung heißt „heilig sein“ abgesondert sein, und darnach ist Gottes Heiligkeit sein Abgesondertsein von allem Ungöttlichen, von allem Beschränkten und Unvollkommenen, namentlich aber von aller Sünde und allem Sündhaften. Nun, Gottes Name ist an ihm selber heilig.„ Das will sagen: Gott, wie er sich in der Schrift geoffenbart hat, ist heilig seinem ganzen Wesen und allen seinen Eigenschaften nach; heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, und alle Lande sind seiner Ehre voll. Soll dieser heilige Gott geheiligt werden, so ist von vornherein selbstverständlich, daß dabei eher an alles Andre, als an einen Zuwachs, an eine Mehrung gedacht werden kann, die seine Heiligkeit etwa durch unsre Gebete oder durch unser Thun erhielte. Der Wurm des Staubes kann den Menschen nicht größer oder geringer machen, als er ist; so kann der Mensch der Erde Gott im Himmel weder heiliger noch unheiliger machen, als er ist. Nein, wenn Jemand geheiligt werden soll, der an und für sich schon heilig ist, so kann nur gemeint sein, er möge in seiner Heiligkeit, die er hat, allseitig erkannt, anerkannt und bekannt werden. Und das ist es denn auch, was Dr. Luther meint, wenn er in seiner Erklärung der ersten Bitte sagt: „Gottes Name ist zwar an ihm selber heilig, aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns heilig werde.“

Soll aber Gottes heiliges Wesen, wie es uns in seinen Namen, sonderlich in seinem Vaternamen, kund gethan ist, von uns erkannt, anerkannt, bekannt werden, so ist vor allen Dingen nöthig, daß das Wort Gottes unter uns lauter und rein gepredigt werde. Denn es kann eben kein Mensch Gott in seiner kündlich großen Herrlichkeit erkennen, außer allein aus dem Worte Gottes, das uns diese Herrlichkeit verkündet. Wer uns das Wort Gottes predigt lauter und wahr, verkündet uns den Namen Gottes, daß wir ihn erkennen können; wer uns das Wort Gottes verdeckt, verschleiert, mit menschlichen Zusätzen verdunkelt, oder es beschneidet, zerstückelt, zerbröckelt, der verdirbt unsre Erkenntnis Gottes und hindert somit die Heiligung des göttlichen Namens unter uns. Daher ist die Bitte: „Geheiliget werde Dein Name!“ vor allen Dingen eine Bitte um Erhaltung der reinen Lehre des göttlichen Wortes unter uns und um Bewahrung vor Verkümmerung und Verfälschung des lauteren Evangeliums, also so recht eine evangelische, eine Protestantenbitte.

So ist sie denn auch wohl niemals brünstiger gebetet worden, als zur Zeit der Reformation, in welcher die wahre Erkenntnis Gottes aus dem Schutte menschlicher Traditionen sich emporarbeitete. Das können uns schon die beiden brünftigen Seufzer lehren, die Luther in seinem: „Wie geschiehet das?“ hat, da er sagt: „Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehret wird und wir auch heilig als die Kinder Gottes darnach leben, das hilf uns, lieber Vater im Himmel! Wer aber anders lehret und lebet, denn das Wort Gottes lehret, der entheiliget unter uns den Namen Gottes; da behüte uns vor, lieber himmlischer Vater!“ Das zeigen auch wer weiß wie viele Lieder aus der Reformationszeit, die alle im Tone der ersten Bitte gehn: „Erhalt' uns, Herr, bei Deinem Wort“, „O Herre Gott, Dein göttlich Wort“, „Ach bleib' bei uns, Herr Jesu Christ“ und viele andere mehr.

Aber auch für unsere Zeit ist die erste Bitte als Gebet um reine Lehre von unermeßlichem Werthe. Denn wenn auch, Gott sei Dank, auf den meisten Kanzeln unsrer heimathlichen Kirche die Lippen der Priester die reine Lehre bewahren und alle den Rath Gottes verkündigen, beides - die Buße zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesum Christum - so giebt es doch auch nicht wenige Vorhöfe Jehovahs noch heutzutage, in denen das Evangelium in kümmerlicher und verkümmerter, ja in verfälschter Art gepredigt wird; und die Folge davon ist, daß ein großer Theil unsres armen Volks, diesen falschen Propheten sein Ohr leihend, Gott nicht lernen lernt, wie er ist. Ach wie Viele gehen in unseren Tagen dahin in verschwommenen Andachtsgefühlen für einen erträumten lieben Gott und wissen nichts von dem wahrhaftigen Gott alles Trostes in Christo Jesu - und wer trägt die Schuld? Nicht in geringem Grade diejenigen, die Gott gesetzt hat, seine Wahrheit zu lehren und sein Volk seine Wege zu weisen, und die die hungernden Gemüther statt mit dem edlen Manna des Wortes Gottes, mit den Träbern ihrer eignen falschberühmten Weisheit, die eine armselige Thorheit ist, abspeisen. Gegenüber solchem Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte soll Alles, was für Gottes Ehre und der Menschen Heil noch eifern kann, beten, himmelandringend beten: Geheiliget werde Dein Name! Und so betet ja denn auch bei uns alle Sonntage die christliche Gemeinde im allgemeinen Kirchengebet: „Wir bitten Dich, Du wollest Deine christliche Kirche mit allen ihren Lehrern und Dienern durch Deinen heiligen Geist regieren, daß sie bei der reinen Lehre Deines Wortes erhalten werde.“

