Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Siebenundzwanzigste Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Siebenundzwanzigste Lektion.

Das Gebet des Gerechten, oder Gehorsam und Gebetserhörung.

Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Jak. 5,16

Ihr Lieben, so uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott; Und was wir bitten, werden wir von Ihm nehmen, denn wir halten Seine Gebote und tun, was vor Ihm gefällig ist.
1. Joh. 3,21.22

Gebet und Leben gehören zusammen. Gott beurteilt das Gebet nach dem Leben. Es ist das Gebet des Gerechten, das viel vermag. Und was ein Gerechter ist, sagt uns das Wort: 1. Joh. 3,7. Es ist dies der Mensch, der nicht allein an Jesus glaubt, sondern auch wirklich in Gerechtigkeit und Heiligkeit vor Gott wandelt, der kann auch kräftig beten. Sehr deutlich spricht dies Johannes aus: „wenn unser Herz uns nicht verurteilt (wegen Sünde und Ungehorsam), so haben wir eine Freudigkeit zu Gott“; Sünde und ein sündiges Leben nimmt diese Freudigkeit hinweg. Hingegen empfangen wir, was wir gebeten haben, wenn wir Seine Gebote halten und tun, was vor Ihm gefällig ist. Merken wir auf Gottes Gebote, so wird ER auf unsere Gebete merken; Gehorsam und Gebetserhörung gehen zusammen.

Das lehrt der HErr Jesus auch selbst. Wo ER in der Abschiedsrede die unbedingte Erhörung des Gebets in Seinem Namen verhieß, stellte ER folgende Bedingung: „So ihr in Mir bleibt, und Meine Worte in euch bleiben“, das heißt: wenn ihr Meine Worte bewahrt, und ihnen gehorsam seid. Und ER erklärt dies noch weiter in den Worten: 1. Joh. 3,24. „Und wer Seine Gebote hält, der bleibt in Ihm, und ER in ihm.“

Um Gebetserhörung zu erlangen, soll man in Ihm bleiben, und damit man in Ihm bleibe, soll man gehorsam sein. Mein Gehorsam gegen Gottes Gebote ist unerlässlich, wenn Gott meine Gebete erhören soll. Es gibt viele Christen, die das nicht verstehen. Es scheint ihnen dies fast in Widerspruch zu stehen mit der Lehre von der freien Gnade. Sie meinen, dass, da uns Gott ohne Verdienst der Werke zu Seinen Kindern annimmt, wir auch ohne Werke die weitere und höhere Beweisung Seiner Gnade erwarten können. Dies ist aber nicht so. Die, so nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind, die als Kinder vom Vater angenommen sind, von denen wird pünktlicher Gehorsam erwartet. Ohne diesen Gehorsam kann Niemand auf die volle Gabe des Geistes, auf die Innewohnung des Vaters und des Sohnes (Joh. 14) rechnen, kann Niemand in der Liebe Jesu bleiben oder kräftige Gebetserhörungen erwarten. Die Gebetserhörung hängt vom Gehorsam ab.

Es liegt dies im Wesen der Sache. Wir sprechen hier von dem kräftigen Gebet, das viel vermag; da Gott den Menschen mit in die Welt-Regierung hereinzieht, auf sein Bitten tut, was sonst nicht geschehen wäre, und nach Seinem heiligen Willen auch der Menschen Willen gelten lässt. Wie sollte Gott dies mit Jemand tun können, der nicht zuerst seinen eigenen Willen aufgeopfert hätte, der nicht seinen Willen hätte reinigen lassen durch die Unterwerfung unter Gottes Willen, der nicht durch herzlichen Gehorsam bewiesen hätte, dass ihm der Wille, die Ehre und das Verlangen seines Gottes Alles gilt. Wenn wir Gott Alles geben, dann will ER auch uns Alles geben. Die Beziehung ist allezeit eine gegenseitige; nach dem Maß als ich mich Gott anvertraue, wird sich Gott in Seiner Sache auch mir anvertrauen können. Sehen wir das nicht an dem HErrn Jesus selbst? Nachdem ER in Gethsemane Seinen eigenen Willen bis zum Äußersten an den Vater aufgeopfert hatte und bis zum Tod am Kreuz gehorsam geworden war, hat der Vater Ihn erhöht, um als Fürbitter vor Ihm zu heischen, was ER wollte, und hat Ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, in welchem Sein Volk nun auch bitten kann, was es will. Aber das versteht sich dann von selbst, Sein Weg, um in Besitz dieses Namens zu kommen, ist auch der einzige Weg, um den Gebrauch dieses Namens zu erhalten, nämlich: Gehorsam bis in den Tod. Wir können es nicht genug wiederholen: für Ihn, wie für uns ist der einzige Schlüssel zum Genuss dieses Namens: die Übergabe zum vollen Gehorsam an den Willen des Vaters. Bei Gott und Menschen ist der Wille das königliche Vermögen, der Mittelpunkt des Lebens. In der Übergabe seines Willens an Gott, wird der Mensch mit Gottes Willen vereinigt; wenn diese Vereinigung sich in Gehorsam vollzieht, dann hat der Mensch die innere Kraft, seinen Willen bei Gott in Gebetserhörung zur Geltung zu bringen. Wenn ich sagen kann: „HErr, Alles, was Du willst, werde ich für Dich tun“, dann wird ER auch zu mir sagen: „Was du bittest, werde Ich dir tun.“

