Osiander, Andreas - Ain einfürung in den Passion / in der Karwochen

Osiander, Andreas - Ain einfürung in den Passion / in der Karwochen

den Prediger zu sant Lorentzen in Nürnberg gepredigt

M.D. XXIIII

Dieweyl yetz die vermainten obristen Priester / Cardinel / Bischöff und höchste heupter hieseyn / so woll er das Evangelion klar und lauter unentsetzt hell predigen. Sy müssen auch das hören / und solt jn das hertz brechen / auff das menigklich sehe / wer die seyen die Christum und seyn wort ye und allweg vervolgt / und noch hewt zu tag undertrucken. Und wo der Antechrist mit seynem anhang uber so lang vilfeltig ermanung von jrem unverschampten liegen und triegen nit ston / und jrer jrthumb bekennen / woll er jn das hütlein auff dem kopff rucken / und erst zu dem Rechten Schwerdt ( das von der schwachen wegen bißher und noch in der hailigen schrifft verborgen beliben ist) greyffen. Auff das sy ja gar ain Eckstain wie die Juden sich stossen vor aller welt zuschanden werden / unnd darob zu boden gon müssen.

Andreas Osiander

Und hat darauff den Bapst Cardinal und Bischoff / offentlich Antichrist / widerchristen / Seelmörder / und des teufelskinder gehaussen / wie dann Christus den Juden im Evangelio auch thut / und das alles auß dem Evangelion / auch auß den propheten / und sunst vil starcken sprüchen / auß Paulo / Petro / und andern Episteln und Psalmen genug und uberflüssig bewysen / das ye menigklich spürt / das solch recht widerchristen seynd.

Er hat darnach die Obristen priester zu Jherusalem / so wider Christum zu radt giengen / wie sy jn möchten tödten und verhütten / das under dem volck / das dann zu Osterlicher zeyt vil da waren / und fast an Christum hiengen / kayn aufflauff wurd / gantz vergleicht dem Bapst / Cardinel und Bischoffen / die geen yetz auch zu radt / tag unnd nacht / wie sy das wort gottes under die füß tretten und verfinstern / und dagegen sich selbs und jren gleyssenden falschen scheyn erheben möchten und so sy ferner nit künden / suchen sy hilff bey den zwayen / als Judassen dem vertretter / und Pilatussen / das ist bey dem weltlichen Schwerdt / dann in disen zwayen / haben wir gar ain schön Exempel und ebenbild / dann wiewol Christus den Judas als annder Apostell on allen zweyffel nit berufft noch erfordert / hat / er jm doch nit gestatt / das er sich zu jm gethon / undsich selbs zu seinen jungern eingemischt / Sonder auch jn für ander fürgezogen und gebraucht / in dem er jne zu seinem pfenningmayster oder schafner gemacht / Also das er jm das ampt bevolhen / den armen das Almusen außzutaylen. Aber solchs unangesehen und unbetracht der manigfeltigen erinnerung und warnung / damit jn Gott der herr ob dem nachtmal / mit disem freuntlichen ansprechen von seynen fürnemen gern bewegt het / Als er sagt / Jr seyt rayn aber nit all / Nachmals / ainer under euch wirdt mich verraten / und als Judas sagt / herr bin ichs / Sagt der herr / du hasts gesagt / und zum letsten was du thun wildt das thu bald. Aber es mocht alles nichts helffen / dann Judas nam das gelt und verriet den herren / das verwegen leüchtfertigen volcks findt man yetzt zu unsern zeytten auch nitt wenig / und eben die am aller gelertesten / und in der hayligen geschrifft erfarn. Auch die darinnen Seckelmayster seyn / Das wort wissen / leßen / und verston / und den armen schaffen / solchs billich fürtragen / leeren / weysen / sy damit speysen / unnd under sy außtaylen sollen / geen hin nemen mit jrem bruder Judas das schnöd gelt ein / unnd dürffen frey unverschampt wider jr aygen anklag jrs gewissens / Christum verratten und in todt geben / das ist / das sy understond seyn wort nach allem jren vermügen (wie man teglich sicht) zu vertrucken / und die lewt von Christo / der sy mit seynem blutt erkaufft von seyner wayd / auff aygne werck / alten won / und under den zwang des geltstricks des bapsts gesetz zubringen / und darzu mit lugen offentlich sagen / das man yetz der schrifft ain falschen verstand geb / und die nit recht außleg. Auch man nichts guts von uns sehe / und unser Evangelisch weßen / nichts anders dann zerstörung und auffrur geberen werd / und geleych wie die Obristen priester besorgten das volck hieng zu vil an Christo / und möcht jn ain aufrur gebern. Also thun unser Tyrannen / so sy mit warhait und schrifft / das wort gotts nit undertrucken mügen / geben sy für ain auffrur / suchen hilff mitt falschen listen und practicken / wie sy künden bey der weltlichen Oberkait sagen. Lassen sy das fürgeen / werd es den nechsten an jn seyn / Jr regiment erstört / und jr gewalt genommen / wie dann die obristen Priester mit Christo auch theten / sagten laß wir jn leben / so werden die Römer kommen / und unsern gewallt zerstörn / und zu Pilatus / er sollt nit ain freündt des Kaysers seyn.

