17. Philipp Melanchthon's Urtheil von der Messe, so zu Augsburg Anno 1530 im Monat Julis abgefasset worden.

17. Philipp Melanchthon's Urtheil von der Messe, so zu Augsburg Anno 1530 im Monat Julis abgefasset worden.

1) Es können 5 Meinungen von der Messe sein, davon die zwei ersten ruchlos, und leicht zu verstehen und zu beurtheilen sind, weil sie das Sacrament nur auf Menschengebrauch ziehen, welches doch die Art eines Sacraments nicht leidet. Denn in Sacramenten haben wir mit Gott zu thun. Die andern drei Meinungen haben große dunkele Streitigkeiten bei sich, und handeln vom Gebrauch gegen Gott, nicht bloß gegen Menschen.

2) I. Die erste Meinung ist, daß das Nachtmahl des Herrn ein Gastmahl sei, welches unter Christen eingesetzet worden, eine Freundschaft dadurch zu bedeuten. Weil Gastmahle zu Stiftung der Freundschaften sehr zu dienen scheinen.

3) Solche Meinung hegen artige und gelehrte Leute, und vergleichen diese Ceremonie mit den heidnischen Gebräuchen. Diese denken nicht, daß das Gewissen, oder Erlernung des Willens Gottes dabei zu thun habe, sonderlich daß es nur diene als ein Zeichen oder Muster, die menschliche Gesellschaft sein zu verbinden.

4) II. Die andere Meinung ist fast eben, wie die erste, daß das Abendmahl eingesetzet worden zu einem Zeichen des Bekenntnisses (oder ihrer Religion), dadurch Christen von andern Völkern unterschieden werden, wie der Friedensrock (Toga) die Römer von andern unterschiede, oder die Kutte die Mönche unterscheidet. So redet auch die Zwinglische Rotte allenthalben vom Gebrauch des Sacraments. Sie lehret: Es sei ein Brauch, daß man den Glauben vor den Leuten erzeige, d. i. sich als Christen erweise. Die schlagen auch die Sacramente dadurch sehr nieder. Und weil diese Meinungen auf weltliche (bürgerliche) Art von den Sacramenten reden und leicht verstanden werden können, so hält man sie für etwas Artiges. Also schmeicheln sie dem Urtheil roher Weltleute, die da meinen, die Religion diene nur zu bürgerlichem Gebrauch und Umgang in menschlicher Gesellschaft, nicht aber zum Gewissen und Herzens Erhebung gegen Gott, so daß weiter kein Nutz darunter zu suchen.

5) Folgen nun die übrigen Meinungen, die den Gebrauch der Sacramente gegen Gott lehren, und gottseliger scheinen.

6) III. Die erste ist Thoma und Anderer seines gleichen, die nicht nur in der Kirchen bisher ein Haufen Stillmessen auf die Bahn gebracht, sondern auch lehren, daß die Messe ein Opfer für Lebendige und Todte sei. Wir wollen der Zweideutigkeit halber kein Wort (oder Namen) brauchen, sondern die Sache erklären.

7) Thomas schreibt also: Christi Leiden haben für die Erbsünde genug gethan, und das Abendmahl des Herrn, oder die Messe sei dazu eingesetzet, daß solches Werk genug thue für unsere tägliche Sünden, und Gnade erwerbe, nicht allein dem, der es thut, sondern der ganzen Kirche, und insonderheit denen, für die es geschehe. Diese Meinung legt dem Werk selbst einen Verdienst bei, und beschreibet ein Sacrament: daß es ein Werk se!, das Gnade verdienet, oder Gott versöhnet, sowohl mit dem, der es thut, als Andern, wegen bloßer That, das ist, wenn sie schon nicht in Gnaden seien, wenn sie nur den Vorsatz nicht haben, zu sündigen.

8) Hernach hat man angefangen zu streiten: ob eine Messe für Viele so großen Nutzen hatte, als einzelne für einzelne Personen? Antw. Hier rechnen sie nun Staffeln der Verdienste her. Durch ein gemein Verdienst, sagen sie, gelte die Messe zugleich für Alle. Sie sagen auch, sie gelte für die ganze Kirche, wenn gleich der, so sie hält, nicht in Gnaden sei, wie man sagt. Durch ein ganz sonderlich und eigen Verdienst aber gälten die einzelnen für einzelne Personen mehr. Diese Disputation steht bei Scoto. Aus welchen Träumen unzählige Messen, Stiftungen, Begängnisse, Selenmessen und andere viele Arten der Messen auf den Kauf entstanden sind. Man dachte, es ginge nicht recht zu, wo nicht erst eine Messe wäre, die Gott versöhnte.

