Luther, Johann Christian - 1. Taufrede über Apostelg. 4, 12.

Luther, Johann Christian - 1. Taufrede über Apostelg. 4, 12.

Und ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen …sie sollen selig werden“ (Apostgesch. 4,12) - als …

Nun, meine Lieben, wir kennen den Namen, der uns das Heil bringt und der es uns gebracht hat; wir kennen den Namen, der uns den Himmel aufschließt, der uns von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels errettet; wir kennen den Namen, in welchem, und durch welchen wir Auserwählte, Heilige und Geliebte Gottes sind. Es ist der verachtete, geschmähte, gelästerte und doch hochgelobte, in alle Ewigkeit gepriesene Jesus-Name. In diesem Namen sollen sich beugen alle Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind (Phil. 2,10), und wer diesen Namen anruft, der soll selig werden (Röm. 10,13), denn er heißt Jesus, weil er gekommen ist, sein Volk selig zu machen von ihren Sünden (Matth. 1,21).

Und was will denn dieses unser Beisammensein? Was will das Kindlein in unserer Mitte? Es will in dem teuren Jesus-Namen gesegnet sein; wir wollen es auf den Namen Jesu taufen zur Vergebung der Sünden, wollen es dem Vater angenehm machen doch nicht wir, sondern der Vater selbst will es sich angenehm machen in dem Geliebten; der Vater selbst, der von Ewigkeit her desselben gedacht hat und der es gekannt, ehe es bereitet war, gibt es jetzt dem Sohne. Und der Sohn freut sich, dass ihm wieder eines von den Kleinen gegeben wird, auf das Er Seine Hände legen und das Er an Sein Herz nehmen kann. Er freut sich, dass Er wieder um einem in Sünden geborenen Geschöpfe zu Gute Sein heiliges teures Blut, Sein verdienstvolles Leiden und Sterben hergeben kann. Der liebe Heiland ist da und Er spricht: Komm, komm du armes Würmlein, komm, du sollst es gut bei mir haben; komm, Ich will dir Kleider anlegen, Ich will dich mit meinen Flügeln decken, komm, Ich will dich wachsen und gedeihen lassen. Und nun heißen sie beide, der Vater und der Sohn, den heiligen Geist herniedersteigen, und der Geist will einziehen in die schwache Hütte, und Er will arbeiten an der Seele, und Er will nicht ruhen mit Seiner Arbeit, als bis Er einen neuen Menschen herausgearbeitet, als bis Er der Seele Christum verklärt, und sie im Namen Jesu das: Abba, lieber Vater! rufen gelehrt. O selige Stunde, in der die Barmherzigkeit unseres Gottes und Heilandes solche Gedanken über uns hat! Ja, welch' eine Liebe hat uns Gott erzeigt, dass wir sollen Gottes Kinder heißen (1 Joh. 3,1). Und ist Gott etwa wie ein Mensch, dass er lüge oder wie ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue (4 Mos. 23,19)? Sollte Er etwas sagen und nicht tun, etwas reden und nicht halten? Nein „ob auch Berge weichen und Hügel fallen, so soll doch meine Gnade nicht weichen und der Bund meines Friedens nicht fallen, spricht der Herr, dein Erbarmer“ (Jes. 54,10).

Und Jesus ist Jesus. „Ich habe derer Keines verloren, die Du mir gegeben,“ sagt Er. „Ich kenne die Meinen, und Niemand soll sie aus meiner Hand reißen,“ sagt Er (Joh. 10,27,28). Niemand! Niemand! Wer mag uns denn auch scheiden von der Liebe Gottes in Christo Jesu (Röm. 8,35)? Sind wir in Ihm, ist Er dann nicht auch unsere Burg und unsere Festung, unser Heil und unsere Stärke - Er, der Weltüberwinder, Er, der dem Tode die Macht und der Hölle den Sieg genommen hat? Kennt Er uns, und von Ihm gekannt, von Ihm geliebt, gehalten, getragen, überwacht, behütet werden - ist das nicht Eins? Sollte Er etwas kennen und nicht dafür sorgen, und es nicht auf dem Herzen tragen? Sollte Er etwas Sein nennen und Er könnte es vergessen und versäumen, Er könnte es leiden sehen, ohne Mitleid zu haben? Er könnte es in einer Not wissen und sollte nicht beispringen und helfen? Er könnte es sich selbst dem Verderben überlassen? Er das Seine preisgeben? Er das Seine vergessen und versäumen, Der für uns gestorben ist, da wir noch Seine Feinde waren? Er nicht treu sein, der die Treue selber ist, und der sich uns mit Seinem Herzblute erkauft hat, und der die neun und neunzig Schafe stehen lässt, um das Eine verlorene auf Seinen Achseln heimzutragen? Also weg mit aller Furcht, mit allen Besorgnissen, wo der Jesus- Name Bürgschaft leistet.

