Lisco, Friedrich Gustav - Die Offenbarung Gottes in der Natur.

Lisco, Friedrich Gustav - Die Offenbarung Gottes in der Natur.

Röm. 4, 17.
Gott rufet dem, das nicht ist, daß es sei.

Hebr. 11, 3.
Durch den Glauben merken wir, daß die Welt durch Gottes Wort fertig ist, daß Alles, um das man flehet, aus nichts geworden ist.

Offenb. 4, 11.
Herr, Du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre, und Kraft; denn Du hast alle Dinge geschaffen, und durch Deinen Willen haben sie das Wesen, und sind geschaffen.

Apostg. 14, 17.
Gott hat sich selbst nicht unbezeuget gelassen, hat uns viel Gutes gethan, und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, unsere Herzen erfüllet mit Speise und Freude.

Tritt hinaus, siehe gen Himmel und zähle die Sterne! Kannst du sie zählen? Welch ein erhabener Anblick, der gestirnte Himmel! Die tausend und aber tausend Welten, das ganze himmlische Heer in der Höhe am Firmament! Die hellen Sterne zieren den Himmel, durch Gottes Wort halten sie ihre Ordnung und wachen sich nicht müde! Und über ein Kleines so erbleicht ihr Glanz und ihr Schimmer erlischt, denn fern im Osten wird es helle, purpurrothe Glut verbreitet sich; die Verkündigerin des Lichtes der Welt, die Morgenröthe, erscheint, gleich dem Bogen, den der Herr in die Wolken gesetzt hat, ein Friedensbote, der einen neuen Gnadentag verkündet. Von der Welt Ende, wo ihr eine Hütte gemacht ist, gehet die Sonne hervor, wie ein Bräutigam aus seiner Kammer, und freuet sich wie ein Held zu laufen den Weg; sie gehet auf an einem Ende des Himmels, und läuft um bis wieder an das, selbige Ende, und bleibet Nichts vor ihrer Hitze verborgen. Sie gibt aller Welt Licht, und ihr Licht ist das allerhelleste Licht; im Mittag trocknet sie die Erde, und wer kann vor ihrer Hitze bleiben? Sie machet es heißer, denn viel Oefen, und brennet die Berge, und bläset eitel Hitze von sich, und gibt so hellen Glanz von sich, daß sie die Augen blendet. Das muß ein großer Herr sein, der sie gemacht hat, und hat sie heißen so schnell laufen! - Nun im Glanze der Sonne liegt die ganze Schöpfung vor meinem Auge entfaltet da, wie ein aufgeschlagen Buck. Ueberall erblicke ich Leben, mannigfaltiges Leben, auf der Erde, in den Lüften und im Wasser! Tausend Geschöpfe regen sich, und der Mensch geht an seine Arbeit! Und wer ist der Baumeister, der dies Haus gemacht, wer der Urheber, der dies Alles ins Dasein gerufen hat? Ihn sieht mein Auge nicht; er wohnt in einem Lichte, da Niemand zukommen kann; ihn, den Seligen und allein Gewaltigen, den König aller Könige, den Herrn aller Herren, hat kein Mensch gesehen, noch kann ein Mensch ihn sehen. Licht ist sein Kleid, welches er an hat, der Himmel ist sein Stuhl, die Erde seiner Füße Schemel! O, Herr, mein Gott, Du bist sehr herrlich, Du bist schön und prächtig geschmückt. Du breitest aus den Himmel, wie einen Teppich, Du wölbest es oben mit Wasser, Du führest auf den Wolken, wie auf einem Wagen, Du gehest auf den Fittigen des Windes!

