Neviandt, Heinrich - Die fröhliche Hoffnung des Apostels Paulus und der Grund, auf dem sie ruht

Neviandt, Heinrich - Die fröhliche Hoffnung des Apostels Paulus und der Grund, auf dem sie ruht

Man hört es, meine Lieben, in unserer Zeit oft aussprechen, dass die Menschen leichtlebig seien. Es ist damit nicht gerade ein Vorzug unsers Geschlechtes bezeichnet. Vielmehr liegt darin angedeutet, dass man in unsern Tagen es vielfach auch mit Dingen leicht nimmt, mit denen man es nicht leicht nehmen sollte, und dass so Vieles auf den Schein und auf den Genuss berechnet ist. Und deswegen ist es auch nicht zu verwundern, dass solche Leichtlebigkeit oft genug ins Gegenteil umschlägt und einem Verzagen, ja, einer Verzweiflung Platz macht, gegen die man dann vergeblich Trost in der Welt sucht. Wie ganz anders steht es da um den echten christlichen Gleichmut und die echte christliche Hoffnung, die auch das Herz leicht machen, die demselben eine ungetrübte Aussicht in die Zukunft eröffnen; weil sie dem Herzen Bürgschaften, sichere Bürgschaften dafür geben, dass diese Zukunft Dem wirklich gehört, dessen Hoffnung und Leben Christus geworden ist. Eine solche Sorglosigkeit dürfen wir uns gewiss alle wünschen, besonders an dem Anfang eines neuen großen Zeitabschnittes!

Wir haben den Weg schon angedeutet, der zu einer solchen gesegneten Hoffnungsstellung führt. Lassen wir uns denn durch unsern heutigen Text noch etwas tiefer in den angeführten Gegenstand hineinleiten.

Unser Text steht Phil. 1,20 u. 21:
“Wie ich endlich warte und hoffe, dass ich in keinerlei Stück zu Schanden werde, sondern dass mit aller Freudigkeit, gleichwie sonst allezeit, also auch jetzt, Christus hochgepriesen werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.“

Ihr alle fühlt es mit mir den Worten des Apostels ab, dass er eigentlich einen wolkenlosen Himmel über sich hat; denn er ist auf Alles gefasst, sei es, dass er zum Leben oder zum Sterben berufen ist.

Sehen wir uns denn zunächst die fröhliche Hoffnungsstellung des Apostels etwas näher an, und lassen wir uns dann von ihm den Grund derselben nennen!

Wir erinnern uns wohl noch des Zusammenhangs, in dem diese Verse mit dem Vorhergehenden stehen. Sie geben uns den Schlüssel zu der echten evangelischen Weitherzigkeit, die wir bei dem Apostel wahrgenommen haben. Wir haben da wieder einen neuen Beleg dafür, wie im christlichen Leben alle Früchte des Geistes in einem innigen Zusammenhang stehen. Ich weiß nicht, wie es Euch diesen Worten des Apostels gegenüber ergeht. Den Eindruck bekommt man ja unwillkürlich, dass der Mann, der so reden kann, eine herrliche Stellung einnehmen muss, vollends, wenn wir daran denken, dass er aus der Gefangenschaft heraus so redet. Mögen wir nun bei der großen Zuversicht, die sich in seinen Worten ausspricht, stehen bleiben, oder bei dem Umfassenden, was in denselben liegt, „dass ich in keinerlei Stück zu Schanden werde,“ wir empfangen immer denselben Eindruck. Da möchte wohl der Eine und Andere unter uns versucht sein, den Apostel zu fragen: Aber Paulus, wie kannst Du so reden? nimmst Du den Mund nicht zu voll? Und doch, meine Lieben, Paulus wird uns die Antwort nicht schuldig bleiben. Wenn wir die Worte, in denen er die zuversichtliche Hoffnung ausspricht, näher ansehen, so liegt in den ersten die sehnliche Erwartung ausgedrückt. Das ist eigentlich der Sinn des griechischen Wortes. Es ist dasselbe, das wir Röm. 8,19 lesen, wo von dem ängstlichen Harren der Kreatur die Rede ist. Die Seele des Apostels ist in einer bestimmten Spannung und Erwartung; sie ist auf die Erreichung eines bestimmten Zieles hingerichtet. Aber die Erreichung dieses Ziels ist ihm nicht zweifelhaft. Nein, er hofft ganz bestimmt auf die Erreichung desselben. Und dieses Hoffen im Sinn des Wortes Gottes ist nicht jenes Hoffen, das uns so oft im Leben begegnet, dem die rechte Unterlage fehlt, und das deswegen mit Recht oft nicht zu hoch geschätzt wird, sondern es ist jenes Hoffen, von dem es Röm. 5,5 heißt: „die Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.“ Und noch ein drittes Wort kommt hinzu: „mit aller Freudigkeit.“ Damit wird uns ein Blick in die Gemütsstimmung des Apostels verstattet, die eine Frucht dieser Erwartung und dieser Hoffnung ist.

