Osiander, Johann Ernst - Predigt am Sonntag nach dem Christfest

Osiander, Johann Ernst - Predigt am Sonntag nach dem Christfest

(Zugleich dritter Christfeiertag) von Decan Osiander in Göppingen.

Text: Luc. 2, 15-19. Joh. 21, 15-24.

15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.

15 Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr, als mich diese lieb haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! 17 Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! 18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. 19 Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach! 20 Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus lieb hatte, der auch beim Abendessen an seiner Brust gelegen und gesagt hatte: Herr, wer ist's, der dich verrät? 21 Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit diesem? 22 Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! 23 Da kam unter den Brüdern die Rede auf: Dieser Jünger stirbt nicht. Aber Jesus hatte nicht zu ihm gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? 24 Dies ist der Jünger, der das bezeugt und aufgeschrieben hat, und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist.

Ein freundlicher Wiederschein und Wiederhall des großen Freudentags der heiligen Weihnacht, des Lichts, das an ihm aufgegangen, des Jubels, der an ihm erschollen ist, kommt uns im heutigen Evangelium entgegen. Der Besuch der vom Himmel begrüßten Hirten an der Krippe des heiligen Christkindes ist nur die Fortsetzung und Vollendung der Festgeschichte des heiligen Christtags. So hat der Sonntag nach dem Christtag auch noch etwas, noch viel vom Christtag selbst zu genießen, und es umschwebt ihn noch der Friede und die Freude desselben. Freilich sind diese hohen Feste nicht dazu, daß wir sie nur einmal des Jahres so vorübergehend feiern, sondern wir dürfen, wir sollen alle Tage im Geiste Christtag halten, seinen Segen, seine Freude immerdar in unsern Herzen erneuern, und Christum in uns geboren werden, und eine Gestalt in uns gewinnen lassen. - So bekommen unsre Festtage bei ihrer fröhlichen Bedeutung auch eine ernste. Und wie ernst ist der heutige Sonntag, da er der letzte Sonn- und Feiertag des in wenigen Tagen nun dahin geschwundenen Jahres ist! Da bedarf es ja wohl eines ernsten Rückblicks auf das Vergangene, eines ernsten Aufblicks auf den Herrn und Richter unsrer Tage, einer ernsten Einkehr in uns selbst. Der richtigste Maßstab der Selbstprüfung aber, den wir bei uns anzulegen haben, ist die Liebe; denn sie ist des Gesetzes Erfüllung. Auf die Liebe aber führt uns sowohl die Weihnachtzeit, diese fröhliche Festzeit der Liebe, und unser heutiges Weihnachtevangelium, als auch besonders das Evangelium des auf den heutigen Sonntag fallenden Feiertags. Laßt uns aus demselben zum Gegenstand unsrer andächtigen Erwägung nehmen

die wichtige Weihnachts- und Osterfrage: Simon Johanna, hast du mich lieb?

Die Weihnachtbegebenheit in unsrem sonntäglichen Evangelium, und der Auftritt unsres Feiertagtextes liegen der Zeit nach weit auseinander, - so weit, als der Eingang und der Ausgang des Lebens Jesu auf Erden. Jenes Evangelium führt uns mit den Hirten an die Krippe des heiligen Kindes zu Bethlehem; dieses stellt uns dagegen den schon vom Tod und Grab erstandenen und dem Eingang in Seine Herrlichkeit ganz nahen Heiland vor Augen. So weit diese Auftritte auch der Zeit nach auseinanderliegen, so nahe gehören sie doch dem Geiste nach zusammen. Der Eine Geist, der durch das ganze Evangelium weht, der göttliche Geist der Liebe ist auch über den Anfang, wie über das Ende des Lebens Jesu verbreitet; dadurch hängt Geburt und Tod, Eingang und Ausgang bei Ihm unzertrennlich zusammen. Die Liebe hat Ihn zu uns herabgezogen; die Liebe hat Ihn für uns an das Kreuz getrieben; die Liebe hat Ihn aus der Welt zum Vater begleitet. In diesem Sinne der Liebe hat Er die Frage an Seinen Petrus gestellt: Simon Johanna, hast du mich lieber, denn diese? Und diese Frage wollen wir, da wir unsre Liebe an Seiner Liebe zu messen haben, auch auf uns anwenden, und als an uns gerichtet ansehen.

