Luther, Martin - Bekenntniss des Glaubens

Luther, Martin - Bekenntniss des Glaubens

Weil ich sehe, daß des Rottens und Irrens je länger je mehr wird, und kein Aufhören ist des Tobens und Wütens des Satans, damit nicht hinfort bey meinem Leben oder nach meinem Tode, der etliche zukünftig sich mit mir behelfen, und meine Schrift, ihren Irrthum zu stärken, fälschlich führen möchten, wie die Sacraments- und Taufschwärmer anfingen zu thun: so will ich mit dieser Schrift vor Gott und aller Welt meinen Glauben von Stück zu Stück bekennen, darauf ich gedenke zu bleiben bis in den Tod, darinnen (deß mir Gott helfe) von dieser Welt zu scheiden, und vor unsers Herrn Jesu Christi Richterstuhl zu kommen. Und ob jemand nach meinem Tode würde sagen: Wo der Luther jetzt lebte, würde er diesen oder diesen Artikel anders lehren und halten; denn er hat ihn nicht genugsam bedacht: dawider sage ich jetzt als denn, und denn als jetzt, daß ich von Gottes Gnaden alle diese Artikel habe aufs fleissigste bedacht, durch die Schrift und wieder herdurch oftmals gezogen, und so gewiß dieselbigen wollte verfechten, als ich jetzt habe das Sacrament des Altars verfochten. Ich bin jetzt nicht trunken, noch unbedacht, ich weiß, was ich rede, fühle auch wohl, was mirs gilt auf des Herrn Jesu Christi Zukunft am jüngsten Gerichte. Darum soll mir niemand Scherz oder lose Deutung draus machen; es ist mir Ernst. Denn ich kenne den Satan, von Gottes Gnaden, ein groß Theil; kann er Gottes Wort und Schrift verkehren und verwirren, was sollte er nicht thun mit meinen oder eines andern Worten?

Erstlich glaube ich von Herzen den hohen Artikel der göttlichen Majestät, daß Vater, Sohn, heiliger Geist drey unterschiedliche Personen, ein rechter einiger, natürlicher, wahrhaftiger Gott ist, Schöpfer Himmels und der Erden, aller Dinge, wider die Arianer, Macedonier, Sabellianer, und dergleichen Ketzerey, l. Mos. 1.; wie das alles bisher beyde in der Römischen Kirchen und in aller Welt bey den christlichen Kirchen gehalten ist.

Zum andern glaube ich und weiß, daß die Schrift uns lehret, daß die mittele Person in Gott, nämlich der Sohn, allein ist wahrhaftiger Mensch worden, von dem heiligen Geist ohne Manns Zuthun empfangen, und von der reinen heiligen Jungfrau Maria, als von rechter natürlicher Mutter, geboren; wie das auch Sct. Lucas (Cap. 1, 26.) klärlich beschreibet, und die Propheten verkündiget haben, also, daß nicht der Vater oder heiliger Geist sey Mensch worden, wie etliche Ketzer gelehret haben.

Auch daß Gott der Sohn, nicht allein den Leib, ohne Seele (wie etliche Ketzer gelehret), sondern auch die Seele, das ist, eine ganze völlige Menschheit angenommen, und rechter Saamen oder Kind, Abraham und David verheißen, und natürlicher Sohn Maria geboren sey, in aller Weise und Gestalt ein rechter Mensch, wie ich selbst bin, und alle andere, Hebr. 7, 26., außer daß er ohne Sünde, allein von der Jungfrauen, durch den heiligen Geist kommen ist.

Und daß solcher Mensch sey wahrhaftig Gott, als eine ewige, unzertrennliche Person aus Gott und Mensch worden, also, daß Maria, die heilige Jungfrau, sey eine rechte wahrhaftige Mutter, nicht allein des Menschen Christi, wie die Nestorianer lehren, sondern des Sohnes Gottes, wie Lucas Cap„ l, 25. spricht: das Heilige, das in dir geboren wird, soll Gottes Sohn heißen, das ist, mein und aller Herr, Jesus Christus, Gottes und Marien einiger, rechter, natürlicher Sohn, wahrhaftiger Gott und Mensch.

