Luther, Martin - Von weltlicher Obrigkeit - Teil 2

Luther, Martin - Von weltlicher Obrigkeit - Teil 2

Anmerkung Andreas: Ich habe diesen Text getrennt, zum Einen weil er aus zwei verschiedenen Quellen stammt, die auch sprachlich sehr unterschiedlich sind, zum anderen, weil ich mir bei diesem zweiten Teil nicht sicher bin, ob er wirklich dazugehört oder aber eher als eigenständige Schrift anzusehen ist

Das Ander teil sol sein vom zeitlichen odder weltlichen nutz und schaden. Und zum ersten ists wol war / das die weltliche oberkeit odder ampt gar jnn keinen weg / zuvergleichen ist / dem geistlichen predig ampt / wie es S. Paulus nennet / Denn es ist nicht so theur und hoch erarnt / durch das blut und sterben des sons Gottes / wie ddas predig ampt / So kans auch nicht solche grosse wunder und werck thun / wie das predig ampt / Denn alle werck dieses standes gehen und gehören allein jnn dis zeitlich / vergenglich leben / zu erhalten / leib / weib / kind / haus / gut und ehre / und was zu dieses lebens not durfft gehöret. So viel nu das ewige leben ubertrifft dis zeitliche leben / so weit und hoch gehet auch das predig ampt uber welltliche ampt / das ist / gleich / wie ein schatten gegen dem cörper selbs / Denn welltliche herrschafft / ist ein bilde / schatten und figur / der herrschafft Christi / Denn das predig ampt (wo es ist / wie es Gott geordnet hat) bringt und gibt ewige gerechtigkeit / ewigen fride und ewiges leben / wie S. Paulus solchs hoch preiset 2. Corint. 4. Aber das welltlich regiment / erhelt zeitlichen und vergenglichen frieden recht und leben.

Aber dennoch ists eine herrliche Göttliche ordnung / und eine treffliche gabe Gottes / der es auch gestifft und eingesetzt hat / und auch wil erhalten haben / als des man aller ding nicht emperen kan / Und wo es nicht were / kundte kein mensch fur dem andern bleiben / Es mußte einer den andern fressen / wie die unvernunfftigen thier unternander thun / Darumb / gleich wie des predig ampts werck und ehre ist / das es aus sundern / eitel heiligen / aus todten / lebendige / aus verdampten / seligen / aus teuffels dienern / Gottes kinder macht. Also ist des welltlichen regiments werck und ehre / das es aus wilden thieren / menschen macht / und menschen erhellt / das sie nicht wilde thiere werden. Es erhellt einem jglichen / seinen leib / das den nicht jederman erwurgen musse / Es erhellt jglichem sein weib / das nicht jederman das selbige nemen und schenden müsse / Es erhellt jglichem sein kind / tochter und son / das jhm das selbige nicht jederman entfuren / noch entwenden müsse / Es erhellt jglichem / sein haus und hoff / das nicht jderman / hinein brechen / noch drinnen freveln müsse / Es erhellt jglichem sein acker / vihe und allerley güter / das die selbigen / nicht ein jderman angreiffen / stelen / rauben / beschedigen müsse / Welchs alles unter den thieren nicht ist / Und wurde auch unter den menschen nicht sein / wo weltlich regiment nicht were / sondern wurden gewislich aus menschen eitel thiere werden. Meinstu nicht / wenn die vogel und thiere reden köndten / und das weltliche regiment unter den menschen sehen solten / sie wurden sagen / O jhr lieben menschen / jhr seid nicht menschen / sondern eitel Gotter / gegen uns / wie gar sicher sitzt / lebt und habt jhr alle ding / Wir aber / so gar keins fur dem andern eine stunde sicher sind / weder lebens / hauses noch narung / Wehe ewr undanckbarkeit / das jhr nicht sehet / wie ein herrlich leben euch unser aller Gott / fur uns thieren gegeben hat.

Weil denn nu das gewis ist / das es ein Göttliche creatur und ordnung / da zu uns menschen jnn diesem leben / ein nötiges ampt und stand ist / des wir eben so wenig emperen können / als des lebens selber / Sintemal / on das selbige ampt dis leben nicht bleiben kan / So ists leicht zu rechen / das Gott nicht darumb befolhen und gestifft hat / das es solle unter gehen / sondern wils erhalten haben / wie Paulus Rom. 13. und 1. Petri 3. klerlich stehet / das sie sollen die frumen schützen und die bösen straffen / Wer wils nu erhalten / on wir menschen / den es Gott befolhen hat / und die sein auch selbs warlich durffen? Die wilden thier werdens nicht thun / holtz und steine auch nicht. Welche menschen aber könnens erhalten? Fur war nicht allein die mit der faust herrschen wollen / wie jtzt viel sich lassen duncken / denn wo die faust allein sol regieren / so wird gewislich zu letzt / ein thier wesen draus / das wer den andern ubermag / stosse jhn jnn den sack / wie wir fur augen wol exempel gnug sehen / was faust on weisheit odder vernunfft guts schafft.

Darumb sagt auch Salomon Prover. 8. das Weisheit musse regieren und nicht die gewalt / und spricht von der selbigen also / Mein ist beide rat und hulffe / Mein ist beide verstand und vermügen / Durch mich mussen Könige könige sein / und Rethe recht sitzen. Und Ecclisiastis 10. Weisheit ist besser denn harnsch odder woffen / Und aber mal / Weisheit ist besser denn krafft. Das alles beweiset alle erfarung jnn allen Historien / das nie kein mal / gewalt / on vernunfft odder weisheit hette etwas ausgericht. Also gar / das auch die mörder und tyrannen / wo sie nicht klüglich faren / und ettliche recht / rat und gesetze unter sich und fur sich nehmen (ob sie gleich böse sind) darnach sie die faust und ihre gewallt richten und brauchen / so konnen sie nicht bleiben / sondern werden unter einander uneins / und vergehen von sich selbs. Das kurtz umb / nicht faust recht / sondern kopffrecht / nicht gewalt / sondern Weisheit odder vernunfft mus regieren / unter den bösen so wol / als unter den guten.

