Melanchthon, Philipp - An den Churfürsten Joachim von Brandenburg (1539)

Melanchthon, Philipp - An den Churfürsten Joachim von Brandenburg (1539)

Gottes Gnad durch unsern Herrn Jesum Christum zuvor.

Wiewohl E. C. F. G. ohn Zweifel mancherlei Kreuz und Anfechtungen von wegen des h. Evangelii haben, so wissen doch E. C. F. G. aus Gottes Wort diesen hohen Trost, daß unser Herr Christus mit E. C. F. G. als einem christlichen Glied sein will, wie er spricht: Ich will euch nicht Waisen lassen. Wir sind seine Waisen, bei denen und in denen er seine Macht und Gegenwärtigkeit erzeigen will wider den Teufel, wie Johannes spricht: Christus ist gekommen, daß er die Werke des Teufels zerstöre. Dieses kann man in sonstem Leben nicht lernen oder glauben. Nu muß es doch mit Glauben gelernt werden, sollen wir Christen sein. Und von diesem hohen ernsten Kampf wissen die Widersacher wenig, die viel von ihren Werken rühmen.

Zum Andern, wie köstlich ists, daß E. C. F. G. nicht auf der andern Seiten stehen, die unserm Herrn Christo sein Gliedmaß mit Unrecht ermorden. Und ist nicht Zweifel, dieselbige Wütherei wird ein greulich Ende nehmen.

Zum Dritten ist ganz unläugbar, daß viel heilsamer Lehr in unser Kirchen durch Gottes Gnad offenbart, dafür man Gott Dankbarkeit schuldig ist. So will er ihm auch damit gedient haben, daß man seine Lehr ausbreite, ihn recht anrufe, und falsche abgöttische Cultus abthue, wie Christus spricht Johannis 15: „Damit wird der Vater geehret, so ihr viel Frucht bringet, und meine Jünger werdet.“ Ebenso Joh. 12: „Wer mich verachtet, und nimmt mein Wort nicht an, der hat schon, der ihn richtet.“

Daß aber die großen Potentaten sich dagegen setzen, davon sind wir zuvor verwarnt, daß in der Kirchen ein Reich sein werde, das rechte Lehre verfolgen und die Heiligen ermorden werde, wie Daniel klar anzeiget. Man sieht auch, daß die Feinde Christi verblendet und heidnisch seind, und noch keiner Reformation gedenken, spotten aller treuen wohlgemeinten Mittel, wie ich vielfältig erfahren. Darum zweifle ich ganz nicht, unser Herr Christus werde uns als seine wahrhaftige Kirche erhalten, obgleich Strafen kommen werden, die etliche mitnehmen. Unser Herr Christus stärk und tröste E. C. F. G. und bewahre sie für des Teufels Grimm und Tücken und für allem Aergerniß. Denn wahrlich wir streiten nicht allein mit Fleisch und Blut, darum wolle sich unser Herr Christus bei E. C. F. G. erzeigen als ein treuer Heiland wider den Teufel.

Quelle: Renner, C. E. - Auserlesene geistvolle Briefe der Reformatoren

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