Aber was ist denn das Ganze mit einem Wort? Es ist nichts anderes, als der zuversichtliche, feste Glaube, das kindliche, rückhaltlose Vertrauen zu seinem Gott und Heiland, was den Apostel so reden lässt. Möchtest Du nicht auch einen solchen Glauben haben, mein lieber Bruder, meine liebe Schwester? Oder sagst Du in Deinem Herzen: „Ja, das war auch der Apostel Paulus, und ich schwaches Kind kann mit einem solchen Mann in Christo nicht gleichen Schritt halten.“ Es ist ja wahr, es gibt Helden im Glauben, und der Apostel Paulus war ein solcher, und andererseits gibt es Solche, die auch Glauben haben, aber einen schwachen Glauben. Indessen wird Niemand, der wirklich Glauben, echten Glauben hat, so stehen, dass er nicht meint, er könne im Glauben wachsen, und Niemand, der in seinem geistlichen Leben gesund ist, wird gefunden werden können, der nicht begehrte, gestärkt zu werden im Glauben. Aber woher kommt es wohl, dass wir Alle, ich rede hier. von Kindern Gottes, - mehr oder weniger noch so wenig Glauben haben? dass wir noch so schwach im Glauben sind? Ein Grund ist zweifelsohne der, dass wir noch viel zu wenig von Herzen um Stärkung des Glaubens bitten. Denn, wer da bittet, der empfängt! Und der Herr Jesus sagt, Joh. 14,14: „Wenn ihr etwas bitten werdet in Meinem Namen, so will ich's tun.“ Aber ein anderer und wohl noch tiefer liegender Grund ist der, dass wir zu wenig noch die innere Stellung haben, noch zu wenig, wenn ich so sagen soll, die Vorbedingungen, die zu einem Starkwerden im Glauben erforderlich sind. Wir werden sogleich sehen, woran wir dabei denken.

