Oekolampad, Johannes - Fragen und Antworten zum Verhören der Kinder (aktualisierte Version)

Oekolampad, Johannes - Fragen und Antworten zum Verhören der Kinder (aktualisierte Version)

(der sogenannte "Kinderbericht")

Bist du ein Christ?
Ja, Gott sei Lob!

Willst du ein Christ bleiben?
Ja, mit der Gnade Gottes.

Wenn man aber zu dir sagte, du thätest närrisch daran, was du dich auszeichnen wollest, du sollest wie Andere thun; was wolltest du antworten?
Es ist keine NArrheit, daß ich glaube, wenn ich den christlichen Glauben verleugnete, so würde mir Gott feind, und würde mich in das höllische Feuer verstoßen. Wenn ich aber im Glauben verharre, und ihn bekenne, so werde ich das ewige Leben erlangen, das mir Gott zugesagt hat.

Wer ist ein Christ, und wer ist kein Christ?
Der von Herzen glaubt, daß der Sohn Gottes wahrer Mensch geworden sei, und durch sein Leiden und Sterben uns Verzeihung der Sünden und das ewige Leben erworben habe. Wer aber das nicht glaubt, ist kein Christ.

Darf man sonst nichts mehr glauben?
Wer dieses recht glaubt, wird die andern Artikel des Glaubens auch bekennen.

Sage mir den Glauben!
Ich glaube an einen Gott Vater, den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesum Christum, seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem heiligen Geiste, geboren von Maria, der Jungfrau, der geliitten hat unter Pontio Pilato, ist gekreuziget, gestorben und begraben, abgefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Todten, aufgefahren gen Himmel, da er sitzt zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten. Ich glaube an den heiligen Geist; Eine heilige christliche Kirche, die da ist eine Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Leibes und ein ewiges Leben.

Ist der Glaube genugsam einem Christen?
Ja, er ist genugsam zum ewigen Leben: denn wo er wahrhaft ist, da ist auch die Liebe und Furcht Gottes, und es werden die wahrhaft guten Werke daraus folgen, und man wird die Gebote Gottes halten. Wo aber solche Werke nicht folgen, da ist der Glaube falsch und ohne Werth.

Was hat dir Gott geboten?
Das ich Ihm vertraue, und Ihn über Alles in der Welt liebe, und meinem Nächsten das thue, was ich will, daß man mir thue und ihm verzeihe, was er mir zu Leid gethan.

Hat dir nicht auch Gott die zehn Gebote geboten?
Ja, aber sie sind darin begriffen.

Sage mir die zehn Gebote!
Gott redet also diese Worte:

I. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Aegypten, dem Diensthause entführet hat. Du sollst keine andern noch fremden Götter neben mir haben.

II. Du sollst dir kein gegrabenes noch geschnitztes Bild machen, ja gar kein Bildniß noch Gleichniß, weder derer Dinge, die im Himmel oben, noch derer, die unten auf Erden, noch derer, die unter der Erde in Wassern sind. Du sollst dich vor ihnen nicht bücken, ihnen nicht dienen, sie weder ehren noch anbeten. Denn ich bin der Herr, dein Gott, ein starker Eiferer. Ich strafe die Bosheit der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Geschlecht, derer, die mich hassen. Barmherzigkeit aber und Freundschaft beweise ich gegen tausende derer, die mich lieben und meine Gebote halten.

III. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht unnütze, eitel oder leichtfertig nehmen. Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen leichtsinnig und eitel nimmt.

IV. Gedenke des Sabbaths, ihn zu heiligen. Sechs Tage sollst du arbeiten und schaffen alle deine Werke. Und am siebenten Tage ist der Sabbath des Herrn deines Gottes. Kein Werk sollst du thun, ja du und deine Söhne, deine Töchter, deine Mägde, deine Knechte, dein Vieh, der Fremdling, der bei dir wohnt innerhalb deiner Thore. Denn in sechs Tagen hat der Herr gemacht Himmel und Erde, das Meer und alles was darinnen ist; und am siebenten Tage hat er geruht. Derhalben hat der Herr den Sabbath gesegnet und geheiliget.

V. Halt in hohen Ehren deinen Vater und deine Mutter, auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr dein Gott geben wird.

VI. Du sollst nicht tödten.

VII. Du sollst nicht ehebrechen.

VIII. Du sollst nicht stehlen.

IX. Du sollst kein falsch Zeugnis geben wider deinen Nächsten.

X. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, weder sein Eheweib, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch seinen Ochsen, noch seinen Esel. Ja alles, was dein Nächster hat, sollst du nicht begehren.

Hält man die zehn Gebote, wenn man sie allein äußerlich befolgt, wenn man z.B. nicht stiehlt, noch die Ehe bricht?
Nein, Gott will vor Allem das Herz haben.

Wer ist ein Abgötterer?
Der Etwas lieber hat als Gott; denn das ist sein Abgott.

Wer mißbraucht den Namen Gottes?
Der den Namen Gottes anders nennt als mit Ehrfurcht.

Wer hält den Sabbath recht?
Der von der sünde läßt, und in Gott Ruhe hält.

Wer hat Vater und Mutter in Ehren?
Der einer christlichen Gemeinde und der weltlichen Obrigkeit gehorsam ist, auch seinen Vater und seiner Mutter Gutes thut und mit willigem Gemüthe nach Vermögen Allen Gutes erweiset, die dessen bedürfen.

Wer ist ein Todtschläger?
Wer ein neidisches und zornmüthiges Herz hat, und rachgierig ist.

Wer ist ein Ehebrecher vor Gott?
Der ein unkeusches Herz hat.