Dem nach / weil unser regiment jnn deudschen landen / nach dem Römischen Keiserlichen recht sich richten mus und sol / Welchs auch unsers regiments / Weisheit und vernunfft ist / von Gott gegeben / So folget / das solch regiment nicht kan erhalten werden / sondern mus zu grund gehen / wo man solche recht nicht erhellt / Nu wer wills erhalten? Faust und harnsch thuns nicht / es mussen die köpffe und bucher thun / Es mus gelernt und gewüst sein / was unsers welltlichen reichs Recht und Weisheit ist / Wie wol es sein ist / wo ein Keiser / Furst / Herr selbst / von natur so weise und klug ist / das er das recht / auswendig treffen kan / wie Hertzog Fridrich zu Sachsen / Und Er Fabian von Feylitz (die ich erfaren habe) kundten / (die lebendigen wil ich nicht nennen) Aber weil solche vogel seltzam sind / und da zu das exempel ferlich / Auch umb der andern willen / die solchs von natur nicht vermügen / ists besser / jnn stettigem regiern / das gemein buchrecht halten / so hats deste mehr ansehen und glimpff / und darff keines wunders noch sonders.

So sind nu die Juristen und gelerten jnn diesem welltlichen reich / die personen / so solch recht und da durch / das welltlich reich / erhalten / Und gleich / wie ein frumer Theologus und rechtschaffener prediger jnn Christus reich / Gottes Engel / ein Heiland / Prophet / Priester / Haus knecht / und lerer heisst (wie droben gesagt) Also möchte man einen frumen Juristen und einen trewen gelerten jm welltlichen reich des Keisers / wol Prophet / priester / Engel und heiland / heissen. Widderumb / wie ein ketzer odder falscher prediger / jm reich Chrsiti ein Teuffel / dieb / morder / lesterer ist / Also ist ein falscher / untrewer Jurist jns keisers hause odder reich / ein dieb und schalck / ein verrether / bösewicht und des gantzen reichs teuffel. Wenn ich aber von den Juristen sage / meine ich nicht allein die Doctores / sondern das gantze handwerck / als Cantzler / schreiber / Richter / Fursprechen / Notarius und was zum rechte des regiments gehöret / Auch die grossen Hansen / so man die Rethe zu hofe nennet / Denn sie oben auch das werck der rechten odder ampt der Juristen. Und wie das wort Rethe / nicht weit vom wort Verrether ist / So ist der selbigen auch viel nicht weit von der that / Raten zu weilen jhren herrn mit solchen trewen / das sie kein Verrheter so wol verrhaten kündte.

Nu sihetu / was nutz ein frumer rechts kündiger odder Jurist thun kan / Ja wer wils odder kans alles erzelen? Denn was Gottes werck und ordnung ist / das schaffet jmer dar / so viel und grosse frücht / das sie nicht zur zelen noch zu begreiffen sind / Erstlich / Erhellt er / und hilfft fordern / mit seinem buch (durch Göttlich ordnung) das gantz welltlich regiment / Keiser / Fursten / Herrn / Stedt / Land und leute (Wie droben gesagt) Denn solche alle müssen durch weisheit und recht erhalten werden / Wer wil aber dis werck allein gnug preisen? Dar aus hastu denn / schutz und schirm deines leibes und lebens / widder nachbar / feinde / mörder / Darnach schutz und friede deines weibs / tochter / sons / haus / hoff / gesind / gelt / gut / acker / und was du hast / Denn das ist alles im Recht verfasset / bemauret und wol gehegt / Wie gros das alles sey / kund man mit keinen buchern nimer mehr aus schreiben / denn wer wil aus sprechen / was der liebe fride / fur ein unaussprechlich gut ist? Wie viel er ein jar allein / beide gibt und ersparet?

Solche große werck kan nu dein son alle thun / und solch ein nützliche person werden / wo du jhn da zu heltest und lernen lesst / Und du desselbigen alles teilhafftig kanst werden / und dein gellt also köstlich an legen / Solt dirs nicht sanfft thun / und eine grosse ehre sein? wenn du sehest / deinen son / einen Engel jm Reich und einen Apostel des Keisers / da zu einen eckstein und grundfest / des zeitlichen fridens auff erden? Und solch alles gewis / das es Gott selbs da fur helt und jnn der warheit also ist? Denn wie wol man durch solche werck fur Gott nicht frum noch selig wird / So ist doch das ein frölicher trost / das Gotte solche werck so wol gefallen / Und noch mehr gefallen / wo ein solcher man da zu auch ein gleubiger und jnn Christus reich ist / Denn da mit danckt man jhm fur seine wolthat / und opffert das schönest danckopffer / den höhesten Gottes dienst.

Du müstest ja ein grober undanckbarer klotz / und billich von den menschen unter die thiere zu jagen sein / wenn du sehest / das dein son kundte ein man werden / der dem Keiser sein Reich / schwert und kronen erhalten hulffe / dem Fursten sein land regieren / Stedten und landen / raten und helffen / So manchem man seinen leib / sein weib / kind / gut und ehre helffen schützen / und nicht wolltest so viel dran wogen / das er lernen und hie zu komen möchte. Sage mir / was thun alle Stifft und klöster der gleichen? Ich wolt eines trewen / frumen Juristen und schreibers werck nehmen fur aller Pfaffen / Munch und Nonnen heiligkeit / wo sie am besten sind / Und wenn dich solche grosse / gute / werck nicht bewegen / solt dich doch wol allein Gottes ehre und wohlgefallen bewegen / da du weißt / das du Gott da mit so herrlich danckest / und einen solchen großen dienst thust / wie gesagt ist. Es ist jhe eine schendliche verachtung Gottes / das wir solche herrliche Göttliche werck unsern kindern nicht gönnen / und stecken sie allein jnn des bauchs und geitzs dienst / lassen sie nichts lernen / denn narung suchen / gleich wie eine saw / mit der nasen jmer jm kot wülen / und nicht zihen zu solchem wirdigen stand und wesen. Wir werden gewislich unsinnig sein müssen / odder haben unser kinder nicht recht lieb.

