Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Joel.

Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Joel.

Joel zeigt nicht an, zu welcher Zeit er gelebt und gepredigt habe. Es sagen aber die Alten, er sei gewesen zu der Zeit, da Hoseas und Amos gewes sind; das lassen wir also gut sein, und wissens nicht zu verbessern.

Es ist aber ein gütiger und sanfter Mann gewest, schilt und straft nicht so, wie die andern Propheten, sondern flehet und klagt, wollt gern die Leute fromm machen mit guten, freundlichen Worten, und sie fur Schaden und Unglück bewahren. Aber es wird ihm freilich wie andern Propheten gegangen sein, daß man seinem Wort nicht gegläubt, und ihn fur einen Narren gehalten hat.

Doch ist er im Neuen Testament hoch berühmbt; denn St. Petrus zeucht ihn herfür, Act. 2., und muß Joel die erste Predigt geben, so in der christlichen Kirchen geschehen ist, nämlich auf den Pfingsttag zu Jerusalem, da der Heilige Geist istzt gegeben war. So führet S. Paulus den Spruch auch gar herrlich: Wer den Namen des HERRN anruft, soll sleig werden, welcher auch im Joel am 2. stehet.

Im ersten Kap. weissaget er die zukünftige Strafe über das Volk Israel, daß sie sollten von den Assyrern verderbet und weggeführt werden, und nennet die Assyrer Raupen, Heuschrecken, Käfer und Geschmeiß. Denn die Assyrer fraßen das Königreich Israel, ein Stück nach dem andern, bis sie es gar verderbeten. Aber doch mußte zuletzt der König Sanherig fur Jerusalem darnieder liegen, welches rühret hie Joel im 2. Kap., da er spricht: Und den von Mitternacht will ich ferne von euch treiben rc.

Zum andern, weissagt er am Ende des 2. Kap. und fortan hinaus vom Reich Christi und dem Heiligen Geist, und saget von dem ewigen Jerusalem.

Daß er aber vom Thal Josaphat spricht, wie der Herr alle Heiden daselbst fur Gericht fodern wolle, welchs die alten Väter vom jüngsten Gericht verstehen, und ich solchen Verstand nicht verdammne; halt aber dennoch, daß Joel Meinung sei: gleichwie er das ewige Jerusalem die christliche Kirche heißt, also heiße er auch dieselbige das Thal Josaphat, darumb, daß alle Welt zur christlichen Kirche durchs Wort gefodert, und in derselbigen gerichtet, und durch die Predigt gestraft wird, wie sie allzumal Sunder fur Gott sind, wie Christus spricht: Der Geist der Wahrheit wird die Welt strafen umb die Sünde. Denn Josaphatthal heißt Gerichtthal. Gleichwie auch Hoseas im 2. Kap. die christliche Kirche das Thal Achor nennet.

Quelle: Dr. Martin Luther's sämmtliche Werke, Bd. 63

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