Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Elfte Lektion

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Elfte Lektion

Glaubt, dass ihr empfangen werdet, oder Das Vertrauen auf die Verheißung.

Darum sage Ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr es empfangen werdet, so wird es euch werden. Mark. 11,24.

Welch eine Verheißung! So groß, so göttlich, dass unser kleines Herz sie nicht fassen kann, und sie auf alle Weise zu beschränken sucht. Und es ist doch so gewiss, dass es buchstäblich gemeint ist, was Jesus sagt, wie bei Matth. 21,22: „Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubt, werdet ihr es empfangen.“ Der Glaube ist so wenig ein Verstandesschluss, sondern so sehr das Auge, das gesehen hat, was Gott tun will, das Ohr, das gehört hat, was Gott sagt, dass, wo wahrer Glaube ist, die Erhörung sicher darauf folgt. Wenn wir nur das Eine tun, das ER befiehlt: „Glaubt, dass ihr empfangen werdet,“ so wird ER für das sorgen, was ER verheißen hat: es soll euch werden.“ Gelobet sei der HErr, der durch Seinen Mund geredet, und mit Seiner Hand erfüllt hat“. Dieser Anfang von Salomos Gebet (2. Chron. 6,4) ist der Grundton aller Glaubensgebete, eine fröhliche Anbetung des Gottes, dessen mächtige Hand an denen, die Ihm vertrauen, sicher erfüllt, was Sein Mund gesprochen. Wenn wir einfältig der Verheißung Wort für Wort nachgehen, werden wir erfahren, auf welch festem Grunde sie ruht.

„Alle Dinge“. Bei diesem ersten Wort regt sich sogleich der Zweifel: Sollte dies buchstäblich wahr sein? O, wenn das Wort unsers Meisters uns wert ist, so lasst uns doch antworten: Ja! buchstäblich; alle Dinge. ER hat's nicht nur einmal, sondern öfters gesagt: „Wenn ihr glauben könntet; alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.“ Der Glaube kommt aus dem Wort, das Gott selbst gesprochen hat; kommt aus dem Geist, der uns lehrt, das Wort aus Gottes Mund anzunehmen. Der Glaube ist ein Beweis der Dinge, die man nicht steht, das feste Zeugnis von geistlichen Dingen. Die Verheißung steigt auf zu Gott und umfasst alles, was ER hat und geben kann, dadurch, dass sie sich einzig und allein an das hält, was ER gesagt hat.

„Die ihr begehrt.“ Die Verheißung dringt in die Tiefe des Herzens, und nimmt den ganzen Menschen in Besitz. Es muss zu einem Begehren kommen, zu einem Begehren von ganzem Herzen. Manchmal treibt uns der Verstand zum Bitten, manchmal das Gewissen, manchmal das Gefühl, manchmal die Not, und doch ist, was wir bitten, oft noch nicht das tiefe, innige Begehren der Seele. Beim Verkehr mit Gott muss aber das ganze Herz dabei sein. Wenn wir nicht überzeugt sind, dass wir die Sache haben müssen, wenn es nur ein Wunsch ist und nicht ein fester Wille, dann werden wir nicht die Kraft des Glaubens haben. O, es gibt viel Bitten ohne Begehren; auf sehr traurige Weise, und öfter als wir denken, wird das Gebet zu einem Gemütswirken, wobei die Andacht und die Vertröstungen des Gewissens wirksam sind, aber wobei es nicht zu dem brennenden Durst, zu der Begierde der Seele kommt, daraus allein das Glaubensgebet entspringt.

„Was ihr im Gebete bittet.“ Das Begehren muss zum Gebet übergehen. Wenn es Gebet gibt ohne Begehren, so gibt es auch bisweilen Begehren ohne viel Gebet. Was wir aussprechen im Gebet, wird uns deutlicher, es übt eine Macht über uns aus und vermehrt das Begehren. Wenn ein Begehren zum Gebet wird, so bringt es uns in viel bestimmtere Beziehung zu Gott; das Gebet ist die Tat, durch welche wir Gott bei der Hand nehmen, damit ER bei uns einkehre. Im Gebet wird das Begehren ins Licht vor Gott gestellt, und wir gehen mit Ihm zu Rat, ob wir dabei beharren dürfen. In dem Gebet spricht sich die Festigkeit unseres Glaubens aus, der Kampf des Glaubens tritt ein, und es wird offenbar, was noch von Unglauben in uns steckt. Sowohl das Begehren als das Glauben sind geistliche Vorgänge, zwischen Beiden mitten inne steht das Gebet, in welchem Eins ins Andere übergeht, und Beide vermehrt und verstärkt werden. „Glaubt, dass Ihr es empfangen werdet.“ ES ist sehr deutlich, was wir hier zu glauben haben. Nicht das, dass Gott, weil ER besser weiß als wir, uns vielleicht nicht geben wird, was wir bitten. O nein, das ist nicht das Glaubensgebet, von dem der HErr hier spricht. So lange wir nicht wissen, ob es nach dem Willen Gottes ist, was wir bitten, haben wir unser Begehren Ihm vorzulegen und unseren Willen Ihm zu übergeben, in dem Vertrauen, dass ER tun wird, was gut ist. Dies ist das Gebet der Unterwerfung. Aber dabei muss es nicht bleiben. Der HErr will, dass wir uns durch das Wort und den Geist leiten lassen, um heraus zu finden, was nach Gottes Willen und zu Seiner Ehre ist, und danach glauben, dass wir gerade das empfangen werden, was wir bitten. Das ist das Gebet des Glaubens. Siehe, wie der HErr das so deutlich ausspricht: Mark. 11, V. 23 So wir nicht zweifeln in unserem Herzen, sondern glauben, dass es geschehen würde, so wird es uns geschehen, was wir sagen. Dies ist der Segen von dem Gebet des Glaubens, von dem der HErr Jesus spricht. Wer nach Seinem Wort durch den Glauben in Gott und in Seinem Wort lebt, mit Gott verkehrt und mit Ihm wandelt, der wird im Gebet so geleitet, dass er wirklich empfängt, was er bittet.