Es ist eine Christfrage, eine Weihnachtsfrage. Denn daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, daß Er Seinen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch Ihn leben sollen. Wie hat der Herr die Leute so lieb! Sehet, welch' eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen! Aber erkennen wir auch so recht diese große Liebe des Vaters in der Sendung Seines Sohnes, und wissen wir sie auch zu schätzen? Begegnen wir der Liebe des Sohnes, der sich mit uns verbrüdert hat, mit Liebe, mit treuer und dankbarer, mit fröhlicher und heilsbegieriger Aneignung und Anbetung der Liebe, die uns zuerst und so hoch geliebet und sich so tief zu uns herabgelassen hat? Schließen wir uns als liebende Glieder der Einen, seligen Familie Gottes im Himmel und auf Erden, für die der Segen der Weihnacht bestimmt, die durch die Menschwerdung Gottes gestiftet ist, so herzlich an, wie sich die Hirten des Feldes an die heilige Familie zu Bethlehem anschließen, zu dem neugeborenen Herrn in der Stadt Davids, zu dem göttlichen Kinde, dessen freudenreiche Geburt ihnen der Engel verkündigt hatte, hineilen. „Lasset uns gehen gen Bethlehem, und die Geschichte sehen, die sich begeben hat, und die der Herr uns kund gethan hat.“ - Das war ihr edler Weihnachtsentschluß, und gesagt, gethan. Die redlichen Sucher wurden selige Finder; sie kamen vom Glauben zum Schauen, und die geschaute Wahrheit, das gefundene Heil durften sie als einen köstlichen Schatz sich nun aneignen.

Wie fein und lieblich wäre es, wenn auch wir in diesen Tagen so der Geschichte in Bethlehem nachgegangen, so uns selbst und uns unter einander dazu ermuntert, so mit Augen des Glaubens den Heiland geschaut, und durch die innigere Richtung unsres Geistes auf Ihn uns in der Erkenntniß der Wahrheit zur Gottseligkeit gegründet und erbaut, unsern Glauben an den lebendigen Heiland genährt und gestärkt hätten!

