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Molenaar, Isaak - Joh. 2, 1-11

Molenaar, Isaak - Joh. 2, 1-11

Christus in uns: das ist das höchste Ziel des ganzen Christenthums in Einem Worte ausgedrückt. „Ich lebe, - spricht der Apostel - doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“

Dazu ist der Sohn Gottes geboren, und hat unsere menschliche Natur angenommen, daß wir seine göttliche Natur annehmen sollen, und er in jedem Menschen geboren werden und leben möge; daß wir wiedergeboren werden sollen zu Kindern Gottes, erneuert nach Seinem Bilde zu wahrer Rechtschaffenheit.

Wie aber gelangen wir zu diesem Ziel? Das ist die große Frage, die aber gemacht und beantwortet werden muß. So viel ist aber jedem klar, daß wenn dieses Ziel erreicht werden, wenn Christus in uns leben, wenn wir ihm ähnlich sein sollen, und wandeln, wie Er gewandelt hat, alsdann eine große Veränderung in uns vorgehen müsse, ja, wir innerlich verwandelt und ganz neue Wesen werden müssen. Wenn Seine Demuth, Seine Sanftmuth und Seine Liebe, Seine Reinheit und Heiligkeit, Seine Barmherzigkeit und Milde; wenn Sein Friede und Seine Freude Seine Gnade und Wahrheit in uns wohnen soll - o, wie anders muß es da mit uns werden - ach, wie ganz anders würde es mit uns sein, wenn sie in uns wäre, wenn Christus in in uns lebte. Wir fühlen also, mit welchem Recht, und aus welchem Grunde die heil. Schrift diese Veränderung und Verwandlung unsers Innern eine Wiedergeburt nennt-, und warum der Heiland sagt: „Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

Noch einmal aber, wie kommen wir dazu, oder auf welche Art wird diese Veränderung in uns hervorgebracht?

Wer diese Frage aufrichtig und von Herzen thut, dem wird auch die Antwort darauf nicht ausbleiben. Zuvörderst antwortet die Schrift: glaube - glaube an den, dem du ähnlich werden sollst, und damit du glauben mögest, so schaue ihn an, schaue ihn unverrückt an, in seiner ganzen Herrlichkeit und Seligkeit, laß sein heiliges Bild dir erscheinen, laß es vor dir stehen in seiner Klarheit, und präge es dir immer tiefer ein. Je deutlicher es dir wird, desto sichtbarer und fühlbarer wird dir der Unterschied werden zwischen dir und ihm, und es wird ein Verlangen, eine Sehnsucht, eine Begierde, ein Hunger und Durst in dir entstehen, ihm gleich zu werden. Du wirst immer mehr Wohlgefallen an ihm, an seiner himmlischen Schönheit haben, und daraus wird natürlich ein immer, größeres Mißfallen an dir selbst selbst geboren werden, so daß du am Ende dich selbst nicht mehr ansehen magst; sondern wünschen mußt, in ihn gleichsam überzugehen und von ihm verschlungen zu sein. Und ist es dahin gekommen, o so ist schon viel gewonnen, das gute Werk in dir hat einen Anfang, und der es angefangen, wird es auch vollenden, deß sei guter Zuversicht.

Seht Geliebte, darum hält die Kirche uns dieses Bild des Herrn in seiner Herrlichkeit zuerst vor. Wir sollen ihn schauen in seiner Heiligkeit und Liebe, in seiner Demuth und Sanftmuth, in seiner Gnade und Wahrheit, mit einem Wort, in seiner ganzen Herrlichkeit, als den eingebornen Sohn des Vaters - so wie er unter uns gewohnt und gewandelt hat, und das ist das erste und nothwendigste nach Seiner Geburt; damit er uns erscheine als ein Licht in der Finsterniß, als ein heller Morgenstern, und immer mehr aufgehe in unsern Herzen, als eine Sonne der Gerechtigkeit und des Lebens, darum nennt die Kirche diese Zeit Seine „Erscheinung,“ die Offenbarung seiner göttlichen Herrlichkeit. Sie weiset uns darauf hin, wie diese Herrlichkeit schon in seiner Kindheit sich ankündigte wie eine heilige Knospe, dann führt sie uns ihn vor, wie sich diese göttliche Knospe zuerst in ihrer Lieblichkeit entfaltete. O laßt uns sie schauen! Gott öffne unsre Augen. Laßt uns beten. Ja öffne unsere Augen, heiliger Vater, denn sie sind geschlossen vor diesem Licht, und vermögen es nicht zu ertragen, wenn Du sie nicht erweckest und stärkest.