„Empfangen“. Glaubt, dass ihr es empfangt. Das will sagen: „Glaubt, dass ihr die Dinge, um die ihr bittet, nicht später erst empfangen werdet, sondern dass ihr sie gerade jetzt empfangt. Sie werden euch in Wirklichkeit vielleicht erst später zu Teil, aber glaubt, dass ihr sie nun empfangt, dieweil ihr bittet. Das Empfangen oder Annehmen einer Antwort aufs Gebet ist eine Glaubenstat, so gut als es eine Glaubenstat ist, wenn wir Jesum annehmen. Ich glaube, dass Jesus im Himmel mein gehört, ehe ich es in meinem Herzen fühle. Ebenso glaube ich, dass die Dinge, die ich begehrt habe, mir gegeben sind; ich empfange sie von meinem Gott im Glauben, ich weiß es durch den Glauben, dass ich sie habe, und danke Gott, dass mein Gebet erhört ist. Und dies, ehe die Antwort hienieden in die Offenbarung getreten ist; das kommt manchmal erst später; aber durch den Glauben wissen wir sogleich, dass wir die Bitte haben, die wir vom HErrn gebeten haben.

„Es soll euch werden.“ Das heißt, wir sollen der Antwort auch in der Erfahrung teilhaftig werden. Elias wusste gewiss, dass der Regen kommen würde, Gott hatte es ihm gesagt, und er hatte es Ahab gesagt; doch musste er noch siebenmal bitten. Wir müssen Gott Zeit lassen, die Bitte, die wir im Glauben haben, auch auszuwirken. Der Glaube muss durch die Prüfung gestärkt werden. Gott allein weiß, wann Alles in uns und rings um uns bereit ist, den Segen zu empfangen. Der Aufschub stört den Glauben nicht, denn durch Glauben und Geduld ererben wir die Verheißung. Der Glaube sagt: „Ich es, Gott hat es mir gegeben.“ Die Geduld spricht: Zu Seiner Zeit wird es mir werden, und wird, was ich im Himmel empfangen habe, auch auf Erden offenbar und mir geschenkt werden.

So kommt also Alles darauf an, das Wort zu fassen, welches den Mittelpunkt unserer Unterweisung bildet: „Habt Glauben an Gott. Was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubt, sollt ihr es empfangen.“ Der das Wort aussprach vom Glauben an Gott und vom Glauben im Gebet, ist der HErr Jesus, und ER ist selbst die lebendige Verbindung zwischen Beiden, denn hat ER nicht dabei gesagt: „Glaubt auch an Mich!“ So wissen wir, wer es ist, der uns zum Glauben an Gott und zum Gebet Mut gibt. Der Jesus, der zu uns spricht, ist derjenige, der unser Leben ist, der selbst auf Erden als des Menschen Sohn den Glauben lebendig darstellte, der uns von Gott gegeben ist, um uns zum Glauben zu bringen, und der allezeit das ist und gibt, was ER spricht. Darum vergesst es nicht: Jesus ist's, der sagt: „Glaubt, damit ihr empfangt“; Jesus, der selbst zu jedem Wort, das ER spricht, Geist und Leben hinzu tut. Jesus gibt den Geist des Glaubens. Jesus ist Selbst durch den Geist des Glaubens der Vollender des Glaubens. Fürchte dich darum nicht, als ob du nicht zu einem kräftigen Glauben kommen könntest. In der Erneuerung deines Wesens durch die Fülle Jesu wirst du erkennen, dass ER in dir lebt, und wirst verstehen, dass ER nicht nur spricht: „Fürchte dich nicht, glaube nur“, sondern auch gibt, was ER spricht. Es ist Seine Freude, in dir den Glauben zu wirken, von dem ER zu dir redet. Darum musst du Ihm freimütig und freudig antworten: „Ja, HErr, ich glaube.“

HErr, lehre uns bitten.

O mein HErr Jesus! Du bist gekommen, um uns mit dem Vater und mit Seiner Liebe bekannt zu machen, und für die Segensschätze, die bei Ihm für uns sind, den Weg zu öffnen. Du hast uns heute wieder die Türe so weit aufgetan und eine solche Zusage gegeben, unsere Freimütigkeit im Gebet betreffend, dass unser armes Herz es gar nicht glauben kann. ES scheint uns zu groß.

HErr! Ich schaue auf zu Dir, im vollen Vertrauen in die Kraft Deiner himmlischen Unterweisung, die mich lehren soll, Dein Wort zu bewahren und es zu gebrauchen. HErr, ich schaue auf zu Dir als höchsten Geleitsmann und als Vollender des Glaubens. Mein ganzes Leben hab' ich nur von Dir und in Dir!

Teurer HErr; an Deiner Hand darf ich Mut fassen, dass Du mich dazu erziehen willst, so zu beten, dass ich glauben kann, ich empfange, was ich bitte.

O mein HErr, Du Selbst bist die Gabe des Vaters, der Beweis und der Bringer Seiner Liebe, das Unterpfand, dass ER mit Dir uns Alles schenken will. Lehr' mich Dich so kennen und lieben, so in Dir leben und bleiben, dass meine Gebete alle als aus Dir kommend aufsteigen, und ich in Dir meine Sicherheit habe, dass ich empfange, was ich begehre. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/murray/murray-die_schule_des_gebets/murray_-_die_schule_des_gebets_-_11.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain