Lamparter, Helmut - Ararat - Der Berg des Erbarmens

Lamparter, Helmut - Ararat - Der Berg des Erbarmens

In dem sechshundertsten Jahr des Alters Noah, am siebzehnten Tage des zweiten Monats, das ist der Tag, da aufbrachen alle Brunnen der großen Tiefe, und taten sich auf die Fenster des Himmels, und kam ein Regen auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte. Eben am selben Tage ging Noah in den Kasten mit Sem, Ham und Japhet, seinen Söhnen, und mit seinem Weibe und seiner Söhne drei Weibern, dazu allerlei Getier nach seiner Art. Und der Herr schloß hinter ihm zu.
Da kam die Sintflut vierzig Tage auf Erden, und die Wasser wuchsen und hoben den Kasten auf und trugen ihn empor über die Erde. Und das Gewässer nahm überhand und wuchs sehr auf Erden, daß alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden. Fünfzehn Ellen hoch ging das Gewässer über die Berge, die bedeckt wurden. Da ging alles Fleisch unter, das auf Erden kriecht, an Vögeln, an Vieh, an Tieren und an allem, was sich regt auf Erden, und alle Menschen. Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in dem Kasten war. Und das Gewässer stand auf Erden hundertfünfzig Tage.
Da gedachte Gott an Noah und an alle Tiere und an alles Vieh, das mit ihm in dem Kasten war, und ließ Wind auf Erden kommen, und die Wasser fielen und die Brunnen der Tiefe wurden verstopft samt den Fenstern des Himmels, und dem Regen vom Himmel ward gewehrt, und das Gewässer verlief sich von der Erde immer mehr und nahm ab nach hundertfünfzig Tagen. Am siebzehnten Tage des siebenten Monats ließ sich der Kasten nieder auf das Gebirge Ararat.
1. Mose 7,11 ff.

Wenn wir unsre Augen aufheben zu den Bergen der Bibel, so ragt als Erster ein Berg aus unendlich ferner, grauer Vorzeit vor unsrem inneren Auge auf. Ararat ist sein Name. Wir kennen die Geschichte von Kindheit an, in welcher dieser Berg eine bedeutsame Rolle spielt. Es ist die Geschichte von der großen Flut, die über die Erde ging, eine Urkatastrophe, deren verheerende Gewalt auch in den sagen und Mythen heidnischer Völker ihre Spuren hinterließ. Wasser, unendliche Wasser fluten um diesen Berg – ein einziges, graues, unermeßliches Meer, soweit das Auge reicht. Was ist geschehen? „Es reute Gott, daß Er den Menschen gemacht hatte“, so lesen wir. Denn sie wollten sich von seinem Geist nicht mehr strafen lassen. Da beschließt Gott bei sich selbst: „Ich will die Menschen, die Ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde.“ Wir merken schon: Was hier erzählt wird, ist keine vergangene Geschichte, die wir erst künstlich zum Leben erwecken müßten. Es ist eine sehr moderne Geschichte! So ist es doch, damals und heute: Die Menschen wollen sich von Gottes Geist nicht mehr strafen lassen. Eigensinnig und trotzig halten sie an ihren selbstgewählten, bösen Wegen fest. Gottes Wort gleitet, wenn sie es überhaupt noch hören, spurlos an ihnen ab. Sein Geist stößt auf verschlossene Herzen. Daß wir aus einer Zeit schwerster Gerichte kommen, scheint landauf, landab bereits wieder vergessen zu sein. Und wir müssen uns nur wundern, daß Gott nicht noch ganz anders in seinem Zorn mit uns verfährt. zeigt uns doch diese Geschichte von der großen Flut, die einst über die Erde ging und alles Fleisch unter sich begrub, daß seine Geduld und Langmut sehr wohl ihre Grenzen hat. Es ist nicht so, daß dieser Gott des Menschen bedürfte. Er kann dieses Menschengeschlecht, wenn es sich hartnäckig gegen seinen Schöpfer auflehnt, jederzeit wieder vertilgen und auslöschen. Er hat es getan – damals, als diese entsetzliche Flut über die Erde ging. Wir hören, wie das allein von Gottes Befehl gebändigte Element des Wassers entfesselt wird: Die Brunnen der Tiefe öffnen sich. Die Fenster des Himmels tun sich auf. Tag und Nacht rauscht der Regen in Strömen auf das Erdreich herab. Der Bach wird zum Fluß, der Fluß zum reißenden Strom. Seen und Meere treten über die Ufer. Der riesige Ozean, den die Weltmeere zusammen bilden, erwacht, wie ein schlafender Riese erwacht, und überflutet das offene Land. Höher und höher steigt die Flut, bis sie zuletzt fünfzehn Ellen hoch die höchsten Berge bedeckt und alles, was lebt, unter sich begräbt.

Aber sieh – dort über den Wasser unter dem grau verhangenen Himmel schwimmt und treibt ein seltsamer „Kasten“! Acht Menschen sind darin eingeschlossen, in drangvoller Enge mit vielem Getier. Es ist jenes merkwürdige Fahrzeug, das Noah, der Einzige, der vor Gottes Augen Gnade fand, auf höchsten Befehl notdürftig genug zusammengezimmert hat. Ehe die Flut kam, hat ihn Gott mit eigener Hand samt den Seinen in dieser “Arche“ eingeschlossen. Die steigenden Wasser hoben das Schiff vom Land, und nun treibt es steuerlos hundertfünfzig Tage, also nahezu ein halbes Jahr, über die unendlichen Wasser. Was für eine unheimliche Fahrt! Wie eng und dunkel mag es im Innern dieser Arche gewesen sein, die nur ein einziges kleines Fenster oben in der Decke hat, damit Noah mit den Seinen während dieser Fahrt steil noch oben blicke! Die Eingeschlossenen haben keinerlei Möglichkeit, den Kurs zu bestimmen. Sie wissen nicht, wohin sie treiben, wann und ob die Wasser wieder fallen. Sie sind völlig preisgegeben, ganz und gar auf Gottes Erbarmen geworfen. Wir wissen nicht, was im Herzen Noahs und der Seinen vorging in diesen langen, bangen Tagen und Nächten. Aber auch dieser Noah war ein Mensch wie wir, und es ist anzunehmen, daß er sich mit seinem Glauben genau so jeden Tag auf dem schmalen Grat zwischen Zuversicht und Angst, Hoffnung und Verzweiflung befand, den jeder, der mitten im Abgrund der Welt Glauben halten will, so gut aus der Erfahrung seines Herzens kennt. Was soll aus ihm und den Seinen werden? Gibt es noch eine Rettung in diesem Umringtsein von lauter Verderben und Untergang? Es ist nur eine Frage der Zeit, und die kargen Vorräte sind aufgezehrt. Sie müssen, auch wenn sich das durchaus nicht seetüchtige Fahrzeug über den Wassern noch eine Zeitlang halten sollte, in seinem Innern verhungern und verschmachten. Und als ein Monat um den andern verstreicht, wird die Frage zur täglichen Anfechtung: Wie, wenn uns Gott vergessen hat?!

Nein, Gott hat diesen Noah nicht vergessen. Er hat ein Auge auf ihn. Die ganze Zeit hat Er das elende Fahrzeug nicht aus den Augen verloren. Er läßt den Glauben dieses kleinen Häufleins, das als ein „heiliger Rest“ durch die Katastrophe der Menschheit hindurchgerettet wird, nicht zuschanden werden. “Da gedachte Gott an Noah“, so hören wir. Er gibt ihn nicht preis dem schrecklichen Untergang. Gott zeigt sein Erbarmen mitten im Gericht. Was geschieht? Plötzlich geht ein Ruck durch das Schiff, es ächzt in allen Fugen, es läuft auf! Eine einsame Bergspitze ist aus der Flut aufgetaucht. Sie erhebt sich aus den langsam sinkenden Wassern. Und siehe: Von Gottes Hand gesteuert, von Gottes Befehl gelenkt treibt die Arche genau auf diese Bergspitze zu und stößt auf festen Grund. „Am siebzehnten Tag des siebenten Monats ließ sich der Kasten nieder auf das Gebirge Ararat.“ Wahrlich dieser Berg ist es wert, daß wir seiner nicht vergessen: Ararat – Berg des Erbarmens! Berg der Rettung mitten im Gericht! Ragendes Denkmal von Gottes Treue! Er wird zum Zeichen, zum Beweis und Unterpfand seines gnädigen Gedenkens. Es ist der Berg, auf dem die Verlorenen nach banger Ungewißheit wieder festen Grund unter die Füße bekommen. Es lohnt sich, daß wir diesen Berg genauer betrachten. Hier, wenn irgendwo, kann es uns deutlich werden, was es um das Erbarmen Gottes ist.