Ja, was in uns Licht sein sollte und Licht war, das ist Finsterniß, das ist Blindheit geworden, und nur in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Aber du bist ja der Vater des Lichtes, und willst nicht, daß wir in der Finsterniß und Blindheit bleiben, sondern zur Erkenntniß der Wahrheit kommen. Darum hast du ja deinen Himmel geöffnet, und dein Licht in unsere Finsterniß scheinen lassen. - O, es scheine durch in unser Herz, es dringe durch und öffne auch unsere Seele, damit die Nacht der Sünde und des Todes fliehe, damit Friede und Freude kehre in das erstorbene Gebein, und wir wandeln in dem Licht der Lebendigen und dein Vaterangesicht schauen, und schauen den Himmel offen, und deine Engel auf- und herab fahren auf den Menschensohn, unsern Bruder, unsern Herrn und Heiland. Das wirke in uns dein Geist, durch welchen wir wissen, was du uns gegeben hast - der uns deine unaussprechliche Gabe erklärt und zueignet - o möchte auch das schwache Wort des Dieners dazu gesegnet sein! Das kannst du machen. Wir beten mit den Worten deines Sohnes. Unser Vater rc.

Text: Joh. 2, 1-11.
Das ist das erste Zeichen, das Jesus that, geschehen zu Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Diese Worte, mit denen Johannes seine Erzählung schließt, geben uns also den Gesichtspunkt an, aus welchem wir dieselbe betrachten sollen, nämlich als die erste Offenbarung Seiner Herrlichkeit, und zeigt uns zugleich den Eindruck, welchen sie auf uns machen muß, nämlich „daß wir an Ihn glauben sollen, wie seine Jünger. Laßt uns seinem Winke folgen, Geliebte, und diele zwei Stücke erwägen. Möge der Herr uns dazu segnen und stärken durch Seinen Geist! Amen.

Erstlich also sollen wir diese herrliche Geschichte betrachten, als ein Zeichen, wodurch Jesus Seine Herrlichkeit offenbaren wollte, und zwar als das erste.

Seine Herrlichkeit zu offenbaren, das war das erste, das wichtigste, ja das einzige Werk Seines Lebens; - bis zu Seinem Tode, mit dem gleichsam ein höheres Werk, eine noch höhere Offenbarung dieser Herrlichkeit anfängt. Dieser ist die zweite Stufe, so wie die Himmelfahrt und Ausgießung des Geistes die letzte und höchste, die Vollendung seines Werkes und seiner Offenbarung auch in uns.

Jene erste aber mußte nothwendig vorhergehen. Im Leben mußte er zuvor seine Herrlichkeit offenbaren, auf daß wir wissen können, wer er sei, der nämlich: Christus, der Sohn Gottes, der Gerechte, „um unsrer Sünden willen dahingegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt;“ denn in diesen beiden Theilen steht unser ganzer Glaube nach der Schrift, wie Paulus sagt 1. Cor. 15, l: „Brüder, ich erinnere euch an das Evangelium, welches ich euch verkündiget habe, das ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch stehet, durch welches ihr auch selig werdet, welchergestalt ich es euch verkündigt habe, so ihr es behalten habt - denn ich habe es euch zuvörderst gegeben, welches ich auch empfangen habe, daß Christus gestorben sei für unsere Sünde, nach der Schrift; und daß er begraben sei, und daß er auferstanden sei am dritten Tage, nach der Schrift.“

Darum also mußte er damit anfangen, Seine Herrlichkeit zu offenbaren, d. h. zu beweisen, wer er sei. Wie aber konnte er dieses beweisen? Wie anders, als dadurch, daß er es zeigte, d. h. daß er solche Thaten that, in denen diese Herrlichkeit sichtbar wurde, und sich klar und deutlich darstellte. Diese Thaten heißen auch darum Zeichen, weil sie zeigen, wer er war, weil in jeder derselben sich ein Theil dieser Herrlichkeit oder vielmehr in jeder einzelnen sich die ganze Herrlichkeit offenbart, wie in jedem Werk oder Theil der Schöpfung die Herrlichkeit des Schöpfers.