Wohl, könnte man denken, hat die Weihnachtgeschichte für uns nicht den überraschenden und überschwänglichen Reiz göttlicher Neuheit, den sie für die von der Klarheit des Herrn umleuchteten Hirten zu Bethlehem haben mußte. Aber gereicht uns das zur Entschuldigung für unsre Trägheit, uns innerlich aufzumachen und Jesum aufzusuchen; für unsre Lauheit und Undankbarkeit gegen die herzliche Barmherzigkeit, mit welcher Er uns besucht hat, als der Aufgang aus der Höhe, zu erscheinen denen, die da sitzen in Finsterniß und Schatten des Todes? Ist die Geschichte zu Bethlehem, darum, weil sie schon vor 18 Jahrhunderten geschehen ist, und weil wir sie schon von Kindheit auf wissen, nur als eine alte Geschichte, oder als eine veraltete, die uns aber nicht näher angeht, anzusehen? Nein, sie bleibt ewig neu und ewig wichtig, diese heilige Geschichte, weil sie die Offenbarung Gottes im Fleisch ist. weil sie als die Geschichte, als die Offenbarung und Mittheilung dessen, der der Weg und die Wahrheit und das Leben ist, in ihren Heilsabsichten und Wirkungen ewig fortdauert, weil mit dem Eintritt Christi in die Welt die heilsame Gnade Gottes Allen erschienen, und der Menschheit ein neues, göttliches Sehen mitgetheilt ist, das Jedem zu Theil wird, der es im Glauben sich aneignet. Wir haben also keine Entschuldigung, wenn wir durch die Gewohnheit uns abstumpfen und einschläfern lassen, wenn die Einführung des Sohnes Gottes in die Welt unter der Anbetung der Engel vom Himmel und der Hirten des Feldes nicht mit ewigem Reiz ihrer himmlischen Schönheit und Neuheit umfesselt, wenn diese wundervolle Geschichte, dieses höchste Wunder der ewigen Liebe, uns nicht ebenso zur freudigen Bewunderung hinreißt, wie diejenigen, die an der Krippe zu Bethlehem hörten, was ihnen von den Hirten erzählt ward, wenn sie uns nicht zu der innigen Theilnahme des Herzens, zu der feurigen Andacht und Anbetung reizt, mit welcher die Hirten aus Bethlehems Stall umkehrten, Gott lobend und preisend um Alles, was sie gesehen und gehöret hatten. Treten wir hier, liebe Zuhörer, auch in diesem Sinne der Liebe zur Krippe des Gottmenschen hin, und kehren wir mit solchem Sinn von hier wieder nach Hause? Bringen wir Herzen, erfüllt von Lob und Dank, mit in unsre Häuser und an unsre Berufstätigkeit, also, daß sie durch den Glauben geheiligt und gesegnet werde? Sehet, in diesem Sinn gilt die Weihnachtfrage des Herrn: Hast du mich lieb? Denn Jesum lieben heißt Ihn für das höchste Gut achten, also Ihn, wie Er es denn auch verdient, über Alles achten, und vor allem Andern suchen und ergreifen, immer in Gedanken mit Ihm umgehen, das größte Verlangen nach Ihm tragen, das größte Wohlgefallen an Ihm haben.

Diese heils- und wißbegierige, dankbarfröhliche Liebe zu Jesu muß sich aber auch in treuer beständiger Aneignung und Anwendung Seiner Gnade und Wahrheit beweisen. Auch in diesem Sinne gilt die prüfende Weihnachtfrage des Herrn an unsre Herzen: Hast du mich lieb? Welch' ein Weihnachtmuster treuer Liebe zu Ihm gibt uns die Mutter des Herrn! Wie sehr wird sie in unsrer Texterzählung ausgezeichnet, wenn sie nicht bloß unter den bewundernden Zuhörern der von den Hirten ausgebreiteten Kunde mitbegriffen wird, die zwar einen lebhaften und schnellen, aber darum vielleicht nicht so nachhaltigen Eindruck von dieser himmlischen Freudenbotschaft erhalten hatten. Mit stillem Geiste dagegen, mit tiefgesammeltem Herzen faßt Maria sie auf, legte das Gehörte als einen Schatz in ihrer Seele nieder, und als einen theuren Gegenstand ihres tiefen und heiligen Nachdenkens. „Sie behielt alle diese Worte, und bewegte sie in ihrem Herzen.“

Wie weit steht unser Sinn von diesem treuen, an Jesu und am Worte des Heils so festhaltenden Mariensinn ab! Wie sind wir so vergeßliche Hörer des Wortes vom Leben, das uns hier, zumal in diesen heiligen Tagen, verkündiget ward! wie vergeßliche Hörer der Worte, die Gott durch die Erfahrungen, Segnungen und Prüfungen eines ganzen Jahres zu uns redet! Wie wenig gedenken wir Seines Zurufs: Behalte, was du hast, auf daß dir Niemand deine Krone raube! - Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe, wer aber nicht hat, dem wird genommen auch das er hat.