Höre aber weiter zu / Wie? wens Gott von dir haben wil / und foddert dein kind zu solchem ampt? Denn du bist ja schuldig deinem Gott solchen stand helffen zurhalten / wo du kanst / Nu kan er nicht erhalten werden / wo man knaben nicht zur lere und zum schulen hellt / das hat ja keinen zweivel / Und darff wol jnn diesem stande geschickter leute / denn jm predig ampt / das hie not sein wil / die besten knaben her zu halten / Denn jm predig ampt / thuts Christus fast gar durch seinen geist / Aber jnn welltlichem reich / mus man aus der vernunfft (da her die Rechte auch komen sind) handeln / denn Gott hat der vernunfft unterworffen solch zeitlich regiment und leiblich wesen / Gene. 2. und nicht den heiligen geist vom himel da zu gesand / darumb ists auch schwerer / weil es die gewissen nicht regieren kan / und mus / so zu rechen / jm finstern handeln.

Hastu nu ein kind / das zur lare tüchtig / und kanst jhn da zu halten / Thusts aber nicht / gehest hin und fragest nicht dar nach / wo welltlich Reich bleibe / beide mit recht und friede. So thustu so viel an dir ist / widder welltliche oberkeit / wie der Turcke / ja wie der teuffel selbs / Denn du entzeuchst dem Reich / Furstenthum / Land / Stad / einen heiland / trost / eckstein / helffer und Retter / Und deinet halben verleuret der Keiser / beide schwerd und kronen / Das land verleuret / schutz und friden / Und du bist der man / durch des schuld (so viel an dir ist) kein man sein leib / weib / kind / haus / hoff / guter / sicher haben müge / Sondern du opfferst sie alle frey da hin / auff die fleissch banck / Und gibst ursach / das aus allen menschen eitel thier werden / und fresse zu letzt eins das ander / Solchs alles thustu gewislich / sonderlich / wo du wissentlich dein kind von solchem heilsamen stand / umb des bauchs willen zeuchst. Bistu nu nicht ein feiner nützer man jnn der wellt? der du brauchest teglich / des Reichs und seines frieden / und du widderumb zu danck rraubest dem selben deinen son / und steckest jhn jnn den geitz / und strebst da mit darnach / mit allem vleis / das niemand sey / der das Reich / recht und friede helffe erhalten / sondern alles zu boden gehe / so du doch selbs / dein leib und lebe / gut und ehre / durch solch regiment hast und beheltest.

Was meinestu / das du hie mit verdienest? Bistu auch wird / das du bey menschen wonen sollest? Was wird Gott aber da zu sagen / der dir kind und gut da zu geben hat / das du solt jhm da mit dienen und dein kind zu Gottes dienst halten? Ists aber nicht Gott gedienet / so man seine ordnung und welltlich regiment hilfft erhalten? Nu lesst du solchen dienst / als gienge er dich icht an / odder als werestu fur allen menschen frey / und nicht schüldig Gott zu dienen / Sondern mit deinem kind und gut zu machen / was dir gefellet / es falle Gott beide mit welltlichem und geistlichem reich jnn abgrund / Wilt gleichwol teglich des Reichs / schutz / fride und rechts brauchen / und das predig ampt und Gottes wort / dir bereit haben und dienen lassen / das also Gott dein diener müsse sein gar umb sonst / beide mit predig ampt und welltlichem stande / auff das du on sorge mügest dein kind die weil von jhm wenden / und allein dem Mammon dienen leren / Meinstu nicht / Gott werde deinem geitz und bauch sorge ein Benedicite sprechen ein mal / das du beide mit kind und mit allem / hie und dort verderbest? Lieber / erschrickt dein hertz nicht / fur solchen grewlichen grewel / deiner Abgötterey / Gottes verachtung / undanckbarkeit / verstorunge / aller beider Gottes stifft und ordnung / ja ller menschen schaden und verderbung? Wolan / ich wil dirs gesagt / und dich gewarnet haben / Sihe du zu / du hörest / beide nutz und schaden / den du thun kanst / Thu welchs du wilt / so wird dirs Gott wol vergelten.

Ich wil hie schweigen / wie eine feine lust es ist / das ein man gelert ist / ob er gleich kein ampt nimer mehr hette / das er da heimen bey sich selbs allerley lesen / mit gelerten leuten reden und umbgeben jnn frembden landen reisen und handeln kan / Denn was solcher lust ist / bewegt villeicht wenig leute / Aber weil du denn ja den Mammon und narung so fast suchest / so sihe doch hie / wie viel und grosse güter Gott auff die schulen und gelerten gestifft hat / das du die lare und kunst / nicht von des armuts wegen darffst verachten / Da sihe / Keister und Könige müssen Cantzler und schreiber / Rethe / Juristen und gelerten haben / Kein Furst ist / er mus Cantzeler / Juristen / Rethe / gelerte und Schreiber haben / Also auch alle Graven / Herrn / Stedte / Schlosser / müssen Sindicos / Stad schreiber und sonst gelerte haben / Ist doch kein Eddel man / er mus einen schreiber haben / Und das ich von gemeinen gelerten auch sage / wo sind noch die Berckwerck / Kauff leute / Hantierer? Zele doch / wie viel sind Könige / Fursten / Graven / Herrn / Stedte / und Flecken. Wo wil man uber drey jar doch gelerte leute nehmen / so all bereit / hin und widder der mangel anhebet? Ich halt warlich / Könige müssen Juristen / Fursten müssen Cantzler / Graven und Herrn müssen schreiber / Burgermeister müssen Küster / werden.