Wunder heißen diese Zeichen, weil sie unsere Verwunderung , unser Staunen, unser Verstummen und unser Anbeten erregen, indem wir eine unendliche Macht in die Endlichkeit treten und sich wie vor unsern Augen enthüllen sehen; Wunder müssen es sein, weil nur in diesen und durch diese sich dieses Unendliche und unmittelbar Göttliche zeigen kann, weil sie die nothwendigen und gleichsam natürlichen Zeichen dieser Herrlichkeit, ihre eigenthümliche Offenbarung sind. Eine göttliche Offenbarung, das heißt eine Erscheinung Gottes, ohne Wunder, wäre ein innerer Widerspruch, wie denn auch die heilige Geschichte, von Anfang bis zu Ende, nichts als eine Reihe, ja eine Kette von Wundern ist, die allmählig auf das Höchste vorbereiten und hinführen sollen, nämlich auf die Erscheinung, die volle Offenbarung Gottes im Fleisch, womit sie sich vollendend schließt. Dieses eine und letzte Wunder ist der Grund und das Ziel aller übrigen; alle anderen sind um seinetwillen nur für, ja, durch dasselbe da. Weil ein Christus kommen sollte, darum kamen vor ihm die Propheten, wie nach ihm die Apostel - die ersten, den zu verkündigen, der da kommen sollte, die anderen, zu predigen den, der gekommen ist, Christus, der Herr, das Ende des Gesetzes und die Erfüllung der Verheißung, die geoffenbarte Fülle der Gottheit. Dieses ist im Grunde das einzige Wunder, wodurch alle andere natürlich werden, und ihre Bedeutung erhalten. Ohne dieses können wir sie alle nicht wahrhaft glauben, und ob wir sie glauben, so kann es uns nicht helfen. Wie bei den Juden bis auf den heutigen Tag - wenn Moses gelesen wird - so bleibt auch bei uns ohne diesen Glauben die Decke unaufgedeckt über dem alten Testament, ja auch über dem neuen, so oft wir es lesen mögen, denn sie hänget vor unserm Herzen. Wenn es sich aber bekehret zu dem Herrn, so wird die Decke abgethan, denn der Herr ist der Geist: „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit, und es spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verkläret in dasselbige Bild, von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn, der der Geist ist.“ Diese Klarheit oder Herrlichkeit des Herrn ist es nun, welche er offenbaren und zeigen mußte, und eben dazu sollen jene Zeichen dienen, und zwar zuvörderst dieses erste, welches wir jetzt betrachten.

Worin aber diese Herrlichkeit bestand, das sagt uns Johannes selbst auf das klarste und beste: „Das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Ja, Gnade und Wahrheit, oder die Fülle der heiligen Liebe, das war ihr Wesen, das die Herrlichkeit des Herrn. In ihm trat sie sichtbar ein in die Menschheit, und wohnete, ruhete und blieb unter uns, ja, ward uns aufgeschlossen und gegeben als eine endlich wieder geöffnete, nie sich wieder schließende, nie versiegende, Allen zugängliche, für Alle zureichende, Alle sättigende Quelle der Seligkeit, die in jedem Herzen zur Quelle werden soll, die da fließet bis in's ewige Leben - darum setzt Johannes hinzu: „und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade; denn das Gesetz ist durch Moses gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.“ -

