Mathesius, Johannes - Auf den Christtage
Vom ewigen wesen des Sons Gottes/ auß dem Euangelio Johannis. 1. Psalm.2. und 110.
Ich glaube an Jesum Christum/ Gottes einigen Sone.
Die erst Predig.
IM anfang war das wort/ vnnd das wort war bey Gott/ vnnd Gott war das wort/ dasselbige war im anfang bey Gott. Alle ding sind durch das selbige gemacht/ vnnd one dz selbige ist nichts gemacht/ was gemacht ist. In ihm war das leben/ Vnnd das leben war das liecht der menschen/ vnnd das liecht scheinet inn der finsternus/ vnd die finsternus habens nicht begriffen.
Es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes. Der selbige kam zum zeugnus/ das er von dem liecht zeugete/ auff das sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das liecht/ sonder das er zeugete von dem liecht.
Das war das warhafftige liecht/ welchs alle Menschen erleuchtet die in dise welt kommen. Es war inn der welt/ vnnd die welt ist durch das selbige gemacht/ vnnd die welt kante es nicht. Er kam in sein eigenthumb/ vnd die seinen namen jn nicht auff/ wie vil jn aber auffnamen/ denen gab er macht Gottes kinder zu werden/ die an seinen namen glauben. Welche nicht von dem geblüt/ noch von dem willen des fleysches/ noch von dem willen eines Mannes/ sondern von Gott geboren sind.
Vnd das wort ward fleisch/ vnd wonet vnter vns. Vnd wir sahen seine herrligkeit/ eine herrligkeyt als des eingebornen Sons vom Vater/ voller gnade vnnd warheyt.
Sage mir ein stück auß disem Euangelio?
Im anfang war das wort/ vnnd das wort war bey Gott/ vnd Gott war das wort/ das selbige war im anfang bey Gott.
Von wem lautet diser Text?
VON Gottes eingebornen Sone vnserm lieben Herren Jesu Christo/ welcher vnser fleisch an sich genommen hat/ nach anfang der welt 3962. jar.
Warumb nennet der Euangelist den Son Gottes/ ein wort?
Damit er rede wie die schrifft redet/ Denn Moses schreibet auch Genesis am 1. das gott alles durchs sprechen geschaffen hat. Vnd der 33. Psalm singet: Durchs wort des Herrn sind die Himel gemacht.
Zum andern/ weyl diser Sone auß des Vatters hertzen liecht vnd glantz/ zu einer eigenen person geborn/ vnnd hat des Vattern wort vnd beuelch/ als ein einiger Dolmetscher vnd Legat der heyligen Dreyfaltigkeyt gefüret/ nennet er den son Gottes/ das ewige wort des lebens/ Zu vnterscheid des mündtlichen vnd gepredigten wortes.
Erklere mir die wort im Text/ fein richtig vnd einfeltig?
Im anfang) Da alle creaturen geschaffen wurden/ da war schon das wort/ der Son Gottes/ Denn er hat seine herrligkeyt vnd person gehabt/ ehe der welt grund geleget wardt/ Johan.17. Psalmo 68. vnd von ewigkeyt.
Vnd das wort war bey Gott.
Das ist/ Der Vatter hat sich mit seinem lieben Sone besprochen vnd berathschlaget/ in dem verborgenen rath der heyligen Dreyfaltigkeyt/ von der erschaffung vnd erhaltung aller creaturen/ vnd von dem höchsten vnd wunderbarlichsten wercke Gottes/ der menschwerdung vnd erlösung des menschlichen geschlechtes/ Psalom 2. vnnd 110. Johan. 16. Gene. 1.
Vnd Gott war das wort.
Das ist/ Das wort (denn also sol der Text geordnet werden) war Gott, das ist/ der Sone Gottes/ welchen der Vatter auß dem einigen Göttlichen wesen gezeuget hatte/ der war auch warer vnd natürlicher Gott/ eben der natur vnnd substantz/ welcher der Vatter ist/ ob der Son wol ein andere vnd eigene person war.
Vnd das selbige war im anfang bey Gott.
Das ist/ diser Sone hat ein eygene person/ Darumb wirt er seines persönlichen wesens (das selbige) genennet/ vnnd ist keine erschaffene person/ vor allen Creaturen auß nichts gemacht/ Sondern er war von ewigkeyt der eingeborne vnnd Göttliche Son Gottes.
