Luther, Martin - Bedenken über das Gespräch zu Marburg.

Luther, Martin - Bedenken über das Gespräch zu Marburg.

Um 1529

Nach Mehreren ist es nicht von Luther, sondern von Melanchthon verfaßt. Vgl. Seckendorf II. 137.

Ich habe für meine Person keine Scheu, mit Oekolampadio und seines Gleichen von dem Sacrament zu reden, derhalben ich's auch vor dem Landgrafen nicht abgeschlagen; und wollte Gott, es möchte füglich geschehen, denn dieser Handel ist nicht gering, und ihr Vorgeben hat einen Schein, hat auch einen großen Anhang Aller, so gelehrt geachtet im ganzen deutschen Land, aus Ursachen, die ich weiß; aber es fehlet ihnen an einem Stück, daß sie noch nicht wissen, wie schwer ist, vor Gott zu stehen ohne Gottes Wort; Vorwitz und Frevel kann nicht anders handeln, denn wie sie handeln.

Mit Zwingeln zu handeln ist unfruchtbar; so ist auch gedacht, daß er nicht, sondern OEkolampadius sollte gefordert werden, und so er schon gefordert, ist doch nicht zu hoffen, daß er kommen würde. Wenn nun die Andern, so dem Zwingel zu Lieb diesen Tanz tanzen, schon genugsamen Unterricht haben, würden sie dennoch Scheu haben, sich mit uns zu vergleichen; und so man zusammenkommen sollte, müßten nicht allein sie und die Unsern dabei sein; sondern auch etliche von Papisten, gelehrte und vernünftige Männer, die unser beider Bewegen anhörten: sonst würde es viel Reden machen, die Lutherischen und Zwingler zögen zu Haufen, Conspirationes zu machen etc. Auch würden die Zwingler, so Niemand als unparteiisch dabei gewesen, vielleicht desto mehr rühmen wollen: derhalben habe ich dem Landgrafen angezeigt, daß, so man zusammenkäme, noth wäre, daß Leute dabei wären von Papistischen als Unparteiische. Ich kenne Etliche, die, ich hoffe, zu bewegen wären, daß sie von ihrem Irrthum abstünden, nämlich Hedio und Ambrosius Blarer; aber mit den Andern würde es ärger, und möchte darnach mehr Unruhe daraus kommen, wie nach der Leipzigischen Disputation geschehen. Item, es ist nicht gut, daß der Landgraf mit denen Zwinglern zu thun habe, er hat sonst mehr Lust zu ihnen, als ich sorge, dann gut ist: denn die Sache ist dermaßen, daß sie spitzige Leute, dafür ich den Landgrafen auch halte, sehr anficht; und fället die Vernunft auch leichtlich auf das, das sie begreift, sonderlich wenn gelehrte Leute dazu stimmen, die der Sache aus der Schrift eine Gestalt machen, als dann viel gelehrte Leute jetzund dem Zwingel anhangen; aber mir ist diese Sache also angelegen, und habe mich, soviel möglich, darum erkundet, und beruhe darauf, daß ich's mit den Straßburgern nicht halten will mein Lebenlang, und weiß, daß Zwingel und seine Gesellen unrecht vom Sacrament schreiben.

Quelle: Zimmermann, Dr. Karl - Die reformatorischen Schriften Dr. Martin Luthers

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