Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 16. Matth. 10,16.

Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 16. Matth. 10,16.

V. 20. Und sagt ja auch: Siehe, dein Knecht Jakob ist hinter uns; - denn er gedachte: ich will ihn versöhnen mit dem Geschenk, das vor mir hergehet; darnach werde ich ihn sehen, vielleicht wird er mich ansehen mögen.

Ist doch etwas Eigenes um unsere Klugheit, ein erlaubtes, ein nöthiges Ding; - wir sprachen schon davon (§. 6.); - nur daß wir uns nicht tiefer vor den Menschen beugen, als Knechten Gottes geziemet; nur daß wir dabei nicht Menschenknechte werden; nicht den Menschen geben, was Gottes ist; nicht jenes Vertrauens vergessen, das wir allein Gott schuldig sind; nicht jenen Glauben verlassen, der Gott die Ehre gibt, der da rufet in aller Bedrängniß dem bedrängten Christen zu: Ist Gott für uns, wer wird gegen uns sein? Röm. 8,31. Ps. 118,6. Alle Gedanken, alle Rücksichten und Maßregeln unserer Klugheit müssen mit diesem kindlichen, unbedingten Glauben in Einklang stehen; sie müssen in den Geist, das Element des Glaubens eingetaucht werden, - in der Gerechtigkeit, der Redlichkeit und Wahrheit, des Glaubens Farben und seine Siegel an sich tragen, also daß die Leute es uns abfühlen mögen: wir handeln nicht für uns, auf menschliche Weise, der Welt gleich, als von Gott getrennt; - und sie uns nicht billig fragen dürfen: Wo ist denn euer Gott?

Der Weiseste und Klügste der Menschenkinder ist auch der Reinste und der Heiligste gewesen, und ist in seinem Munde kein Trug erfunden worden (1. Petr. 2,22.). Als Er sich von jenen Heuchlern, seinen Versuchern, die Zinsmünze zeigen ließ, sprach Er zu ihnen: Weß ist dies Bild und die Ueberschrift? Sie sprachen zu Ihm: des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist (Matth. 22) Er that's hier und anderswo wieder, wie Er seinen Jüngern empfahl: Siehe, Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen, und ohne Falsch wie die Tauben. Matth. 10,16.

Ein wunderliches Wort, dabei Einem Herz und Verstand fast stille stehen, als begehre Jesus damit Etwas, das in sich unmöglich, oder ungereimt wäre; als dürften Schwarz und Weiß Eines und Dasselbige sein; - und ist nicht das einzige Wort aus diesem Munde geflossen, das den Klügsten unverständlich und darum ärgerlich ward. Die Schlange ist klug, und mehr denn klug; sie ist listig, arglistig und falsch; aber Lüge und Lügenwesen ist darum nicht kluges Wesen, oder es wäre nur eine gar gemeine, schlechte Klugheit. Der die Wahrheit selber war (Joh. 14,6. 18,37.), meinete nur, was an der Schlange wahre Klugheit ist, in aller Einsicht und Vorsicht, aller Besonnenheit und Stille. Mit dieser so nothwendigen Rüstung, in einer Welt voller List und Lügen, denn sie liegt im Argen (1. Joh. 5,19.), - kann ich, mitten durch ein unschlachtiges und verkehrtes Geschlecht (Phil. 2,15.), dennoch unbekümmert und getrost, in aller Arglosigkeit, meine Wege gehen; Wahrheit auf den Lippen, im Auge, im Herzen; Wahrheit auf allen Wegen, zu jeder Stunde, in allen Sachen; Wahrheit vor Gott und mit Gott, vor allen Leuten, welchen Geistes sie seien; Wahrheit ohne Geschwätz, ohne Thorheit, ohne Lärm; jene Wahrheit, davor der Arge sich schämet, der Weise sich beuget, der Sünder zurücktritt; - die Macht eines reinen Herzens und guten Gewissens; das Licht, deß sich die Liebe freuet,- das wäre wohl jene Tauben-Einfalt, die reine, heilige, himmlische, ohne Falsch, ohne Wechsel von Gutem und Bösem, von Reinem und Unreinem, von Licht und Finsterniß; - Zierde der Engel droben, Siegel der himmlischen Wesen, nicht von unten, sondern von oben, aus dem Glauben geboren, der selber geboren ist aus Gott (1. Joh. 5,4. f.), wäre sie wohl allerdings auch die beste Klugheit, die einzige, zu welcher Gott in der Höhe sich bekennen wird, die sich in allen Sachen, auch in den höchsten Verlegenheiten, Aengsten und Nöthen, auf Gott verlassen kann, und getrost und fröhlich das Haupt aufheben und sprechen: Gott ist mit mir; Er läßt mich nicht allein, denn ich thue allezeit, was Ihm gefällt (Joh. 8,29.). Man hält es mit Gott, und hat Ihn auf seiner Seite; man stehet in seinem Rathe, in seinem Bunde; man gehet auf seinen Wegen, den Wandel auf Erden, aber auch im Himmel; man ist aus Gott, sein Knecht, sein Zeuge, sein Freund; - das ist eine Kraft und Macht, das überwindet die Welt; und sollte es aufs Schlimmste gehen, sollte man, wie man sagt, den Kürzeren ziehen, der List und den Ränken der Sünder, der Uebermacht der Ungerechten, scheinbar erliegen, man hat doch das Arge besiegt, und den Argen unter seine Füße gethan; man hat überwunden, wie einst jener wahrhaftige und treue Zeuge, Jakobs Same (Offenb. 3,14. Gal, 3,16.), im Sterben siegte und, selber in die Ferse gestochen, der Schlange den Kopf zertrat, 1. Mos. 3,15.

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