1. Es ist ein Erbarmen mitten im Gericht

So wunderbar die gnädige Rettung Noahs und seiner Familie ist, so gibt uns doch die Geschichte Anlaß, über den schonungslosen Ernst des Gerichts zu erschrecken, das der allmächtige Gott hier über die Menschenwelt verhängt. Die ganze Erzählung ist eine schroffe Korrektur jenes harmlosen Zerrbilds von Gott, das in manchen Köpfen spukt. Sie beweist, daß der „liebe Gott“, der die Dinge auf Erden treiben läßt und zu allem Ja und Amen sagt, jedenfalls nicht der Gott der Bibel, sondern eine Erfindung, ein Wunschbild des menschlichen Herzens ist. Der Gott, den die Bibel verkündet, zürnt und straft, droht und warnt, verwirft und verdammt. Er kann nicht nur vergeben, segnen und beglücken, Er kann auch richten und vernichten. Und wer etwa meinen sollte, dieser zürnende Gott sei nur im Alten Testament vertreten, wird gleich am Eingang des Römerbriefes eines andern belehrt: “Gottes Zorn ist offenbart vom Himmel her über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten (Röm. 1,18). Gewiß äußert sich dieser Gotteszorn heute nicht – noch nicht – in der Form der jähen, allumfassenden Katastrophe. Gott hält den Bund, den Er nach der Flut mit Noah geschlossen hat. Er hat Geduld mit uns, eine erstaunliche Geduld auch mit denen, die Ihn verachten und Seiner spotten. Er gibt bis zur Stunde allen Menschen Raum zur Buße. Aber die Schrift sagt deutlich, daß diese Zeit der Geduld und Langmut Gottes befristet ist. „Gleichwie es zu der Zeit Noahs war – sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien bis an den Tag, da Noah zur Arche einging, und sie achteten’s nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle hinweg, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns“ (Matth. 24,37 ff.). Dieses Herrnwort ist nicht nur eine Warnung vor Leichtsinn und Sicherheit. Es ist zugleich die drohende Ankündigung einer zweiten (letzten!) Weltkatastrophe, die mit vernichtender Gewalt über alles gottlose Wesen der Menschen ergehen wird, nicht weniger schonungslos wie zu Noahs Zeiten, mit dem einzigen Unterschied, daß das Element der Vernichtung wechselt. An Stelle des Wassers wird am Ende das Feuer zum Instrument des göttlichen Gerichts (2. Petr. 3,7). Nur wer um diesen kommenden Gerichtstag Gottes weiß und sich vor seinem Zorn fürchten lernt, wird verstehen, was es heißt, bei diese Gott Gnade und Erbarmen finden. Sein Erbarmen wird darin bestehen, daß wir in diesem Gericht bewahrt und wunderbar errettet werden.