Ihr Eltern gedenkt heute des Tages, da ihr euch die Hände zum Bunde reichtet. Ein Jahrzehnt liegt jetzt hinter euch, so lange hat die Güte Gottes euch zusammen wandeln lassen. Werdet ihr noch ein zweites mit einander durchleben? Werdet ihr dieses euer Kind heranwachsen sehen? Werdet ihr auch an diesem Kinde tun können, was ihr an den andern getan? Wird es dahin kommen, dass es Mahnung und Lehre von euch empfange zum ewigen Leben? Und was wird aus eurem Kinde werden? Wird es der Tage viele haben? Wird es einen leichten oder schweren Gang gehen? Wird es sich zum Bösen oder Guten hinneigen? Wird es durch Ernst oder Güte erzogen werden müssen? Ja, so möget ihr fragen, und wer mag es wissen, was nur der weiß, dem Alles bekannt, - wer mag nur auf den nächsten Tag hinaus sehen! Doch so, oder anders, hier ist Christus und in Ihm ist alle Dunkelheit Licht, in Ihm ist Rat und Hilfe für jede Gefahr. Soll euer Kind morgen euch genommen werden, ihr wisset, wem es gehört, - ihr könnt es Ihm übergeben und der Hirte wird auch dort Sein Schäflein weiden. Soll euer Kind, was Gott behüten wolle, einmal den Vater oder die Mutter vermissen, soll es eine Waise sein, „Ich will euch nicht Waisen lassen,“ sagt der Herr (Joh. 14,18) und Jesus hat sowohl ein Vaterherz als ein Mutterherz, Er waltet mit dem Geiste der Zucht und mit dem Geiste der Liebe. Soll euer Sohn einmal in die Welt hinein, soll er allein seinen Weg gehen - „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ heißt es (Matth. 28,20) und Jesus verlässt die Seinen nicht. Er geht mit ihnen von der Wiege bis zum Grabe, Er geleitet sie durchs finstere Tal. Er ist den Schwachen eine Stütze, den Gleitenden ein Halt, den Suchenden ein Licht, den Kämpfenden ein Beistand, den Gefallenen ein Auferstehn. Er ist Allen Alles. Er macht in der Armut reich, in der Krankheit gesund, in der Angst froh und frei. Wer ihn hat, der hat den Weg, und die Wahrheit und das Leben (Joh. 14,6). Also getrost, ihr Eltern! doch mehr als getrost - „freut euch, und abermal sage ich, freut euch, denn der Herr ist nahe“ (Phil. 4,4.5). Dieser Tag, der euch sonst ein festlicher ist, und der euch mehr als Eine Erweisung der göttlichen Güte in Erinnerung bringt, dieser Tag ist euch heute ein Adventstag. Jesus ist da, Jesus kommt euer Kind zu segnen, Jesus ist unter euer Dach getreten und dieser freundliche Gast wird jetzt öfter bei euch ein und aus gehen, denn Er hat wiederum der Seinen eines mehr bei euch.

Ja, ist in keinem andern Namen das Heil und ist kein anderer Name uns gegeben, darinnen wir sollen selig werden (Ap. Gesch. 4,12), - in diesem ist das Heil, dieser gibt uns die Seligkeit. In diesem, in dem teuren Jesus-Namen lasst uns fröhlich sein, und damit Jesu Name auch an diesem Kinde gepriesen werde, lasst uns jetzt tun, was uns die Liebe zu tun gebietet.

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autoren/l/luther_johann/luther_johann_-_taufrede_apg_4_12.txt · Zuletzt geändert: von aj
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