9) Diese Meinung hat Luther billig bestraft, vom Verdienst der Messe. Auf solche Art läugnet er, daß es ein Opfer' sei; sonst aber streitet er nicht über den Namen, ob die Messe nicht auf eine andre Art ein Opfer heißen könne. Denn er hat den gemeinen Irrthum, der damals in der Kirche umginge, bestrafen, aber nicht wegen des Namens zanken wollen. Diese Meinung aber kann am leichtesten widerlegt werden, wenn man die Gerechtigkeit des Glaubens versteht.

10) a) Zuerst hat Christus für alle Sünden genug gethan, wie die Schrift saget: Mit Einem Opfer hat Er die Heiligen vollkommen gemacht. Und muß man in der Kirchen nicht die Gotteslästerung dulden, daß Christi Leiden nur für die bloße Erbschuld bezahlet habe.

l1) b) Hernach wird ein Jeder durch seinen eigenen Glauben gerecht, Röm. am 3., also nicht durch das Werk der Messe, man thue es gleich selbst, oder Andere. Die aber der Messe Verdienst beilegen, halten davor, daß der Mensch durch das Werk der Messe gerechtfertiget werde, wenn man es selbst thue, oder ein Anderer; und um selbigen Werkes willen würden die Sünden vergeben, und dadurch allerlei Gutes von Gott erlanget. Daher kommen die Messen wider Pest, Krieg, unglückliche Ernte, Gewächs- und Feldfrüchte rc. Welches Alles hinfällt, wenn man die Gerechtigkeit des Glaubens erwägt; indem der Glaube gerecht macht, so ist es unmöglich, daß Lebendige oder Todte durch das Werk der Messe gerecht werden können. Und dieser Grund ist so wichtig, wenn man ihn recht erkläret, daß man daraus klar erweisen kann, daß die Meinung von Versöhnung Gottes durch das Werk der Messe gottlos und unerträglich sei.

12) Ich halte auch nicht, daß Viele seien, die sie jetziger Zeit behaupten wollen, nachdem die Lehre von des Glaubens Gerechtigkeit recht ans Licht gestellet worden. Und wenn sie Jemand behaupten will, kann sie leicht widerlegt werden.

13) Darum wird unter Leuten von Verstand nicht lange von dieser Meinung gestritten werden, zumal, da ihr die Zeugnisse aus alten Lehrern fehlen. Es ist Alles ein neu erdichtet Werk, davon die alte Kirche vor Gregorio nichts weiß. Vielleicht gibt es einige Buben und Narren, die sich nicht weisen lassen. Aber nach denselben frage ich nichts. Denn diese ganze Sache muß auf kluger und frommer Leute Urtheil ankommen.

14) IV. Die andere Meinung ist einiger neuerer Leute ihre, welche, um zu behaupten, daß Stillmessen nöthig seien und man beim alten Herkommen der Kirche bleiben müsse, auch streiten, daß die Messe ein Opfer sei. Und doch beschreiben sie das Opfer etwas anders, nämlich daß es nicht als ein Verdienst gelobet werde; weil sie sehen, daß das mit der Gerechtigkeit des Glaubens streite. Die haben die Meinung: die Messe sei ein gut Werk, so wir Gott erzeigten, die Danksagung abzustatten. Sie glauben, daß diese Ceremonie von Christo eingesetzet worden, um sie immer in der Kirche in Uebung zu erhalten, wegen zweier Ursachen: 1) daß das Gedächtniß des Leidens Christi und der Geschichte beibehalten werde; 2) daß dadurch unsere Dankbarkeit bezeuget werde; wie man zu Rom und an andern Orten Spiele angestellet, das Gedächtniß tapferer Männer, die sich um das gemeine Wesen wohl verdient gemacht, zu erhalten, zugleich aber auch von Seiten der Stadt (oder Bürgerschaft) hierunter die Dankbarkeit zu erzeigen. Ein solch Werk soll die Messe sein, und auf die Art wollen sie es zu einem Opfer machen, ob es wohl kein Werk sei, das den, der es thut, oder Andere gerecht mache: sondern wie es ein gut Werk sei, öfters mit Worten Dank zu sagen, öfters Almosen geben, zusammen oder allein: so sei die Messe auch ein gut Werk, das man immer vor Gott thun müsse, seine Dankbarkeit zu erzeigen. Daher schließen sie: man müsse die Stillmessen behalten, weil es nützlich sei, daß ein gewisser Stand der Priester sei, die solch Schauspiel begehen, wie in dem Gesetze eine gewisse Zahl der Opfernden eingesetzt worden. Wenn die Leute vor. Luther diese Meinung von der Messe gehabt und sie nicht zum Gewinn und Vorwand eines Verdienstes gebraucht hätten, so hätte vielleicht Luther sich nie daran gemacht.