Und fragen wir nun noch, meine Zuhörer, warum gerade dieses Wunder, das zu Cana auf der Hochzeit geschah, das erste Zeichen war, das Jesus that, und wodurch er seine Herrlichkeit offenbarte? Zeigt sich nicht in demselben diese Gnade und Wahrheit, die Menschenfreundlichkeit und Leutseligkeit unseres großen Gottes und Heilandes, wie der Apostel Paulus es ausdrückt, auf das Klarste und Herrlichste? Ist es nicht ein Wunder der Freundschaft, der Freundlichkeit und der Freude? Wie sitzt er da, der große Freund der Menschen, der zu ihnen gekommen ist, sie ewig zu erfreuen, ja, sie für wahre Freude empfänglich zu machen, und ihnen die einzige und ewige Quelle aller Freude zu öffnen, - wie sitzt er da unter ihnen, menschlich unter Menschen, von ihnen selbst geladen, der Sohn mit der Mutter, der Lehrer mit seinen Jüngern sanftmüthig und von Herzen demüthig. Wie wohnt er unter ihnen, und vereinigt sich mit ihnen, als wolle er seine Herrlichkeit verbergen aus göttlicher Huld und Gnade. Sie genießen seine Gaben, und wissen nicht, woher sie kommen. Sie wissen es noch nicht, daß er in der Gabe nur sich selbst geben will, daß er, der unter ihnen ist, wie Einer von ihnen, der Geber aller ihrer Freude ist und einst selbst ihre einzige und ewige Freude sein will. Um sich zu verbergen und dann desto göttlicher zu erfreuen, weicht er der zudringlichen, voreiligen Mutter scheinbar zürnend aus, um auch sie, wenn seine Stunde gekommen ist, durch Ueberraschung desto höher zu entzücken. Sie versteht ihn, die sinnvolle, alles im Herzen bewegende, demüthig glaubende Maria, und spricht still zu den Dienern: „Was er euch saget, das thut.“ Wie muß ihr gewesen sein, als der Speisemeister staunend dem Bräutigam, der zugleich der Herr und Wirth des Hauses war zurief: „Jedermann gibt zuerst den guten Wein, und wenn die Gaste satt sind, alsdann den geringern; du hast den guten Wein bisher behalten“ - und sie nun denken durfte: dieser ist mein Sohn!

Das war das erste Zeichen, das Jesus that, und wörtlich: so machte Jesus den Anfang seiner Zeichen zu Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, die Fülle seiner göttlichen Liebe, seine Gnade und Wahrheit. Was dünkt euch, meine Freunde! konnte er einen besseren, einen andern Anfang machen, zu zeigen: wer er sei, und was er den Menschen sein wolle, wozu ihn Gott in die Welt gesandt habe? Ein Seligmacher, ein Geber ewiger Freude zu sein? Zu seligen Kindern wollte der selige Sohn die verlorenen Sünder machen. Seligkeit war ja auch sein erstes Wort, in ewige Seligkeit wollte er ihr ganzes Wesen, in Licht ihre Finsterniß, ihr Leid in ewige Freude wandeln, wie hier das Wasser in den besten Wein. Es war gleichsam das Zeichen und Bild aller andern Wundern, die ja nichts anders waren als Heilungen, Rettungen und Segnungen, als Verwandlung des Leids in Freude, des Schmerzes in Wonne, der Krankheit in Gesundheit, des Todes in Leben.

Und ist es nicht noch immer und ewig so? Ist es nicht das erste Zeichen, woran wir seine Nähe, seine Herrlichkeit erkennen, ist es nicht das Gefühl einer unaussprechlichen und ewigen Freude, womit er in jede Seele tritt, und ihr seine Herrlichkeit, seine Gnade und Wahrheit offenbart? Und wenn er auch bald darauf ernst und züchtigend auftritt, wie er nach unserem Texte die Käufer und Verkäufer austreibt, ist auch dieser Ernst nicht Liebe? ist auch diese Zucht nicht Gnade und Wahrheit, die das Herz reinigen und die Seele heiligen will zu einem Tempel, in dem Er selbst, der Heilige wohnen kann?

Ja, meine Freunde! „Jesus Christus ist gestern und heute und derselbe in Ewigkeit“ - Freude und Seligkeit ist sein Wesen, und Herrlichkeit ihre Offenbarung. Wenn er auch zuerst nie geweinte Thränen auspreßt, es ist dennoch der Anfang ewiger Freude, und wenn er uns auch nicht immer zuerst an der Hochzeit und an dem Freudentisch erscheint, sondern vielleicht im Hause der Trauer, ja, am Grabe unserer irdischen Freude - nur Muth, o weinende Seele! er ist dennoch dein Seligmacher, und wird deine Thränen in Wonne, den Tod in ewiges Leben verwandeln. Wenn du glaubst, wirst du schauen; ja, er hat es selbst gesagt: „so du glauben kannst, sollst du die Herrlichkeit Gottes sehen.“ Glauben müssen wir, wenn wir sehen wollen. Erst glauben und dann sehen, wie seine Jünger thaten, und nicht umgekehrt. Das ist der Eindruck, den es auf sie machte, und machen sollte, und auch auf uns. Dazu soll dieses und jedes andere Zeichen dienen. „Er offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn,“ glaubten, daß er es sei, in dem Zeichen sahen sie die Fülle der Herrlichkeit, welche sich darin offenbarte, er zeigte ihnen die Fülle der Gnade und Wahrheit, die in ihm wohnete; in dem Sohne zeigte es ihnen den Vater. Doch dieser Glaube an den Vater, an die in ihm wohnende ewige Fülle der Herrlichkeit und Liebe, der Gnade und Wahrheit mußte in ihrem Herzen sein, sonst konnte dieses Zeichen sie ihnen nicht zeigen, und keines, sonst konnte der Sohn ihnen seine Herrlichkeit nicht offenbaren. -