Thut man hie zu nicht anders bey zeit / so müssen wir Tattern und Turcken werden / odder wird widderumb ein ungelerter Locat oder bacchant ein Doctor und Rat zu hofe werden. Darumb halt ich / das nie kein besser zeit gewesen sey zu studiern / denn jtzt / nicht allein des halben / das die kunst jtzt so reichlich und wolfeil fur handen ist / Sondern auch / das gros gut und ehre folgen mus / und die / so zu dieser zeit studiern / werden theure leute sein / da sich noch umb einen gelerten zween Fursten / und drey Stedte / reissen werden / Denn du sihest ja uber dich odder umb dich / so findestu / das unzelige empter auff die gelerten warten / ehe noch zehen jar verlauffen / und doch wenig sind / die da zu gezogen werden / Und ist nicht allein solch gros gut auff solche schulen und schuler von Gott bestellet / Ist da zu auch ein ehrlich Göttlich gut / Denn es wird verdienet / durch Göttlichen / ehrlichen stand / mit vielen herrlichen / guten / nützlichen wercken / die Gott gefallen und sein dienst heissen / Da gegen der geitz wanst sein gut mit verachten (sinds nicht auch Gottlsoe und sundliche werck) und mit feindseligen wercken erwirbt / dar jnn er kein frolich gewissen haben / auch nicht sagen kan / das es Gotte gedienet heisse / Nu wolt ich ja lieber zehen gulden verdienen mit einem werck / das nicht Gottes dienst heisse / sondern allein mein eigen nutz und Mammon were.

Uber solchs ehrlich gut / haben sie auch ehre / Denn Cantzler / Stadschreiber / Juristen und das volck jnn seinen ampten / mus mit oben an sitzen / helffen raten und regieren / wie droben gesagt ist / und sie sind mit der that die herrn auff erden / obs sie es wol der person / geburt und stands halben nicht sind / Denn Daniel spricht / Er habe des Königs werck müssen thun / Und ist auch war / Ein Cantzler mus Keiserliche / Königliche / Furstliche werck odder geschefft aus richten / Ein Stadschreiber mus des Rats und der stad werck thun / Und das alles mit Gott und mit ehren / dazu Gott segen / gluck und heil gibt / Und was ist ein Keiser / König / Furst selbs / wenn sie nicht kriegen / sondern mit dem recht regiern / denn eitel Schreiber odder Juristen / so man nach dem werck da von redet? Denn sie gehen ja mit dem recht umb / welchs ist ein Juristisch und Schreiberisch werck / Und wer regirt land und leute / wenn friede und nicht krieg ist? Thuns die reissigen odder feld heubt leute? Ich meine ja 7 es thu die schreibfedder / Was macht nu jnn des / der geitz wanst / mit seinem Mammon? der zu solchen ehren nicht kömet / und beschmutzt sich die weil / mit seinem rost fressigem gelde?

Also rhumet der Keiser Justinianus selbs / Oportet maiestatem jmperatoriam / non solum armis decoratam / sed etiam legibus armatam esse / Keiserliche maiestet (spricht er) mus nicht allein mit harnsch odder woffen gezieret / sondern auch mit Rechten geharnscht oder gerustet sein. Da sihe / wie ebenteuerlich verkeret dieser Keiser seine wort / das er die Rechte nennet / seinen harnsch und woffen / und die woffen / nennet er seinen schmuck und zierde / wil seine Schreiber auch zu Kurisser und kriege rmachen / und ist warlich fein geredt / Denn die Rechte sind auch warlich der rechte harnsch und woffe / die land und leute / ja das Reich und welltlich regiment / erhalten und schirmen / wie droben gnugsam erzelet ist / das weisheit besser sey denn macht / Und sind auch die frumen Juristen die rechten Kürisser / die den Keiser und Fursten bewaren / Welcher sprüche viel / auch aus den Poeten und Historien zu furen werden / aber es wird zu lang / Salomon rhumet selbs Ecclesiastis. 9. das ein armer man habe eine stad durch seine / weisheit errettet widder einen mechtigen König.

Nicht das ich hie mit / den kriegern / reissigen / und was zum streit gehöret / wolle abgebrochen / veracht odder verworffen haben / Sie helffen auch (wo sie gehorsam sind) friede und alles schützen mit der faust / Ein jglichs hat seine ehre von Gott so wol / als seine ordenung und werck. Ich mus aber mein handwerck auch ein mal preisen / weil mir die nachbarn / so ubel geraten sind / und veracht wil werden / gleich wie auch Sanct Paulus sein ampt jmer dar preiset / das etliche meinen er thu zu viel / und sey hoffertig / Wer die faust und kriegs leut loben und ehren wil / der findet gnug / da mit sie zu loben sind / so habe ichs auch jnn andern büchlin (hoff ich) redlich und weidlich gethan. Denn es gefallen mir die Juristen und Schreiberlinge auch nichts / die sich also loben / das sie andere stende verachten odder spotten / als weren sie es alleine / und tüchte sonst niemand jnn der welt denn sie / wie die Schürlinge bis her auch gethan sampt dem gantzen Bapstum / Man sol alle stende und werck Gottes auffs hohest loben / als man jmer kan / und keins umb des andern willen verachten / denn es stehet geschrieben Confessio et magnificentia opus eius / Was Gott macht / das ist hübsch und fein / Und aber mal / Psalm 104. Gott gefallen seine werck wol. Und sonderlich sollen prediger / den leuten / und Schulmeister den knaben und Elter den kindern / solche gedancken von jugent auff ein bilden / das sie wol lernen / welche stende und empter Gottes heissen odder von Gott geordnet sind / Wenn sie es denn nu wissen / das sie ja keinen verachten / spotten noch ubel da von reden / sondern alle sampt ehren und herrlich da von halten / das gefellt Gott wol / und dienet zu fride und einigkeit / Denn Gott ist ein grosser Herr / hat mancherley haus gesinde.

Widderumb findet man auch ettliche Scharrhansen / die sich lassen düncken / der name Schreiber sey kaum wird / das sie jhn nennen oder hören sollen / Wolan / da kere dich nicht an / dencke also / die guten gesellen müssen auch ettwa eine kurtzweile und lust haben. So las doch diese lust sein / Du bleibst dennoch wol ein Schreiber fur Gott und der wellt / Wenn sie lange scharren / so sihestu dennoch / das sie die fedder auffs aller hohest da gegen ehren / setzen sie oben auff hut und hellm / als sollten sie mit der that bekennen / das die fedder sey das oberst jnn der wellt / on welche / sie auch nicht geruft zum streit / noch jm friden da her gehen kündten / viel weniger so sicher scharren / Denn sie müssen auch des friedes brauchen / den des Keisers prediger und lerer (die Juristen) leren und erhalten / Darumb so sihestu / das sie unsers handwercks zeug / die liebe fedder / zu oberst setzen (und billich) da sie jhrs hand wercks zeug / das schwert / umb die lenden gurten / da hengets auch fein und wol zu jhrem werck / Auff dem kopff stünd es nicht wol / da mus die fedder schweben / Haben sie gesundigt an dir / wolan so büssen sie hie mit / und sollts jhn vergeben.