15) Nun bemänteln die Widersacher schalkhaftig die Laster der vorigen Zeit, und suchen einen Schein, Lutherum zu dämpfen: daß, wenn sie diesen unterdrückt haben, dasjenige wieder in der Kirche aufkommen möge, womit sie vorhin ihren Gewinn und Trödel getrieben haben. Denn sie vertheidigen die Stillmessen aus keiner andern Ursache mit dem Schein dieser andern Meinung, als daß es das Ansehen habe, sie behielten billig die Kirchenzinsen (Einkommen), die sie bloß dazu gestiftet halten, daß Messen bestellet und sie nicht vielmehr den Studirenden gereichet würden, um sie also von der Kirche zu erhalten, und endlich, wenn es noth sei, zu Regierung und Lehrung der Gemeinen zu verordnen. Ingleichen wenn man die Stillmessen nur unter einigem Schein erhält, so wird die Meinung vom Verdienst der Messe, die so großen Gewinn bringet, bald wieder einreißen.

16) Ich läugne nicht, daß die andere Meinung berühmter ist, als die erste, und große Vorgänger habe. Die Alten scheinen meist von der Messe so gehalten zu haben, die doch noch keine Stillmessen gehabt. Denn diese sind aus dem Wahn vom Verdienst entsprungen. Wenn aber schon die Bischöfe die andere Meinung annehmen wollten, so werden sie doch viel Messen abschaffen müssen, nämlich die Selenmessen und andere, die auf den Kauf sind. Solche Danksagung ist nur dem nützlich, der sie thut; Andern verdienet sie nichts, darum können keine Messen für Andere geschehen. Denn wie mit Worten (oder mündlich) Danksagen ein Werk ist, so den Andern Nichts angeht; also wird eine Messe dem Andern nichts angehen, wenn sie gleich auf die Art ein Opfer wäre.

17) Aber wider die Stillmessen dieser Meinung kann man also schließen: wenn das Abendmahl ein Opfer ist, das nur gewisse Leute thun müssen, so dürfen die Laien keinen Theil daran haben. Nun aber genießen es die Laien sowohl, als die Priester: Dann ist es nicht eingesetzt, daß es für einen gewissen Orden (Stand) der Leute geschehe. So ist es also kein eingesetzt Opfer, das von gewissen Leuten in der Kirche wegen und für das Volk geschehen müsse, wie im alten Testament die Opfer von gewissen Personen geschahen.

18) Wenn denn Laien und Priester einerlei Gemeinschaft dran haben, wozu dienen denn die Stillmessen? Denn es ist ja alsdann genug, wenn ein Jeder von dem Volk das Sacrament im gemeinen Nachtmahl empfänget, wenn es Einer von den Priestern reichet. Denn ein Jeder danket für sich, dann braucht er nicht Stillmessen zu halten, und die Danksagung des Volks von der Danksagung der Priester zu scheiden. Das sind die wahrscheinlichsten Gründe, welche man mit vielen Worten treibet, und die doch nicht uneben wider die Stillmessen lauten.

19) Man muß aber wichtigere Gründe suchen, und zeigen, daß das Abendmahl nicht bloß eingesetzet worden, daß es als ein Werk vor Gott gethan werde, Dankbarkeit zu erzeigen.