Das war es ja, wozu er auf Erden gekommen war, das ist es, was wir glauben sollen, daß Gott die Welt also geliebet hat, daß er seinen eingebornen Sohn gegeben hat, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Darum muß der Glaube überhaupt, d. h. der Glaube an Gott im Herzen sein. Nur aus ihm kann der Glaube an den Sohn hervorgehen - ihn setzt daher der Herr immer voraus, und darum kann das neue Testament nur auf das alte folgen, und darauf ruhen. Ihn fand er auch bei allen seinen Jüngern vor, And auf denselben baute er den Glauben an sich. „Ihr glaubet an Gott - spricht er - glaubet auch an mich.“ Nicht als an einen andern, sondern als an den Sohn des Vaters, als den, in dem sie den Vater sehen, ja haben, und Kinder des Vaters werden sollten. Nicht wer an den Vater allein, sondern wer an den Vater in dem Sohne glaubt, der hat das ewige Leben, denn in dem Sohn hat er sich mit uns vereinet, in dem Sohn kommt Er zu uns, und wohnet unter uns, ja in uns; darum heißt er Immanuel, Gott mit uns. Gott war in Christo, sagt der Apostel, und versöhnet die Welt mit sich selber - darin ist seine Liebe zu uns offenbart, daß er seinen eingebornen Sohn sandte, da wir noch Sünder waren - daß er in ihm die Sünder annehmen und sich mit ihnen vereinigen, sie heiligen und selig machen will. In ihm wohnt seine Fülle leibhaftig, mit ihm hat er die Fülle seiner Gnade und Wahrheit, d. i. das ewige Leben, ausgegossen in die Welt, und will sie ausgießen in jedes Herz durch seinen Geist; das ist das ewige Leben, daß sie Ihn, daß Er allein wahrer Gott ist, und den Er gesandt hat, Jesum Christum, erkennen. Er ist das ewige Leben, der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zu dem Vater ohne durch Ihn. Zu dem Vater müssen wir kommen, darum mußte er aber zuerst zu uns kommen, und das hat Er gethan in dem Sohne, und thut es nun durch den Geist, der den Vater in dem Sohn offenbart und verklärt. -

Dazu sollten alle diese Zeichen, auch also dieses erste dienen, daß wir diese Herrlichkeit Gottes, und Seine ewige Gnade und Wahrheit, seine Freundlichkeit und Leutseligkeit, seine Demuth und Sanftmuth, seine Heiligkeit und Erbarmung, seine Liebe auch zu den Sündern sehen, wie mit offenen Augen sehen, wie mit Händen tasten und greifen sollen - auf daß wir nicht zweifeln, noch auf das Ungewisse wandeln, sondern ihm unser Herz öffnen, aus Seiner Fülle nehmen sollen Gnade um Gnade.

Niemand hat je Gott gesehen, sagt darum Johannes, der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schooß ist, der hat es uns verkündigt und verklärt, der hat ihn uns gezeigt, und wie diese erste, so sind alle seine andern Thaten, ja, so ist sein ganzes Leben ein Zeichen, worin er seine Herrlichkeit offenbart. -

Das war der Zweck seines Lebens, und darum der Inhalt Seines Evangeliums, wie er selber sagt am Schlusse - „viele andere Zeichen that Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch; diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubt, Jesus sei der Christ, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen. - Diesen Glauben gebe Gott uns allen - er wirke ihn in unsere Herzen durch seinen Geist, auf daß wir das ewige Leben haben mögen. Amen.

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