Melanchthon, Philipp - Beicht und bekentniß der sünden / nach ordnung der zehen Geboten Gottes / vor den Diener Christi und der heilgen Christlichen Kirchen.

Melanchthon, Philipp - Beicht und bekentniß der sünden / nach ordnung der zehen Geboten Gottes / vor den Diener Christi und der heilgen Christlichen Kirchen.

O Allmechtiger / ewiger / warhafftiger Got ewiger vater unsers lieben HErren Jhesu Christi / der du dich aus grosser gütigkeit geoffenbaret hast / und hast von deinem sohn Jhesu Christo gesprochen /Diesen solt jr hören / Und hast sampt deinem eingebornen Sohn / und deinem heiligen Geiste erschaffen himmel und erden / Engel und menschen und alle creaturen / und hast gesagt: So war ich lebe / Ich wil nicht das der sünder sterbe / Sondern das er bekert werde und lebe. Item / Ruff mich an spricht der HErr in der zeit der noth / So wil ich dich erretten / So soltu mich preisen. Item / Uber das hauß Dauid / und uber die bürger zu Jerusalem / wil ich außgiessen den Geist der gnaden und des gebets. Ich bekenne dir / das ich elendester mensch und sünder / grewlich gesündiget habe / und ist mir herzlich leid / das ich dich beleidiget habe / Darumb vergib mir alle meine sünde / und sey mir gnedig ewiglich / und mach mich gerecht umb deines Sohns Jesu Christi willen / und durch ihn welchen du aus unaußsprechlicher gütigkeit unnd weißheit / zum mitler und erlöser geordenet hast / erleuchte meine Seel und herz / und mach mich heilig und regiere mich mit deinem heiligen Geiste / Amen.

I. Gebot.

Wieder das erste gebot / habe ich hefftig gesündiget / das ich zwar von Gott recht und warhafftigklich het gedancken füren sollen / und mit starcken glauben gewiß schliessen / das dieser allein der einige Gott / schöpffer aller ding were / und ein zukünfftiger Richter sein würde / welcher sich durch sein wort und sendung seines Sohns geoffenbaret hette / dem ich mit warhafftiger furcht solt unterworffen sein / und herzlich für seinem zorn und gerichte erschrecken / den ich auch im waren glauben umb seines sohns willen solt anruffen / jn lieben / und etwan bewegung eines danckbaren gemüths an Gott in mir fülen.

Ich solte auch durch die grosse barmherzigkeit / das er sich uns geoffenbaret hette / und der da diß menschlich geschlecht herzlich liebte / und uns warhafftiglich selig haben wil / eingenommen und gereizet werden / und dazu auch mich bewegen lassen durch die hohen wolthaten seines sohns / das er vor uns gelitten hat / und uns sein Evangeliom gegeben / und den heiligen Geist welcher uns allwege regiret und darzu ewiges leben verheischen hat.

Aber diese grosse herrliche wolthaten / bewegen mein herz und gemütz nicht dergestaldt / wie es billich sein solte / denn ich Gott nicht genugsam fürchte / offtmals bin ich zweiffelhafftig und in stetem zweiffel / mit kalten herzen bitt ich von Gott seine gütter / ohn alle andacht ruffe ich Gott an. Vertrawe aber unter des auff zeitliche gegenwertige dinge / darinn suche ich hülffe und trost meines lebens / Verlasse dargegen die rechten mittel / so mir Gott gebotten hat. Manchmal habe ich in den grewlichem jrrthumb falscher anruffung Gott beleidiget / hab die verstorben heiligen angebetet / Hab grössere andacht bey abgöttischen bildern / Gott anzuruffen gehabt / denn an andern örten. Offtmals jrre ich jtzunder / das ich auch an dem waren Gott / der sich durch seinen sohn geoffenbaret hat / nicht dencken kan / dencke auch nicht in seinem Sohn / und an seine herrliche verheischung. Letztlich im gebet bin ich nicht also emsig und gnugsam andechtig wie es hoch von nöten were.

II. Gebot.

Wider das ander hab ich gesündiget / das ich das heilige Euangelium nicht mit fleiß leren / und die predigt nicht herlich rühme und preise / noch mit guten wandel und exempel zire und ehre / Darinn erkenne ich aber mein höchsten unfleiß / ja zu eigenem muth / brauche ich zum deckel das liebe Euangelium / offtmals gebe ich ursach durhc böse exempel und ergernissen andern leuten / das euangelium zu lestern. Reitze und ziehe etliche abe von Gottes wort / hab offt irrungen etwan in Christlicher lehr / und mit demselbigen jrrthumb und falsche opinion hab ich rechte lehr verstellet und verkeret.