Sind Euch nicht wohl im Leben Menschen aufgefallen, die irgend ein Ziel mit besonderer Energie zu erreichen suchten? Schwierigkeiten, vor denen Andere zurückschrecken, machen sie nicht mutlos; Mühen, denen Andere sich nicht unterziehen mögen, nehmen sie willig auf sich. Wie lassen sich diese Erscheinungen erklären? Die Leute haben ein bestimmtes, nach ihrem Urteil sehr wichtiges Ziel im Auge, und sie glauben, an die Erreichung dieses Ziels. Und, weil ihnen das zu erreichende Ziel so wichtig, so wünschenswert erscheint, so scheuen sie keine Mühe, keine Anstrengung, oft genug keine Gefahren, um dieses Ziel zu erreichen. Wir könnten ganz treffende Beispiele, die Jedem einleuchten würden, aus der Gegenwart anführen. Wir wollen es nicht tun. Aber das wollen wir sagen, dass in diesen Erscheinungen, die Jeder von uns, der überhaupt beobachten kann, schon beobachtet hat, etwas sehr Beschämendes für alle Kinder Gottes liegt. Ist es denn nicht so? Wenn solche Mühe, solcher Fleiß, solche Ausdauer und Selbstverleugnung auf vergängliche Dinge verwandt wird, vielleicht darauf, um Geld zu erwerben, oder Ehre zu erlangen, oder auch (um einen edleren Zweck zu nennen) um dem Gemeinwohl zu dienen, was sollte dann erst an den Leuten hervortreten, die bekennen, dass sie einem ewigen Kleinode nachjagen, ja, die in aller Demut, aber doch auch mit Zuversicht sagen dürfen, dass sie für die Ewigkeit, und nicht für die Zeit, arbeiten und wirken? Und steht es denn im Ganzen und Großen in der Gemeine Gottes so? Hat der Teufel Ursache, sich über unsern Eifer in der Sache des Herrn zu beschweren? Hat die Welt Ursache, sich darüber zu beklagen, dass wir ihr in ihrem gefährlichen Wahne keine Ruhe lassen? Wenn es so im Allgemeinen stände, Geliebte, dann würde Gottes Volk viel mehr unter dem Kreuz stehen, auch in unseren ruhigen Zeiten; es würde noch viel mehr Verachtung und Schmach Christi vorhanden sein; darauf können wir uns verlassen. Wäre nicht die Barmherzigkeit und Langmut des Herrn auch Seinem Volk gegenüber so groß, er hätte längst die Geduld mit uns verloren, und er hätte Ursache genug dazu gehabt. Hört, was der Apostel als den großen Zweck seines Lebens, auf den seine Erwartung und seine Hoffnung unwandelbar hingerichtet sind, ausspricht! „Dass, gleichwie sonst allezeit, also auch jetzt Christus hochgepriesen werde an meinem Leibe.“ Das ist also das Ziel, das er vor Augen hat; das ist der Zweck, dem sein Leben dient, dem seine ganze Liebe gehört, auf den sich sein christlicher Ehrgeiz, wenn ich diesen Ausdruck gebrauchen darf, richtet: die Verherrlichung Christi! Und diese Verherrlichung Christi ist ihm so über Alles wichtig, dass darüber seine eigene Person ihm ganz in den Hintergrund tritt, dass er sich selbst so vergisst, dass er die kühnen Worte hinzusetzt: „Es sei durch Leben oder durch Tod.“ Das heißt mit andern Worten: „Dient mein Leben dazu, den Herrn zu verherrlichen, so bin ich bereit, noch länger zu leben; dient mein Sterben dazu, seinen Namen zu preisen, so bin ich willig, mein Leben dahinzugeben,“ oder, wie er einmal an einer andern Stelle in diesem nämlichen Briefe sagt, „als ein Trankopfer ausgegossen zu werden.“ Was ist das für eine Stellung, meine Brüder? Paulus ist ein Opfer geworden, das seinem Heiland sich willig und willenlos dahingibt und zur Verfügung stellt. Paulus hat nur den einen Wunsch, dass sein Heiland durch ihn und an ihm verherrlicht werde, und weil er nur diesen einen Wunsch hat, und dieser Wunsch sein ganzes Herz erfüllt, so befindet er sich in voller Übereinstimmung mit dem Willen seines himmlischen Meisters. Sollen wir uns unter den Umständen wundern, dass er so glaubensfreudig ist, dass er so voller Hoffnung ist, und dass er gewissermaßen einen Himmel ohne Wolken über sich hat? Ich meine, wir haben keinen Grund, uns darüber zu wundern. Wohl haben wir Grund, die Gnade Gottes anbetend zu preisen, die ein armes Menschenkind, ein sündiges Menschenkind, in eine solche selige Gefangenschaft führen kann, dass es alles eigene Wünschen seinem Herrn zu Füßen legt.