Doch weil ich so eben drauff kome / das die Schreiberey so feindselig ist / bei vielen Hansen / denn sie wissen odder achtens nicht / das ein Göttlich ampt und werck ist / sehen auch nicht / wie not und nütz es der wellt sey / Und wenn sie es (da Gott fur sey) sehen würden / so were es mit allen sachen zu lange geharret / So soltu also thun / Las sie faren und sihe dich umb / nach seinen frumen Eddel leuten / als Graue George von Werdheim / seliger / Herr Hans von Schwarzenberg / Herr George von Fronsberg und der gleichen seligen (Ich wil der lebendigen schweigen) An den selbigen labe und tröste dich / und dencke. Gott ehret umb eines mannes Lot willen / die gantze stad Zoar / und umb eines Naaman willen / das gantz land Syria / und umb eines Josephs willen / das gantze Königreich Egypten / Warumb woltestu nicht auch den gantzen Adel ehren / umb vieler redlicher eddel leute willen / der du on zweivel viel fur dir hast / Und wenn du die selbigen ansihest / mustu dencken / Es sey kein böser mehr da / Wie köme der schöne baum / der liebe Adel dazu / das nicht auch unzeitige früchte da von fallen / und ettliche nicht auch wormstichig odder wartzicht sein sollten / Der baum ist darumb nicht verdampt noch böse. Also thun die kinder Gottes / Denn Gott selbs / verschonet dem gantzen menschlichem geschlecht / umb eines menschen willen / der Jhesus Christus heist / Solt er die menschen ansehen allein / so were eitel zorn da / Doch sol predig ampt und weltlich oberkeit solchs nicht thun / das sie kein böses wollten achten noch ansehen / Denn die sollen die bösen straffen / jhenes mit dem wort / dis mit dem schwert / Ich rede jtzt mit eintzelnen personen / als mit Christen / das sie lernen sollen unterscheiden / was Gotts werck sey und was menschen bosheit sey / Es sind jn allen Göttlichen ampten und stenden viel böser menschen. Aber der stand ist und bleibt dennoch gut / wie hoch auch die menschen des misbrauchen / Man findet viel böser weiber / viel falscher knecht / viel untrewer megde / viel schedlicher Amptleute und Rethe / Aber nichts deste weniger / ist Frawen stand / Knecht und Magd stand / und alle ampt / gleich wol Gottes stifft werck und ordnung / Die sonne bleibt gut / ob wol die gantze wellt der selbigen missebraucht / einer zu rauben / einer zu morden / einer dis / der ander das ubel auszurichten / Und wer kundte etwas ubels thun? wo jhm die sonne nicht da zu leuchtet / die erde trüge und ernerete / die lufft erhielte / Und Gott selbs jhm so behütet? Es heisst und bleibt / Omnis creatura subiecta est vanitati / sed non volens / Roma. 8.

Es meinen wol ettliche / das Schreiber ampt sey ein leicht geringe ampt / Aber jm harnissch reiten / hitz / frost / staub / durst und ander ungemach leiden / das sey eine erbeit / Ja das ist das allte gemein teglich liedlin / das keiner sihet / wo den andern der schuch druckt / Jderman fulet allein sein ungemach / und gaffet auff des andern gut gemach. War ists / Mir were es schweer jm harnissch zu reiten / Aber ich wolt auch gern widderumb den reuter sehen / der mir kundte einen gantzen tag still sitzen / und jnn ein buch sehen / wenn er schon nichts sorgen / tichten / dencken / noch lesen solt / Frage einen Cantzel schreiber / Prediger und Redenere / was schreiben und reden fur erbeit sey / frage einen Schulmeister / was leren und knaben zihen fur erbeit sey. Leicht ist die schreibfedder / das ist war / ist auch kein handzeug unter allen handwercken bas zu erzeugen / denn der schreiberey / denn sie bedarff allein der gense fittich / der man umb sonst allent halben gnug findet / Aber es mus gleich wol ddas beste stücke (als der kopff) und das edleste gelied (als die zunge) und das hohest werck (als die rede) so am menschen leibe sind / hie her halten und am meisten erbeiten / da sonst bey andern entweder / die faust / fuss / rucken odder der gleichen glied allein erbeiten / und können da neben frölich singen und frey schertzen / das ein schreiber wol lassen mus / Drey finger thuns (sagt man von Schreibern) Aber gantz leib und seel erbeiten dran.

Ich hab von dem löblichen theuren Keiser Maximilian hören sagen / Wenn die grossen Hansen drumb murreten / das er der Schriber so viel brauchte zu Bottschafften und sonst / das er sol gesagt haben / Was sol ich thun? sie wollen sich nicht brauchen lassen / so muss ich Schreiber da zu nehmen? Und weiter / Ritter kan ich machen / Aber Doctor kan ich nicht machen / So hab ich auch von einem feinen Eddel man gehöret / das er sagt / Ich wil meinen son lassen studieren / Es ist nicht grosse kunst zwey bein uber ein ross hengen und reuter werden / das hat er mir bald gelernt / und ist fein und wol geredt / Das wil ich aber mal nicht zu verachtung / des reissigen standes noch einiges andern standes / sondern widder die losen Scharr hansen gesagt haben / die alle lere und kunst verachten / und nicht rhumen können / denn das sie harnissch furen / und zwey bein uber ein ross hengen / wie wol sie solchs selten thun müssen / und da fur das gantze jar / gemach / lusst / freude / ehre und guts gnug haben / Es ist wol war / kunst ist leicht zu tragen (sagt man) und harnissch schweer zu tragen / Aber widderumb ist harnissch furen bald gelernt. Aber kunst ist nicht bald gelernt / und nicht leicht zu uben und zu brauchen.