Hinzu kommt, daß wir alle nicht erst am jüngsten Tage, sondern schon jetzt und hier diesem zürnenden, richtenden Gott begegnen. „Das macht Dein Zorn, daß wir so vergehen, das macht Dein Grimm, daß wir so dahinmüssen“ (Psalm 90,7). In unsrem Sterben erfahren wir Gottes Gericht über unsre böse, verkehrte Art. Er bescheinigt uns handgreiflich, daß unser sündiges Leben nicht wert ist, noch länger unter seinen Augen gelebt zu werden. Pausenlos, Tag und Nacht, ergehen die Todesurteile vom Himmel her über alles Fleisch. Keiner ist ausgenommen, keiner weiß, wann er selbst an der Reihe ist. Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen! Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, hat Er seine Barmherzigkeit vor Zorn verschlossen? Man möchte es zuweilen befürchten. Aber die Geschichte Noahs bezeugt uns das Gegenteil. „Da gedachte Gott an Noah“, so haben wir gehört. Mitten im Gericht geschieht’s, daß Gott diesem und jenem ein Zeichen seines gnädigen Gedenkens gibt. An diesem Gedenken Gottes hängt unsre Rettung, eben darin erweist sich sein gnädiges Erbarmen. „Fürchte dich nicht“, so ruft Er uns zu in seinem Wort, „Ich habe dich erlöst, Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. So du durchs Wasser gehst, will Ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht ersäufen; und so du ins Feuer gehst, soll dich die Flamme nicht versengen“ (Jes. 43,1 f.). Das ist kein leeres Wort, so gewiß es aus dem Munde Gottes geht. und damit wir es für gewiß und teuer achten, hat uns Gott in der heiligen Taufe diese seine Zusage gleichsam verbrieft und versiegelt. An dieses Zeichen halte dich, wenn Tod und Gericht dein Gewissen schrecken! Du darfst um Christi willen, in dessen Namen dieses gnädige Zeichen der Taufe an dir geschehen ist, hinfliehen von dem zürnenden zu dem gnädigen Gott und dich mitten im Gericht seines Erbarmens mit fester Zuversicht getrösten. Worin besteht dieses Erbarmen? so haben wir gefragt. Man kann es noch genauer sagen:

2. Es besteht darin, daß wir festen Grund unter die Füße bekommen

Sieh ihn dir an, diesen Ararat, wie er aufsteigt aus der Flut des Zorns, des Gerichts, des Untergangs – ein Gipfel der Rettung, ein Berg des Erbarmens, ein Ort, da Noah nach der langen, bangen Fahrt über die drohende Tiefe wieder festen Grund und Boden unter die Füße bekommt! Er ist ein sprechendes Bild und Gleichnis für das, was der Glaube empfängt und gewinnt, der sich an die gnädige Zusage Gottes klammert. Durch den Glauben geschieht’s daß wir einen festen Standort gewinnen und jubeln dürfen: Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält! Worauf beruht diese Gewißheit? Darauf, daß uns Gott in seiner Barmherzigkeit, ohn all unser Verdienst und Würdigkeit, mitten in dieser Welt, in der alles, was wir anfassen, so brüchig und flüchtig ist, das Zeichen, die Zusage seines gnädigen Gedenkens gibt. Dieses Zeichen, diese Zusage ist völlig unabhängig von unsrem Wollen und Laufen, Können und Leisten, unabhängig von unsren Stimmungen und Erfahrungen. Es widerfährt uns von außen her – nicht anders, wie die Arche urplötzlich, ohne Noahs Zutun, auf dieser einsam aufragenden Bergspitze sich festgehakt und ihren Ankerplatz gefunden hat. Wo immer der lebendige Gott in seinem Wort und Sakrament ein Menschenkind seines Erbarmens versichert, da ist Ararat! Es ist gut und notwendig, daß wir uns mit unsrem Glauben in diesem seinem Wort und Sakrament verankern, also nicht auf das verlassen, was wir selbst besitzen und im Herzen tragen, nicht auf unsre eigne Christlichkeit, weder auf unsre Bekehrung noch auf unsre Heiligung. Das alles ist kein Fundament, das wirklich trägt und standhält in der Anfechtung. Das alles kann uns der Teufel zerbröseln und zersetzen, daß nichts, aber auch nichts, woran wir uns halten könnten, in unsren Händen bleibt. Was uns hält und trägt, ist allein die freie, gnädige Zusage Gottes, das “äußerlich, mündlich Wort“, wie Luther gern sagt, dem Gott als ein „Petschaft und Siegel“ das Sakrament hinzufügt. Es ist das einzig Gewisse in dieser Welt, wo alles bricht und fällt und dem Untergang geweiht ist. Wir haben ein Wort gehört, das aus dem Munde Gottes geht: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ Mehr braucht es nicht, um in dieser bedrohten Welt, in diesem armen, todumringten Leben Glauben zu halten.