O meine Brüder, sollte es uns nun schwer werden, bei uns selbst die Gründe aufzufinden, derentwegen wir nicht so mit dem Apostel überkommen können? Ist die Verherrlichung Christi so unser ganzes und einiges Ziel, und kennen wir keinen andern Lebenszweck mehr? Haben wir nur diese eine Passion? Gott Lob! da, wo die Seele den Heiland gefunden hat, da ist etwas von dem Sinn vorhanden. Da will man, wenn auch in Schwachheit, den Herrn, der uns teuer erkauft hat, verherrlichen. Und da liegt einer der großen Unterschiede, die unter den Kindern Gottes und den Kindern der Welt bestehen. Die letzteren, auch wenn sie christlich gefärbt sind, haben kein eigentliches Herz für die Verherrlichung Christi. Aber wie viel bleiben wir noch zurück?! Wie mancher Zweck, wie manches Zweckchen verdunkelt oft unserm Herzen dies eine Ziel! Wie viel selbstsüchtiges Wünschen und Begehren lähmt oft den Flug des Geistes, der sich nach den lichten Höhen sehnt, wo die Sonne ohne Wolken leuchtet! Und doch hat es der Heiland nicht nur um den Apostel Paulus, er hat es auch um Dich und mich verdient, dass Seine Verherrlichung das einzige Ziel sei, das uns vorschweben soll. Und damit hängt ein anderes Hindernis zusammen. Wir sind noch nicht genug zum Opfer geworden, meine Brüder! Die Liebe zum eigenen Leben im weitesten Sinne des Wortes, ist bei uns eines der großen Hindernisse, das die Verherrlichung des Herrn Jesu durch uns so vielfach aufhält. Erfordert es nicht zu viel Selbstverleugnung, den Herrn zu verherrlichen, so lassen wir uns noch wohl bereit finden; aber wie leicht sind wir versucht, uns zurückzuziehen, wenn wir unser Leben aufs Spiel setzen sollen! Und doch ist im Grunde alles Glaubensleben im Einzelnen und im Ganzen ein Aufs-Spiel-Setzen unsers Lebens, ein Verlieren unserer Selbst. Wie nötig ist uns da der Kreuzes- und Leidenssinn! wie nötig eine Mehrung dieses Sinnes!

Geliebte, sage ich das, um uns zu entmutigen? Davor wolle mich Gott bewahren! Aber können wir anders, wenn wir solche Worte lesen, als in unser eigenes Leben hineingehen und eine Vergleichung anstellen? Und dann steht's ja nicht so, dass wir verzagen müssten. Die Gnade, die den Apostel zu Dem gemacht hat, was er war, ist dieselbe, die auch jedem von uns, der errettet worden ist und der die Hoffnung des ewigen Lebens hat, zu Teil geworden ist. Und diese Gnade ist allgenugsam und stark. Diese Gnade ist auch stärker als unsere Natur, und, wenn wir es wirklich von Herzen begehren und wollen, werden wir das auch erfahren; denn es ist wahr, was in dem schönen Liede steht: „All' dergleichen muss der starken Gnade weichen.“

Treiben uns die demütigenden Eindrücke, die wir über unsern dermaligen Stand im Christentum aus unserm Textwort empfangen, mehr und neu zu dieser Gnade, machen sie uns hungriger nach derselben, dann haben wir unser Schriftwort nicht umsonst mit einander betrachtet.

Aber lasst uns zum Schluss miteinander noch einen Blick auf den Grund werfen, den der Apostel uns für diese seine Stellung nennt: „Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.“

Es kommt mir so vor, als ob dieser Vers zunächst eine Erklärung der letzten Worte des vorigen Verses geben sollte: „es sei durch Leben oder durch Tod.“ Warum kann der Apostel so opferfreudig sein Leben und seinen Tod zur Verfügung stellen? Warum ist er zu beidem bereit?

Ihm ist das Leben Christus, und Sterben Gewinn.