Und das ich dieses gewesschs ein mal ein ende mache / So sollen wir wissen / das Gott ein wünderlicher Herr ist / Sein handwerck ist / aus bettler Herrn machen / gleich wie er aus nichte alle ding macht / Solch handwerck wird jhm niemand legen noch hindern / Er lessts gar herrlich jnn aller wellt von sich singen Psalm. 112. Wer ist wie der HERR / der so hoch sitzt und so tieff hernidder sihet? Der den geringen auffricht aus dem staube / und erhöhet den armen aus dme kot / Das er jhn sitzen lasse unter den Frusten / ja unter den Fursten seines volcks. Siehe dich umb / jnn aller Könige und Fursten höfe / und jnn Stedte und Pfarhen / was gillts ob nicht dieser Psalm mit vielen starcken exempeln drinnen regieret? da wirstu finden/ Juristen / Doctores / Rethe / Schreiber / Prediger / die gemeiniglich arm gewest / und ja gewislich allzumal Schüler gewest sind / und durch die fedder so empot geschwungen und auff geflogen / das sie herrn sind / wie dieser Psalm sagt / und / wie die Fursten / land und leute regiern helffen / Gott wills nicht haben / das geborne Könige / Fursten / Herrn und Adel / sollen allein regieren und herrn sein / Er wil auch seine Betler da bey haben / Sie dechten sonst / die Eddel geburt macht alleine Herrn und regenten / und nicht Gott alleine.

Man spricht / und ist die warheit / Der Bapst ist auch ein schüler gewest. Darumb verachte mir nicht die gesellen / die fur der thur / Panem propter Deum sagen / und den brot reihen singen / du hörest (wie dieser Psalm sagt) grosse Fursten und Herrn singen. Ich bin auch ein solcher parteken hengst gewest / und hab das brot fur den heusern genomen / sonderlich zu Eisenach jnn meiner lieben stad / wie wol mich hernach mein lieber Vater / mit aller lieb und trew / jnn der hohen schulen zu Erffort hielt / und durch seinen sauren schweis und erbeit / da hin geholffen hat / da ich hin komen bin / Aber dennoch bin ich ein partecken hengst gewest / Und nach diesem Psalm / durch die schreib fedder so fern komen / das ich jtzt nicht wolt mit dem Türckisschen Keiser beuten / das ich sein gut solt haben / und meiner kunst emperen / Ja ich wolt der wellt gut / viel mal geheufft / nicht da fur nehmen / Und were doch on zweivel nicht da hin komen / wo ich nicht jnn die schule und jns Schreiber handwerck were geraten.

Darumb las deinen son gestrost studirn / und solt er auch die weil nach brot gehen / so gibstu unserm Herr Gott / ein feines höltzlin / da er dir einen Herrn aus schnitzen kan / Es wird doch da bey bleiben / das dein und mein son / das ist / gemeiner leute kinder / werden die welt müssen regiern beide jnn geistlichem und weltlichem stande / wie dieser Psalm zeuget / Denn die reichen geitz wanste könnens und wollens nicht thun / Sie sind des Mammon Cartheuser und Munche / des müssen sie tag und nacht warten / So vermügens die gebornen Fursten und Herrn alleine nicht / Und sonderlich vermügen sie das gistlich ampt gar nichts verstehen / Also mus wol beide regiment auff erden / bleiben bey den armen mittelmessigen und gemeinen leuten / und bey jhren kindern.

Und kere dich nichts dran / das jtzt der gemeine geitz wanst / die kunst so hoch veracht / und sprechen / Ha / wenn mein son / deudsch schreiben / lesen und rechen kan / so kan er gnug / Ich wil jhn zum Kauffman thun / Sie sollen jnn kürtz / so körre werden / das sie einen gelerten / gern aus der erden zehen ellen tieff mit den fingern grüben / Denn der kauffman sol mir nicht lange kauffman sein / wo die predigt und Recht fallen / das weis ich fur war / Wir Theologen und Juristen / müssen bleiben / odder sollen allesampt mit uns untergehen / das wird mir nicht feilen / Wo die Theologen wenden / da wendet Gottes wort / und bleiben eitel Heiden / ja eitel teuffel / Wo die Juristen wenden / da wendet ddas Recht sampt dem friede / und bleibet eitel raub / mord / frevel und gewallt / ja eitel wilde thiere. Was aber der kauffman werben und gewinnen wird / wo fride wendet / das wil ich jhm als denn sein register sagen lassen / Und wie nütze jhm als denn alle sein gut sein wird / wo die predigt fellet / das sol jhm sein gewissen wol zeigen.

Und ist jnn sonderheit verdrieslich / das solche ungeschliffen / unchristliche wort die reden / so gantz Evangelisch sein wollen / wissen jderman zu meistern und zu uberschreien mit der schrifft / Und gonnen die weil weder Gott selbs / noch jhren eigen kindern / so viel ehre odder guts / da sie die selbigen zur shculen zögen / da mit sie zu solchen herrlichen Göttlichen stenden / Gott und der wellt zu dienen / komen möchten / die sie doch gewis fur augen sehen / gestifft / bereit und wol versorget mit gut und ehren / Sondern wenden sie da von / und stossen sie jnn des Mammon dienst / da sie doch nicht gewisses fur augen haben / da zu voller fahr / beide / leibs / guts und der seelen sein müssen / und uber das / da nicht ein Gottesdienst ist noch sein kan.