Wenn wir aber auch etwas von der Predigt behalten und aus der Kirche nach Hause bringen, und nicht Alles schon unterwegs verloren gehen lassen, so lassen wirs dann doch oft als einen todten Schatz, als todtes Wort im bloßen Gedächtniß ruhen, statt es tief in Herz und Leben aufzunehmen, und als ein Wort des Lebens auch im Leben zur Bewegung und Anwendung zu bringen. Demnach hat die prüfende Weihnachtfrage: Hast du mich lieb? eben auch den Sinn: Hast du das Wort Christi lieb, und lässest du es reichlich in deinem Hause und Herzen wohnen?

Eine solche treue und entschiedene Liebe zu Christo und zu Seinem Worte lebte in der Mutter des Herrn, eine solche in der Maria, die zu Jesu Füßen saß und hörete alle Seine Worte; eine solche lebte in dem Apostel und Evangelisten der Liebe, dessen Gedächtniß am heutigen Sonntag gefeiert wird. Wie sein Name, der einen Gottgeliebten, einen Freund des Herrn bedeutet, - so sein Wesen, sein Herz und Leben; es war lauter Liebe des Herrn; es war der Jünger, den Jesus lieb hatte, der an Seiner Brust ruhte, der den Geist, die Liebe, die Worte seines göttlichen Freundes in sich aufgenommen hatte, wie kein anderer. Nicht ohne Hinblick auf ihn thut der Herr nach Seiner siegreichen Auferstehung in jenem lieblichen Osterauftritt am See Genezareth die eindringende Frage an Petrus: Simon Johanna, hast du mich lieber, denn diese? Warum richtet Er sie gerade an Petrum, der sich doch so oft als einen der feurigsten und entschiedensten Freunde und Bekenner Jesu gezeigt, und sich an die Spitze der Andern gestellt hatte, den der Heiland selbst durch seinen neuen Namen, den Namen des Felsenmannes, ausgezeichnet hatte? Und warum richtete Er diese Frage dreimal an ihn? Gewiß, weil er Ihn dreimal verläugnet. Seine Liebe verläugnet und vergessen hatte. War's also nicht ein Rückruf zur Liebe, eine Lockstimme, ganz sich zu erneuern und zu befestigen in der ersten Liebe, die er verlassen hatte?

Wie, geliebte Zuhörer, hat der Herr diese Frage, diese Gewissensfrage nicht auch an uns zu machen? Wie oft kommen wir im Lauf eines Jahres in Versuchung, Ihn in Worten oder Werken zu verläugnen, der erkannten und am Altare bekannten Wahrheit untreu zu werden! und wie selten siegen wir über solche Versuchungen! wie genau sollten wir es darin mit uns nehmen, aber wie leicht nehmen wirs gewöhnlich damit! Und doch fordert uns der Herr am Jahresschluß, am letzten Sonntag des Jahres, zur Jahresrechnung auf: Thue Rechnung von deinem Haushalten, namentlich von deinem Haushalten mit Gottes Wort, von deinem Besuchen und Benutzen der Kirche. Werden uns hier viele Versäumnisse, viele Unterlassungen einer treuen und gesegneten Anwendung vor das Auge gestellt, so laßt uns die Liebesfrage Jesu nach unsrer Liebe als eine Frage nach unsrer Buße verstehen, - als die Frage, ob wir unsre Sünden auch nach ihrer innern Verwerflichkeit und nach ihren traurigen Folgen bekannt - und ob uns unsre Sünden auch leid sind? ob wir aus der Sicherheit und Leichtfertigkeit unsers bethörten Herzens nicht zu einer göttlichen Traurigkeit erwachen? ob sie auch dann besonders uns recht leid sind, weil wir uns dadurch an unsrem besten Freund, an Jesu und an Seiner Liebe versündigt, Seine Liebe Ihm mit Lieblosigkeit, Seine Wohlthaten mit Undank vergolten haben? O wie scharf wird sie dem Petrus in die Seele gedrungen seyn, und wie scharf, schärfer denn kein zweischneidig Schwert, sollte sie auch uns durch die Seele gehen, die Osterfrage des nichts als Liebe suchenden Herrn: Simon Johanna, hast du mich lieb?