Welch' herrliche Bedeutung bekommt, im Licht dieser Wahrheit, so manches Wort des alten Testaments, die uns sonst fremd bleibt. David singt Ps. 18,21 mit kindlicher Freimütigkeit und Aufrichtigkeit von der Erlösung, die er gefunden hat: „Der HErr vergilt mir nach meiner Gerechtigkeit, ER gibt mir nach der Reinigkeit meiner Hände“, usf. Psalm 119, ebenso: „Ich habe Deine Befehle bewahrt und bin nicht gewichen von Deinen Rechten.“ Siehe auch Ps. 7,4.5; 15,1-5; 17,2-6; 24,3-5; 26,1-6. Wenn Gottes Erbarmung auch unendlich größer ist, als unsere Sünde, so kann ER doch auf der andern Seite nur so viel für uns sein, als unser Wille Ihn erfasst und sich innerlich an Ihn hingibt, um Seinen Willen zu tun, denn nur das macht uns fähig, Seine Gnade zu empfangen.

Ein Missionar schrieb vor einiger Zeit an die Anstalt, die ihn ausgebildet hatte: „Es sind zwei Dinge, die ich bei Ihnen gelernt habe, und für die ich nicht dankbar genug sein kann: das Eine ist, dass das Gebet viel vermag; das Andere, dass zu solchen Bitten Heiligkeit des Lebens unerlässlich ist. Dies letzte ist in der Tat eine der wichtigsten Lektionen, die Jesus uns in der Schule des Gebets zu lehren hat. Darum haben wir gesagt, es ist nichts so herzdurchforschend, als das Glaubensgebet. Der Glaube ist Vereinigung mit Gott durch Übergabe und Zueignung. Wenn wir finden, dass unser Glaube noch nicht Alles ergreifen und festhalten kann, was uns verheißen ist, so weist uns das auf einen Mangel in unserer Übergabe und zeigt uns, dass unser Wille noch nicht ganz aufgeopfert ist. „Wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Freudigkeit zu Gott, und was wir bitten, empfangen wir, denn wir halten Seine Gebote.“ Kind Gottes, in dessen Herz das Begehren erwacht ist, von deinem Kindesrecht des freimütigen Bittens in Versicherung der Erhörung Gebrauch zu machen, höre heute die Stimme Jesu! Beter, lebe heilig! Beter, bewahre Seine Gebote, und tue, was wohlgefällig ist vor dem HErrn. Beter, das Gebet eines Gerechten vermag viel.

HErr, lehre uns beten.

Hochgelobter HErr! gib mir, es vollkommen zu fassen, was ich noch mangelhaft verstehe, dass allein die, welche nach dem Willen Gottes leben, auch nach dem Willen Gottes bitten können. Der Wille meines Gottes ist derselbe in den Geboten, wie in den Verheißungen, und allein durch Gehorsam gegen Seine Gebote kann ich zu solch einer inneren Übereinstimmung mit Deinem Willen kommen, dass ich denselben in den Verheißungen erkennen und im gläubigen Gebet mir aneignen kann.

O mein HErr! Gehorsam und die Aufopferung Deines Willens war die Schule, in der Du zum Fürbitter Dich bereiten ließt. Lass es bei mir auch so sein. Lehre mich im Gehorsam zeigen, dass ich des Vaters Ehre allein suche, dass ich in Deinem Namen Alles tue, und dass ich mich ganz durch den Geist leiten lassen will. Lass den Geist Deines Gehorsams mich so erfüllen, dass ich, während ich allein auf Dein Tun des Willens Gottes rechne, um meine Sünde zu bedenken, ich mit meinem ganzen Leben in Deinem Willen meine Luft und meine Wonne finde.

O HErr Jesu! Lehre mich auf diese Weise das kräftige Gebet des Gerechten, das viel vermag, dass Gottes Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden; das sei das einige Streben meiner Seele, die Freude meines Lebens und das Ziel meines Gebets. Amen.

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