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Veste verkündiget seiner Hände Werk; ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht thut es kund der andern; es ist keine Sprache noch Rede, da man nicht ihre Stimme höre. Aber nicht alle Geschlechter der Menschen verstehen diese Stimme Gottes; nicht alle meine Brüder auf Erden erkennen den Gott, der sie gemacht, den Schöpfer, der alle diese Herrlichkeit geschaffen hat. Ihr Blick ist umnachtet, ihr Herz ist verdüstert; sie sehen das Buch der Natur, aber sie wissen nicht, wer es geschrieben hat. Hieroglyphen sind ihnen die Werke Gottes! Das ist die Macht der Sünde, daß die Heiden die Offenbarung in der Natur nicht für eine Offenbarung Gottes erkennen. Samen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht hören nicht auf, so lange die Erde steht; und die Heiden sehen diesen Wechsel, und schmecken die Gaben und Güter der Erde, aber den Geber erkennen sie nicht; sie nehmen die Wohlthaten hin, ohne die darreichende Hand zu ehren. Tiefer und immer tiefer sind sie in das ungöttliche Wesen versunken, in ihrem Tichten sind sie eitel geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert; da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren worden, und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild, gleich dem vergänglichen Menschen, und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechen, den Thiere. O welch ein trauriger Zustand, wenn der Mensch seinen Schöpfer nicht erkennt, zu dessen Bilde er doch erschaffen ist! Welch eine beklagenswerthe Finsterniß, wenn die Seele ohne Gott dahingeht, ohne den wahren Gott, ohne den lebendigen Gott, der Leben und Odem allenthalben gibt, ohne den allmächtigen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde, der die Liebe ist und bei dem Weisheit sich findet und Verstand ohne alle Maaßen.

Ich danke Dir, mein Gott, daß Du mir die Augen des Geistes geöffnet hast, daß ich Dich als den Urheber des Lebens erkenne! Ich glaube, daß Du mich geschaffen hast sammt allen Creaturen; du hast mir Leib und Seele, Augen und Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben! Ich glaube es, denn Dein Wort sagt es mir. Durch den Glauben merken wir, daß die Welt durch Gottes Wort fertig ist, daß Alles, was man stehet, aus Nichts geworden ist. Nicht Baumeister der Welt, nicht Ordner bloß des großen Ganzen, Schöpfer ist unser Gott; so er spricht, so geschieht's; so er gebeut, so stehet es da! Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht, und alles sein Heer durch den Geist seines Mundes! Er sprach: Es werde Licht, und es ward Licht! Was im Buche der Natur der gefallene Mensch, der durch die Sünde verblendete, nicht zu lesen vermag, das sagt uns das andere Buch der Offenbarung Gottes, die heilige Schrift, das theure Bibelbuch: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde; von ihm, durch ihn, zu ihm sind alle Dinge! Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Ja, alle Dinge sind durch das Wort geschaffen, welches im Anfange war, und bei Gott war, und Gott war, und ohne dasselbige ist Nichts gemacht, was gemacht ist durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über Alles, durch den Sohn hat Gott auch die Welt gemacht durch ihn, der das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborne vor allen Creaturen ist, ist Alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, Beides, die Thronen und Herrschaften, und Fürstenthümer und Obrigkeiten; es ist Alles durch ihn und zu ihm geschaffen, und er ist vor Allen, und es besteht Alles in ihm.

Wunderbares, unergründliches Geheimniß der Schöpfung! Zwar unser Wissen ist Stückwerk, aber groß sind die Werke des Herrn, und wer ihrer achtet, der hat eitel Lust daran! Darum will ich preisen des Herrn Werke, obwohl es auch den Heiligen von dem Herrn noch nie gegeben ist, daß sie alle seine Wunder aussprechen könnten, denn der allmächtige Herr hat sie zu groß gemacht, und alle Dinge sind zu groß, nach Würden sie zu loben. Er allein erforschet den Abgrund; er beweiset seine große Weisheit herrlich; wie lieblich sind alle seine Werke, wiewohl man kaum ein Fünklein davon erkennen kann.