Was heißt das? Will damit der Apostel uns einfach sagen, dass er Christum besitze, dass Er sein Leben geworden sei? Das liegt ja unverkennbar auch in dem Wort. Aber es liegt noch viel mehr in diesem kurzen und doch so inhaltsreichen Satz. Verwundert Euch nicht, ruft er uns gewissermaßen zu, dass ich so geredet habe, dass mir Christi Verherrlichung so über Alles geht, dass mir darüber mein Leben und mein Tod geringfügig erscheinen! Alles, was für mich Leben ist und heißt, das fasst sich in Ihm, in Christo, zusammen. Ich kenne kein anderes Leben als Ihn, und deswegen ist mein Leben nur insoweit Leben, als es Ihm gehört, Ihm dient, Ihn verherrlicht. Und, weil der Tod mich nicht von ihm scheidet, sondern mich zu seinem vollen Anschauen bringt, weil ich ihn sehen soll, wie er ist, deswegen ist Sterben mein Gewinn. Darum verliere ich nicht nur nichts durch das Sterben, sondern ich gewinne unendlich. Denn Alles, worin mein Leben bestanden hat und besteht, nämlich Christus, der bleibt mir, und bleibt mir nicht nur, sondern wird mir völliger und ungetrübter zu Teil. Darum ist Sterben mein Gewinn! O heilige Logik des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, wie unverständlich bist du dem fleischlichen, verfinsterten Herzen, aber wie verständlich und fasslich einem Herzen, das durchleuchtet ist von der Sonne der Gerechtigkeit und sich nun nach dem Tage ohne Wolken sehnt!

Lasst mich an zwei Stellen erinnern, die uns noch klarer machen, was in diesen Worten des Apostels ausgesprochen liegt! Die eine derselben lesen wir in unserm Brief, Kap. 3,7-11. Da heißt es: „Aber, was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet, ja, ich achte auch noch Alles für Schaden um des Überschwangs willen der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um welches willen ich Alles daran gegeben habe und achte es für Unrat, auf dass ich Christum gewinne, und in Ihm erfunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christum kommt, die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben wird, zu erkennen Ihn und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, dass ich seinem Tod gleichförmig werde, ob ich möge entgegenkommen der Auferstehung der Toten.“ Und die andere, Gal. 2,20: „Ich lebe aber, nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Denn, was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben.“ Warum führe ich diese Stellen an? Weil sie uns die Quelle näher bezeichnen, aus der diese Stellung des Apostels geflossen ist. Es ist nicht etwa ein gesetzlicher Zwang, der den Apostel so reden lässt, wie er in unserm Text redet; es ist auch nicht die Frucht einer selbstgemachten Heiligung, sondern es ist die Frucht des Glaubens, der einen tiefen Blick getan hat in das herrliche Geheimnis der Versöhnung, die Gott in Christo gestiftet hat, der ganz und voll mit seinem Vertrauen auf der Gerechtigkeit ruht, die Christus zu Wege gebracht, und die Gott dem Glauben. ohne Verdienst und umsonst zurechnet. Es ist die Frucht des Glaubens, der die überschwängliche Liebe Christi in der Dahingabe seines Lebens, seiner Person erfasst, so dass diese Liebe durch den heiligen Geist sich in das Herz ergießt und dieses Herz so mit Christo vereinigt, dass Christus durch den Glauben nun im Herzen wohnt, dasselbe regiert, dasselbe treibt bis in den tiefsten Grund seines Wünschens und Begehrens. Ja, meine Lieben, das vermag der Glaube, das vermögen die Gnade und das Kreuz Christi, wenn sie recht einem Herzen verklärt werden.