Auch glaube ich, daß solcher Gottes und Marien Sohn, unser Herr Jesus Christus, hat für uns arme Sünder gelitten, sey gekreuziget, gestorben, und begraben, damit er uns von der Sünde, Tod und ewigem Zorn Gottes durch sein unschuldig Blut erloset, und daß er am dritten Tage sey auferstanden vom Tode, und aufgefahren gen Himmel, und sitzet zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters, ein Herr über alle Herren, König über alle Könige und über alle Creaturen im Himmel, auf Erden, und unter der Erden, über Tod und Leben, über Sünde und Gerechtigkeit.

Denn ich bekenne, und weiß aus der Schrift zu beweisen, daß alle Menschen von einem Adam kommen sind, und von demselbigen durch die Geburt mit sich bringen und erben den Fall, Schuld und Sünde, die derselbige Adam im Paradies durch des Teufels Bosheit begangen hat, und also sammt ihm allzumal in Sünden geboren, leben und sterben und des ewigen Todes schuldig seyn müßten, wo nicht Jesus Christus uns zu Hülfe kommen wäre, und solche Schuld und Sünde als ein unschuldiges Lämmlein auf sich genommen hatte, für uns durch sein Leiden bezahlet, und täglich für uns stehet und tritt, als ein treuer barmherziger Mittler, Heyland, und einiger Priester und Bischof unserer Seelen.

Hiemit verwerfe und verdamme ich, als eitel Irrthum, alle Lehre, so unsern freyen Willen preiset, als die stracks wider solche Hülfe und Gnade unsers Heylandes Jesu Christi strebt. Denn weil außer Christo der Tod und die Sünde unser Herr, und der Teufel unser Gott und Fürst ist, kann da keine Kraft noch Macht, kein Witz noch Verstand seyn, damit wir zur Gerechtigkeit und Leben uns könnten schicken oder trachten; sondern müssen verblendet und gefangen, des Teufels und der Sünden eigen seyn, zu thun und zu denken, was ihnen gefället und Gott mit seinen Geboten wider ist.

Also verdamme ich auch beyde neu und alte Pelagianer 1, so die Erbsünde nicht wollen lassen Sünde seyn, sondern solle ein Gebrechen oder Fehl seyn. Aber weil der Tod über alle Menschen gehet, muß die Erbsünde nicht ein Gebrechen, sondern allzugroße Sünde seyn, wie St. Paulus sagt: Der Sünden Sold ist der Tod, Röm. 6, 27. Und abermal: Die Sünde ist des Todes Stachel, 1 Cor. 15, 56. So spricht auch David Ps. 5l.: Siehe ich bin in Sünden empfangen, und meine Mutter hat mich in Sünden getragen; spricht nicht: Meine Mutter hat mit Sünden mich empfangen, sondern ich, ich, ich bin aus sündlichem Saamen gezeuget, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen, das ist, ich bin im Mutterleibe aus sündlichem Saamen gewachsen, wie das der Hebräische Text vermag.

Demnach verwerfe und verdamme ich auch, als eitel Teufels Rotten und Irrthum, alle Orden, Regel, Klöster, Stift, und was von Menschen über und außer der Schrift ist erfunden und eingesetzet, mit Gelübden und Pflichten verfasset, ob gleich viel grosser Heiligen drinnen gelebt, und als die Auserwählten Gottes zu dieser Zeit dadurch verführet, und doch endlich durch den Glauben an Jesum Christ erlöset und entronnen sind. Denn dieweil solche Orden, Stifte und Secten der Meynung gelebt und gehalten werden, daß man durch solche Wege und Werke wolle und möge selig werden, der Sünde und dem Tode entlaufen: so ists eine öffentliche, greuliche Lästerung und Verleugniß der einigen Hülfe und Gnade unsern einigen Heylandes und Mittlers Jesu Christi; denn es ist uns sonst kein Name gegeben, durch welchen wir sollen selig werden, ohne dieser, der da heißt Jesus Christus, Apostg. 4, 12. und ist unmöglich, daß mehr Heylande, Wege oder Weise seyen, selig zu werden, ohne durch die einige Gerechtigkeit, die unser Heyland Jesus Christus ist und hat, uns geschenkt, und für uns gegen Gott gestellet, als unser einige Gnadenstuhl, Röm. 3, 25.