III. Gebot.

Das dritte gebot hab ich gebrochen / in dem / das ich am heiligen Feyertage / offentliche predigten und Christliche ceremonien mutwillig verseumet habe / auch andere durch mein böß exempel dauon abgehalten / Ich bin Gott dem allmechtigen der rechtn Gottesdienst gestifftet hat / und welcher seine liebe kirche / und die schrifften der Propheten und Aposteln gnediglich bewart und erhelt / nicht danckbar. Mit meinen gebet / unter Gottes volck vor gemeinem stand halte ich nicht trewen beystandt der Christlichen kirchen / die not und sorge gemeiner trübsals und elendes bekümmern mich gar wenig / das also durch unwissenheit und blindheit / und vieler kriegs und gezenckes / das Kirchen regiment und weltliche policeyen zerstöret und verwüstet werden / und vieler leute leib und Seel zu grunde gehen und verderben müssen.

Das geistliche Regiment / helffe ich nicht / durch meine dienste befordern / Und ich halte nicht / wie ich wol solte / in ehren Gottfürchtige Diener Christi / ja manchmal lestere ich sie / und zu solcher verachtung und haß / stercke ich / und bewege darzu andere leute / mit solchem meinen bösen Exempel. Ihren verdienten lohn / geb ich jhnen nicht / Offt mißbrauche ich die heiligen Feyertage zu schendlichen bösen wercken / und reitze und treibe dardurch viel menschen zu Gottes ungnaden.

IIII. Gebot.

Darin hab ich mißgehandelt das ich in meinen beruff / und studieren / auch mein hauß zu regieren und zuverwalten gantz unfleissig bin / bin Gott / der allerley wolthaten zu weltlichen stenden gibt / undanckbar / zürne manchmal unbillich wieder meine obrigkeit fluche jnen / und jhre gebürliche ehrerbietung geb und gönne ich jhnen nicht von herzen / Offt geschichts / das ich gezencke und hader errege wider jhr gesetzte und Statuta / jhre weltliche ordnung schweche und verletze ich / mit ander leut ergerniß und schaden / durch solche meine nerrische tumult / werden offentliche gemeine und notwendige anschlege und hendel verhindert / ich befleissige mich nicht / das ich mich in meinem stande eingezogen verhilte / verware mich trewlich nicht / auff das ich gemeinen friede und einigkeit / in gemeinen offentlichen stande nit verstören möchte. / Ich bin ein betrieger / und diene mehr meinem eignen nutz denn was gemeinen zutreglich sein köndte / ja viel mehr suche ich ursache / wie ich gemeinen nutz möge hindern und unterdrücken.

V. Gebot.

In diesem hab ich offtmals gesündiget / das ich zu grausamen zorn und widerwillen / auch zu eigener selbst rache entzündet und bewegt werde / dazu las ich kommen viel fluchens und lesterung / welche aus mir faren / darumb das ich begirig bin schaden zuthun / Ich werde hefftig zu eivern beweget / und thut mir im hertzen wehe / das ander leute gewaltig werden / und hoch kommen beger dieselbigen aber nider zudrucken / Ich bin hoffertig / und die mir gleich sein verachte ich / und ist mein gemüth / das ich jhnen möchte vorgezogen werden / bin argwönig / und durch falschen Wahn / komme ich manchmal das ich unbillichen haß trage / Gezencke trage ich aus unter die leute / und stercke sie darzu / Offtmals bringe ich herfür mancherley geschrey / böß gerüchte und reden / dadurch ich die hertzen verwundte / und zu neidt und haß reitze / Habe bey mir verbitterung und lesterung. Wenn man andern leuten ubel nachred das gefelt mir / und verkere auffs aller schendtlichst anderer Leute / frembde wort und wercke / vermag nicht solche beleidigung zuheilen / und die sinne einmütiglich zuversönen. Haß und neidt aus eigener ungunst / oder welcher aus mutwillen entstehet / laß ich alleweg wachsen unnd grösser werden. welche abwesen sein / die vermaledey ich / auch offtmals schende ich die gegenwertig sein / umb solches erregten hasses und gezenck willens / hindere ich mich und ander an rechtem und warhafftigem gebete.