Welche Harmonie und Symmetrie nehme ich wahr an den Werken des Herrn, im Großen wie im Kleinen! Es sind immer Zwei gegen Zwei, und Eins gegen Eins! Symmetrisch ist der menschliche Leib geordnet; ebenmäßig sitzen zu beiden Seiten am Stiele die Blätter der Acazie, regelrecht sind die Staubfäden der Blume und Blüthe gestellt; Ordnung und Regelmäßigkeit allenthalben, denn unser Gott ist. ein Gott der Ordnung. Deshalb nannte der kunstbegabte Hellene, mit feinem Gefühle die sinnvolle Anordnung alles Geschaffenen erkennend, das große Ganze der Schöpfung, welches seinem äußeren Auge sich darbot, Kosmos, Zierde, Schönheit; aber das verbarg sich seinem geistigen Auge, daß alle diese Pracht und Herrlichkeit nur der Saum war am Kleide des Herrn, der Herr selber unendlich viel herrlicher und erhabener, als sein Werk. Nur wir, erleuchtet vom Worte des Herrn, erkennen alles Erschaffene als eine Offenbarung seiner Herrlichkeit, als einen Abglanz seiner Allmacht, Weisheit und Güte, als einen Strahl aus der Lichtfülle seines göttlichen Wesens. Und wenn wir, hingenommen von der Schönheit der Welt, ausrufen: Herr, wie sind Deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll Deiner Güte! wenn wir gleich viel sagen, so können wir es doch nicht erreichen. Wenn wir gleich Alles hoch rühmen, was ist das? Er ist doch noch viel höher, als alle seine Werke. Der Herr ist unaussprechlich groß, und seine Macht ist wunderbarlich. Lobet und preiset den Herrn, so hoch ihr vermöge!, Er ist doch noch höher! Preiset ihn aus allen Kräften und lasset nicht ab, noch werdet ihr's nicht erreichen. Wer hat ihn gesehen, daß, er von ihm sagen könnte? Wer kann ihn so hoch preisen, als Er ist? Wir sehen seiner Werke das Wenigste, denn viel größere sind uns noch verborgen. Alles, was da ist, das hat der Herr gemacht, und gibt's den Gottesfürchtigen zu wissen. Mag immerhin unser Lob den Allerhöchsten nicht würdig preisen, noch unser schwacher Preis die Vollkommenheiten des allein Weisen und Guten so erheben, wie sich's gebührt: im Werke offenbaret sich der Meister, und das Werk soll den Meister loben.

Tausend Sternen-Heere
Preisen meines Gottes Ehre. -
Mich, ruft der Baum in seiner Pracht,
Mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht!
Gebt unserm Gott die Ehre!

Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Ich will mit einstimmen in das Lob meines Schöpfers, einstimmen in den Chor der geflügelten Sänger in den Lüften, mitloben mit allen Creaturen. Lobet den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seine Befehle ausrichtet, daß man höre die Stimme seines Wortes! Lobet den Herrn, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den Herrn, meine Seele!

Ach, nimm das arme Lob auf Erden,
Mein Gott, in allen Gnaden hin!
Im Himmel soll es besser werden,
Wenn ich den Engeln ähnlich bin;
Da sing ich Dir im höhern Chor
Viel tausend Hallelujah vor!

Nicht stören soll es mich in meinem Lobe, nicht soll es verstummen machen meinen Dank, wenn ich in der Natur zerstörende Kräfte, die Macht des fressenden Feuers und die Gewalt des daherfluthenden Wassers wahrnehme. Ich weiß:

Was unser Gott erschaffen hat.
Das will er auch erhalten,
Darüber will er früh und spat
Mit seiner Gnade walten.

Er macht auch Feuerflammen zu seinen Engeln und Sturme winde zu seinen Dienern. Alle Kräfte und Mächte dienen nur Ihm. Neue Gestaltungen führt der Oden, des Herrn herbei; Er erneuert die Gestalt der Erde; sie veraltet, aber Er bleibt, wie Er ist; sie verwandelt sich, wie ein Kleid, wenn Er sie verwandelt, aber Er ist gestern und heut und in Ewigkeit Derselbe, ein gütiger Gott, und ein allmächtiger Herr, der allen Geschöpfen gütig ist, und unsere Herzen sättigt mit Speise und Freude!