Warzu dienet mir dieser Artickel/ Das Jesus der ewige Son Gottes ist?
Damit ich seinem worte/ so er mir auß seines Vatern schoß/ vnd dem rath der heyligen Dreyfaltigkeyt hat herfür bracht/ deste gewisser glauben könne/ vnnd sein leyden vnnd sterben im fleysch deste höher achten/ vnd des gewiß sein/ das sein opffer/ fürbit vnnd schutz/ eine völlige genugthuung für alle meine sünde/ vnd krefftiges gebete vnd allmechtige hülffe sey/ wider welt/ tode vnd alle Teuffel/ vnd das ich in krafft dises Johannis Euangelion/ für aller Türckischer vnd Jüdischer zauberey/ verwaret sey.
Die ander Weynachtpredigt/...
ausz dem Euangelio Johan. 1. Von den zweyen grossen wercken des Sons Gottes/ Der erschöpffung der Welt/ vnd erlösung Menschliches geschlechtes/ Johan. 1. Psalm. 33. vnd 78.
Ich glaube an Jhesum Christum vnsern Herren/ schöpffer vnd erlöser.
Wie lautet der Text ferner im Johanne?
Alle ding sind durch das selbige gemacht/ vnnd one das selbige ist nichts gemacht/ das gemacht ist/ In jm war das leben/ vnnd das leben war das liecht der menschen/ vnd scheinet in die finsternus.
Waruon redet diser Text?
VOn dem amptpe vnnd den zweyen grösten wercken/ des eingebornen sons Gottes/ Nemlich/ das er sampt dem Vatter vnnd heyligen Geyste/ alle dinge erschaffen vnd erhalten/ vnnd wircke für vnd für mit dem Vatter/ vnd hat selber alles gethan vnd außgericht/ was im alten Testament wunderbarlich geschehen ist/ vnnd das er das leben/ dem armen menchlichen geschlechte durch sich selbs hat widerbracht/ vnd im mündtlichen worte/ welches da ist das liecht/ das inn der finstern welt leuchtet 2. Petri 1. vns newgeboren vnnd zu kindern Gottes gemacht.
Erklere mir die Wort im Text fein deutlich.
Alle ding
Das ist/ alle Creaturen in Himel vnd Erden/ sichtig vnnd vnsichtig/ sind durchs wort des Herrn gemacht/ vnd werden ierlich in krafft dises Sons Gottes geschaffen vnd erhalten/ vnnd alle wunderthaten im alten Testament sind auch durch den Son gemacht.
Denn eben das selbige wort/ hat Enoch inn das ewige leben versetzet/ Noah den Regenbogen gegeben/ Mosen in seinem körblein erhalten/ die Israeliten durchs rote Meere gefüret/ 1. Corint. 10. Josua beschützet/ Samson gestercket/ Dauid in seinem elende/ Daniel in der lebengruben bewaret.
In im war das leben.
Das ist/ da Adam durch sein ungehorsam den ewigen todt/ vber das menschliche geschlecht/ wie ein sündflut fürete/ hat diser Sone/ in welchem das leben wesentlich war/ den tode verschlungen/ vnd das leben/ dem armen menschlichen geschlechte widerbracht/ vnd auß gnaden geschencket.
Vnnd das leben war das liecht der Menschen.
Das ist/ Da alle welt ovm Teuffel geschendet, vnd verblendet warn/ vnd hette in ewiger finsternus vnd schatten des todes wandeln müssen/ hat diser Son Gottes ein liecht angezündet/ vnnd auff den rechten leuchter gestecket/ wie im tabernackel vorgebildet/ damit wir ein liecht hetten für vnsere füß/ vnd könden Gottes genedigen willen in seinem Sone erkennen/ vnnd in solchem liechte wandeln vnd ewig selig werden 2. Petri. 1.
Warzu dienet mir solcher Artickel?
Das mein glaube auß solchen texten gestercket vnd ich vergewisset werde/ das mein Herre Christus ein allmechtiger Son Gottes ist/ vnd der seligmacher der gantzen welt/ vnnd das brennende liecht des Euangelii mit hertzlicher zuuersicht ergreiffe vnd anneme.
Denn alle die an dises wort/ Son/ leben vnnd liecht von hertzen glauben/ die sind kinder vnd erben Gottes brüder vnd miterben Jesu Christi/tempel des heyligen Geystes/ vnnd haben das ewige leben/ Johan. 17.
