1. Philipp Melanchthon's Schreiben an Luther.

1. Philipp Melanchthon's Schreiben an Luther.

1) Als wir Euch heute durch D. Jonas Boten schreiben wollten, siehe, da werden uns, da wirs uns nicht versahen, Eure ganz lieben und gewünschten Briefe gebracht, welches uns sehr angenehm ist, und bitten, Ihr wollet von allem Eurem Zustand oft schreiben. Wir haben von Nümberg aus Briefe hingesandt, davon wir auch diesem Boten befohlen haben, wenn sie noch nicht verschickt wärm, daß er sie fordern sollte. Zu Augsburg haben wir gewissere Zeitung vernommen; denn gestern ist Graf Albrechts Diener wiederkommen, der ausgesandt war, des Kaisers Reisen zu erkundigen: der bringt die Zeitung, daß Kais. Majestät von Trient aufgebrochen, und ist, so uns die Rechnung nicht betrügt, jetzt zu Insbruck ankommen. Graf Heinrich von Nassau schreibt gar freundlich und dienstlich an unsern Kurfürsten, und vermahnt ihn, daß er bei Zeiten auf dem Reichstag erscheine. Wiewohl aber mancherlei von Vielen geredet wird; so haben wir dennoch gute Hoffnung, daß es Kais. Majestät gut meine. Aber die ganze Sache stehet, wie Ihr wisset, in Gottes Hand. Derohalben werdet Ihr fleißig beten, welches Ihr ohne Zweifel thut. Ausgenommen unsern gnädigsten Herrn, ist noch kein Fürst allhie. Herzog Georg, sagt man, soll in dreien Tagen ankommen; und Cochläum mit sich bringen, dadraus, wenn man wenig Buchstaben verändert, der Vogel xoXos wird, von welchen Dohlen Ihr uns geschrieben habt, wie lieblich sie in Eurer Nachbarschaft rhetorisiren oder geken. Und damit Ihr wisset, daß Etwas dran ist, so hat Eck, welches Name, etliche Mal wiederholet, eben der Dohlen Gesang ist, Eck Eck Eck Eck einen großen Haufen Schlußreden wider uns zusammen gebracht, und fordert von den Fürsten, daß eine Disputation wider die Lutherischen angestellt werde. Mit ihm hälts mein alter Freund Stillicanus, welcher uns gräulich dräuet. Es sind auch viele Andere, die ich nicht nennen mag, wahrhaftige Dohlen und Krähen und Raben, und was noch aus ihnen werden mag.

2) Der hessische Kanzler D. Feig, ist gestern gekommen, und sagt, sein Herr sei auf dem Weg. Mit ihm ist M. Schnepf kommen, ein frommer Mann, und der Euch herzlich lieb hat: der vertröstet uns etlichermaßen, daß sein Herr könne auf rechter Bahn erhalten werden, wiewohl er nicht läugnet, daß Gefahr dabei sei. Er sagt, wie, heftig er mit ihm streite von des Herrn Nachtmahl, und wie ohne Unterlaß die Schwätzer mit ihren Briefen bei ihm anhalten. Solches bekümmert mich hoch, und würde derowegen nicht undienlich sein, daß Ihr an ihn oder an unsern jungen Herrn geschrieben hättet, damit der Landgraf in rechter Bahn erhalten würde.

3) Ich habe die Vorrede auf unsere Confession etwas scheinlicher und zierlicher gestellt, als ich zu Coburg geschrieben hatte; wills aber in Kurzem selbst bringen; oder so es der Kurfürst nicht zulassen wird, senden.

4) Mir wäre beinahe entfallen, unter die Krähen auch Euren Cajetanum zu zählen, welcher mit dem Kaiser anher kommen soll. Zu Nürnberg hörte ich's schon obenhin von ihm, hier aber behauptet man, er käme gewiß mit. Ich wollte fürwahr Campegium, als einen in bürgerlichen Sachen erfahrnen Mann, viel lieber sehen. Jener ist ein närrischer und grober Mann, mit dem Nichts auszurichten. Doctor Caspar schickt Euch hiemit Briefe und Arznei. Christus helfe Euch. Eurer Ehefrauen Schreiben folgt wieder zurück; des Caspars Brief aber habe in Händen behalten. Wird mich Gott glücklich und in Frieden wieder zurück bringen, so will sehen, daß er ihn beschwert erhalten möge. Wenn ich bei Euch wäre, wollte ich Euch treulich beistehen. Gehabt Euch wohl. Donnerstags nach Kreuzes Erfindung. (Mai 1530.)

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