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Luther, Martin - Mat. 9,2

Luther, Martin - Mat. 9,2

Sey getrost mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Matth. 9, 2.

Fragst du nun, woher die Gerechtigkeit komme, oder wodurch sie zuwege gebracht oder erworben sey? Antwort: Daher kömmt sie, daß Jesus Christus, Gottes Sohn, vom Himmel kommen und Mensch worden, für unsere Sünden gelitten hat und gestorben ist. Das ist die Ursach, das Mittel und der Schatz, durch welchen und um welches willen uns die Vergebung der Sünden und Gottes Gnade geschenket ist; denn solcher Schatz kömmt nicht zu uns ohne Mittel oder Verdienst. Aber weil wir alle, als in Sünden geboren und Gottes Feinde, nichts, denn ewigen Zorn und Hölle verdienet haben, daß alles, was wir sind und vermögen, verdammt ist, und keine Hülfe noch Rath, daraus zu kommen; denn die Sünde ist zu schwer, daß sie keine Creatur auslöschen, und der Zorn so groß, daß ihn niemand stillen noch versöhnen konnte; darum mußte ein anderer Mann an unsere Statt treten, nämlich Jesus Christus, Gott und Mensch, und durch sein Leiden und Tod für die Sünde genug thun und bezahlen. Das ist die Kost, so darauf gelegt und an uns gewendet ist, dadurch die Sünde und Gottes Zorn ist ausgelöschet und weggenommen, der Vater versöhnet und uns zum Freunde gemacht.

Solches wissen und glauben auch allein die Christen , und hier theilen sie sich von allem andern Glauben und Gottesdienst auf Erden. Denn die Juden, Türken, falsche Christen und Werkheiligen rühmen auch, daß Gott barmherzig sey, und ist kein Mensch auf Erden, der nicht wisse von Gottes Gnade zu sagen; und fehlen doch alle, daß sie keine Gnade und Vergebung der Sünde erlangen. Das machet, sie wissen nicht, wie man dazu komme, das ist, sie haben den Schatz nicht, in dem sie lieget, und daher sie fleußt, fahren in ihrer Blindheit und wollens mit ihrem Thun, strengen Leben und eigner Heiligkeit ausrichten, damit sie nur Gottes Zorn und Ungnade schwerer machen.

Darum ist noth, daß wir diesen Schatz lernen recht treffen, und die Vergebung suchen, da sie zu suchen ist; das ist, daß wir den Herrn Jesum Christum wohl lernen kennen, ergreifen und halten. Denn es ist beschlossen, daß ohne und außer dem Christo niemand vor Gott kommen, keine Gnade finden, noch der allergeringsten Sünde Vergebung erlangen soll. Denn weil du ein Sünder bist und ohne Unterlaß bleibest, so ist dein Gewissen da und verdammt dich, hält dir Gottes Zorn und Strafe vor, daß du keine Gnade sehen kannst. Daß sie aber dir vergeben werde, wirst du, wie gesagt, nicht in deinem Busen finden, damit du bezahlest, noch etwas aufbringen, darum dich Gott ansehen und das Register auslöschen solle: Wenn du aber Christum ergreifest, als der für dich dahin getreten, deine Sünde auf sich genommen und sich dir zu eigen gegeben hat mit alle seinem Verdienst und Gütern, so kann keine Sünde etwas wider dich vermögen. Bin ich ein Sünder, so ist er heilig und ein Herr über Sünde, Tod, Teufel und Hölle, daß keine Sünde mir schaden kann, weil er mir als meine Gerechtigkeit und Seligkeit geschenket ist.

Also haben wir wohl eitel Gnade und Vergebung aller Sünden; aber nirgend, denn durch und in dem einigen Christo, da muß es allein gesucht und geholet werden. Wer nun mit irgend einem Werk vor Gott kommt, das er solle ansehen und etwas gelten lassen, Gnade zu erlangen, der wird anlaufen und den Kopf zerstoßen, ja für Gnade eitel Zorn auf sich laden. Daher stehest du, daß alle andere Mittel und Wege verdammt sind als Teufelslehre, dadurch man die Leute führet und weiset auf ihre eigene Werke oder anderer Heiligkeit und Verdienst; als da sind der Heiligen Exempel, die strenge Leben und Orden geführet, viel gelitten und lange gebüßet., als auch die gethan haben, so die Leute in Todesnöthen getröstet und vermahnet, den Tod willig zu leiden für ihre Sünde. Denn es heißet, den Herrn Christum verleugnet, ja geschmähet und gelästert, wer sich unterstehet, etwas anders wider die Sünde zu setzen, und selbst auch Sünde zu büßen, als gelte Christi Blut nicht so viel als unsere Buße und Genugthuung, oder als wäre sein Blut nicht genug, alle Sünde auf Erden zu vertilgen.

Darum willst du der Sünde los werden, so laß nur anstehen, Werke und Genugthuung zu suchen und vor Gott zu tragen, sondern kreuch allein unter und in den Christum, als den, der deine Sünde von dir genommen und auf sich geladen hat, daß du nicht dürfest dich mit ihr schlagen noch etwas zu schaffen haben; denn er ist das Lamm Gottes, spricht Johannes C. I, 29, das der Welt Sünde trägt; und ist kein anderer Name unter dem Himmel, wie Petrus Apg. 4, 12. sagt, darinn wir können selig werden.

Quelle: Kraußold, Lorenz - Das Betbüchlein Lutheri

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