Hie solltich auch erzelen / wie viel gleerten man haben mus / jnn der ertzney und andern freyen künsten / Von welchen beiden stücken wol ein gros buch zu schreiben / und ein halb jar da von zu predigen / were. Wo wollten Prediger und Juristen und Ertzte her komen / wo nicht die Grammatica und ander rede künste fur handen weren? Aus diesem brunne / müssen sie alle her fliessen. Aber es wil mir jtzt zu lang und zu viel werden. Das sage ich kürtzlich / Einen vleissigen frumen Schulmeister odder Magister / odder wer es ist / der knaben trewlich zeucht und leret / dem kan man nimer mehr gnug lohnen / und mit keinem gelde bezalen / wie auch der Heide Aristoteles sagt. Noch ists bey uns so schendlich veracht / als sey es gar nichts / und wollen dennoch Christen sein / Und ich / wenn ich vom predig ampt und andern sachen ablassen kundte / odder müste / So wolt ich kein ampt / lieber haben denn Schulmeister odder knaben lerer sein. Denn ich weis / das dis werck / nehest dem Predig ampt das aller nützlichst / grössest und beste ist / Und weis da zu noch nicht / welchs unter beiden das beste ist / denn es ist schweer alte hunde bendig / und alte schelcke frum zu machen / dar an doch das predig ampt erbeit / und viel umbsonst erbeiten mus / Aber die iungen bewmlin kan man besser biegen und ziehen / ob gleich auch ettliche druber zu brechen . Lieber / lass es der höchsten tugent eine sein auff erden / frembden leuten jhre kinder trewlich zihen / welchs gar wenig und schier niemand thut an seinen eigenen.

Das aber die Ertzte herrn sind / das sihet man fur augen wol / Und das man jhr auch nicht emperen kan / leret die erfarung wol / Das es aber der wellt ein nützlicher / tröstlicher / heilsamer stand / da zu ein angenemer Gottes dienst sey / von Gott geschaffen und gestifft / gibt nicht allein das werck an jhm selber / Sondern zeugt auch die schrifft Ecclesi 38. da schier ein gantz Capitel von den Ertzten da her rhumet / und spricht / Du solt den Artzt ehren / denn man kan sein nicht geraten / und Gott hat jhn gestifft / Denn alle ertzney ist von Gott / Die kunst des Artztes bringt jhn zu ehren / und er wird fur den grossen herrn wird gehalten / Gott hat die ertzney aus der erden geschaffen / und kein vernünfftiger mensch ist / der sie veracht / Denn gleich wie zur zeit Mose / das bitter wasser vom holtze susse ward / Also hat er wollen auch hierin den menschen kund thun / was ertzney vermag / Und hat solche kunst darumb auch den menschen gegeben / das man seine wunder preisen solle / Denn hie mit kan der Artzt / allerley schmertzen lindern / und viel susser guter confect machen / und salben zu richten / da von die krancken gesund werden / und solcher seiner werck ist kein zal. Wolan es ist mir jtzt zu viel / die Prediger können alle diese stücke wol reichlicher aus streichen / und den leuten ein bilden / was schadens und nutzs sie hie schaffen können / der gantzen wellt und unsern nach komen / besser / denn ichs schreiben kan.

Ich wils hie lassen bleiben / Und einen jglichen / der hie zu helffen kan / trewlich vermanet und gebeten haben / Denn gedenck doch selbs / wie viel güter dein Gott dir umb sonst gegeben und noch teglich gibt / Nemlich leib und seel / haus / hoff / weib und kind / da zu weltlichen fride / dienst und brauch aller seiner Creatur jnn himel und erden / Uber das alles / auch das Evangelion und predig ampt / tauffe / Sacrament und den gantzen schatz seines sons und seines geists / nicht allein on dein verdienst / sondern auch on deine köst und mühe / Denn du darffest jtzt weder Schulen noch Pfarhen erneeren / wie du doch nach dem Evangelio wol schuldig werest. und du solltest noch ein solcher verfluchter / undanckbar schelm sein / das du nicht wolltest ein kind da her geben / das zu solchen gaben Gottes zu erhalten erzogen wurde / Alles und alles umb sonst haben / und nicht ein tröpfflin danck erzeigen / sondern Gottes reich und der seelen heil lassen untergehen / und helffen zu boden stossen.

Solt Gott hieruber nicht zornig werden? Solt nicht theurzeit komen? Solt nicht Pestilentz / Schweis / Frantzosen und ander plagen uns finden? Sollten nicht verblendte leute / wilde / wüste Tyrannen regieren? Solt nicht krieg und hadder entstehen? Solt nicht böse regiment jnn deudschen landen werden? Solt nicht Turck und Tattern und plundern? Ja es were nicht wunder / das Gott beide thur und fenster jnn der hellen auff thet / und liesse unter uns eitel Teuffel schneien und schlacken / odder liesse vom himel regen / schwefel und hellisch feur / und versenckt uns alle sampt jnn abgrund der hellen / wie Sodoma und Gomorra / Denn hette Sodoma und Gomora so viel gehabt / so viel gehöret odder gesehen / sie stunden freilich noch heutigs tags / Denn sie sind das zehend teil nicht so böse gewest / als jtzt deudsch land ist / Denn sie haben Gottes wort und predig ampt nicht gehabt / So haben wirs umb sonst / und stellen uns / als die da wollten das beide / Gott / sein wort / alle zucht und ehre untergieng / Und zwar fahen die Rotten geister / mit Gottes wort unter zu drucken / redlich an / So greiffts der Adel und die reichen auch weidlich an / zucht und ehre zu störtzen / auff das wir leute werden wie wir verdienet haben.

Denn / das wir das Evangelion und predig ampt / haben / was ists anders / denn blut und schweis unsers Herrn? Er hats ja durch seinen engstlichen blutigen schweis erworben / durch sein blut und Creutz verdienet und uns geschenckt / habens gar umb sonst / und nichts drumb gethan noch gegeben. Ach Herr Gott / wie hertzlich bitter und saur ists jhm worden? Wie freundlich und gern hat ers dennoch gethan? Wie viel haben die lieben Apostel und alle heiligen druber gelitten? auff das es bis auff uns komen möchte? Wie viel sind zu unser zeit druber getödtet? Und das ich mich auch ruhme / wie manch mal hab ich den tod druber müssen leiden / und ist mir auch so hertzlich saur worden/ und noch wird / auff ds ich meinen deudschen hierinn dienet / Aber alles nichts gegen dem / das Christus Gottes son unser liebes hertz / dran gelegt hat / Und sol nu nicht anders da mit verdienet haben bey uns / denn das ettliche solch sein theur erworben ampt / verfolgen / verdamnen / lestern / unter alle Teuffel hinuntern / Die andern aber / die hand abzihen / weder Pfarher noch Prediger neeren / noch etwas da zu geben / das doch er halten wurde / Uber das / die kinder auch da von wenden / auff das solch ampt ja bald zu boden gehe / und Christus blut und marter umb sonst sey / Und dennoch sicher da hin gehen / kein gewissen / kein rew noch leid / fur solche hellische und mehr denn hellische undanckbarkeit und viel unaussprechliche sunde und laster / haben / Kein furcht noch schew fur Gottes zorn / kein lust noch liebe / zu dem lieben Heilande / fur sein saur schwere marter / erzeigen / sondern wollen mit solchen schrecklichen greweln / da zu noch Evangelisch und Christen sein.