20) a) Eine Ceremonie, die ohne Glauben geschieht, ist keine Danksagung. Darum ist die Messe kein Opfer für die Kirche, es thue sie gleich ein Frommer oder Böser, wie sie sagen. Denn der Glaube und das Erkenntniß allein ist eine Danksagung, wie geschrieben steht: „Lasset uns durch ihn Gott opfern das Lobopfer, das ist die Frucht der Lippen derer, die seinen Namen bekennen.“ Man könnte hier viel sagen von den Opfern Altes Testaments, durch deren Zusammenhaltung die Sache klärer würde. Denn die Kanones haben aus Mose, den man nicht recht verstanden, geschrieben: Eine Opferung (oder Opfergabe) müsse in der Kirche ein Opfer abgeben. Denn sie haben gemeint, der gesetzliche Dienst habe gerecht gemacht. Also träumen sie auch jetzo, daß das Werk der Messe oder des Nachtmahls gelte an sich, der Glaube möge dabei sein, oder nicht.

21) b) Ferner ist ein jedes Opfer unsere Sache (oder Gut), so wir Gott darreichen. Im Abendmahl aber wird der Leib des Herrn uns gereichet und daneben Gnade angetragen: also ist das Nachtmahl kein Opfern, Denn die Worte des Abendmahls geben es, daß hier der Leib nicht Gott geopfert, sondern uns dargereicht werde: „Nehmet, esset“ rc. Aber diese Meinung wird noch leichter zu widerlegen sein, wenn wir sie gegen die dritte Meinung, so hier folget, halten.

22) c) Die dritte Meinung ist Luthers, die ich der Schrift ganz gemäß halte, nämlich, daß das Nachtmahl eingesetzet worden, nicht, daß wir da den Leib Christi opfern, sondern daß uns Etwas allda geopfert (oder dargeboten) werde, nämlich, daß es ein Sacrament sei, dadurch uns die Gnade angeboten werde, und wir dadurch zum Glauben gebracht, und die schüchternen Gewissen getröstet werden.

23) Diese Meinung kann zuvörderst erwiesen werden aus dem Namen Sacrament. Denn das Sacrament ist ein Zeichen der uns verheißenen Gnade; da aber nach gemeinem Kirchenbrauch das Nachtmahl ein Sacrament heißt, so folget, daß uns darin Etwas gegeben werde, den Glauben zu starken, und die Gewissen zu trösten.

24) Nun ist aber gewiß, daß uns im Abendmahl der Leib des Herrn, und mit selbigem die Gnade ertheilt werde: darum ist das Abendmahl keine Sache, die wir Gott darreichen, oder vornehmlich eingesetzet, Gott zu opfern, sondern die Seelen zu trösten, und die Gnade zu empfangen.

25) Christus nennt das Abendmahl b) ein Testament. Ein Testament aber bedeutet eine Verheißung, darinnen uns Etwas dargereicht wird, das wir im Glauben annehmen müssen. Also ist das Abendmahl nicht Etwas, das wir Gott geben, sondern vielmehr Etwas, darinnen die, die blöden Gewissens sind, Gnade und Trost empfangen.

26) Christus spricht auch «) „Thut's zu meinem Gedächtniß.“ Der Wohlthaten Christi aber gedenken, ist glauben, daß wir durch Christum Gnade und Vergebung der Sünden empfangen. Denn ein Gedächtniß ohne Glauben ist unnützlich; denn so können auch die Juden und Ruchlose an eine Historie gedenken. Darum , da das Gedächtniß so viel als Glaube ist, der da erkennet, daß er Gnade empfange: so folget, daß das Nachtmahl eigentlich eingesetzt worden, um Etwas zu reichen, das im Glauben angenommen wird.

27) Diese dritte Meinung streitet gewaltig wider die Stillmesse, denn man kann keinen gewissen Orden oder Stand Leute bestellen, die das Nachtmahl zu gewisser Zeit genießen. Die Menschen Hebrauchen es such sodann nur recht, wenn sie das Gewissen trösten wollen. Solche Einfälle und Gemüthsregungen aber sind an keine gewisse Zeit gebunden. Man muß auch die Stände nicht von einander scheiden; denn eines Laien Nehmen oder Genießen ist nichts Andres, als des Laien Nehmen. Warum sollte man denn nun, als wenn ein großer Unterschied wäre, einen gewissen Stand einsetzen, das Abendmahl zu nehmen wegen der Laien? Was ist das Anderes, als eine Verwirrung des geistlichen Amts, daß sich eine einzelne Person den Leib des Herrn selber reicht?