VI. Gebot.

Wider diß gebot sündige ich hefftig / das ich bey und in mir / viel jrrige regung und flammen mancherley böser lüste füle / und mißbrauche meiner / und henge nach unverschempten gedancken / So wirdt auch mein leib durch sünde besudelt / solche böse laster / heuffe und mehre ich / mit schlemmen und grosser unmessigkeit / Durch solche böse brunst und fressen und sauffen / verhindere ich Gottselige betrachtung / und andechtige gebet / und werde fast wie ein unvernünfftig wildes thier / und mit solchen unfletigen leben / heuffe und bringe ich uber mich und mein geschlecht und vaterland Gottes zorn und straffe.

VII. Gebot.

In dem sibenden sündige ich grewlich / das ich meiner eltern mildigkeit / oder sonst gemeine besoldung hab und genisse / aber nicht wol anlege / Sondern beraube dieses gutes / meiner brüder und andere arme leute. Im handel ube ich ungerechtigkeit / Ich bin nicht fleissig umb Gottes willen gleicheit zuhalten / wol verdienten lohn gebe ich ungerne und bezale ubel / Ich trachte auff mancherley practicken / wie ich viel geldt zusammen scharren möge / Durch mancherley schein und deckel / borge ich andern leuten abe / und sorge nicht wie ich sie widerumb bezalen könne / ander gut das behalt ich jnne. In meiner bevolenen arbeit bin ich weder getrew noch fleissig. Ich verkeuffe böse wahre / und was mir zugestelt und geliehen wirdt / das verderbe ich.

VIII. Gebot.

Wider diß und alle andere gebot sündige ich schwerlich / als das ich frommigkeit und warheit welche Gott in worten und wercken fordert nicht beweise / zu den radtschlegen und hendeln mische ich mit unter allerley betriegligkeit / und menge mit ein unter Christliche lehre / grewliche Sophisterey / Manchmal verteidige ich aus haß und zorn böse sachen / entweder durch unbillichen harten sinn / oder umb heucheley oder furcht halben / In meinem leben ist lauter heucheley / und gleißnerisch vorgeben der tugenden / und eitel falsch rühmen.

Endtlich bekenne ich armer mensch / das ich mit solcher grausamer blindtheit und sicherheit / den zorn Gottes gering geacht habe / und das ich mancherley weiß von seinen gebotten abgefallen bin / auch jr viel mit diesen meinen vielfeltigen ergerniß beleidiget worden sein / dadurch ich mir und andern straffe zugebracht habe / So vermag ich auch nicht meine grosse und manichfeltige sünde und felle / genugsam zuerkennen / sondern bekenne das ich damit zeitliche und ewige pein verdienet habe. Und schreye aus rechten und warhafftigen schmerzen meines herzen zu Gott meinen HErren / an dir allein hab ich gesündiget / und ubel vor dir gethan / auff das du recht behaltest in deinem worten / und rein bleibest / wenn du gerichtet wirst / ec.

Es thut mir warlich herzlich wehe das Gott so offt durch mich beleidiget / und hiermit seine kirche / und das ander menschlich geschlechte von mir geergert wirt. Und darumb so fliehe und komme ich zu Gottes son unsern lieben HErren Jhesum Christum / welcher unser versöner ist / umb des willen bitte ich / das Gott der weige vater unsers HERren Jhesu Christi / welcher gütig / weiß / ein richter und starcker HErr ist / das er seinen zorn von mir abwende / und umb seines lieben Sohns willen mir meine Sünde verzeihe / und durch seine unermeßliche barmhertzigkeit mich zu genaden wider auffnemme / wie er gesprochen hat:

So war als ich lebe / wil ich nicht den Tod des sünders / Sondern das er sich bekere und das leben habe.

Und Und sage zu / und verheische hirmit / das ich der sünden fort hin allwege wiederstreben wil / und weiter nicht mehr wieder mein gewissen sündigen.

Ich bitte aber Gott / das er mich durch sein heiligen Geist regire / und begere von euch als dem diener der kirchen / das jrh mir die tröstliche stimme des heiligen Euangelii wolt verkündigen der ich hertzlich glauben gebe / und sage zu zugleich der heiligen Christlichen kirchen / das ich mein leben endern und bessern / und ferner ergerniß und sünde meiden wil.

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