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15. Melanchthon an Luther.

15. Melanchthon an Luther.

1) Es ist uns der Widersacher Confutation noch nicht übergeben, und ich höre, des Verzugs Ursache sei, daß sie dieselbige, aus des Kaisers Rath emendiren, und die Schmähworte herausnehmen: heut' aber hab' ich von Campegio verstanden, sie werde in kurzen Tagen hervorkommen. Wird sie herauskommen, so wollen wir von unserm Abschied ungefährlich schließen. Denn wir wollen bitten, daß sie uns darauf zu antworten vergönnen; werden sie solches eingehen, so wollen wir nicht lange bleiben.

2) Erasmus hat dem Kaiser wieder geschrieben, und lässet sich unsere Sache ganz gefallen, so viel die Priesterehe, die Gelübde und beiderlei Gestalt belanget. Denn diese Artikel hat er sonderlich gemeldet.

3) Mich deucht, Ihr seid in Euren Antworten von den Menschensatzungen Etwas beweget. Aber ich bitte, Ihr wollet mir meine Disputation zu Gut halten. Es find große Sachen, und die hier sind, helfen mir wenig. Ich habe des Grundes genug, daß die Bischöfe die Kirchen mit ihren Satzungen nicht beschweren mögen, und habe auch also in der Confession geschrieben, und verändere dasselbige nicht. Aber ich frage Euch von andern Sachen. Ich bitte, Ihr wollet mir nicht von dem Stifter der Menschensatzungen, sondern von der Endursach, welche ich für die fünfte gesetzet habe, antworten, nämlich: Ob gewisse Werke, von Gläubigen aus eigner Andacht erwählet, Gottesdienst sein können? Als, wenn St. Bernhard, der von der Gerechtigkeit des Glaubens recht hält, sich etwas Gewisses zu thun erwählet, ob ein solch' gewisses Werk könne ein Gottesdienst, oder ein solch' Werk sein, dadurch Gott eigentlich gedanket und gelobet werde? Ich halte, daß ein solch Werk nur eine leibliche Uebung sei, und nicht ein Gottesdienst; als wenn ich auf gewisse Tage faste, so ist das Ende dieses Werks eigentlich des Leibes Kasteiung, und geschiehet Gott nicht zu Dienst und Lob. Denn ich rede von dem eigentlichsten und nächsten Ende, und achte, daß Bernhardus irre, wenn er's für einen Gottesdienst hält. Also, wenn St. Peter verordnet, man sollte den Sonntag feiern, halte ich, das Werk sei nicht ein Gottesdienst, sondern habe einen leiblichen Nutz, daß das Volk an gewissen Tagen zusammen komme. Aber Thomas ist hiewider, und macht einen Gottesdienst aus diesen selbsterwählten Werken. Desgleichen schreibt er auch von den Gelübden. Bitte, wolle Euch nicht beschweren, mit mir von diesen Handeln schriftlich zu conferiren, welches nicht ohne Nutz abgehet. Hiermit Gott befohlen, den 27. Julii zu Augsburg im Jahr 1530.

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