Luther, Martin - Bericht von dem Namen GOttes, HERR...

Luther, Martin - Bericht von dem Namen GOttes, HERR...

und Deutscher Dolmetschung in der Vorrede über die fünf Bücher Mosis An. 1523.

1. Es soll auch wissen, wer diese Bibel lieset, daß ich mich geflissen habe, den Namen GOttes, den die Jüden Tetragrammaton heissen, mit grossen Buchstaben auszuschreiben, nemlich also, HERRE, und den andern, den sie heissen, Adonai, halb mit grossen Buchstaben, nemlich also, HErr. Denn unter allen Namen GOttes werden diese zween allein dem rechten wahren GOtt in der Schrift zugeeignet, die andern aber werden oft auch den Engeln und Heiligen zugeschrieben. Das habe ich darum gethan, daß man damit gar mächtiglich schliessen kann, daß Christus wahrer GOtt ist, weil ihn Jeremias c. 23,6. HERR nennet, da er spricht: Sie werden ihn heissen HErr, unser Gerechter. Also an mehr Orten deßgleichen zu finden ist.

2. Hiermit befehle ich alle meine Leser Christo, und bitte, daß sie mir helfen bey GOtt erlangen, diß Werk nützlich hinaus zu führen. Denn ich bekenne frey, daß ich mich zu viel unterwunden habe, sonderlich das Alte Testament zu verdeutschen. Denn die Ebräische Sprache liegt, leider, zu gar darnieder, daß auch die Jüden selbst wenig gnug davon wissen, und ihren Glossen und Deuten (das ich versucht haben,) nicht zu trauen ist. Und achte, soll die Bibel hervorkommen; so müssen wirs thun, die Christen sind, als die den Verstand Christi haben, ohne welchen auch die Kunst der Sprache nichts ist. Welches Mangels halben viel der alten Dolmetscher, auch Hieronymus, an viel Orten gefehlet haben. Ich aber, wiewol ich mich nicht rühmen kann, daß ich alles erlangt habe, darf ich doch das sagen, daß diese Deutsche Bibel lichter und gewisser ist an vielen Orten, denn die Lateinische; daß es wahr ist, wo die Drucker sie mit ihrem Unfleiß (wie sie pflegen,) nicht verderben, hat gewißlich hier die Deutsche Sprache eine bessere Bibel, denn die Lateinische Sprache. Deß beruffe ich mich auf die Leser.

3. Nun wird sich auch der Koth an das Rad hängen, und wird keiner so grob seyn, der hier nicht wolle Meister über mich seyn, und mich hier und da tadeln. Wolan, die lasse ich fahren. Ich habe es von Anfang wohl bedacht, daß ich ehe zehen tausend finden wollte, die meine Arbeit tadeln, ehe ich einen fünde, der mir das zwanzigste Theil nachthäte. Ich wollte auch gar gelehrt seyn, und meine Kunst köstlich beweisen, wenn ich sollte St. Hieronymi lateinische Bibel tadeln. Aber er sollte mir auch wol wiederum Trotz bieten, daß ichs ihm nachthäte. Ist nun jemand so fast über mich gelehrt, der nehme ihm die Bibel ganz vor zu verdeutschen, und sage mir darnach wieder, was er kann. Macht ers besser, warum sollte man ihn nicht mir vorziehen? Ich meynete auch, ich wäre gelehrt, und weiß mich auch gelehrter, denn aller hohen Schulen Sophisten, von GOttes Gnaden: Aber nun sehe ich, daß ich auch noch nicht meine angeborne Deutsche Sprache kan. Ich habe auch noch bisher kein Buch noch Brief gelesen, da rechte Art Deutscher Sprache innen wäre. Es achtet auch niemand, recht Deutsch zu redne, sonderlich die Herren Canceleyen und die Lumpenprediger und Puppenschreiber, die sich lassen dünken, sie haben Macht, Deutsche Sprache zu ändern, und dichten uns täglich neue Wörter, behertzigen, behändigen, ersprießlich erschließliche, und dergleichen. Ja, lieber Mann, es ist wohl bethoret und ernarret dazu.

4. Summa, wenn wir gleich alle zusammen thäten, wir hätten dennoch alle genug an der Bibel zu schaffen, daß wir sie ans Licht brächten; einer mit Verstand, der andere mit der Sprache. Denn auch ich nicht allein hierinnen habe gearbeitet, sondern dazu gebraucht, wo ich nur jemand habe mocht überkommen. Darum bitte ich, jedermann lasse sein Lästern, und die armen Leute unverwirret, sondern helfe mir, wo er kann. Will er das nicht, so nehme er die Bibel selbst vor, und mache ihm ein eigen. Denn diejenigen, die nur lästern und zwacken, sind freylich nicht so fromm und redlich, daß sie gerne wollten eine lautere Bibel haben;; sintemal sie wissen, daß sie es nicht vermögen; sondern wollten gerne Meister Klügling in fremder Kunst seyn, die in ihrer eigenen Kunst noch nie Schüler worden sind. GOtt wolle sein Werk vollführen, das er angefangen hat. Amen.

Quelle: Walch - Luthers Schriften, Band 14

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