Melanchthon, Philipp - An den Fürsten Joachim von Anhalt.

Melanchthon, Philipp - An den Fürsten Joachim von Anhalt.

29. Sept. 1555

Gottes Gnad rc. Durchlauchter rc. Herr wissen aus hohem christlichen Verstand und Glauben, daß göttliche Weisheit selbst beides verkündigt hat, nämlich, daß in diesem letzten schwachen Alter der Welt größere Zerrüttungen und Spaltungen sein werden, denn zuvor gewesen sind, daß aber gleichwohl der allmächtige Sohn Gottes Jesus Christus ihm eine ewige Kirchen durch Evangelium, und nicht anders, für und für bis zu Auferweckung aller Menschen aus dem Tod gewißlich sammeln wolle, und werde dazu etliche Regiment erhalten, daß das arme Häuflein Herberg und Hüttlin habe, darin öffentliche ehrliche Versammlungen, Predig, Reichung der Sacrament, und Unterweisung der Jugend in der Lehr sein mögen, wolle auch, daß alle Menschen, ein jeder nach seinem Stand, zu Pflanzung christlicher Lehr treulich dienen bei dieser Arbeit, damit sie nicht vergeblich sei, will auch der Sohn Gottes, der das Haupt seiner Kirchen ist, und erhält, schützet und trägt sie, kräftiglich mitwirken, wie er spricht: „ich bin bei euch allezeit bis zu Vollendung dieser Welt“, und: „ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Dieser Trost ist in dieser grausamen Zeit täglich zu betrachten, daß wir uns trösten und stärken und fest in diesem Verstand und Glauben bleiben, obwohl viel und mancherlei Sekten sind, so bleibet dennoch gewißlich des Herrn Christi Schifflein in soviel Sturmwinden und Wellen, und läßt es der Herr Christus nicht versinken, nehmlich dieses Häuflein, darin reine Lehr des Evangelii gepredigt wird. Dieses ist die Kirche Gottes, darin gewißlich allezeit viel Gliedmaß sind, die ewiger Seligkeit Erben sind. Dieses ist der allerhöhest Trost in allem Elend dieses jämmerlichen Lebens, wie der Psalm spricht: wohl denen, die gepflanzet sind im Hause des Herrn und in den Vorhöfen des Hauses unsres Gottes. Dieses Leben ist ein kurzer Augenblick, und ist doch ein langer Kerker und voll großer Betrübniß. Nu gedenk, wer nicht weiß von ewiger Seligkeit, und vom rechten Weg dazu, wie ein finstrer harter Kerker einem solchen dieses Leben sein muß, dagegen wird alle Trübsal linder, und alle Arbeit leichter, wenn wir gewißlich das Ende unsers Jammers für uns sehen, nämlich, ewige Freude bei Gott, und sind im rechten Wege dazu, nämlich, in der rechten Kirchen Gottes, da wir reine Lehr mit gläubigem Herzen hören und annehmen, davon der Herr Christus spricht: meine Schafe hören meine Stimme. Und wissen auch von diesem itzigen schwachen Leben, daß Gott gewißlich bei uns ist, und lindert alle Angst, wie er spricht: Ich trag euch und will euch tragen und helfen auch im schwachen Alter. Dieses Alles sollen wir täglich bedenken, so wir im Symbols sprechen: ich glaube an eine h. christliche Kirche. So wir uns nur mit diesem Trost stärken, sollen wir hernach auch diese Kirchen Gott zu Ehren und wie er geboten hat, helfen erbauen, zieren und handhaben, und dieweil alle gute Regierung erstlich dahin gerichtet sein soll, daß Gott recht erkannt und geehrt wird, sollen fürnehmlich alle Regenten mit höchstem Ernst zu Pflanzung und Erhaltung rechter Lehr Hülfe thun (welches durch Gottes Gnad durch alle Fürsten zu Anhalt treulich geschehen ist.)

Quelle: Renner, C. E. - Auserlesene geistvolle Briefe der Reformatoren

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