Wohl wäre es fein, so man Klöster oder Stift der Meynung hielte, daß man junge Leute darinnen lehrte Gottes Wort, die Schrift und christliche Zucht, dadurch man feine geschickte Männer, zu Blschoffen, Pfarrherrn und anderley Diener der Kirchen, auch zu weltlichem Regiment tüchtige gelehrte Leute, und feine züchtige gelehrte Weiber, so hernach christlich haushalten und Kinder aufziehen könnten, zurichtete und bereitete. Aber einen Weg der Seligkeit da suchen, das ist eine Teufels-Lehre und Glauben, 1 Tim. 4.

Aber die heiligen Orden und rechten Stifte, von Gott eingesetzt, sind diese drey: Das Priesteramt, der Ehestand, die weltliche Obrigkeit. Alle die, so im Pfarramt oder Dienst des Worts funden werden, sind in einem heiligen, rechten, guten, Gott angenehmen Orden und Stand, als die da predigen, Sacrament reichen, dem gemeinen Kasten vorstehen, Küster und Boten oder Knechte, so solchen Personen dienen rc.. Solches sind eitel heilige Werke vor Gott.

Also wer Vater und Mutter ist, Haus wohl regiert und Kinder zeuget zu Gottesdienst, ist auch eitel Heiligthum und heilige Werk und heiliger Orden. Desgleichen wo Kinder oder Gesinde den Eltern oder Herren gehorsam sind, ist auch eitel Heiligthum, und wer darinn funden wird, der ist ein lebendiger Heiliger auf Erden.

Also auch Fürst oder Oberherr, Richter, Amtleute, Kanzler, Schreiber, Knechte, Mägde, und alle, die solchen dienen, dazu alle, die unterthäniglich gehorsam sind, ist alles eitel Heiligthum und heilig Leben vor Gott. Und das darum, daß solche drey Stifte oder Orden in Gottes Wort und Gebot gefasset sind. Was aber in Gottes Wort gefasset ist, das muß heilig Ding seyn; denn Gottes Wort ist heilig und heiliget alles, das an ihm und in ihm ist.

Ueber diese drey Stifte und Orden, ist nun der gemeine Orden der christlichen Liebe, darinnen man nicht allein den dreyen Orden, sondern auch insgemein einem jeglichen Dürftigen mit allerley Wohlthat dienet, als speisen die Hungrigen, tränken die Durstigen, vergeben den Feinden, bitten für alle Menschen auf Erden, leiden allerley Böses auf Erden. Siehe, das heißen alles eitel gute heilige Werk. Denn noch ist keiner solcher Orden ein Weg zur Seligkeit, sondern bleibet der einige Weg über diese alle, nemlich der Glaube an Jesum Christum.

Denn es ist gar viel ein anders, heilig und selig seyn. Selig werden wir allein durch Christum; heilig aber beyde durch solchen Glauben, und auch durch solche göttliche Stift und Orden. Es mögen auch Gottlose wohl viel heiliges Dinges haben, sind aber darum nicht selig drinn; denn Gott will solche Werk von uns haben zu seinem Lob und Ehre, und alle die, so in dem Glauben Christi selig sind, die thun solche Werke, und halten solche Orden.

Was aber vom Ehestand gesagt ist, soll man auch vom Wittwen- und Jungfrauenstande verstehen; denn sie gehören doch zum Hause und zum Haushalten. So diese Orden und göttlichen Stifte nicht selig machen, was sollten denn die Teufels-Stifte und Klöster thun, so blos ohne Gottes Wort aufkommen sind, und darzu wider den einigen Weg des Glaubens streben und toben.