Wer ist ein Dieb vor Gott?
Der ein geiziges Herz hat.

Wer schwöret meineidig oder falsch oder giebt ein falsches Zeugnis?
Der ein lügenhaftes Herz hat.

Willst du die Gebote Gottes halten?
Ich will mich befleißen, daß ich solche halten möge.

Was hältst du von dem, der da sagt, er sei ein Christ, und dabei mit der That stiehlt und bricht die Ehe, oder schwöret falsch und tödtet?
Er ist ärger als ein Jude oder Heide, und ist ein falscher Christ.

Wenn aber Jemand den Glauben hätte, und ein frommes Leben führte, er wäre aber nicht getauft, wollte sich auch nicht taufen lassen, hieltest du ihn auch nicht für einen Christen?
O nein: denn wer wahrhaft an Christum glaubt, der wird sich auch taufen lassen, wenn er noch nicht getauft ist, damit er zu der Zahl der Christen gehöre.

Wolltest du dich auch wieder taufen lassen?
Da behüte mich Gott davor; ich bin einmal getauft worden und unter die Zahl der Christen eingeschrieben, und ich habe nicht nöthig, mehr getauft zu werden.

Du hast aber seither gesündiget?
Das ist mir leid. Ich soll Reue und Leid haben und abstehen von der Sünde, und mich eines rechtschaffenen Lebenswandels befleißigen, so werden mich andere Christen gern als ihren Mitbruder anerkennen.

Meinst du auch, daß es vor Gott genüge, daß du in deiner Kindheit getauft worden bist?
Ja: denn so Christus sagt, daß das Himmelreich derer sei, die wir Kinder in Unschuld leben; und da er selbst sein Blut auch für mich vergossen hat, und da ferner andere Christen mich gerne in ihrer Zahl haben; wie sollte Gott daran ein Mißfallen haben?

Weißt du auch, was du in deiner Taufe gelobet hast?
Ja, ich wolle Gottes Knecht sein, der Welt und dem Teufel, auch seiner Pracht und Wollust entsagen.

Wie willst du das erfüllen, damit du ein frommes Kind werdest?
Ich will zuerst Gott um Beistand anrufen, sein Wort mit Fleiß hören, Müßiggang fliehen, böse Gesellschaft meiden, und gut Acht auf mich selbst haben.

Warum betest du?
Daß Jedermann begehre den Namen Gottes zu heiligen und Ihm wohlzugefallen, und ich auch seinen Willen thue.

Wie betest du?
Wie mich der Herr gelehret hat.

Wie hat dich der Herr gelehret?
Also: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiliget werde dein Name! Zukomme dein Reich! Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel! Gieb uns heute unser tägliches Brod! Und vergieb uns unsere Schulden wie auch wir vergeben unsern Schuldnern! Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen! - Denn Dein ist das Reich, und die Kraft, und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Betest du auch die Heiligen an?
O nein, ich bete allein Gott an, der mir helfen kann.

So verachtest du die Heiligen?
O nein; aber ich lobe sie um der Gaben und Gnade willen, die ihnen Gott verliehen hat.

Ist das auch gebetet, wenn du nur Worte hersagst?
Nein, das heißt Gott verspotten: man soll mit dem Herzen beten und mit festem Vertrauen.

Wie hörest du aber das Wort Gottes?
Gleich als redete Gott selber mit mir: wo ich etwas höre, worin ich schuldig bin: wo man etwas von tugend sagt, so befleißige ich mich, ihrer theilhaftig zu werden: wo man aber die Gnade und Gutthat rühmt, so sage ich ihm Lob und Dank.

Wie fliehst du den Müßiggang?
Ich thue was mich mein Vater und meine Mutter heißen, und befleißige mich selbst etwas zu lernen und zu thun, daß ich ihnen wohlgefalle; versäume mich nicht lang auf den Gassen.

Was hast du für Gesellen?
Ich fliehe die Knaben, die schändlich reden, fluchen und schwören, die spielen und lügen, die nicht gerne in die Kirche gehen, aber stets müßig auf den Gassen sich herumtreiben.

Wie hast du Acht auf dich selbst?
Ich esse und trinke nach Nothdurft, frage nichts nach leckerhafter Speise, so bald ich erwache, steh ich schnell auf, rede, wenn man mich frägt.

Hat dir auch Gott eine Speise oder Trank verboten?
Nein, er hat mir Völlerei und Trunkenheit verboten. Ich mag seine Gaben wohl genießen; darum, empfange ich sie mit Danksagung und bete, ehe ich esse.

Besteht die Frömmigkeit auch im Essen oder Fasten, in Kleidern oder in andern äußerlichen Dingen; und wann darfst du dich derselben bedienen?
Nein, die Frömmigkeit wohnt allein im Herzen; der äußerlichen Dinge darf ich mich nach Nothdurft bedienen - wie ich auch darin meinem Nächsten dienen mag, ohne Jemandem Aergerniß zu geben.

Was hältst du vom Sacramente des Herrn Nachtmahl?
Es ist eine gemeinsame Danksagung und Hochpreisung des Sterbens und Blutvergießens unsers Herrn Jesu Christi, mit Bezeugung christlicher Liebe und Einigkeit.

Wann willst du dieses Sacrament empfangen?
Dieweil man der Jahre halb sich zu mir noch nicht christlicher Tapferkeit versieht, stehe ich noch still: wo ich aber hoffen mag, andere Christen damit zu bessern, will ich meinen Glauben auch bezeugen.

Wie willst du dich nun mittlerweile halten?
Ich will den Herrn anrufen, daß er mir helfe, daß ich in seinen Geboten wandle zu seiner Ehre und zur Wohlfahrt für den Nächsten.

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