Eine Osterfrage ist sie nicht bloß, weil sie der Herr bei jenem Osterauftritt gethan hat, sondern weil sie ein Osterkeim in unsern Herzen ist, ein Keim der Erweckung aus dem Schlaf der Sünde, der Keim eines neuen Lebens, der Buße, des Glaubens, der Liebe. - Zu dieser Auferweckung des neuen Menschen gelangen wir nur durch den Tod des alten, besonders aber durch das Eingehen in Jesu Tod, durch gläubiges Ergreifen der allerheiligsten Liebe, die Er durch Sein Leiden und Sterben für uns, durch die mit Seinem Blut versiegelte, so trostvolle Vergebung unsrer Sünden bewiesen hat. Eine größere Liebe kann ja Niemand haben, denn die, daß er sein Leben für seine Freunde lasse. Die Osterfrage Christi: Hast du mich lieb? ist also auch eine Frage nach unserem Dank und Vertrauen zu Seiner Liebe; ob wir den Triumph Seiner Liebe, Seinen versöhnenden Opfertod für uns auch recht erkennen, und als den einzigen Anker unsers Heils ergreifen? ob diese Seine Liebe bis in den Tod uns auch das Herz für Ihn gewonnen, uns mit Seinem Frieden erfüllt, uns mit Ihm auf ewig verbunden habe? - Gewiß, Er ist es werth. Das habe ich für dich gethan! ruft Er uns von der Krippe und vom Kreuz, so ruft Er uns über Seinem offenen Grabe zu: Das Hab ich für dich gethan; was thust du für mich? Hast du mich lieb? Bist du bereit, mit einem durch Liebe thätigen Glauben mir nachzufolgen und zu dienen, dich in meinem Dienst zu verzehren, arbeitend und duldend für mich, im Leben und Sterben mich zu preisen und zu verherrlichen, und um meine Ehre zu eifern?

In diesem Sinne erging die große Osterfrage dreimal an Petrus; und auf sein redliches dreimaliges Ja weiht ihn der Herr mit dem Gebot, Ihm nachzufolgen und Ihn selbst mit dem Tode zu preisen, dreimal zu Seinem Hirtenamt ein, mit den Worten: Waide meine Schafe! Waide meine Lämmer! Er hat dem Herrn sein Jawort gehalten, hat mit hingebender Liebe die Schafe und die Lämmer zu Jesu geleitet, und ist Ihm treu geblieben bis in den Tod. Was thun denn aber wir für Ihn, der für uns Alles gethan hat? Lieben wir Ihn, und dienen wir Ihm auch in Seinen Brüdern, in unsern Miterlösten? Waiden und leiten wir auch zu Ihm Seine uns anvertrauten Lämmer, unsre Kinder, Schüler, Dienstboten, Untergebene? Stehen wir in Seiner Nachfolge, im Gehorsam gegen Seine Gebote, im Kampfe gegen Welt und Sünde, arbeiten und dulden wir für Ihn? Lieben wir Ihn und die Seinen nicht bloß mit Worten und mit der Zunge, sondern mit der That und mit der Wahrheit? Eifern wir um Seine Ehre und sind wir bereit zur Treue gegen Ihn bis in den Tod? O daß das Wort des Apostels auch unser Losungswort würde: Die Liebe Christi dringet uns! O daß die Frucht unsrer Weihnachtfeier, die Frucht unsrer beschämenden Antwort auf die Frage: Hast du mich lieb? der selige Entschluß seyn möchte: Laßt uns Ihn lieben; denn Er hat uns zuerst geliebet. Amen.

Quelle: Dr. Christian Friedrich Schmid/ Wilhelm Hofacker - Zeugnisse evangelischer Wahrheit, Bd. 3

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