Zum dritten glaube ich an den heiligen Geist, der mit Vater und Sohn ein wahrhaftiger Gott ist, und vom Vater und Sohn ewiglich kömmt, doch in einem göttlichen Wesen und Natur eine unterschiedliche Person. Durch denselbigen, als eine lebendige, ewige, göttliche Gabe und Geschenk, werden alle Gläubigen mit dem Glauben und andern geistlichen Gaben geziert, vom Tode auferweckt, von Sünden gefreyet, und fröhlich und getrost, frey und sicher im Gewissen gemachet. Denn das ist unser Trotz, so wir solches Geistes Zeugniß in unserm Herzen fühlen, daß Gott will unser Vater seyn, Sünde vergeben und ewiges Leben geschenket haben.

Das sind die drey Personen und Ein Gott, der sich uns allen selbst ganz und gar gegeben hat mit allem, das er ist und hat. Der Vater giebt sich uns, mit Himmel und Erden sammt allen Creaturen, daß sie (uns) dienen und nütze seyn müssen. Aber solche Gabe ist durch Adams Fall verfinstert, und unnütze worden. Darum hat darnach der Sohn sich selbst auch uns gegeben, alle seine Werke, Leiden, Weisheit und Gerechtigkeit geschenket, und uns dem Vater versöhnet, damit wir wieder lebendig und gerecht, auch den Vater mit seinen Gaben erkennen und haben möchten.

Weil aber solche Gnade niemand nütze wäre, wo sie so heimlich verborgen bliebe, und zu uns nicht kommen könnte, so kömmt der heilige Geist, und giebt sich auch uns ganz und gar; der lehret uns solche Wohlthat Christi, uns erzeiget, erkennen, hilft sie empfahen und behalten, nützlich brauchen und austheilen, mehren und fördern. Und thut dasselbige beyde innerlich und äußerlich: innerlich durch den Glauben und andere geistliche Gabe; äußerlich aber durchs Evangelium, durch die Taufe und Sacrament des Altars, durch welche er, als durch drey Mittel oder Weise, zu uns kömmt, und das Leiden Christi in uns übet und zu Nutz bringet der Seligkeit.

Darum halte und weiß ich, daß, gleichwie nicht mehr, denn Ein Evangelium, und Ein Christus ist, also ist auch nicht mehr denn Eine Taufe. Und daß die Taufe an ihr selbst eine göttliche Ordnung ist, wie sein Evangelium auch ist. Und gleichwie das Evangelium darum nicht falsch oder unrecht ist, ob es etliche fälschlich brauchen oder lehren, oder nicht glauben; also ist auch die Taufe nicht falsch noch unrecht, ob sie gleich etliche ohne Glauben empfiengen oder gaben, oder sonst mißbrauchten. Derhalben ich die Lehre der Wiedertäufer und Donatisten und wer sie sind, so wiedertäufen, gänzlich verwerfe und verdamme.

Eben so rede ich auch und bekenne das Sacrament des Altars, daß daselbst wahrhaftig der Leib und Blut im Brod und Wein werde mündlich gegessen und getrunken, obgleich die Priester, so es reichen, oder die, so es empfahen, nicht glaubeten oder sonst mißbrauchten. Denn es stehet nicht auf Menschen Glauben oder Unglauben, sondern auf Gottes Wort und Ordnung. Es wäre denn, daß sie zuvor Gottes Wort und Ordnung ändern und anders deuten, wie die jetzigen Sacraments Feinde thun, welche freylich eitel Brod und Wein haben; denn sie haben auch die Wort und eingesetzte Ordnung Gottes nicht, sondern dieselbigen nach ihrem eigenen Dünkel verkehret und verändert.

Demnach glaube ich, daß eine heilige christliche Kirche sey auf Erden, das ist, die Gemeine und Zahl oder Versammlung aller Christen in aller Welt, die einige Braut Christi und sein geistlicher Leib, deß er auch das einige Haupt ist, und die Bischöffe oder Pfarrherren nicht Häupter, noch Herren, noch Bräutigam derselben sind, sondern Diener, Freunde, und (wie das Wort Bischof gibt) Aufseher, Pfleger oder Vorsteher.

