Lamparter, Helmut - Die Berge Gottes - Hebe die Augen auf

Lamparter, Helmut - Die Berge Gottes - Hebe die Augen auf

Vorwort

Das vorliegende Büchlein ist die Frucht einer Bibelarbeit, welche auf einer Freizeit in Maloja (Engadin) zu Füßen des Piz da la Margna und des Piz Lunghin am Silsersee mit jungen Menschen gehalten wurde.

Es will ein Gruß sein an die Vielen, die in den letzten Jahren im Angesicht der grandiosen Bergwelt eine dieser unvergeßlichen Freizeiten erleben durften, darüber hinaus ein Gruß an alle, welche die Berge liebhaben.

Sein Ziel ist, den Leser zu einer Wanderung durch die Bibel einzuladen, um im Hören auf Gottes Wort jene Berge zu Gesicht zu bekommen, welche der Psalter „die Berge Gottes“ nennt (Ps. 36,7). Das sind nämlich die Berge, von denen uns allein Hilfe kommt.

Dr. Helmut Lamparter

Hebe die Augen auf!

Im 121. Psalm grüßt uns zu Beginn das Wort: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Was sind denn das für Berge, von denen hier so verheißungsvoll die Rede ist? Sind es die stolzen Gipfel, die stummen Riesen aus Fels und Eis, wie wir sie im Hochgebirge, etwa in den Alpen, vor Augen sehen? Sind es diese steinernen Zeugen von Gottes Schöpfermacht, deren Anblick jeden Freund der Berge immer neu begeistert – leuchtender Traum einer Sehnsucht, die sich erst dann erfüllt, wenn der Fuß auf dem Gipfel steht? Kein Zweifel, daß der majestätische Anblick dieser Berge ein Menschenherz, zumal ein junges Herz, ehrlich begeistern kann. Es ist ein großes Geschenk, wenn es uns vergönnt ist, je und dann einmal unsre Augen zu diesen hohen, leuchtenden Zinnen aufzuheben. Der Anblick der Berge ist eine starke Hilfe, nicht nur unterwärts, sondern aufwärts zu blicken. Und wer je einmal die köstlichen Stunden einer Gipfelrast auf irgendeinem Dreitausender erlebt hat, der wird es bestätigen: Es fällt in solchen Stunden vieles von uns ab, was uns sonst beschwert und niederzieht. Auf einem Gipfel stehen heißt die Welt unter den Füßen haben. Da gewinnt man neue Maßstäbe für das, was groß und klein, was wichtig und unbedeutend in unsrem leben ist. Der Himmel ist nah, und die Luft ist rein; versunken und vergessen ist der Lärm und das Gewühl der Gassen. Ein Gipfel reiht sich an den andern, soweit das Auge schweift, bis zuletzt am fernen Horizont die Konturen der Berge in das zarte Blau des Himmels übergehen. O ja, es ist ein herrlich Ding um diese Wunderwelt der Berge! Ein köstliches Erlebnis ist solch eine Gipfelrast.

Und doch, wer will behaupten, daß uns von diesen Bergen wirklich “Hilfe“ kommt? Nicht nur, daß auf jeden Aufstieg wieder ein Abstieg folgt, daß es gilt, nach kurzer Rast auf solch einer leuchtenden Bergspitze wieder zurückzukehren in das Tal unsrer Mühen und Sorgen, das sich zuweilen zu einer engen, dunklen Schlucht verengt. Täuschen wir uns nicht: Auch die Berge selbst lassen uns im Stich, wenn wir in einer äußeren oder inwendigen Not wirklich der Hilfe bedürftig sind. Sie sind wohl mächtige, aus Fels und Stein aufgetürmte Zeugen von der Majestät des Schöpfer, der Himmel und Erde schuf. Aber die Steine sind stumm. Die Berge schweigen, sie spenden keinen endgültigen Trost. Und wer sie wirklich erlebt hat, der weiß: sie können nicht nur begeistern und entzücken. Sie können auch drohen, vernichten, zermalmen! Ich denke an einen jungen Theologen, der vor Jahren in die Schweizer Berge fuhr, um dort im Walliser Bergland das Manuskript einer wissenschaftlichen Arbeit abzuschließen, welches die Lutherforschung der letzten anderthalb Jahrzehnte wesentlich gefördert hat. Am selben Tag, an dem er die letzten Sätze niederschrieb, ist er droben am Märjelen-See von einem stürzenden Eisblock erschlagen worden! In einem Augenblick war ein junges, hoffnungsvolles Leben, eine große Hoffnung unserer Kirche, ausgelöscht (Wilhelm Link, gest. 14. August 1938 durch einen Unfall in den Bergen nach Vollendung seiner Arbeit über „Luthers Ringen um die Freiheit der Theologie von der Philosophie“ (Chr. Kaiser, München, 1940).

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