Wie viele Fragen lassen sich auf Grund dieses Wortes „Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn“ an die Herzen stellen?! Freund, ist der Tod noch das Schrecklichste, was es für Dich gibt? Fliehst Du noch jeden Gedanken, der Dich an denselben erinnert? Klammerst Du Dich immer neu krampfhaft an frische Lebensbilder an? Du hast dann daran den sichersten Beweis, dass Christus noch nicht Dein Leben geworden, und darum auch Sterben noch nicht Dein Gewinn ist. Wie schauerlich - Sterben ohne Christum! Es kommt, meine Freunde, weniger darauf an, ob das bei dem Sterben selbst hervortritt, oder nicht. Manche Ungläubige sterben dem Anschein nach ruhig und getrost; denn Satan kann auch einen Schlaftrunk geben, und ein abgestumpftes Herz kann auch beziehungsweise „des Todes Bitterkeit vertreiben.“ Aber welch' ein Erwachen wird es sein?! Alles, Alles verloren zu haben, auch den Schein des Lebens verloren zu haben, um ewig zu darben, ewig zu dürsten! Wer will es aussprechen, was es heißt, ohne Christum, ohne Hoffnung zu sterben? O leichtfertige, sichere Seele, die Du so sorglos mit dem großen Strome dahinziehst, die Du das Leben so rosig, so hoffnungsvoll ansiehst, aber um Deiner Seelen Seligkeit Dich nicht bekümmerst, lass Dich warnen, jetzt, wo Dir noch Gnade dargeboten wird! Jetzt noch kommt der Heiland zu Dir; Er bittet auch Dich, das fahren zu lassen, was Dein betörtes Herz und Satan Dir als Leben vorzaubern; Er beschwört Dich, Deine Seele, die für die Ewigkeit geschaffen ist, nicht hinzugeben für die Scheingüter dieser Welt, für ein bisschen Weltlust, für ein wenig Geld, oder Ehre, oder Ansehen bei der Welt, mit Einem Wort, für die zeitliche Ergötzung der Sünde. Christus bietet Dir das wahre Leben an. Er legt Dir nicht ein schweres Joch auf. Er verlangt nicht von Dir, dass Du ein unnatürliches Leben führen sollst, nein, er will Dir sein Gnadenleben zur andern Natur machen. Er will Dir einen Sinn geben, zu erkennen den Wahrhaftigen, und zu sein in dem Wahrhaftigen; er will Dir einen Geschmack geben an den echten, himmlischen Gütern. Lass Dir Dein Elend aufdecken, Dein glänzendes Elend! Täusche Dich doch nicht länger über Dein friedeloses Herz, das, trotz Allem, was Du ihm geben magst, nimmer satt wird, sondern immer mehr haben will. Lass Dir das falsche Leben nehmen und das wahre schenken! Und, wenn Du unter dem Eindruck stehen solltest: „Ach! es ist unmöglich, dass es jemals mit mir dahin kommen sollte; ich bin so irdisch gesinnt, ich bin so leichtfertig, so vergnügungssüchtig!“ Und wenn das alles so wäre, und wenn es noch viel schlimmer mit Dir stände, wenn Du in groben Sünden und Lastern gelebt hättest, fasse Mut! Christus hat eine ewige Erlösung erfunden, und Er macht blutrote Sünden schneeweiß. Er nimmt Dich an, wie Du bist. Komm, säume Dich nicht! Der himmlische Joseph hat auch für Dich ein Land bereit, wo er für Dich sorgen will, dass Du nicht Hungers sterbest. Und was sollen wir uns noch aus den herrlichen Worten nehmen, meine Brüder? Durch den Glauben recht in dem Geheimnis der Versöhnung leben, Alles um Christi willen für Schaden achtend, uns recht von der Gnadensonne bescheinen lassen, von ihr aber auch Alles an's Licht ziehen lassen, was Finsternis ist, damit sie es vergebe und heile. Aber auch in ihrem Licht wandeln, wandeln mit den Gaben, mit der Kraft, die der Herr uns gegeben hat. Wir möchten gerne auf einmal eine Fülle geistlicher Segnungen empfangen. Der Herr macht's gewöhnlich anders. Er vertraut uns etwas an, damit wir es benutzen, damit wir es gebrauchen zu seiner Ehre in seinem Dienst. „Wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.“ Haben wir nach unserer Meinung nur eine kleine Kraft, haben wir nur ein geringes Maß von Hingabe für den Herrn, gehen wir getrost voran! unsere Kraft wird auf dem Wege unter dem Gnadensegen des Herrn wachsen. Das ist der Weg, auf dem Christus immer mehr durch den Glauben in unsern Herzen wohnt, und Er unser Leben wird. Und dann können auch wir sagen: Sterben ist mein Gewinn! Denn Er hat gesagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe, und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ Amen!

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