Und dieselbige Christenheit ist nicht allein unter der Römischen Kirchen oder Pabst, sondern in aller Welt, wie die Propheten verkündiget haben, daß Christi Evangelium sollte in alle Welt kommen, Ps. 2. Ps. 19, 5. Daß also unter Papst, Türken, Persern, Tartaren, und allenthalben die Christenheit zerstreuet ist leiblich, aber versammlet geistlich in Einem Evangelio und Glauben, unter Ein Haupt, das Jesus Christus ist. Denn das Papstthum gewißlich das rechte antichristische Regiment, oder die rechte widerchristische Tyranney ist, die im Tempel Gottes sitzt, und regiert mit Menschengebot, wie Match. 24, 24. Christus, und 2 Thess. 2, 4. Paulus verkündigen. Wiewohl auch daneben der Türke und alle Ketzereien, wo sie sind, auch zu solchem Greuel gehören, so in der heiligen Stätte zu stehen geweissaget ist; aber dem Papstthum nicht gleich.

In dieser Christenheit, und wo sie ist, da ist Vergebung der Sünden, das ist, ein Königreich der Gnaden und des rechten Ablaß. Denn daselbst ist das Evangelium, die Taufe, das Sacrament des Altars, darinnen Vergebung der Sünden angeboten, erholet und empfangen wird, und ist auch Christus und sein Geist und Gott daselbst. Und außer solcher Christenheit ist kein Heil noch Vergebung der Sünden, sondern ewiger Tod und Verdammniß; obgleich grosser Schein der Heiligkeit da ist und viel guter Werk, so ists doch alles verloren. Solche Vergebung der Sünden aber ist nicht auf einmal als in der Taufe zu gewarten, wie die Novater lehren, sondern so oft und vielmal man derselbigen bedarf bis in den Tod.

Das Ablaß aber, so die päpstische Kirche hat und gibt, ist eine lästerliche Trügerey: nicht allein darum, daß sie über die gemeine Vergebung, so in aller Christenheit durch das Evangelium und Sacrament gegeben wird, eine sonderliche erdichtet und anricht, und damit die gemeine Vergebung schändet und vernichtet, sondern daß sie auch die Genugthuung für die Sünde stellet und gründet auf Menschenwerk und der Helligen Verdienst, so doch allein Christus für uns genug thun kann, und gethan hat.

Für die Todten, weil die Schrift nichts davon meldet, halt ich, daß aus freyer Andacht nicht Sünde sey, so oder desgleichen zu bitten: Lieber Gott, hats mit der Seelen solche Gestalt, daß ihr zu helfen sey, so sey ihr gnädig rc. Und wenn solches einmal geschehen ist, oder zwier, so laß es genug seyn. Denn die Vigilien und Seelmessen und jährliche Begängnisse sind kein nütze, und ist des Teufels Jahrmarkt.

Wir haben auch nichts in der Schrift vom Fegfeuer, und ist freylich auch von den Poltergeistern aufbracht; darum halt ich, daß nicht noch sey, eins zu glauben. Wiewohl Gott alle Ding möglich, auch wohl könnte die Seelen peinigen lassen nach dem Abschied vom Leibe; aber er hats nicht lassen sagen noch schreiben: darum will ers auch nicht gegläubt haben.

Ich weiß aber sonst wohl ein Fegfeuer; aber davon ist nichts in der Gemeine zu lehren, noch dawider mit Schriften oder Vigilien zu handeln.

Die Heiligen anzurufen, haben andere angriffen, ehe denn ich; und mir gefällt es und glaubs auch, daß allein Christus sey, als unser Mittler, anzurufen; das gibt die Schrift und ist gewiß. Vom Heyligenanrufen ist nichts in der Schrift, darum muß es ungewiß und nicht zu glauben seyn.