Es wird aber dermalen gegen den heiligen Namen Gottes vielmehr außerhalb der Kirchenmauern, als innerhalb derselben durch falsche Lehre gesündigt. Eine frevelnde Thorenhand nach der andern spitzt die Feder und taucht sie in das Gift der Gottlosigkeit, um den Heiligen in Israel zu lästern. In jedem Jahre kommen neue Bücher auf den Büchermarkt voll Hohnes gegen den geoffenbarten Gott und den, den er gesandt hat. An jedem Tage werden Xtausende von Exemplaren Zeitblätter ins Land gestreut, die das Heiligste ins Gemeine ziehn und maulwurfsartig den Boden des christlichen Volksglaubens untergraben. Gegen diese Litteratur des Verderbens, gegen diese lichtfreundlichen Blätter der Nacht, die in unserer Zeit mächtiger sind, als die fünf Großmächte zusammen, gilt es für die Wächter Israels und für Alle, die ein Herz haben für diese Noth der Zeit und für diese Zeit der Noth, Tag und Nacht heilige Hände aufzuheben und zu beten: „Geheiliget werde Dein Name! Herr, beschütze unser theures, christliches Volk vor den giftpapiernen Pfeilen, mit denen der wilde Jäger aus dem Reiche der Finsternis die unbefestigten Herzen erbeutet!“

Aber die reine Lehre allein bringt noch nicht die Heiligung des Namens Gottes. Sie ermöglicht uns die richtige Erkenntnis des Namens Gott. Diese Erkenntniß aber ist ein todtes, kaltes Ding, so lange die Anerkennung Gottes fehlt. Und ach, diese Anerkennung Gottes fehlt bei Tausenden, die Jahr aus Jahr ein unter dem Gehör des reinen Wortes dahin gehen. Sie leihen der Botschaft vom göttlichen Namen nur ihr Ohr, nicht ihr Herz. Sie öffnen dem göttlichen Namen, so oft er ihnen auch gepredigt wird, niemals die geheimen Kammern ihrer Seele, daß er sie durchdufte wie eine ausgeschüttete Salbe. Es sind ihrer nur Wenige, die der Predigt von der Gnade Gottes in Christo mit jenem Tersteegenschen Amen antworten: „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesu offenbart!“ Und man weiß nicht, welcher Zug unserer Zeit schmerzlicher ist, der, daß so Viele auf ein verfälschtes Evangelium schwören, oder der, daß nicht minder Viele das lautere Evangelium herzlos mit anhören. Daß das gute Wort von Gott, wo es lauter gepredigt wird, auch einschlage und zünde, wie der Blitz; daß der Name Gottes, wo er mit hellen Posaunentönen verlautet wird, auch sein Echo finde in den Herzen: das ist es auch, was wir beten in der Bitte: Geheiliget werde Dein Name!

Aber auch wo die Predigt von der Herrlichkeit Gottes mit der Anerkennung dieser Herrlichkeit Hand in Hand geht, ist doch der Heiligung des Namens Gottes so lange nicht Genüge geschehen, als noch das treue Bekenntnis des göttlichen Namens fehlt. Wie Gott der Herr kein verborgenes Stillleben abseits von seinen Creaturen führen will, sondern mit seines Namens Herrlichkeit offenbarend mitten unter sie getreten ist: so darf auch der Mensch die ihm geoffenbarte, von ihm erkannte und anerkannte Gottesherrlichkeit nicht in klösterlicher Abgezogenheit todtschweigen, sondern er muß sie auch seinerseits offenbaren durch sein eignes Leben in dem Doppelzeugniß des Wortes und des Wandels.

Weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über, und was von Herzen geglaubt wird, wird auch mit dem Munde bekannt. Es gilt dem göttlichen Namen seine Ehre zu geben mit gutem Wort im ganzen Leben und ihn zu bekennen vor den Leuten frisch, frei und fromm. Gerade heutzutage, wo die große Menge eine heillose Scheu hat, von Religionssachen, von den Dingen, die Gott betreffen, ohne Furcht und Tadel zu reden, haben Alle, die auf den Namen gläubiger Christen Anspruch erheben, die heilige Verpflichtung, nicht mit der stummen Welt an einem Joch zu ziehen, sondern zu bekennen, was sie anerkennen.

