21. Melanchthon an Luther von der verlesenen Confutation.

21. Melanchthon an Luther von der verlesenen Confutation.

1) Die Briefträger kommen viel sparsamer, als wir's wünschen, sonderlich zu der Zeit, da es scharf über unsere Sache hergeht. Wir haben nun endlich einmal am dritten Tage Augusti der Papisten Confutation oder Widerlegung angehöret, sammt der Erklärung, die eben hart gelautet. Denn vor Verlesung und im Beschluß der Confutation hat Kaiserl. Maj. anzeigen lassen, Ihre Maj. gedenke, bei der Meinung, die sie da schriftlich hätte fassen lassen, zu bleiben, und begehre, daß unsere Fürsten sich darin mit Ihrer Kaiserl. Majestät einträchtig vergleichen. Wo nicht, so wolle Ihn Kaiserl. Maj., als ein Schuhherr der Kirchen, solche Spaltung in Deutschland nicht länger dulden.

2) Dieses ist die Summa gewest, welches, ob es wohl sehr hart gelautet, dennoch, da die Confutation sehr kindisch gestellt gewesen, sind die Unsern nach Verlesung derselben ganz fröhlich worden. Denn diese Confutation unter allen des Fabri kindischen und läppischen Büchern ein Ausbund ist. Von beider Gestalt hat er die Historie von den Söhnen Eli, daß sie einen Bissen Brots vom Priester bitten werden, angezogen, und daraus bewiesen, daß die Laien allein die Gestalt des Brots empfangen sollen. Die Messe haben sie mit sonderlich kalten und lahmen Possen vertheidiget. Als Joachimus nach Verlesung der Confutation wieder kam (denn ich bin nicht dabei gewesen, sagte er, ich dürfte mich so sehr über den Mancherlei Disputationibus von menschlichen Traditionen nicht bekümmern. Denn solche subtile Gedanken ihnen nimmermehr in Sinn kämm.

3) Die Unsern haben eine Copie der Confutation begehret, aber die Kaiserliche Majestät hat's in Bedenken genommen, und folgenden Tages unsere Fürsten wiederum vermahnet, daß sie sich mit Ihrer Kaiser!. Majestät vermöge der Confutationsschrift vereinigen und vergleichen. Es wolle ihnm auch Ihre Kaiserl. Maj. die Schrift zustellen lassen; doch dergestalt, daß sie nicht gedruckt oder abgeschrieben würde. Davon ist eben lang gestritten, bis letztlich der Erzbischof zu Mainz, und sein Bruder, der Kurfürst zu Brandenburg, und der Herzog zu Braunschweig, zu unserm Fürsten sich, verfüget, und begehret, daß sie nicht weiter darauf dringen wollten, damit Kaiserl. Maj. nicht heftiger beweget würde. Sie wollten auf leidliche Mittel und Wege denken, wie die ganze Sache könnte freundlich verglichen und vertragen werden. Also haben wir dieselbe Confutation noch nicht sehen können, und sind heute gewärtig, was die Unterhändler für Mittel und Conditiones vorschlagen werden.

4) Alle gutherzige und verständige Leute sind nun viel beherzter und freudiger, nachdem sie die so kindisch gestellte Confutation gehöret haben. Unsere Fürsten könnten leichter Frieden erlangen, wenn sie den Kaiser selbst und etliche vornehme Fürsten, fleißig darum anlangten, und dienstlich ersuchten; aber man ist hierin ganz nachlässig, und, wie mich bedünkt, heimlich ungeduldig, daß sie solches nicht thun. Die ganze Sache stehet in Gottes Willen, und wird nicht durch menschlichen Fleiß regieret! Unterweil werde ich über unsere Nachlässigkeit ungeduldig; unterweil denke ich, Gott entziehe uns die menschliche Hilfe, daß wir nicht auf uns selbst vertrauen. Derohalben werdet Ihr fleißig beten, daß uns Gott erhalte und bewahre und gemeinen Frieden gebe. Der Landgraf hält sich ganz wohl und schiedlich, hat mir ausdrücklich gesagt: er wolle um Friedens willen auch sehr beschwerliche Conditiones annehmen, so fern sie nur ohne Schmach und Nachtheil des Evangelii können geduldet werden. Hiermit Gott befohlen. Den 6. Aug. 1530.

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