In den Jahrtausenden, die schon hinter uns liegen, hat die Menschheit die Natur zum Gegenstande ihrer sorgfältigsten Betrachtung und der gründlichsten Erforschung gemacht; die Bahnen der Gestirne hat man entdeckt, und ihre Entfernung bestimmt; in die Tiefe der Erde ist man eingedrungen, ihre verborgensten Ge, setze hat man ans Licht gezogen, ihre Geheimnisse belauscht; von der Ceder bis zum Ysop hat Nichts dem denkenden Verstande des Menschen sich zu entziehen vermocht, und in immer weiterem Kreise auf immer vollständigere Weise hat der Mensch jenes Wort seines Schöpfers zu erfüllen gesucht, der ihn zum Herrn der Erde gemacht: Machet sie euch unterthan! Und wohin bis jetzt noch der betrachtende Blick und die tief eingehende Forschung gedrungen ist, da hat Regelmäßigkeit und Zweckmäßigkeit, da haben Tiefen der Weisheit und Güte sich offenbart, so daß wir an der Herrlichkeit des Werkes die noch größere Herrlichkeit des Schöpfers zu erkennen vermögen; und wenn ich Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt, nicht ersehe, so bin ich ohne Entschuldigung. Oeffne mir denn, o Gott, die Augen, daß ich die Wunder der Schöpfung und in ihnen Dich selber erkenne! Laß mich nicht kalt und ungerührt an Deinen großen und vielen Werken vorübergehen, die noch heute in jugendlicher Frische und Schönheit strahlen, wie am Tage der vollendeten Schöpfung, wo Du ansahest Alles, was Du gemacht hattest, und siehe da, es war sehr gut, vollkommen, ein Spiegel Deiner Vollkommenheit!

Daß die Schöpfung noch heute besteht, daß sie fortdauert in ihren Gattungen und Geschlechtern, daß ihre Gesetze und Ordnungen unverändert gelten, - wer ist es, der sie also erhält? Der Erlöser sagt: Mein Vater wirket bisher; unausgesetzt ist sein segnendes Wirken, sein erhaltendes Schaffen, sein schaffendes Erhalten; nicht hat der Schöpfer von seinem Werke seine Hand abgezogen, nicht hat er sie, wie ein Uhrwerk, sich selbst überlassen, daß sie nun in eigner Kraft bestände, und ein selbstständiges Sein hätte. Er träget Alles mit seinem kräftigen Wort; Er sorgt für alle Geschöpfe, und gibt einem jeglichen, was es bedarf; das Brüllen der jungen Löwen nach Raub, das Rufen der Raben nach Futter höret der Allerhalter; Aller Augen warten auf Dich, o Herr, und Du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit; Du thust Deine Hand auf, und erfüllest Alles was lebet mit Wohlgefallen! Du feuchtest die Berge von oben her; Du machest das Land voll Früchte, die Du schaffest. Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, daß Du Brot aus der Erden bringest; und daß der Wein erfreue des Menschen Herz, und seine Gestalt schön werde vom Oel, und das Brot des Menschen Herz stärke. Auch für mich hast Du, Gott, Schöpfer und Vater, bis diesen Augenblick recht väterlich gesorgt; von Deiner Vaterhand habe ich das tägliche Brot empfangen; daß ich noch lebe und Deine herrlichen Werke schaue, macht Deine Güte allein. Wenn ich sie öfters verkannt und Dir nicht täglich inbrünstig gedankt habe für alle Deine Wohlthaten, o mein Vater und Erhalter und Versorger, so vergib mir meinen Leichtsinn, meine Undankbarkeit; fortan will es täglich bedenken, daß alle gute und alle vollkommene Gabe von oben herab kommt, von Dir, Du Vater des Lichts! Und täglich will ich Dir die Dankopfer bringen, die Dir gebühren und Dir Wohlgefallen! Dazu stärke mich durch Deinen guten Geist. Amen!

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