Es gilt ein frei Geständniß in dieser unserer Zeit,
ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben das Evangelium.

Für solches männliche Bekennen unseres Glaubens an den lebendigen Gott haben wir in der Geschichte der Kirche Christi eine ganze Wolke von Bekennern zu beschämenden und erwecklichen Vorbildern. Petrus und Johannes, Stephanus und Paulus - wie freudig haben sie trotz Schmach, Hohn und Pein Bekenntnis abgelegt von dem Namen, der höher ist als alle andern Namen, und konnten es nicht lassen zu reden von dem, was sie gesehen und gehöret hatten! Die Christen der ersten Jahrhunderte wandelten treulich in ihren Fußtapfen. Als Gordius, ein edler Ritter, wegen seines christlichen Glaubens zur Marter geführt ward, riefen ihm etliche zu, er könne ja im Herzen seine Erkenntniß Gottes behalten, er solle doch nur im Munde sein Bekenntniß auf Schrauben setzen und die Feinde betrügen. Er aber antwortete und ging getrost in's Feuer: „Ich kann meine Zunge nicht bezwingen, daß sie ihren Schöpfer und Werkmeister verleugne; der mir das Herz gegeben, der hat mir auch die Zunge gegeben!“ Dieser großartige Bekennermuth erwachte wieder in den Zeiten der Reformation und erhielt sich lange in der evangelischen Kirche. Luther bekannte vor Kaiser und Reich kühnlich die reine Lehre und sprach: „Hier steh' ich; ich kann nicht anders; Gott helfe mir! Amen.“ Leonhard Kaiser hatte als Vikarius dem Volke die Wahrheit des Evangeliums verkündigt; er sollte widerrufen und wurde, da er standhaft blieb, am 16. August 1537 in Passau zum Scheiterhaufen geführt; er aber bat das Volk, anzustimmen: „Komm heiliger Geist, Herre Gott“ und betete, während die Flammen über ihm zusammenschlugen: „Herr Jesu, ich bin Dein, mach mich selig!“ - Daß dieser Geist der ersten Zeugen unter den Gläubigen unsrer Tage wieder aufwache, daß die Freudigkeit zu bekennen unter uns wachse, das erflehen wir auch, wenn wir beten: Geheiliget werde Dein Name!

Höher noch, als das Bekenntniß des Mundes, steht das Bekenntniß des Wandels, des Lebens. Die Schrift fordert von den christlichen Frauen, daß sie ohne Wort durch ihren Wandel Gott preisen und dadurch die Herzen ihrer Männer für Gott gewinnen sollen. Es kommt aber das Bekenntnis durch gottgemäßen Wandel auch den Männern zu; „ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!“ ist ein Wort für Alle. Das lauteste Wortbekenntniß wird zu Schanden und schlägt zur Entheiligung des Namens Gottes um, wenn nicht der Wandel dem Wort entspricht. Es haben einmal Christen einen Juden bekehren wollen. Da sprach der Jude: „Was rühmet ihr euch nur einer besseren Gotteserkenntniß, da ihr doch nichts thut, darin man euch billig folgen könnte? Von allem Andern abgesehn, flucht nicht bei Euch Einer dem Andern bei dem Namen Gottes und eures Christi Leiden, da ihr doch sprecht, daß ihr durch solches Leiden erlöset und Erben des ewigen Lebens geworden seid? Warum führet ihr denn doch solch' gottloses Leben? Wer will glauben, daß ihr Gottes Volk seid? Gewiß keiner, der bei Sinnen ist!“ Diese Geschichte lehrt deutlicher, als eine lange Auseinandersetzung, wie wesentlich zur Heiligung des Namens Gottes gehört, daß er durch einen heiligen Wandel bekannt und geehrt werde. Darum schließt die erste Bitte schließlich auch diesen Seufzer mit ein: „Hilf uns, lieber himmlischer Vater, zu leben, wie das Wort Gottes lehrt, und behüte Deine Christenheit vor solchen Gliedern, die anders leben, als das Wort Gottes lehret!“

So lehrt die erste Bitte also beten um die Heiligung des göttlichen Namens in der Christenheit durch reine Lehre, durch empfängliche Herzen, durch frommen Mund und frommes Leben. Möchte diese heilige Bitte recht ernst und recht brünstig in unsern Tagen gebetet werden, daß auch unsre reichbegnadigte und doch so gottentfremdete Zeit dem Herrn die Ehre gebe, die vergangene Zeiten ihm williger gaben, und alles Volk wieder einstimme in den alten Sang: „Soli deo Gloria! Allein Gott in der Höh' sei Ehr'!“ Amen.

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