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10. Melanchthon an Luther.

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Unsere Confession. ist am vergangenen Sonnabend übergeben worden. Nun berathschlagen sich die Widersacher, was sie antworten wollen: laufen zusammen: arbeiten mit zusammengesetzten Kräften, und wiegeln die Fürsten auf, die ohnehin schon genug wider uns eingenommen sind. Eck gibt sich beim Erzbischofs zu Mainz die äußerste Mühe, daß man die Sache nicht untersuchen soll, weil sie schon verdammet sei. Unsere Partei ist sehr schwach, die Anzahl der Widriggesinnten hingegen ist ungleich größer. Uns kommt der Erzbischofs zu Mainz, der Bischof zu Augsburg und der Herzog von Braunschweig zu Statten, obwohl sie nicht tapfer genug streiten. Von den Herzogen zu Baiern wollte es zwar verlauten, als wären sie, nach angehörter Confession, gelinder worden: gleichwohl aber stehen sie dem Markgraf Georg und Joachim nicht ab. Das sind die allerschärfsten Fürsten von der andern Partei.

Der Kaiser hat an Erasmum geschrieben, und ihn auf den Reichstag berufen. Ich kanns nicht einsehen, was wir Gutes zu gewarten haben, bei dem so bittern Haß unserer Feinde. Wir müssen also bei so großer Unwissenheit des Pöbels, dessen verkehrtem Urtheil wir unterworfen sind, allein unsere Zuflucht zu Gott nehmen und von Ihm Hilfe erwarten: bittet Ihn nur für uns, daß Er unsere Sache führe und uns Friede schenke. Zu Altenburg ist drei Tage lang ein erschreckliches Gewitter gewesen: der Blitz hat in zwei Thürme, in den Schloß- und Kirchthurm eingeschlagen, worauf eine große Ueberschwemmung erfolgt ist. Darüber bin ich sehr erschrocken. Der König Ferdinand hat die Stadt Ofen in Ungarn wieder bekommen, welches meiner Meinung nach eine neue Ursache zum Türkenkrieg abgeben wird, denn die Türken werden nun genöthiget, ihren Alliirten, dem sie den Königlichen Titel gaben, wieder herzustellen.

Aus Augsburg, den 27. Junii 1530.

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