Die dritte Weynachtpredigt ...
… Von der menschwerdung vnd herrlicher beywonung Jesu Christi/ Johan. 1. Psal. 45. vnd 110.
Ich glaube an Jhesum Christum/ geborn ausz Maria der Junckfrawen.
Wie heyst der Text ferner im Johannes 1. cap.
Vnd das wort war fleisch/ vnnd wonet vnter vns/ vnd wir sahen seine herrligkeit/ als des eingebornen Sons vom Vater/ voller gnaden vnd wareyt.
Waruon lautet diser Text?
VOn dem vnaußsprechlichen werck Gottes/ darüber sich alle Engel heutiges tages verwundern/ von der menschwerdung des Sons Gottes/ vnd das er als ein warer Immanuel vnter vns sichtiglich vnd leiblich gewonet/ vnnd hat seine Göttliche ehre vnnd mayestet sehen/ vnnd seine reiche grosse genade vnd gabe/ vns zukommen lassen.
Erklere mir dise wort auffs einfeltigste.
Das wort) Das ist/ der ewige Son Gottes/ der von ewigkeyt auß Vatters wesen gezelet war/ der wardt fleisch/ das ist/ Er hat vnsere warhafftige menschliche natur an sich genommen/ da er vom heyligen Geyst empfangen/ vnd auß dem reinen Junckfrewlichen geblüte vnnd samen ein Mensch geboren ist. Denn diser einige Jesus Christus/ ist zugleych nach seiner empfengnus/ warer Gott vndwarer Mensch/ in einer vnzertrenten person/ nicht das die Gottheyt inn die Menscheyt/ oder die Menscheyt inn die Gottheyt verwandelt/ oder die zwo naturen vermenget sein/ Sondern es ist ein einiger Christus/ von ewigkeyt vom Vater geboren/ in der fülle der zeyt fleysch worden/ eine rechte natürliche leibes frucht Marie der werden Junckfrawen vnd Mutter Gottes/ doch one Mannes samen/ vnd one sünde gantz heilig vnd rein/ Vnd wonet vnter vns Leiblich vnnd sichtigklich/ denn er hat sich sehen/ hören vnd angreiffen lassen. Darumb ist er der rechte Immanuel/ vnd Gott mit vns/ der vor seiner Menschwerdung/ vnnd nach seiner Auffart vnsichtigklich vnter vns wonet/ Aber inn den tagen seines Fleysches/ ist er vnter vns gewesen inn Knechtes gestalt.
Vnd wir sahen seine herrligkeyt.
Das ist/ Wiewol er mit vnserm fleysch/ alle vnsere gebrechligkeyt vnnd elende an sich name/ doch one sünde/ vnd gieng in knechtes gestalt/ vnd eusserte vnd verziehe sich eine zeytlang seiner Göttlichen ehre vnd Mayestet/ Philippen. 2. Psalm. 8. So ließ er doch seine ewige Göttliche macht vnd herrligkeyt blicken auff Erden/ inn seinen wunderthaten auff dem berge Thabor/ vnd nach seiner aufferstehung/ da er vns seine genade/ Wort vnnd heyligen Geyst sichtigklich zu Pfingsten mittheylet.
Warumb ist Gottes Sone fleysch worden?
Damit er in annemung vnser natur vns beweyset/ das Gott mit Menschlichem geschlechte versünet/ vnnd vns zum ewigen erbteil annemen wolte/ Vnd das er im fleisch/ als ein schlachtlemblein Gottes leiden/ sterben/ vnd alle vnsere Sünde vnnd schulde bezalen künde/ vnnd erwürbe vnserm sterblichen/ elenden vnd schendtlichen fleisch/ die ewige vnsterbligkeyt krafft vnnd ehre 1. Corinth. 15.
Was fodert der Herr Jesus Christus von vns Menschen?
Wir sollen durch das wort der aposteln an jn glauben/ vnnd das liecht annemen/ vnd das wort nicht verachten wie die Juden/ Vnd sollen vns seiner allmechtigkeyt vnnd menschwerdung trösten/ vnnd auff seinen namen Gott anruffen/ jme dancken/ vnd seine ehre vnd wolthat rhümen vnnd außpreyten helffen/ damit seine krafft vnd wolthat erkant/ vnd vil leute selig werden/ Vnd sollen vmb seinet willen yederman dienen/ wie er vns gedienet hat.