28) Und kommt dieß Aergerniß dazu, daß der gemeine Mann aus solchem Schauspiel die Meinung fasse, es sei dasselbe Werk ein gewisser Gottesdienst, dadurch Gott versöhnt werden müsse.

29) Vielleicht möchte sich Jemand wundern, daß so viel verschiedene Meinungen über den Gebrauch einer einzigen Zeremonie wäre. Antw. Aber es haben viel Meinungen in der Kirche sein müssen, nachdem man die Gerechtigkeit des Glaubens verloren hat; denn da die Gottesgelehrten Nichts davon gewußt, haben sie geträumet, die Messe sei ein Werk der Rechtfertigung, nach der ersten Meinung: doch ist diese Meinung längst hinweg getrieben.

30) Die andere behalten noch Viele, und ist ein geringer und dunkeler Unterschied zwischen der andern und dritten. Das aber ist doch der Unterschied: nach der dritten tröstet das Nachtmahl die Gewissen, und wir empfangen gewisse Wohlthaten von Gott. Nach der andern wird Gott ein Werk erzeiget, wie ein Werk unter dem Gesetz, bei dessen Erzeigung das Gewissen nur mehr erschreckt wird, wenn es in Zweifel fällt, ob es auch wohl auf reine Art geopfert habe?

31) Nach der dritten sind die zum Abendmahl geschickt, die furchtsame Gewissen haben, daß sie sich trösten, wie auch Ambrosius sagt: „Weil ich täglich verderbe (oder krank werde), nehme ich täglich Arznei.“ Nach der andern kann das Werk der Messe zu allen Zeiten gethan werden, weil man auch zu allen Zeiten in Worten danken kann. Drum lassen sich die Stillmessen nach dieser Meinung leichter vertheidigen, weil sie für Werke gehalten werden, darinnen man die Dankbarkeit bezeiget, eben als wenn man mündlich danket: wie aber Einer für sich öfters danken kann, so scheint es auch, daß Einer das Werk des Nachtmahls in der Stille thun könne.

32) Aber hier kann man wieder das Exempel der Kirchen bei Paulo entgegen setzen, daß ohne Gottes Gebot ein solcher Dienst eingeführet worden. Angleichen, da eines Laien und Priesters Danksagung einerlei, so sei es ganz ärgerlich, daß eine gewisse Anzahl zum Opfern bestellet werde, als ob dieselben etwas Andres thäten, als die Laien.

33) Es wäre am besten, alles Zanken zu lassen, und ein gemein Nachtmahl zu haben, darinnen denen, die es verlangen, der Leib des Herrn gereichet würde, und dabei zu lehren, daß das Abendmahl eingesetzet worden, erstlich die Gewissen zu trösten, hernach zur Danksagung. Denn die Danksagung, von der die Widersacher träumen, die nicht erkennet, daß sie zugleich Etwas von Christo empfange, ist eine Heuchelei.

34) Alsdann ist es eine rechte Danksagung, wenn die Gewissen erkennen, daß ihnen Christi Wohlthaten widerfahren und drüber getröstet werden. Darum ist in der dritten Meinung mehr und gewissere Danksagung, als in der andern.

35) Endlich, weil die ganze christliche Lehre Glauben und Liebe in sich fasset, so muß auch das Zeichen auf beide gehen. Darum stärket es, wie ich gesagt habe, den Glauben nach der dritten Meinung. Hernach aber muß es auch dienen, die Liebe und das Wohlwollen der Christen unter einander anzuzeigen. So können diese Meinungen einiger Maßen vereiniget werden. Wenn Einer aber die andere Meinung durchaus behaupten will, auf daß er die Stillmesse desto eher durchtreibe, so würde er doch vielen Messen absagen müssen, nämlich allen denen, die für die Todten eingesetzt worden. Ingleichen vielen andern; inmaßen der gemeine Mann denket, es müßte zu Allem, was man bei Gott suchet, Messe sein. Wenn diese Messen abgestellet sein werden, wird es mit andern Stillmessen, die wahrhaftig zur Danksagung geschehen, vielleicht nicht so viel Streitens geben. Denn Viele wollen gerne eine tägliche Ceremonie in der Kirche beibehalten, das Volk zur Gottseligkeit zu üben und zu erwecken: dazu man meinet, daß diese Meßceremonie ein Vieles beitrage.

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