Wenns so sol jnn deudschen landen gehen / So ist mirs leid / ds ich ein deudscher geborn bin / odder jhe deudsch geredt odder geschrieben habe / Und wo ichs fur meinem gewissen thun kundt / wolt ich widder dazu helffen und raten / das der Bapst mit allen seinen greweln widderumb uber uns komen muste / und erger drücken / schenden und verderben / denn zuvor jhe geschehen ist. Vor hin da man dem Teuffel dienete und Christus blut schendete / da stunden alle beutel offen / und war des gebens zu kirchen / schulen und allen greweln kein masse / da kundte man kinder jnn klöster / stifft / kirchen / schulen / treiben / stossen und zwingen mit unsaglicher kost / das alles verloren war / Nu man aber rechte schulen und rechte kirchen sol stifften / ja nicht stifften / sondern allein erhalten jm gebew / Denn Gott hatts gestifftet und gnug da zu geben / auch zu erhalten / und wir wissens / das Gottes wort ist / und das es die rechte kirche gebawet heisst / Christus blut und marter geehret / Da sind alle beutel mit eisern kethen zu geschlossen / da kan niemand zu geben / Und uber das / auch die kinder da von reissen / und jhn nicht gönnen / das sie doch von der kirchen (da wir nichts zu geben) erneeret würden / und zu solchen heilsamen emptern / dar jnn sie doch auch zeitlich / on jhr zuthun / versorget sind / komen möchten Gott zu dienen / Christus blut und marter zu ehren und zu erhalten / Sondern stossen sie lieber dem Mammon jnn den rachen / und tretten Christus blut die weil mit füssen / und sind dennoch gute Christen.

Ich bitte Gott / umb ein gnedigs stündlin / das er mich vo hinnen neme / und nicht sehen lasse den jamer / so uber deudsch land gehen mus / Denn ich hallt / wenn zehen Mose stunden und / fur uns betten / so würden sie nichts aus richten / So fule ichs auch / wenn ich fur mein liebes deudsch land beten wil / das mir das gebet zu ruck prallet / und wil nicht hinauff dringen / wie es sonst thut / wenn ich fur ander sachen bitte / Denn es wil werden / das Gott wird Lot erlösen / und Sodoman versencken / Gott gebe / das ich liegen müsse / und jnn diesem stücke ein falscher Prophet sey / Welchs geschehen wurde / so wir uns besserten / und unsers Herrn wort und sein theures blut und sterben anders ehreten / denn bis her geschehen / Und dem iungen volck zu den Göttlichen ampten (wie gesagt ist) hülffen und erzögen.

Ich halt aber / das auch die oberkeit hie schuldig sey die unterthanen zu zwingen / jhre kinder zur schulen zu halten / sonderlich die / da von droben gesagt ist. Denn sie ist warlich schuldig / die obgesagten empter und stende zu erhalten / das Prediger / Juristen / Pfarher / Schreiber / Ertzte / Schulmeister / und der gleichen bleiben / denn man kan der nicht emperen / Kan sie die unterthanen zwingen / so da tüchtig da zu sind / das sie müssen spies und büchsen tragen / auff die mauren lauffen / und anders thun / wenn man kriegen sol / Wie viel mehr kan und sol sie hie die unterthan / zwingen / das sie jhre kinder zu Schulen halten / weil hie wol ein erger krieg fur han den ist mit dem leidigen teuffel / der da mit umb gehet / das er Stedte und Furstenthum wil so heimlich aus saugen / und von tüchtigen personen leer machen / bis er den kern gar aus geboret / eine ledige hülfen da lasse stehen / von eitel unnutzen leuten / da er mit spielen und gaugeln könne / wie er wil / Das heisset freilich eine stad odder land / aus gehungert / und on streit / jnn sich selbs verderbt / ehe man sich umbsihet. Thut doch der Turck wol ein anders / und nimpt das dritte kind jnn seinem gantzen reich / und zeuchts wo zu er wil. Wie viel mehr sollten unser herrn doch ettliche Knaben nehmen / zur Schulen / so doch da mit den Eltern das kind nicht genomen, sondern zu jhrem besten / und zu gemeinem nutz erzogen wurde, zu dem ampt / da jhm gnug geben wird.

Darumb wache hie / wer wachen kan / Die oberkeit / wo sie einen tüchtigen knaben sihet / das sie den zur schulen halten lasse / Ist der vater arm / so helffe man mit kirchen gütern da zu. Hie sollten die reichen jhre testament zu geben / wie denn die gethan haben / die ettliche stipendia gestifft haben / das hiesse recht zur kirchen dein gellt bescheiden. Hie lösestu nicht der verstorbenen seelen as dem fegfeur / sondern / hilffest durch erhaltung der Gottlichem empter / beide / den lebendigen und den zukunfftigen die noch nicht geboren sind / das sie nicht hinein jns Fegfeur komen / ja das sie aus der hellen erlöset werden und gen himel faren / und die lebendigen / das sie friede und gemach haben / Das möchte ein loblich / Christlich testament sein / da hette Gott lust zu und gefallen dran / und wurde dich widderumb segen und ehren / das du auch lust und freude an jhm haben wurdest. Wolan / jhr lieben deudschen / Ich habs euch gnug gesagt / jhr habt ewrn Propheten gehört. Gott gebe uns / das wir seinem wort folgen / zu lob und danck unserm lieben Herrn / fur sein theurs blut fur uns so mildiglich dar gestreckt / Und behuete uns fur dem grewlichen laster / der undanckbarkeit und vergessung seiner wolthat / AMEN.

Gedruckt zu Wittemberg durch Nickel Schirlentz.

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