Zum andern / wollen wir nun sehen was uns in Pilatus anzaygt wirt. Erstlich bekent er kain ursach zu finden / darumb Christus des todts schuldigen / unnd brüfft also bey jm selbs / das er warhafftig / unnd kayn schuld in jm sey / Als wollt er sprechen / Ey es gedunckt mich fürwar es sey ain frummen mensch und jm geschech unrecht / und sitzt darauff nyder / wascht die hend und spricht / Ich will unschuldig sein an disem blut. Aber die Juden fragen nichts darnach / sagen / Sein blut gee uber uns und unsere kinder. Damit hat Pilatus / wie wol er ain Hayd gewest / und im gesetz fürsehen was / so ainer unschuldig richt / des blut wurde von jm gefordert werden / vermayndt endtschuldiget seyn / lyeß sich sollichs ( unnd das die Juden sagten / lastu den ledig wirstu nitt ain freündt des Kaysers sein / das ist / er forcht er möchte seyns gewalts dardurch entsetzt werden ) zu dem unrechten urtayl bewegen.

Diser Pilatus ist nicht anders / dann die weltlich oberkait / und geet in euch selbs / so befindet sich / als es auch offenbar am tag ist / so unser Tyrannen das wort gottes / wie jr secht / mit der haiigen schrifft nit mer undertrucken mügen. Auch wie vil sy geblöckt / gestöckt / haymlich ermordt / Ertruckt / und verbrandt. Haben sy doch damit auch nichts außgericht / Sonder geet das wort gottes dardurch ye lenger ye mer auff. Darumb faren sy zu / ruffen Pilatus die weltlich Oberkait an / sagen die Conciliis und so vil alter vetter künden nit irren / wöllen jr seel zu pfand setzen / das ist seyn blut gee uber uns und unser kind / und wie wol nun die weltlich Oberkait bey jr briefft / und gedunckt sy finden nit genugsam ursach / das wort gots zu verdammen / dann das Evangelium will jnen zum tayl jr hertz erleuchten. So ist doch der Sathan mit seiner geselschafft gerüst / sy zu uberwinden / uberreden sy mitt lysten / das sy es in der natürlichen vernunfft nit fassen mügen / noch anders verston / maynen solt es so lange zeyt gestanden seyn / und so vil hailiger / hochwirdiger / und dapfferer leerer / irren / es kündt nit müglich sein / Lassen sich also mit sehenden augen blind machen und auff den Richterstuel Pilati füren / Sitzen nyder / Urtaylen und verbrennen das war wort Gottes / wie an vil ortten on alle ursach / grundt und erforschungen der schrifft geschehen ist. Also das zu erbarmen / das der hayd Pilatus / mer nach der warhait und gerechtigkait gefragt hat / dann yetz unnsere gaystlichen und weltlichen Fürsten und Junckherrn thund. Ja ich wolt Gott / das sy der warhait so fleyssig nach forschten / und nitt weniger dann Pilatus thetten / verhofft ich / so sy so weyt kemen / das sy fragen wurden / was die warhait were / sy solten nit davon weychen / wie Pilatus / Sonder darnach baß nach forschen.

Also habt jr nu zum tayl / wer die seind davon Christus sagt / Haben sy mich vervolgt / so werden sy euch auch vervolgen.

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