Die Oelung, so man sie nach dem Evangelii hielte, Marc. 6, 15, ließe ich gehen; aber daß ein Sacrament daraus zu machen sey, ist nichts. Denn gleichwie man anstatt der Vigilien und Seelmessen wohl möchte eine Predigt thun vom Tod und ewigen Leben, und also bei dem Begräbnis beten und unser Ende bedenken, wie es scheint, daß die Alten gethan haben; also wäre es auch wohl fein, daß man zum Kranken gienge, betete und vermahnete, und so man daneben mit Oele wollt ihn bestreichen, sollt frey seyn, im Namen Gottes.

Also darf man auch kein Sacrament aus der Ehe und Priesteramt machen; sie sind sonst heilige Orden an ihnen selbst genug. So ist ja die Buße nichts anders, denn Uebung und Kraft der Taufe. Daß die zwey Sacramenta bleiben, Taufe und Abendmahl des Herrn neben dem Evangelio, darinnen uns der heilige Geist Vergebung der Sünden reichlich darbeut, gibt und übet.

Für allen Greueln aber halt ich die Messe, so für ein Opfer oder gut Werk gepredigt und verkauft wird, darauf denn jetzt alle Stift und Klöster stehen, aber (ob Gott will,) balde liegen sollen. Denn wie. wohl ich ein großer, schwerer, schändlicher Sünder bin gewesen, und meine Jugend auch verdammlich zubracht und verloren habe, so sind doch das meine größesten Sünden, daß ich so ein heiliger Mönch gewesen bin, und mit so viel Messen über fünfzehn Jahr lang, meinen lieben Herrn so greulich erzürnet, gemartert und geplagt habe. Aber Lob und Dank sey seiner unaussprechlichen Gnade gesagt in Ewigkeit, daß er mich aus solchem Greuel geführet hat, und noch täglich mich (wiewohl fast undankbaren) erhält und stärkt in rechtem Glauben.

Demnach ich gerathen habe und noch rathe, die Stift und Klöster sammt den Gelübden zu lassen, und sich herausgeben in die rechten christlichen Orden, auf daß man solchen Greueln der Messen und lästerlichen Heiligkeit, als der Keuschheit, Armuth, Gehorsam, dadurch man vornimmt, selig zu werden, entlaufe. Denn so fein es gewesen ist im Anfang der Christenheit, Jungfraustand zu halten; so greulich ists jetzt, daß man dadurch Christus Hülfe und Gnade verleugnet; denn man wohl Jungfrau, Wittwe und keusch leben kann ohne solche lästerliche Greuel.

Bilder, Glocken, Meßgewand, Kirchenschmuck, Altar, Licht und dergleichen, halt ich frey, wer da will, der mags lassen. Wiewohl Bilder aus der Schrift und von guten Historien ich fast nützlich, doch frey und willkürig halte; denn ichs mit den Bilderstürmern nicht halte.

Am letzten glaube ich die Auferstehung aller Todten am jüngsten Tage, beyde der Frommen und Bösen, daß ein Jeglicher daselbst empfahe an seinem Leibe, wie ers verdienet hat, und also die Frommen ewiglich leben mit Christo, und die Bösen ewiglich sterben mit dem Teufel und seinen Engeln. Denn ichs nicht halte mit denen, so da lehren, daß die Teufel endlich auch werden zur Seligkeit kommen.

Das ist mein Glaube; denn also gläuben alle rechte Christen, und also lehret uns die heilige Schrift. Was ich aber hie zu wenig gesagt habe, werden mir meine Büchlein gnugsam Zeugniß geben, sonderlich die zuletzt sind ausgangen in vier oder fünf Jahren. Deß bitte ich, alle fromme Herzen wollten mir Zeugen seyn und für mich bitten, daß ich in solchem Glauben feste möge bestehen, und mein Ende beschließen. Denn (da Gott für sey,) ob ich aus Anfechtung und Todesnöthen etwas anders würde sagen, so soll es doch nichts seyn, und will hiemit öffentlich bekennet haben, daß es unrecht und vom Teufel eingegeben sey. Dazu helfe mir mein Herr und Heyland Jesus Christus, gebenedeyet in Ewigkeit, Amen.

Quelle: Kraußold, Lorenz - Das Betbüchlein Lutheri

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/l/luther/b/luther-bekenntnis_des_glaubens.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain