Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Dreiundzwanzigste Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Dreiundzwanzigste Lektion.

„Gott schuf den Menschen Ihm zum Bilde;“ oder Das Gebet im Wesen des Menschen begründet.

Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meere und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen Ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf ER ihn; und ER schuf sie, ein Männlein und ein Fräulein. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über Fische im Meere und über Vögel unter dem Himmel und über alles Tier, das auf Erden kriecht. 1. Mos. 1,26-28.

Um die wunderbare Stellung zu verstehen, die der Mensch seinem Gott gegenüber einnimmt, müssen wir zu erkennen suchen, was der Mensch ist, und wozu er geschaffen worden. Die Sünde hat in dem Menschen eine solche Verwüstung angerichtet, dass wir von dem, was wir nun vor Augen haben, uns kein Bild seiner ursprünglichen Bestimmung machen können. Wir müssen uns in das Licht der Heiligen Schrift begeben und da aus dem Mund Gottes selber vernehmen, was Sein Plan mit dem Menschen war, und wie ER es in der Schöpfung desselben angelegt hat, um die Ausführung dieses Planes zu bewerkstelligen. Die Bestimmung des Menschen wird uns aus den Worten deutlich, die Gott bei seiner Erschaffung geredet hat. Gottes Absicht war, dass der Mensch die Erde erfüllen, und unterwerfen und beherrschen sollte. Diese drei Ausdrücke weisen uns darauf hin, dass der Mensch dazu bestimmt war, um hier auf Erden Gottes Stellvertreter zu sein, und als solcher den Befehl zu führen. Als Vizekönig soll er hier an Gottes Statt sein; selbst Gott untertänig, soll er Ihm Alles untertan machen. Gott wollte, dass Alles, was auf Erden vollbracht würde, durch den Menschen geschehe, und dass der Welt Entwicklung in seiner Hand ruhe.

Die Stellung, die er einnahm, musste im Einklang mit seiner Bestimmung sein. Wenn ein irdischer Fürst einen Statthalter nach einer entlegenen Gegend seines Reiches sendet, dann zählt man darauf, dass dieser seinem Fürsten Ratschläge unterbreitet, nach denen gehandelt werden kann; er wird Freiheit haben, an Hilfsmittel oder Truppen zu verlangen, so viel er nötig hat, um die Ehre und Macht seines Fürsten aufrecht zu erhalten. Wenn seine Art, zu regieren, nicht gebilligt wird, kann er abgesetzt werden, so lange er aber von seinem Fürsten Vertrauen genießt, wird sein Rat in Betreff der Regierung jener Provinz befolgt werden. Der Mensch sollte als Vertreter Gottes das Recht haben, sein Anliegen vor Gott zu bringen. Sein Begehren und seine Ratschläge sollten bei der Regierung der Erde berücksichtigt werden. Das Gebet sollte der wunderbare und doch sehr natürliche Weg sein, wodurch die Gemeinschaft des himmlischen Königs mit seinem treuen Diener, dem Menschen, der die Erde beherrschen sollte, stattfand.

Aber durch die Sünde ist Alles anders geworden. Mit der Erlösung jedoch soll Alles wieder hergestellt werden. Als Gott mit Abraham einen Anfang machte, ein Volt für Sich selbst zu bilden, aus dem Könige hervorgehen sollten, auf dass durch ihn die Erde gesegnet werde, ließ ER sehen, was das Gebet für eine Macht und für einen Einfluss habe, auf das Loos derer, auf die es sich bezieht. Bei Abraham wird es offenbar, dass das Gebet nicht nur ein Weg ist, um für uns selbst Segen zu empfangen, sondern auch ein Weg, die königliche Macht zur Geltung zu bringen, wodurch der Mensch auf die Ereignisse einen Einfluss ausüben kann. Wir Lesen nichts von den Gebeten, die Abraham für sich selbst vor den HErrn brachte. Aber wir lesen von seiner Fürbitte für Sodom und Lot, für Abimelech, für Ismael, und sie zeigen uns, welche Macht ein Mann hat, der Gottes Freund ist, um über den Lauf der Dinge eine königliche Herrschaft führen zu können.

Wir haben gesehen, wie der Mensch zu einem solch königlichen Herrscher geschaffen wurde. Die Schrift sagt uns, warum Gott dem Menschen einen so großen Beruf anvertrauen konnte. Es war deshalb, weil er nach Gottes Bild und Ähnlichkeit geschaffen war. Die äußerliche Herrschaft wird ihm nicht ohne die innerliche Befähigung gegeben. Das äußerliche Tragen des Bildes Gottes als Herrscher war gegründet auf die innerliche Ähnlichkeit des Wesens. Durch diese Ähnlichkeit war der Mensch wirklich geschickt, der Mittler zwischen Gott und der Schöpfung zu sein, geschickt, die Bedürfnisse der Erde vor Gott zu bringen, und von Gott Gaben zu empfangen, um sie auszuteilen. Da er Gott ähnlich war, konnte er auch dessen Willen verstehen und Seine Pläne ausführen.

Obschon nun die Sünde dazwischen getreten ist, so bleibt doch allezeit das Gebet darauf gegründet, dass der Mensch nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist. Das wahre Gebet ist nicht nur das Flehen eines Bettlers um Gnade; es ist das freimütige sich Berufen des Menschen auf die Tatsache, dass er von Gott geschaffen ist, um in königlicher Freiheit die Ratschlüsse des Ewigen auszuführen.

Was die Sünde vernichtete, hat die Gnade wieder zurecht gebracht. In Christo ist das ursprüngliche Verhältnis wieder hergestellt, und der Gläubige ererbt die Verheißung: „Was es ist, das du bitten willst, so du glaubst, soll es dir widerfahren.“ Das bezieht sich aber nicht in erster Linie auf Gnaden und Segnungen, die wir für uns selber bedürfen. Nein, es ist die Rede von Solchen, die ihren Beruf als fruchttragende Reben verstehen, um ebenso wie der HErr Jesus, der himmlische Weinstock, nur für das Werk und die Ehre des himmlischen Vaters zu leben. „Die in Ihm bleiben“, das will sagen: Die sich selbst abgestorben und entrückt sind, in Sein Leben der Selbstaufopferung aufgehen, sich hingeben an die Bedürfnisse des Reiches Gottes, die sind zurückgekehrt zu der Schöpfung nach Gottes Bild und Gleichnis, zu der Berufung, die der Mensch dort erhalten hat, die Erde zu unterwerfen und zu beherrschen. Sie können nun wieder nach den Kräften des Himmels aussehen, um die Bedürfnisse zu decken. Sie können mit heiliger Freimütigkeit vor Gott treten, als Priester vor Seinem Angesicht stehen, sie können als Könige die Schätze und Güter des Reiches verwalten. Der Vater konnte ihnen die Verheißung geben: „Was ihr bitten wollt, das soll euch werden.“

Gläubiges Volk Gottes! Eure Berufung ist herrlicher, als ihr wisst. Durch euch will Gott die Welt regieren, auf eure Bitten hin will ER die Segnungen des Himmels austeilen. In Seinen Auserwählten, die sich nicht schlechthin damit zufrieden geben, Gerettete zu sein, sondern sich Ihm ganz übergeben, um Alles zu werden, was Gott aus ihnen machen will, in Seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu Ihm rufen, will Gott zeigen, wie herrlich die Bestimmung des Menschen war. Als Bild und Gleichnis Gottes auf Erden war die Erde in seine Macht gegeben. Als er fiel, fiel Alles mit ihm, die ganze Schöpfung seufzt. Nun er erlöst ist, kehrt die erste Bestimmung zurück. Es ist wirklich Gottes Wille, dass die Ausführung Seines Rats auf Erden und die Befestigung Seines Reichs von dem Teile Seines Volks abhänge, das seine königliche Stellung einnehmen und in seinen Gebeten ausdrücken will, was Gott hier auf Erden will getan haben. Als Bildträger und Vertreter Gottes hat der erlöste Mensch auf die Weltereignisse einzuwirken.

HErr, lehre uns beten!

O HErr! Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass Du Dich seiner annimmst! Du hast ihn ein wenig geringer gemacht als die Engel, aber Du hast ihn mit Herrlichkeit gekrönt.

Du gibst ihm Herrschaft über die Werke Deiner Hände, Du hast Alles unter seine Füße gestellt. O HErr, unser HErr, wie herrlich ist Dein Name auf der ganzen Erde. HErr Gott! Wie tief hat die Sünde den Menschen erniedrigt. Wie schrecklich hat sie sein Herz verdüstert, dass er seine göttliche Bestimmung, Dein Diener und Vertreter zu sein, nicht einmal mehr kennt und begehrt, und dass selbst Deine Gläubigen, wenn ihnen die Augen aufgehen, so wenig bereitet sind, ihrer Berufung zu entsprechen.

HErr Jesus! In Dir hat der Vater den Menschen wieder mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt, und in Dir den Weg geöffnet, dass wir wieder werden können, was wir sein sollen. HErr, erbarme Dich über Dein Erbteil. Wirke kräftig in Deiner Gemeinde! Lehre uns, als königliche Priester unseren Platz einzunehmen, und durch das Gebet, dem Du solche Zusagen gegeben hast, Deinem Reiche dienen, und den Namen unsers Gottes auf der ganzen Erde herrlich machen. Amen.

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