Alles recht und gut, sagst du, aber woher weiß ich denn, ob diese gnädige Zusage Gottes auch mir persönlich gilt? Darf ich denn, was dem Noah widerfahren ist, so ohne weiteres für mich in Anspruch nehmen? Was für ein kleines Häuflein ist damals gerettet worden, insgesamt acht Seelen! Die Frage, die hier auftaucht, ist nicht von der Hand zu weisen. Man muß sie durchaus ernst nehmen. In der Tat ist diese Gnade Gottes kein Allerweltsartikel. Wem gilt sie, wen umfängt und rettet Sein Erbarmen? Wenn wir mit dieser Frage unsre Geschichte betrachten, so bekommen wir eine eindeutige Antwort:

3. Es gilt denen, die sich fürchten vor seinem Wort

Das ist doch das Besondre, das Gott an diesem Noah gefunden hat. Er hat – als einziger unter seinen Zeitgenossen – Gottes Wort ernstgenommen. Unter blauem Himmel, auf trockener Erde, mitten auf dem Festland beginnt er auf Gottes Befehl mit dem Bau der Arche. Sicherlich hat es an Spöttern nicht gefehlt. Jedermann hat über diesen „Narren“ seine Glossen gemacht. Aber Noah fragt nichts darnach. Ihm gilt, was Gott sagt, mehr als was all die klugen und dummen Menschen sagen. Er achtet die drohende Ansage des Gerichts aus Gottes Mund für gewisser als alles, was sein eigner Verstand dagegenspricht. So kommt es zum Gehorsam! Ehe noch ein Tropfen Regen auf die Erde fällt, läßt sich Noah in den „Kasten“ von Gottes Hand einriegeln. Warum? Weil er sich fürchtet vor seinem Wort. Eben deshalb hat Gott ein besondres Auge auf ihn. Deshalb geschieht’s, daß er mitten im allgemeinen Verderben errettet wird. Wir sehen und lernen daraus: Gottes Augen sehen nach dem Glauben! Er läßt seine Gnade walten – damals und heute – über denen, die Ihn fürchten. Es ist nicht an dem, daß Er die Menschheit in Bausch und Bogen verdammen würde. Sein Gericht vollzieht sich nicht in Form einer summarischen Justiz. Gott macht einen Unterschied zwischen denen, die sein Wort ernst nehmen, und der breiten Masse derer, die es in den Wind schlagen. „Vor Ihm ist ein Denkzettel geschrieben für die, so den Herrn fürchten und an seinen Namen gedenken“ (Mal. 3,16). Ein jeder hat es selbst in der Hand, ob sein Name auf diesem „Denkzettel“ geschrieben steht.

Sobald uns dies aufgeht, wissen wir, wo wir in dieser Welt unsren Platz zu wählen haben: Nicht bei denen, die diesen Gott überhaupt nicht ernst nehmen, die Ihn für ohnmächtig oder tot erklären, sondern bei denen, die sich von seinem Wort und Geist strafen lassen. Mit gutem Grund haben die Väter in der Arche das Urbild der Kirche gesehen, und es geht aus diesem Bild klar hervor, wer recht eigentlich in dieser Welt zu dieser „Kirche“ gehört. Sie ist die Schar, das Häuflein derer, die Gottes Wort für gewisser achten als alle andren Stimmen um uns und in uns, die sich einriegeln lassen von seiner Hand in diesen Ort der Bergung und Rettung, die sich blindlings seiner Führung anvertrauen und mitten im Strudel des Verderbens unentwegt steil nach oben blicken. Daß wir uns doch nicht vom Geist unsrer Umwelt anstecken oder abtreiben lassen oder gar von den Spöttern (diesen elendesten unter allen Kreaturen!) imponieren und irremachen lassen! Laß sie spotten, laß sie lachen, Gott, mein Heil, wird in Eil sie zuschanden machen. Du aber sei unverzagt, sei getrost, und harre des Herrn! Keiner wird zuschanden, der seiner harret! Bis zur Stunde ragt sein „Ararat“ aus der drohenden Flut, in der alles Lebendige versinkt. Hier wirf den Anker des Glaubens aus!

Ich hatte Gottes Zorn verdienet
Und soll bei Gott in Gnade sein,
Er hat mich mit sich selbst versühnet
Und macht durchs Blut des Sohns mich rein.
Wo kam dies her? Warum geschieht’s?
Erbarmung ist’s und weiter nichts!

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